Wir frönen dem Slow Travel. Endlich. Nach unserem letzten Ausflug in den großen Sandkasten des Erg Chegaga haben wir uns wieder zu Team Düdo ins Dünenfeld bei M’hamid gesellt. Allzu lange bleiben wir dort nicht, und doch werden wir länger in der Wüste aushalten als gedacht …


Campen in den Dünen bei M’hamid

Wir verbringen einige schöne Tage im Nichtschwimmerbecken, im Dünenfeld hinter M’hamid. Team Düdo ist schon da, wir kommen dazu, und ein paar andere Teams kommen uns besuchen. Team MAN beispielsweise, mit Kirsten und Heiko. Sie bleiben ein paar Tage in unserem Dünencamp, ziehen dann weiter. Ziva findet das schade, denn ihr Hund war ein ganz adretter. Max hingegen kann es gar nicht abhaben, wenn andere Rüden seine Ziva allzu interessant finden …

Wir wohnen einige Meter von der Piste entfernt, und eigentlich mitten in der Pampa. Abgelegener kann man kaum wohnen, sollte man meinen. Außer natürlich, es findet gerade eine Rallye statt, und die heißt sowas wie „M’hamid Express 2020“. Ungefähr 50 Fahrzeuge, und die meisten davon sind so Can-Am Side-by-Side-Superquads. Also man sieht sie eher selten, außer sie verfahren sich und landen so bei uns im Dünencamp. Hören tut man sie dafür umso mehr, denn sie sind elendig laut. Genauer gesagt hört es sich wie Samstags auf dem Dorf an, wenn die ganze Nachbarschaft am Rasenmähen ist. Exakt die gleiche Frequenz. Zwischendurch dann auch mal andere Fahrzeuge, kleine Quads oder Mopeds, das sind dann die Laubbläser im Dünenorchester.

Die Rallye hat ihr Basislager auf der anderen Seite von M’hamid aufgeschlagen, und soll noch weitere drei Tage andauern. Ne, da haben wir nicht wirklich Bock drauf, wir sollten umziehen. Aber wohin nur?

Team DÜDO und Team EIWOLA beschließen, das noch ein bisschen zu beobachten. Inzwischen kommt Team UNIKAT daher, mit Olli und Susanne und Hund Kimba. Naja, erstmal schön in Ruhe bequatschen, was man denn für Alternativen hat.

Kimba ist ein Chihuahaua (was weiß ich, wie man das schreibt) mit wenig Erfahrung mit Artgenossen. Und trifft direkt mal auf mindestens zwei Hunde, die noch nie so einen kleinen Hund gesehen haben. Eckstein (die Angsthündin von Team DÜDO) ist super interessiert, aber auch super nervös angesichts der neu eingetroffenen Menschen. Ziva möchte den Neuankömmling natürlich gleich mal abknutschen, was aber nicht auf Gegenliebe stößt. Na, das vertagen wir besser erstmal und lassen etwas Ruhe einkehren. Max im Übrigen hat an so einem kleinen Hund kein Interesse. Er interessiert sich mehr für die neuen Menschen, die sehen aus, als könnten sie gut kraulen …

Team UNIKAT hat uns ein bisschen was aus Zagora mitgebracht, doch müssen wir zwischendurch nach M’hamid rein um unsere Vorräte aufzustocken. Denn die Zutaten für mein derzeitiges Lieblingsessen sind mir ausgegangen. Eine Variation von Rösti, mit einer Variation von Zaziki.

Ich verspüre überhaupt keine Lust dazu und schreibe Andre einen Einkaufszettel, auf Französisch. Rein in den Laden, Zettel abgeben, schauen was draus wird. Ich schreibe extra ein paar Sachen mehr drauf – wenn am Ende nur die Hälfte im Dünencamp ankommt, dann passt das schon. Mit dem Obst und Gemüse mache ich es ähnlich. Einfach mal alles draufschreiben, was es im Ort geben könnte, wird schon werden. Andre ohne Zettel loszuschicken, das wird übrigens nichts, da kommt er eher mit leeren Händen zurück, als dass er spontan irgendwas kauft… Und die Rechnung geht auf: Im Einkaufsladen suchen gleich drei Männer die Sachen zusammen, und es kommen einige Kilos an Obst und Gemüse zusammen. Auch Sprit für’s Quad gibt es, frisch abgefüllt und umgefüllt in 1-Liter-Pet-Flaschen.

