Ein Frühling in Portugal – auf der Quinta und auf Tour
Was ging ab, im April und Mai 2024? Das habe ich hier mal wieder dokumentiert.
Es ist April, und es ist Frühling.
Die schönste Zeit in Portugal – alles wird wieder hellgrün, es blüht und summt, und von Winterjacke kann man nahtlos auf T-Shirt umsteigen. Übergangsjacken werden gnadenlos überbewertet, so was braucht man hier einfach nicht, die 30 Grad kicken schonmal ohne Vorwarnung rein.
Und für den Großgrundstücksbesitzer bedeuten die sommerlichen Temperaturen nach einem feucht-milden Winter vor allem eines: die Grüne Hölle möchte bezwungen werden! Tatsächlich sprießt die blöde Brombeere wie nie zuvor, und man könnte alle zwei Wochen den Rasen mähen.
Offiziell ist Ende April die Deadline für die Landreinigung: rund um bewohnte Gebäude muss die Hecke gestutzt und die Wiese gemäht werden. Ziel der Übung ist es, dass kein Feuer auf das Gebäude überspringen kann. Die gesetzlichen Vorgaben jucken mich jetzt nicht so sehr. Ich betreibe die Landreinigung aus zweierlei Gründen: wenn mal eines der verwilderten Nachbargrundstücke brennt, dann hätte ich gerne ein, zwei ordentliche Brandschneisen zu unserem Grundstück hin. Und zweitens muss man einfach mindestens einmal jährlich durch, damit die Brombeeren nicht wieder zu einer Hecke heranwachsen. Geht man viermal jährlich durch, hat man sogar die Chance, dass die eine oder andere Brombeere irgendwann aufgibt. Aber das ist bei so einem großen Grundstück unmöglich zu schaffen.
Nun ist schon Mitte April, und so muss ich schauen, dass ich etwas Biomasse runtersense. Es ist aber auch viel dieses Jahr, der milden und feuchten Witterung der letzten Monate geschuldet gibt es aktuell wirklich viele Brombeeren, und die Wiesen haben das Gras einen Meter hoch stehen.
Na, was meinste, wann ist der ideale Zeitpunkt, dass die Motorsense kaputt geht? Exactamente.
Mitte April fährt Andre für eine Woche in Deutschland. Der Laster ist ja bereits seit Februar verkauft, und darf nun nach Bayern. Die Käufer haben sich zwei Tage frei geschaufelt, und so kommt es recht spontan zur Abfahrt. Also heute ausgemacht, morgen Mittag los. Natürlich, ohne dass wir vorher den Laster fertig ausgeräumt oder geputzt hätten. Also mal wieder eine Hauruck-Aktion, und Andre kommt tatsächlich recht zeitig los.
Der Ziva aber schmeckt das nicht so ganz, dass ihr Herrchen alleine wegfährt. Sie macht etwas, das sie vorher noch nicht gebracht hat: sie läuft dem Laster hinterher. Okay, zugegeben, er ist auch noch nie ohne sie losgefahren. Ohne mich vielleicht schonmal, aber ohne Ziva ?!?!?!
Andre sieht das im Rückspiegel nach ein paar hundert Metern, und schickt sie nach Hause. Währenddessen sitze ich schon aufm Quad, um Senorita hinterher zu fahren, denn ich hatte schon so einen Verdacht. Ich hole sie ein, und schicke sie nach Hause. Sie nimmt den direkten Weg durch die Büsche, ich den Umweg und widme mich dann direkt dem Gemüsegarten. Fünf Minuten später ruft Andre an, ich möge doch bitte die Ziva abholen. Denn irgendwann hat er in der Rückfahrkamera gesehen, dass da so ein kleiner, brauner Hund hinter dem Laster hertrottet. Also ich wieder raufs auf Quad und losgedüst. Dieses Mal aber wird der kleine Flüchtling angebunden, damit er auch zu Hause ankommt …
Andre ist also für eine ganze Woche weg und ich habe feste vor, hier was wegzuschaffen. Mit kaputter Motorsense.
