Von den Beschreibungen der anderen Reisenden ausgehend vermuten wir, dass Fuerteventura uns gefallen sollte: viele Strände, weniger besiedelt. Aber auch viel Wind, und keine Infrastruktur für Wohnmobile. Wir sind also gespannt.


Vom Süden über die Ostküste gen Norden

Wir landen in Morro Jable an. Es ist spät abends, und so fahren wir einfach aus dem Städtchen raus, ein paar Kilometer weiter an ein Lost Place Hotel. Das tut es für die Nacht.

Am nächsten Tag schauen wir uns ein paar andere Lost Place Hotels und Strände an. Die Lost Places geben nicht viel her, alles nur nackter Beton.

Da ist so manch Air BNB weitaus fotogener.

Entscheiden uns für einen, der uns vor dem Wind schützen sollte, der für heute angesagt ist. Auch Regen soll es geben. War ja klar. Hier sieht es so trocken aus, als hätte es seit Jahren nicht mehr geregnet. Aber kaum sind wir in der Gegend …

Der Strand ist schonmal nett: Am späteren Nachmittag sind alle Tagesgäste weg, so gehe ich mit den Hunden nochmal vor.

Weil es hier wohl grundsätzlich recht windig ist, gibt es lauter Steinkreise, vielleicht einen Meter hoch, in denen man windgeschützt chillen kann.


Die Leute verbringen da den Großteil ihres Strandtages, ich weiß nicht was sie da alles machen. Vermutlich futtern sie auch mal was. Und krümeln dabei. Max seine Nase meldet auf jeden Fall was Essbares, und so durchsucht er jeden einzelnen Steinkreis, bis ich ihn eingeholt und an die Leine eingehakt habe. Ziva hat meine Abgelenktheit genutzt und ist erstmal weg. Ich sehe sie aber, und zwar mitten im steilen Geröllhang. Da ist wohl jemand Streifenhörnchen guggen.

Ich lass einen Schrei los, den hat sogar der taube Max gehört. Zumindest haben die Ohren etwas gezuckt. Ziva kommt immerhin direkt, und zurück zum Wohnmobil gehen beide bei Fuß, ohne dass ich was sagen muss. Hach ja, Hunde. Sie sind ja so süß. Wenn sie schlafen.

Ach ja, da war noch was. Baguette. Ein ganzes. Aber nicht im Steinkreis, sondern eine Möwe fliegt über uns hinweg, und lässt zwei Meter neben uns ein komplettes Baguette fallen. Also den Hunden gefällt es hier auf Fuerteventura. Es ist ihre Insel.


Costa Calma

Am nächsten Tag hoppeln wir weiter, auf der Suche nach einem neuen Strand. Wir werden fündig. Der Strand ist groß, man könnte ihn auch als riesig bezeichnen. Auch bei Flut wird er nicht überspült. Das ist aber nicht immer so – es gibt Videos auf Facebook, da ist der ganze Strand ein riesiges Nichtschwimmerbecken. Das ist wohl besonders bei Vollmond so – doch dafür sind wir eine Woche zu spät dran.

Dafür hat es hier gerade Wasser von oben. Also meistens nicht da, wo wir stehen. So gucken wir uns den Regen an, wie wir ihn am liebsten mögen: Wenn er da ist, wo wir nicht sind.

Ok, einmal trifft es. Aber nicht viel, man musste nur zweimal kurz die Schiebetüre zumachen.

So kann man immerhin schöne Spaziergänge am Strand machen.

Mal linksrum.

Mal rechtsrum.

Mal übern Strand.

Mal hinten in den Barranco rein.

Mal zur Strandbar.

Mal geht man mit zwei Hunden los. Der Eine findet aber nach 50 Metern mit der Nase einen Knochen und geht einfach wieder alleine zurück um den in Ruhe zu mampfen.

Mal zum gestrandeten Camper.