Ich gehe zwei Tage später dennoch nochmal einkaufen, denn in M’hamid ist Souk, also Wochenmarkt. Leider habe ich da keine Fotos von. Es ist ein sehr einfacher Markt, und erfahrungsgemäß mögen die Leute es nicht, wenn man fotografiert. Hier liegt das Obst und Gemüse in Häufchen auf dem Boden, und erstmals sehe ich wirklich viele Frauen. Wenn man im Ort einkaufen geht, sieht man ja eigentlich nur Männer. In den Geschäften, in den Cafés, in Restaurants, fast immer nur Männer. Hier also hat es Frauen, und ein paar davon sind sehr an mir interessiert. Eine Blondine ohne Kopftuch, ich bin definitiv die einzige Touristin auf dem Bauernmarkt. Ich kann ihnen ansehen, wie sie sich gerne mit mir unterhalten würden. Doch vermute ich, dass sie kein Wort Französisch sprechen.

Immer noch pflügen die von der Rallye lautstark durch die Wüste, immer wieder verirrt sich einer bei uns im Vorgarten – und das Dünencamp entscheidet, einen Standortwechsel zu machen.

Doch vorher fahren wir noch den Brunnen an, denn Team DÜDO hat kein Wasser mehr. Ich weiß auch nicht, wie das kommt. Man könnte ja jetzt die Hunde beschuldigen, die den heimischen Wassernapf inzwischen komplett ignorieren und lieber zu Team DÜDO rüber schleichen …

Ach ja, die Köters. Ziva und Eckstein sind beste Freundinnen. Heißt, die jungen Damen seilen sich ab und zu ab, und ihr Radius rund ums Dünencamp wird immer größer. Wir fahren dann ab und zu mal mit dem Quad los, um die flüchtigen Damen wieder nach Hause zu bringen. Max bleibt lieber zu Hause, und lässt die gelegentliche Knutscherei der beiden Damen über sich ergehen – denn Eckstein knutscht mindestens so gerne wie Ziva. Es gibt nur eine Sache, die unter den Hunden zu Streit führen kann: Dromedarknochen. Denn da hört die Freundschaft auf. Da ich aber kein Freund sondern Chef bin, gehören jetzt einfach alle strittigen Dromedarknochen mir. So einfach ist das? Naja, nur fast. Denn Ziva ist verdammt gut darin, einfach neue Knochen zu finden. Ihre Nase ist unschlagbar.

Der Dünencampwechsel

Die Teams DÜDO, UNIKAT und EIWOLA haben keinen Bock mehr auf die Rallye und ziehen um. Andre fährt vor und macht den Pfadfinder, die anderen fahren hinterher, ich wieder mit dem Quad. Wir steuern den Brunnen an, um frisches Wasser zu tanken. Der Weg dorthin führt über die Piste, die mal mehr, mal weniger sandig ausfällt. Unterwegs trifft man auf die Naturgesetze:

Ich denke, es ist ein junges Dromedar, das hier verendet ist, nur ein paar hundert Meter vom Brunnen entfernt. Und ich denke, dass es hier wohl keine Aasfresser gibt, zumindest war das Leder noch am Tier.

Am Brunnen ein ähnliches Spiel wie gehabt, nur dass dieses Mal erst wir da waren, die Dromedarherde kommt nach uns an. Wir sind bereits dabei das Wasser durch den Filter in unsere Tanks laufen zu lassen. Schauen, ob der Dromedarhirte was sagt – natürlich hätten die Tiere hier absolute Vorfahrt an der Wassertanke, das steht ja außer Frage. Aber es passt, das Wasser im Brunnen reicht, um Dromedare und Wohnmobile zeitgleich aufzutanken. Und ein paar Esel.

