Lanzarote – Wellen, Vulkane, Kakteen
Die letzte Kanareninsel unserer Überwinterung heißt Lanzarote. Von hier aus geht unsere Fähre zurück aufs spanische Festland. Doch ehe es auf den Kutter geht, wollen wir uns noch kurz die Insel anschauen.
Die Fährfahrt vom Nordzipfel Fuerteventuras bis zum Südzüpfel von Lanzarote mag nu eine halbe Stunde dauern – aber die hatte es in sich. Die Schnellfähre ist nicht so groß, die Wellen sind es dafür umso mehr. Der Schnellschifffahrer fährt die Wellen schräg an. Also geht der Bug vorne links erst hoch, und sackt dann nach der Welle wieder so richtig schön mit Schmackes ab.
Andre fragt erst nach Kotztüten und dann nach dem Klo, und wart für den Rest der Fahrt nicht mehr gesehen. Hinterher meinte er, er hätte mir das gesagt, dass er sich nur in die Mitte des Kahns sitzen möchte. Das hat er aber wohl sehr, sehr leise gesagt. Also gedacht. Aber, wie gesagt, es ist nur eine halbe Stunde, und schon sind wir da. Also das Aufladen und Abladen dauert hier teilweise irgendwie immer deutlich länger als die eigentliche Fährfahrten.
Lanzarote, wir starten unten links
Aus Playa Blanca, dem Städtchen im Süden, sind wir schnell raus. Kurz springen wir in den neuen Lidl rein, und ich bin erstmal baff: so eine große Auswahl an Obst und Gemüse hatten wir ja die ganzen letzten Wochen nicht! Aber heute ist kein Platz im Puppenstubenkühlschrank, und wir haben auch keine Zeit, denn wir sind mit Frame Adventure verabredet, ein schweizer Pärchen, das wir aus Marokko kennen. Sie haben die letzten Wochen auf der Insel verbracht und so holen wir uns ein paar Tipps. Wir haben nur eine Stunde zum Plaudern, denn ihre Fähre nach Fuerteventura ist gebucht.
Die Frame Adventures können gut mit der Kamera umgehen, und wer möchte, kann sich das eine oder andere Ergebnis auf ihrem Youtube Kanal anschauen. Ich denke, da kommt auch noch mehr.
Los Hervideros
Den ersten Tipp ziehen wir uns gleich rein: Wellen gucken an der zerklüfteten Steilküste.
Ich vermute, Ziva will auch mit zum Wellen gucken.
Und ja, das ist schon ein Spektakel. Wir haben uns die letzten Jahre ja schon ein paar Wellen angeschaut, inklusive 15 Meter Brummer in Nazaré. Die hier sind anders. Laut Wellenapp nur zwei Meter hoch, aber das halte ich für etwas untertrieben.
Es gibt nette Wege von einem Wellenguckloch zum Nächsten, und wir versuchen das Naturspektakel einzufangen. Was nicht ganz leicht ist.
Sowas bekommt man einfach nicht so richtig gut gefilmt und fotografiert, mit dem schnöden Handy gleich zweimal nicht.
Man muss also richtig nah rangehen, dann wird das was!
Okay, der Preis ist dann vielleicht eine gratis Dusche.
El Golfo
Zweites Ziel für heute ist ein kleines Dorf, direkt an der Küste, nur ein kleines Stück nördlicher.
Was hat das Kaff, vielleicht 100 Einwohner? Na auf jeden Fall kommen da noch 10 Restaurants und eine Handvoll Touris dazu. Ganz am Ende finden wir dann auch einen schönen Parkplatz. Wissend, dass die ganzen Autos zu Sonnenuntergang weg sein werden, beschließen wir hier zu übernachten.
Gehen aber erstmal mit den Hunden eine Runde Gassi. Auch hier hat es Steine und Wellen. Andre versucht nochmal nass zu werden, ich gehe derweil mit den Hunden ein paar Schritte zurück.
In ruhigeren Gewässern darf Ziva dann auch wieder ihrer Pfützenleidenschaft nachgehen.
