Mit dem Wohnmobil nach Marokko
Was kostet eine Reise nach Marokko, wie sicher ist dieses Land für Wohnmobilreisende, welche Highlights und Schattenseiten könntest du vorfinden?
Marokko – so unterschiedliche Eindrücke
Lange Zeit kam für uns Marokko als Reiseziel nicht wirklich in Frage. Zu abschreckend waren die Erzählungen und der Marokko-Reisebericht von befreundeten Wohnmobilreisenden. Irgendwann aber fragten wir uns: wenn es denn da so schrecklich ist, warum fahren sie dann immer wieder da hin? Man berichtete uns von vermüllten Landstrichen, allgegenwärtiger Tierquälerei, aufdringlichen Marokkanern, unhygienischen Zuständen … Was ist da dran?
Fakt ist: Marokko liegt in Afrika. Auch, wenn die europäischen Einflüsse nicht zu übersehen sind, es ist ein afrikanisches Land mit dem Islam als oberste Religion. Daher läuft vieles anders. Wer sich auf seiner Reise durch Marokko also europäische Standards wünscht, der wird sich in diesem Land vielleicht nicht wohl fühlen. Außer, er verbringt seine Zeit irgendwo auf einem Campingplatz. Wer jedoch offen ist, sich auf Land und Leute einlassen will, der braucht nicht mehr als ein bisschen gesunden Menschenverstand und Toleranz.
Unsere Eindrücke nach der ersten Marokko Rundreise mit dem Wohnmobil:
Die Menschen sind nicht ganz so aufdringlich wie man es uns erzählte. Ja, man wird oft angesprochen, manchmal auch auf penetrante Art – und zwar dann, wenn wir uns als Touris in einer Touriregion bewegen und die Marokkaner davon leben, den Touris etwas zu verkaufen. Ein klares Nein verstehen und akzeptieren sie jedoch meist.
Mit dem Müll ist es nicht ganz so schlimm wie man es uns erzählte. Ja, es gibt Ecken, die sind unglaublich vermüllt. Dann wieder ist super sauber. Die Sache mit dem Recycling steckt in Marokko noch in den Kinderschuhen, wenn überhaupt. Müll wird verbrannt oder verscharrt, Abwasser wird verkappt. Aber, es tut sich was. Beispielsweise gibt es in Marokko bereits seit ein paar Jahren keine Plastiktüten mehr.
Fazit: Bilde dir deine eigene Meinung!
Mit dem Wohnmobil in Marokko unterwegs: Straßen & Verkehr
Das Fahren mit dem Wohnmobil gestaltet sich in Marokko meist recht angenehm, manchmal aber auch herrscht das (scheinbar) blanke Chaos. Bundesstraße, Landstraße oder Autobahn – kein Problem. Meist sind es gut ausgebaute Straßen, und man merkt, dass hier in die Infrastruktur investiert wird. Wenn du aber gerade durch einen Ort willst, in dem Markttag (Souk) ist, dann kann das schonmal anstrengend sein. Oder wenn dein Navi dich durch Dörfer leitet, deren enge Straßen eigentlich nicht für Wohnmobile gedacht sind. Pisten sind in Marokko auch so eine Sache. Ich sage es mal so: jede Piste hat seinen Grund. Am Ende kommt plötzlich ein Dorf, oder es gibt keinerlei Wendemöglichkeit, oder oder. Es ist auf jeden Fall immer spannend.
Die Autobahn kostet Maut, aber nicht viel. Wenn du Strecke machen möchtest lohnt es sich auf jeden Fall, die Autobahn zu nehmen. Sie ist in durchweg gutem Zustand, und der Verkehr hält sich meist in Grenzen. Bezahlt wird an den Mautstationen.
Kfz Versicherung für Marokko
Schau auf deine grüne Versicherungskarte: ist Marokko durchgestrichen? Dann solltest du jetzt deinen Versicherungsmakler anrufen. Um nachzufragen, ob du eine Karte inklusive Marokko bekommst. Manche Versicherungen machen es auf Nachfrage so, andere verlangen einen Aufpreis. Zahle ihn, denn alles ist besser als die Notwendigkeit, eine marokkanische Kfz Haftpflichtversicherung abschließen zu müssen. Denn diese kostet für drei Monate stolze 190€, und ob sie im Ernstfall was bringt, das weiß man nicht so genau. Du brauchst sie aber, denn wenn du ohne diese Kfz Haftpflicht in eine Polizeikontrolle gerätst, dann kann es wohl richtig teuer werden.