Zwei Berber mit dem Moped kommen daher, und einer spricht Englisch. Das ist super, denn halbwegs flüssige Unterhaltungen bekomme ich auf Englisch einfach besser hin als auf Französisch. So erfahre ich, dass die Dromedare normalerweise einmal pro Woche zum Tanken kommen. Momentan aber alle zwei Tage, wegen der Jungtiere. Und ich erfahre, dass die Rallye jetzt zum dritten Mal stattfindet. Und dass die tatsächlich ihren eigenen Helikopter dabei haben, für die Filmaufnahmen. Und dass auch so manch ein reicher Tourist sich mit dem Helikopter ins Dünencamp einfliegen lässt.

Da guckst Du dich um, beobachtest, wie der Dromedarhirte seine Wasserflasche mit einem Trichter aus einer alten Pet-Flasche füllt, und der ohnehin irre große Unterschied zwischen Wohlstand und einfachem Wüstenleben, der dir immer wieder auffällt, wird noch größer. Dabei ist er noch nicht mal größtmöglichst krass: Der Dromedarhirte hat ein paar Dutzend Dromedare, und ist vermutlich eher wohlhabend – wenn es denn seine Tiere sind. Und wir mit unserem EIWOLA haben schon ein recht teures Gefährt, aber bei weitem nicht das Teuerste hier in der Wüste. Der Porsche Cayenne, der uns letzte Woche auf der Piste entgegen kam, war vermutlich teurer, und sein Nutzwert ist ein ganz anderer, da wohnt keiner drin. Nur so Gedanken am Rande.


Neue Dünen, neues Dünencamp

Nur wenige Kilometer vom Brunnen entfernt suchen wir uns ein nettes Plätzchen an den Dünen. Das Tagesziel lautet: Es dürfen gerne etwas höhere Dünen sein, und ein paar hübschere Bäume wären auch nett. Also fahre ich mit dem Quad vor. Die anderen wollen nicht warten, und fahren hinterher, ehe ich mit dem Auskundschaften fertig bin. Fündig werde ich, und nun stellt sich nur noch die Frage, wie wir Team DÜDO hierher bekommen. Die Teams EIWOLA und UNIKAT sind schon auf dem Weg, reiten über die Dünen. Für Team DÜDO müssen wir einen Weg zwischendurch finden.

Hier ist es schön, hier bleiben wir noch ein Weilchen. Und zwar genau so lange, bis es Zeit für einen Tapetenwechsel ist.

Sandsturm, schön knusprig bitte

An einzelnen Tagen haben wir Wind, meist Nachmittags. Es muss was mit der Thermik und der Sonne zu tun haben, denn nach Sonnenuntergang ist der Wind direkt wieder weg – und unser abendliches Lagerfeuer geht halbwegs windfrei vonstatten. Doch wenn der Wind so richtig bläst, dann machst du nicht viel in der Sandwüste, dann hockst du drin – und schaust, dass bitteschön alle Fenster zu sind.

Abhauen mit Ziva

Jede für sich ist ja ganz lieb und süß, aber zusammen sind sie mutig und flüchtig – zumindest fehlen die beiden jungen Damen Ziva und Eckstein ab und an mal. Hier gehen sie auf Krähenjagd. Keine Sorge, liebe Besorgten, den Krähen geht es gut. Vielmehr haben die ihren Spaß daran, die Hunde zu verarschen. Denn Krähen können fliegen, Hunde nicht. Und sie sind auch noch doof genug, sich ärgern zu lassen – hocken teilweise zu Dritt auf der Düne, und bellen die Krähen an, die um sie herum fliegen. Die erhoffen sich vielleicht auch nur ein ordentliches Mittagessen. Auf jeden Fall sind die Junghündinnen heilfroh, wenn einer mit dem Quad daher kommt und zu sich ruft.

