Gran Canaria. Ein eher kurzer Reisebericht.
Erst wollten wir Gran Canaria einfach überpsringen und direkt nach Fuerteventura. Doch da die Fähre von Teneriffa kommend ohnehin nur bis Agaete (Nordosten) fährt und die Fähre nach Fuerteventura ab Pas Palmas (Nordwesten) abgeht, würde es sich anbieten, eine kleine Runde über die Insel zu dehen. Der Gedankengang ist ja auch folgender: Wenn (fast) alle sagen, dass Gran Canaria mit dem Wohnmobil echt doof ist, und die Insel von den meisten Campern ausgelassen wird, dann ist da vielleicht keiner? Das wollen wir rausfinden.
Erste Abenteuer auf Gran Canaria: Die Suche nach Strand und dem Waschsalon
Wir sind optimistisch gestimmt, denn auf Google Maps können wir ein paar interessante Spots ausmachen. Es ist früher Nachmittag, als wir auf Gran Canaria anlanden, und wir hoppeln los. Erst bisschen was einkaufen, dann rein in die Piste, rauf auf die Klippe und runter in die Buch, so der Plan.
Gut, der letzte Teil des Plans war mangels Weg dann irgendwie nicht mehr realisierbar. Also machen wir eine Kaffeepause und schmieden einen neuen Plan: Rein ins Städtle und Wäsche waschen. Ich habe quasi keine Klamotte mehr im Schrank, und das Städtchen nebenan soll einen Waschsalon haben. Also Google Maps gesagt wo wir hin wollen. Und nun wird’s spaßig. Man sollte doch meinen, dass Google es hinbekommt, in einer Stadt zu navigieren? Also entweder haben die kürzlich erst die Straßenführung großräumig geändert, oder Google ist heute sehr dumm. Jedenfalls bekommen wir eine super Stadtrundfahrt, inklusive Ausflüge in super enge und steile Gassen, auch die eine oder andere Bananenplantage ist mit dabei.
Irgendwann kommen wir am Waschsalon an, wo es in den relativ engen Straßen natürlich keine Parkplätze gibt. Also parken wir direkt vor der Tür. Andre bleibt im Sprinter sitzen, damit er reagieren kann, falls wir einem Anwohner oder Polizisten im Weg stehen. Ich gehe Wäsche waschen und trocknen. Reiche zwischendurch ein paar heiße Getränke aus dem Automaten: Kaffee, der null nach Kaffee schmeckt, und Schoki, bei dem nur braune Farbe drin ist, aber kein Kakao. Eine gute Stunde später kommt trockene, heiße Wäsche raus, und weiter geht’s.
Aufgrund einer internen Fehlkommunikation fahren wir beim Rausfahren gleich nochmal einen Scheiß zusammen. Sehen dann aber ein Schild, dass das Sträßchen zum Strand führt. Gut, so falsch sind wir hier wohl doch nicht.
Der Strand ist nett, die Straße nebenan nur so mittelstark befahren. Es ist schon später Nachmittag, für heute muss das passen.
Neuer Tag, neuer Strand
Was wir eigentlich suchen, ist ein Plätzchen, an dem wir ein paar Tage länger stehen möchten. Das heißt bei uns: ruhig, windstill, Internet, gerne am Strand. Hier ergibt sich ein Problem, das wir bis zur nächsten Reise vermutlich gelöst haben werden: in den Buchten gibt es oft kein Internet. Wo keiner wohnt, packt auch keiner einen Funkmasten hin. Starlink wird die Lösung sein. Aber das haben wir aktuell nicht, und so langsam sind die Weihnachtsferien nun wirklich rum, wir sollten nach dieser ganzen Wanderei und Urlauberei auf Teneriffa mal mal wieder etwas mehr arbeiten.
Aber erstmal ist der Weg das Ziel. Wir fahren die Westküsten von Gran Canaria runter. Eine schöne Küstenstraße, leicht kurvig. Sie wird es in ein paar Jahren vermutlich nicht mehr geben, denn sie ziehen gerade eine neue Straße durch den Berg. Für 170 Millionen Euros.
