Fuerteventura, zweiter Teil: ¡Vale, Vale!
Wir setzen unsere Reise fort, im Norden von Fuerteventura, in Corralejo. Hierhin haben wir es im ersten Teil des Fuerteventura Erkundung hin geschafft. Zwei Wochen haben wir gebraucht, um vom Süden in den Norden zu kommen. Zwei Wochen werden es jetzt auch wieder werden, für diese Runde:
Nach viel Trubel und Touris verziehen wir uns für die Nacht in eine Lost Place Urbanisazion, übernachten also ausnahmsweise mal am Straßenrand. In der Sackgasse stehen noch zwei, drei andere Camper. Ich denke, die wohnen hier.
Hier ist es wunderbar ruhig. Kein Wind, kein Verkehr, kein Wellenrauschen. Ab und an kommt mal ein Spanier den Bürgersteig entlang, führt die Trethupe aus und quasselt dabei in sein Handy. Ansonsten hat es hier nichts, noch nichtmal die Straßenlampen sind an. Ich schlafe herrlich.
Ehe es weiter geht, wollen wir etwas einkaufen. Angesichts des geschlossenen Mercadonas fällt auf, dass heute Sonntag ist. Also zu Lidl, der einzige Laden der offen hat. Und tatsächlich meine letzte Wahl, denn was man bei Lidl nicht findet ist gutes Obst. Für Bananen und Äpfel reicht es, dann hört es aber schon auf. Wenn man Papaya und Birnen mag, ist etwas besser. Zwischendurch stehe ich verwirrt im Flur rum. Um mich herum lauter Deutsche, und über den blechernen Lautsprecher kommt eine Werbedurchsage – auf Deutsch. Ufftata.
Steinestrand – dauercampen zwischen Steinen
Wir scouten die Küste weiter nach netten Strandparkplätzen ab. Und finden auch einen: Ein paar Wohnmobile hat es, aber nicht zu viele. Eine Augenweide ist der Platz nicht, recht steinig, aber es passt schon. Draußen bläst ein ungemütlicher Wind, also setze ich mich einfach drinnen vor den Computer.
Andre geht zwischendurch mit Ziva eine größere Runde Gassi, ich kann mich dazu nicht wirklich aufraffen. Ist einfach auch ein bisschen langweilig: Steinepiste nach Norden oder Steinepiste nach Süden. Mal ist links das Meer, mal ist es rechts. Neben der Piste mehr Steine. Wohoo!
Immerhin gibt es fotogene Hunde.
Zwei Nächte am Steinestrand. Angenehm wenig los, aber etwas frisch. Und natürlich windig. Bissle langweilig. Aber es hat Internet.
Betancuria – rein in die Insel
Betancuria ist ein bekanntes Kaff, das schön sein soll. Wir steuern das also an, nehmen unterwegs noch eine Entsorgungsstation und ein Aussichtspunkt mit.
Das Café am Aussichtspunkt, laut Infotafel von einem berühmten Architekten entworfen, hat zu. Vermutlich dauerhaft.
Wir parken am Parkplatz mit Picknicktischen und einer Kloster-Ruine in der Nachbarschaft ein. Die Infrastruktur des Wohnmobilstellplatzes beschränkt sich aktuell auf das Wohnmobmilstellplatzschild an der Einfahrt. Ansonsten wird – vermutlich wegen der aktuellen Baustelle – nicht viel geboten. Oder anders gesagt: man muss sich umschauen. Dann findet man den Wasserschlauch, der neben dem Betonmischer liegt. Und die Steckdosen am Pavillon des Picknickplatzes. Da sind wir mal so frei und stecken uns ein. Denn das durchwachsene Wetter die letzten Tage hat unserem Batteriefüllstand nicht gut getan. Da hilft auch kein Ladebooster – mit Strom kochen ist einfach ein Gutwetterhobby. Oder natürlich man ladeboostert mehr als nur 50A und zwei Stunden.
Aber nun haben wir es, das Induktionskochfeld. Es kocht sich damit ja auch super. Noch nie ist mir die abendliche Gemüsepfanne so schnell angebrannt. Andre hat es geschafft, das Baguette so kross aufzubacken, dass ich die leicht schwarze Schicht, die er dann doch nicht mitessen wollte, wieder auskochen musste.