Angst haben mit Eckstein

Eckstein hat Angst, und das bevorzugt vor Menschen. So ist das leider mit der frühen Prägung, die sie vermutlich auf der rumänischen Straße erfahren hat – es sitzt tief. Also ist es eine nette Nebenbeschäftigung, nebenbei ein paar Ängste abzubauen. Ziva und Max machen es vor und zeigen dem Angsthasen, dass aus dem Futterbeutel leckeres Zeugs rauskommt. Okay, ist nur ordinäres Hundefutter, und doch: die Hand, die einen füttert, kann so schlecht nicht sein. Und so ist es auch spannend mit anzusehen, wie Eckstein jeden Tag etwas zutraulicher wird.

30 Grad im Februar

Ich will es nicht leugnen, wir sind auch wegen dem Wetter hier. Und 30 Grad sind einfach toll. Tatsächlich ist es in den letzten 1-2 Wochen nochmal deutlich wärmer geworden, und auch im Schatten kann man es aushalten – zumindest ab Mittag.

Geht abends die Sonne unter, wird es gleich wieder relativ frisch – aber dafür gibt es ja Lagerfeuer.

Und so düddeln wir bestimmt eine Woche lang im Dünencamp herum. Team UNIKAT serviert Cocktails, wir machen Stockbrot, suchen die Hunde. Ziva gräbt sich ein Höhlensystem in den benachbarten Buschhügel, Max vermisst Team UNIKAT, die nach ein paar Tagen weiter gezogen sind. Die konnten doch so gut kraulen, die waren richtig gut!


Erg Chegaga – Runde zwei

Nach einer Woche oder so im Dünencamp machen wir uns auf zu neuen Abenteuern. Vorher fahre ich noch mit dem Quad nach M’hamid, zum Einkaufen. Und stelle fest, dass 20 Kilometer, offroad, einfache Strecke, dann doch etwas zu weit sind. Zumal ich leichte Wegfindungsprobleme bei der Runterfahrt habe. Zurück fahre ich dann ohne eine Navigation, das geht besser. Aber immerhin bekomme ich fast alles, und eine weitere Woche in der Pampa ist gesichert.

Unser erster Halt ist der uns bereits bekannte Brunnen, nicht weit von unserem Camp entfernt.

Da die Dromedarherden meistens am Nachmittag auftauchen, machen wir uns am Vormittag auf den Weg. Über diesen Weg muss ich nicht viel zu sagen, denn es gibt ein Video:

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Zugegeben, der Düdo hängt dann doch nicht ganz so oft am Seil, wie es den Anschein hatte. Aber was will ich kilometerlange, ereignislose Pistenfahrten in so ein Video reinschneiden, ist doch langweilig ? Tatsächlich macht es echt Spaß, mit dem Quad mitzuquaddeln, aber nur, wenn das Terrain schön sandig oder sonstwie abwechslungsreich ist. Die 10 Kilometer endlose Steinepiste zwischendurch, die war echt nervig. Dafür gibt es zwischendurch immer wieder super sandige Pisten, und die Dromedarherden haben knuffigen Nachwuchs:

Wir parken dort auf der hohen Düne, wo wir letztens ja schon einmal standen. Wir haben es tatsächlich geschafft, auch den Düdo dort hoch zu ziehen, siehe Video. Hier ist es echt schön, die Hunde haben ihren Spaß, und auch mit dem Quad fahren wir noch ein paar Extrarunden.

Nach einer Nacht auf der hohen Düne fahren wir am nächsten Mittag ein Stück weiter. Denn wir mussten uns hoch oben auf die Düne stellen um Internet zu haben, und stehen so im Sichtbereich eines Camps.

Da ist am ersten Tag nichts los, doch für den zweiten Abend erwarten sie Gäste – und bitten uns, woanders zu parken, wo wir ihren Gästen nicht in der Aussicht stehen. Ein verständliches Anliegen, und natürlich kommen wir der Bitte nach – und fahren gleich ein Stück weiter, wo es nette Dünenfelder hat, aber keine Camps mehr.