Das war dann auch unser letzter Gang. Denn der Camper hat die Policia angelockt. Gerade, als wir und viele andere Camper da waren, mit Spaten und Sandblechen. Und ehe die jungen Spanier angepflaumt wurden, weil sie mit dem Camper illegalerweise auf den Strand gefahren sind, wurden wir angepflaumt, weil wir mit den Hunden am Strand sind. Man darf auf Fuerteventura nicht mit Hunden an den Strand. Niemals. Also zumindest nicht an einen öffentlichen Strand. Das kostet 500€, wie ein Nachbar meinte. Gut, ehe der schlecht gelaunte Polizeimann mir ein Ticket schreibt, schnappe ich die Hunde und verziehe mich.

Der Ducato ist erstaunlich weit gekommen, hat zwei Drittel des Strandes überquert, ehe er gestecken geblieben ist. Letztendlich hat die Polizei ihn mit der Seilwinde rausgezogen. Was das gekostet hat, ich will es nicht wissen. Vermutlich vierstellig. Jemand sagte mal was von 3.000€, wird man mit einem Fahrzeug auf dem Strand erwischt. Naja, wenn der Satz für einen Hund schon bei 500€ liegt, könnte das realistisch sein.

Nun stehen wir ja nur zehn Meter weiter oben auf den Klippen, und das vermutlich auch nicht ganz legal. Denn wir stehen nicht auf dem geschobenen Parkplatz. Und die an Stränden üblichen weiße Poller, hinter den man bleiben soll, gibt es hier überhaupt nicht.

Solange die Polizeimänner also noch mit dem Ducato beschäftigt sind, machen wir uns aus dem Staub. Wollten nach zwei (oder sind es schon drei?) Nächten ohnehin weiter ziehen, dieses Vorhaben verlagern wir einfach um ein paar Stunden nach vorne.

Ein bisschen einkaufen, und schon stehen wir in einer neuen Bucht.

Zusammen mit einer Handvoll anderer Camper. Die am Abend irgendwie alle wieder wegfahren. Sollte uns das zu denken geben?

Wir finden den Platz auch nur so mittel spannend. Dafür gefällt es Ziva hier umso mehr. Es muss irgendwelche Viecher geben, denn sie macht sich zwischendurch mal heimlich aus dem Staub und ich muss mit der Pfeife mehrmals trillern, bis sie angerannt kommt. Zeit, dass der Junghund wieder einen Tracker verpasst bekommt. Den hatte ja zuletzt der Alte dran, denn bei ihm nützt brüllen und trillern ja nichts mehr. Erstens juckt es ihn nicht, und zweitens sind die Ohren nur noch Deko.

Aber bis auf ein etwas lautes Meer war nichts, und wir ziehen am nächsten Tag weiter zur nächsten Bucht. Auf dem Weg dorthin noch entsorgen und Wasser tanken. Wir haben uns aus Park4Night alle in Frage kommenden Möglichkeiten dazu rausgeschrieben, und da die Auswahl recht übersichtlich ist, nutzt man jede Gelegenheit.

Parken im Palmengarten

Die nächste Bucht ist mehr nach unserem Geschmack: viele Palmen, Sandstrand. Eine Bucht, in der geschnorchelt und getaucht wird. Man kann zu beiden Seiten die Klippe hoch und nach einem Geocache suchen.

Die vielen Palmen verdanken wir vermutlich dem Tierpark mit Botanischem Garten am Ende des Barrancos. Oder einer Gärtnerei. Auf jeden Fall gibt es viele Meter an Bewässerungsschläuchen. Eines ist auf der Insel bisher definitiv so: wo nicht bewässert wird, ist es auch nicht grün. Ich jedenfalls mache erstmal eine Gassirunde mit Ziva und besorge mir da ein paar Palmensamen. Und natürlich quetsche ich mir beim Runterschlagen der Früchte mit einem trockenen Palmwedel den Fingernageldaumen.

Wir bleiben noch eine Nacht und bekommen Besuch in gelb (www.wu-tour.de). Wir quatschen, trinken den guten Kräuterlikör (namens 43), den ich letztens geschossen habe.

Einziger kleiner Wehrmutstropfen an den Stränden hier: die mit Klopapier dekorierten Büsche. Badegäste, Camper und vermutlich auch die Taucher gehen halt in die Büsche, wenn sie mal müssen.


