Gestrandet, das sind wir – und zwar gleich mehrfach. Erst landen wir an den schönsten Stränden an im Süden von Marokko an. Und am Ende stehen wir blöd da, vor verschlossenen Grenzen zu Europa.


Plage Blanche: Tschüss, du schöner Strand

Na, wer weiß noch, wie der letzte Reiseblogpost zu Ende ging? Richtig, wir stehen am Ende einer elendigen und elendig langen Piste, und hadern mit uns, welche Richtung wir einschlagen sollen. Etwas mehr Risiko, und am Strand entlang fahren? Oder die Vernunft walten lassen, und die Piste zurück?

Okay, die Vernunft hat gesiegt. Erstens haben wir einen Düdo mit dabei, zweitens haben wir selbst keine Erfahrung mit sowas, und drittens haben wir von Anfang an gesagt, dass wir nicht den Strand hoch / runter fahren wollen. Da haben bereits genug andere ihr Fahrzeug versenkt. Und weil wir nicht 100% wissen, wie es nördlich von uns ausschaut, lassen wir es. Und weil Team Düdo dringend telefonieren muss, das Wetter nicht so dolle ist und wir diverse Skorpione in der Nachbarschaft haben, holpern wir nach nur einer Nacht wieder die Piste zurück.

Den beim Fischer erstandenen Fisch packe ich also erst einmal zur Seite. Mir ist gerade ohnehin etwas flau im Magen, da muss ich wirklich keinen Fisch ausnehmen. Die Flauheit im Magen wird übrigens nicht besser, wenn man eine holprige Steinepiste fährt. Zwischenzeitlich wird mir richtig schlecht. Puh, und da habe ich jetzt echt noch 15 Kilometer fröhliches Schaukeln vor mir, na super. Also beim Quadfahren ist mir sowas noch nie passiert ?

Aber es wird dann doch wieder etwas besser, und nach der Piste machen wir noch etwas Strecke auf der geteerten Straße, ehe wir die nächste Piste befahren. Andre hat mal wieder eine Abkürzung gefunden. An die machen wir uns morgen, jetzt ist Zeit für Feierabend.

Unterwegs winkt uns ein Mopedfahrer zu. Es sieht aus, als sei er liegen geblieben. Naja, das sind sie öfters, und nicht selten ist es einfach eine Masche – denn gewunken wird nur bei den Touris, die Einheimischen fallen da längst nicht mehr drauf rein. Wir sind hier aber schon ziemlich abgelegen, und wenn ihm Sprit für sein Moped fehlen sollte, dann steht er hier noch ein Weilchen. Also halten wir, und Andre schaut sich das mal an. Schaut als erstes nach, ob er wirklich einen leeren Tank hat – und tatsächlich, knochentrocken.

Er bekommt von uns zwei Liter Benzin, will diese auch bezahlen, aber ist schon Okay. Ist offensichtlich mal wieder ein Fall von „gerade mal so viel getankt wie Geld da war“. Soll er in Guelmim doch mal schön volltanken …


Plage Blanche: Hallo, du schöner Strand

Nun sind wir ja schon einige Zeit am Atlantik unterwegs, kennen die europäische Küste von Bretagne über Galicien bis runter an die Algarve. Aber dieser Plage Blanche, der ist schon was Besonderes. Und so fahren wir einfach nochmal hin.

Die Piste erweist sich als überraschend gut. Bis auf ein paar Baustellen zwischendurch können wir gut Gas geben, und nach einigen Kilometern sind wir auch schon wieder auf der geteerten Straße, auf der geteerten Zufahrtsstraße zum Plage Blanche. (=franz. für Weißer Strand).

Warum wir gestern die Piste gefahren sind, obwohl es hier eine feine Teerstraße gibt? Weil wir uns seit zwei Monaten anhören, dass man hier nicht stehen kann. Dass man kann oben auf den Klippen nicht stehen, dass das Militär einen daran hindert runter an den Strand zu fahren, dass man unten gleich zweimal nicht stehen kann.

Nun stehen wir hier, und treffen direkt einen Bekannten vom letzten Winter, der seit gestern hier steht. Wir haben feinstes Internet, einen vollen Kühlschrank, Sprit im Quad und das Wasser sollte auch noch ein paar Tage halten. Um uns herum marokkanische Familien, die ihren Sonntag am Strand verbringen, mit Picknick und Fußballspielen.