Die schwarzen Steine ist erkaltete Lava, wie mir das erklärende Schild erzählt. Naheliegend, Mondgestein wird es kaum sein. Lava aus den Vulkanausbrüchen, laut Internet war das 1736, das der auch heute noch als aktiv klassifizierte Vulkan „Timanfaya“ zuletzt gespuckt hat. Das ist lange her, und wieder bin ich überrascht, dass das Lavafeld immer noch ein schwarzes Lavafeld ist, als wäre es gestern gewesen. Auf weite Flächen kein Blümchen zu sehen.
Dann wieder sind einige Hänge von einigen Hügeln hier mit grünen Büschen gesprenkelt.
Also auf den ersten Blick scheint Lanzarote sehr interessant zu sein. Wir beschließen, die sechs Tage, die wir für die Insel haben zu nutzen, und aktiv Urlaub / Sightseeing zu machen.
Über die Küste nach Norden
Timanfaya heißt der große, alte Vulkan dessen Vulkangeröll hier überall rumliegt, und es ist ein Nationalpark.
Hier auf Lanzarote sind die Natur-Touriattraktionen gut monetarisiert. Einmal auf den Parkplatz fahren: 20€. Ob pro Fahrzeug oder pro Nase, ich weiß es gerade nicht. Aber immerhin ist da eine halbstündige Busrundfahrt mit drin.
Weil selber darf man nicht. Wir werden es heute auch nicht herausfinden, denn wir stehen schon auf der Zufahrt zur Zufahrt zum Parkplatz im Stau.
Option Nummer Zwei wäre mit dem Kamel eine Runde zu drehen. Spricht mich jetzt aber auch nicht wirklich an.
Ein paar Dörfer weiter gibt es einen kleinen Supermarkt mit heimischen Weinen aus der Region. Wir sind hier tatsächlich in einem Weinanbaugebiet, mit mehreren Bodegas, bei denen man auch zu Wein und Tapas einkehren kann. Wir arbeiten hier aber gerade noch am Organisieren von Frühstück, und packen zwei Flaschen Rotwein ein. Für 15 Euro das Fläschchen sollte der bitteschön richtig gut sein. Die letzten billigen Weine, das waren glaube ich Riojas, die hatten was von Bremsenreiniger.
Noch kurz an der Tankstelle entsorgen und das Auto abkärchern. Damit man wieder bisschen was aus dem Fenster gucken kann.
Wir fahren noch durch ein paar Lavafelder, kommen auch an ein paar roten Bergen und grünen Feldern vorbei, und landen wieder an der Küste. Ein Stündchen fahren, und wir haben die Insel schon zur Hälfte durchkreuzt, so gefällt mir das!
Es gibt ein paar kleinere Erhebungen. Der „Monanja Bermeja“ ist auch als „Volcanito“ getagt.
Eine Besteigung wäre vom Fitnesslevel her machbar – allerdings besagt die eine oder andere Google-Bewertung, dass man besser Steigeisen an den Schuhen haben sollte. Weil steil und geröllig. Da sind wir dann raus.
Bleiben wir halt im Auto hocken.
Das heutige Freistehplätzchen ist fein. Es hat ein bisschen Brandung, in jedem fünften Loch steht ein Wohnmobil. Es hat weniger Wohnmobile als auf Fuerteventura, zumindest hier.
Andre verbringt die Siesta in einem benachbarten Steinkreis, ich im Sprinter. Ziva pfeift auf Siesta, denn hier gibt es Pfützen.
Zwischendurch macht auch sie mal Pause.
Oder einen Arschwackel-Contest mit dem vorbeikommenden Pinscher.
Ja, hier könnten wir es noch ein paar Tage länger aushalten.
Gegen Abend gibt es noch ein OOPSIE – wir mal wieder. Ich checke, welches Schiff wir gebucht haben. Es gibt zwei Schiffe, ein schnelleres und ein kleineres. Das eine braucht 28, das andere 33 Stunden. Ich habe das schnellere Schiff gebucht. Und das fährt schon am DONNERSTAG, und nicht erst am Samstag. Wir hatten beide Samstag in Kopf. Das ist jetzt ein bisschen schade, denn spontan gefällt es uns auf dieser Insel sehr, ein paar Tage länger wäre schön gewesen. Aber da ich bereits weiß, dass die Fähre die nächsten zwei Wochen nicht buchbar war (weshalb wir ja überhaupt diese frühere Fähre genommen haben), ist es jetzt halt so.
