Ich versuche mich daran, das mit der Blogschreiberei nicht allzu sehr schleifen zu lassen. Dass es nicht leicht sein wird, war mir klar. Aber dass ich vor lauter Aufgaben und Terminen kaum dazu komme, das hätte ich auch nicht gedacht. Naja, immerhin gibt es was zu erzählen …


Januar, und es ist Winter

Wir beginnen das neue Jahr mit einer Kältewelle. Regnen tut es eher gelegentlich, aber das heißt noch lange nicht, dass wir gutes Wetter haben. Teils tief fliegender Nebel und hohe Luftfeuchtigkeit, und das bei einstelligen Temperaturen und bissigem Nordwind – bäh. Und ist das Wetter mal besser, so dass ich mich aufraffen kann in das Städtle zu fahren zum Einkaufen – was hat es jenseits des Hügels: richtig, noch mehr Nebel.

Und, obwohl sie derzeit ständig neue statistische Rekordmonate bzgl. der Durchschnittstemperatur melden, so hat es seit Jahresbeginn doch öfters mal Schnee auf der Serra da Estrela. So ab 1.800 Höhenmetern.

Wer jetzt denkt, er könne mal in Portugal Skifahren: Ja, theoretisch ist das möglich. Aber eher schwierig, zumindest wenn man Pulverschnee bevorzugt. Denn sobald es schneit, sperren sie die Straßen hoch zum Skigebiet. Vermutlich aus gutem Grunde – denn ich habe in Portugal noch keine Winterreifen gesichtet. Sobald die Straßen wieder offen sind, wollen alle Portugiesen in den Schnee, und stehen auf dem Weg hoch zum Berg erstmal schön im Stau. Hach ja, ich denke wir sparen uns das Spektakel.

So sind unsere Tage nicht so dolle effektiv. Muss ja aber auch nicht immer sein, das Netflix-Abo soll sich ja auch lohnen. Hier und da schaffen wir durchaus was. Ein bisschen im Haus, ein bisschen drumherum.

Mein Gemüsegarten-Mauerbau-Projekt kommt ins Stocken, denn auf den unteren Terrassen ist es echt kalt. Und mit Wasser und Beton zu arbeiten, das ist mir bei einstelligen Temperaturen einfach zu frisch. Aber, die Steine laufen ja nicht weg, das schaffe ich noch vor dem Frühling.

Auf der alleruntersten Terrasse ist es freilich nicht wärmer, und durch den Bach wohl noch klammer und feuchter. Also nutze ich die besseren Tage, um nach und nach die Olivenbäume zu schneiden. Dann noch ein paar Brombeeren, ein paar Ginster, und was einem sonst noch übern Weg läuft. Auch ein paar größere ältere Bäume werden gefällt. Teils für Brennholz, teils als Bauholz. Olive ist ein geiles Holz, für jegliche Vorhaben. Und so werden wir das eine oder andere Stück Olivenholz für den Innenausbau im Steinhaus verwenden.

Auch der Bagger darf mal wieder was tun. Unterhalb des Steinhauses graben wir eine Mini-Terrasse aus. Bis her war sie in einem Mix aus Brombeeren, Zistrosen und Ginsterbüschen versteckt. Grundsätzlich machen wir uns daran, rund ums Steinhaus etwas Struktur in die Hänge zu bringen. Zum einen soll es nett aussehen, zum anderen soll es praktisch und funktional sein, und zum dritten sollte man das Thema Brandschutz immer auch etwas im Hinterkopf behalten. Alles einfach nur mit Ginsterbüschen zuwuchern lassen, das wäre also am einfachsten. Ist aber weder schön noch nützlich noch sicher, denn das Zeug brennt wie Zunder.

Was wir außerdem im Januar angehen, ist das Erlernen der portugiesischen Sprache. Im Nachbardorf gibt es einen Anfängerkurz, und da klinken wir uns einfach mit ein. Zweimal die Woche düddeln wir also rüber, und lernen auch was. Bei mir ist es anfangs mehr das Füllen von Lücken, die durch meine unstrukturierte Portugiesisch-Lernerei entstanden sind. Andre hat ein paar Lücken mehr, und so lohnt sich das in der Summe schon.