Erwarte übrigens nicht, dass dein Unfallgegner eine Versicherung hat.
Marokko ohne Allrad?
Wir sind 10 Wochen lang durch Marokko gefahren, ohne ein Allrad Wohnmobil. Das geht sehr gut. Was freilich nicht so gut geht, das sind Ausflüge auf die Piste und in den Sand. Man kommt ein Stück weit, aber dann ist es rum. Wir sind noch ein Stück weiter gekommen, denn wir hatten zwei Allrad Wohnmobile als Begleitfahrzeuge mit dabei. Sonst hätten wir es nicht gewagt. Unsere Erkenntnis: mit einem normalen Wohnmobil machen lange, ruppige Pisten keinen Spaß. Mit einem Allrad-Wohnmobil auch nicht, aber da kann man zwischendurch ja auch Sandpisten fahren. Das macht Spaß.
Fazit: Nein, du brauchst für Marokko kein Wohnmobil mit Allrad. Es macht aber mehr Spaß mit Allrad.
Mit dem Hund nach Marokko
Wir sind mit zwei Hunden nach Marokko eingereist. Das ist auch kein Problem, niemand hat nach den Hunden gefragt. Vorbereiten solltest du deine Tour nach Marokko dennoch, denn da ist ja noch die Ausreise, zurück in die EU. Und da benötigst du:
- den Heimtierausweis,
- der Hund muss gechippt sein,
- und du brauchst einen Tollwut-Titer-Nachweis.
Das ist sehr wichtig. Wir wurden bei der Wiedereinreise nicht kontrolliert – andere jedoch schon, und zwar sehr genau. Wenn du da die Papiere für deinen Hund nicht zusammen hast, dann kann das echt blöd ausgehen.
In Marokko selbst hatten wir keine Probleme mit unseren Hunden. Allerdings muss ich sagen: wir haben uns selten länger in Städten aufgehalten. Agadir beispielsweise ist berüchtigt – hier legen selbst die Behörden in großem Stil Giftköder aus um die vielen Streuner loszuwerden.
Eindrücke von unterwegs: die Marokkaner und ihre Tiere
Für mich persönlich ein Grund, warum ich lange nicht nach Marokko wollte: Erzählungen davon, wie die Marokkaner mit ihren Tieren umgehen. Nun muss ich sagen: ich glaube diese Erzählungen durchaus, kann sie aber nicht bestätigen. Fakt ist, dass das Tier einen anderen Stellenwert hat. Tiere sind in Marokko in erster Linie Nutztiere, und keine Haustiere. Nutztiere sind wertvoll, sie ernähren die Familie. Die Empathie gegenüber den Tieren ist nicht so ausgeprägt.
Hunde gelten als unrein, und viele Marokkaner haben Angst vor Hunden. Zumindest vor großen Hunden (portugiesische Streuner sind eher größer) – unsere kleinen Portugiesen fanden sie meist ganz knuffig. Tollwut ist in Marokko wohl auch noch aktiv. Marokkaner halten sich eher noch Katzen als Haustiere.
Einen marokkanischen Hund mit nach Hause nehmen
Ich möchte es erwähnen, denn so manch einer ist schon auf die Idee gekommen, sich einen marokkanischen Junghund ins Wohnmobil zu packen. Die Verlockung ist tatsächlich groß, denn überall trifft man auf Hunderudel mit süßen Welpen. Alte Hunde habe ich in Marokko kaum gesehen, man kann sich denken wie das kommt. Einen marokkanischen Welpen nach Europa zu bringen ist nicht einfach. Heimtierausweis und Chip sind kein Problem, der Tollwut-Titer-Nachweis jedoch ist eine etwas langwierigere Sache. Einen Hund nach Europa reinzuschmuggeln ist auch keine gute Idee. Wenn du an der Grenze auffliegst, wird es ungemütlich.
Einkaufen, Essen & Trinken in Marokko
Marokkaner sind nicht dick. Das kommt einerseits von dem doch grundsätzlich gesunden Essen. Aber natürlich auch davon, dass viele Menschen in Marokko viele Kilometer laufen – mangels fahrbarem Untersatz. Ich möchte dir empfehlen, dich auf die typisch marokkanische Küche einzulassen. Gehe ins Restaurant, kaufe auf dem Souk ein, in dem Miniladen, der auf den ersten Blick nur wie ein Kiosk aussieht, kaufe dem Fischer seinen Tagesfang ab. Marokko ist frisch, lecker und günstig!
