Seit ungefähr sechs Wochen sind wir jetzt wieder in Deutschland, und es wird Zeit für den nächsten Reiseblog. Doch irgendwie habe ich nur wenige Bilder geknipst, und unsere Tour durch Baden-Württemberg und Bayern ist primär organisatorischer Natur, hat also recht wenig mit dem Reisen an sich zu tun. Was aber durchaus interessant ist: meine Wahrnehmung der alten Heimat nach fast drei Jahren im Ausland. Denn war es mir durchaus bewusst, dass Deutschland eine Herausforderung für mich sein wird, so wurde doch ein kleiner, unerwarteter Kulturschock draus.


Nach 3 Jahren zurück in Deutschland – Eindrücke nach 6 Wochen

Das Wetter – Jaja, die Natur braucht den Regen.

Beginnen wir doch einfach mit etwas Mimimi. Das Frühlingswetter hier ist echt übelst. An Ostern war es noch sonnig, doch nun haben wir Ende Mai, der Holzofen läuft eigentlich jeden Morgen, und alle naselang regnet es. Wir haben den Restbestand an Holz im Baumarkt aufgekauft, das muss jetzt reichen – denn auch deutsche Baumärkte haben nur im Winter die Holzbrickets, im Frühling kommt das Zeug weg, der Platz wird für Blumenerde gebraucht. Und meine Regenjacke kommt nach zwei Jahren im Schrank erstmals zum Einsatz. Ich weiß, es ist trocken, und die Natur braucht den Regen. Aber ich kränkele hier rum und will Sonne!

Der Verkehr. Geht das bitte auch 10 Sekunden schneller!!!

Die wirklich absehbare Herausforderung für mich: der Deutsche hinterm Steuer. Es war schon letztes Mal so: Du fährst bei Mulhouse über die Grenze und auf die deutsche Autobahn, und BÄÄM. Viel mehr Verkehr, Stau, Baustelle, Hektik, und jeder will der Schnellste sein. Das Straßenbild wird bestimmt von großen, neuen Autos, deren Fahrer es wohl für nicht zumutbar halten, hinter einem Ducato her zu fahren. Ich habe echt nichts gegen dicke Autos, bin ich früher ja selber gerne gefahren, und das nicht langsam. Aber in einer unübersichtlichen Kurve überholen, nur damit er jetzt hinterm Laster hängt und nun vor mir durch den hügeligen Schwarzwald fährt anstatt hinter mir – wo ist der Sinn?

Aber das ist eigentlich gar nicht das Problem. Die Anzahl der Autos und Lkws auf deutschen Straßen, das stresst mich total. Das war früher schon so, und es ist nicht besser geworden. Ich habe einige Leute unterwegs gefragt, die meinen alle, das sei die letzten Jahre schlimmer geworden. Ob es subjektiv ist oder nicht, keine Ahnung. Aber selbst am Sonntag eine gut gefüllte Autobahn vorzufinden, das erstaunt mich so sehr. Und unter der Woche … reden wir nicht drüber.

Die Käffer. Alles so ordentlich hier.

Ist schon jemandem aufgefallen, dass die Vorgärten in deutschen Dörfern auch im Winter allesamt wie frisch gemäht aussehen? Was mir noch aufgefallen ist: überall gibt es noch Zigarettenautomaten. Und so viele Dörfer würden so hübsch aussehen – wären nicht alle Straßen mit Schildern übersät. Hier bitte parken, hier nicht parken. Tempolimits und Radarwarnschilder. Achtung, Ampel in 200m. Achtung, Ampel in 100m. Achtung, Ampel in 50m. Vorfahrtsschilder in verschiedensten Ausprägungen.

Das Wehklagen im Mikrokosmos – gefangen im Alltag.

Einen Vorteil hat das Reisen durch Deutschland: man kann sich wieder problemlos mit den Eingeborenen unterhalten. Blöd nur, dass die das mit dem Mimimi noch viel besser draufhaben als ich. Das Klagen über Umstände, die schon vor vielen Jahren scheiße waren und auch noch in den nächsten Jahren scheiße sein werden, irgendwie habe ich Déjà-Vues.