Wir haben also heute Montag, und dann nur noch Dienstag und Mittwoch, ehe wir uns am Donnerstag in Arrecife am Hafen einfinden werden.
Dienstag.
Als ob die mageren 2-3 Tage nicht schon mager genug wären, Wache ich in den frühen Morgenstunden mit weiterem Ungemach auf: eine Blasenentzündung kommt, und zwar mit Anlauf. Das hatte ich jetzt schon seit vielen Monaten nicht mehr. Und zwei Tage vor einer 30-stündigen Fährfahrt will ich sowas auch nicht haben.
Ach ja, und es regnet. Am Vormittag hat es Wetter. Aber das macht uns nicht viel, denn im Auto ist es trocken. Da geht es uns doch gut, vor allem im Vergleich zu den Radfahrern, die in ihrem Lanzarote Urlaub offenkundig nicht mit Regen gerechnet haben.
Unser erstes Ziel ist ein Mirador an einer kleinen Kirche. Hier regnet es nicht mehr, dafür weht ein frischer Wind bei 8 Grad. Die Aussicht ist super, wenn nicht gerade eine Wolke übers Plateau zieht. Heißt hier auch „Mirador de Nieves“ oder so. Nieve = Schnee. Also irgendwas mit schlechtem Wetter.
Wir fahren weiter, wollen uns ein paar Steine anschauen. Aber geteerte Straße fahren, das kann ja jeder. Und Google kennt da eine Abkürzung. Getreu dem Motto: Piste fahren, das kann ja jeder. Diese Piste hat direkt mal so ein Waschbrett, man sollte den Tälern Namen geben.
„Valle del pista“ oder „Barranco muy Grande“. Also dieses Monsterwaschbrett dann in der Ferne auch noch bergauf geht und wie eine Treppe aussieht ….
… überstimmen wir Google und biegen auf eine Nebenpiste recht ab. Die ist freilich noch schlechter, und endet bei einem Kleinbauern auf dem Hof. Der wundert sich, woher wir kommen, und wohin wir wollen. Nach minimalen Verständigungsschwierigkeiten zeigt er Andre, wohin wir nicht wollen.
Denn die Möchtegernpiste endet tatsächlich auf seinem Grundstück. Nix Straße. Also drehen wir wieder um, und finden kurz darauf tatsächlich wieder was Geteertes.
Wir freuen uns etwas über die glatte Straße und das Grün am Straßenrand, nur um kurz darauf wieder auf eine Piste abzubiegen.
Manche lernen’s halt nicht.
Nachdem die Piste immer schaukeliger und schlechter wird, treffen wir auf Wanderer, die wir mal fragen, wo sie gerade herkommen, und ob es da noch eine Piste gibt. Sie bejahen dies, erzählen aber auch was von großen Steinen, die das Ende der Piste markieren. Na das passt doch zur bisherigen Routenführung. Wir beschließen es zu riskieren, biegen an der Gabelung links ab und kommen tatsächlich an einem Steinbruch raus, der Fahrspuren aufweist. Na so falsch sind wir hier nicht.
Eigentlich wollten wir auf den Touriparkplatz mit den Felsen, aber so ein Lost Place Steinbruch macht auch einen guten Eindruck, also auf zur Gassirunde.
Sie haben hier wohl auch etwas Müll verkappt. Wir schauen uns nicht jeden Fetzen an, wer weiß wie viel Asbest hier rumliegt. Interessant die Autos, die sie zum Entsorgen wohl einfach von der Klippe geschupst haben.
Das schwarze Krümelzeugs, das sie hier abgebaut haben, ist das, was man hier auf den Feldern sieht. Also so eine Art schwarzer Hydrokultur.
Was geblieben ist, wird vom Wind geformt.
Am Haupttouriparkplatz mit der eigentlichen Touriattraktion halten wir nur kurz, um zu unserem nächsten Ziel zu navigieren: das Mittagessen.
Auf dem Weg dahin eine Kunstwerk vom inseleigenen Künstler, Cesar Manrique. Ein Windspiel auf dem Kreisverkehr.