Parken im Grüngürtel

Am nächsten Tag verabschieden wir uns, denn wir wollen weiter nach Norden. Die Gelben zieht es gen Süden, und geben uns vorher noch ein paar Tipps. Danke nochmal dafür!

Wir fahren erstmal Wäsche waschen und einkaufen.

Apropos Wäsche. Die Maschinen in den Waschsalons sind nach einer halben Stunde ja immer schon fertig. Das reicht, damit die Wäsche wieder gut riecht – aber richtiger Schmutz geht damit nicht raus. Und da mein Fleckentferner zu Hause liegen geblieben ist, habe ich mir einen Neuen geholt. Dazu hätte ich mal eine Frage: Schriftgröße 3? Ernsthaft?

Ansonsten kann ich den Fleckenentferner von Vanish nur empfehlen. Ist quasi als Vorwäsche gedacht. Wer beim Kochen (und essen) also ebenso tollpatschig ist wie ich und ständig kleckert, dem sei das Zeugs hiermit empfohlen. Eine Lupe für die Bedienungsanleitung braucht es nicht: Einfach Flecken einschlonzen, dann das Shirt in die Waschmaschine geben.

Der erste Strand ist bei passendem Wetter vermutlich richtig nett, und das Restaurant dort soll gut sein. Doch heute zieht die Gischt in Schwaden über den Strandparkplatz von Pozo Negro.

Nein danke, nicht schon wieder gepökelter Sprinter. Dafür ist der Platz nicht schön genug. Also weiter, aber nicht die Hauptstraße entlang.

Wir fahren Piste. Eine Piste mit Aussicht. Die an einer Stelle zu einer sehr steilen und ausgewaschenen Piste wird. Das ist für den Sprinter zu viel. Steil und Löcher im Weg, da hebt er das Beinchen.

Da oben rechts, wo die Piste steil aussieht und links hinten rüber geht.

Und weil wir das Risiko nicht eingehen möchten, dass er nach links in den kleinen Graben rutscht, fahren wir rückwärts wieder runter und zurück zur letzten Bucht, um doch die geteerte Straße zu nehmen.

Die nächste Bucht ist dann auch echt schön.

Irgendwie hat es hier Wasser. Früher wurden die Terrassen sicher auch bewirtschaftet. Es gibt einen leeren Wasserspeicher, und so einen historischen Hubschrauberlandeplatz. Der ja eigentlich so ein Getreide-Trocknungs-Dresch-Platz oder so war. Und es gibt Bunker, vielleicht vier Stück. Und es gibt Lehmplatten, die mancherorts nass sind. In die man knöcheltief einsinkt, wenn man nicht aufpasst.

Hunde mit kurzen Beinen sinken da auch schonmal bauchtief ein.

Es ist Abend, wir sind gerade beim Abendbrot, da kommt eine Taschenlampe an. Wir verdächtigen die Guardia Zivil schon der nächtlichen Ruhestörung, aber sie waren es nicht. Vorne am Strand steht ein Minicamper, und der hat die Batterie leer. Das Auto macht keinen Mucks mehr. Und weil er heute Nacht noch wegfahren muss um pünktlich bei der Arbeit zu sein, geben wir ihm natürlich Starthilfe. Ja, richtig gehört, er wohnt im Minicamper, mit seinen zwei großen Hunden, und arbeitet auf der Insel, fährt für eine Bäckerei früh morgens das Brot aus. Ich habe schon vorher unterwegs Wohnwägen und Wohnmobile gesehen, die sahen nicht nach Touristen aus. Gleichzeitig lese ich heute, dass das Wohnen auf den Kanarien die letzten drei Jahre um 30% teurer geworden ist. Ist halt fies, wenn man Vollzeit arbeitet und im Van wohnen muss.

Zum Dank fürs Starthilfe geben bekommen wir selbst gemachtes Gulasch. Ablehnen ist zwecklos. Entweder Gulasch oder Kalinka (ungarischer, selbst gebrannter Schnaps). Da wir selbst gebrannten Schnaps erfahrungsgemäß nicht vertragen, bedanken wir uns für das Gulasch und parken zwei Palmen weiter für die Nacht ein.

Zum Frühstück gibt es dann erstmal ein sehr gutes Gulasch. Wir verabschieden uns, geben die Tupperware zurück und ziehen weiter.