Es ist jedes Mal erstaunlich, und auch ein Grund, warum Freundschaften zwischen Nomaden und Steinhausbewohnern oftmals nicht gepflegt werden: die Themen beim Wehklagen. Entweder ist alles immer noch so schlimm wie damals, oder es ist noch schlimmer geworden. Aber eigentlich ist alles beim Alten. Und während der Andere noch so erzählt, fällt dir auf, was du in der Zwischenzeit alles gesehen und erlebt hast. Sicherlich hat man auch beim Dauerreisen einen Alltag. Und doch fließt so viel Neues ins Leben mit ein, dass das Leben selbst sich nicht wirklich einfährt. Immer wieder neue Menschen und Begegnungen, neue Orte und Landschaften, neue Kulturen und Küchen, neue Sprachen und Eindrücke … Es würde mir nicht einfallen, über die kleinen Wehleidigkeiten des Alltags zu klagen, habe ich doch besseres zu erzählen. Mache es aber ungefragt nicht – denn es kommt manchmal an wie Angeberei.

Das Essen – ich koche einfach nächsten Monat wieder was.

Kommst du gerade aus Frankreich, dann fällt extrem auf, wie günstig die Lebensmittel in Deutschland sind. Und warst du längere Zeit in Portugal, dann fällt dir auf, wie groß die Auswahl an verarbeiteten Lebensmitteln ist. Und bist du eine Woche lang auf Heimatbesuch, dann fällt dir auf, wie wenig Fleisch man doch sonst eigentlich isst 😉  Apropos, da fällt mir sofort ein, wie eklig die Fleischtheken im Discounter auf mich wirken. Billigfleisch, das in Natura vermutlich so eklig ausschaut, dass man es besser mit einer Billigmarinade einsoßt … Wie konnte ich das Zeug früher nur kaufen? Keine Ahnung.

Tatsächlich genießen wir die kulinarische Vielfalt in Deutschland. Gelieferte Pizza vom Pakistaner, der „Beschte Döner im Tal“, und auch im Supermarkt ist die Auswahl an europäischen Lebensmitteln echt gut. Das ist mir vorher nie aufgefallen. Griechische Oliven, italienisches Antipasti, französischer Käse – die Auswahl ist groß. Nicht zu vergessen das gute italienische Eis, das man hier an wirklich jeder Hausecke bekommt. Sogar auf den Freistehplatz kommt ein Italiener mit seinem Eiswagen, und so kommen wir erstmals nach Jahren wieder in den Genuss eines richtigen Eisbechers.

Sind wir hier richtig?

Ich bin erstaunt, wie falsch es sich anfühlt in Deutschland zu sein. Deutschland hat wunderschöne Ecken, es ist ein reiches und sauberes Land – und von dem eigentlichen Problem, wegen dem mir Deutschland die letzten Jahre fremd geworden ist, also von den rechten Vollpfosten von AfD und Konsorten, haben wir bisher nichts mitbekommen. Wir sind aber auch im Erzgebirge gelandet – das ist zwar in Sachsen, aber ich denke die Ecke hier ist nicht ganz so braun wie andere Ecken. Die Erzgebirgler, die sich selbst nicht als sächsisch ansehen, sind glaube ich ganz locker drauf.

In Deutschland zu reisen hat genau einen Vorteil: Man versteht die Leute wieder. Der Smalltalk zwischendurch gestaltet sich viel einfacher. Die Feinheiten einer Sprache zu beherrschen spiegelt sich in den Unterhaltungen wieder – kleine Witzchen, gewürzt mit etwas Sarkasmus, das funktioniert auf Deutsch einfach besser.

Und dennoch, Eines haben wir bereits nach den ersten Wochen festgestellt: wir müssen nicht in Deutschland sein. Die Bevölkerungsdichte ist uns zu hoch, und irgendwie trifft man hier täglich auf irgendwelche schlecht gelaunte Menschen. Was ja nicht wundert, bei dem Wetter 😉

Das soll jetzt auch keine Kritik an Deutschland sein. Nein, ich gehöre nicht zu den „In Deutschland ist alles scheiße“ – Menschen. Im Gegenteil, ich denke vielmehr, dass Deutschland viel Gutes zu bieten hat. Dass die Menschen dies einfach nur als selbstverständlich hinnehmen und es nicht zu schätzen wissen. Schonmal eine Müllhalde in Marokko gesehen? Schonmal in Spanien arbeitslos geworden? Schonmal versucht sich in Portugal selbständig zu machen? Schonmal polnische Zigaretten geraucht? Ist alles irgendwie blöd.