Wir landen in einem kleinen Ort an der Küste. Nett anzuschauen, mit vielen Restaurants. Durchs Dorf selbst bummeln wir nicht, denn die Hunde müssen schon lange genug im Auto warten, während wir was essen. Tatsächlich merkt man auch langsam, dass es Ende Februar ist: es ist tagsüber wärmer, und wir passen mehr auf, dass es im Auto nicht zu warm wird.
Das Gute an so Tapas ist ja, dass es meist recht schnell geht. Aber halt auch nur, wenn der Service nicht am Limit fährt. Warum man sich das antut, ich weiß es nicht. Manache sollten entweder eine Servicekraft mehr beschäftigen, oder die Anzahl der Tische reduzieren. So gebe ich der guten Frau, die schon etwas gestresst wirkt und vermutlich auch die Chefin ist, keine 10 Jahre mehr.
Wir verlassen das Etablisement ausnahmsweise noch vor Nachtisch und Kaffee, denn das Sitzen ist gesundheitsbedingt heute nicht meine Stärke. Und so bin ich froh, dass der nächste Punkt auf der Tagesordnung laufend vonstattengehen soll.
Die „Cueva de los Verdes“ ist ein vulkanisches Höhlenlabyrinth. Also quasi natürliche Tunnels, entstanden nach dem Vulkanausbrauch. Und das geht so: Die Lava fließt den Hang runter, in Richtung Meer. Die obere Schicht härtet rasch aus, dank Wind und Wetter. Darunter aber fließt die Lava weiter und ins Meer ab. Kommt keine Lava mehr nach, entsteht ein Hohlraum (=Tunnel). Der hier ist eigentlich sieben Kilometer lang. Aber nicht über die gesamte Länge passierbar, da teilweise zusammen gestürzt. Wir stapfen dennoch für eine 50 minütige Tour unten rum, und bekommen von der netten Fremdenführerin ein paar Informationen.
Zum Beispiel, dass die kleine Konzerthalle ideal ist für Konzerte, denn das poröse Vulkangestein schluckt die Töne. Stimmt, dafür dass hier gerade 50 Menschen plaudernd durch die Steinetunnel schlupfen, ist es recht leise.
Sie meinte auch, dass heute wettermäßig schon außerordentlich gut was los sei auf der Insel. Alarmstufe gelb. Wegen den paar Regentropfen.
Es ist schon wieder späterer Nachmittag, und für heute lassen wir es gut sein. Ich muss noch ein paar Liter Kamillentee runterkippen, und so stellen wir uns einfach in Wassernähe in eine halbwegs windgeschützte Ecke.
Aus einem Blickwinkel ist unser Abfahrtstermin übrigens nicht so schlecht gewählt: kommende Woche soll es Sturm und sowas geben.
Mittwoch
Gesundheitsbedingt lassen wir diese Überwinterung ruhiger ausklingen. So beginnen wir den Tag etwas zu langsam. Denn am Kaktusgarten angekommen ist die Warteschlange bereits recht lang – obwohl der Laden um 10 Uhr aufmacht, und wir kurz um 10 Uhr da sind. Hätten wir nicht schon online Karten gekauft, wir hätten wahrscheinlich einen Rückzieher gemacht.
Der „Jardin de Cactus“ ist eines von vielen Lanzarote Highlights, die auf Cesar Manrique zurückzuführen sind. Ein Künstler, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, Lanzarote noch schöner zu machen. Ein Künstler mit Einfluss, und mit Beziehungen zur Bezirksregierung. So hat er – ich glaube in den 70ern – bewirken können, dass alle Häuser der Insel im traditionellen Baustil gehalten sein müssen. Also maximal zweistöckig und weiß getüncht. Tatsächlich macht das einen krassen Unterschied zu den anderen kanarischen Inseln. Keine Hotelbetonbunker, keine weitläufigen Ferienressorts. Klar gibt es auch hier touristische Orte, aber bis jetzt …
Dieser Manrique hat einige Gärten, Grundstücke gestaltet, und auch viel plastische Kunst entworfen. Auf so manch einem Kreisverkehr ist ein Windspiel von ihm installiert. An einem anderen Kreisverkehr ist eines, das zu seines Ehrens postmortem aufgestellt wurde. Da ist er 1992 in einem Autounfall tödlich verunglückt.