Lost Place Aquapark

Also an Lost Places mangelt es auf Fuerteventura nicht. Halb fertig gestellte Hotels gibt es hier zuhauf. Sehr spannend sind die jedoch nicht, denn nackter Beton mit Kritzeleien drauf ist halt einfach nur hässlich. Mehr oder weniger zufällig habe ich über Google Maps einen riesigen, hellen Betonbunker ausgemacht, direkt am Strand. Müsste ein Hotel mit Wasserlandschaft sein. Das gehen wir doch mal angucken.

Tatsächlich steht die Tür offen. Sehr zuvorkommend. Schnell finden wir heraus, dass es sich hierbei um einen Aquapark handeln muss – denn für ein Hotel fehlen die Hotelzimmer. Interessant, dass es ein Lost Place ist. Hat unser Nachbar uns doch erst vorhin erzählt, dass sie im Sommer, wenn Hochsaison ist, den Dörfern schonmal das Wasser abdrehen. Damit die Hotels versorgt sind. Angeblich haben die Einheimischen dann bis zu zwei Wochen kein Wasser. Das wiederum könnte das örtlich hohe Aufkommen an Wassertanks auf den Hausdächern erklären.

Warum der Wasserpark hier trocken liegt, ich weiß es nicht.

Er hatte mindestens zwei größere Wasserbecken.

Und Bars.

Es hat auch ein paar Elektroroller, die irgendwelche Helden hier „geparkt“ haben. Vermutlich ist das noch nichtmal so lange her, denn es ist noch Strom drauf.

Ansonsten gibt es jedoch nicht viel an Inventar. Alles ist weggelaufen, hier und da wurde noch was angezündet.

Wobei dieser Ram bei näherer Betrachtung etwas gruselig ausschaut. Denn er war – im Gegensatz zu allen anderen Räumen – sauber gefegt, und etwas abgetrennt / verbarrikadiert. Was genau ist denn da verbrannt? Nur der Stuhl? Was ist das für ein großer Fleck rund um den Stuhl??


Kaffee.

Der spanische Kräuterlikör namens 43, den man gut trinken kann, wird genutzt, um ein Kaffeegetränk zusammen zu mixen, das hier auf den Kanaren wohl sehr beliebt und gängig ist. Ich habe es bisher in keiner Strandbar bekommen, also mache ich mir selbst einen: 1 Teil gesüßte Kondensmilch, 1 Teil 43, 3 Teile Milchschaum, 1 Teil Espresso. Das Ganze gibt dann schöne Schichten – wenn man es in der richtigen Reihenfolge ins Glas kippt. Und heißt dann „Barraquito“. Uns ist es viel zu süß. Werde da wohl noch meine eigene Mischung probieren.

Dann schaffe ich es vielleicht auch, das Dingens vor dem Umrühren zu fotografieren.

Die Frage des Tages lautet heute jedoch: Wie machen wir in den nächsten Wochen unseren Kaffee? Dass es die portugiesischen Kapseln in Spanien nicht gibt und diese uns bald ausgehen werden – es war zu erwarten. Dass diese billige Aluminium-Bialetti, die ich eingepackt habe, fürchterlich undicht ist und kaum Kaffee macht – unpraktisch. Dass unsere Gasflasche demnächst leer sein dürfte, und die hier nicht tauschen kann – das haben wir vorher gewusst. Also was tun? Die Gasflasche für 50€ im übernächsten Ort füllen lassen? Aber nein, das wäre doch viel zu einfach.

Wir kaufen uns eine mobile Induktionskochplatte. Hatten wir ohnehin vor, denn ständig rufen bei Andre Menschen an, die ganz viel Batterie brauchen, weil sie ein gasfreies Auto haben wollen und deshalb mit Induktion kochen wollen. Zeit, da mal wieder mit ein paar aktuelle Zahlen aufwarten zu können. Wie viel Autarkie kostet die Nudel-Gemüse-Pfanne oder die Bialetti-Kaffee oder das Pfannenbrot.