Die Klosterkirche wäre recht fotogen gewesen, gerade weil sie kein Dach oder sowas mehr gehabt hat. Alte Mauern, hier und da noch etwas Betonstuck, das war’s. Aber ich hatte bei der Gassirunde noch nichtmal ein Handy dabei, also gibt es kein Foto.
Am nächsten Mittag machen wir uns auf ins Dorf. Nicht zu Fuß, sondern mit dem Sprinterle. Wir überlegen noch, ob es um 12 Uhr schon Tapas zu futtern gibt, oder ob es noch zu früh ist. Eigentlich gibt es ja erst ab 13 Uhr was Warmes aus der spanischen Küche. Aber, wir sind im Touristenland. Wo auf spanischem Festland die Küche noch zu hat, machen sie hier schon den ersten Schichtwechsel. Was ich damit sagen will: das Kaff ist voll mit Reisebussen und Mietwägen, das kleine Restaurant sieht ähnlich überlaufen aus. Wir brechen die Suche nach einem Parkplatz ab und fahren weiter. Wohl wissend, dass an unserem heutigen Ziel gleich mehrere Restaurants auf uns warten. Inshallah. Wir haben Hunger.
Ajuy
Ajuy ist ein kleiner Küstenort im Westen der Insel. Strand, Restaurants, Höhlen, hört sich doch alles super an, da wollen wir hin. Die Straße von Bentancuria nach Ajuy ist lustig. Anderthalbspurig, rechts die bekannte Beton Leitplanke.
Ausweisbuchten gibt es nicht viele, und wenn dann steht ein Mietwagen drin zum Selfies machen. Was es dafür gibt: ausgewachsene Reisebusse, die nach Betancuria wollen. Na hoffentlich nicht jetzt gerade. Und so voll, wie es da eben war, sind hoffentlich schon alle dort. Andre fährt also, und ich halte Ausschau nach Reisebussen.
Ajuy besteht aus 50 Häusern, 5 davon sind Restaurants.
Vermutlich gab es früher mal kein Restaurant, dafür viele Fischerhütten. Aber so ändern sich die Zeiten.
Ursprünglich erscheint auf der Insel nichts mehr, und wenn etwas erhalten wird, dann sind drei Reisebusse da heute Morgen schon durch. In Ajuy gibt es Höhlen an der Steilklippe. Und ein Parkplatz, auf dem die Reisebusse schon stehen.
Wir erstmal was futtern, ist ja inzwischen schon 14 Uhr oder so, und wir hatten noch immer kein Frühstück. So eine kleine Fischplatte ist längst überfällig. Andre muss da heute einfach durch.
Zum Nachtisch gibt es den besten Käsekuchen überhaupt. Dazu einen Barraquito, das typisch kanarische Kaffeegetränk.
Das ganz unten im Glas ist gesüßte Kondensmilch (=Milchmädchen). Darüber ist der sehr süße Likör 43. Kaffee und Milchschaum fallen da geschmacklich kaum noch ins Gewicht. Wir haben ernsthafte Probleme, die süße Brühe runter zu bekommen. Und hey, ich kann die Kondensmilch sonst auch durchaus mit dem Löffel pur essen. Aber das war echt schwierig. Der Käsekuchen hingegen, ein Gedicht.
Würde ja schon gerne wissen, wo man so eine Deko herbekommt. Der Laden wäre meiner. So ein Monster-Goldfisch, als Deko für unseren Goldfisch-Teich, das wäre es doch?
Auch die Stein-Krake würde ich nehmen, wobei das wohl mehr Kunst als Deko ist.
Vor Sonnenuntergang machen wir uns mit Kameras und ohne Köters auf dem Weg zum Strand. Der ist schön, der ist groß, es hat Wellen. Und auch die Klippe rechts davon, da wo die Höhlen sind, machen einen fotogenen Eindruck.
Wir begeben uns in Richtung Höhlen, brechen das aber für heute ab, denn im Halbdunkel an der Klippe entlang zu schlappen erscheint uns nur mäßig schlau. Na, vielleicht morgen. Also noch ein bisschen an den Dorfstrand.
Immer wieder schön sind die Multifunktions-Verbbotsschilder. Einfach mal alles drauf mal was Spaß machen könnte, dann passt das schon.