Wir haben für uns beschlossen, dass wir uns im Süden Europas einfach wohler fühlen. Und haben nach nur zwei Wochen in Deutschland den Plan, nächsten Sommer nochmal hierher zu kommen, direkt übern Haufen geworfen. Sommer in Portugal ist einfach geiler. Habe ich schon erwähnt, dass wir Ende Mai haben und heute Morgen bei uns der Holzofen lief? Wir gehören dann doch eher zu Jenen, die die aktuellen 35 Grad in Portugal bevorzugen.

So, das war’s mit Mimimi. Ich bin ja gerne positiv eingestellt, und eine durchwegs positive Deutschland-Erfahrung wäre mir auch lieber. Aber schaun wir mal, der Sommer ist ja noch lang. Und die Leute im Erzgebirge sind bisher alle gut drauf. Vielleicht wird das ja noch.

Bis dahin: wir kommen zum eigentlichen Reiseblog. So richtig reisend unterwegs sind wir die nächsten Monate ja nicht, daher wird es vermutlich der vorerst letzte Reiseblog für die nächsten Monate sein. Obwohl, wir schaun mal 😉


Reiseblog: Heimatbesuche und Eiwolatermine

In den letzten Wochen ging es uns vom Breisgau ins Erzgebirge. Eine Rundreise durch halb Deutschland, gespickt mit Terminen, Besorgungen und Erledigungen.

Station 1: Motorkamel-Shopping in Breisach

Erst kommen wir nicht aus Portugal los, dann trödeln wir in Spanien rum … Und huschen dann doch schneller als geplant durch Frankreich. Denn unser erster Termin kommt ein paar Tage eher als gedacht. In Breisach gibt es einen etablierten Quadhändler. Er hat nicht nur unser Wunschquad im Haus, so dass wir eine Probefahrt machen können. Er bietet auch einen Umrüstservice an. Denn damit man das Motorkamel zulassen kann, bedarf es einiger Anpassungen – Blinker, Anhängekupplung, Seitenspiegel, sowas muss ran.

Wir waren uns noch nicht ganz sicher, welche Motorisierung ausreichend ist. Klar ist, viel hilft viel, vor allem wenn man zu Zweit durch die Gegend fahren möchte. 450ccm und 700ccm stehen zur Wahl. Wir entscheiden uns für den kleineren Motor, einfach weil das Quad etwas kompakter, leichter und auch günstiger ist. Es soll ja in die Heckgarage reinpassen.  Wir wollen damit keine langen Strecken fahren, und für kleine Ausflüge zu Zweit reicht es allemal.

Es ist also ein Yamaha Kodiak 450, unser neues Motorkamel. Es bekommt noch neue Schuhe, etwas straßentauglichere Reifen. Und sobald es die Abnahme vom TÜV hat, können wir es auch anmelden.

Wir haben jetzt den Vario, Ducatolein, Eiwola und das Motorkamel – vier Fahrzeuge für zwei Personen. Eiwola steht bei Ulm, und momentan hat keiner einen Führerschein, mit dem man den Großen fahren darf. Das Motorkamel steht in Breisach, und muss noch irgendwie in Erzgebirge kommen. Mal schauen wie …

Wir müssen uns jetzt auf jeden Fall erstmal von dem Stress erholen, und stehen für zwei Nächte in den Weinbergen.

Station 2: Heimatbesuch No1 im Schwarzwald

Weiter geht es nach Schramberg, es steht eine Woche in der alten Heimat an. Wir parken direkt vor dem Haus meiner Eltern und ruinieren dort erst einmal die Wiese 🙂 Das Programm für diese Woche: bei meinen Eltern schön durchfuttern, meinen Kram in deren Garage ausmisten, das elterliche Computerchaos beseitigen, den Neffen bespaßen. Ein paar erste Testeinkäufe für Eiwola wurden auch schon geliefert: wir haben uns Schubladen kommen lassen, die wir auch nehmen werden, und uns für Schubladenschließdinger entschieden.

Zwischendurch feiern wir Zivas Geburtstag. Okay, wir feiern sowas nicht wirklich. Ziva bekommt ihren Kauknochen mit einem „Happy Birthday“ dargereicht, Max bekommt seinen Kauknochen kommentarlos. Und alle Hunde sind happy.