Und inzwischen haben wir vollends erkannt: die marokkanische Freisteher-Gerüchteküche ist noch schlimmer als die portugiesische. Sie ist einen feuchten Furz wert, wenn überhaupt.

Tag 1, Sonntag: Gassiquaddeln mit Ziva

Die erste Hürde besteht im Einparken auf dem Strand. Oh Moment, nein, die erste Hürde ignorieren wir. Genauer gesagt fährt Team Düdo runter an den Strand, als wäre die Straße eine gut ausgebaute Autobahn. Naja, sie werden da sicherlich auch wieder rauf kommen … Also ist die erste eigentliche Hürde das Einparken auf dem Strand. Team Düdo fährt vor, wie gehabt mit Vollgas. Wir fahren hinterher, und bleiben direkt mal stecken.

Okay, so ganz von ungefähr kommt das nicht. Andre muss bremsen, weil ein Fußball unter den Laster rollt. Und ehe wir den marokkanischen Jungs ihren Fußball kaputt fahren, bremsen wir wieder ab. Anfahren geht dann leider nicht mehr, denn wir haben noch Straßendruck drauf. Also erstmal Luft ablassen.

Wir bleiben nur einige Meter neben der Piste stehen. Großartig auf den Strand zu fahren, das wollen wir eigentlich nicht. Es gibt genug Geschichten von Overlandern, die sich am Plage Blanche festgefahren haben. Also bleiben wir bei den beiden anderen deutschen Allradfahrzeugen stehen.

Am späten Nachmittag bleibt dann auch noch Zeit, um mit Ziva eine Runde zu quaddeln:

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Tag 2, Montag: Vanilleeis ohne Vanille

Wir fahren nun schon seit vielen Wochen durch Marokko, und so langsam läuft unsere Zeit hier ab. Wir sind fest entschlossen, keine europäischen Vorräte mehr zurück nach Europa zu fahren. Also wird es Zeit, dieses ominöse Glas aufzumachen. Ein bisschen Obst kann ja nie schaden. Ein Glas mit eingelegten Beeren und Kirschen, das uns ein Blogleser im Herbst geschenkt hat. Zu Obst passt Eis, also haben wir vor ein paar Tagen Vanilleeis eingekauft.

Also das Vanilleeis beinhaltet keine Vanille, und das Obst ist hochprozentiger als jeder Wodka.

Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. Team Düdo geht im Atlantik baden. Sie empfinden die 18 Grad als angenehm. Okay, der Atlantik ist hier ein bisschen wärmer als in Portugal, vielleicht zwei bis drei Grad. Aber Warmbadetag ist das noch lange keiner …

Tag 3, Dienstag: Sandblechverleih

Wir stehen ziemlich am Anfang des Strandes, nur wenige Meter vom Strandparkplatz und von der Piste entfernt. Nicht das allerruhigste Plätzchen, Autos kommen immer wieder hergefahren. Marokkaner und Touristen, die einmal an den Plage Blanche fahren, um Selfies zu machen.

Nicht alle schaffen es wieder vom Strand – ihre Fahrzeuge sind nicht geländegängig, und/oder die Fahrer haben keine Ahnung von dem, was sie tun. Bleiben dann im Sand stecken – und kommen zu uns, damit wir sie rausziehen. Das Problem ist nur: wir stehen ja hier, weil wir mit dem Laster auf keinen Fall auf den Strand und in die Dünen fahren wollen – weil wir keinen Bock haben, den dort zu versenken. Nun sollen wir die übermütigen und unbedachten jungen Leute da rausziehen? Wenn es nicht anders geht, wird das wohl so sein. Aber erst einmal dürfen die jungen Leute buddeln. Wir drücken ihnen Sandbleche und Schaufel in die Hand, manche bekommen auch noch Tipps, von uns oder von den Nachbarn. Und sie bekommen es alle hin, und wir bekommen unser Bergeequipment wieder zurück.

Tag 4, Mittwoch: schön warm, dieser Winter

Das Wetter wird immer wärmer. Morgens ist es diesig und bewölkt, gegen Mittag kommt die Sonne raus.

Ich gehe mit Ziva quaddeln, Max kommt auch ein bisschen mit.