Für die Nacht parken wir nochmal um. Denn aktuell stehen wir im Barranco, auf einem großen Dreckplatz. Und zwar direkt unter einer steilen Felswand. Oben turnen ein paar Ziegen rum, und die niesen schon die ganze Zeit die Ziva an.
Die nehmen sie also eventuell als Gefahr wahr. Und wenn ich eine Tierart zutraue, mit Steinen zu schmeißen, dann sind es Ziegen.
Die sind nicht doof, und manchmal auch nicht nett. Also parken wir etwas weiter in den Barranco rein, an einen Busch ran. Weniger Menschen, weniger Autos, auch die Ziegen sind etwas weiter weg. Eidechsen und eine schwarze Katze gäbe es noch. Aber mit denen kommt Ziva zurecht.
Am nächsten Tag, es ist irgendwie schon wieder nach Mittag, und Restaurant Nummer Zwei möchte heimgesucht werden. Heute wählen wir das bei Google am besten bewertete Restaurant im Ort. Das Essen ist solide, haut mich aber nicht vom Hocker. Kein Aha-Effekt wie beim Käsekuchen gestern. Egal, wir sind satt, es war gut, und für so ein Kaff mit touristisch geprägter Ausrichtung auch nicht so teuer.
Nach der Siesta ist es Zeit für einen Verdauungsspaziergang. Wir latschen den Barranco rein. Nach einem Kilometer kommt eine längst verlassene Finca.
Man kann nur mutmaßen – ich tippe auf Wassermangel. Ich meine … Was brauchen Pflanzen, um zu wachsen? Wärme, Wasser, Erde. Wärme hat es hier zweifelsohne. Wasser hatte es vermutlich mal auch. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die alten, riesigen Palmen bewässert wurden. Nährstoffe im Boden hat es hier glaube ich nicht viel – ist hier doch alles nur Kies und Sand.
Und ein bisschen Kunst.
Noch ist es nicht zu spät, das Pälmchen hier wäre noch zu retten.
Ein Stück weiter das Ziel unserer heutigen Gassirunde: eine Oase. Ein Nebenbarranco mit eigener Quelle. Das Wasser muss hier wo aus dem Berg kommen, fließt ein paar Meter, und versickert dann auch gleich wieder. Ein paar Palmen finden das ganz nett hier, sehen prächtig aus.
Mehr hat es aber nicht, und so treten wir den Heimweg an.
Wir bleiben noch eine Nacht. Waren immer noch nicht in den Höhlen drin. Na, dann eben morgen.
Am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen und ziehen weiter. Ach was, Höhlen, große Löcher im Stein, dunkel und klamm, wer will das schon sehen. Außerdem sind wir schon wieder so spät dran, dass wir die ruhige Zeit vor den Reisebussen verpasst haben. Die spucken nämlich schon wieder alle halbe Stunde einen Schwung Menschen aus, die sich dann in Kolonnen auf den Weg hoch auf die Klippen machen, zum Höhlengucken.
SS American Star – der unsichtbare Lost Place
Wir begeben uns wieder Off-The-Road. Die Piste ist Waschbrett allererster Güte, und führt oben auf den Klippen die Küste entlang nach Süden. Immer wieder mal kann man rechts abbiegen, und dem Barranco in Richtung Bucht folgen. Das machen wir auch hier und da, fahren aber weiter, mangels schönem Platz oder Internet. Die dritte (oder so) Bucht ist dann fein. Wir suchen uns abseits und auf halber Höhe ein nettes Plätzchen um zu bleiben.
Ein schöner Strand mit Sand und Felsen, dazu ein Barranco mit etwas Grünzeugs und mehr Sand. Und Internet Genau unser Ding also. Auch, wenn man in den Barranco nicht so weit reinlaufen kann, denn das Hinterland ist komplett Militärgebiet.