Und ja, wir haben uns einen neuen Mitbewohner aus dem Schwarzwald mitgebracht. Eine Maus hat sich in den Ducato verirrt. Wahrscheinlich, als mein Neffe für eine Nacht darin gepennt hat, und er die Hecktüre etwas offen hatte.

Station 3: Zollernalbblick mit Wanderung

Auf dem Weg zum nächsten Eiwola-Termin legen wir einen Stopp auf der Alb ein. Landschaftlich gefällt mir diese besser als der Schwarzwald. Dieser ist halt ein schwarzer Wald. Immer grün, aber dunkelgrün bis schwarz. So ein Mischwald ist irgendwie lebendiger, auch wenn noch immer nicht alle Bäume und Büsche so richtig grün wirken. Ist halt immer noch ziemlich winterlich hier.

Wir haben einen netten Parkplatz ausgemacht, der eifrig als Picknick- und Wanderparkplatz genutzt wird. Auch wir machen eine kleine Wanderung. Es geht steil bergauf, bis zu einem Aussichtspunkt mit tollem Blick auf Hohenzollern. Ich bekomme zu spüren, wie unfit ich geworden bin, schleppe mich aber stetig den Berg hoch. Die beiden Hunde haben wir im Schlepptau. Und sind ehrlich schockiert, wie viele Leute Angst vor Hunden haben. Also auch vor den Beiden, die friedlich hinter uns hertrotten. Väter tragen ihre Kinder, Damen pressen sich an den Hang, junge Frauen nehmen ihre Trethupe auf den Arm bis sie an uns vorbei sind und eine Jugendgruppe, die uns begegnet, besteht zur Hälfte aus Teenies mit Angst vorm Hund. Was ist denn hier los?

Station 4: Holzshopping

Bis zu unserem nächsten Termin ist es nicht weit. Unter Selbstausbauern bekannt ist die Firma Vöhringer aus Trochtelfingen. Sie beliefern diverse Wohnmobilhersteller mit Holz, primär mit furniertem Pappelsperrholz. Für welches auch wir uns nach rund einer Stunde entscheiden. Da unser Wunschholz auf Lager ist, packen wir es direkt ein.

Und wieder einmal gilt: Ducatolein ist super! 250 Kilo Holz passen hinten rein. In Sachen Zuladung sind wir jetzt aber vermutlich am Limit. Was man auch beim Kurvenfahren oder Beschleunigen merkt.

Station 5: Hallo Eiwola!

Der lang ersehnte Besuch bei Eiwola steht an! Endlich bekommen wir das Auto mitsamt Zwischenrahmen zu Gesicht – und Andre bekommt die Möglichkeit für einen Verschränkungstest im benachbarten Kiesgrübchen. Noch ohne Koffer drauf, so dass man mal schauen kann, wo denn das Limit ist bei unserem federgelagerten Zwischenrahmen. Wir nutzen auch die Gelegenheit und besprechen weitere Arbeiten. Doch dann ist erst einmal warten angesagt, denn die Platten für den Koffer kommen erst im Juni. Hoffentlich, denn ansonsten wird es fürchterlich eng mit unserem Zeitplan.

Station 6: Heimatbesuch No2 im Schwäbischen Wald

Auf geht es zum nächsten Heimatbesuch, zu Andres Heimatadresse bei Schwäbisch Gmünd. Er muss seinen Lkw Führerschein verlängern lassen, der Vario kommt ohne Beanstandungen durch den Tüv, es gibt viel Post und ein paar andere Dinge zu erledigen. Wir pendeln zwischen Welzheimer Stausee und ein paar anderen Plätzen in der Region, bis wir mit Allem durch sind. Das Wetter so: Schneeregen und mehr. Heimweh nach Portugal macht sich breit.

Ablenkung finde ich in meinem neuen Bildband, der schon Lust auf die nächste Tour macht, sollte Eiwola rechtzeitig fertig werden. Der Bildband ist echt ein Brummer, dagegen wirkt mein Portugalbuch doch echt mickrig.