Der Nachbarshund darf leider nicht, Eckstein hat Leinenarrest – und mit der Leine kann man einfach nicht quaddeln. Ist vielleicht auch besser so. Nicht, dass sie von der Ziva noch das Vögeljagen lernt. Das versuche ich beim Quaddeln in den Griff zu bekommen. Was nicht leicht ist, denn es gibt sehr viele Vögel an diesem Strand …

Wir geben dem restlichen Vanilleeis noch eine Chance: Reste von Himbeeren werden heiß gemacht, und der letzte Packen Schlagsahne wir geschlagen. So muss das sein!

Tag 5, Donnerstag: ganz schön kalt hier!

Irgendwie ist das Wetter nicht in unserem Sinne. Es ist grau, der Himmel ist mit Wolken behangen, und es weht ein frischer Wind. Also entweder, wir verbringen einen Höhlentag am Strand, oder wir ziehen einen Tag eher weiter als geplant.  Wir ziehen.

Da war ja noch die Anfahrt vom Strand. Mit Allrad und Leistung kein Problem, aber für den Düdo? Keiner weiß das. Und so probieren wir es einfach aus. Da Team Düdo bereits Luft ablassen musste um vom Strand runter und rauf auf die Piste zu kommen, sind schonmal gute Voraussetzungen gegeben. Und dann, wie gehabt: Vollgas!

Okay, zugegeben, sieht kaum spektakulär aus. Vermutlich auch weil der Sand recht nass ist, klappt das ganz wunderbar. Oben angekommen laden wir das Quad ein und erhöhen den Luftdruck von Eiwola und Düdo auf Straßenniveau.


Der lauteste Übernachtungsplatz am A…. der Welt

Unser erstes Ziel ist der Marjane in Guelmim. Noch ein paar Besorgungen machen, die marokkanischen Vorräte aufstocken. Viel wollte ich eigentlich nicht einkaufen, doch irgendwie wurde es immer teurer. Naja, für 100 Euro kauft man in Europa ja öfters mal ein, hier in Marokko ist es wirklich die absolute Ausnahme.

Wir möchten die Tage nach Sidi Ifni, doch heute noch nicht. Also fahren wir einfach ein bisschen in die Berge. Eine Piste, die durch die Täler führt, und die recht interessant ausschaut.

Interessant wird sie tatsächlich auch recht schnell. Erst treffen wir auf eine Gruppe festlich gekleideter Frauen, die fröhlich und prozessionsartig vom einen Dorf zum anderen ziehen. Ich glaube, sie wollten mich einladen zum Feste. War vielleicht ein Junggesellinnenabschied oder sowas, ich weiß es nicht genau.

Also weiter zum Dorf. Und da wird es gleich noch interessanter, denn die Dorfdurchfahrt könnte man durchaus als knapp bezeichnen.

Zwischendurch halten wir auch mal an und fragen zwei Männer, ob es denn überhaupt eine gute Idee ist, hier mit dem Lkw weiter fahren zu wollen. Ja ja, überhaupt kein Problem. Am ende hat es tatsächlich gereicht, war aber verdammt eng. Ein Stück weiter sehen wir dann, warum sie so sicher waren: hier fahren Baustellenfahrzeuge rum, Muldenkipper. Die sind ja so ähnlich breit wie es unser Bananenlaster ist.

Ein paar Kilometer weiter finden wir ein nettes Plätzchen. Es ist nicht berauschend schön, dafür hat es zu viele Steine. Auch machen sie die Piste auf mehrere Kilometer neu, und alles ist quasi Baustelle. Naja, was soll’s. Wir parken am Oued ein und sind angetan, dass wir für das abendliche Lagerfeuer kein Feuerholz zusammen suchen müssen, das liegt da schon rum.

Andre und ich sitzen drinnen am PC, da knallt es draußen. Ich höre Schafe mähen, und zwischendurch knallt es immer. Es hört sich an wie ein Schrotgewehr, aber warum sollten sie auf Schafe schießen? Irgendwann gehe ich doch mal raus, und bekomme die Aufklärung: hier wird nicht geschossen, sondern geworfen. Die Hütejungen werfen mit Steinen. Nicht auf die Schafe, sondern hinter die Schafe, damit die vorwärts laufen.