Auch im Steinhaus tut sich was. Die bestellte Küche lässt auf sich warten. Und die Matratze, die wir uns bestellt haben, ebenso. Na mal schauen was eher kommt. So ist das hier in Portugal: sobald es etwas größeres / teureres ist, klappt das mit dem sofortigen Mitnehmen nicht immer. So ein Ikea ist halt schon ein Träumchen, wenn man sich wo was Neues einrichtet.

Bis es mit dem Innenausbau weiter gehen kann dauert es also noch. Zu tun gibt es freilich immer was. Damit wir die 26 Grad im Steinhaus halten können, brauchen wir Feuerholz. Davon haben wir eigentlich jede Menge. Eigentlich. Denn das vor 2-3 Jahren aufgestapelte Holz, das ist … naja. Es hat Mitbewohner, es ist entweder Sägemehl oder morsch oder nass. Und dabei wissen wir ja immer noch nicht, wie viel Holz wir für einen Winter benötigen. Na künftig wahrscheinlich nur noch die Hälfte, denn eines wissen wir bereits im Januar: zum Überwintern müssen wir weiter nach Süden. Ist bissle frisch hier. Dabei gilt dieser Winter ja durchaus als mild.

Andre macht also Holz. Die über 20 Jahre alte Mimose hat den Löffel freiwillig abgegeben, und muss nur noch geerntet werden.

Auch andere Stämme kommen in den neuen Holzspalter. Die Scheite fallen direkt in den Hänger, und weil das Holz so schön trocken ist, kommt der Hänger direkt ans Steinhaus.

Und so kommt es, dass unser Holzlager nicht wirklich leerer wird.


Strömlinge, kommet herbei!

Der Kreislauf nimmt fahrt auf. Wir befinden uns immer irgendwo in der Zeitschleife, zwischen „wir brauchen mehr Strom!“ und „wohin nur mit all dem Strom?“ Erst drei Module, dann kam die Spülmaschine. Dann nochmal vier Module – hallo Klimaanlage. Dann wurden die Module im Baumarkt so wunderbar billig – mit ihnen die Fußbodenheizung zu befeuern, das ist dann doch die einzig logische Schlussfolgerung, oder? Und wenn man so viele Solarmodule hat, dann braucht es dazu passend doch auch mehr Batterien. Und einen großen Wechselrichter. Warum nicht gleich zwei Wechselrichter?

Und so kommt es, dass wir in die Stadt fahren und im Baumarkt 8 Module à 500Wp einpacken. Bei 104€ pro Modul nicht die große Investition. Für 4000Wp ZUSÄTZLICH. Und da gerade auch die Laderegler von Victron billiger geworden sind, ist die Gelegenheit günstig.

Eigentlich wollten wir die Module aufständern, irgendwo weiter hinten auf dem Kamm. Die Idee ist nicht schlecht, hat aber zwei Nachteile: erstens wird die Anlage so früher oder später von Büschen und vor allem Bäumen verschattet. Und zweitens müsste man so eine Aufständerung bauen. Und zwar in massiv, denn oben auf dem Kamm saust als ein ganz schöner Wind durch. Was soll der Schmarrn also, wenn wir doch so ein fettes Steinhaus mit leerem Dach haben, und das auch noch fast gen Süden ausgerichtet ist?

Sehr schön. Wir haben jetzt so viel Strom, dass unser Tagesbedarf sogar dann gedeckt ist, wenn die Sonne nicht scheint. Klar, bei dichtem Nebel kommt auch mit der größten Anlage nichts mehr rein. Aber, es sollte reichen. Wenn da nicht jemand nicht gerade Experimente mit der Fußbodenheizung veranstaltet. Und 20 KWh am Tag in den Beton reinknallt …


Die Köters.

Kommen wir zum obligatorischen Köter-Update.

Wir haben da einmal den Max. „Eure Aufdringlichkeit“ hat es wohl irgendwie geschafft, den Krebs zu besiegen – der Tumor ist bisher nicht nachgewachsen. Eine Freundin meinte dazu mal: im hohen Alter, da sind die Wachstumszellen im Körper nicht mehr sooo aktiv. Wächst also auch kein Tumor? Mhm. Interessante Theorie.