Im portugiesischen Elektrofachmarkt gibt es genau EIN mobiles Induktionskochfeld. Reicht ja. Dazu noch eine schicke Edelstahl-Bialetti für 4 Espressi (also 1 Morgenkaffee für mich). Kochfeld 60€, Bialetti 40€. Die neuen Errungenschaften werden freilich gleich ausprobiert. Bester Kaffee in unter einer Minute. Schon geil. Und – wenn man keine 20 Tassen Kaffee am Tag trinkt – sicher auch kein relevanter Stromfresser.

An dem Kurzbeinigen hier hing ein Preisschild. Ich weiß leider nicht, was drauf stand. Ob man den sich auch nach Portugal liefern kann? Der würde sich so gut als Vogelscheuche am Teich machen.

Das war die Mittagspause, weiter geht’s an die Küste. Wir entfernen uns von der Ostküste und fahren an die Westküste. Der Wind kommt von Nordost, und so ist unsere Hoffnung, dass er im Westen, hinter den Hügeln, weniger dolle bläst.

Ergebnis der Mühen: wir stehen jetzt voll im Windkanal.

Also egal wo an der Küste, es zieht. Unser Vorhaben, an dem schönen Sandstrand mit Mini-Dünengebiet zu bleiben, geben wir auf.

Dabei wäre es hier schon genau unser Ding. Auch Max findet die Düne super.

Aber: Es liegen mehrere Haufen Glasscherben auf dem Parkplatz.

Es ist schwer zu sagen, aber es sieht so aus, als lägen sie noch nicht sooo lange hier. Wir haben definitiv kein gutes Gefühl. Also fahren wir ein Stück weiter, stellen uns mit der Schnauze in den Wind. Immerhin schaukelt es nicht.

Unter uns hat es Strand. Aber den schauen wir uns lieber von oben an, denn für heute ist genug Wind.

Neuer Tag, neuer Windkanal: ich habe uns für eine Gassirunde einen Barranco ausgesucht, der ganz schön sein soll. Mit Sandstein, der vom Wind geformt wurde.

Ja, ist auch ganz nett, die Gassirunde. Ziva macht mal wieder die dreifache Strecke. Es gibt wohl Eidechsen.

Schade ist allerdings, dass jeder Vollpfosten meinte, seinen Namen in den Sandstein ritzen zu müssen.

Dabei haben sie schon Schilder aufgestellt, die darum bitten, genau dies nicht zu tun. Die Schilder sind natürlich auch schon total zerkratzt. Okay. Irgendwie wundert es mich nicht, dass hier alles reguliert ist. Selbst hier am Arsch der Welt machen die Menschen alles kaputt. Was ist an „nur anschauen, nicht anfassen“ so schwer zu verstehen?


El Cotillo

Es soll windig sein, in El Cotillo. So sagte uns letztens einer. Ja gut, windig ist es gerade wohl überall, da können wir es uns auch noch vollends geben – fahren wir nach El Cotillo. Da gibt es auch schöne Strände, und auch hier kann man südlich dem Städtchen oben auf den Klippen parken. Nun haben wir aber erst Mittag, und es ist einfach noch zu früh, um sich mit dem guten Kräuterlikör abzuschießen und dann selig im Wind schaukelnd dahin zu schlummern. Also fahren wir noch ein bisschen weiter rum.

Nutzen die Gelegenheit einer ordentlichen Ver- und Entsorgung, und fahren nördlich wieder ausm Kaff raus. Am Leuchtturm hat es keine Klippen, winden tut es dennoch.

Also ein paar Fotos und weiter.

Wir fahren auf die Piste, die immer die Küste entlang bis zu unserem nächsten Ziel führen soll.

Weit kommen wir nicht, denn wir halten nur ein paar hundert Meter weiter an, zum Kitesurfer gucken. Das ist für uns Landratten ganz spannend, wie das so funktioniert mit dem Wind und dem Segel und dem Brett.

Wer heute auf dem Wasser ist, zählt sich bestimmt nicht zu den Anfängern.

El Cotillo Kitesurfer

El Cotillo Kitesurfer fliegt

Denn es hat viel Wind und ordentliche Wellen. Kitsurfer, Wing Foiler, Windsurfer und Surfer – jede Wassersportart hat seine eigene Bucht bzw. seinen eigenen Strand.

