Teneriffa: 3 Wochen auf der Vulkaninsel
Zuletzt hatte ich ja über unsere Verschiffung auf die Kanaren berichtet. Mit Sack und Pack, also mit Köters und Camper, ging es nach Teneriffa. Na dann legen wir mal los …
Wir sind in „Santa Cruz de Tenerife“, also in der Hauptstadt der Insel. Und unser allererster Weg führt uns wohin? Richtig, zur Auto-Waschanlage. Ja, ich weiß, treue Blogleser sind jetzt geschockt, denn sowas gab es hier ja noch nie zu lesen. Aber: Ich habe ja auf der Fährfahrt gleich mehrere Kaffees im Camper verschüttet, der Sprinter selbst stand fast zwei Tage lang in der Gischt auf Deck, und das „Camping on Hundedeck“ hat zur Folge, dass die eine oder andere Textilie nun etwas hundig riecht. Wer schonmal in den Genuss eines Ziegenbocks gekommen ist, der ahnt wovon ich rede.
Andre hat eine Multifunktions-Tankstelle ausgemacht, die alle unsere Probleme beheben sollte. Tankstelle, Waschstraße, Waschmaschinen, VE und ein Café. Hört sich nach einem Plan an. Doch haben wir unsere Pläne nicht mit dem Überschuss an Freizeit der Kanarenbewohner während der Weihnachtsfeiertage gemacht. Die polieren ihr Auto heute nämlich mit der Zahnbürste. Nicht nur die Stadt ist ein einziges Verkehrschaos, auch die Mufu-Tanke ist mir ein Gräuel.
Hätte ich heute was fahren müssen, ich glaube ich hätte eine gepflegte Panikattacke. Aber ich bin ja glücklicherweise nur Beifahrerin, und so kann ich mir die Stadt anschauen. Besonders gefallen mir diese hübschen Palmen.
Was so eine ausgewachsene Ölplattform im Hafen macht, ich weiß es nicht.
Also wischen wir etwas Kaffee weg, tanken den Dieseltank und auch den Wassertank voll. Was wir beim Diesel sparen (1,05€ / Liter, das ist ca. 30 Cents günstiger als auf dem spanischen Festland), investieren wir in ein paar Schlucke Frischwasser. Denn für die VE wollten sie pauschal 7€. Wie gewonnen, so verronnen. Wir tanken trotzdem und machen uns rasch wieder vom Acker. Ohne gewaschenes Auto oder gewaschene Wäsche. Unser Ziel: Irgendwo hin, wo es schön ruhig ist. Und sonnig.
Ziva stimmt uns da glaube ich zu. Ein Busch mit Eidechse drin fände sie jetzt auch ganz nett.
Direkt an den nächsten Strand fahren, das kann ja jeder. Dafür müssten wir nochmal durch die total überlaufene Stadt fahren, und das muss ja nicht. Also fahren wir die Straße weiter, machen ein paar Höhenmeter und tauchen in den grünen Teil der Insel ein.
Parque Rural de Anaga
Generell stellen wir fest, dass es – zumindest in diesem Teil von Teneriffa – keine fünf Meter einfach nur eben ist. Steile, enge Straßen, das können sie. Und das mit der Verkehrswende, das hat bisher wohl noch nicht geklappt. So viel Straße, so viele Ampeln und Kreisverkehre … Busse sieht man auch ab und an, aber es scheint definitiv eine Autostadt zu sein.
Was mir schnell auffällt sind die auffällig vielen Mietwagen. Und als jemand, der im Schwarzwald im Touri-Gebiet gewohnt hat, weiß ich: Flachlandtiroler, fremdes Auto, serpentinenartige und enge Straßen, dazu viel Verkehr: eine Mischung, die böse enden kann. Jemand sollte den Touris auch mal erklären, dass die Ausweichsteilen an engen Straßen nicht zum Selfies knipsen gedacht ist.
Der Naturpark „Anaga“ ist schon sehr schön. Wir sind angetan von dem vielen Grün, teilweise kommt das ganze Grün sogar dschungelartig rüber. Viele Farne, Sukkis, Löwenzahn am Stil, Agaven – wer Beifahrerin spielen darf, bekommt viel von dem Grünzeug rundum mit.
Im Folgenden einfach mal ein paar Bilder von der Fahrt. Schon schön da.
Der pechschwarze Strand
Wir machen eine Rundfahrt, nehmen ein paar Aussichtspunkte mit, lassen ein paar andere aus und enden, wo wir heute morgen gestartet sind, in San Andrés. Ein kleiner, schöner Ort mit großem Strand nahe Santa Cruz De Tenerife.
Am Ende landen wir nur wenige Kilometer von dem Strand, von dem aus wir gestartet sind. Noch ist viel los, doch mit dem Abzug der Sonne ziehen auch die Badegäste ab. Zeit, den Köters den schwarzen Strand zu zeigen. Pechschwarzer, superfeiner Sand, da dreht der alte Hund völlig frei. Okay, vielleicht liegt es auch an der Fährfahrt, da bekommt sogar ein Seniorköter den Energiestau.
Wir bleiben eine Nacht lang hier stehen, bei erstaunlich moderatem Wellenrauschen: Irgendwie erscheint der Atlantik hier deutlich ruhiger zu sein als an der portugiesischen Westküste. Das Wasser ist auch etwas wärmer, hat ca. 21 Grad.
Ein Geheimtipp ist der „Playa Cueva Agua“ freilich nicht – über Nacht kommen noch einige Camper mehr, der Platz ist durchaus gut gefüllt. Wir machen uns morgens wieder vom Acker, und auf die Suche nach einem ruhigeren, abgelegenen Plätzchen.
Camping an der Lepra-Kolonie
Wir besuchen einen Lidl, kaufen nur ein paar Lebensmittel für die nächsten Tage ein. Wir befinden uns zwischen den Jahren, da ist jeder nicht komplett überlaufene Supermarkt super.
Eine weitere halbe Stunde später kommen wir am ausgesuchten Leuchtturm an. Wir lassen den großen Platz, der vermutlich bei Park4Night drin steht, aus und fahren ein kleines Stück weiter. Es stehen einige Pkws hier. Man kann ihr wohl Fische fangen, denn Einheimische wie Touris kraxeln auf den Felsen rum und werfen die Angel ins Wasser.
