Skandinavientour Finale: Reisen mit Fritzi
Wir sind weiter auf dem Weg nach Süden, und kilometermäßig ist knapp die Hälfte geschafft – wir sind in Dänemark. Bis Portugal ist es noch ein Stück. Unser Ziel: noch ein bisschen portugiesische Spätsommersonne abbekommen. Ob das klappt? Fraglich, denn wir reisen gemeinsam mit dem Herbst nach Süden. Und mit Fritzi.
Am Strand, auf dem Strand (Dänemark)
Eigentlich liegt Dänemark nicht direkt auf dem Weg, hat man Termine im Osten von Deutschland. Aber egal, ich will mal wiederan den Strand. Und in Dänemark darf man die Strände befahren, und zumindest tagsüber auch dort rumstehen.
Also fahren wir runter von der Fähre, springen kurz in einen dänischen Supermarkt, kaufen die vermutlich sauerste Flasche Wein die sie im Regal stehen haben. Immer wieder beeindruckend, wie ich 10 Minuten ahnungslos vor dem Weinregal stehen kann um schlussendlich den vermutlich schlechtesten Tropfen der mittleren Preisklasse auszuwählen.
Danach fahren wir an den Strand. Andre kennt den schon, er konnte auf der Hochfahrt noch drauf stehen. Heute aber ist Land unter. Erstens hat es Wetter, und zweitens Vollmond. Gibt in der Summe wohl so etwas wie Springflut.
Also fahren wir nach einem Strandspaziergang weiter, die Westküste runter. Wir landen auf einem Strandparkplatz, von dem aus man zu einem alten Leuchtturm laufen kann. Der ist nicht mehr in Betrieb, dafür aber ein Tourimagnet und in seiner Erhaltung recht kostspielig. Denn er steht auf einer Wanderdüne, die immer weiter wandert. Und auf einer Klippe, die langsam aber sicher vom Meer gefressen wird. So haben sie den Leuchtturm vor ein paar Jahren versetzt. Um 70 Meter. Was ungefähr 700 Tausend Euros gekostet hat. Und es ist abzusehen, dass man diese Aktion in ein paar Jahren wiederholen muss, denn das Meer holt sich die Klippe.
Wir latschen hin, mitsamt den Köters. Normalerweise nehmen wir ja Max an die Leine, Ziva kann so laufen. So machen wir das heute auch. Auch, nachdem Ziva mal so einem Rebhuhn hinterher gerannt ist – sie war ja direkt abrufbar. Als sie dann aber meinte die Klippen runter zum Strand zu stürmen um da einer Herde Möwen mal Hallo zu sagen, also da wurden wir stinkig und Kleinchen und haben sie angekabelt.
Die Nacht haben wir ruhig auf dem Parkplatz verbracht. Schön, wenn da kein Verbotsschild steht.
Neuer Tag, neuer Strand. Heute einer mit Bünkerchen aus dem zweiten Weltkrieg. Die liegen da unordentlich am Strand rum.
Wir parken mit dem Laster hinter dem Bunkerstrand und hinter der Düne ein. Eigentlich ein perfekt ruhiger Übernachtungsplatz. Wenn da nicht dieses Parkverbotsschild an der Zufahrt gewesen wäre. Es ist eindeutig: Parkverbot ab 22 Uhr.
So verziehen wir uns dann doch ein Stückchen weiter ins Land. In wenigen Kilometern finden wir einen Flugplatz, der einen großen Parkplatz und Feierabend hat. Hier verbringen wir dann auch eine sehr ruhige Nacht.
Eigentlich wollten wir am nächsten Tag in den Wald, und die e-Bikes rausholen. Ein Mountainbike-Parcour in Dänemark, ein Land, in dem die größeren Hügel zumindest gefühlt keine 10 Höhenmeter haben, das weckt unser Interesse. Doch es ist, wie es ist: Wenn die letzten Kilometer der Zufahrt durch eine Baustelle versperrt sind und es außerdem mal wieder regnet, dann fährt man halt einfach an den Strand.
