In die Großstadt zieht es uns ja ab und an. Und nach Marrakesch, der großen Stadt der besonderen Art, zieht es uns ganz gezielt. Und zwar ganz ohne den Wunsch nach Sightseeing. In Marrakesch geht es um was ganz anders: durch die engen Gassen der Medina bummeln, in kleinen Läden einkaufen und dabei nicht elendig zu viel zu zahlen, auf dem großen Platz den besonderen arabischen Flair am Abend genießen. Und so bekommst du nachfolgend auch keinerlei Infos, Fakten oder Insidertipps zu den top Sehenswürdigkeiten von Marrakesch. Es gibt keinen richtigen Marrakesch-Reisebericht – sondern einfach nur das, was die Stadt ausmacht: Eindrücke.

Denn wir haben uns ganz bewusst gegen einen Guide entschieden, der uns die Highlights (und vermutlich auch sämtliche Teppichläden) von Marrakesch zeigt.

An der Rezeption wird ein Taxi bestellt. Vermutlich der Schwippschwager des Platzbetreibers kommt fünf Minuten später mit dem Moped angefahren, das Taxi steht praktischerweise bereits vor dem Campingplatz. Und für 100 Dirham (=10€) bringt er sechs Leute mittenrein ins Gewühl.

So eine Taxifahrt ist übrigens recht lustig. Erst erklärt er mir, dass man sich im Taxi nicht anschnallen muss. Dann aber nimmt er beim Abbiegen grundsätzlich die dritte oder vierte Abbiegespur. Dabei gibt es immer nur ein oder zwei.


Djemaa el Fna – auf die Plätze, fertig, los!

„Djemaa el Fna“ heißt der große Platz in Marrakesch, der Dreh- und Angelpunkt ist. Hier geht es am frühen Nachmittag noch recht gesittet zu, und nach einer kleinen Platzrunde begeben wir uns in die Medina, in die Altstadt mit den vielen verschiedenen Souks. Ein Souk ist ein kleiner Markt. In Marrakesch sind diese thematisch sortiert – hier Textilien oder Leder, dort Lampen oder Gewürze. Vom einen Souk kommst du irgendwann automatisch in den nächsten. Einfach immer weiter durch die Gassen laufen, das wird schon. Und wenn es dir irgendwann mal reicht, dann nimmst du dein Handy, machst die Standortbestimmung an und Google führt dich wieder zurück auf den großen Platz. So einfach ist das in Marrakesch.

Du kannst natürlich auch mehr unternehmen. Es gibt Museen, Botanische Gärten, ein Gerberviertel, eine alte Koranschule und Moscheen, die man als Nichtmuslim jedoch nicht betreten kann. Es gibt Guides, die dir sicherlich einige interessante Ecken zeigen können. So einen Guide würde ich jedoch nicht in der Medina aufgabeln, sondern eher am Campingplatz oder so danach fragen. Außer natürlich, du möchtest eine Besichtigungstour durch alle möglichen Teppich- und Lederwarenläden der Stadt haben.


Souks und Souks und Souks

Souk in Marakesch

Einfach drauflos! Vom Djemaa el Fna aus tauchst du ein in die Medina. Am Anfang gestaltet sich das noch etwas sehr nervig, denn hier hat es viele Touristen, und entsprechend viele Menschen, die uns etwas verkaufen möchten. Es kann sich schwierig gestalten, sich einfach nur umsehen wollen, sich durch die Gassen treiben zu lassen. Es wird aber besser. Sobald man durch die ganz vollen Gassen durch ist und die findet, die etwas weiter abseits liegen. Da, wo sich nur noch jeder fünfte Tourist hin verirrt. Da findest du dann auch die Souks, die authentischer sind. Wie den Lederwaren-Souk, wo sie in ihren kleinen Kabuffs sitzen, Schuhe bauen, Leder bearbeiten, prägen, vernähen. Und die fertigen Produkte auch gleich verkaufen.