Gleich neben an ist ein sehr, sehr weitläufiger Lost Place, ein fast fertig gestelltes Lepra Sanatorium. Fast fertig gestellt? Nein, es ist keine typisch spanische Bauruine, sondern man hat hier einfach mal ein großes Projekt angefangen, um die Lepra-Kranken in den 30ern unterbringen zu können. Man hatte da wohl einige auf der Insel, und Lepra war nicht heilbar. Genau das wurde die Krankheit zwischenzeitlich, und die Lepra-Kolonie wurde obsolet. Irgendwann wurden die halbfertigen Gebäude (inkl. Kirche, Krankenhaus etc.) vom Militär genutzt, um den Häuserkampf zu erproben. Zwischenzeitlich wurde das Gelände wohl von einem italienischen Investor gekauft, der ein Hotelkomplex oder sowas aufziehen wollte. Was aber angeblich nicht genehmigt wurde. Heute stromern Touris durch die Gebäude. Ich habe mindestens zwei mit einer Sprühdose gesehen. Leider haben auch sie sich vermutlich nicht mit künstlerischem Graffiti verewigt, sondern mit Schmierereien. Ich verstehe das nicht. Mir wäre das ja peinlich, wenn ich so untalentiert wäre und nicht mehr als Kritzeleien eines Dreijährigen zustände brächte.
Als einer der Angler weg fährt parken wir nochmal um. Stehen jetzt aber kaum besser fast direkt am Wanderweg. Und der ist gut besucht. Wanderer, Geocacher, Radfahrer und Motocrosser kommen vorbei.
Ich hätte übrigens echt gedacht, dass wir mit dem Sprinter deutlich unauffälliger unterwegs sind. Es hat sich aber bereits in Portugal abgezeichnet, dass dem nicht so sein sollte. Wir werden fast so häufig fotografiert und angequatscht wie mit dem Laster.
Aufgrund der Wanderweg-Problematik parken wir also noch ein drittes Mal um, weiter weg vom Wasser und von allen wegen, mehr in die Pampa. Hier ist es immer noch übelst windig, aber immerhin können wir die Köters wieder rauslassen. Ein bisschen rumstromern, und sich dabei nicht zu weit von der Basis entfernen, wir lernen das gerade wieder.
Die Suche nach Strand und Infrastruktur
Ich habe es bereits geahnt, und diese Ahnung manifestiert sich gerade: schön und ruhig am Wasser stehen, das könnte sich hier schwierig gestalten. Es ist entweder zugebaut oder laut oder voll oder alles zusammen. Es erschließt sich mir nicht, wie die Leute in der Einflugschneise des Flughafens Urlaub machen können. Egal ob im Camper oder in der Ferienwohnung. Die Flieger kommen und gehen alle 15 Minuten. Und nachts fliegen sie angeblich auch. Das wollen wir aber nicht herausfinden, und weil auch die Windturbine in direkter Nachbarschaft ständig wusch-wusch-wusch macht, verziehen wir uns ins Hinterland.
Damit wir da auch ein paar Tage länger stehen können, geht es nochmal an eine Mufu-Tanke. Bei der ersten war der Klo-Entleerungsautomat kaputt. Also altes Wasser raus, frisches Wasser rein, und das Sprinterle bekommt endlich mal das Salz ab.
Wir bekommen von einem anderen Camper den Tipp, wo wir eine andere Mufu-Tanke finden. Diese hier ist besser. Hier bekommen wir die gewaschene Wäsche auch getrocknet, das Klo leer. So ein Kassettentoiletten-Automat ist übrigens ganz nett. Wenn er denn funktionieren würde.
Man hätte auch mal die Hunde durchwaschen können. Aber ich denke, der Junghund wäre eine Woche lang beleidigt mit uns gewesen …
Wandern, bis die Waden brennen
Ich denke, wir haben es raus, wie der Hase hier läuft: Die Küste ist gut erschlossen. Man kann hier verkehrsgünstig campen, die Infrastruktur nutzen, ganz wunderbar einkaufen usw. In der Mitte des Insel hat es den Teide, der Vulkan mit 3715 Höhenmetern. Naturpark, kalt, campen verboten. Auf halber Höhe liegt auch alles am Hang, ist aber teilweise kein Naturschutzgebiet, aber dennoch schön, man findet hier und da einen Platz zum Parken und im Idealfall auch ein bisschen Internet.
Wir haben so einen Platz im Visier. Die Zufahrt ist schon lustig. Man sieht es vermutlich nicht, aber die Straße geht einfach stur den Hang hoch und ist recht steil.
Der Platz entpuppt sich als Volltreffer.
Hier parken wir an einem Aussichtspunkt ein. Ein Platz mit guter Aussicht, viel Ruhe und ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir beschließen, hier auch Silvester zu verbringen. Sollte ja nichts los sein, hier oben.
Ach ja, die Wanderung. Na, wer ist der/die Fitteste im Rudel? Klar, Ziva. Doch zu unserer Überraschung ist Max der Zweitfitteste. Während Andre Knie hat und ich irgendwann nur noch hoffe, dass meine Waden nicht vollends zu machen, ehe wir zurück am Sprinter sind, läuft Max voraus, als würde er den ganzen Tag nichts anders tun als wandern. Dabei waren wir doch erst kurz vor Abfahrt noch beim Tierarzt, und er hat ihm eine altersbedingte Arthrose attestiert. Was wir schon wussten. Und wir haben einen leeren Rucksack die 11 Kilometer lange Tour mitgeschleppt, falls wir ihn da reinpacken müssen. Aber ne, Max ist in seinem Element.
Abgesehen von den Schmerzen war die Wanderung echt schön. Erst wollten wir nur einen kleineren Rundweg von 3-4 Kilometern machen. Doch irgendwie wollte ich den Ziegenpfad um den Berg noch laufen, laut Wanderapp wären das dann 7-8 Kilometer. Wir haben genug Wasser und ein paar Snacks dabei, sollte also machbar sein. Am Ende wurden es 11 Kilometer, denn wir haben unterwegs einen Ziegenpfad-Abzweig verpasst. Erstaunlicherweise hatte ich null Probleme mit der Kondition. Das ständige Auf und Ab auf der Quinta hat wohl doch einen gewissen Trainingseffekt.
Schön war es, hier die Bilder von der Tour:
Am nächsten Tag: Max geht es immer noch super. Gut, er hat vorsorglich eine Rimadyl bekommen. Ziva könnte die Runde gleich nochmal laufen. Andre seinen Knien geht es etwas besser. Meine Waden hingegen werden noch ein paar Tage brauchen. Ich habe da eine Vermutung zur Ursache.
Wenn man sonst mit seinen Barfußschuhen allenfalls beim Asiaten zum Buffet läuft, sollte man als nächste Eskalationsstufe vielleicht nicht gleich eine Wanderung auf einem steinigen Ziegenpfad wählen. Das bekommt mit einem Tag Verzögerung dann auch Andre zu spüren, auch er hatte Barfußschuhe an und auch seine Waden sind etwas schmerzhaft.
Silvester aufm Hügel
Wir bleiben noch eine weitere Nacht, denn hier oben sollte es keine fiesen Silvester Böllerei geben.