Die wohl letzte Möglichkeit schön in den Dünen zu stehen, und so wundert es nicht, dass wir einen Tag um den nächsten verlängern.

Ziva und Eckstein – Partners in Crime

Es war schon im letzten Dünencamp so: Ein Hund steht ganz unschuldig auf der Düne, der andere Hund gesellt sich ganz beiläufig dazu, dann schauen sie sich nochmal kurz um, und wenn gerade keiner guckt, dann sind sie drei Sekunden später ungefähr drei Dünen weiter und abgetaucht. Wenn man da dann wirklich nicht hingeguckt und einen Schreier losgelassen hat, darf man entweder darauf warten, dass die Junghundedamen Ziva und Eckstein sich zurück bequemen, oder mit dem Quad auf Hundesuche gehen. Man findet sie dann normalerweise ein paar Dünen weiter, wie sie sich von Krähen verarschen lassen, oder Eidechsen erschnüffeln. Dabei sind sie so süß, die Mädels …

Heute aber nicht. Es ist 15 Uhr, als uns auffällt, dass die Damen unerlaubterweise das Camp verlassen haben. Wir haben gerade gegessen, und weil Andre eh ein bisschen quaddeln gehen will, beauftrage ich ihn, erstmal einen größeren Kreis zu fahren, und die Mädels wieder einzufangen. Er kommt auch irgendwann zurück, aber ohne die Mädels. 17 Uhr, sie sind immer noch nicht da. Andre quaddelt nochmal los, versucht den Spuren zu folgen. Er findet sie auch, verliert sie aber irgendwann wieder, ungefähr 3km vom Camp entfernt. 18 Uhr, keine Mädels. In einer Stunde wird es dunkel. Andre quaddelt nochmal los, dann ich nochmal. Langsam machen wir uns ernsthafte Sorgen, ungefähr 30 Szenarien gehen durch den Kopf. Die müssen sich beim Eidechsen schnüffeln verlaufen haben. Dabei verläuft Ziva sich nie! Die Supernase schnüffelt sich doch immer wieder nach Hause! Ist also doch was passiert? 19 Uhr, die Sonne ist untergegangen. Jetzt macht es keinen Sinn mehr, mit dem Quad herumzufahren und herumzuschreien, zumal wir auch nicht mehr wahnsinnig viel Sprit da haben. Besser, die Ressourcen bei Sonnenaufgang einzusetzen. Wir machen ein Lagerfeuer und uns noch mehr Sorgen, und auch einen Plan, wie wir uns morgen bei Sonnenaufgang aufteilen. Und, wer kommt gegen 21 Uhr locker flockig rangelaufen? Die beiden Ausreißerköniginnen. Als wäre nichts gewesen. Noch nichtmal außer Atem sind sie. Als hätten sie die letzten Stunden irgendwo in der Nähe unter einem Baum gechillt. Das haben sie sicher nicht, denn dann hätten sie viel eher etwas gegen diesen großen Durst unternommen. Alle sind erleichtert, und froh, dass wir den morgigen Tag nicht mit noch mehr Sorgen und Hundesucherei verbringen müssen. Weil eines ist ja auch klar: einen zweiten Tag in der Wüste, ob sie das überleben würden, das ist doch sehr fraglich … Wir sind also sehr froh, denken über ein GPS-Halsband nach und verpassen den Hundefrolleins für’s Erste eine Leine.

Dafür gibt es Positives bei Ecksteins Anti-Angst-Therapie zu berichten: Im Vergleich zu den ersten Tagen hat sich doch einiges getan. Ich darf sie meistens streicheln, sie kommt sogar von sich selbst zu mir her und schnüffelt in meinen Haaren rum. Also nicht immer, aber immer öfters. Das gemeinsame Gassiquaddeln hat wohl auch seinen Beitrag zu geleistet, mir immer mehr zu vertrauen.