Apropos Regen. Ich habe beschlossen, dass Andre Schuld am nassen Wetter ist. Ich kann es ja nicht sein. Also ich hatte in den fünf Wochen alleine in Portugal fünf Wochen Sonne und Hitze. Während Andre in Deutschland ständig über das Regenwetter gemeckert hat. Ist halt scheiße, wenn man mit einer eigenen Regenwolke reist. Sie heißt übrigens Fritzi. Fritzi begleitete uns ja bekanntermaßen schon durch Norwegen und Schweden, und sie scheint uns auch in Dänemark treu zur Seite zu stehen.
Wir fahren an den berühmtesten Strand in Dänemark: Rømø. Das ist eigentlich eine Insel, auf die man fahren kann. Das machen wir heute nicht, wir wollen nur ein bisschen am Strand rumdüddeln. Also packen wir uns einfach ein Stück weiter hinten an den Strand und lassen die Köters raus.
Unterhalten uns auch nett mit dem Nachbarn, der uns über die Rechtslage bezüglich des Freistehens in Dänemark aufklärt. Die Kurzfassung: Übernachten im Fahrzeug ist verboten. Egal ob mit oder ohne Campingverhalten, ob mit oder ohne Verkehrsschild. Es gibt auch keine Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit oder andere Ausreden – wenn man erwischt wird, kostet es 450€. Um das zu vermeiden, könnte man auf einem Stellplatz einchecken. Davon hat es direkt am Strand gleich mehrere. Kostenfaktor: 35€ pro Nacht, und zwar ohne alles. Strom, Dusche, Waschmaschine etc. geht also extra. Und dann steht man auch noch so eng wie bei Mediamarkt in der Kühlschrankabteilung.
Da haben wir so im Gesamten kein Bock drauf, und als die Flut kommt fahren wir nicht nur vom Strand runter, sondern auch gleich raus aus Dänemark, über die Grenze nach Deutschland.
Kurzfazit zum Kurzaufenthalt in Dänemark: Es hat definitiv schöne Strände, die dank Bunker und Leuchttürmen durchaus interessant sind. Ich schätze für Kitesurfer ist Dänemark ein Träumchen, auch um mit kleineren Kindern an den Strand zu gehen. Ich weiß nicht, ob es in Dänemark noch andere Highlights gibt, bis auf die Strände ringsum. Städte haben wir nicht besucht. Landschaftlich konnten ich sonst nichts Spannendes entdecken. Links und rechts vom Straßenrand sieht man eigentlich nur landwirtschaftliche Fläche, die vermutlich trocken gelegtes Moor ist. Kein Hügel weit und breit, für Menschen aus dem Süden also schon sehr flach und langweilig.
Hat Dänemark kulinarisch etwas zu bieten? Dazu kann ich nicht viel zu sagen – wir waren nur bei Burger King. Also genauer gesagt beim teuersten Burger King bisher. Ca. 33€ für zwei Menüs und zwei Eis, beeindruckend.
Unter Fischköppen (Norddeutschland)
Naherholungsgebiete, Freibäder, Wanderparkplätze, Sportgelände: in Deutschland scheint das Freistehen irgendwo in der Pampa immer noch gut zu funktionieren. Vor allem im Herbst, wenn die Leute witterungsbedingt nicht so viel in der Natur rumtollen. So finde ich gleich mehrere Möglichkeiten und Alternativen auf Google Maps.
Aber es ist ja nicht so, dass wir jetzt schön langsam und gemütlich nach Sachsen düddeln könnten. Also erstens haben wir immer noch Fritzi im Schlepp.
Und zweitens haben wir ein ebenso kontinuierliches Problem mit der Unwucht in den Reifen. Und weil sich eckige Reifen einfach nicht so gut fahren wie runde, müssen wir das Problem jetzt angehen.
Aber erstmal für eine Nacht zu Freunden (a.k.a. Team Düdo) auf den ruhigen Acker. Die Anfahrt zeigt schon, rund um Schleswig ist es richtig grün.
Und normalerweise ist es auch sehr ruhig hier, da bin ich mir sicher. Gerade eher weniger, denn gerade ist Maisernte. Und die müssen sich ranhalten, denn wir haben ja Fritzi hat große Pläne.