Am nächsten Tag schaue ich mal in die App, ob es hier einen Geocache gibt. Natürlich, gleich mehrere. Der hier am Strand heißt „SS American Star“, und das soll ein Schiffswrack sein. Mhm, ein Fischerboot, oder was? Kann so groß nicht sein, wäre sonst ja vermutlich aufgefallen. Google Maps meint dann auch, dass direkt am Strand ein Wrack liegt. Und zwar nicht von irgendeinem Fischerkutter, sondern von der S.S. American Star. Ein prächtiger Liner, ein Passagierschiff / Kreuzfahrtschiff, man könnte es mit der Titanic vergleichen. Es war 220 Meter lang, hatte über 37 TSD Pferdestärken und schipperte seit 1940 über die Weltmeere. Es war als Truppentransporter im Krieg, fuhr Menschen über den Atlantik zwischen Europa und den USA, bis es Linienflüge gab. Dann wurde es für zwei Jahre zum Kreuzfahrtschiff. 1980 war es dann endgültig vorbei – die Antriebstechnik (Dampfmaschinen) veraltet, und der Rost allgegenwärtig. Nach 40 Jahren hatte sie eigentlich nur noch Schrottwert und lag nur irgendwo rum. Wurde dann aber nochmal verkauft, und sollte ein zweites (oder zehntes) Leben bekommen: als schwimmendes Hotel vor Phuket (Thailand). Da musste es aber erstmal hinkommen. Ein ukrainischer Schlepper hat den Job übernommen, das Schiff von Griechenland nach Thailand zu schleppen. Man vermutet es bereits, sie sind bis zu den Kanaren bekommen, und nicht weiter. Es gab Sturm, die Schleppleinen sind gerissen, und die American Star ist hier am Strand auf Grund gelaufen. Der Schlepper hat sich vom Acker gemacht, und wegen dem Sturm ist die American Star innerhalb von 48h einmal auseinander gebrochen. Opsie.
Einheimische haben den Kutter in den folgenden Jahren leer geräumt. Acht Menschen sind gestorben, weil sie aus wirtschaftlichen Gründen oder für den Nervenkitzel auf dem Kahn rumgeklettert sind. Der hat sich irgendwie seine eigene Sandbank geschaffen, und so auch seine eigene Strömungsdynamik, und die ist wohl saugefährlich.
Seit 2008 liegt das Schiff komplett im Wasser. Bei Flut ist nichts mehr zu sehen, bei Ebbe schauen ein paar Metallteile raus. Krass, was das Meer in 20 Jahren weggeschafft hat.
Andre ist mal mit Dronita drüber geflogen:
Wer wirklich noch was von dem Kutter sehen möchte, der sollte in Puerto del Rorsario in die „Cafeteria El Naufrigo“ gehen. Das ist nämlich mit lauter Bauteilen von der American Star eingerichtet und dekoriert.
Wer jetzt angefixt wurde, hier noch ein deutsches Dokufilmchen von N3: https://youtu.be/3vzyMtfJl8c
Zwischendurch ein paar Gassirunden. Mal hoch auf die Klippen.
Mal runter an den Strand. Da hat es so viel Abbruch, man hoft ständig, dass einem kein Steinbrocken auf dem Kopf fällt.
Oder an den Nachbarstrand. Da hat es ein großes Felsentor. In diesem schöne lilafarbene Steine.
Und rein in den Barranco. Und das war, als Andre bei einer Gassirunde mit Ziva den Junghund verloren hat … Also sie war weg, hat „irgendwie“ den Anschluss verpasst. Das kommt vor, wenn man zu sehr den Eidechsen hinterher schaut. Sie ist aber echt flott im aufholen. Wenn sie was kann, dann Strecke machen und nach Hause finden. Heute jedoch nicht, heute jault es. Das hat es nicht oft, das hatten wir zuletzt 2021 oder so. Da hat sie sich bei uns in Portugal beim Nachbarn in der Schafweide selbst gefangen. Kam nicht mehr raus, hat nach Hilfe gerufen. So auch heute. Andre geht zurück, nebst dem Hilfegejaule schaut er auf den die App vom Tracker um sie zu lokalisieren. Kommt da auch an, wo sie angeblich sein soll. Keine Ziva, und auch kein Gejaule mehr. Langsam wirds komisch. Bis er sie sieht, in der Felswand sitzend, vielleicht auf zweieinhalb Metern. Sie ist wohl von oben runter gekommen, von da aus aber nicht weiter.
Immerhin ruft sie um Hilfe, und springt nicht einfach runter, um sich dabei das Bein zu brechen. Schlaues Mädchen.
Nach zwei (oder waren es drei?) Nächten ziehen wir weiter. Natürlich nicht, ohen vorher noch den Allradspielplatz im Barranco auszuprobieren. Wir kommen nicht sehr weit, denn wir sind mit Straßendruck unterwegs. Aber, die Kiste funktioniert, gerade auch im Sand.