Es ist ruhig hier oben, hat keinen großartigen Verkehr, nur eine Handvoll anderer Camper, die sich gut verteilen. Gut, zwischendurch kommen uns welche zu nahe, stellen sich uns in die Aussicht. Aber das ist schnell lösbar, wir parken einfach kurz um. So hat das jugendliche Campervolk auch genug Platz für die Silvesterparty. Die brauchen wir nicht. Mit den Todeswaden ist eh nix mit Tanzbein schwingen.
Mit Todeswaden in weitere Höhen
Die Wanderung sollte dem Aufwärmen dienen, denn wir wollen weiter den Berg hoch, in Richtung Vulkan und in ein Wandergebiet. Hier hat es Naturpark, und man darf in ausgewiesenen Zonen campen. Muss das aber im Vorfeld anmelden, via App. Es gibt auch Wanderungen, die man nur nach vorheriger Anmeldung machen darf. Und sogar einige, die im Monat zuvor ausgebucht sind. Für die man wohl sogar bezahlen muss. Andere Wanderstrecken sind komplett gesperrt, seit es vor einer Woche geschneit hat. Liegt zwar längst kein Schnee mehr, aber wahrscheinlich ist der Entsperrer noch im Urlaub oder so. Also ja, reguliert und kommerzialisiert ist hier so einiges. Aber egal.
Wir fahren also in die Höhe, packen uns auf die gebuchte Camping Area, und richten uns auf einen entspannten Tag ein.
Also zumindest ich kann keinen Meter bergab laufen. Ich komme daher wie eine Hundertjährige. Andre geht es inzwischen etwas besser, seine Waden tun nicht ganz so weh. So zieht er los, mit dem Tablet und dem Junghund im Schlepptau, um das Fernsehprogramm für heute Abend runterzuladen. Vielleicht hat es ja hinterm Hügel etwas Netz, denn hier zumindest gibt es keins. Hätte man ja mal vorher recherchieren können, so als internetabhängige Menschen.
Die Nacht ist sehr ruhig, es stehen gerade einmal vier Fahrzeuge hier oben. Am Morgen mache ich eine kleine Proberunde und stelle fest: den Waden geht es etwas besser, aber von Schmerzfreiheit sind wir noch sehr weit entfernt. Also werfen wir unsere ambitionierten Gassipläne übern Haufen und fahren erstmal wieder den Berg runter. Wandern mag noch nicht gehen, Shoppen geht immer.
Vulkan guggen
Wir fahren weiter bergauf, in Richtung Teide. Der Teide ist der höchste Berg von ganz Spanien, mit 3.718m ü.d.M. Kurz vor Weihnachten hat es geschneit, ein paar Tage später haben sie die Straße wieder entsperrt.
Auch heute noch hat es einige Touristen hier oben – und ganz oben, am Fuße des Gipfels, vermutlich noch mehr. Doch das ziehen wir uns heute nicht rein. Also vermutlich ziehen wir uns das niemals rein, denn die 45€ für die Seilbahnfahrt pro Nase … Ich weiß nicht, ob es uns das wert ist. Okay, ich weiß ganz sicher, dass es uns das sparen werden. Zu 100% sicher.
Wir wollen eigentlich wieder runter vom Berg. Doch erst einmal stellt Andre fest, dass der Ladebooster nicht lädt. Was schon etwas nervig ist, denn kaum ein Bauteil ist so blöde zugängig wie der Ladebooster. Er findet das Problem aber recht schnell: Der 50A Booster ist mit einer 50A Sicherung abgesichert, und die ist durch. Da wir aber durchaus Strom gebrauchen können, löst er das Problemchen kreativ, und fast „fachmännisch“. Mal schauen, wie lange das Provisorium herhalten muss, bis wir eine Sicherung zu kaufen finden.
Was im Naturpark ebenfalls reguliert ist: wer die Piste fahren darf, und wer nicht. Andre hat sich vorbereitet, und das Pamphlet studiert: Um die Piste fahren zu dürfen, muss das Fahrzeug Allrad haben. Es darf keinen Lenker haben, nur Lenkrad ist erlaubt. Bei Reifen mit einer Profiltiefe bis 10mm braucht es keine Genehmigung vorher. Von 10-15mm nur mit Genehmigung, ab 15mm bekommt man die schon nicht mehr. Ach ja, und nur Fahrzeuge bis 3,5t. Wir kommen zu dem Entschluss, dass wir das fahren dürfen und machen das dann auch. Und stellen fest: das Quadverbot gilt wohl nicht für geführte Gruppen. Und Radfahrer finden die Strecke wohl nicht so geil, denn sie gucken ganz schön griesgrämig.
Generell fällt uns auf: gut, dass wir die Räder nicht mitgenommen haben – wir wären hier total underdressed und underequipped. Carbon-Rennräder, oder Gravelbikes. Aber unbedingt mit schicken Rennradfahrklamotten! Hier sind einige Leute sportlich unterwegs, ich würde da nicht den Berg hochfahren wollen, noch nichtmal mit dem E-Bike. Auch nicht, weil hier auch echt gut was los ist, Motorräder, Autos, Camper, Busse, Quads. Man wird quasi ständig überholt.
Dann doch lieber an den Strand …
Ich fand die Strecke im Camper ganz nett – und viel entspannter als unser nächster Stopp: Einkaufen bei Lidl. Denn unten an der Küste angekommen wollen wir ein paar Vorräte aufstocken. Und bzgl. Hundefutter und Klopapier kann man bei Lidl ja nichts falsch machen. Das Problem des Tages: Unten hat es keine freien Parkplätze mehr, und das Parkdeck oben hat eine 2,80m Höhenbeschränkung. So ein schönes, frei schwingendes Metallrohr, bunt angemalt. Andre meint noch „Ja, so ungefähr 2,80m haben wir, sollte passen“. Gut, wir haben wohl doch eher 2,85m, und es passte nicht ganz. Dieses Metallrohr macht echt Krach, das poltert wie die blöde. Und es macht überhaupt keinen Sinn, denn das Parkdeck ist oben ohne, bis auf diese Höhenbeschränkung gibt es kein Problem mit der Höhe. Oh, wie schade, es gibt kein Foto / Video von der Aktion.
Ach ja, wen es interessiert: Lidl auf den Kanaren, das taugt nicht viel. Bis auf ein paar Klassiker, die man vermutlich auch woanders genauso gut bekommt, ist es nicht sehr spannend. Es gibt kaum veganes Zeugs, und die Obstabteilung ist auch nicht spannend. Aldi ist da deutlich besser. Andere Supermärkte wie HiperDino und Mercadona waren wir hier noch nicht. Was ich heute aber gesehen habe: es gibt einige „Frutarias“. Vielleicht gibt es da das gute Obst?