Rund um den Platz Djemaa el Fna findest du vor allem Händler. Deren Hauptaufgabe ist es zu verkaufen, und sobald sie einen potentiellen Kunden sehen, werden sie aktiv. Abseits davon findest du die Geschäfte, in denen auch die Einheimischen einkaufen. Diese Händler und Handwerker haben es nicht nötig, Touristen anzuquatschen. Diese Souks findest du übrigens, indem du dich treiben lässt. Höre nicht auf die jungen Männer, die dir sagen wollen, in welche Richtung du laufen sollst. Sie wollen dich nur in das Geschäft des Onkels lotsen. Immer, wenn mir so einer die Richtung vorgeben wollte, habe ich die andere genommen. Und so sind wir in Gassen gelandet, wo sich kaum andere Touristen hin verirrt haben. Ich denke, man könnte dieses Spiel viele Tage lang spielen.


Djemaa el Fna am Abend

Geht die Sonne unter, verwandelt sich der Platz. Er wird voll, richtig voll. Garbuden finden sich thematisch zusammen. In der einen Ecke gibt es Escalopes (Schnecken), ein Stück weiter Schälchen aus der Tajine und Spieße vom Grill, und dann gibt es noch die spezielleren Stände, da kannst du dir einen Schafskopf bestellen. Die Anwerber erkennen dich schon, wenn du mehr als zweimal an ihnen vorbei läufst. Sie packen ihr Deutschrepetoire aus, sei es noch so mies. Da wird man schonmal mit „Scheiße“ begrüßt. Gut, das hat funktioniert um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen, für mehr aber auch nicht. Hier bekommst du ein gutes Essen, lecker und recht günstig.

Am anderen Ende des Platzes geht es heiß her, wobei ich nicht immer weiß, was die Leute da gerade so treiben. Der eine predigt, und liest den Zuhörenden dabei uns ein paar dahingeworfenen Nussschalen vor. Andere machen Musik, es gibt Kartenspieler, Flaschenangeln, andere Spiele. Ein buntes Treiben, bei dem tatsächlich mehr Marokkaner als Touristen anwesend sind. Hier ist es sinnvoll, gut Kleingeld einstecken zu haben. Denn jedes Foto wird sofort zur Kenntnis genommen. Es ist übrigens egal, wie viel du gibst, es wird vermutlich immer gemeckert, weil es zu wenig ist.

Der Platz am Abend, für ein bis zwei Stunden eine wirklich spannende Sache. Man kann gut essen, trinken, was einkaufen, von einer Menschentraube zur anderen gehen. Andere machen eine abendliche Kutschfahrt, kaufen Nippes oder haben ihren Spaß bei den 3D-Brillen-Vermietern.


Marrakesch – Eindrücke und Vorurteile

Wie sicher ist es in Marrakesch?

Wir sind mit der Kamera am Handgelenk und mit etwas Bargeld in die Stadt rein – ganz ohne eine Tasche. Einfach deshalb, weil ich durch die engen Gassen bummeln möchte. Und zwar ohne immer wieder fürchten zu müssen, dass da gerade einer an meiner Tasche rumfummelt. So hatten wir auch keinerlei Probleme mit möglichen Langfingern. Und das, obwohl die Polizei kaum präsent ist. Aber der Eindruck kann täuschen – wie man uns sagte, sind in Marrakesch aber auch viele Polizisten in Zivil unterwegs.

Die Aufdringlichen.

Eigentlich gibt es in Marrakesch nur ein Problem: die Aufdringlichkeit der Leute, die einem was verkaufen möchten. Wie oft wurde ich an diesem einen Nachmittag, und am Abend zusammen genommen angequatscht? 100 Mal vielleicht? Das wird kaum reichen. Eher 200 Mal. Oder 300 Mal. Sehr oft. Es ist aber nicht überall gleich – an Orten mit hohem Touriaufkommen sind sie deutlich penetranter. In Vierteln, wo noch echtes Handwerk stattfindet, geht es deutlich gesitteter und ruhiger zu.