Körperliche Aspekte von Wüste und Sandsturm

30 Grad im Februar, Sandsturm, 10% Luftfeuchtigkeit – das ist schon ein bisschen anders als deutsche Winter (oder Sommer). Tatsächlich gibt es ein paar Aspekte, die klimabedingt etwas anders sind. Bezogen auf Haut, Haar, Schleimhäute. In der ersten Woche habe ich massive Probleme mit einer zu trockenen Unterlippe – trotz Eincremerei ist sie aufgeplatzt. In der zweiten Woche sind meine Haare nur noch ein unkämmbarer Sandklumpen. Was aber vermutlich an meinem Haarwaschmittel liegt, einer Seife mit Olivenölanteil, da haftet der Sand wohl gut dran. So wasche ich meine Haare nun mit einem Mix aus Natron und biologisch abbaubarem Lavendel-Waschmittel, jetzt passt es wieder. Und Eckstein findet, dass meine Haare nun ganz famos riechen. Ach ja, und allen hier läuft die Nase. Und bei Sandsturm quaddeln, das ist keine gute Idee, der Sand ist wirklich überall – und vor allem in den Ohren recht störend, wie ich finde. Aber das Gute ist ja: Aus Erfahrungen wird man klug 🙂

Pleite im Outback

Was wir haben: keine große Lust weiter zu fahren. Zumal uns eine steinige Steinepiste erwartet, die kennen wir schon, und wir legen eigentlich keinen großen Wert auf ein Wiedersehen.

Was wir nicht haben: Benzin für’s Quad, frische Nahrungsmittel, Internetguthaben, Bargeld, … Also irgendwie geht gerade alles aus. Das Elementare leihen wir uns, und so gilt mein Dank Doreen, die uns mit Internetvolumen ausgeholfen hat. Das rettet uns und verhindert, dass wir voreilig und in einer Ochsentour zurück in die Zivilisation müssen. Aber es hilft nichts, irgendwann müssen wir los …


Von der Wüste auf den See: Lac Iriki

Aus dem Sandhaufen führen mehrere Wege raus – und keiner davon ist richtig geil. Sondern eher eine fürchterliche Steinepiste. Wir entscheiden uns für eine etwas längere Route, mit einer Piste, die etwas besser sein soll. Wir werden sehen.

Um ideale Voraussetzungen für einen längeren Fahrtag zu schaffen, positionieren wir uns noch einmal in den letzten Dünen vor dem Lac Iriki.

Hier parken wir wieder einmal sehr kreativ ein, bleiben für eine Nacht, und kurz nach uns parken sogar noch andere deutsche Reisende mit Expeditionsmobil ein. Von ihnen bekommen wir auch noch Tipps, wie wir fahren können. Doch erst einmal genießen wir ein echt tolles Dünenfeld.

Und heute gibt es tatsächlich auch mal die Wolken am Himmel, die es für einen richtig guten Sonnenuntergang braucht:

Lac Iriqui, wer noch nie von ihm gehört hat: der Lac Iriki ist ein See, riesig und flach, und meist eher trocken. Nachdem es geregnet hat muss man tierisch aufpassen, aber das hat es jetzt seit einiger Zeit nicht mehr, und so ist er trocken und gut befahrbar.

Aber erst einmal müssen wir aus dem aktuellen Sandhaufen wieder rauskommen! Denn der Sand ist wirklich super weich, der Sandsturm die letzten Tage sollte daran Schuld haben. Zum Quaddeln ein Träumchen, aber ansonsten durchaus eine Herausforderung. Und irgendwie beginnt dieser Tag auch schon komisch, es fehlt die Sonne. Wolken am Himmel, wo gibt’s denn sowas?

Letztendlich schaffen wir es. Auch deshalb, weil wir mit dem Reifendruck auf das Minimum gehen, auf 0,8 Bar. Das bringt so viel Auflagefläche, dass der Bananenlaster den Düdo problemlos aus der Düne ziehen kann.

Ach ja, der Lac Iriki. Sollte dieser, mit irgendeiner mir bisher verborgenen Schönheit aufweisen, heute kommt sie sicher nicht zum Vorschein. Denn selbst den Orientierungspunkt den Tafelberg (der bestimmt nicht Tafelberg heißt), sieht man vor lauter Dunst kaum.