Da es vermutlich ohnehin hoffnungslos ist, jetzt in der Hochsaison die Motorsense „schnell mal“ zum Reparieren zu bringen, lasse ich es bleiben und hoffe, dass Andre da mal reinschauen kann, sobald er wieder zurück ist. Also lade ich alle Makita Akkus, die ich so finden kann, und mache mich mit der Akkusense ans Werk. 2 Akkus halten ungefähr 15 Minuten und eine halbe Terrasse. Das Gerät macht ein Drittel weniger Krach, dafür brauche ich aber auch dreimal so lang, gerade beim allzu hohen Gras. Gut, immer positiv sehen. Immerhin brauche ich weniger Schutzkleidung, was bei 30 Grad auch nett ist.
Keine Sorge, nur wenn ich mit der Sense das Gras auf den Terrassen schneide, habe ich solch ein Outfit an. Sobald es gröber wird, wechsle auch ich auf lange Hose und richtiges Schuhwerk.
Ziva hilft mir etwas bei der Gartenarbeit und unterhöhlt den Kompost. Supi.
Und ich besuche den örtlichen Flohmarkt.
Eine Woche vergeht wie im Fluge, hat man die Köters an der Backe, und auch sonst gut zu tun. Andre beeilt sich, fährt in nur zwei Tagen nach Deutschland, erledigt den zu erledigenden Kram und fliegt zurück.
Die restlichen Tage verbringen wir mit dem, was man so macht: ein bisschen Radfahren, ein bisschen Baggern, und ich düddele außerdem im Gemüsegarten rum. Der könnte dieses Jahr auch echt gut werden.
Insbesondere die Himbeeren bekommen ein Upgrade. Gleich zwei Himbeerhecken sollen es werden, plus ein paar Brombeeren.
Und weil wir so sehr auf Beeren stehen: Die Erdbeeren sind nicht weniger geworden, dazu gibt es jetzt Stachelbeeren, rote und schwarze Johannisbeeren, und Blaubeeren. Letztere im Eimer, weil die so pingelig sind mit der Erde, also schauen wir mal was draus wird.
Der Garten wird fertig gemacht, und mit frisch geschredderter Mimosa gemulcht. Die jungen Sprosse durch den Häcksler zu jagen hat auch gleich den schönen Nebeneffekt, dass unsere Zufahrt wieder etwas zugänglicher wird.
Ansonsten war der Winter lange feucht, was den Insekten irgendwie nicht so richtig geschmeckt hat. Sie haben im Frühling keine richtige Lust auf das Befruchten der Obstbäume. So hängen nun kaum Kirschen oder Feigen am Baum. Vielleicht hat es die Blüten auch einfach zusammen geregnet, keine Ahnung. Später auf jeden Fall versuchen diverse schwarz-gelbe Viecher sich bei uns eine Kinderstube einzurichten.
Insbesondere die Töpferwespen töpfern wieder alles zu. Alle Schlauchverbinder, die ich in der Kiste habe, sind dicht.
Im Gewächshaus unten im Gemüsegarten gibt es gleich mehrere Mehrfamilienunterkünfte.
Die beiden Gewächshäuser werden gut genutzt. Alles, was mal ein Baum werden könnte, wird gnadenlos eingetopft. Dabei lohnt es immer wieder, mal einen Blick in den offenen Kompost zu werfen. Pfirsiche, Avocados und Datteln, davon habe ich jetzt ein paar junge Dinger. Aber auch Tomaten und Kartoffeln wuchern, ob man möchte oder nicht.
Zwischendurch machen wir ein paar Ausflüge mit dem Sprinterle. Jetzt keine mit Übernachtung, denn noch haben wir kaum was drin. Und gerade auch recht viel auf dem Grundstück zu tun. Aber mal bei Schlechtwetter was essen gehen, oder in die übernächste Stadt zum Einkaufen, sowas halt.