Das Zauberwort heißt „Non, Merci“. Wenn, dann schaust ihm in die Augen, nicht auf seine Ware. Ein ruhiges, bestimmtes „Non, Merci“ funktioniert. Vielleicht nicht immer beim ersten Mal, aber mehr als drei Mal musste ich es eigentlich nicht sagen. Einfach nur ignorieren hilft natürlich auch. Und ja, wen sowas schnell abnervt, für den ist Marrakesch einfach nichts.

Wovor man uns im Vorfeld gewarnt hatte, sind die Gaukler mit ihren Schlangen und Affen, die sie einem ungefragt um den Hals hängen bzw. auf die Schulter setzen. Das hatten wir jetzt nicht, auch nicht bei anderen gesehen. Man muss jedoch durchaus aufpassen, dass man sich nicht unverhofft eine Dienstleistung einfängt. So gibt es viele Frauen, die einem ein Körperteil mit Henna-Malereien aufhübschen wollen. Vorher bekommst du natürlich keinen Preis gesagt, hinterher sollen dann für fünf Minuten 100 Dirham fällig werden und du hast eine Diskussion am Laufen, weil du nicht mehr als 20 Dirham zahlen möchtest. Wenn du auf solche Diskussionen so richtig Bock hast, dann kannst du damit Tage auf dem Djemaa el Fna – Platz verbringen.

Tourinepp in Marrakesch?

So viele (ausländisch aussehende) Touristen sind an diesem Samstag nicht in Marrakesch unterwegs. Okay, es sind vermutlich super viele, aber es verteilt sich. Grundsätzlich ist es in Marokko ja so, dass man beim Shoppen in den Märkten und Souks handeln muss. Ich muss das noch lernen – also reden wir besser nicht drüber. Du musst bei Dienstleistungen vorher den Preis erfragen und verhandeln. Und bei Produkten ordentlich drum feilschen. Das gehört einfach dazu – und hat nichts damit zu tun, dass man Touris abzocken will.

Beim Essen und Trinken haben wir anständige Preise gezahlt – ohne gehandelt zu haben. 15 Dirham für den Nachmittagstee, 55 Dirham pro Nase für das Abendessen.

Was wohl gut ankommt, bei den ausländischen Touris wie auch bei den Marokkanern, ist das Selfie mit einem süßen, kleinen Affen, der an der Kette hängt und Pampers trägt. Mich spricht das nicht an, ebenso wenig wie ich mir eine Schlange um den Hals hängen muss. Oder ich es toll finde, dass einer eine Kobra „beschwört“. Diese tierischen Attraktionen gibt es an vielen Orten der Welt, und ich handhabe das immer gleich: ignorieren.


Das Fazit. Marrakesch, wir kommen wieder!

Wir haben mal reingeschnuppert, einen Nachmittag und Abend lang einfach durch die Gegend gestreift. Marrakesch ist eine Stadt mit so vielen Eindrücken, wir müssten eigentlich noch ein paar Tage hier bleiben. Da wir gesundheitlich aber noch nicht ganz fit sind, verschieben wir das, vielleicht kommen wir auf dem Rückweg nochmal in Marrakesch vorbei.

Am Besten haben mir die Souks gefallen, in denen nicht nur gehandelt, sondern auch hergestellt wird. Schuhe, Lederwaren, Lampen – du siehst, wie sie ihre Waren teils auf kleinstem Raum herstellen. Und das nicht (nur) für die Touris, die sich hierher verirren. Es ist gutes altes Handwerk, und diese Handwerker haben es einfach nicht nötig, einen Tourianquatscher zu beschäftigen. Solche Ecken gibt es noch viele mehr in Marrakesch, das weiß ich wohl – und ein andermal werden wir sie auch finden.

Ich kann aber auch verstehen, dass Marrakesch nicht Jedermanns Sache ist. Man muss es abkönnen, diese ständige Anquatscherei. Man muss handeln können, oder zahlt eben saftige Preise. Man muss Spaß dran haben, sich einfach treiben zu lassen – mit Zeit- und Stadtplan macht das keinen Sinn. Man muss es die teils sehr schlechte Luft abkönnen. Also einfach alles ein bisschen locker sehen, und sich immer schön vorantreiben lassen.

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