Tag des Wassers
Wir kreuzen einmal die Insel. Reine Fahrtzeit bis zum Zielort auf der anderen Seite der Insel? 45 Minuten für 35 Kilometer. Sollte machbar sein. Bevor wir uns aber an den nächsten Strand packen, ein paar Zwischenstopps. Wäsche waschen am bekannten Waschsalon, parallel Einkaufen im benachbarten Supermarkt.
Am Trockner ist wohl der Heizstab kaputt, die 9 Euros sind recht schlecht investiert. Aber egal, Wind und Sonne werden sich der Sache schon annehmen. Weiter zum Wasser fassen an der Tankstelle.
Nächster Halt: Klo und Grauwasser loswerden an der Entsorgungsstation. Ja, so bekommt man den Tag auch rum.
Dann kommen wir endlich an: am Strand südlich von Costa Calma. Wer artig mitliest weiß, da waren wir schonmal. Wo letztes Mal der Ducato unglücklich auf dem Strand geparkt hat, steht heute das Wasser. Bei hoher Flut überschwemmt es den Strand.
Playa del Sotavento
Das Plätzchen ist fein, auch wenn heute etwas mehr los ist.
Die Leute kommen her wegen der hohen Flut. Da kann man einen schönen Strandspaziergang mit Wassertreten kombinieren. Ziva macht da hochmotiviert mit, denn im knietiefen Wasser hat es kleine Fische. Doch das mit dem Fischen Per Pedes wird irgendwie nichts. Also geht sie mal bei den ungarischen Nachbarn gucken, vielleicht gibt es da ja Gulasch. Irgendwas gibt es wohl, denn sie war mehrfach drüben. Max bleibt unterdessen an der Flexileine, aus Gründen. Das mit dem Sack Flöhe wird irgendwie nicht besser, wenn sie älter werden!
Zwei Nächte bleiben wir hier. Tagsüber ist es fein, schließlich heißt „Sotavento“ ja Windstille. Ab dem späten Nachmittag kommt der Wind aber, und er bleibt bis in die frühen Morgenstunden. Wenn es Wind und Flut gleichzeitig hat, findet hier ein Spektakel statt: Alle Kitesurf-schulen und weitere Kitesurf-Anfänger versuchen sich im kniehohen Wasser.
Ja, da hätte ich heute schon auch Bock zu gehabt. Eines steht auf jeden Fall fest: Wenn wir hier nochmal überwintern, dann wird das mit dem Kitesurfen angegangen.
Ziva fände das auch eine gute Idee. Denn wenn wir ordentlich abgelenkt wären, dann könnte sie sich endlich mal in aller Ruhe um die Fischschwärme kümmern, die im großen Planschbecken rumschwimmen. Sie trabt da im Wasser rum wie ein Seepferdchen. Sieht lustig aus, ist ihr aber toternst: sie will sich ein Sushi angeln. Selten haben wir das erlebt, dass sie so drauf ist. Man muss auch jedes Mal zweimal pfeifen, ehe sie hören mag. Sonst reicht einmal.
Max hingegen möchte bitte vom Tierschutz abgeholt werden. Das ist viel zu viel Wasser!
Tapas in Lajita
Zeit für einen Standortwechsel. Ich habe vor zwei Wochen oder so beim Geocachen ein Plätzchen entdeckt, das war mit direkt sympatisch. Neben einem Ort namens Lajita gibt es einen Barranco / Rambla, mit Grünzeugs und felsigem Strand. Wo kein Camper stand. Da wollen wir mal schauen, ob das heute auch so ist.
Erstmal in den örtlichen Supermarkt. Der erste Eindruck vom Ort ist positiv: es scheint eine richtige spanische Kleinstadt zu sein. Mit Menschen, die hier auch wirklich leben. Spanische Familien, ein paar Marokkaner, dazwischen ein paar Touris. Fischerboote, Parkanlagen, und im Ort eine Plaza mit Kirche.
Und ein Restaurant mit überschwenglich-guten Bewertungen. Da können wir nicht wiederstehen.
Und werden auch nicht enttäuscht. Der Sangria hier ist übrigens kein normaler Sangria, sondern hat Fanta Lemon und Cointreau (Orangenlikör) drin.