Endlich besuchen wir mal das Hinkelsteinefeld bei Castelo Branco (direkt neben dem Motodromo, falls da jemand hinwollen würde). Es gehört vermutlich (!!) einem Russen, der in der Stadt wohnt, und gerne Zeugs sammelt. Hier auf dem großen Feld ein paar Hektar voll mit aufgestellten, großen Steinen. Einen Kilometer weiter steht ein Feld mit roten Autos, dann mit schwarzen Autos, dann mit weißen Autos. Hunderte. Teilweise vermutlich sogar richtige Schätzchen, vom Lkw bis zum Oldtimer Sportwagen.
Ein anderer Ausflug führt uns ins Waldbrandgebiet an unserem Hausberg. Letzten Sommer, gerade als wir in Schweden rumdüddeln, brannte hier der Hang ab. Ein paar Kilometer von unserer Quinta entfernt, aber immer noch so nah, dass man es erschreckend gut in der Überwachungskamera gesehen hat.
Es ist ein Pinien-Forst, der hier abgefackelt ist. Man kann gut sehen, bis wohin es gebrannt hat: Bis dahin, wo sie mit dem fetten Bulldozer eine Schneise durch den Hang ziehen konnten. Ursache war der dörflichen Gerüchteküche zufolge ein Anwohner, der auf seinem Grundstück irgendwas mit der Flex gearbeitet und Funkenflug verursacht hat. Das aufflammende Feuer versuchte er noch auszutreten, was ihn wohl ins Krankenhaus gebracht hat. Schätze, rechtlich hat seine Fahrlässigkeit auch Folgen.
Andre nutzt diese Zeit und optimiert ein bisschen am Sprinter rum. Einerseits, damit er etwas offroadfähiger wird. Dann wäre es schön, wenn hier und da weniger klappert. Manchmal sind es die einfachen Dinge, wie das Neueinstellen der Schiebetüre.
Änderungen werden direkt getestet. So fahren wir zum Holzhändler und laden 3,50m lange Holzplanken durch, die mal zu einem Hochbeet verarbeitet werden sollen. Durchladen können, schon geil.
Dass die Fahrräder nicht so wirklich unters Bett passen ist hingegen nicht so geil, wussten wir ja aber irgendwie schon. Also machen wir sie hinten hochkant an die Hecktüre ran und finden irgendwann mal raus, wie die Rennaufsicht das so findet. Denn erlaubt ist sowas in Portugal ja nicht (auf einem Fahrzeug mit portugiesischem Kennzeichen!).
Mai.
Erst bekommen wir für ein paar Tage Besuch. Doch nicht nur deshalb bekomme ich nicht viel getan, das Wetter spielt uns auch mal wieder übel mit. Sogar eine Radtour zu Dritt fällt ins Wasser. Während die anderen beiden Streber natürlich eine Regenjacke eingepackt haben, halte ich das nicht für nötig – bin ja nur Gutwetterradlerin. Das Wetter kann mich mal. War ja klar, dass es mich erwischt hat.
Auch die neuen Räder werden nach und nach gepimpt. Also Andre pimpt. Und was ich bei ihm für gut befinde oder bei meinem baugleichen Radl für optimierungsfähig, das lasse ich dann machen. Er weiß ja meist schon wie es geht. Technisch bin ich natürlich total aufgeschmissen, sollte ich irgendwo alleine mit dem Fahrrad unterwegs sein und ein technisches Problem haben. Ich bekomme vielleicht noch neue Luft in die Reifen.
Wir fahren ja gerade ohne E-Bikes durch die Gegend, und sie haben jetzt auch endlich eine adäquate Fahrradklingel.
Eines kann man bei Radtouren im frühlingshaften Portugal auf jeden Fall lernen: Wirklich jede Obstbaumwiese hier ist nicht nur bewässert, sondern wird auch mit Roundup behandelt. Wir haben hier Plantagen mit Kirschen und Pfirsichen. Alles, was jetzt im Frühling braun ist, wurde garantiert mit Roundup behandelt. Also alles.
Leider auch die Plantage, von der wir uns gerne mal ein paar gelbe Pfirsiche mopsen, die sie nicht abgeerntet haben. Aber gut, das ist dann hier einfach der Standard.