Markt und Supermarkt
In kleinen Orten gibt es keine richtigen Supermärkte. Die Läden sehen meist aus wie vollgestopfte Kioske, und du wirst an der Theke bedienst. Ganz ohne französische Sprachkenntnisse ist das manchmal etwas schwierig, insbesondere wenn du etwas besonderes suchst. Mit Wörterbuch und Fingerzeigen geht das aber.
Zusätzlich gibt es, meist nebenan, noch einen Laden mit Obst und Gemüse. Hier packst du das, was du haben möchtest, in eine Plastikschüssel, und es wird abgewogen. Was aus Marokko kommt ist günstig, ausländische Produkte ist teuer. Dann gehst du weiter, zum Metzger. Und vielleicht noch zum Bäcker. Meist gibt es einen wöchentlichen Souk, also einen Markt. In kleineren Städten gibt es auch täglich so etwas wie eine Open-Air-Markthalle.
Was du in Marokko nicht (oder nur schwer) bekommst
In größeren Städten gibt es auch Supermärkte. Gerade die großen Supermarktketten wie der Marjane sind sehr westlich orientiert. Hier bekommst du alles, außer vielleicht Alkohol und Schweinefleisch. Manche Produkte aus dem Westen sind aber recht teuer. Guter Käse beispielsweise ist unbezahlbar.
Käse, Schweinefleisch, Alkohol, Kaffeebohnen,
Was du unbedingt probieren musst
Der „Berber-Whsikey“ ist den Marokkanern ihr liebstes Getränk. Dabei handelt es sich um Tee mit Zucker. Also eigentlich ist es Zucker mit Tee. Die Auswirkungen von Berber-Whiskey in Kombination mit mangelnder Zahnhygiene ist in so manch einem marokkanischen Grinsen zu erkennen.
Süß lieben die Marokkaner auch ihre Snacks. Billige Schokoriegel findest du überall, in guten Bäckereien auch die aus Frankreich bekannten Blätterteigschnitten mit Cremefüllung. Auch frittiertes Gebäck ist sehr beliebt.
Tajine, das Nationalgericht
Es gibt tatsächlich Menschen, die Reisen seit Jahren mit dem Wohnmobil nach Marokko, und haben noch nie eine Tajine gegessen. Das ist mir persönlich unbegreiflich, denn sie ist gesund und lecker. Von der Fischtajine bis hin zur Tajine mit Ziegenfleisch und Pflaumen – echt lecker. Am besten ist, du kaufst dir eine Tajine in Marokko, denn du kannst sie ganz einfach auf den Gasherd stellen. Ich bin so begeistert davon, dass ich einen Kaufratgeber plus eigene Rezepte zusammen gestellt habe: https://www.crosli.de/tajine/
Stellplätze, Campingplätze und Freistehen in Marokko
Früher war alles besser, da konnte man mit dem Wohnmobil noch am Strand stehen, heute ist ja alles ganz schlimm, nichts geht mehr. Auch das haben wir zu hören bekommen. Und es ist totaler Quatsch. Wir sind sehr viel frei gestanden. Lediglich für Stadtbesuche oder um die Infrastruktur eines Campingplatzes zu nutzen sind wir wirklich mal auf einen solchen gefahren. Meist haben wir beides miteinander kombiniert.
Es gibt in Marokko keine Unterscheidung zwischen Campingplatz und Wohnmobilstellplatz. Normalerweise sind es recht einfache Campingplätze, meist kosten sie 5-10€. In großen Städten wie Marrakesch können Standard und Preis auch etwas höher sein.
Das Freistehen ist tatsächlich nicht landesweit gleich gut möglich. Im Süden des Landes, wo wir uns primär aufgehalten haben, ist es recht einfach – im Landesinnern wie an der Küste (südlich von Essaouira), in der Wüste sowieso. Campingplätze werden ab Dezember voller, und auch so manch bekannter Freistehspot empfinden wir dann als nicht mehr ganz so angenehm. Aber wir sind kreativ im Finden von netten, ruhigen Plätzchen.