In der Nacht regnet es also. Am nächsten Morgen freilich auch. Aber wir wollten ja ohnehin weiter, zum Reifenladen. Fritzi fliegt schonmal vor.
Der Reifenladen in Flensburg hat eine Wuchtmaschine, auf die unsere Reifen passen. Wir haben recht große Reifen, die passen wohl nicht auf jede Wuchtmaschine. Also fahren wir nach Flensburg. Das in Portugal und Norwegen eingefüllte Wuchtpulver kommt raus, dann werden die Reifen gewuchtet.
Wir fahren vom Hof, und es ist schlimm. Also richtig schlimm. Unfahrbar schlimm. Teilweise hängen über 1 Kilo Gewichte am Rad, was schon recht viel ist. Und dennoch, der Laster fährt einfach nicht. Nun wissen wir auch nicht: Haben die Scheiße gebaut? Oder liegt die Ursache wo ganz anders?
Also weiter nach Hamburg, zum nächsten Reifenladen. Aber vorher noch ein kurzer Halt an einem See.
Der Reifenladen in Hamburg ist so ungünstig gelegen, dass wir mit dem Laster einmal durch die Innenstadt müssen. Nicht nur wir sind hier absolut fehl am Platze, die anderen tausende Fahrzeuge sind es ebenso. Blech und Baustellen ohne Ende. Ich hätte echt gedacht, dass man da in den Städten heute schon weiter ist.
Andre ruft vorher an, um zu klären, dass deren Reifenwuchtmaschine auch unsere Reifen wuchten kann. Klar. Wir warten auf dem Hinterhof, bis die Mittagspause rum ist.
Nur um zu erfahren, dass die Reifenmaschine nicht für unsere Reifen taugt. Na danke. Aber immerhin schickt man uns zum nächsten Reifenladen, ein paar Straßen weiter.
Eine richtige klassische Reifenbude. Mit Männern, die ihr Handwerk verstehen. Und die unsere beiden Vorderreifen einfach nochmal wuchten. Und es tatsächlich schaffen, dass sie viel besser laufen. Hallelujah!
Wir fahren ein Stück weiter zum Ikea. Und Überraschung, der deutsche Ikea hat ein viel besser sortiertes Sortiment als der schwedische Ikea. Muss man auch nicht verstehen. Aber vielleicht ist es einfach nur, weil es ein Großstadt-Ikea ist.
Über Nacht stehen wir am Wasser bei einem Bekannten, der auch im Wohnmobil lebt. Außerhalb der Stadt, halbwegs ruhig, mit Caipirinha für uns und ein paar selbst gefangene Mäuse für Ziva. Da staunt die junge Hündin des Nachbarn aber Bauklötze, als Ziva ihre erste Maus wegknuspert.
Weit kommen wir heute also nicht, denn wir wollen nochmal zum letzten Reifenladen, die sollen auch noch unsere beiden hinteren Reifen wuchten.
Auch hier sind sie erfolgreich, wir können das Thema für’s erste abhaken, und fahren weiter.
Und zwar auf die nächste Wiese in der Altmark, auf der gleich mehrere, uns bekannte Wohnmobilbewohner wohnen. Da wir zwei Nächte bis zum nächsten Termin in Sachsen haben, bleiben wir heute mal länger als nur eine Nacht.
Kaum angekommen, liegen die Männer schon unterm Bus des Nachbarn. Der hat da irgendso ein Wellendichtring-Ding am laufen.
Die Köters finden es hier super. Ziva kümmert sich um die hiesige Mäuse-Population. Und Max hat sich in die junge Hündin Lexi verliebt. Die eigentlich lieber mit Ziva spielen würde, aber die muss sich ja um die Mäuse kümmern. Man hat es nicht leicht.
Auch sonst glänzen unsere Köters mit bestem Benehmen. Während die anderen Hunde hier die Gemeinschaftshütte noch nicht einmal betreten wollen, packen unsere Herrschaften ihren nassen Hintern direkt mal auf die Eckbank.