Wir machen noch die eine oder andere kleinere Tour. Die Umstellung von E-Bike auf normales Mountainbike ist schon recht happig. Die E-Bikes haben hier ja schon ihre Berechtigung. Und so muss ich wirklich noch etwas trainieren, ehe der Spaß im Vordergrund einer Fahrradtour steht, und nicht die Anstrengung.
Da die Touren eher kurz sind, kommt Ziva auch mit – was sie toll findet. Okay, das Einsteigen in den Hänger findet sie nicht so cool. Muss sie aber, wenn es mal an der Straße mit den schnellen Autos entlang geht. Das ist dann wohl auch der Punkt, an dem die Portugiesen endgültig denken: die spinnen doch, die Deutschen. Fahren den Hund im Hänger spazieren.
Wir machen uns abreisefertig. Das Gewächshaus bekommt eine Bewässerung, so einiges wird aufgeräumt, und das/die/der Sprinterle wird eingeräumt. Mit einer Struktur, die ihresgleichen sucht: Das Steinhaus wird durchkämmt, und was man so alles im Sprinterle brauchen könnte, das wird in eine Tüte geschmissen und rausgetragen. So werden wir auf diese erste Reise an die Küste viele Regenjacken und Nagelscheren mit uns führen. Hundefutter oder Mülltüten hingegen sind mir beim Einpacken irgendwie nicht übern Weg gelaufen. Na egal, glücklicherweise gibt es in Portugal ein, zwei Supermärkte.
Mit dem Sprinterle an die Küste
Wollen wir mal schauen, was das Sprinterle kann. Wie oft wir uns den Kopf wo anstoßen werden, ob man in dieser Miniküche auch kochen kann, wie es sich in diesem kompakten Bett schläft.
Also Hunde durchzählen, und los geht’s.
Ich greife dem mal vor: Die Kopffreiheit ist echt gut. Zumindest, wenn man so ein laufender Meter ist wie ich. Das Kochen geht, ist aber schon sehr sportlich. Arbeitsfläche haben sie irgendwie vergessen. Gut, wir mögen Spaghetti mit Pesto ja ganz gerne. Im Bett schläft es sich grundsätzlich gut. Das Bad ist nichts für Klaustrophobiker. Man kann es aber auch positiv sehen: du kannst noch so besoffen oder bekifft abends ins Bad gehen, es wird dich garantiert nicht umhauen. Wohin solltest du auf dem knappen Quadratmeter auch fallen …
Die Hunde haben es in so einem Camper natürlich am Schwierigsten. Trotz den beiden neuen, super gemütlichen Hundebetten gibt es einfach keinen Platz für die Herrschaften. Kaum steht man von seinem Platz auf dauert es 3 Sekunden, und er ist mit einem Hund belegt. Es ist noch schlimmer als wie auf dem Sofa im Steinhaus.
Tag 1: Viseu
Unsere ersten Kilometer führen uns nach Norden. Also erstmal in nächste Städtle, zum Aldi des Vertrauens – denn dort bekommen wir noch eine Tüte Hundefutter, und etwas Backwaren zum Frühstück. Es ist bereits nach 12 Uhr, höchste Zeit also für ein Frühstück.
Weiter nach Norden fahrend kommen wir in ein Gewitter, das wir so noch nicht erlebt haben. Regen von einer Intensität, wirklich krass. Man sieht keine 10 Meter, und man muss höllisch aufpassen, dass Wasser und Wind einen nicht in die Leitplanken drücken. Keine zwei Stunden fahren wir heute noch, denn unser heutiges Ziel heißt Viseu.