Wir düddeln erstmal die Küste entlang. Die sehr grüne Küste. Während die Südküste entweder wüstenartig oder künstlich ist, ist es hier an der Nordküste super grün. Aber noch mehr verbaut, und mindestens so gut besucht.
Was es hier gibt sind Plantagen.
Weiß wer, was das für ein Kaktus ist? Pittaya sind es wohl nicht. Aber irgendeine Frucht werden sie wohl produzieren, sonst würde man ja nicht gleich mehrere Terrassen von anbauen …
Unser heutiges Ziel ist ein Parkplatz zwischen Bananenplantage und Felsenküste, der sogar ein offizielles Wohnmobilstellplatz-Schild dran stehen hat. Und trotzdem nicht auf Park4Night verzeichnet ist. Gut, ein paar andere Camper kennen den Platz wohl auch schon. Es ist aber auch nicht zu erwarten, dass es hier am Meer einsame Plätze gibt. Allenfalls, dass es ab nächster Woche etwas ruhiger wird, wenn die Urlaubssaison zu Ende geht und es weniger Mietcamper werden.
Zum Abend hin füllt sich der Platz, und es wird rangiert wie der Teufel. Am nächsten Morgen kommt dann die Polizei daher und weist Diejenigen zurecht, die nicht ordentlich in der Parklücke stehen. Was aber nur die Hälfte juckt.
Wir checken langsam, wie hier der Hase läuft: richtige Stell- und Campingplätze gibt es auf der Insel keine. Die Infrastruktur zur Ver- und Entsorgung stellen die Tankstellen. Man steht also auf Parkplätzen. Ob die ein Wohnmobil-Schild haben ist sekundär. Interessanter ist, ob die halbwegs gerade sind.
Und genau das ist ein kleines Problemchen: Teneriffa ist eine Vulkaninsel. Irgendwie liegt hier alles am Hang. 10 Meter hüben und drüben gerade – schon ist es ein Plateau, das irgendwer irgendwann mal geschoben hat. Die Küste ist ohnehin gut zugebaut, hier bleiben nur die Strandparkplätze jenseits der Siedlungen und Golfplätze und Dörfer etc. Klar, manche stehen gerne an der Strandpromenade und zentral im Wohngebiet am Straßenrand. Wir wünschen uns ein gewisses Maß an Ruhe und Aussicht. Muss nicht immer sein, aber jedes zweite Mal.
Sauna und Paella am Golfplatz
Also ziehen wir ein Plätzchen weiter, mal schauen wie es da ist. Es sind nur ein paar Kilometer. Der ausgewiesene Parkplatz ist explizit für Wohnmobile, eine Sackgasse, und an einen Golfplatz angrenzend. Soweit, so halbwegs ruhig.
Der Knüller ist das angrenzende „Piscina Municipal“, also ein öffentliches Schwimmbad. Für 4€ Eintritt kann man im Salzwasserpool schwimmen, heiß duschen, und sogar die Muckibude mit Meerblick nutzen. Und für 3€ extra heizen sie dir die Sauna ein. Einmal eine Grundreinigung bitte! Ich gebe Andre Bescheid, und die Sauna kann sogar was, immerhin heizt sie auf 85 Grad hoch. Das erinnert mich wieder daran: wir müssen die Sauna auf unserer Quinta priorisieren!
Eigentlich ist ja auch auf solchen Plätzen kein „Campingverhalten“ empfohlen. Zählt es, wenn das Faltmodul unauffällig auf der Windschutzscheibe liegt?
Am Nachmittag dann der Versuch, im benachbarten Restaurant was zu essen. Die Bewertungen bei Google sind durchwachsen, beziehen sich aber nur auf den überforderten Service. Wenn das Essen gut ist, können wir das ab. Geschlagene zwei Stunden sitzen wir da, bis sie uns eine Paella servieren. Sangria und eine Vorspeise gab es immerhin vorher, also sind wir nicht ganz verhungert. Da hätte ich eine Frage: Muss Paella trocken sein? Mit gummiartigen Meeresfrüchten? Ich sag es mal anders: es ist das erste Mal seit Jahren, dass wir kein Interesse an Nachtisch oder Kaffee haben. Wir verlangen die Rechnung, und freuen uns auf ein Nutellabrot mit Kaffee im eigenen Camper. Ach ja, teuer war’s auch noch.
Nächstes Mal schicken wir Ziva los, dass sie uns was Frisches fängt.
Parken am Klippenfriedhof
Wir wollen herausfinden, ob wir an der Küste noch was Nettes finden. Hoch auf den Hügel zu fahren macht akut keinen Sinn. Denn meiner Wade mag es zwar besser gehen, dafür zickt jetzt Andre seine rum. Der Muskelkater ist weg, aber so ein stechender Schmerz ist geblieben. Vielleicht ist was angerissen? Wir wissen es nicht, denken aber dass es besser ist die Haxe zu schonen.
Das kann man am nächsten Ziel ziemlich gut, denn der Strandparkplatz neben dem Friedhof ist eine Sackgasse.
Die Strände links und rechts sind mehr kiesig als sandig. Obwohl, kiesig kann man es ja fast nicht nennen. Eher hinkelsteinig.
Die Angler kraxeln auf den Steinen rum, ich denke die machen das nicht zum ersten Mal. Ich hingegen komme nicht weit, mir ist das Lavagestein zu schroff und unwegsam.
Dafür ist die Aussicht vom Camper aus sehr schön. Die Wellen sind nicht gerade leise, aber gut, irgendwas ist ja immer.
Wie die Arschkrampe, die morgens um 6 Uhr angefahren kommt, in seinem Auto sitzt und laut Musik hört. Wir und die Nachbarcamper wären dann wohl alle wach …
Last Minute einkaufen an Dreikönig – beste Idee ever.
Ich schlaf noch ein, zwei Runden, verpenne direkt und werde dann auch direkt hektisch. Denn heute ist Sonntag, morgen ist Feiertag, und ich wünsche mir etwas frisches Obst. Also los in die Stadt. Ich finde eine Frutaria und daneben einen Supermarkt, angeblich haben beide heute Vormittag offen. Ich ahne schon böses, und werde nicht enttäuscht. Andre lässt mich auf der Straße raus, und während ich was einkaufen gehe, parkt er irgendwo – und holt mich später einfach wieder ab.
Die Obstauswahl ist nicht ganz so exotisch, wie ich es mir erhofft habe. Auf den Kanaren wachsen typischerweise: Papaya, Bananen, Mangos, Maracujas, es gibt außerdem Kaktusfeigen, Tomatillos, Zitrusfrüchte. Was immer Saison hat, sind wohl Bananen. Die Normalen schmecken wie die auf dem Festland auch, andere Früchte wie Papayas haben aktuell eigentlich keine Saison. Wirklich gut sind die roten Bananen. Die findet man aber nicht überall. Und die Mango – habe seit Jahren keine so gute Mango mehr gehabt.
