Hitze in Bayern, Superhitze in Sachsen
Da sind wir nun unterwegs, seit drei Wochen düsen Tizon und ich durch Deutschland, im (fast) fertig ausgebauten kleinen Wohnmobil. Heute habe ich beschlossen doch sowas wie ein Reisetagebuch zu schreiben. Allerdings nicht täglich, sondern vielmehr nur alle 2-3 Wochen.
Reiseroute /-ziel der ersten drei Wochen: Vom Schwarzwald aus hat es uns nach Osten (=Bayern) verschlagen, weiter geht es nun nach Norden, wir sind in Sachsen, haben die letzten tage im schönen Elbsandsteingebirge (Sächsische Schweiz) verbracht.
Nach totalem Ausbau- und Auszugsstress hieß es aber erstmal runterkommen. Und das ins Auto gestopfte Chaos halbwegs in Ordnung zu bringen. Nebenher noch paar Kleinigkeiten fertig ausbauen, Arbeiten, Urlauben, Fahren, …
Bayern: Wasser hilft super bei Hitze
Vom Schwarzwald sind wir durchs schöne Obere Donautal gefahren, um in Sigmaringen unseren ersten deutschen Stellplatz anzufahren. Und, noch nicht wirklich im rollenden Zuhause angekommen, muss es natürlich gleich am zweiten Tag regnen. Und es war nicht der erste Mist den man zu Beginn einer längeren Reise brauchen kann. Im Oberen Donautal gab es Seitenspiegel-Kontakt mit einem entgegenkommenden Bussle. Glück gehabt, nichts passiert.
Gleich am ersten Tag dann in Sigmaringen hat der liebe Hund die Tischplatte längs gespalten. Ja, die Tischplatte, an der ich bestimmt einen Tag dran rumgeschliffen habe – nach dem Wasserschaden durch das undichte Dachfenster. Ich hab sie noch nicht einmal fertigbekommen und neu geölt, schon bleibt der Hund mit seiner Schleppleine am Tischbein hängen als er rausstürmt. Wir nehmen es stoisch, kramen den Holzleim raus und richten es. Ist wieder schön jetzt. Basta.
Der zweite Tag in Sigmaringen (ich war echt noch fix und fertig vom Umziehen) war dann leicht regnerisch. Was ich in meinem noch recht chaotischen Haushalt ja überhaupt nicht gebrauchen konnte. Aber der Jackpot war dann doch das Abendprogramm nebenan: Links vom Stellplatz eine Open-Air-Operette. Mehrere Akte, stundenlang. Zeitgleich rechts vom Stellplatz ein Bon-Jovi-Cover-Konzert. Die waren echt gut. Als beides endlich fertig war gab es dann noch irgendein Animations-Programm vom Ferienclub in der Mitte. Keine Ahnung, es hörte sich wie auf ’nem Clubschiff an, Motivation-Anfeuerungen und so. Um halb zwölf bin ich dann umgezogen, auf den Parkplatz vom Freibad. Diese Ruhe, wie schön!
Die folgenden Tage, wir orientieren uns langsam in Richtung Norden, werden langsam entspannter. Ich habe ein paar Sachen aufgeräumt und gerichtet, und Tizon hat langsam kapiert dass wir jetzt im Reisemodus sind. Wir orientieren uns an Stellplätzen an Freibädern, und der Gedanke an eine Runde morgens schwimmen und gemütlich heiß duschen gefällt mir wunderbar.
Zwischendurch das eine oder andere Highlight, wie das Städtchen Monheim. Kostenloser Stellplatz, kostenloses Wlan, und ein Städtchen mit echt netten Menschen. Hier kann ich gerne einen Tag länger stehen. Die Kids haben Ferien, ein paar von ihnen ist langweilig. Ein paar nette Migrantenjungs aus dem Iran haben bisschen Angst, interessieren sich dennoch für Tizon, und bekommen spielerisch beigebracht wie man sich fremden Hunden gegenüber verhält. Der Dorfweiher neben dem Stellplatz wird dreimal täglich angesteuert, am Morgen geht es ins örtliche Freibad – wunderbar, solche Stellplätze könnte ich immer gebrauchen!