Station 7: Ein Abstecher in die Strommoppel-Fabrikation

Andre verkauft in seinem Shop ja nur Solarmodule und Faltmodule „Made in Germany“. Und wenn wir schon in Deutschland sind, dann können wir die Solarfabrikation ja mal besuchen gehen. Das machen wir, und uns gefällt, was wir sehen: ein mittelständisches Unternehmen, das sehr auf Qualität bedacht ist. Dass die Module von Solarswiss gut ist, wissen wir schon lange, jetzt haben wir auch gesehen woher das kommt: Sorgfalt und Gründlichkeit und Kontrolle. Und das Streben, das eigene Produkt immer weiter zu verbessern. So wird jedes Modul, ehe es das Haus verlässt, einem Leistungstest unterzogen. Um auszuschließen, dass trotz aller Sorgfalt bei der Produktion Risse in den Zellen entstanden sind. Die sieht man mit bloßem Auge nicht, und auch wenn das Solarmodul auf dem Wohnmobildach arbeitet, merkt man es nicht, wenn das Modul ein paar Wp weniger Leistung liefert. Das gilt übrigens auch für Risse, die durch den Transport entstehen – weshalb Solarswiss die Module besonders gründlich verpackt. Kurzum: die Entscheidung, nur noch qualitativ hochwertige Module im Shop zu führen, ist richtig und wird auch in Zukunft umgesetzt. Und ganz nebenbei haben wir die neuen Solarmodule für Eiwola bestellt 🙂

Hier ein halbfertiges Strommodul. Die Solarzellen sind super zerbrechlich, da muss man echt aufpassen.

Noch ist es nicht laminiert:

So ist es hübsch:

Die CEOs von AMUMOT und Solarswiss machen Verschattungs-Test-Reihen:

Und hier noch ein kleines Rudel mit frisch geschlüpften Strommoppeln (also die Faltmodule, die es bei AMUMOT gibt):

Station 8: Flammkuchen und Arbeiten am Rhein

Am Rhein ist es immer einen Ticken wärmer, es gibt lecker Flammkuchen und Andre muss einen Einbau machen.

Also fahren wir an den Rhein. Moment, das stimmt so nicht ganz, denn ich fahre erst nochmal in den Schwarzwald. Denn die Papiere für das Motorkamel sind da, und so kann ich das jetzt anmelden. Nach einer Nacht auf dem Sofa meiner Eltern mache ich mich also auf zur Zulassungsstelle. Es ist Samstag und die Hölle los. Nach einer Stunde warten bekomme ich die Aussage: Samstags machen wir keine Erstzulassungen für Quads, das dauert zu lange, mindestens eine halbe Stunde. Schönen Dank auch. Also mache ich mich wieder vom Acker, fahre zu Andre an den Rhein und sage meiner Mutter erstmal nicht, dass ich eine recht unspannende Aufgabe für sie habe …

Erst ein paar Tage neben einer Fähre und an einem Restaurant, bekannt für seinen sehr guten Flammkuchen. Da uns hier aber etwas zu viel los ist ziehen wir um, und finden einen schönen ruhigen Platz. Also ruhig, abgesehen von der Binnenschifffahrt. Die Schiffe, die voll beladen flussaufwärts müssen, die tun sich schon etwas schwer. Die Dieselmotoren brummen sehr tief und es dauert einige Minuten, bis sie außer Hörweite sind. Für uns ja noch annehmbar, aber auf so einem Schiff möchte ich nicht wohnen.

Zwei Tage, etwas länger als angedacht, klettert Andre in einem Pickup-Camper rum und macht irgendwelche Stromsachen. Organisatorisch etwas herausfordernd, denn das ganze Werkzeug liegt im Ducatolein rum. Wir haben es vor unserer Marokko-Tour da rein geräumt, und seitdem alles drauf gestapelt. Zuletzt 250 Kilo Holz. Entsprechend ist die Schnitzeljagd nach der passenden Kabelrolle und dem gewünschten Bauteil. Haben aber schlussendlich alles gefunden, und so kann es weiter gehen.

Vorher aber noch in den Baumarkt, eine neue Mausefalle kaufen. Die alte ist nämlich so luschig, da klemmst dir noch nichtmal einen Finger drin ein. Die Maus hat Glück, sie haben eine Lebendfalle. Hat sie eigentlich nicht verdient, das Miststück. 11 von 12 Milchtüten hat sie angefressen, eine blöderweise unten, so dass sie ausgelaufen ist. Aber zum Glück lag direkt darunter ein billiger Teppich am Boden, und der PVC, den ich im Ducato verlegt habe, hat auch funktioniert – nichts ist durch, nichts stinkt.