Hier also Bilder von ein paar Kakteen:
Nach dem Kaktusgarten wollen wir noch was essen gehen, doch sind wir etwas zu früh dran. Also wird ein Baguette und etwas Kaktusmarmelade organisiert, und wir fahren an die Küste.
Erstmal chillen. Andre sucht sich wieder Windschatten in einem Steinkreis, Max bleibt bei mir im Sprinter, Ziva wechselt alle 10 Minuten, schaut mal bei mir, mal bei Andre vorbei. Eidechsen gibt es hier wie da in den Büschen, es gibt viel zu tun.
Zwischendurch gehe ich mal eine Runde Gassi, mit beiden Hunden. Und finde an der Zufahrt zu unserer Sackgasse ein Auto, das ungünstig parkt.
Ein Einheimischer, der sich wohl in der Höhe des kleinen Walls vertan hatte. Eine Familie mit Mietwagen ist bereits am helfen, und ich rufe Andre an, ob er vielleicht auch Lust zu hätte. Weil es schaut mir hier nicht danach aus, als ob die hier in nächster Zeit erfolgreich sein würden.
Wir räumen den Sprinter also wieder fahrfertig und ziehen ihn von seinem Hubbel runter. Ein Bild davon gibt es leider nicht, ging dann doch zu schnell.
Der Autobesitzer ist glücklich, sein alter BMW scheint noch heile zu sein, und so fahren wir wieder zurück in unsere Sackgasse und hoffen auf eine erholsame, letzte Nacht auf Lanzarote.
Blöd nur, dass wir komplett im Windkanal stehen. So gegen vier Uhr am verdammt frühen Morgen erbarmt sich Andre unser und dreht den Sprinter in den Wind. Ich kann freilich trotzdem nicht mehr schlafen. Na egal, vielleicht bin ich dann auf der Fähre wenigstens müde genug um ein Auge zuzumachen.
Wir fahren rein nach Arrecife, die Hauptstadt von Lanzarote, ein wenig was einkaufen. Die Gärtnerei, ein Träumchen! Ich hatte gehofft, ein paar kleinere Palmen zu finden. Die haben sie auch, aber der Preis ist ähnlich hoch wie auf dem spanischen Festland. Immerhin finde ich noch eine rote Banane und zwei Flauschetannen. Die gibt es bei uns in Portugal zwar auch, aber zum doppelten Preis.
Da wir schon den Tipp bekommen haben, dass die Verpflegung auf der Fähre nur so mittel sein soll, besorgen wir etwas Fertigsalat, Baguette, Obst. Geht immer.
Ein letztes Mal Sightseeing, Andre will etwas Kerosin schnüffeln.
Auf Lanzarote ist der Flughafen direkt am Strand, und man kann Planespotting machen. Es gibt eine Landebahn. Mal startet einer, mal landet einer. Gerade auch schonmal im 5-Minuten-Takt. Für eine halbe Stunde ganz lustig.
Und endlich hat Andre mal einen Grund gefunden, ganz in Vanlife Manier fancy auf dem Dach des Campers hocken zu wollen. Flugzeuge gucken, übern hohen Zaun hinweg. Wenn wir jetzt nur so eine schicke Dachterrasse hätten!
Danach geht es dann auch schon zum Hafen und auf die Fähre.
Der Nachhauseweg
Folgende drei Tage fahren wir nach Hause. Ein kurzer Abriss dazu:
Die Fähre war schlimmer als befürchtet. Also wenn man Hunde hat und zu geizig für die Hundekabine ist, sollte man nicht mit dieser Fähre fahren. Die Hinfahrt mit Fred Olsen war ganz Okay, und weil diese Fähre eigentlich neuer, größer und schneller sein soll, hatten wir gehofft, dass es noch ein bisschen angenehmer ist.
Aber: Sie haben das Hundedeck auf das oberste und lauteste Deck gepackt. Die Maschinen waren elendig laut, die halbe Fahrt über pfeift der Wind. Man durfte mit den Hunden das Deck auch nicht verlassen. Der Hundeknast war gruselig. Da wollten wir unsere Hunde nicht für mehrere Stunden lang reintun – weshalb wir die komplette Fahrt auch auf dem offenen Deck verbracht haben. Es war nicht nur laut und dreckig, auch waren einige mitreisende Hunde auch etwas reaktionär und unruhig. Ungefähr 10 Hunde, und Ziva hat keinen einzigen so richtig anschlecken und anfreuen können. Da weißte Bescheid.