Was man hier auch gucken kann, sind Algenteppiche. Die haben wohl paar proteinhaltige Bewohner, die mit jeder Welle mit angeschwemmt werden. Denn die Vögel picken munter im stinkenden Grünzeugs rum. Ja, das stinkt. Wer weiß, wie Grauwasser stinkt, der weiß in etwa, wie dieser Algenteppich müffelt.

Wir legen noch ein, zwei Stopps ein.

Versuchen, das türkisfarbene Meer zu fotografieren.

Oder den fast weißen Sand.

Andere wollen sich im Steinkreis vor dem Wind verstecken.

Also landschaftlich ist die Küste hier schon das geilste, was ich bisher so an Küste gesehen habe. Gut, es zieht immer noch wie Hechtsuppe, aber dafür gibt es auch schöne Wellen.

Irgendwann finden wir ihn auch zufällig, den berühmten „Popcornstrand“. Hier liegen am Strand weiße, versteinerte Korallen, die eben aussehen wie Popcorn.

Ein Popcorn

Das Schild, das den Touristen darum bittet keine Popcorn Souvenirs mit nach Hause zu nehmen, scheint seinen Effekt verfehlt zu haben. So viel Popcorn hat es nicht am Strand. Zumindest nicht da, wo wir gerade stehen, oder wo das Schild steht.

Am nächsten Tag auf Facebook lese ich, dass es tatsächlich mehr von dem weißen Zeugs gegeben hätte, 200 Meter weiter.

Wir hoppeln das Waschbrett weiter, landen so fast am nördlichsten Zipfel von Fuerteventura. Eine Siedlung am „Playa El Majanicho“. Ein paar Fischerhäuschen, ein paar Unterkünfte, einige Campervans und ein Stück weiter hinten eine große Urbanicazion, vermutlich ein einziger großer Tourikomplex, so ein Ressort.

Wir entscheiden uns für den Strandparkplatz, der nicht direkt am aufgeregten Meer gelegen ist. Sollte der Wind also irgendwann mal nicht mehr um die Blechbüchse pfeifen, dann freuen wir uns über die Stille.

So ist es dann auch am nächsten Morgen: Wind ruhiger, Wasser ruhiger. Recht angenehm. Also packen wir zusammen und hoppeln die Piste weiter. Zack, ist es wieder laut in der Bude. Die Piste ist fieses Waschbrett, gespickt mit Löchern. Man kann also noch nichtmal schnell drüber. So hoppeln wir langsam über die Pisten, versuchen Radfahrer und Fußgänger nicht komplett einzustauben, und kommen nach einer halben Stunde oder so in Corralejo an.

Corralejo

Der übliche Schock, wenn man von der Pampa in die Stadt fährt, legt sich relativ schnell. Wobei auf den Kanaren immer ein Aspekt hinzukommt: Die Einkommensschere. Hier trifft arm auf reich, öfters als wir es erwartet hätten. Offenbar profitiert nicht jeder vom Tourismusboom. Dass einige in ihren Wohnmobilen und Wohnwagen wohnen, haben wir ja bereits mitbekommen. Runtergerockte Weißware, nach Feierabend kommt dann ein Pkw daher gefahren. Oder man wohnt direkt im Minicamper. Auch Zelte, Blechhütten etc. sieht man ab und an. Wer von Westen über die Piste nach Corralejo reinkommt, sieht Altholz-Behausungen und Zelte im schwarzen Steinfeld, das hat schon Slum Charakter.

Unser erster Ziel ist ein Lost Place. Ein Zoo, der wohl Shows mit Tieren gemacht hat. Ein Wasserzoo also. Robben, Haifische, sowas.

Tatsächlich ist das Gelände offen, und doch erkunden wir es nicht intensiver. Denn in fast jedem Gebäude wohnte jemand, das ist offensichtlich. Eingänge sind verbarrikadiert, Wäsche hängt auf der Leine, all sowas.

Da müssen wir Touris nicht mit der Kamera rumlatschen. Auch wenn die Menschen hier vermutlich keine Miete zahlen, so haben sie doch ein Anrecht auf Privatsphäre. Wenn nicht die, wer dann.

