Deutschland
Meine Wohnmobil-Reiseberichte: im Osten und Süden Deutschlands unterwegs
Meine allererste Tour mit meinem selbst ausgebauten Camper ging schnurstracks ins Elbsandsteingebirge. Da war ich bereits einmal als Kind, kurz nach dem Mauerfall. Und dass es da schön ist, soweit wusste ich noch …
Im Sommer durch Deutschland touren, die schönen historischen Städtchen erkunden, in den Mittelgebirgen wandern gehen, hier und da an einem Fluss oder See die Nacht verbringen. Ja, auch das geht noch in Deutschland. Aber eben nicht überall, und auch nicht mehr so leicht wie früher. Auch die Campingplätze und Stellplätze werden immer voller. Was nicht heißen muss, dass man nichts mehr findet. Es ist wie überall im relativ dicht besiedelten Europa: wer die touristischen Hotspots etwas meidet, und eher auf die weniger prominenten Perlen aus ist, der wird finden.
So kommt es auch, dass ich schon lange nicht mehr an der Nordsee oder Ostsee war. Auch bekannte Seen wie Bodensee oder Chiemsee – nicht mein Ding. Denn hier ist so viel los, kaum ein lauschiges Plätzchen ist zu finden. Selbst das Elbsandsteingebirge, vor einigen Jahren eher noch ein Geheimtipp, ist schon fast zu voll. Doch auch ein schönes Beispiel dafür, dass Alternativen nicht weit sind: die Böhmische Schweiz, das Erzgebirge und das Fichtelgebirge sind nicht weit. Und sind ebenfalls wunderbare Wandergebiete. Hier kann man mit dem Wohnmobil auch eher noch frei stehen, man findet viel Platz auf den Campingplätzen, in den Gemeinden auch oftmals einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz. Während sie im Elbsandsteingebirge schon nur für das Parken tagsüber auf dem Wanderparkplatz kräftig kassieren.
In ganz Deutschland gibt es nicht nur schöne Natur, sondern auch alte Städte und Städtchen. Sie sind gepflegt, restauriert, herausgeputzt, wie in kaum einem anderen europäischen Land. Und auf jeden Fall ein Ausflug wert. Überhaupt, eines der großen Vorteile, wenn man mit dem Wohnmobil durch Deutschland tourt: nirgendswo sonst ist die Dichte an Eisdielen so hoch wie in Deutschland – wahrscheinlich noch nicht einmal in Italien.
Eine Wohnmobiltour durch Deutschland hat so seine Vorzüge – angefangen damit, dass man unterwegs viel leichter mit anderen Menschen in Kontakt kommt und gute Gespräche führen kann. In Kontakt kommt man in anderen Ländern auch, aber mangels Sprachkenntnissen sind die Gespräche doch oftmals auf Smalltalk begrenzt – oder aber, man unterhält sich vornehmlich mit anderen Reisenden.
Doch nicht alles ist rosig. Wenn der deutsche Platzwart auch überall anzutreffen ist, in Deutschland ist er naturgemäß vermehrt zu finden. Egal, ob Freistehen oder auf dem Campingplatz: wird etwas als nicht korrekt eingestuft, wird schonmal der Chef oder das Ordnungsamt gerufen.
Das Freistehen in Deutschland ist grundsätzlich möglich – man muss sich jedoch etwas mehr Mühe geben. Alleine aufgrund der Vielzahl der Wohnmobile sind Plätze, die in den einschlägigen Campingapps verzeichnet sind, eher suboptimal – zumindest, wenn sie touristisch halbwegs interessant gelegen sind und das Wetter gut ist. Naturfreunde, die gerne einsam stehen, finden aber auch hier noch das eine oder andere Schätzchen.
Der Wohnmobilboom in Deutschland wird da auch künftig sicherlich seine Auswirkungen haben. Und zwar insbesondere an den Hotspots. Wer gerne dicht an dicht steht, der kann freilich an die deutsche Ostsee fahren – ansonsten fährt man besser an die polnische Ostsee. Man kann auch in die Sächsische Schweiz fahren – doch auch diese ist im Sommer relativ überlaufen, ganz im Gegensatz zur benachbarten böhmischen Schweiz – oder dem Erzgebirge, in dem man auch wunderbar wandern kann. Es gibt viele Möglichkeiten, es muss einem nur einfallen nach Alternativen zu suchen, und die sind wirklich nicht weit. Wir zumindest meiden die typischen Wohnmobil-Hotspots, in Deutschland und meist auch anderswo. Wo es so viele Wohnmobile gibt, dass die Behörden Maßnahmen ergreifen mussten und die Wohnmobil Verbotsschilder direkt im 100er-Packen gekauft haben. Wer freilich gerne Wohnmobile gucken möchte, der ist an der Mosel bestens aufgehoben.