Natürlich kommen wir mitten im Feierabendverkehr in Weinheim los. Und wenn du denkst, es hat nur in der Stadt so blöde viel Verkehr, dann haste dich getäuscht. Auch durch die nächsten fünf Dörfer zieht sich die Blechlawine. Ich bin schon wieder etwas geschockt. Und es zieht sich durch: zwei Stunden fahren, und ich bin fertig mit der Welt. Bin das einfach nicht mehr gewohnt.

Station 9: Lost Place im Vogtland

Wir sind auf dem Weg ins Erzgebirge – da haben wir zu tun, und da können wir im Juni auch unsere Halle beziehen. Jetzt ist aber noch Mitte Mai, und langsam ist der Frühling auch in Deutschland angekommen. Wir haben mal wieder Lust mit der Kamera auf die Pirsch zu gehen und suchen nach Lost Places, die halbwegs auf dem Weg liegen. Der erste Versuch ist ein aufgegebener Freizeitpark, direkt an der Autobahn, nördlich von Nürnberg. Sieht interessant aus, jedoch signalisiert ein großer, metallener Bauzaun, dass man bitteschön draußen bleiben soll. Verstärkt wird dieser Eindruck durch einlaminierte Zettel, die an jedem zweiten Zaunelement hängen, und die mit Anzeige und Strafe drohen, sollte man doch reingehen. Ist ja gut, auch ohne Drohung wäre ich draußen geblieben. Wenn einer nicht will, dass man auf sein Grundstück geht, dann respektiere ich das ja. Mir hätte auch ein Bitte und Danke gereicht. Dass hier gedroht werden muss, um Besucher fern zu halten, hat sicherlich seinen unschönen Grund.

Zweiter Versuch: ein verlassenes Hotel aus DDR-Zeiten im Vogtland. Hier gibt es keine Schilder oder Zäune, und angesichts des vielen Mülls und der zahlreichen Kritzeleien kümmert es auch keinen wenn man sich hier aufhält. Wir hoffen auf das eine oder andere noch eingerichtete Zimmer, das nach vielen Jahren des Verlassenseins einen morbiden Charme ausstrahlt.

Aber das mit dem Charme war vielleicht mal. Und so gehe ich durch das Hotel, und denke mir nur, wie schade und wie unnötig doch dieser Vandalismus ist. Wirklich alles wurde herausgerissen, kaum ein Schrank steht noch, alle Wände wurden vollgekritzelt. Hier die Reste eines Sperrholzschrankes, dort eine halbe Tapete an der Wand, dann vielleicht noch das eine oder andere gut gemachte Graffiti … Wirklich schade. Rund um das Haus ist alles zugemüllt. Offenbar wird das Gelände als Sperrmüllhalde der Region genutzt. Autoreifen liegen im Wald, Säcke voller Plastikmüll daneben, und etwas viel Bauschutt wurde hier auch kostengünstig entsorgt. Ich sag es mal so: es ist jetzt nicht der schlechteste Lost Place, den ich in den letzten Jahren gesehen habe. Die massive deutsche Bauweise hat schon auch was, in den meisten portugiesischen Lost Places wagst du dich kaum ins 1. Obergeschoss. Dafür aber ist das hier der vermüllteste Lost Place überhaupt. Schade eigentlich.

Station 10: Schneeberg im Erzgebirge

So, da sind wir nun. Seit ein paar Tagen stehen wir in Schneeberg rum. Und immerhin schneit es nicht. (Haha, kleiner Wortwitz, Schnee in Schneeberg, Sorry). Viel mehr Gutes gibt es zum Wetter aber auch nicht zu sagen. Wir hatten uns ja nochmal so einen Jahrhundertsommer erhofft. Naja, kann ja noch kommen.

Wir machen auch hier ein paar Besorgungen. Erledigen Dinge, die besser erledigt sind, ehe es mit Eiwola los geht. Wir besichtigen schon einmal die Halle, in die wir nächsten Monat einziehen werden, ca. 30 Kilometer von hier entfernt. Wir bestellen bei Fielmann einen Satz neue Brillen, denn damit seht es sich einfach besser beim Autofahren. Wir arbeiten am Onlineshop und testen die Dönerbuden der Region.