Kurzum: das machen wir so nicht mehr. Zumal es total blöd ist, dass man mit den Hunden nirgends hindarf: das Deck unter uns war fast komplett leer. Ich bin da öfters mal spazieren gegangen. Auch Kaffee und Kekse waren Okay. Aber sonst …
Eine Kabine braucht es übrigens nicht, wenn man KEINEN Hund hat. Vorne am Schiff ist ein großer Raum mit VIP Sitzen, und der war fast leer. Da war es auch herrlich ruhig. Die Sitze bräuchte ich nicht. Isomatte und Schlafsack zwischen die Reihen, und ich würde besser schlafen als in jeder Kabine. Man kann übrigens alle paar Stunden zu festen Zeiten aufs Fahrzeugdeck, perfekt um sich frisch zu machen.
Gut, wieder was gelernt. Wir kommen gegen 22:30 in Cadiz an. Fahren aus der Stadt raus, für einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Beschließen, dass wir nicht mehr großartig rumdüddeln, sondern auf direktem Weg nach Hause fahren. Oh, was sehe ich da, eine Gärtnerei!
Ein paar Bäumchen und Büsche später ist der Sprinter ohnehin unbewohnbar, und wir hoppeln nach Hause.
Andalusien und Extremadura sind schon krass grün. Richtig heftig wird es, wenn man nach Portugal reinfährt. Hier sind sogar die Radwege ergrünt!
Dass unsere Quinta ihrem Spitznamen „Grüne Hölle“ gerecht wird, muss ich ja kaum erwähnen, oder? Man reiche mir bitte die Motorsense. Aber erst nächste Woche, denn die ersten Tage zu Hause sind wir am putzen, aufräumen, wegräumen, waschen. Allererste Maßnahme ist es, die fiese Patina des Hundedecks loszuwerden. Gute Gelegenheit also für das jährliche Einseifen der Hunde. So flauschig waren die ja schon lange nicht mehr.
Lanzarote, ein Fazit
Wir hatten die Insel überhaupt nicht auf dem Schirm. Auf Fuerteventura hat es uns gut gefallen, und so sind wir einfach nur ein paar Tage vor der Fähre aufs Festland nach Lanzarote rüber, um uns einen kurzen Überblick zu verschaffen. Was im Nachhinein etwas schade ist, denn aktuell ist Lanzarote unser Favorit.
Die Insel mag nur halb so groß sein wie Fuerteventura, aber sie ist kontrastreicher. Schwarzes Lavagestein und Felsformationen mit Struktur. Grünzeugs, auch da wo nicht gegossen wird. Keine großen Ressorts oder Hotelbunker. Man hat den Eindruck, dass hier noch Leute leben, und nicht nur urlauben.
Das Freistehen ist echt nett, denn es hat viel Fläche, wenig Camper, und auch an den steinigeren Klippen liegt Sand. Angesichts der kurzen Entfernungen ist die Infrastruktur für Wohnmobile total ausreichend.
Fazite. Fazits. Faszien.
Was ist der Plural von Fazit? Egal. Ich mach mal paar Unterüberschriften. Die gesamte Teilüberwinterung auf den Kanaren betreffend.
Reise in Kilometern
2.600 Kilometer in zwei Monaten. Das geht voll in Ordnung, für eine Überwinterung im warmen Süden. Ungefähr 1.000 Kilometer gingen für die Anreise drauf, die restlichen 1,6k haben wir auf den Inseln verbraten. Was recht wenig ist, angesichts dessen, dass wir normalerweise nach 2-3 Tagen wieder gefahren sind. Wie es kommt? Fahrtage mit 10 Kilometern, herrlich. Genau mein Reisetempo.
Okay, eigentlich stehen wir ja auch gerne länger. Doch wie ich festgestellt habe: Mit dem Kastenwagen mal kurz den Standort wechseln, das geht wirklich schnell. Das Chaos kann nach 1-2 Nächten gar nicht so groß sein, als dass man mehr als fünf Minuten braucht, um abfahrtbereit zu sein.