Und es gibt noch einen Stellplatz in Bayern, perfekt für den modernen digitalen Nomaden: Marktleuthen. Auch er kostet theoretisch nichts, es wird aber eine Spende erwartet – die man dem netten Platzwart gerne gibt. Es gibt eine Toilette und eine warme Dusche und Brötchenservice, und schnelles Wlan für 1.50 EUR am Tag. Angesichts der vorherrschenden 33 Grad gönnen wir uns hier drei Tage. Tizon fand es super. Es gab nette Platznachbarn mit Hündin und ein Flüsschen, das direkt hinterm Platz entlang fließt. Und eine gute Eisdiele.
Zwischendurch haben wir mal ein paar kleinere Wandertouren übernommen. Nur so 2-3 Stunden lang, zum Einstieg. Was bei über 30 Grad jedoch eher eine Tortour war. Also mehr für mich als für Tizon. Er hat bewiesen: in dem alten, arthritischen Hund steckt immer noch eine top Bergziege. Das stimmt optimistisch im Hinblick auf ein paar nette Wandertouren im Elbsandsteingebirge.
Sachsen: heiße Hitze heizt uns ein
Die Straßen von Sachsen sind Fluch und Segen zugleich. Sachsen hat tolle Straßen. Fast jede Landstraße sieht aus wie nagelneu. Tolle Alleen. Hier wird gebaut, das sieht man. Und du bekommst es zu spüren: jede Stunde Fahrtzeit verlängert sich um etwa 15 Minuten, umleitungsbedingt. Du bist kurz vor dem Ziel: es fehlt nur noch ein Kilometer: Umleitung. Das nervt etwas.
Das Zweite, das mir aufgefallen ist: Es gibt teilweise keinen Zugang zum Wasser. In den Städtchen haben sie den Dorfbach zugebaut, man kommt nicht ans Wasser ran. Was echt doof ist, denn die Hitze ist immer noch heftig, und der Stellplatz in Schwarzenberg liegt wunderbar zentral UND am direkt am Bach – theoretisch. Tizon ist fast verzweifelt weil er keinen Abstieg gefunden hat 😉 Dafür haben wir kauzige alte sächsische Senioren getroffen. Und eine aggressive sächsische Katze im Angriffsmodus. Und jede Menge Touris, die das schöne Schloss besichtigen.
Aber die Sachsen haben es wieder gut gemacht. Nach ein paar Tagen gratis stehen am Waldbad von Cunnersbach (ein Ortsteil von Gohrisch, Sächsische Schweiz) haben wir uns ins Elbsandsteingebirge eingefunden. Auch in Sebnitz ist ein schöner Platz, zwar kostenpflicht, aber günstig und mit Freibad-Anschluss. Ein perfekter Ausgangsort für eine größere Wandertour! 15 Minuten bis zum Wanderparkplatz sagt das Navi. Dank Umleitung waren es 30. War ja irgendwie klar.
Dann haben wir es heute wissen wollen: Vier Stunden waren wir ungefähr unterwegs. Berg hoch und wieder runter, über Steintreppen, Metalltreppen Stege. Hoch zu Aussichtsfelsen und Höhlen. Die Sächsische Schweiz ist schon schön. Vor allem etwas abseits der Haupt-Touri-Ströme. Es kam uns auch so manch ein Wanderer entgegen der sich wunderte wie der große, alte schwarze Hund da wohl raufgekommen ist. Tja, seine Bergziegen-Skills hat Tizon noch. Und auch wenn ich seinen Hintern zwischendurch eine Stufe hochlupfen musste gilt das Prinzip: eine Treppe / Stufe die er hoch kommt, die kommt er auch irgendwie wieder runter.