Gut, Ziva ist ja selten richtig dreckig oderr nass, und trocknet auch wieder schnell. Max hat dieser Tage seinen 15. Geburtstag. Ihm jetzt noch erzieherisch beikommen zu wollen, es ist hoffnungslos.
Andrööö! (Sachsen)
Nächster Halt: Chemnitz. Hier treffen wir auf Team … ähm … wie hieß das nochmal … Team Bulli war das glaube ich. Inzwischen aber mit Ducato. Max liebt den Ducato, denn er hat eine Doppelsitzbank. Wie früher in meinem Ducatolein.
Team Bulli ist Angestellter des Monats bei Amumot – schon wieder. Also machen wir einen Betriebsausflug nach Chemnitz. Quasi ein Teambuilding Event im Escape Room. Wer das nicht kennt: Man wird in einen Raum eingeschlossen und muss Rätsel lösen, damit man wieder raus kommt. Und hat dafür eine Stunde lang Zeit. Wenn man sich zu doof anstellt, bekommt man per Bildschirm Tipps. Und weil wir solche Nulpen sind, bekommen wir einige Tipps. Aber, wir haben es geschafft. Wer auch mal möchte, googelt einfach nach „Exit Sachsen“.
Zwischendurch gehe ich immer wieder mal shoppen. Gestern Ikea, heute Globus. Globus ist sowas wie Kaufland. In den Läden suche ich gezielt nach Zeugs, das man gut für die Quinta brauchen kann, das man nur bedingt in Portugal bekommt. Man muss sich ja nicht alles von Amazon durch halb Europa schicken. Deutsche, große Supermärkte haben eine Auswahl, die ist schon ziemlich geil, das muss man schon sagen. So kaufe ich ein, was der Stauraum her gibt, und was es in Portugal eher nicht gibt. Mein Lieblingspesto, bestimmte Gewürzmischungen, Dinkelnudeln, und natürlich Maultaschen. Sowas halt.
Unser eigentliches Ziel für die nächsten Tage ist aber die Werkstatt in Schneeberg. Das Verteilergetriebe bedarf noch etwas Liebe. Wer es bei Andre nicht mitbekommen hat: Er war bei seiner Deutschlandtour im Sommer schonmal hier, unter anderem für einen Wechsel aller Öle. Leider hat es neues Getriebeöl nicht in den Laster geschafft, ehe er los ist – ein Versäumnis des Mechanikers. Die Folge war ein Getriebeschaden. Glück im Unglück ist, dass das Ganze in einer Werkstatt passiert ist, in welcher der Chef noch weiß, wie man Getriebe auseinander nimmt und auch wieder zusammen setzt. Denn natürlich gibt es für den alten Laster kein komplett neues Getriebe zu kaufen. Aber die einzelnen Zahnräder und Lager. Den Schaden übernahm die Versicherung, was gut ist – so ein paar tausend Euro sind da schon zusammen gekommen. So haben sie vor unserer Skandinavientour nur die Zahnräder getauscht, in der Hoffnung, dass die Lager nichts abbekommen haben. Da das Getriebe irgendwo ab Dänemark aber angefangen hat zu heulen, sind wir jetzt auf dem Rückweg also nochmal ins Erzgebirge um das Getriebe nochmal aufzumachen und die restlichen, bereits vorliegenden Metallklumpen zu tauschen.
So, und deshalb stehen wir wieder mal hier, vor dem Hallentor, für insgesamt drei oder vier Tage. Ab und an liegen mal welche unterm Laster, und man hört immer nur Andreee oder Andröö. Ja, es gibt zwei Andrés – einen russischen, den sie mit erzgebirglerischem Akzent gerufen wird. Und einen schwäbischen, den sie anders rufen. Es ist zauberhaft. Die Jungs von der Werkstatt bauen also das Getriebe aus und nehmen es erstmal mit, und die Lackierer im Team blasen die nicht mehr gelben Ecken und Kanten am Laster wieder gelb an.
Ziva wird zum Sonnenhund, sobald Fritzi sich mal verzieht.