Sprinter oder Laster?
Vermutlich hätten wir diese Reise mit dem 12-Tonner gar nicht erst angetreten. Lanzarote und Fuerteventura hätte man mit Eiwola auch gut machen können. Teneriffa … nein. Die Hauptverkehrsrouten sind auf allen Inseln großzügig ausgebaut, die Nebenstraßen sind mindestens so eng wie in Portugal. Viele Dörfer sind an den Hang gebaut (Vulkaninsel und so) und entsprechend knapp geht es zu. Hinzu kommen die Mietwagenfahrer, die gerne mal auf der falschen Spur fahren, und die großen Reisebusse, die fahren ja ohnehin, als gäbe es kein Morgen. So ein Kastenwagen ist schon fein.
Welche Insel ist die Beste?
Wir waren ja jetzt nicht auf jeder Kanaren Insel, El Hierro, Las Palmas oder La Gomera könnte man auch noch mit dem Camper machen. Aber wir waren ja bewusst nur zwei Monate auf den Kanaren, da kann und muss man nicht alles mitnehmen.
Teneriffa ist die grüne Insel zum Wandern. Man kann auch Klettern, Paragliden, Surfen, Wasserparks und Zoos besuchen usw. Das machen wir aber eher nicht. Was wir auf Teneriffa gerne gemacht haben sind richtig feine Gassirunden. Bei perfektem Wanderklima, auch für den alten Hund.
Gran Canaria ist keine Insel für uns. Es gibt nicht „die Küste“, vielmehr hat die kreisrunde Insel verschiedene Küsten: unzugängliche, wilde Steilklippe. Mit Hotelbunkern zugebaute Buchten. Auch die Städte sind an der Küste. Es hat erstaunlich viele Wohnmobile, die sich an der Küste drängeln. Der bergige Innenteil gefällt uns besser, ist aber ebenfalls gut besucht. Wenn man hier verstärkt sucht, findet man aber sicher noch schöne, nicht ganz so überlaufene Flecken.
Fuerteventura ist eine Urlaubsinsel. Ein Vorteil, wenn man einen Camper mit portugiesischem Kennzeichen fährt: man wird nicht als Deutsche erkannt. Das ist vor allem da ganz nett, wo es viele Deutsche gibt. Auf Fuerteventura vor dem Spar oder dem Lidl beispielsweise. Die Insel scheint in deutscher Hand zu sein, inklusive ein paar „spezielleren“ Details. Die deutschen Bäcker, oder die deutschsprachige Durchsage im Lidl. Ist irgendwie merkwürdig, aber nicht kriegsentscheidend. Wichtiger für uns: man kann auf Fuerteventura ganz wunderbar am Strand stehen. Wandern hat uns nicht gereizt. Kitesurfen wäre eine interessante sportliche Betätigung.
Lanzarote ist ursprünglicher. Man könnte auch sagen: nicht touristisch verhunzt, und alles andere als überlaufen. Ich verstehe es ja, dass man mit Touristen Geld verdienen kann (und irgendwann auch muss). Dennoch finde ich es teilweise schade, welche Auswirkungen das haben kann. Aber dazu gleich mehr. Lanzarote ist die Insel, die uns spontan am besten gefällt. Sie ist allerdings relativ kompakt.
Zwischenmenschliche Kontakte
Lernt man auf den Kanaren denn auch Einheimische kennen? Jein. Hier und da schon, aber grundsätzlich ist es wie bei anderen touristischen Destinationen: Es hat viele Touristen, die kommen und gehen, da möchte man sich als Einwohner nicht mit jedem einzeln befassen.
Die meisten Menschen, die wir kennen gelernt haben, sind eingewanderte Ausländer. Deutsche, Österreicher, Ungarn.
Was ich super finde: die Spanier mit Kundenkontakt (Supermarkt, Bäcker, Restaurant usw.), die sprechen immer Spanisch. Woanders in Südeuropa bin ich als Blondine ja sofort als Nicht-Spanierin entlarvt, und man spricht Englisch. Hier nicht. Spanisch. Basta.