Na gut. Die Schafe sind durch, es wird leiser, nur ab und an holpern ein paar Mopeds über die Piste, neben der wir stehen. Mit der Ruhe ist es am nächsten Morgen recht zeitig vorbei. Denn es kommt ein Bagger angequietscht. Und mit angequietscht meine ich angequietscht. Der müsste wohl schon in WD40 baden, damit das nochmal was wird.

Okay, wir wollten eh weiter.

Die Piste wird mal schlechter und mal besser, mal steiniger und mal grüner.

Es geht durch Täler und über Pässe.

Mal ist es grüner, mal steiniger.

Einfache Zelte, in denen einfache Familien leben, die ihre Tiere hüten.

Zwischendurch kleine Dörfer.

Und immer wieder Brunnen.

Wir schaffen es und kommen auf die geteerte Straße, die wir bis nach Sidi Ifni folgen.


Sidi Ifni

Wir besuchen Sidi Ifni aus zweierlei Gründen. Erstens wollen wir mal wieder schick essen gehen. Zweitens ist hier am Wochenende immer ein großer Souk, also Wochenmarkt.

Also checken wir nach langer Zeit mal wieder auf dem Campingplatz ein. Und zwar nicht auf dem vom letzten Winter, der unten am Meer liegt. Sondern der oben auf den Klippen, direkt in der Stadt, direkt am Souk-Platz. Zum Gassigehen wirklich sehr suboptimal, aber sonst gut. Er ist nicht allzu voll, und vor allem ist das Meer hier oben nicht ganz so laut. Direkt nebenan sind ein Bäcker und ein Supermarkt, und es hat höchstens fünf Katzen auf dem Platz. Schön ist es nicht, da irgendwelcher Bauschutt am Rande gelagert wird, aber einem Franzosen zufolge wird der Campingplatz wohl ohnehin bald einem Appartementhaus weichen.

Wir gehen direkt mal essen. Das Restaurant „Le Nomad“ kennen wir bereits vom letzten Winter, und es ist auch diesmal ausgezeichnet. Wir bekommen ein Menü mit Amuse Gueule, ich nehme ein Auberginen-Gratin als Vorspeise, dann den Oktopus-Calamares-Sepia-Teller als Hauptgang. Nachtisch passt keiner mehr rein. Zusammen mit dem frisch gepressten O-Saft zahlen wir knappe 15€ pro Person. Für marokkanische Verhältnisse kein Schnäppchen, aber allemal sein Geld wert.

Den nächsten Tag verbringen wir mit Wäsche waschen. Die Nachbarn besuchen den Waschsalon, wir nutzen unsere Waschmaschine im Wohnmobil. Und ich wasche, was sich waschen lässt. Inklusive die Hundebetten. Die am Abend noch nicht trocken sind, was die Ziva total unglücklich macht.

Erst, als ich für die Nacht den letzten ungewaschenen Teppich in ihre Hundehöhle lege, ist sie überglücklich, endlich kann sie sich einrollen.

Am Morgen war ich schon beim Bäcker, ein frisches Baguette holen. Und im Supermarkt nebenan etwas Belag für das Baguette. Nachmittags entscheiden wir uns spontan, dass wir Bock auf Pommes haben. Wie praktisch, mal wieder neben einem Supermarkt zu stehen! Also gehe ich rüber und kaufe einen Packen Pommes. Der Vorteil, wenn man ein Tiefkühlfach hat: man muss die 2,5kg Pommes nicht auf einmal aufessen, sondern friert den Rest einfach wieder ein. Wir machen uns am Nachmittag also ein paar Runden Pommes im Backofen. Lassen die Hunde miteinander spielen, waschen Wäsche. Philip und ich gehen am späteren Nachmittag noch eine Runde über den Souk, quasi zum Aufwärmen, und um ein Abendessen zu besorgen. Die Auswahl an Obst, Gemüse, Oliven, Gewürzen usw., ist wirklich der Wahnsinn. Es schaut super lecker aus, und riecht auch alles super lecker. Frische kann man riechen.

Neben den Lebensmitteln findet man viele Stände für Haushaltswaren, daneben ein Flohmarkt. Hier gibt es ein buntes Sammelsurium, es gibt einfach alles, neu und gebraucht. Das Highlight ist definitiv der Stand mit den gebrauchten Kühlschranktüren. Der auch gefundenes Strandgut verkauft.