Viseu ist eine größere Stadt, und irgendwie gibt es hier eine so große Auswahl an internationaler Küche, es ist ganz wunderbar. Diverse Japaner betreiben Sushi-Restaurants, und die örtliche Eisdiele gehört einem Italiener. Die Spaghettieis-Karte ist zwei Seiten lang, und das Sushi gibt es als Flatrate. Dazwischen liegt der kostenlose Wohnmobilstellplatz. Den wir aber nicht nutzen, denn allzu verkehrsgünstig gegelegene Stellplätze sind nicht unser Ding. Und außerdem ist er zu voll. Also parken wir nur, und fahren nach dem Fressgelage wieder aus der Stadt raus.
Hoch auf den Hügel mit dem Miradouro. Hier verbringen wir eine erste ruhige Nacht im Sprinterle.
Ah ja, da gibt es noch eine gruselige Story, von der ich aber eine Woche später erfahren habe: Eine Nacht zuvor hat hier oben wohl ein Deutscher in seinem Minicamper übernachtet – und hier verliert sich seine Spur. Laut dem Facebook-Aufruf seiner Schwester wollte er nach Deutschland fahren, man hat aber nichts mehr von ihm gehört – er ist wie vom Erdboden verschwunden. Ein paar weitere Tage später steht in der Zeitung, dass sein Camper und sein Fahrrad ausgebrannt im Wald gefunden wurde. Von ihm jedoch fehlt nach wie vor jede Spur. Das schaut nicht gut aus. Und bis heute, über einen Monat später, hat sich wohl auch nichts neues ergeben. Zumindest habe ich nichts im Internet gefunden.
Tag 2: Strand und Sand
Zwischen Viseu und dem Strand liegen ein paar Kilometer, und so legen wir einen Zwischenstopp ein. Ein Wasserfall, einer von vielen in der Region Centro. Gerade jetzt hat alles, was sich Wasserfall schimpfen darf, recht viel Wasser. Und nach den vielen Rinnsalen im Sommer wollen wir jetzt mal was ordentlich plätschern sehen.
Die Rechnung geht auf, Wasser hat es hier.
Die Anfahrt ist übrigens eher was für robustere Fahrzeuge. 4×4 braucht man nicht unbedingt, aber da die Wege in erster Linie Holzrückewege für die Eukalyptus Plantagen ringsum sind, kann etwas Robustheit nicht schaden.
Ziel dieses Ausflugs ist es, die Grenzen vom Sprinterle zu finden. Wie weit kommt er auf der Piste, vor allem, wenn diese immer weicher wird? Benötigen wir mittelfristig noch Sperren und breitere Reifen, oder können wir uns das sparen?
Gut, das müssen wir ja nicht heute herausfinden, wir haben ja ein paar Tage Zeit. So fahren wir heute einfach mal an unseren Lieblingsstrand.
Und sind so ein bisschen enttäuscht. Erstens haben sie ein Stück Wald abgeforstet – vermutlich nach einem Feuer, so traurig wie die restlichen Bäume aussehen. Zweitens haben die jungen Portugiesen ihr Projekt, hier eine vegane Strandbar zu bauen, wohl aufgegeben. Drittens ist das Internet kaputt. Gut, der Strand ist noch da, also drehen wir eine Runde. Ich packe meine Badelatschen wie immer am Ende des Holzsteges an die Seite, und wir gehen eine Runde durch den Sand.
Auf dem Weg zurück will ich meine Latschen wieder holen: sie sind weg! Das ist mir in 9 Jahren in Portugal jetzt aber auch noch nicht passiert. Um die Latschen ist es nicht schade, die waren ohnehin recht ungemütlich. Aber dass einer der Angler hier es nötig hat, 10 Euro Decathlon Plastiklatschen zu klauen … ist schon recht verwunderlich.
Okay, das war dann wohl nichts. Wir kennen hier noch einen Strand, fahren wir halt den an.
Und bevor wir den erreichen, sehen wir noch einen anderen, interessanten Weg, der wohl auch zum Strand führt. Den kennen wir ja noch nicht! Den versuchen wir doch direkt mal! Und schon fährt das Sprinterle in relativ weichem Sand.
Er ist nicht super weich, denn es hat auch hier gestern geregnet, und das nicht wenig. Und nasser Sand hat etwas mehr Grip. Aber, dafür haben wir noch volle Luft in den Reifen. Und trotzdem wühlt das Sprinterle sich da durch. Hier und da recht mühsam, aber er fährt – und das besser als gedacht.