Andre findet die Ursache, warum sich immer wieder eine Wespe im Fahrerhaus rumtreibt. Wir züchten die Viecher wohl, im Motorraum.
Und nun, hoffentlich endgültig und abschließend, bekommen die Reifen noch einen Einlauf mit Wuchtperlen.
Zwischendurch beantrage ich einen neuen Führerschein. Denn die alte Karte habe ich ja irgendwie verschlampert. Ich glaube wirklich, dass ich die aus Versehen in den Müll geworfen habe, beim Ausmisten / Aufräumen. Eine andere Idee habe ich nicht, denn da ich wirklich noch nie kontrolliert wurde, habe ich das Ding ja auch lange nicht in die Hand genommen. Er fehlt vermutlich also bereits seit über einem Jahr. Ich erwarte schlimme bürokratische Szenen, da ich meinen Führerschein ja nicht nur verschlampert habe, sondern auch gar keinen Wohnsitz mehr in Sachsen habe. Bin somit also sicherlich nicht der unkomplizierteste Fall des Tages. So stehe ich mit einem fiesen Migräneanfall am Schalter, und die Mitarbeiterinnen dort geben sich richtig Mühe, es machbar zu machen, dass ich in ein paar Tagen meinen neuen Führerschein in den Händen halte. Ja, es ist bürokratisch, aber wenn hinter dem Schalter Menschen stehen, die einem helfen wollen, dann ist das Gold wert.
Andre und die Köters warten solange im Bulli von der Werkstatt.
Immer wieder mal in Deutschland komme ich mir vor wie in den 90er Jahren. Vor allem in den Einkaufsmeilen, die optisch nicht gerade den modernsten Eindruck machen. Gerade wenn man bis vor Kurzem noch in Skandinavien unterwegs war, wo alles topmodern ist, ist der Unterschied krass. Und wird noch krasser, möchte man etwas bezahlen – im kleinen Laden oder Restaurant. EC-Karte geht häufiger, Visakarte eher selten, und wenn man dann noch mit Wireless daher kommt … Uiuiui.
Soweit so gut, wir fahren zurück von Annaberg nach Schneeberg, wo der Laster ohne Getriebe rumsteht. Was ja eigentlich nur eine halbe Stunde Fahrt ist. Aber so easy der Behördengang war, so nervig ist die Baustellensituation in der Region. Alle 5 Kilometer eine neue Umleitung, und so sind wir froh, dass wir mit dem Bulli von der Werkstatt unterwegs sind, und nicht mit dem Laster.
Nach drei Tagen sieht es gut aus, das Getriebe ist wieder drin, und wir machen eine Probefahrt. Na, wohin wohl? Genau, von Schneeberg nach Annaberg, den neuen Führerschein abholen. Wir kennen die Schikanen der multiplen Umleitungen ja bereits, es geht also. Das griechische Restaurant am Abend ist echt gut. Ich glaube preislich war es auch Okay, zumindest das Essen. Wo mir mal wieder das Staunen kommt: Getränke. Die kosten in Deutschland locker das Doppelte im Vergleich zu Portugal. Und der doppelte Espresso für 4,50€, ist das normal? Für mein Empfinden nicht wirklich. Also in Lissabon zahle ich am Hauptbahnhof für einen Espresso mit Pastel de Nata gerademal 1,20€.
Am nächsten Tag dann nochmal zurück von Annaberg nach Schneeberg. Zurück gibt es andere / mehr Umleitungen, und mangels ordentlicher Ausschilderungen wissen wir nicht wirklich, wie wir fahren sollen. Kommen so durch ein paar Dörfer mit maximal 3,5t durch. Gut, dass uns die Rennaufsicht nicht erwischt hat, denen hätte ich was erzählt!
Es tropft kein Öl vom Laster, und auch die neuen Wuchtperlen, die Andre gestern noch in die Reifen gefüllt hat, tun ihren Job. Endlich kein Genoddel, Gehüpfe und Gerattere mehr! So ein Laster, der rund fährt anstatt eckig, ist schon nett.
Den Hunden läuft das offenbar schon wieder zu rund, also machen sie es sich selber ungemütlich.
