Im Winter in den warmen Süden fahren – das muss irgendwie sein, auch wenn man schon in Portugal wohnt. Denn erstens wohnen wir in der Gegend von Portugal, die klimatisch wohl die extremere Ecke ist: Im Sommer sehr heiß, und im Winter eher frisch und regnerisch. Jaja, ich weiß, das Land braucht den Regen und es kommt ja nicht von ungefähr, dass es bei uns so schön grün ist. Aber wir sind einfach zu verwöhnt. Und so ist klar: wir müssen im Winter wieder gen Süden.

Die Kanaren haben wir uns bereits auf der letzten Marokko-Tour ausgeguckt: ähnliches Klima, aber mehr Tapas. Und es gibt eine Fähre, so dass man sich den Großteil der Anfahrt fahren lassen und es hoffentlich dann auch verpennen kann. So die Idee. Über die Umsetzung, wie wir die Kanaren so finden und wie sich der Sprinter in seinem ersten Langzeit-Einsatz schlägt, dazu wird es in nächster Zeit also einiges zu lesen geben.


Die Anreise Teil 1: Von der Quinta nach Huelva

Umso näher der Abreisetermin rückt, desto mehr Punkte können wir auf unserer Todo-Liste abhaken. Auf der Quinta Prazera gibt es einiges zu tun. So ein Abreisetermin ist ja auch immer eine gute Gelegenheit, etwas aufzuräumen.

Vor allem das Grünzeugs möchte etwas eingedämmt, der Garten und das Gewächshaus fertig für den Winter gemacht werden.

Dann noch etwas Regenwetter, und nochmal zum Asiaten essen gehen, und nochmal einen Abend zu den Nachbarn ne Pizza mampfen, und nochmal zum Zahnarzt, und dann noch den Bagger in die Werkstatt bringen, und die Motorsense aus der Werkstatt abholen … und schon sollten wir losfahren, denn die Fähre ist auf Heiligabend gebucht.

Auch der Sprinter muss erst noch reisefertig gemacht werden. Hier und da noch etwas Strom, und ein paar andere Optimierungen. Für eine etwas bessere Autarkie gibt es eine zusätzliche Lithiumbatterie und die große Solartasche nehmen wir auch mit. Man packt mal einen Wagenheber ein, damit es künftig auch Sinn macht, das Ersatzrad durch die Landschaft zu gondeln. Der Stabi kommt ganz raus, damit wir auch ein bisschen Verschränkung haben.

Wichtig natürlich auch die Kaffeeversorgung. Nach Experimenten mit Bialetti und Stempelkanne setzen wir auf portugiesischen Kapselkaffee, erzeugt von der Delta Q. Er schmeckt gut und macht keinen Dreck, man muss nichts spülen oder so. Der Plastikmüll ist nachteilig. Wäre der nicht, wäre es die für uns perfekte Kaffeelösung.

Falls die Mercedes-Onboard-Navigation dann mal gar keinen Lust mehr haben sollte, kann man künftig auch einfach mit dem Tablet navigieren.

Im Nachhinein bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht noch die Limetten im Haus habe liegen lassen, und was wir sonst noch vergessen haben, das jetzt da fröhlich vor sich herschimmelt. Ich hatte einfach keine Lust mehr und wollte los. Wird schon passen, und wir machen los.

Also die selbst gefahrenen Kilometer bis wir auf den Kanaren (genauer gesagt ist Teneriffa das Ziel) ankommen, die sind ja echt mal übersichtlich: es sind gerade einmal 400 oder so, von der Quinta nach Huelva zum Fährhafen.

Unser erster Halt ist in der nächsten Stadt, dort stellen wir den Sprinter auf die Waage. Gut, mit etwas Übergewicht war zu rechnen. Ich bin so frei und beschuldige Ziva. DREI Kuscheltiere!

Wir splitten die auch noch, legen drei Übernachtungen ein: Zwei Stauseen im Alentejo, für maximale Entspannung nach der Pack- und Aufräumphase auf der Quinta.

Beide Seen sind angenehm gut gefüllt. Die können im Herbst / Winter auch deutlich leerer sein. Doch waren sie vor dem Sommer zu 100% voll.

Andre lässt erstmal die neue Mini-Dronita fliegen. Es ist die DJI NEO, eine super leichte und kleine Drohne. Mit netten Gimmicks wie dem Follower-Modus. Wenn das Wetter passt, dann gibt es hoffentlich ein paar schöne Aufnahmen von den Kanaren.

Dann noch eine letzte Nacht nahe Huelva, bei Bekannten, die sich dort niedergelassen haben. Wir gehen lecker essen, unterhalten uns gut, und machen uns an Heiligabend auf den Weg zum Fährhafen. Warum ausgerechnet am 24. Dezember? Weil wir hoffen, dass die Fähre nicht allzu gut ausgelastet ist.