Heute ist erst Samstag, und der eigentliche Markttag ist erst am Sonntag. Wir checken vormittags in aller Ruhe aus, füllen den Wassertank nochmal, und parken die Fahrzeuge direkt neben dem Soukplatz. Muss man schon nicht so weit schleppen.

Der Markt ist jetzt doppelt so groß, wobei auch sehr viel Flohmarkt-Stände mit dabei sind, und die interessieren mich jetzt weniger. Wir wollen Teppiche kaufen, für die Rückwand des Fahrerhauses. Und noch ein paar andere Dinge, wie Oliven. Der Markt ist dafür echt spitze. Die Teppiche sind echt schön, aber gekauft haben wir sie dennoch nicht – für reine Dekoteppiche waren sie uns dann doch zu teuer. Dafür haben wir 3,5 Kilos an eingelegten Oliven gekauft. Bei 18 Dirham das Kilo (also 1,75€) konnten wir uns einfach nicht zurückhalten.

Der Souk spiegelt so ein bisschen die Geschäftsstruktur wider, die man in Marokko wieder findet: es gibt viele kleine Erzeuger und Händler. Und sie haben entweder alles, oder sie haben nur ein Produkt. So gibt es auf dem Markt diverse Händler, die einfach nur Eier verkaufen. Oder nur Oliven. Oder nur Kräuter. Oder nur Fladenbrote.

Strandsuche.

Wir sind durch mit dem Markt, und wollen weiter die Küste hoch. Den hübschen Strand vom letzten Jahr, das wäre schon schön, wenn man da noch stehen kann. Team Düdo ist auch fast soweit, sie versuchen gerade noch herauszufinden, was und wohin der Tramper möchte. In die nächste Stadt, an den Strand, zur nächsten Straße? Möchte er nur mitfahren oder gleich einziehen? Verwirrende Informationen kommen bei uns an. Aber, er fährt erstmal mit. Aber nur ein paar Kilometer – denn keiner weiß so genau was er will, und weil der Verdacht aufkommt, dass er bei Team Düdo einziehen will, darf er an der nächsten Tanke aussteigen.

Wir fahren den Strandparkplatz an, an dem wir bereits letzten Winter für längere Zeit gestanden sind. Dort fuhren wir weg, weil man mit großem und lautem Maschineneinsatz begonnen hat, den Platz neu zu schieben – nachdem ein paar Männer mit Plan und Messgeräten über den Platz stiefelten. Wir dachten es uns bereits da, dass die Freisteherei nun vorbei sein könnte. Und so ist es nun auch. Zwar ist es immer noch ein Parkplatz, jetzt mit Mäuerchen, aber er ist nun bewirtschaftet und nachts darf man nicht parken. Doch der Parkwächter schickt uns einen Strand weiter, wo man nachts parken kann. Gut, den hatten wir ohnehin als Plan B. auf dem Zettel.

Ich weiß noch ganz genau, warum wir den Plan B – Strand letztes Jahr nicht angefahren haben: Die Einfahrt auf die Piste war schlecht. Sieht jetzt aber gar nicht so schlimm aus, aber wir lassen trotzdem mal Team Düdo vorfahren. Sie können eher noch wenden, sollte es blöd werden. Aber alles gut, und am Strand vorne stehen auch bereits ein paar Camper. Bunte, französische Camper und ein noch bunterer Reisebus, außerdem der Schweizer, den wir letztes Jahr bereits am Nachbarstrand getroffen haben. Marokko ist echt klein. Egal, wo wir hinkommen, man trifft jemanden, den man irgendwie von irgendwoher kennt. Die marokkanischen Parkplatzbetreiber wollen 25 Dirham pro Nacht, der Platz ist gut, der Strand ist bombig, das Wetter auch. Hier bleiben wir.


Strandtage.

Wir verbringen einige Tage am Strand. Bei Ebbe ist es ein gewöhnlicher Strand, bei Flut jedoch richtig groß. Er schafft es auf jeden Fall in die Top 5 der Atlantikstrände!

Hier kann man entspannt und offiziell stehen – was aber nur wenige tun, denn die Einfahrt vorne an der 1-2 Kilometer entfernten Straße sieht recht abschreckend aus. Und so stehen auch nur ein paar Busse rum. Ungefähr fünf Esel streifen durch die Gegend, und angesichts der irre vielen Federn gab es bei jemandem letztens Hühnchen. Sonst geht es aber müllmäßig, da hat man schon schlimmeres gesehen.