Knallt also richtig gut, wenn man um 13 Uhr noch kein Frühstück hatte. War aber sehr lecker, wie auch die Tapas zum Hauptgang. Sogar für unsere Verhältnisse ein bisschen viel Knoblauch. Ich sag es mal so: ehe man sich nach dem Essen die Finger nicht gewaschen hat, haben die was von einem Knoblauch-Leckstein. Schätze, eine komplette Knolle haben sie uns da reingeschnippelt.
Der Nachtisch ist dann nochmal ein Highlight, der dann freilich etwas zu viel des Guten ist.
Mit leichten Magenschmerzen schleppen wir uns zurück nach Hause.
Nach einer Hundespielrunde – wir wohnen aktuell voll in der Gassizone – gibt es Siesta und Verdauungsspaziergang, dann geht es schon wieder.
Zurück nach Corralejo
Die Fähre nach Lanzarote geht am Sonntag Vormittag, ab Corralejo. Nun ist es Freitag Vormittag, und wir hoppeln die Küste langsam nach Norden weiter. Weil in einem Zug jetzt ganz an den Nordzipfel der Insel fahren, das wären ja fast 90 Kilometer. Wollen ja nicht unseren Schnitt versauen.
Also legen wird die üblichen Zwischenstopps ein, die man mit einem mäßig autarken Campingmobil der höheren Preisklasse so einlegt: Mülltonne anfahren, Klo und Grauwasser leeren, Frischwasser tanken. Im Übrigen freut sich besonders Andre auf das bereits bestellte Kompostklo. Diese Entsorgerei grenzt ja schon an Körperverletzung.
Wir legen heute auch noch einen kurzen Stopp am Staubsauger ein. Denn der Teppichboden hat seine Absorptionskapazität erreicht. Das Ausklopfen gestern hat etwas gebracht, aber es ist immer noch recht widerlich. Der Staubsauger widerum ist recht luschig, aber zumindest gefühlt mieft es jetzt etwas weniger.
Nächster Stopp Burger King. Das McFlurry (oder wie die Kopie bei Burger King heißt) mit Nocilla ist sehr zu empfehlen. Billiges Fett mit billigem Futter kann halt schon sehr lecker sein.
Für die heutige Nacht landen wir an einem Strand. Die Straße hinter und das Meer vor uns bilden ein leichtes graues Rauschen. Da fallen die startende Flugzeuge schon fast nicht mehr auf. Für heute passt das.
Hier hat es nicht nur einen Bunker, der auf dem Steinestrand liegt, sondern auch dieses harte Popcorn. Genauer gesagt sind es „Rhodolithen“. Die entstehen, wenn kalkhaltige Algen mit dem hellen Sand eine Verbindung eingehen. Eine jahrzehntelange Verbindung. Umso größer das Popcorn wurde, ehe es am Strand angespült wird, desto älter ist es wohl.
Ansonsten hat es an diesem menschenverlassenen Strand noch einen Naturpool. Der ist aber nur knietief – also genau Zias Ding.
Hundekontakt gibt es auch, aber nur kurz – die Pfütze wartet nicht.
Wenn sie nicht gerade in einem Wasserloch oder im Busch steckt, man würde den braunen Hund kaum wieder finden. Sie passt sich farblich an.
Ach ja, wen es interessiert, der Wetterbericht: Das Wetter ist grundsätzlich gut. Wie auch sonst seit Weihnachten: auf Meeresspiegel Höhe hat es IMMER T-Shirt Wetter. Wenn der Wind aus der falschen Richtung weht, könnte man schonmal einen Pulli anziehen. Nachts teilweise auch. Aber sonst … Sind die Kanaren für Klimaflüchtligen schon nett. Man muss aber auch sagen, dass wir die letzten Wochen Glück hatten: der berüchtigte Calima, der mehr Sahara-Sand in der Luft hat als Luft selber, den haben wir bisher wohl verpasst. Etwas mehr Wind hingegen kann es schonmal haben.
Wir landen nun also wieder da an, wo wir vor zwei Wochen losgefahren sind: In Corralejo.
Das war dann unsere Route, so grob. Also sehr grob.