Wir wollen noch ein paar Tage schauen, ob das mit den Waden besser wird und packen uns nochmal auf den ersten Platz an der Bananenplantage. Das war immer noch der ruhigste Platz.
Die Achterbahnfahrt
Zwei Nächte, dann geht es weiter – wieder zurück an die Nordküste. Im ersten Schritt nutzen wir die Vorzüge von zu viel Zivilisation, globalisiertem Kapitalismus und Tourismus: wir gehen shoppen. Wir haben große Pläne: deutscher Discounter, französischer Baumarkt, chinesischer Allesladen, und irgendwas Spanisches wird sicher auch mit dabei sein.
Aber erstmal über die Hügel. Wir nehmen freilich nicht die gut ausgebaute Straße, sondern die malerische Route. Die anderthalbspurige Straße mit den Serpentinen, ein Touri-Hotspot mit entsprechend vielen Mietwagen und Kleinbussen.
Aber, mit schönen Aussichten.
Masca ist das primäre Ziel der anderen Touristen. Ein pittoreskes Dorf in grandioser Landschaft. Und man kann vom Dorf aus durch die Masca-Schlucht bis runter ans Meer wandern. Aber: man muss vorher online eine Genehmigung beantragen. Und wohl auch einen Obulus bezahlen, damit man darf. Und: man darf die Schlucht nicht wieder hoch laufen. Muss also ein Wassertaxi bis nach Los Gigantes nehmen, und von dort aus wieder mit dem Bus nach Masca, falls man dort sein Fahrzeug geparkt hat.
Also mir ist das zu kompliziert. Reicht es mir doch schon, als Beifahrer die Serpentinen erleben zu dürfen. Ich sag es mal so: man kann da mit dem Camper hochfahren, muss es aber nicht. Zwei Pkws kommen noch halbwegs elegant aneinander vorbei. Angesichts des Campers bekommt so manch ein Gegenverkehr schon die Krise.
Aber, eine schöne Strecke.
Runter gings leichter, sie haben da freundlicherweise eine mehrspurige Straße gebaut. Dafür kommen wir voll in den Verkehrskollaps. Ich kann nicht beurteilen, ob es am Tag nach dem Feiertag / Urlaub liegt. Auf jeden Fall ist die Hölle los. Überall, wo man was einkaufen kann, ist alles zugeparkt. Inklusive der Straßen. Manche nennen es Stau. Wir besinnen uns auf das, was meistens funktioniert: Aldi. Während bei allen anderen Supermärkten der Teufel los ist, geht es im neuen, großen Aldi mal wieder recht beschaulich zu.
Nach einem entspannten Einkauf geht es zurück in den Stop-And-Go-Verkehr und wir beschließen spontan, dass wir keinen Bock mehr haben. Also fahren wir direkt zur All-Inklusive-Tankstelle: Entsorgen, Versorgen, Wäsche waschen, Diesel tanken, Camper aussaugen. Nach zwei Wochen riecht es so dermaßen nach Hund, es ist schon sehr kritisch. Eines ist klar: Wir fahren nie mehr ohne Staubsauger nirgendswo hin.
Eine Runde Lepra – oder was man sich sonst so einfangen kann
Doch erstmal fahren wir nochmal ans Meer, zum bereits bekannten Freistehplatz an der Lepra-Kolonie. Heute ist es windstill, die Wolken hängen wieder am Berg und sorgen für Schatten.
Meinen Waden geht es bestens, also gehe ich mit beiden Hunden eine Runde durchs Lepradorf.
Fühle mich dabei total sicher, denn irgendwie fühle ich mich von dem Securitas-Typen in seinem Kleinwagen verfolgt. Also hätte ich mir unterwegs den Fuß vertreten, hätte ich immerhin ein Taxi zurück zum Sprinterle gehabt.
Wir entschließen uns, noch einen weiteren Tag zu bleiben. Hier ist es ruhig und sonnig, und man kann die Hunde streunern lassen. Also zumindest Ziva. Max behält man ja eher ein bisschen im Auge. Bis auf das eine Mal, da war seine Nase wohl im Aktivmodus. Wir sehen ihn nicht mehr, wissen aber hinter welcher Kuppe er verschwunden sein muss. Und schau einer an, er hat sie gefunden. Die im Busch ausgeleerte Kassettentoilette. Sein Geschmack ist einfach exquisit. Und weil sich irgendwelche Arschkrampen die 3€ für die Entsorgung gespart haben, darf der Senior jetzt wieder 24h am Tag an die Leine. Muchas Gracias an dieser Stelle.
Offroad zum Lost Place
Zeit, die Haxen wieder etwas mehr zu bewegen. Dazu fahren wir an einen Lost Place. Ein Staudamm, der eigentlich schon fertig gestellt wurde. Der aber inkontinent ist. Er war wohl ein- oder zweimal voll, aber das Gestein im Barranco ist so porös, er kann das Wasser einfach nicht halten. Und so wurde er zu einem Anziehungspunkt für Wanderer und andere Touristen.
Auf der linken Seite des Staudamms ist 4×4 only.
Für den Laster wäre das hier kein Problem gewesen, für das Sprinterle ist es schon etwas herausfordernd.
Wir hoppeln hoch, finden ein schönes Plätzchen. Herrlich, diese Ruhe! Also zumindest am Abend und in der Nacht. Tagsüber ist etwas mehr los, einige Wanderer kommen vorbei.
Wir machen dann am nächsten Tag ebenfalls mal wieder eine Wanderung. Erst geht es auf der einen Seite des Barrancos den Berg hoch, dann hinten durch den Barranco durch, und auf der anderen Seite wieder runter.
Da gibt es ein kleines Problemchen: Andre ist nicht ganz höhenfest. Und die Wanderung fängt schon etws kritisch an. Ich habe bereits eine Vorahnung, dass sie hintenraus nicht einfacher wird, wenn man in den Barranco absteigen muss. Und, ich hatte recht. Der Ziegenpfad wird zum kiesigen Hasenpfad, im abfallenden Hang. Das wird auf die letzten 200 Meter allzu kritisch, und so kehren wir um. Macht nichts, unsere 10km bekommen wir ja auch so zusammen.
Bleibt noch diese Engstelle vom Anfang … Es stehen zur Wahl: 30 Meter die Treppe mit Abhang, oder 3km außenrum die Straße entlang. Andre entscheidet sich, dass er den Umweg noch weniger laufen möchte. Und wir bekommen es irgendwie hin: ich trage den Seniorköter, Ziva nimmt die Stufen quasi im Flug, und Andre schafft es auch. Es mag nicht die eleganteste Fortbewegungsmethode sein, aber das Ergebnis zählt. So geht Konfrontationstherapie!