Die Anreise Teil 2: Eine Bootsfahrt, die ist lustig …

… wenn sie nicht gerade 35 Stunden lang geht. Aber erstmal müssen wir rauf aufs Schiff. Wir sind anderthalb Stunden vor Abfahrt da – und damit so ziemlich die letzten in der Warteschlange. An der Zollabfertigung (Die Kanaren sind irgendso eine Steuerenklave) kann es nicht liegen, dass wir verspätet ablegen. Der Polizist wollte seinen jungen Drogenschniefhund in den Camper schicken. Nach dem Hinweis, dass wir zwei Hunde im Auto haben, hat er sich das anders überlegt und uns direkt weiter gewunken.

Um die Sache noch mehr in die Länge zu ziehen, haben wir schon vor Abfahrt eine Stunde Verspätung. Gut, direktmal dem Junghund beibringen, dass man auch ohne Wiese wohin pieseln kann. Der Senior hat da mal überhaupt kein Problem, Ziva jedoch kennt so viel Urbanisierung eher nicht.

Wenn eine Bootsfahrt so lange geht, dann ist sie erstmal einfach nur ultimativ langweilig. Wir sind zu geizig für eine Kabine, die 580 Euros (einfache Fahrt) extra kosten soll. Wir machen es, wie Freunde von uns es vor 2 Jahren auch schon gemacht haben: Camping on Board. Also nicht im eigenen Camper, sondern mit Luftmatratze und Schlafsack auf dem Hundedeck.

So ein Camping auf dem Hundedeck hat Vorteile, und Herausforderungen. Die einzige ernsthafte Herausforderung ist, dass es scheiße laut ist. Ich habe gute Noise Cancelling Kopfhörer von Sony, aber auch die haben es teilweise nicht gepackt. Waren aber etwas besser als Andre seine AirPods. Es ist wohl die Luftansaugung vom Motor oder so, die dieses dauerhafte laute Rauschen verursacht. Weiter unten im Boot ist es ruhiger, vibriert dafür mehr.

Vermutlich hätten wir uns mit den Hunden auch reinschleichen können, denn auf dem Boot ist echt nicht viel los.

Und wir hatten sogar VIP Sessel gebucht. Aber das bringt uns auch nicht wirklich weiter, denn die Sessel sind in einem Raum mit 50 weiteren Sesseln, und die kann man nicht komplett umlegen. Beim Gedanken daran bekomm ich schon Rücken. Dann doch lieber aufs Hundedeck an der frischen Luft, mit Aussicht aufs Meer, der Möglichkeit sich die Füße zu vertreten – und etwas mehr Krach.

Die erste Nacht war ganz Okay. Unser Matratzenlager funktioniert soweit.

Nur der alte Hund kann sich mal wieder nicht entscheiden, wem er lieber auf die Füße liegen soll, er ist gewohnt unruhig.

Dreimal am Tag darf man ans Auto, für 15 Minuten. Das nutzen wir, um uns frisch zu machen, für etwas Tee und Kaffee. Nein, wir sind nicht sooo geizig, dass wir uns noch nichtmal einen Kaffee leisten wollen. Ich hatte einen vom Bordcafé, der war einfach nicht sehr gut. Also lasse ich vier Käffchen hintereinander aus, schütte diese in den Thermobecher, packe den Becher in den Rucksack, und schmeiße diesen beim Schuhe anziehen um. Vier Espressi entleeren sich im Sprinter und im Rucksack. Tschakka! Die Milchschaum-Kanne hat gehalten, und so holt uns Andre dann doch die Kaffees dazu an der Bordbar. Auf Teneriffa angekommen wird es dann wohl erstmal eine Grundreinigung geben dürfen.

Ziva hat auf so einem Hundedeck natürlich gut zu tun. Während Max beim Personal recht beliebt war – die großen Ohren funktionieren immer noch – war Ziva mit den ganzen anderen Hunden gut beschäftigt. Jeder wurde mindestens einmal angeschleckt, und sie hat zwischendurch auch mal ein fremdes Hundebett erobert.

Wir bringen den Tag irgendwie rum, mit netflixen und futtern, mit Blog schreiben und etwas Small Talk mit anderen Hundereisenden. Wenn wir zusammen weggehen, zum Abendessen oder ans Auto, packen wir Piggeldy und Frederick in den Hundeknast. Und schau an, Ziva finden ihre Zelle gar nicht so schlecht. Sie kann da richtig entspannen.

Dieser grüne Kunstrasen jedoch, der zum Anpinkeln gedacht ist … Das Ding riecht so widerlich, da macht keiner von beiden irgendwas drauf.

Bei Max weiß ich es nicht genau wie ihm die Box zusagt. Den Alten zu lesen ist heutzutage nicht mehr ganz so einfach, altersbedingt. Das ist übrigens auch ein Grund, warum wir gleich hier oben campen: Die steilen Treppen auf dem Kutter, die sind nichts für alte Hunde. Und das ein oder andere Unglück wäre vorprogrammiert, denn das „Ich-Muss-Pinkeln“ – Vorwarnsystem hat früher auch mal besser funktioniert. Ist jetzt eher kurzfristiger Natur. Wenn überhaupt.