Im Mercadona gehen wir Mittagessen holen. Die haben in den Mercadonas eine feine Auswahl an Bowls und Sushi, Paella und Burger. Die Spanier holen sich hier gerne was für die Mittagspause. Jetzt um 10 Uhr morgens liegt schon alles in der Auslage, also gibt es für Andre einen Burger zum Frühstück, ich entscheide mich für eine Bowl. Brezel, Sushi und Fertigsalat werden ebenfalls eingepackt, so bleibt die Küche heute kalt.
Wir stehen erst am Betongerippe. Der Wind frischt aber auf, und die Fahnenmasten neben uns klappern ganz fies im Wind. Also fahren wir nochmal vor ins Kaff rein und drehen mit den Hunden eine Runde im Hafen. Hier hätte man auch gut was essen können, hätten wir gerade nicht so übertrieben eingekauft … Egal. Für die Nacht am Hafen parken, das macht wenig Sinn, hier ist alles zu eng und zu trubelig.
Womit man hier seine Zeit verbringen könnte, ist mit dem Fotografieren der vielfältigen Hundeverbotsschilder.
Ich habe die kulturelle Vielfalt an Hundeschildern leider zu spät wahrgenommen, sonst gäbe es an dieser Stelle mehr Bilder. Ständig dieses Halteverbot für Hunde, wer denkt sich sowas nur aus ???
Dafür noch ein Stoppschild, das passt hier auch irgendwie mit rein …
Weitere Highlights:
Es kann natürlich auch sein, dass wir nicht hätten linksrum laufen müssen, sondern rechtsrum. Vielleicht wäre es da besser gewesen.
So bekommen wir immerhin das Bootchen zu sehen, dass uns morgen nach Lanzarote bringen wird.
Mit der Stadt sind wir also zackig durch, und so fahren wir zurück an den Rand der Urbanizacion, in der Hoffnung auf eine geruhsame Nacht.
Gut, dass gerade sowas wie ein Sturm aufzieht, drauf geschissen. Und ja, nach drei Regentropfen ist er auch schon wieder durch. Hätte ja wenigstens gescheit regnen können, wäre das Sprinterle mal wieder sauber geworden. Man weiß morgens beim Blick aus dem Fenster schon gar nicht mehr, ob die Sonne schon aufgegangen ist, so trübe ist die aktuelle Aussicht.
Aber immerhin ist hier das eine oder andere Blümchen dankbar.
Fazit Fuerteventura
Bei gutem Wetter am Strand stehen wollen? Ab nach Fuerteventura! Kitesurfen, irgendwas anderes surfen, nackig am Strand rumlaufen wollen? Ab nach Fuerteventura! Landschaftlich finde ich die Insel weniger kurzweilig, ist sie doch recht karg. Wo keiner einen Bewässerungsschlauch gelegt hat, da wächst meist auch nichts – selbst die Palmen und Kakteen benötigen anscheinend mehr Wasser, als die Natur hergibt.
Dafür ist das Freistehen recht entspannt, einfach weil es weitläufiger ist als Teneriffa. Auch sonst ist es entspannter, einfach weil weniger Menschen und Fahrzeuge unterwegs sind. Der Tourismus ist etwa „gehobener“, zumindest gibt es einige Luxus-Hotelanlagen und Einkaufsmeilen. Wir profitieren von den zahlreichen Restaurants, ansonsten ist das touristische Angebot eher weniger in unserem Interesse. Es ist aber auch alles gleich immer so teuer. Einmal zum Vulkan gucken, oder der Eintritt in den Tierpark – und gleich sind 20-40€ weg. Und man muss noch nichtmal schauen: irgendwo steht obendrein bestimmt ein Hundeverbotsschild.
Wir waren hier jetzt knapp vier Wochen, und das passt so. Ich denke wenn wir irgendeiner Form von Wassersport nachgehen würden, dann könnte man es hier auch ein paar Wochen länger aushalten. Andere Sportarten wie wandern oder radeln reizen mich jetzt weniger.
Fuerteventura, die perfekte Insel für freistehende Klimaflüchtlinge. Und Kiter. Und Nudisten. Und Taucher.
Wir machen jetzt erstmal nach Lanzarote rüber. Mal schauen, was die Insel so kann. ¡Vale, Vale!*
*spanischer Ausruf für Okay / Alles Gut / Alles Klar usw. Hört man hier öfters. Ein Vale kommt selten allein.
Zwei Monate auf den Kanaren, Jan-Feb 2025
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