Ich persönlich kann nur vermuten, dass die Menschen, die dort wohnen (müssen), ziemlich durch sind. Wer so im Müll leben kann, der bekommt von seiner direkten Umgebung vermutlich nicht mehr viel mit? Ich habe selten so viel Müll gesehen. Und auch gerochen.

Der Lost Place ist ansonsten nicht unbekannt, wohl auch unter guten Graffiti Künstlern:

Der begehbare Sukki-Pflanzenlehrpfad sieht dann auch etwas lost aus.

Wobei die Agaven immer noch gehen, auch wenn man die Bewässerung abschaltet. Was wir hier sehen ist der Blütenstengel einer Agave. Nach der Blüte kommen direkt die Setzlinge, die dann irgendwann zu Boden fallen.

Schön, fahren wir halt dahin, wo sie den Müll artig wegräumen: an den Strand. Ich mach jede Wette, dass die meisten Urlauber hier keine Ahnung davon haben, wie müllig die Spanier eigentlich sind. Auch hier entlang der Küstenstraße und in der Düne ist es tatsächlich ziemlich sauber.

Wir parken am Straßenrand ein, wollen uns ein bisschen die Beine im Sand vertreten. Problem eins: Hunde sind am Strand verboten. Und da die ganzen Rettungsschwimmer-Türmchen besetzt sind, würde es vermutlich auch Ärger geben. Aber egal, unsere Hunde stehen eh nicht so aufs Wasser, Sand alleine reicht um sie glücklich zu machen. Problem zwei: auf der anderen Straßenseite, wo die Dünen sind, steht auch ein Multifunktions-Verbotsschild, da sind Hunde auch verboten. Herrje, was haben sie nur? Es hat hier auf den Inseln doch gar nicht so viele Hunde, dass die zu einem Problem werden könnten! 95% der Menschen hier sind Urlauber, die mit dem Flieger gekommen sind und in einem Hotel oder Ressort wohnen, wo Hunde obendrein verboten sind. Wir sind heute echt schlecht im Schilderlesen und laufen eine Runde über die Dünen.

Nächster Halt, treue Blogleser haben schon drauf gewartet: Shopping Mall mit Fressmeile. Heißt hier „Vila Comercial“, und ich habe mir ein Tapas Restaurant ausgesucht. Zwei Getränke, drei Tapas, 30€. Das was lecker, das ging schnell, so ist es fein.

Das Nachtischeis holen wir uns im Supermarkt, denn die auserkorene Eisdiele hat gar kein Eis. Dafür Sushi Bowls. Keine Ahnung, wie das kommt. Vielleicht hat der Laden die Fachrichtung gewechselt und die alten Schilder noch nicht abgekratzt.

Zeit, sich ein Plätzchen für die Nacht zu suchen. Irgendwas ruhiges wäre fein. Nicht super romantisch, aber durchaus praktisch ist die Angewohnheit der Spanier, Urbanicazionen zu planen. Straße, Straßenlaterne, Stromkästen, Gehwege … Alles da, außer Häuser.

Corralejo Urbanizacion

So parken wir heute ausnahmsweise mal wieder am Straßenrand ein und ich versche, ein Streifenhörnchen zu fotografieren. Die sollen doch so zutraulich sein. Aber nicht diese hier.

Zwei wohnen gleich neben unserem Camper, und unser hauseigener Streifenhörnchen-Bewegungsmelder zeigt zuverlässig an, wenn eines auf dem Stein sitzt. Ziva würde sich ja so gerne mal eines fangen. Aber dann mag ich es nicht mehr fotografieren.

Umso beeindruckender ist, dass der Jagdhund auf dem Gehweg liegen kann, wohl wissend, dass sie sich kein streifiges Hörnchen holen darf. Ihre Lösung: nicht hingucken.

Wir sind inzwischen wieder an der Ostküste. Der Wind hat sich gelegt, und der nächste Strand wurde bereits anvisiert. Wir haben noch ein paar Ziele auf Fuerteventura und nochmal zwei Wochen Zeit, diese anzusteuern. „Fuerteventura, zweiter Akt“ kommt also.

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