Ich überlege mir auch wiederzukommen und den Malerweg zu gehen: 120km durch das Elbsandsteingebirge, an 8 Tagen (oder mehr, wen kümmert das schon ;-)) . Muss mir nur noch was einfallen lassen wegen übernachten und Hund, vielleicht mal einen Aufruf starten ob jemand mitlaufen will.
Aktuell: Chillen am Stausee
Nach drei Wochen sind wir heute, Mitte August, nun am Stausee von Bautzen. Das erste Mal stehen wir auf einem Campingplatz. Und dazu nicht mal auf dem Günstigsten. Aber gut, es sind Schulferien und es ist ein toller Platz. Ich gönne mir Strom, das erste Mal in drei Wochen. Und lange, heiße Duschen. Und vor allem war heute Waschtag. Nach drei Wochen war dieser dringend nötig, ich hatte genau NULL saubere Shirts. Nicht zu vergessen: ich habe den Muskelkater des Todes in meinen Waden.
Erste Wochen im Wohnmobilausbau: haut die Planung hin?
Ja, im Groben tut es das wunderbar. Also die gebauten Möbel, die Aufteilung sind super. Und nachdem das anfängliche Chaos etwas beseitigt wurde finde ich sogar Sachen. Allerdings habe ich viel zu viel dabei. Ist aber nicht so schlimm. Ein paar Dinge sind optimierungsfähig. Allen voran das Moskito-Abwehr-System. Das hat Lücken. Und ich schätze es sind außerdem die weißen Wände, die gestern Abend für eine Invasion sorgten. Ich musste sehr viele Insekten töten.
Die Solaranlage hat mich jetzt drei Wochen lang ALLEINE mit Strom versorgt. Weil es Probleme mit dem Einbau des Trennrelais gab, meine Werkstatt hat das leider nicht hinbekommen. Ich fand das auch gar nicht schlimm, kann ich ja so meine Berechnungen für die Solaranlage auf die Probe stellen. Fazit: geht gerade so. Ich hatte an keinem Stellplatz Strom (wie auch, wenn man das Verlängerungskabel daheim vergisst), jetzt erstmals auf dem Campingplatz in Bautzen musste ich an die Steckdose. Weil das Auto zwei Tage lang im Tal stand, also im Schatten. Zur Erinnerung: Ich habe keine großen Gasflaschen dabei, der Kühlschrank läuft über 230V Strom. Gekocht habe ich aber nicht mit der elektrischen Herdplatte, sondern mit dem Camping-Gaskocher. Wobei mir eben auffällt: diese 500 Gramm-Dose hält jetzt auch schon seit drei Wochen. Auch der Backofen (230V) kam 2-3x zum Einsatz. Also Küche-Kochen-Geschirr-mäßig haut die Planung voll hin.
Auch Schlafen, Stauraum und Arbeiten passt. Nur leider macht mein Internet über Satellit Probleme, es geht nicht (mehr). Ich vermute einen technischen Defekt, hatte die letzen Tage aber auch keine Möglichkeit mich darum zu kümmern. Hoffe, es ist nur ein Kabel lose. Aber zum Arbeiten reicht ja auch Mobilfunk. Sobald ein „H“ auf dem Smartphone-Display steht passt das, wir haben 3G.
Interessant war die Erfahrung, mehrere Tage am Stück zwischendurch ganz frei zu stehen. Drei Tage, dann geht mein Wasser aus. Aber ein kleiner, sauberer Bergbach sorgt für Frischwasser. Eine Kanalisation findet sich ebenso. Und selbst das Duschen geht ganz wunderbar: mit der Solardusche, frischem Bachwasser und der Wascherde (die ist ohne Tenside). Bei rund 35 Grad äußerst angenehm.
Das war’s für heute. In 2-3 Wochen gibt’s den nächsten Bericht! Er wird vermutlich wieder ebenso lang, dafür versuche ich ein paar Fotos mehr zu knipsen 😉 Und mal schauen, vielleicht konnten wir bis dahin mal testen wie das so wird wenn es mal richtig regnet. Nach drei Wochen Hitze wüsste ich das mal gerne 😉