Sicherheit
Es ist meist die erste Frage, wenn ich davon erzähle, dass wir auch künftig einen Teil des Winters mit dem Wohnmobil in Marokko verbringen werden: Ist es denn dort nicht super gefährlich? Meine Standardantwort: In Spanien ist es gefährlicher. Und das meine ich auch so. Ich habe es noch nie gehört, dass einem in Marokko das Wohnmobil aufgebrochen oder gestohlen worden wäre. Sicherlich muss man in den engen Gassen von Marrakesch auf seine Wertsachen aufpassen – aber das musst du in Berlin, Rom oder Barcelona auch.
Ich erkläre es mal so: Marokko lebt vom Tourismus. Und wenn einer einem Touristen ans Leder will, dann sollte er sich dabei nicht erwischen lassen – denn da kennen die Behörden keinen Spaß. Gleichzeitig passen die Marokkaner wirklich auf dich auf. Egal, ob du in der Wüste oder auf einem Strandparkplatz stehst. Ich kann nur vermuten, dass der Strandparkplatzwächter zur Rechenschaft gezogen wird, sollte dir an „seinem“ Strand was passieren.
Gerade in den größeren Städten soll es Probleme mit Beschaffungskriminalität geben. Davon haben wir nichts mitbekommen. Die Sache mit den Drogen würde ich mir übrigens gut überlegen: Es ist kein Problem, in Marokko an Gras ranzukommen. Doch damit erwischen lassen möchte ich mich nicht.
Zum Fotografieren, Kiten, Wandern … nach Marokko
Die Kitesurfer fahren nach Dakhla, die Wellenreiter sind überall an der Westküste zu finden, die Wanderer finden im Hohen Atlas pure Wildnis – und viele Steine. Wir sind nicht ganz so sportlich drauf, die Hobbyfotografie genügt uns. Und hier gibt es so viele tolle Motive. Marokko ist bunt, schroff, wild. Wahnsinnige Sternenhimmel, eindrucksvolle Sanddünen, der wilde Atlantik, charmante Altstadtgassen, abenteuerliche Fahrzeuge, … Wenn du gerne fotografierst, wirst du Marokko lieben.
Einzig, worauf ich hinweisen möchte: Fast alle Marokkaner sind Muslime. Und als solche möchten sie oftmals nicht gerne fotografiert werden. Freundlich fragen hilft, und du bekommst ein freundliches Ja oder Nein zurück.
Kosten für eine Wohnmobil Rundreise durch Marokko
Ist Marokko ein teures Reiseland? Nein, eigentlich ist es sehr billig. Eigentlich. Wenn du erst einmal im Süden angekommen ist, lebt es sich in Marokko sehr günstig.
Dirham – die Währung in Marokko
Wir haben bereits in Algeciras beim Kaufen der Fährkarten ein paar hundert Euros in Dirham getauscht: Tanken, Einkaufen, Internetkarte besorgen. Du findest in Marokko aber auch jede Menge Geldautomaten. Hier solltest du im Vorfeld deiner Reise schauen, dass du beim Geld abheben nicht arm wirst. Wir nutzen die kostenlose Kreditkarte der DKB. Hat dein DKB Cash Konto den „Plus“ – Status, dann entstehen dir keinerlei Kosten.
Fixe und variable Kosten
Preise gerundet, Stand Frühjahr 2019:
- Fähre: 190€ (1 Wohnmobil, 2 Personen, hin und zurück)
- Kfz-Versicherung für 3 Monate: 190€
- Campingplatz: 5-10€
- Liter Diesel: ca. 90 Cents
- 1 Kilo Mandarinen, direkt vom Laster: 20 Cents
- 1 Kilo Fleisch für die Tajine, egal von welchem Tier: 8€
- 1 Kilo Datteln auf dem Markt: 1€
- 1GB Internet von Maroc Telecom: 1€
Das normale Visum gilt für drei Monate. Bleibst du auch nur so lange und willst du in den Süden, dann mag es rein wirtschaftlich gesehen günstiger sein, du überwinterst in Spanien. Fähre, Versicherung und Spritkosten sind nicht ohne. Aber wer fährt schon nach Marokko um günstig zu leben?
Wir wollen etwas erleben, Spaß haben, tolle Eindrücke mitnehmen!
Wenn du das auch möchtest, ist eine Rundreise durch Marokko mit dem Wohnmobil eine sehr gute Idee.