Wenn man dann natürlich durch die 20 Tunnels fährt, ist das weniger kurvig. Dafür dürfte die Aussicht etwas schlechter sein.
Die ausgesuchte Bucht funktioniert soweit, aber nur für eine Nacht.
Es ist ganz nett, man kann bisschen Gassigehen und bei Ebbe an den Sandstrand. Bei Flut ist der Strand weg, ebenso wie die meisten Besucher.
Wir kommen ein bisschen mit den Locals ins Gespräch – so gut das eben auf Portugiesisch und Spanisch geht. Wir verstehen einander ein bisschen, und wir erfahren, dass die Polizei den Strand schonmal räumt. Aber dass alles gut ist, bleibt man auf dem Parkplatz und hinter den Pollern. Schön, wir bleiben.
Die nächste Bucht ist nur wenige Kilometer entfernt. Sie ist bewohnt, die Sache mit dem Internet könnten also klappen. Dafür aber sind die Zufahrten zum Strand entweder gesperrt oder zugebaut. Also fahren wir weiter.
Kommen aber nicht weit, denn sie veranstalten gerade ein Radrennen. Und da die Radrennfahrer (und ein paar einzelne Radrennfahrerinnen) gerade eine Bergetappe hinter sich haben, ist die Sprengung recht hoch, und vom ersten bis zum letzten Radrennler vergeht bestimmt eine halbe Stunde.
Noch ein paar Berge, und wir kommen wieder ans Wasser.
Nächster Halt: Wir sehen die Massen an Wohnmobilen schon bei Weitem. Ein proppevoller Wohnmobilstellplatz, dahinter stehen sei auch, Arsch an Nase am Straßenrand. Ich sag nur: „Gib Gas!“.
Im Nachhinein hätte man es sich denken können, auch wenn auf Google da gerade kein einziges Wohnmobil zu sehen war. Das Restaurant direkt am Stellplatz heißt „Guantánamo“. Geiler Humor eigentlich.
Andre hat sich das mit dem Gas geben nicht zweimal sagen lassen, und so gibt es davon leider kein Foto.
Gut, dann halt weiter. Schlimmer sollte es nicht werden, da können wir es uns auch gleich voll geben. Maspalomas, die absolute Tourihochburg von Gran Canaria. Als Kind war ich in der Ecke mal im Urlaub. Auf dem Weg dorthin kommen wir an Buchten und Stränden vorbei. Die Camper stehen direkt an der Straße, scheinbar auch zum Übernachten. In jedem Loch steht einer – und wir verspüren absolut keine Lust, uns dazu zu stellen.
Zwischendurch kommen mal wieder ein paar Betonbauten. Am Hang die Ferienwohnen-Komplexe, unten die großen Hotelbunker. Typisch spanischer Baustil, wie man ihn kennt und liebt. Oder so. Was ist eigentlich aus dem Timesharing geworden, das man uns früher verkaufen wollte? Kennt das noch jemand? Hat das funktioniert? Gibt es das heute noch?
Irgendwie hatte ich das Kaff Patalavaca anders in Erinnerung. Aber ist auch schon 30 Jahre her. Vermutlich sind da ein paar Betonbunker hinzu gekommen.
Wir steuern die touristischste Ecke, die die Kanaren zu bieten haben, an: Playa Del Ingles. Also sowas wie der Ballermann der Kanaren. Wir wollen einmal übern großen Strand latschen und was zu Mittag essen. Parkplätze sieht man viele, da werden wir schon einen abbekommen.
Also schlängeln wir uns durch die Stadt, versuchen keinen der Touris umzubügeln, und finden den großen Parkplatz. Mit Höhenbegrenzung auf 2m oder so. Alles andere ist gnadenlos zugeparkt. Wir fahren also wieder raus. Ein Foto gibt es auch hiervon nicht. Haben einfach nichts gesehen, was sich gelohnt hätte zu fotografieren. Vielleicht war es auch eine Art Schockstarre?
Und machen erstmal Mittagspause im Barranco. Hier ist es super ruhig, nur ein paar Wanderer und Radfahrer kommen daher. Wir parken quasi in der Motocross-Offroad-Parcour. Wir hören es hoffentlich rechtseitig, wenn einer angedüst kommt, denn wir stehen quasi im Fech-Fech. Also im Sand, so fein wie Staub.