Strand gesucht!
Erst fahren zurück an die Küste. Und Huch, was ist denn hier los! Es ist Wochenende, bestes Wetter, und alles was Räder hat, ist damit an den Strand gefahren. Wer keine Räder hat, ist an den Strand gelaufen. Der Platz, den wir erst anfahren wollten, platzt aus allen Nähten. Ebenso wie alles, was irgendwie beparkbar ist.
Das vegane Restaurant, das so gute Bewertungen hat, hat keinen Platz mehr für uns. Also zum Inder.
Die Hunde warten im Sprinter, den wir neben einer hohen Mauer im Halbschatten parken konnten. Anders wäre es jetzt schon zu warm in dem quasi nicht isolierten Kastenwagen. Im Supermarkt finden wir noch die leckeren Bananen, und deutsches Dinkelbrot.
Wir erkennen, dass heute vermutlich alle Strände gut besucht sind, und versuchen unser Glück beim Lepradorf. Sind erfolgreich. Es zieht wie Hechtsuppe, sonst aber ist es hier doch entspannt. Denn alle anderen Camper stehen möglichst nahe am Wasser.
Der Wind macht es einem fast unmöglich das Fahrzeug zu verlassen, und so beschließen wir, bereits nach einer Nacht weiterzumachen. Es ist Sonntag, die Auswahl an Supermärkten ist vorhanden – denn die ganzen kleinen Supermärkte haben offen. Nur die großen Ketten sind heute geschlossen. Also gerade andersrum als wie in Portugal. Wir finden das benötigte Hundefutter, und fahren weiter zur Tankstelle mit VE. Auch hier stehen sie Schlange, um ihre Kassettentoilette in den Automaten stopfen zu können. Wir reihen uns ein. Und entschließen spätestens jetzt, dass wir eine andere Klolösung benötigen.
Denn mal ganz unter uns: Kassettentoilette ist widerlich. Und ich muss die Ekelbox noch nichtmal leeren, sondern nur benutzen. Was bitteschön finden die Leute dieses SOG System so geil? Es ist und bleibt eine Kassettentoilette. Am dritten Tag wird die Ekelbox langsam voll und möchte geleert werden. Und zwar weder im Busch noch übern Gullideckel, sondern ordentlich. Wie gesagt, wir werden das Sprinterle definitiv umrüsten. Eine Woche lang freistehen, das muss schon gehen. Also schauen wir mal wieder Youtube-Videos mit dem Thema „Schöner Scheißen auf Reisen“.
Apropos Entsorgung im Busch. Erinnerst dich noch, wie der alte Hund bei der Lepra-Kolonie sich einen widerlichen Snack gegönnt hat? Drei Nächte lang hat er uns auf Trapp gehalten. Flitzekacke, aber nur nachts. Mit stündlichem Bedürfnis, raus gelassen zu werden. Wobei wir ja noch froh sein müssen, dass er mit seinen 16 Jahren noch zuverlässig meldet, wenn er Flitzekacke hat.
Zurück auf dem Hügel mit den Todeswaden
Wir wollen das mit dem Wandern nochmal probieren. Ich gebe mir etwas mehr Mühe mit der Tourenplanung. Also plane ich eine Tour ohne zu erwartende Kletterpartien. Aber erstmal gibt es Wetter.
Erstmal parken wir auf unserem bekannten Plätzchen ein. Es ist immer noch Sonntag Nachmittag, und auch die Einheimischen sind noch im Ausflugsmodus. Ziva freut das, denn die Spanier stehen voll auf kleine Hunde. Also einmal finden sie unsere Hunde total süß, und dann haben sie selbst noch kleinere Hunde. Und so tummeln sich immer ein paar freilaufende Trethupen am Aussichtspunkt.
Der Sonnenuntergang fällt wegen Wolken aus, und plötzlich sind alle weg.
Am nächsten Tag also gehen wir nochmal eine Runde laufen. Wieder sind es ca. 10 Kilometer und 400 Höhenmeter. Mal schauen, ob sich unsere Waden so langsam an die Barfußschuhe gewöhnt haben. Die sicherheitsorientierte Routenplanung führte zu einer schönen Runde durch einen Wald / Forst mit Kanarienkiefern, allerdings ohne allzu spektakuläre Ausblicke.
Teide, einmal rechts herum
Wir wollen nochmal an die Nordküste. Und wir wollen uns den Vulkan nochmal von etwas näher anschauen. Nicht von ganz nahe, denn dazu müsste man mit der Seilbahn hochfahren. Aber man kann ja schön mit dem Auto drumherumfahren. Und wenn man ohnehin von der einen Küste zur anderen wechseln möchte, dann bietet sich das ja jetzt an.
Also fahren wir nochmal hoch, und biegen vor dem Teide rechts ab. Machen hier und da einen Fotostopp.
Und lassen weiter oben auch mal die Hunde raus. Auf einem weitläufigen Gelände, mit einem Bodenbelag, fluffiger Puffstein, wie Hydrokultur. Oder Katzenstreu. Der Katze gefällt das natürlich.
Die Hauptattraktionen lassen wir aus.
Auf auf den Berg fährt, der muss auch wieder runter. Es geht durch Kanarienkieferwald, der größtenteils verbrannt ist. Die Stämme sind schwarz, aber der Baum selbst hat überlebt, es kommt neues Grünzeug. Ich habe wo gelesen, dass es 2023 große Waldbrände gab. Könnte passen.
Wiederholt passieren wir dieses Straßenschild.
Dessen Interpretation ist ein schöner Zeitvertreib. Werden Motorradfahrer an den Aussichtspunkten von Aliens in Helikoptern entführt? Andre hat es dann doch mal gegoogelt: Auf den Kanaren setzen sie auf Verkehrskameras in Drohnen. Wer im Überholverbot überholt, über eine rote Ampel fährt usw., der darf sich nicht von der
Bullendronita erwischen lassen. Es einfach ganz bleiben zu lassen ist freilich weniger dumm.
Unten landen wir in Puerto De La Cruz „rein zufällig in der Shoppingmall. Wir machen die üblichen Einkaufs-Arbeitsteilung: ich kaufe ein, während Andre am Telefon hängt, Kunden berät, und im Idealfall die Kohle für den Einkauf verdient. Sich dabei langsam im Mittelgang des Supermarkts bewegt. Wenn er mich zwischen Regalen umherhuschen sieht, bewegt er sich auch schonmal schneller, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Die Auswahl ist groß, und manchmal kann ich mich einfach nicht entscheiden.