2-4x am Tag düddelt man in Richtung Strand los. Oder geht mal schauen, wo Max sich wieder rumtreibt: der schweizer Nachbar hat Streicheleinheiten im Angebot, Max hat direkt mal angedockt. Ziva findet dafür die junge Ridgebackdame ganz dufte.

Die kann mit ihr über den Strand toben, auch wenn ihr Vorderlauf seit einem Autounfall matsche ist. Ein Fischer verkauft mir Fisch, und so könnten wir hier ewig stehen bleiben.

Man kann in alle drei Richtungen ein bisschen Gassi gehen. Nördlich gibt es eine Fischerhütte, zu der sowas wie ein Trampelpfad führt. Okay, eigentlich ist da irgendwann mal ein Esel lang gelaufen, und die Crocs sind hierfür nicht die beste Wahl. Geht aber.

Die Nachbarn laden uns zum veganen Burgeressen ein, wir trinken die letzten Bier- und Weinvorräte, die Hunde toben am Strand, und irgendwie sind jetzt ein paar Fotos übrig, bitteschön:


Diashow: 100 Bilder aus 66 Tagen

Unsere Zeit durch den Süden habe ich mal zusammen gefasst. Auch nach dem Aussortieren sind stolze 100 Bilder zusammengekommen (naja, so ungefähr), aus den letzten 66 Tagen (naja, so ungefähr) im Süden von Marokko. War ja schon eine schöne Zeit 🙂

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Was denn nun los?

Nebenbei beobachte ich diese Coronavirus Problematik. Und stelle plötzlich fest, dass Marokko die Grenze zu Italien komplett dicht gemacht hat. Also nicht nur ein bisschen, sondern richtig: Man kommt nicht nach Italien raus, und von Marokko aus auch nicht nach Italien rein. Das verwirrt mich – warum sollte man nicht ausreisen können? Das führt dann auch dazu, dass die Fährgesellschaft Grimaldi die Verbindung Tanger Med > Genua einstellt.

Und stellt es vor die Frage, ob wir eine Woche eher gen Norden fahren sollten. Denn nach Italien könnte Spanien das nächste Land sein, in dem sich der Coronavirus ausbreitet. Ich wäre vorher sehr gerne in Portugal. Mein Baugefühl sagt ja, lass uns fahren, und nach etwas Beratschlagung in kleiner Runde beschließen wir die Abfahrt am nächsten Tag. Hoch bis nach Tanger in drei Fahretappen. Ätzend, aber gut machbar.

Der erste Fahrtag läuft ohne größere Zwischenfälle. Es dauert etwas, bis wir auf der Autobahn sind, dann aber geht es flott und immer stur geradeaus. Der Übernachtungsplatz ist am Rande eines Eukalyptuswäldchens. Nicht schön, aber ruhig. Und nachdem wir den örtlichen Sicherheitsbeauftragten davon überzeugen können, dass uns in dem Wäldchen keine Gefahr droht, weil wir haben ja drei Hunde die auf uns aufpassen, können wir hier auch stehen bleiben.

Der zweite Fahrtag ist Autobahn. Wir steuern einen Campingplatz nördlich von Casablanca an, gute 300 Kilometer sind es bis dahin. Ein paar Kilometer vor dem Ziel kommt die Nachricht: Sprunghafter Anstieg von Corona-Fällen in Spanien, alle Fährverbindungen zwischen Spanien und Marokko sind gecancelt. Okay, das steht bei Facebook drin, das muss ja noch nichts heißen – zumal jegliche Googlesuchen da keine Erleuchtung bringen. Die Anfrage bei der Fährgesellschaft sagt auch was anderes: sie fahren, heute und auch morgen, kein Fährstopp in Sicht. Also gut. Wir geben nochmal Gas, und machen aus zwei Tagesetappen eine. Knappe 600 Kilometer sind es bis Larache. Dort nochmal volltanken, und im Marjane noch ein bisschen Bargeld ausgeben.