Wir beschließen einstimmig, dass die Insel eher nichts für uns ist. Und buchen für den übernächsten Tag die Fähre nach Fuerteventura. Und machen uns schonmal auf den Weg: es geht einmal quer durch die Insel, luftlinie zur Inselhauptstadt „Las Palmas“. Also wieder rein in die Berge.
Berg- und Talfahrt durch Gran Canaria
Kurvige Straßen ohne Ende, schöne Ausblicke, Grünzeug, eindrucksvolle Felsformationen – einfach herrlich.
Um entspannt durchzugurken gibt es etwas viele Radfahrer, sonst aber eine schöne Strecke.
Wir finden einen guten Übernachtungsplatz, ein Parkplatz neben einem öffentlichen Park. Dort findet gerade noch eine Familienfeier statt. In der Nacht war es aber schön ruhig.
Am nächsten Morgen erstmal ins Dorf, denn die Tankanzeige ist schon länger auf Reserve.
Weiter geht die wilde Fahrt. Oben angekommen gibt es sogar einen großen, kostenfreien Wohnmobilstellplatz. Mit einem ABER: man muss mindestens einen Tag vorher einen Platz buchen. Und um das zu können, muss man sich registrieren. Mit Ausweis schicken und so. Dieser bürokratische Akt dauert wohl etwas länger, auf jeden Fall zu lange für uns. Sonst wären wir die Nacht über vielleicht einfach hier oben stehen geblieben. Wir fahren dennoch auf den Platz, und nutzen die dortige Ver- und Entsorgung.
Vom Platz aus hat man auch freien Blick auf den „Roque Nublo“, wohl das Wahrzeichen der Insel. Ganz so idyllisch dürfte es am Hinkelstein da oben nicht zugehen. Dann die Wanderparkplätze an der Straße waren schon sehr zugeparkt.
Da wir aber ohnehin zum Shopping wollen, fahren wir weiter nach Las Palmas, die Hauptstadt von Gran Canaria.
Wobei ich sagen muss: hier oben ist es schon auch nett.
Wie auch auf Teneriffa wechselt die Landschaft mehrfach. Mal wechseln die Felsen ihre Farbe, mal ändert sich der Bewuchs. So hat es auf dem Weg runter nach Las Palmas plötzlich eine „grüne Phase“. So viel grün, es wirkt schon surreal.
Dazu viele alte Gebäude, teilweise Lost Places, teilweise hergerichtet. Hier gewinnt man den Eindruck, dass der Tourismus noch nicht das Leben der Menschen bestimmt.
Shopppen!
Unten angekommen wird es trubelig: wir parken zwischen Autobahn und Shoppingmall.
Eine ziemlich geile Shoppingmall. Mit Dutzenden von Läden, und tatsächlich verkaufen nicht alle nur irgendwelche Klamotten. Daneben Leroy Merlin (Baumarkt) und ein großer Decathlon. Oben in der Mall eine Fressmeile, mit richtigen Restaurants internationaler Küche. Wir entscheiden uns für den Asiaten, und auch die Eisdiele kann was.
Andre latscht dreimal in den Baumarkt, ich mehrmals in die Mall. Immerhin finden wir ein Großteil des Gesuchten. Haben ja nun wochenlang eine Einkaufs- und Optimierugnsliste geführt. Anderes nicht, aber es wäre vielleicht zu viel erwartet, Barfuß-Trailrunning-Schuhe zu finden. Ansonsten ist es echt fein hier.
Zum Übernachten fahren wir an einen nahe gelegenen Sportplatz. Sobald die verschiedenen Altersklassen fertig trainiert haben, ist es hier auch super ruhig. Leider auch super müllig. Aber das scheint auf den Kanaren ähnlich zu sein wie auch im restlichen Spanien: da, wo keiner hinschaut, da räumt auch keiner den Müll weg.
Am nächsten Tag wieder zur Mall. Einkaufen, zum anderen Asiaten (es gibt insgesamt vier), am Auto basteln. Alles schön dosiert und entspannt, so kann man zwei Tage am Konsumtempel gut aushalten.