Ansonsten kann ich nur das Video empfehlen. Es zeigt die interessanteren Teile der letzten beiden Fahrtage – und die Schönheit der Dünen, in denen wir stehen. Und auch den Lac Iriki:

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Nach dem Lac Iriki kommen viele Kilometer Piste. Diese ist durchaus Okay zu fahren, aber Spaß habe ich keinen. Ich bin so lange mit dem Quad gefahren wie es geht, doch auf der Piste macht es keinen Sinn, und so werde ich wieder zum Beifahrer. Es geht entlang der Militärzone, links von uns, da hinten irgendwo, ist Algerien.

Viel Spannendes gibt es zwischendurch nicht zu sehen. Kilometerlang ist die Piste einfach mal besser, dann wieder mal schlechter.

Insgesamt passieren wir drei Polizeiposten. Nach dem ersten machen wir erstmal eine Pause und drucken uns Fiches aus. Das sind Zettel, auf denen unsere Daten stehen. Die mögen die Militärposten gerne, denn dann müssen sie das Zeugs aus dem Pass nicht abschreiben. Dann telefonieren sie mit dem Funkgerät, und erst dann können wir weiter.

Es sind meist junge Männer die hier Dienst schieben, und der ist sicherlich nicht sehr spannend. Sie leben wohl in einer kleinen Hütte neben dem Schlagbaum, haben Kühlschrank und auch Satellitenfernsehen:

Und so manch einer vertreibt sich die Zeit mit dem Kalken von Steintürmchen am Wegesrand.

Gegen Ende der Piste wird es wieder hübscher und grüner, und auch die Steine nehmen langsam wieder Form an:

Und ehe es auf den Asphalt und zurück in die Zivilisation geht, wird nochmal gespielt. Die staubige Piste mit etwas Fech-Fech darauf ist einfach perfekt dafür 😉

Das Zeugs ist wirklich so fein wie Asche, und staubt offensichtlich auch entsprechend.

Der zweite Fahrtag war ein langer. Obwohl wir halbwegs pünktlich um halb elf loskommen, erreichen wir unser Ziel erst am späten Nachmittag. Das liegt daran, dass wir uns auf den Gegensatz des auserkorenen Übernachtungsplatz freuen: ein Bach soll es werden. Und zur großen Freude aller Beteiligten (die beiden portugiesischen Hunde natürlich ausgenommen) fließt sogar Wasser im Bach.

Das ist mit 24 Grad zwar kälter als die Lufttemperatur, aber dennoch relativ warm. Das schöne nach so vielen Wochen Sandwüste ist ja: man kann wieder ordentlich Gassi gehen. Ein bisschen den Weg entlang, ein bisschen den Bach entlang – man kommt wirklich weiter, als nur die 100 Meter durch den weichen Sand, die ich die letzte Zeit so gelaufen bin. Nur das Gassiquaddeln, das werden wir wohl vermissen, zumindest Ziva und ich.

Zwei Nächte bleiben wir am Bach, dann geht es aber auch schon weiter. Was gut ist, denn das Plätzchen hat sich als nicht ganz so ruhig entpuppt. Gleich zwei alte Laster fahren alle Stunde direkt an uns vorbei, um 50 Meter hinter uns Steine aufzuladen.

Zwischendurch kommt die marokkanische Ziegenhirtin vorbei, und meint wohl, dass es nötig ist, irgendeins ihrer Tiere (oder mehrere) anschreien zu müssen. Ist es der Esel, der Hund, oder doch die Ziegen, die nicht in die richtige Richtung laufen? Man weiß es nicht.

Als nächstes geht es in den Antiatlas. Das wird toll 🙂 Das weiß ich, denn während Du diesen Blogeintrag hier liest, schreibe ich schon am nächsten, und er ist fast fertig.

Team Düdo’s Perspektive

Philip hat auch Blog geschrieben, über den gleichen Zeitraum unserer gemeinsamen Reise. Um das zu lesen, KLICKE HIER.

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