Gut, der Weg endet im Busch, und da wollen wir uns nicht durchquetschen, das muss wirklich nicht sein. So drehen wir um und steuern unseren bekannten Strand an.
Bis auf ein paar Anglern ist nicht viel los, das Internet funktioniert, das Wetter ist immer noch super. Geht doch!
Tag 3: Strandtag.
Wir lungern rum. Andre wandert mit den Ziva etwas durch die Dünen, ich bin mehr am und im Sprinterle. Der Wind ist etwas frisch, aber es wird langsam, dieses Wetter.
Wir machen nichts besonderes, und so habe ich auch keine Fotos gemacht, die davon zeugen könnten, dass es nichts zu berichten gibt.
Tag 4: Strandwechsel mit Äktschneinlage
Jetzt wollen wir es wissen. Wir wollen gezielt ein Plätzchen ansteuern, das wir bereits kennen. Damals fanden wir das schon ziemlich geil, wohin man mit dem Laster so hinkommt. Mal schauen, ob der Mini-Mercedes das auch kann.
Erstmal begebe ich mich mit den Köters nochmals an den Strand, denn die nächsten Stunden werden sie vornehmlich im Auto verbringen.
Die Küstenstraße nach Figueira da Foz war vor ein paar Jahren noch eine schlaglochbesetzte Piste, nun ist die Straße frisch geteert.
Etwas langweiliger zu fahren, aber die Ausblicke sind immer noch fein.
Insbesondere, wenn man sich die Mühe macht, hoch auf den Miradouro zu fahren.
Dann geht es erstmals in die Stadt, was einkaufen. Der E.Leclerc, ein feiner, französischer Supermarkt, enttäuscht etwas. Mit französischen Leckereien ist er mager bestückt. Gut, dann eben noch zur VE. Das ist ja etwas, das nicht ganz optimal ist: nach vier Tagen hat die Autarkie ein Ende. Das Klo ist voll, das Abwasser demnächst auch, das Frischwasser hingegen fast leer. Aber gut, ist halt doch ein Wohnmobil von der Stange.
Ab geht es an den nächsten Strand. Nach einem Frühstück auf dem Strandparkplatz biegen wir ab auf die noch feste, aber schon leicht sandige Piste. Hier an der Küste gibt es lauter Forstwege. Und die sind gerade relativ gut befahrbar, denn die letzten Jahre haben sie damit verbracht, den Wald aufzuräumen. Nach dem großen Feuer im Oktober 2017 war hier nämlich nicht mehr viel Wald übrig. Es ist teilweise Nationalwald, aber ich denke größtenteils ist es einfach nur Forst, also Nutzwald.
Wir probieren uns etwas im weichen Sand, lediglich ein paar Büsche und Wurzeln, die spitz aus dem Sand ragen, halten uns auf. Wir wollen uns ja nicht gleich auf der ersten Tour die fettesten Kratzer einfahren und die Reifen flicken müssen. Kann man zwar machen, muss aber nicht sein. Kleinere Schleifspuren reichen für heute.
Wir steuern eine kleine Oase an. Eine Quelle, mitten in so einem Forstgebiet liegend. Mit fließend Wasser, irgendwelchen Wasserpflanzen, Feigenbäumen. Jemand kümmert sich hierum, mäht den Rasen, dekoriert mit Strandgut und pflanzt Sachen an.
Eigentlich wollen wir hier stehen bleiben, doch es gibt zweierlei Problemchen: erstens hat jemand einen großen Topf Spaghetti in den Busch gekippt. Vermutlich für einen Fuchs. Sie füttern hier Füchse, ich weiß nicht warum. Ziva findet Fuchsfutter lecker, und kommt schon schmatzend aus dem Busch. Und bekommt erstmal Hausarrest. Naja, und Internet gibt es auch keines. Also fahren wir noch ein Stück. Also doch wieder an den Strand.