Langsam aber sicher legen sich die Kopfschmerzen, die ich seit Wochen mit mir rumschleppe, vor allem an Fahrtagen. Ich vermisse die himmlische Ruhe des portugiesischen Stausees wirklich sehr. Denn auch wenn wir unterwegs einige schöne Plätzchen zum Freistehen gefunden haben: so wirklich ruhig ist es irgendwie nie, allenfalls nachts. Also entweder ist Deutschland die letzten Jahre lauter geworden, oder ich bin inzwischen sehr lärmempfindlich. Vielleicht beides.

Zwischendurch machen wir Sinnvolles, fahren mit dem Ducato zu der Halle, die wir für die nächsten Monate angemietet haben. Und weil es geht, lassen wir Holz, Leiter, Säge und einen Satz Winterreifen gleich da. Endlich ist Ducatolein wieder gut fahrbar. Es ist hier im Erzgebirge nämlich ganz schön kurvig, da machen 300kg mehr oder weniger schon was aus. Erstaunlich ist es auch, was beim Ausräumen ein paar Tage später alles zum Vorschein kommt:

Da sag noch einer, in so einen Camper würde nichts reingehen. Die Maus ist nach der Aktion jetzt theoretisch auch draußen. Mit der extra gekauften Lebendfalle habe ich sie nicht erwischt, sie ging einfach nicht rein, tagelang. Ich will das Mistviech echt nicht mehr sehen. Ich bin durch mit dem Wegsaugen von Mäuseköteln.

In Schneeberg stehen wir nahe einer Werkstatt. Nicht nur, weil sich diese um den Tüv von Ducatolein kümmert und auch gleich ein paar kleinere Sachen richtet. Sondern auch, weil sie künftig die Stromsachen, die man im Shop von AMUMOT kaufen kann, verbauen wird. Weil doch viele Kunden nach einem Einbauservice fragen, ist dies immer wieder ein Thema – für das wir bisher keine Lösung hatten. Nun kennt aber Andre den Werkstattbesitzer seit vielen Jahren, das Vertrauensverhältnis passt, und der hat nu einen Elektroingenieur bei sich angestellt – das ist die Lösung.

Doch nicht nur mit Arbeit wissen wir uns die Zeit zu vertreiben. Denn heute Morgen in der Früh wurde das Motorkamel geliefert 😀 Genau richtig, denn wir haben jetzt auch die Kennzeichen. Meine Mutter musste satte anderthalb Stunden auf der Zulassungsstelle rumhängen. Nicht nur, dass sie die Papiere für’s Quad aufwändigst prüfen mussten (bei der Erstzulassung eines Quads gibt es wohl noch keinen Fahrzeugbrief). Dass das Fahrzeug auf mich als Halter zugelassen werden soll, obwohl ich keine Meldeadresse mehr habe, das ist wohl auch nicht sehr gängig. Weshalb ich diese Nummer ja auch eigentlich selber machen wollte, weshalb ich ja auch extra nochmal in den Schwarzwald gefahren bin … Egal, es hat geklappt, und wir haben jetzt unser Viertfahrzeug aufm Hof stehen.

Also ich weiß nicht, wie es kommt, aber irgendwie habe ich den ganzen Tag an diesem Blogbeitrag geschrieben, und Andre kaum zu Gesicht bekommen. Er macht gerade die ungefähr fünfte Probefahrt mit dem neuen Motorkamel. Ich vermute, es wird die letzte für den heutigen Tag sein, denn es hat gerade angefangen zu regnen. Und zwar so richtig dolle. Hihi.

Zugegeben, Max guckt auf dem Bild nicht wirklich glücklich drein. Aber er wollte unbedingt da rauf, ehrlich! Ich glaube, er wird Ducatolein sehr vermissen.

Ein Happy End ist wichtig, daher gibt es zum Abschluss noch ein positiv besetztes Bild. Es handelt von einer kleinen verrückten Hündin, die mitsamt Stöckchen im Maul beim Chillen in der Sonne eingepennt ist.

Ach, gleich noch eins, als Ausgleich zu dem ganzen Mimimi zu Beginn dieses Textes:

Huch, einen hab ich noch:

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