Die Kanaren: Ziel klimaflüchtiger Europäer
Fahren wir nochmal auf die Kanaren? Ja. Denn hier haben wir gefunden, was wir gesucht haben, um den frischen portugiesischen Winter zu verkürzen: Schöne Strände, viel Natur, gute Tapas, und ein sehr angenehmes Klima.
Das Inselhopping ist deshalb interessant, weil jede Insel so unterschiedlich ist. Wandern auf Teneriffa, Shoppen auf Gran Canaria, Kitesurfen auf Fuerteventura, Vulkan gucken auf Lanzarote. Wahrscheinlich lassen sich die 1.600 Kilometer in zwei Monaten noch halbieren, einfach weil man nach der ersten Reise schon einige gute Plätze kennt.
Kosten
Die Fährfahrt ist der einzige Wehrmutstropfen. Die 30 Stunden auf dem Seelenverkäufer sind einfach fies. Wobei die Rückfahrt deutlich fieser war als die Hinfahrt. Die Fährtickets für hin und zurück sind mit 1.800€ auch nicht billig. Nochmal 1.200€ für die Kabine möchte man aber auch nicht wirklich bezahlen. Das Inselhopping sollte man nicht komplett planlos angehen. Denn jedes „Hopp“ kostet im Schnitt um die 100€. Das läppert sich.
Fährkosten sind ein Faktor, Spritkosten dafür weniger. Erstens ist der Sprit auf den Kanaren steuersubventioniert, und deshalb günstig. Zweitens fährt man einfach kürzere Strecken. Oft waren es einfach nur 5 oder 10 Kilometer am Tag. Mit 30 Kilometern kann man die eine oder andere Insel schon komplett durchqueren. Mautgebühren gab es keine.
Auf einem netten Campingplatz wäre ich zwischendurch gerne mal eingekehrt, sowas gab es aber nicht. Wasser und Entsorgung kosten normalerweise 1-3€, jeweils. Man wird also nicht arm bei. Waschsalons gibt es viele, teilweise an Tankstellen, teilweise im Ort. Vorsicht vor den Trocknern. Die sind heißer als die in Portugal. Meine Wollsocken kann ich jetzt den Nachbarskindern vermachen …
Köters
Die Spanier lieben Hunde, vor allem die Kleinen. Ziva findet das super, sie kann mit den Trethupen mehr anfangen als mit diesen trampeligen Retrievern und dominanten Schäferhunden. Übermäßig viele Hunde gibt es auf den Kanaren nicht. Die Camper haben einige Hunde dabei, aber die anderen Touris, die mit dem Flieger kommen, eher nicht. So kann ich die vielen Hundeverbotsschilder nicht ganz nachvollziehen. Empfinde sie aber auch nicht als einschränkend, denn es gibt genug abgelegende Strände, wo sich keiner daran stört.
Ernähren
Mit Wasserfiltern könnte man das Wasser aus der Leitung sicher trinken. Wir haben im Supermarkt diese 8-Liter-Kanister gekauft. Das war Okay.
Inwiefern Lebensmittel teurer oder billiger sind als auf dem Festland, ich kann es nicht sagen. Einiges ist weniger verfügbar, aber auch das variiert je nach Insel. Manch ein Supermarkt nahe dem Touri-Ressort ist kein Schnapper. Gleiches für Restaurants – hier haben wir öfters mal 50-70€ (für 2 Personen) für ein Mittagessen bezahlt. Okay, mit Vorspeise, Nachtisch und Kaffee, das mag dann auch für deutsche / schweizer / französische Verhältnisse normal sein. Wir wissen nach dieser Überwinterung portugiesisches Preisgefüge wieder zu schätzen.
Fisch, Meeresfrüchte, Tapas – wer das mag, wird glücklich. Die Tapas sind im Wesentlichen immer die gleichen, mit Abweichungen.
Es gibt einige typisch kanarische Produkte zu entdecken: Kaktus(feigen)marmelade, Ziegenkäse, Kartoffeln mit Paprika-Dip (Papas Arrugada y Mojo Rojo) und einiges mehr. Barraquito ist der Kaffee mit süßem Schuss, auf Lanzarote gibt es einige Weine. Obst wie Papaya, Abocado, Bananen und vor allem rote Bananen sind ebenfalls lokal, geschmacksintensiver, frischer.
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Zwei Monate auf den Kanaren, Jan-Feb 2025
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