Und ja, der eingelaufene Mercedes tut sich deutlich schwerer als der Laster, und das obwohl er 9 Tonnen leichter ist. Aber, er hatte nur einmal ernsthaftere Probleme, beim Queren einer tiefen Weichsandspur, bei der es auch noch etwas bergauf ging. Und wir hatten ja noch 2 Bar in den Reifen. Da geht ja auch noch was. Also ja, es fährt.
Und er fährt uns im Zweifel auch an Plätzchen, an die wir mit dem Laster nicht erreicht hätten – einfach, weil dieser zu groß gewesen wäre. Und wir halt immer noch nicht zu den Leuten gehören, die sich den Weg frei schneiden.
Hier waren wir aber auch schon mit dem Laster. Das Internet ist ein bissle blöd, aber dafür ist der Sonnenuntergang richtig nett.
Die Internetprobleme sind hausgemacht, denn wir haben die bessere Empfangstechnik zusammen mit dem Laster gekauft. Kommt auf die Liste.
Tag 6: Strandtag. Oder so.
Heute ist Feiertag, und so kann ich meine Buchhaltung ruhigen Gewissens um einen weiteren Tag verschieben. Na wenn ich was kann, dann das. Also lerne ich etwas Portugiesisch, ich schreibe am Blog weiter, und wir erweitern die Liste der Optimierungen. Ein 5G Router plus Antenne steht neuerdings ganz oben auf der Liste. Dann gibt es noch eine 10-Punkte-Liste, die gerade zu einer 20-Punkte-Liste mutiert. Es stehen Fragen im Raum. Der elendig laute Lüfter vom Kühlschrank, wo lüftet der eigentlich hin? Kann es wirklich sein, dass der die heiße Abluft vom Kühlschrank in das Fahrzeug bläst? Das sich mangels vorhandener Isolierung ohnehin schon mittags gnadenlos aufgeheizt hat, und das, obwohl wir noch nichtmal 30 Grad haben? Seit wann baut Hymer nochmal Wohnmobile?? Und dieser überteuerte Maxxfan Deckenlüfter, der tatsächlich noch lauter ist. Warum ist der eigentlich so unfassbar laut? Warum hat der so einen schrottigen Propeller drin?
Fragen, deren Antworten sich mangels Internet leider nicht ergoogeln lassen. Und da ich heute auch keine Lust zum Kochen habe, verbringen wir den heutigen Tag ein bisschen im Sand, und am Strand.
Versuchen dabei keinen Sonnenbrand zu bekommen. Ab und an liegen 1-2 Hunde unterm Auto.
Bis auf uns kommen nur ein paar Angler vorbei.
Sammeln etwas Strandgut als Deko für die nächste Außendusche auf der Quinta, und packen dann am Nachmittag zusammen. Wir sind hier an der Küste, und wenn es hier etwas gibt, dann sind es schicke Restaurants mit Meerblick.
Doch vorher müssen wir den Luftdruck wieder an die geteerte Straße anpassen. Das geht trotz Mini-Kompressor recht fix.
Praia da Vieira ist ein typisches Fischer- und Tourikaff. Also früher vermutlich mehr Fischerei, heute mehr Touristerei. Es gibt einen für Wohnmobile ausgewiesenen Parkplatz. Der ist heute nicht ideal, dann gleich auf der anderen Flussseite ist irgendeine Party. Und portugiesische Partymusik ist … gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man nüchtern ist. Also stellen wir uns ein Stück weiter nach vorne an die Flussmündung. Und warten hier – bei bestem Internet – bis die Restaurants am Abend aufmachen.
Und hier auch gleich noch ein Restauranttipp, der es auch in die nächste Ausgabe von „Roadtrip Portugal“ schaffen wird: LISMAR.