Auf jeden Fall ist es für sein Alter recht fit unterwegs. Ab und an bewegt er sich vom Sofa runter und geht eine Runde Gassi. Wenn wir Glück haben macht er das tagsüber. Manchmal aber vergisst er es wohl, und dann muss er unbedingt nachts um drei zu einer Nachtwanderung aufbrechen.

Dann ist da ja noch Mademoiselle Flittchen. Ziva ist ja nun auch schon fast 6 Jahre alt. Und wird langsam wirklich ruhiger. Oder fauler. Der einst so ängstliche Hund entwickelt sich zum ultimativen Sofahund. Der auch gerne mal im Bett liegt.


Februar: Was ein Stress hier!

Der Januar war ja ganz nett. Hier und da war das Wetter schlecht, also hat man den Tag einfach auf dem Sofa verbraucht. Nebenbei haben wir bissle was gebaggert, gebaut, umgegraben oder freigesenst.

Der erste Entwurf einer Bio-Kläranlage ist entstanden. Sie funktioniert aber noch nicht wie gewünscht, das muss wohl nochmal etwas größer aufgezogen werden. Aber wir hatten die Eimer da, und auch die Pflanzen. Nun schauen wir einfach mal, welche Pflanzen das Abwasser aus unserer Küche abkönnen, und welche nicht.

Inzwischen haben wir eine Werkbank auf der Terrasse stehen, und alles an Werkzeug. Denn wir machen uns daran, das Steinhaus bewohnbar zu machen. Sofa und Glotze sind für den Anfang ja nicht schlecht, aber da geht noch was.

Die Mezzanine hat ja Ende letzten Jahres bereits eine Treppe bekommen. Was oben noch fehlte war eine Matratze. Die haben wir im Möbelhaus bestellt. Sowas nimmt man hier in Portugal normalerweise nicht sofort mit, sondern lässt es sich liefern. Gut, zwei Wochen später kommt sie also, und Andre fährt mit Quad und Hänger zum örtlichen Sportplatz, zur Matratzenumladung, für die letzten zwei Kilometer. Wir packen das Ding aus, zerren es ins Schlafzimmer hoch, und irgendwie … Ist die Matratze nicht so geil wie beim Probeliegen im Möbelladen. Mhm. Und irgendwie höre ich Federn quietschen … Mhm. Ich schaue also etwas genauer hin, und schau an: sie haben die falsche Matratze geliefert. Richtige Marke, falsches Modell. Also noch am Sonntag eine Email an den Möbelladen geschickt. Am Dienstag dann der Anruf vom Fahrer: er ist in einer halben Stunde am Sportplatz, mit der richtigen Matratze. Also manchmal geht uns das hier in Portugal dann doch zu schnell. Wir packen die Matratze wieder ins Plastik ein, zerren sie runter und aufs Quad. Andre fährt Sportplatz, tauscht die Matratzen, fährt zurück, Matratze wird ausgepackt und wieder hochgezerrt. Probeliegen, und ….. Yes.


Die schwäbische Küche

Unsereins kocht ja eher widerwillig. Auf komplizierte Gerichte habe ich keine Lust, aber Fertigfutter ist auch doof. Für Lieferservice sind wir zu sehr ab vom Schuss – das einzige Manko, wenn man hier in der Pampa wohnt. Also hilft es nicht, ich muss ab und an was kochen.

Was dafür mittelfristig schön wäre ist eine Küche, die etwas geräumiger ist als die kompakte Kochecke im Wohnmobil. Wo man während dem Kochen schonmal am Umräumen und Zurückräumen und Hinundherräumen ist.

Erst plane ich die Küche mit Ikea. Ein Baukastensystem, bei dem man auch mal was nachbestellen kann, super. Doch realisieren tun wir das letzten Endes nicht, denn wie man hört gibt es bei Ikea Probleme – nicht gelieferte und defekte Teile, oder Arbeitsplatten die nicht wasserfest sind – irgendwie hört sich das alles sehr unschön an. Außerdem habe ich keine große Lust diese im Küchenplaner kalkulierten 2.500 Euro nur in Küchenmöbel zu investieren.

Kühlschrank und Spülmaschine haben wir schon, fehlt nur noch das Mobiliar … Der Versuch, eine gebrauchte Küche zum Herrichten von privat zu kaufen, scheiterte. Was uns der gute Mann als Mahagoni verkaufen wollte, war dunkel angemaltes Holz. Keine Ahnung was für eines, aber Mahagoni war das sicher nicht.