Geld am Spezialautomaten haben wir auch keines gezogen.
Ich denke, da fehlt uns die passende Wallet zu. Habe ich aber auch noch nie gesehen, so einen Bitcoin-Automaten. Oder sonst jemals die Gelegenheit, mit Bitcoin was bezahlen zu können.
Im Folgenden teilen wir uns auf. Andre telefoniert weiter, ich geh weiter shoppen. Im Autozubehörladen wird er dann aber auch noch fündig, und besorgt das Gepäcknetz für die Schiebetür. Es soll verhindern, dass der ältere Hund nicht stiften geht. Er schleicht sich doch so gerne davon. Und nein, er ist nicht sooo schlau, als dass er einfach die offene Beifahrertür benutzen würde. Die Zeiten sind vorbei.
Nah am Wasser geparkt
Wir machen uns auf die Suche nach einem Plätzchen. Es hat die Tage Vollmond gehabt, und vermutlich deshalb ist das Wasser recht hoch. Gerade wenn die Flut ihren Höhepunkt erreicht hat, schwappt bei den angesteuerten Strandparkplätzen das Wasser gerne über die Kaimauer. Ist ja ganz lustig – wenn man einen Mietcamper fährt, und einem der Rost durch die Gischt egal sein kann. Wir parken nicht so gerne im Salzwasser, vor allem nicht eine ganze Nacht lang. Ziehen also weiter.
Und finden einen schönen Platz an einem kleinen Fischerdorf, mit super Sonnenuntergang. Der Platz ist bei den Locals hier wohl auch sehr beliebt, denn es kommen einige Leute, setzen sich auf die Steine und warten darauf, dass die Sonne im Meer versinkt. Mit dem Teide am Horizont ist das aber auch eine feine Aussicht, mit schöner Lichtstimmung.
Das Meer, ganz nah
Unsere letzten Tage auf Teneriffa sind eingeläutet. Wir wollen nochmal den Anaga Naturpark erkunden, zumindest ein bisschen. Vorher aber machen wir noch einen Zwischenstopp an der Küste, für eine Mittagspause. Wieder werden wir von der Gischt geduscht, doch da das Wellenspektakel recht fotogen ist, nehmen wir das in Kauf.
Neben uns befindet sich auch ein weiterer „Piscina Natural“. Also ein vom Meer gefülltes Planschbecken. Das heute nicht sehr gut besucht ist, denn der Wind ist kalt.
Nach zwei Stunden haben wir eine ordentliche Salzkruste am Auto.
Und so kommt es jetzt schon zum zweiten Mal vor, dass wir eine Waschanlage aufsuchen, um das Auto abzuspritzen. So oft waren wir in den letzten 10 Jahren nicht beim Autowaschen! Nicht mit allen 3 vorherigen Wohnmobilen zusammen.
Ach ja, nebst Bananen bauen sie hier auch Blumen an. Wir sehen mehrere Plantagen mit Strelizien. Und ich bin froh, wenn die EINE auf unserer Quinta mal mehr als 2 Blüten hat.
Hotel Neptuno
Das Hotel Neptuno in Bajamar hat bereits seit Jahren zu. Angesichts der klippennahen Bebauung nahmen wir voreilig an, dass es aufgrund von Baumängeln dicht gemacht wurde. Aber nein, es waren wirtschaftliche Gründe – es ging schlichtweg pleite. Während der Diktatur von Franco wurden Hotels in großem Stile hochgezogen, und Urlaub auf Teneriffa wurde zu Spottpreisen verhökert. Mit der nachfolgenden Demokratie kam auch der Kapitalismus, mit ihm der Wettbewerb. Andere Hotels investierten mehr und boten den Touris die gewünschten Features. Und mit der verstärkten touristischen Erschließung der Südküste, inklusive neuem Flughafen, erhöhte sich der Druck, und irgendwann konnte das Hotel wohl nicht mehr mithalten. 2007 schließ es dann entgültig.
Das mit den Baumängeln ist aber auch nicht sooo abwägig. Sie haben die Hotelanlage verdammt nah an die steile Klippe gebaut. Bei den Bungalows, die alle in erster Reihe stehen, klafft auch eine Lücke. Eines ist da wohl mal abgerutscht. Ein paar andere machen einen bewohnten Eindruck.
Da wollten wir dann nicht weiter drumherum schleichen, und haben nur die Wandkunst fotografiert.
Auch wenn wir normalerweise recht unerschrocken sind: Auch den Hauptkomplex sind wir nicht die Treppen hoch gestiefelt. Auch der ist vermutlich bewohnt. Und naja, wir sind uns nicht sicher, ob die halb herunter gerissenen Zwischendecken nicht doch Asbest enthalten könnten. Ist vielleicht aber auch nur Gipskarton. Aber schöne Fotos bekommt man ja auch so. Nebst den üblichen Schmierereien haben sich auch ein paar talentierte Künstler verewigt.
Afur im Anaga Naturpark
Das Interessante an Teneriffa ist, dass es so viele Klimazonen gibt. Die Nordküste ist grün, die Südküste etwas karger. Der nördlichste und südlichste Zipfel ist bergig und grün, und mittendrin trohnt der Teide, umgeben von einem Grüngürtel. Am Meer ist es warm, ab 1000 Meter ü.d.M. wird es frischer, und irgendwie liegt alles am Hang. Vulkaninsel halt. Wir wollen nochmal in die richtig grüne Ecke.
Genauer gesagt nach Afur. Afur ist ein versprengtes Dorf, grundsätzlich am Hang gelegen, und beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Die Straße dorthin ist einspurig und serpentinig. Kann man mit dem Kastenwagen fahren. Kann man vermutlich auch mit der Weißware fahren. Schließlich kommt hier ja auch die große Linienbus einmal die Stunde hin. Den hingegen möchte ich nicht im Gegenverkehr treffen, weder mit Weißware noch Kastenwagen.
Der Parkplatz ist super groß und sogar eben, und er liegt auch nicht im Naturpark, so sollte das Übernachten kein Problem sein.
So mache ich uns eine schöne Paella. Eine Paella-Pfanne habe ich zufällig nicht, aber eine Wok-Pfanne, damit geht das genauso gut. Die Paella ist lecker.
Ich sollte ein Paella-Restaurant aufmachen. So ne Tourifalle an der Küste, da kann man 2 Portionen für knappe 40€ verkaufen. Schwäbische Paella, die geht bei den vielen deutschen Touristen bestimmt gut.
Am nächsten Tag machen wir nochmal eine kurze Wanderung, so als Abschluss. Von Afur geht es den Barranco runter zum Strand. 2,3 Kilometer Ziegenpfad, 200 Höhenmeter.