Wir sitzen abends auf dem Stellplatz von Larache, trinken den letzten Wein und das letzte Bier. Da sagt der Nachtwächter irgendwas von „Fermez“, mehr verstehe ich nicht. Wir sagen nein, alles gut, unsere Fähre fährt. Doch kaum sitzen wir drin am Computer, verstehe ich was er meint: da fährt gar nichts mehr. Der Hafen ist geschlossen, und jetzt sind wirklich alle Fährverbindungen nach Spanien gecancelt.

Ja was ist das denn für ein Scheiß. Da hetzen wir 1000 Kilometer über die Autobahn, um nur wenige Stunden nach der Fähre im Norden anzukommen. Nochmal bei der Fährgesellschaft nachgefragt: Ceuta > Spanisches Festland, das fährt noch wie gehabt. Und die Grenze soll auch noch offen sein.

Nun sind wir schon fast da, nun können wir auch noch unsere letzte Option ausloten. Also beschließen wir, früh morgens nach Ceuta zu fahren. Ceuta ist spanisches Hoheitsgebiet auf dem marokkanischen Festland.

Um 5 Uhr geht’s los. Erst wecken wir den Nachtwächter, dann sicher noch ein paar andere Campingplatzbewohner. Es geht auf die Autobahn, die nachts übrigens recht abenteuerlich ist. Unbeleuchtete Lkw auf dem Standstreifen, irgendwer winkt wie wild mit Taschenlampen umher, Schafherden am Straßenrand, Lastwagen haben kaum Licht, und über ihre Bremskraft reden wir besser nicht.

Und als wir um 7:30 Uhr morgens ankommen, hat die marokkanische Polizei das Gebiet bereits abgeriegelt – die Grenze ist zu, hier kommst du nicht rein. Und wir kommen momentan wohl einfach nicht aus Marokko raus.

Ich bin übernächtigt und gerade auch ziemlich stinkig. Ich habe mich so auf Portugal gefreut. Den Scheiß hätten sie doch auch eine Woche später machen können. Oder eine Woche eher, dann würden wir jetzt noch schön am Strand rumdüddeln. Jetzt stehen wir am Mittelmeer, ganz im Norden. Keiner weiß, wann die Grenze wieder aufgeht – in ein paar Tagen, in ein paar Wochen? Und kommen wir dann überhaupt durch Spanien durch bis nach Portugal? Was machen wir jetzt?

Wir entscheiden, erst einmal abzuwarten. Und suchen uns ein Plätzchen an einem See, ein bisschen in den Bergen drin.

Ruhe und Natur ist genau das, was wir jetzt alle brauchen. Nudeln und Klopapier haben wir, Internet auch, mehr brauchen wir die nächsten Tage nicht. Außer Schlaf. Schlaf hatte ich letzte Nacht keinen, und deshalb geh ich jetzt erstmal schlafen.

Wieder wach geworden schaue ich ins Facebook rein, und wieder ist alles anders. Angeblich ist die Grenze nach Ceuta heute Abend wieder offen, und die Fähren fahren. Wir entscheiden uns dagegen, was sich wohl auch als richtig erwiesen hat, denn andere berichten, dass die gar nicht offen sind, allenfalls vielleicht für Spanier, keine Ahnung. Am Abend sitzen wir ein bisschen am Lagerfeuer rum. Danach ist wieder alles neu: Spanien hat den Notstand ausgerufen, und die Grenze nach Portugal ist angeblich dicht. Okay, damit habe auch ich jetzt meinen Frieden gefunden. Wenn ich nicht nach Portugal rein komme, dann muss ich auch nicht nach Europa. Wir bleiben erstmal in Marokko und warten ab. NACHTRAG: Das war wohl nur ein Gerücht aus dem Internet, die Grenze war nicht dicht.

Im Übrigen macht die Abschottung von Marokko gegenüber Europa durchaus Sinn. Denn noch hält es sich hierzulande in Grenzen, während in Europa der Virus außer Kontrolle ist. Hier in Marokko gibt es nicht das in Südeuropa übliche Bussi-Bussi und diesen Fünffach-Handshake. Es gibt Sammeltaxis, Märkte, enge Gassen, kleine Cafés … Also wenn der Coronavirus sich in Marokko erst einmal etabliert hat, dann wird es vermutlich schlimm. Zumal ich mir nicht sicher bin, wie sich dann die Gesundheitsversorgung etablieren wird.

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