Ehe es weiter zum nächsten Termin geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach Tschechien. Denn unsere Dieseltanks sind recht leer, und der gute Stoff ist hierzulande nicht ganz so teuer. Okay, er ist in den letzten Monaten auch teurer geworden – der Tankstopp hat sich aber dennoch gelohnt.
Und natürlich sind wir auf dem Weg zurück nach Deutschland bei der Polizeikontrolle auch mit dabei. Man hat den beiden Polizisten schon beim Herfahren das Interesse an unserem Laster angesehen. Dass sie uns jetzt rausziehen und hinten rein schauen um zu gucken ob wir illegal Flüchtlinge über die Grenze schleusen möchten, na das glauben wir dann einfach mal.
Fritzi, komm zurück! (Schwaben)
Wir fahren gen Süden – und Fritzi läuft zur Höchstform auf.
Nein, noch sind wir nicht soweit, dass wir nach Portugal können. Erstmal müssen wir nach Aalen. Andres Heimatadresse, und somit auch Anlaufpunkt für Bürokratisches. Aufgabe des Tages: Führerschein verlängern. Nachdem das bei den Sachsen ja so gut funktioniert hat schauen wir mal, wie das bei den Schwaben so klappt. Das Positive: Auch ohne Termin wartet man nicht lange. Das weniger Positive: Express kostet 38€ und dauert trotzdem 1-2 Wochen. Bei den Ossis dauerte Express 2 Tage, kostete 7,70€ und ich wurde sogar angerufen, sowie er da war. In 1-2 Wochen sind wir nicht da, also sparen wir uns Express, nun dauert es läppische 6 Wochen.
Wir stehen hinterm Freibad von Aalen, denn hier ist es ruhig – zumindest außerhalb der Freibad Saison.
Ab und an mal ein Auto mit Bumbum-Musik, oder mal ein Flugzeug, sonst geht es. Aber wer sich hier die absolute Ruhe wünscht hat die Rechnung aber ohne den Kirchturm gemacht. Morgens früh um 6 Uhr hat er den ersten epileptischen Anfall. So laute Kirchglocken, mitten im Wohngebiet, dass es uns 300 Meter entfernt ausm Bettchen holt. Wie rücksichtslos.
Anfänglich regnet es, wir haben Fritzi hat uns wieder aufgespürt. Doch irgendwann hatte Fritzi wohl keinen Bock mehr auf uns, und es gibt wolkenfreien, blauen Himmel. Vornehmend nachts. Heißt, es ist morgens bitterlich kalt. Minus drei Grad kalt, sagt das Thermometerdingens unterm Laster.
Also mit Fritzi über uns war es zwar nicht so schön sonnig tagsüber, dafür aber auch nicht so bissig kalt. Wird Zeit, dass wir in den Süden kommen. Unsere Toleranzschwelle bezüglich des Wetters lässt sehr zu wünschen übrig.
Und jetzt bekommt sogar die Junghündin ihr Winterfell. Ja, es wird Zeit.
Aber gut, wir wollten ja eh weiter. Wir haben noch was bei Ebay Kleinanzeigen drin, und sobald der Käufer da war, machen wir uns vom Acker. Denn der Acker, der wird seit Stunden einfrig gedüngt.
Da hat sogar Ziva keine Lust mehr, in der Wiese nach den Mäusen zu gucken.
Unsere Wege trennen sich (am Flughafen)
Seit Juli sind es 12.000 Kilometer, die Andre gefahren ist. Von der Quinta über Sachsen, Dänemark und Norwegen bis in den Norden von Schweden und wieder zurück – werkstattbedingt ist der Rückweg so ungefähr die gleiche Strecke wie raufzu. Im gesamten dann so ungefähr 14 Wochen und 15.000 Kilometer, bis er wieder zurück in Portugal ist. Das wäre ja schon recht sportlich. Rechnet man dann noch hinzu, dass die Sonne vielleicht nur an 2 von den 14 Wochen gescheint hat, ist das noch sportlicher.