Berühmt für seinen „Arroz de Merisco“, also Meeresfrüchtereis, hier mit Fisch und Langustinen. Zum Reinlegen. Sogar Andre hat es gut geschmeckt, und er ist sonst nicht so der Meeresgetier Fan. Aber, den Topf gab es nur für 2 Personen, da musste er jetzt halt durch. Dazu eine Sangria mit Sekt und roten Früchten, und als Nachspeise ein portugiesischer Klassiker, mein Lieblingsnachtisch, der „Bolo de Bolacha“.
Den Strand entlang gehen wir zurück zum Sprinterle. Nicht, ohne dass ich mich – so richtig tourilike – beim Fotografieren aufmaule. Irgendein Depp hat da eine Stufe in den Holzsteg eingebaut! Wer macht denn sowas! Andre hat sie auch nicht gesehen und konnte sich noch abfangen, mir hat es gut Haut vom Schienbein gezogen. Ganz toll.
Für die Nacht bleiben wir einfach so stehen wie wir stehen – angesichts des Sangrias ist das wohl auch besser so. Wirklich ruhig war sie nicht, denn es kamen immer wieder Angler vorbei gefahren.
Tag 7: wieder zurück
Die Nacht war nicht ganz so ruhig wie erhofft, denn die ganze Nacht über fährt immer wieder mal ein Angler an uns vorbei und vor an die Flussmündung. Anfängerfehler, wir haben falsch herum eingeparkt.
Erster Stopp: Shopping. Wir fahren zu einem Retail-Center nahe Coimbra. Retail-Center, das sind so Ansammlungen von Ketten. Und hier gibt es eine, die alle Einrichtungs- und Haushaltswaren Läden vereint. Sehr praktisch, denn wir brauchen noch etwas Ordnungssysteme für den Sprinter. Irgendwelche Kistchen oder so. Na bei fünf Läden an einem Fleck, da könnte sich doch was finden?
Naja, so richtig finden wir zwar nichts. Sind aber dennoch nicht bereit, diese überteuerten Van-Produkte zu kaufen. Da gibt es fancy Magnete und Taschen und Zeugs, für hunderte von Euros. Total irre.
Eigentlich wollten wir noch ein paar Second Hand Laden besuchen, doch irgendwie haben wir weder große Lust darauf, noch viel Platz im Sprinterle. Denn das Strandgut aus Styropor und Plastik ist schon ein bissle sperrig. Also fahren wir nach Hause. Was mit dem Laster früher echt mühsam gewesen wäre, so „kurz mal“ 200 Kilometer runter zu rocken, das geht mit dem Sprinter ganz fix und entspannt. Okay, wir fahren auch einfach nur Autobahn.
Inzwischen hat die Benzdose auch ein neues Soundsystem verbaut, seitdem hört man auch das Radio. Bisher haben wir nie portugiesisches Radio gehört, wann auch. Nun stellen wir fest, dass – egal, wie oft man am Radiocenter rumspielt – überall nur Schnulzen laufen. Früher oder später spielen sie diese typische seichte Popmusik.
Mit dem halbwegs kompakten Mercedescamper fahren wir noch nach Castelo Branco rein, denn langsam wird es Zeit für‘s Mittagessen. Auch so ein Vorteil der Sternbüchse: man kann halbwegs gedankenlos in eine portugiesische Stadt reinfahren. Heute gibt es ungefähr 10.000 Kalorien zu Mittag. Also ehrlich, hätte ich geahnt, dass die gleich einen ganzen Kilo Eisbecher da rankarren, ich hätte ne Kinderportion bestellt.
Ich gehe noch ein bisschen einkaufen, während das restliche Rudel auf dem Parkplatz im Schatten wartet. Die Shoppingmall hat letztens ihre Parkplätze komplett beschattet, mit Solarmodulen. Und tatsächlich in einer Höhe, die auch für den Sprinter was taugt. Wahrscheinlich hätten wir da sogar mit dem Laster drunter gepasst.
Wir sind zurück, und es ist Mitte Mai. Ziva muss erstmal etwas Schlaf nachholen.
Und ich fange schonmal mit dem nächsten Blogartikel an, der sich mit den nächsten 6 Wochen, mit dem zweiten Teil des Frühlings befasst.
Fortsetzung folgt also.