Die Anlandung ist für morgens um 4 Uhr angedacht. Wir haben also noch eine halbe Nacht lang Zeit. Wir beginnen den Abend mit einem Abendessen. Das Essen ist Okay, für so eine Hochseekantine auch preislich in Ordnung. Gegen allzu viel Trockenheit beim Essen hilft ein guter Schuss Aioli.

Die Idee, die Zeit mit Kartenspielen rumzubekommen, kann sich nicht etablieren. Der Wellengang ist zwischenzeitlich etwas mehr, und Andre verspürt so ein flaues Gefühl im Magen. Also darf ich heute nur einmal gewinnen. Wir wechseln also wieder zu Netflix.

Paar Infos für Alle, die mit Fähre und Wohnmobil und Hund auf die Kanaren wollen:

Es gibt im Prinzip zwei Anbieter, mit denen man auf die Kanaren verschiffen kann: Armas (inkl. Transmediterrana) und Fred Olsen (inkl. Balearia). Es sind also ingesamt vier spanische Anbieter, die sich jeweils zusammen getan haben. Wir haben bei Fred Olsen gebucht, direkt auf deren Webseite, und sind auf einer Balearia Fähre gelandet. Das Warten auf Black Friday hat sich übrigens nicht gelohnt, es gab keinen speziellen Rabatt. Abfahrt ist wahlweise ab Cadiz oder Huelva. Wir haben für 2 Personen und Camper etwa 900€ bezahlt. Plus ein paar weitere Euros für den Hundeknast und VIP Sessel. Die Fährgesellschaft verkauft gerne die Kabinen, davon gibt es auch recht viele. Und vermutlich auch deshalb kann man sich auf den Sitzen im Bordcafe nicht langlegen, und auf den VIP Sesseln auch nicht wirklich. Eine Hundekabine hätte 580€ extra gekostet. Kann sein, dass reguläre Kabinen (wo man dann keinen Hund mit reinnehmen kann) billiger sind.

Auf unserer Fähre war es so, dass man die Hunde jederzeit in den Hundeknast stecken und auch daraus befreien kann. Auch, wenn Aushänge irgendwas von irgendwelchen Zeiten faselten. Die Boxen waren frei zugänglich.

Bei uns war der sehr entspannt, nur drei bis fünf Hunde waren da teilweise inhaftiert. Die meisten waren entspannt, nur einer hat dauergekläfft, sobald er eingekastelt wurde.

Wir haben Isomatte, Wolldecke, Hundebett und Schlafsack auf dem Hundedeck in eine Ecke gebaut und die Hunde in diese Bettenburg gesteckt. Das war auch gut so, denn ich denke es wäre ihnen über Nacht etwas zu frisch geworden.

Tipps, um 35 Stunden rumzubekommen:

  • Das Bordrestaurant aufsuchen, wenigstens 2x am Tag.
  • Alle 3 Termine wahrnehmen, um ans Auto zu gehen. Zähneputzen, Kaffeekochen, …
  • Netflix runterladen
  • Für 11€ kann man sich Internet kaufen. Ich weiß nicht, ob es gut ist. Netflix Streaming ist aber laut Werbung inklusive.
  • Am Bordcafé gibt es Kaffee, Bierchen, Eis, … Sie nehmen in etwa das Doppelte am Preis wie an Land.
  • Karten spielen, Buch lesen etc., sofern es der Wellengang zulässt. Im Bordcafé haben sich auch welche zum Musikmachen zusammen getan.
  • Auf dem Hundedeck oder in einer der anderen Raucherecken rumlungern. Man kommt ins Gespräch, sofern man das möchte.

Ach ja: ohne Hunde hätte ich im Schlafsal mit dem VIP Sesseln einfach eine Isomatte auf den Boden in eine Ecke gelegt und dort geschlafen. Besser als im Sessel selbst, den man nicht vollständig zum Bett umklappen kann.

Für den Rückweg werden wir eine andere Fähre nehmen, vermutlich ab Lanzarote, die dann auch einige Stunden weniger benötigt, da sie etwas schneller ist.

Eines kann ich noch zur Balearia / Fred Olsen Fähre sagen: Die Crew ist super nett. Immer freundlich und zuvorkommend. Und das Schiff ist auch sehr sauber, inklusive den Sanitärräumen.


Ankunft auf den Kanaren

Morgens um 4 Uhr kommen wir an in „Santa Cruz de Tenerife“ an, und schwupps ist es erst wieder 3 Uhr – die Kanaren haben wohl die portugiesische Zeit.

Wir packen uns auf einen großen Strandparkplatz ein paar Kilometer nördlich vom Fährhafen. Hier stehen bereits viele andere Wohnmobile, und hier schlafen wir erstmal aus.

Andre hat auf dem Schiff ja besser geschlafen als ich, also habe ich etwas mehr Schlaf nachzuholen. Im nächsten Blogartikel geht es dann los, wir erkunden Teneriffa.

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