So kommt es auch, dass er gerade keinen großen Bock hat auf eine Fahrt im „Reisemodus“. Zumal die Wettervorhersage jetzt auch nicht gerade vielversprechend ist. Und ich habe keinen Bock auf mehr als 200 Kilometer täglich. Weil das tut mir nicht gut, weder gesundheitlich noch mental. Ich bin nun freilich kein Fan von unnötiger Fliegerei, zumal man mit so einem Laster auch nicht gerade emissionsarm reist. Dennoch heißt die Lösung: Ich fliege vor, er fährt mit den Köters hinterher. Denn ohne mich kann er über 600 Kilometer am Tag fahren, mit mir wäre das unmöglich.
Also buche ich einen Flug ab Stuttgart, und wir stellen uns für zwei Tage auf einen Stellplatz. Auf dem Weg dorthin können wir Fritzi für kurze Zeit abschütteln, so gibt es tatsächlich mal wieder einen hübschen Sonnenuntergang.
Der Stellplatz in Rechberghausen ist kostenlos, hinterm Industriegebiet und absolut unspannend. So ab vom Schuss, dass sich auch niemand für die Langzeitbewohner hier interessiert. Ich würde hier nicht wohnen wollen. Mal piepst der Stapler, wie er stundenlang einen Lkw auslädt. Dann die nächste Firma, wo der Chef in der Mittagspause mit dem Laubbläser übern Hof läuft. Und nachts, wenn alles andere ruhig ist, hört man sie, die Stanze. Bumm, Bumm, Bumm … wie der Bass einer Disko, nur in langsam. Am Morgen dann übernimmt die Geräuschkulisse von Verkehr und Industrie, die in Deutschland allgegenwärtig ist.
Also ja, wir freuen uns auf zu Hause. Wo man die Hunde noch einzeln bellen hört.
Mein Flieger geht früh am Morgen, und wir sollten vor 6 Uhr morgens am Flughafen sein. Also parken wir die Nacht zuvor auf einem Freibadparkplatz in der Nähe ein. Von hier aus sind es nur noch 30 Minuten bis zum Flughafen. Wir sind erschrocken, wie viel Verkehr es um 5:30 Uhr haben kann. Es ist noch mitten in der Nacht, und wir stecken fast im Stau.
Andre schmeißt mich am Flughafen raus, und während er zurück auf die Autobahn und gen Westen fährt, beginnt mein Reisetag vemutlich so, wie er enden wird: mit warten.
Warten an der Sicherheitskontrolle, die man in Deutschland wirklich sehr ernst nimmt – mit Ganzkörperscanner und Leibesvisite. Was bringt es das, wenn es andere Länder nicht machen? Na mir egal. Weiter geht es mit dem Warten im Boardingbereich. Nochmal auf Klo gehen und mich fragen: wer kauft sich einen Mini-Vibrator, kurz vor dem Einsteigen ins Flugzeug? Na, man muss vielleicht nicht alles wissen.
Acht Folgen von „The Walking Dead“ liegen vor mir. Drei Stunden Flug, und es hat Wetter. Dem verdanken wir, dass das Anschnallzeichen ständig an ist, und man nicht aufs Klo darf. Grrr …. Dann noch ein paar extra Runden über Lissabon, eine Landung bei Sturm, mit der Metro zum Hauptbahnhof, dort einen Café mit Pastel de Nata. Für zusammen 1,20€ wohlgemerkt.
Dann mit dem Bus in unser Städtle, mit dem Nachbar noch eine Runde durch den Supermarkt und dann bin ich auch schon zu Hause. Mein Reisetag dauert also von 5:00 Uhr bis 15:00 Uhr. Das ist Okay.
Weil ich ja nicht im Laster mitfahren tue und somit auch nicht als lebender, nörgelnder Bremsklotz agieren kann, kommt André währenddessen gut voran. Donnerstag 6 Uhr fährt er in Stuttgart los, Sonntag gegen 14 Uhr kommt er auf der Quinta an.
Fritzi hat er bereits vorgeschickt, es regnet also. Doch bis auf Weiteres stört das nicht so dolle, denn wir ziehen direkt ins Steinhaus um. Aufs Sofa, vor die Glotze, an den Holzofen.