Wir sind im Städtchen, stöbern und quatschen im dortigen Second Hand Laden mit der Besitzerin – und da erzählt sie uns, dass sie ihre Küche im örtlichen Bricomarché (=Baumarktkette) gekauft hat. Für kleines Geld. Also gut, da wollten wir doch ohnehin kurz reinschauen, dann schauen wir mal. Und irgendwie kommt es, dass wir eine Stunde später dort unsere neuen Küchenmöbel gekauft haben. Ohne irgendwelche genauen Maße im Kopf zu haben. Oh je mi neee.

Das war vor Weihnachten, und David, der freundliche Küchenmöbelverkaufer, kündigt an, es könnte bis März dauern, bis alles da ist. Ende Januar dann der Anruf: es ist (fast) alles da. Also reiten wir ins Städtle, mit zwei Quads und einem Hänger. Also mal wieder total unauffällig unterwegs, diese Deutschen. Vor allem, weil bei meinem Quad die Blinker nicht gehen. Da ist irgendwas angerostet, wenn es nass ist, blinkt es nicht. Wenn es abgetrocknet ist, blinkt es wieder. Also meide ich die Kreisverkehre, an denen üblicherweise die Polizei rumlungert. Und winke fröhlich, wenn ich abbiegen möchte.

Die Küchenmöbel sind an zwei Abenden aufgebaut, der Rest dauert nochmal paar Tage – bis wir den für uns üblichen 90% Zustand erreichen. Der Rest kommt dann irgendwann, die nächste Schlechtwetterfront wird es schon richten. War jetzt übrigens tatsächlich eine „schwäbische Küche“. Vier Küchenschränke und drei Küchenarbeitsplatten für gut 1000€. Großer Kühlschrank und Spülmaschine nochmal gut 1000€. Spüle und Herd je 100€. Dazu bissle Kleinkram. Ich pack mir doch keine 10 TSD Euro Küche in die Bude, wir sind hier doch nicht bei Rockefellers.

Im ersten Schritt haben wir die Mezanine etwas erweitert, um ca. 60cm oben rausgezogen. So sieht die Küche stimmiger aus, und die Matratze im Schlafzimmer hat auch besser Platz.

Die aufgebauten Küchenmöbel möchten aufgestellt werden. Ein Hoch auf die einstellbaren Beine. Bei einem so unebenen Boden wie unserem bräuchten wir ohne sie unfassbar viele Bierdeckel.

Wir entscheiden uns für Farbe statt Holz. Nicht überall, aber hier schon.

Auf der Zielgeraden.

Die Deko hängt.

Fertig. Also man könnte noch – hier und da ein paar Leisten, nochmal drüberölen … irgendwann mal.

Das Badezimmer

Was mal ein Bad werden soll, ist bisher die „Abstellkammer für alle Gelegenheiten“. Chaos also. Würde jemand eine Kiste Lego auskippen, es würde kaum auffallen.

Also machen wir uns daran, es zu hübschen. Im ersten Schritt kommt eine Türe rein. Schiebetürebeschläge im Internet bestellt, dazu eine Leimholzplatte vom örtlichen Holzhändler mit dem Flammenwerfer bearbeitet – fertisch. Mir gefällts. Die Wand hinterm Holzofen wird auch gleich verkleidet, mit Fliesen in Steinoptik. Wir werden sehen, ob Sikaflex es halten wird …

Das Badezimmer selbst besteht aus einem „Schrank für Alles“, Waschmaschine, Warmwasserboiler, Trenntoilette, Waschtisch, und mehr Stauraum unter der Treppe. Nein, keine Dusche. Wir haben Außendusche und Außenbadewanne, und so bleibt auch der Wasserdampf draußen. Denn was wir im Bad nicht haben ist ein Fenster.


Besucher auf der Quinta

Da wir gerade nicht so viel Zeit haben, können wir nicht jeden Besucher empfangen. Doch ein paar allein reisende Herren finden den Weg zu uns.

Mehr als einer passt hier aber auch nicht mehr aufs Sofa!


Fortsetzung: Teil 2 – Zeit für Neues!

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