Die Wanderapp sagt was von „moderatem“ Schwierigkeitsgrad. Ich sag es mal so: die angesetzten 2 Stunden haben wir LEICHT überschritten. Der Ziegenpfad ist dann halt doch nichts für Menschen mit Höhenangst.
Dabei haben sie hier und da schon Geländer und Drahtseile gesetzt.
Wirkt die Konfrontationstherapie schon? Immerhin sind wir auf dem Rückweg schneller. Vier Stunden brauchen wir dennoch. Nach einer kurzen Erholungsphase packen wir unsere sieben Sachen und machen uns vom Acker. Immer in der Hoffnung, dass der Linienbus nicht um die nächste Kurve kommt.
Heutiges Tagesziel ist der Ausgangspunkt unserer Teneriffatour: San Andres. Andre hat da im Vorbeifahren eine Eisdiele gesehen. Weißte, beim Wandern kann er keine 3 Meter in die Tiefe guggn. Aber Eisdielen im Vorbeifahren auf 100 Meter, hinter Bäumen versteckt, sowas sieht er.
Wir parken im Barranco, und suchen das italienische Restaurant auf. Das ist sehr gut.
Ich weiß, eigentlich sollte man hier ins fischige Meeresfrüchterestaurant gehen. Aber ich habe Andre heute glaub schon genug gequält, die Pizza hat er sich verdient. Und das Eis ist auch außerordentlich gut.
Die Nacht ist ganz Okay, es kamen nur wenige Autos vorbei. Wie manch andere hier am Straßenrand dauerhaft stehen können, ich verstehe es nicht. Ich weiß, dass ich geräuschempfindlicher bin als andere Menschen, aber trotzdem …
Unsere Fähre geht um 12 Uhr, also sind wir überpünktlich am Fährhafen. Zwei Kreuzfahrtschiffe liegen im Hafen. Die Stadt dürfte aktuell also aus allen Nähten platzen.
Die Überfahrt dauert nur 80 Minuten, und heute dürfen die Köters mal mit rein. Für nen Fünfer kann man so ein Hundesofa buchen. Ziva liegt da auch drauf, einfach weil sie macht, was man ihr sagt. Max empfindet die Matte jedoch als eine Zumutung.
Es hat ein paar andere Hunde. Würde man Ziva jetzt von der Leine lassen, sie würde eine Runde drehen und alle einmal abschlecken. Der Goldie auf der anderen Gangseite wäre wohl als erster fällig.
Während alle anderen Hunde auf ihren Matten artig chillen, sind unsere total aufgekratzt und benehmen sich, als hätten wir ihnen Kaffee zu frühstücken gegeben.
Ein Fazit: Teneriffa mit dem Camper: 7 von 10 Punkten
Drei Wochen auf Teneriffa sind rum. Mein Fazit ist eher positiv. Das Klima ist super, die Landschaft ist super. Es gibt ein paar schöne Lost Places, man kann am Meer stehen und in den Bergen. Wie einem gerade danach ist.
Es gibt eigentlich nur zwei Punkte, die gegen Teneriffa sprechen: Erstens ist alles touristisch. Fast jeder Ort, egal ob an der Küste oder in den Bergen, alles ist touristisch. Schöne Orte an der Küste sind komplett zugeparkt, da will man mit dem Camper einfach nur noch raus. Restaurants haben gute Bewertungen, entpuppen sich – unserer Ansicht nach – dann doch als Tourifallen. Klar, wenn man nicht weiß, wie eine gute Paella schmecken soll, dann ist es schwieriger, eine nicht so gute Paella zu erkennen.
Über die Hunde kommt man mit den Einheimischen schonmal ins Gespräch – die stehen voll auf Trethupen, und auf Podencos. Wir haben ja quasi Mini-Podencos, trifft also voll ins Schwarze. Die Männer finden den Allradsprinter ganz knuffig. Ansonsten ist es, wie bei anderen touristischen Orten auch: die Einheimischen sehen so viele Touristen, sie sind nicht daran interessiert, mit ihnen in Kontakt zu treten.
Das zweite Problem liegt wohl auch im Tourismus begründet: Die Insel ist zu voll. Ich schätze mal, dass 50% der Verkehrsteilnehmer Mietwagen und Camper sind. Man muss tierisch aufpassen, denn die Leute kennen sich weder mit dem Fahrzeug aus, noch in der Gegend. Es wird die Vorfahrt genommen, es wird nicht geblinkt, es wird woanders hingeguggt, mit den Kindern auf der Rückbank diskutiert usw. Ist jetzt keine Verurteilung, jeder macht das mal. Aber wenn es halt so viel Verkehr hat, dann kann es schonmal krachen. Weshalb man hier für andere ab und an mitdenken sollte.
Teneriffa liegt am Hang, alles ist bergig. Und Lavagestein ist recht schroff. Wenn also jemand eine Piste schiebt, dann verfolgt er damit ein Ziel, denn Spaß macht das nicht. So gibt es einfach nicht sooo viele Pisten und Wanderparkplätze und Aussichtspunkte, auf denen man mit dem Camper auch mal länger als eine halbe Stunde stehen bleiben möchte. Gut, manche sind da recht schmerzfrei. Wir mögen Plätze ohne Verkehr.
Es gibt auf Teneriffa eigentlich keine Camping- und Stellplätze. Die Tankstellen stellen die Infrastruktur zur Ver- und Entsorgung. Das funktioniert auch ganz gut. Einfach auch deshalb, weil die Insel nicht so groß ist, und kennt man eine Handvoll dieser Tankstellen, dann passt das.
Mein finales Fazit lautet also: Teneriffa ist eine schöne Insel, und wie man an den 130 Bildern in diesem Reisebericht sehen kann, gibt es viel zu sehen. Dabei waren wir in keinem Freizeitpark, Zoo, Aquapark, Loro Parque, Botanischem Garten usw. Auch Städte und Dörfer haben wir größtenteils ausgelassen. Die Insel ist super, aber man muss etwas aktiv unternehmen wollen. Es ist keine Insel für den Badeurlaub, mehr für Aktivitäten. Sportliche Aktivitäten wie surfen, wandern, radeln, klettern, paragliden, kiten, angeln. Wenn man nur eines dieser Aktivitäten gerne macht, kommt man auf Teneriffa voll auf seine Kosten. Und ich schätze, dass es beim widerholten Besuch besser wird, wenn man mehr Plätze kennt, die den eigenen Präferenzen entsprechen.
So, dann wären wir jetzt mal auf Gran Canaria. Ich bin gespannt, was die Insel kann. Die Meinungen gehen da ja durchaus in komplett entgegen gesetzte Richtungen. Vielleicht bekommen wir hier ja ein paar Kanarienvögel zu sehen.