Wobei der hier wirklich ein bisschen creepy ist. Es fährt sogar eine Bahn durch die Flure. So eine kleine, bunte Touribahn für Fußkranke.
Ziva hat da sowieso kein Problem mit, denn in den Büschen wohnen große, schwarze Eidechsen. Gefangen hat sie keine, aber die Nase in den Busch stecken, das geht immer.
Ich hingegen werde fündig, auch wenn der Gekko gülden ist.
Andres Fokus liegt an der Sprinteroptimierung. So wissen wir bereits, dass es auf ganz Fuerteventura vielleicht drei Stellen gibt, bei denen man eine Kasstentoilette entsorgen kann. Nun ist die Insel ja nicht sooo groß, aber 20 Kilometer zu fahren um das Klo auszukippen, muss das sein? So bastelt er ein „Trennklo für Arme“, a.k.a. „Wurstfänger“. Ach ja, das Scheißthema, das hätten wir echt vorher angehen sollen. Aber man lernt ja dazu.
Auf jeden Fall ist es doch ziemlich absurd: da kauft man sich ein Wohnmobil für absurde 90K, und muss in die Tüte kacken, weil es keine Woche autark ist. Also irgendwann schreib ich mal einen Leserbrief an Hymer. Ich habe ja ohnehin die Vermutung, dass deren Ausbau-Architekten noch niemals länger als ein Wochenende in so einer Blechbüchse unterwegs waren. Und wenn, dann haben sie die Kiste ganz bestimmt noch nie selber geputzt oder waren Ver- und Entsorgen. Das ist nämlich alles so lächerlich fehl geplant, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen möchte. Aber schreibe ich mal bei passender Gelegenheit einen Rant. Ein Gläschen von dem guten Limoncello, und das wird gut.
Zurück zum Shopping. Mein Fokus liegt auf der Einkaufsliste, wozu ich die vielen Läden in der Mall abklappere. So bekommt das iPhone ein neues Panzerglas. In drei Spielzeugläden finde ich keine neuen SkipBo Karten. Dafür gibt es Ersatz für die kaputten Kaffeetassen. All sowas.
So, fertig mit Shopping. Behandele ich das Thema ja auch nur so ausführlich, weil es sonst eigentlich nichts mehr von Gran Canaria zu berichten gibt. Sollten wir nochmal hierher kommen, dann könnte man nochmal für ein paar Tage in die Mitte fahren, zum Wandern. Ansonsten fahren wir dann mal in Richtung Fährhafen, denn um 19 Uhr ist Abfahrt.
Vor dem Boarding essen wir eine Kleinigkeit, denn die Wetterapp labert was von Wind. Wo Wind ist, sind auch Wellen, und wir gehören dann doch eher zur Spezie der Landratten. Ein bisschen was im Magen zu haben kann nicht schaden.
Die Hunde bleiben heute mal im Auto, die Überfahrt dauert ja auch nur zwei Stunden. So haben wir oben freie Platzwahl, zumal das Boot nicht wirklich voll ist.
Merke: es gehen zwei Fähren von Fred Olsen von Gran Canaria nach Fuerteventura. Die um 9 Uhr morgens war ausgebucht. Die um 19 Uhr abends lange nicht.
Der Wellengang war lustig, aber nicht kritisch. Das Bordbistro bei uns vorne war geschlossen, so musste ich übers halbe Schiff taumeln, um uns zwei Kaffees und was zu Snacken zu besorgen. Nun hatte die Dame an der Bar aber keine Deckel für die kleinen Papierkaffeebecherchen! Wie bitteschön soll das gehen? Dann doch lieber Coke in Dosen.
Kurz nach 21 Uhr kommen wir auf Fuerte an und nach nur 15 Kilometern auf dem heutigen Übernachtungsplatz. Wir werden sehen, ob es uns hier besser gefällt und wir mehr als nur 4 Nächte hier bleiben.
Ach, was soll’s, ich spoiler es schonmal: Fuerteventura ist fein. Fortsetzung folgt! Und nächstes Mal gibt es wieder mehr zu sehen (und zu lesen).