Nachdem wir den „kleinen Sandkasten“ Erg Chebbi nach fast zwei Wochen verlassen, kann es nur ein Ziel geben: Erg Chegaga, den „großen Sandkasten“. Auf dem Weg dorthin liegen ein paar Kilometer – und Zagora.


Ein paar Kilometer.

Wir fahren aus dem Erg Chebbi raus und lassen erst mal wieder Luft in die Reifen.

Das dauert, und so kann ich mir erstmal einen Kaffee rauslassen. Links von uns ein Lost Place. Eine Kasbah, die verfällt, oder die nie fertig gebaut wurde. Rechts von uns eine Reitschule für Dromedare. Gerade werden Jungtiere eingeritten.

Fertig, weiter geht’s. Es sind um die 250 Kilometer bis Zagora. Eine Strecke, die wir normalerweise auf mindestens zwei Tage aufteilen. In Portugal können das auch schonmal fünf oder mehr Fahrtage sein, so viel gibt es unterwegs zu sehen. Heute aber reicht uns ein einziger Fahrtag.

Denn zwischen Rissani und Zagora gibt es: nichts. Okay, es gibt ein Kaff, ich glaube es hieß Alnif. Da kann auch gut was los sein. Heute aber ist Freitag, und somit tote Hose. Grundsätzlich haben heute kaum die Läden offen, fast alles ist zu. Die Kinder sind scheinbar auch nicht in der Schule und springen auf der Straße rum. Die Mädchen winken, die Jungs krakelen rum. Nicht immer, aber meistens.

Ansonsten gibt es hier aber wirklich nichts. Außer Steine. Große Steine, kleine Steine, vor allem schwarze Steine. Zwischendurch ein paar Verkaufsstellen für Steine. Also für Versteinerungen. Wer Steine mag, wird hier sein Glück auf Erden finden. Wir mögen Sand, also fahren wir durch. Unterwegs kommen aber durchaus ein paar nette Bilder zustande:


Zagora, die Dritte.

Zagora ist ein nettes Städtchen mit wunderbarer Infrastruktur. Der ultimative Versorgungsstopp und Treffpunkt für Reisende mit Allrad am Fahrzeug. Hier werden Kühlschränke neu gefüllt und Blessuren am Auto behoben. Die Dichte an Werkstätten für 4×4 ist in Zagora enorm. Wer bereits einmal hier war, kennt das: Kilometer vor der Stadt steht ein Jeep, gibt die Lichthupe und will dich zum Anhalten überreden. Wer das noch nicht kennt, man das vielleicht auch. Um festzustellen, dass der junge Mann gar keine Hilfe braucht, sondern auf Kundenfang ist.

Wenn man nun so einen Laster hat wie wir, dann bekommt man eine persönliche Eskorte bis in die Stadt, auch wenn man die Nummer bereits kennt und nicht anhält. Er fährt einfach mal hinterher. Am erstbesten Kreisverkehr fahren wir dann mal ein paar Runden extra, bis er es aufgibt und rausfährt. Wie wir später auf dem Campingplatz erfahren, sind wir nicht die Ersten mit dieser Idee, die Nachbarn mit Allradlaster haben das auch schon so gemacht.

So checken wir am späten Nachmittag auf dem Camping ein, bestellen erst einmal eine Tajine mit Lieferung ans Wohnmobil für den Abend und verbringen diesen dann auch Tajine essend bei Team Rossi.

Wir sind jetzt das dritte Mal hier auf dem Campingplatz. Und so voll wie jetzt war er wirklich noch nie. Viele Allrad-Lkws, aber auch einiges an „normalen“ Wohnmobilen.

Andre kann sich da wunderbar über technischen Lasterkram unterhalten. Ich beobachte ein bisschen, ganz so meines ist das ja nicht. Zumal hier einfach zu viele Allradlaster auf einem Haufen sind. Der eine lässt seinen Laster laufen, um das Führerhaus mit Druckluft auszublasen, der andere muss zwischendurch mal umparken, um das Quad auszuladen (also das waren dann wohl wir). Der Platzchef muss schlichten, weil sich welche nicht einig sind, wer die Waschmaschine eher benutzen darf. Die vielen Hunde an der Leine, das zwickt auch schonmal. Morgens um 6:20 Uhr fangen die Muezzins an. Es sind hier übrigens drei. Gefolgt von Hahnengekrähe, und der örtliche Esel hier hört sich auch wieder an wie eine kaputte Eimerkette. Dann nochmal die Muezzins, ehe der normale Alltags-Stadtlärm losgeht.

Ein Grund, warum wir hier sind: Das Quad braucht einen Ölwechsel, und ein paar andere Kleinigkeiten. Der hiesige Mechaniker erkennt Andre auch direkt wieder. War das jetzt Achmed Schachbrett oder Abdul Klappstuhl? Ich weiß es nicht, aber sie arbeiten für die gleiche Werkstatt. Und nein, kein Rassismus unsererseits, mit diesen Eselsbrücken sind sie selbst angekommen. Na auf jeden Fall haben die Herren gerade wohl besseres zu tun, für einen Ölwechsel bleibt keine Zeit. So fahren wir nach zwei Nächten ohne diesen weiter.

Ehe es in den großen Sandkasten geht, müssen wir unbedingt was einkaufen.

Wir suchen uns alles rund um die Markthalle zusammen. Fleisch gibt es bei dem Metzger, an dem die marokkanischen Frauen anstehen. Milch ein paar Minimärkte weiter, und der Nächste hat das gute Berberbrot und eingelegte Oliven.

Heute ist Souk-Tag. Der Wochenmarkt außerhalb der Stadt ist eine gute Gelegenheit, um Obst und Gemüse zu kaufen.

Und Schlafanzüge.

Und auf der Fahrt nach M’hamid steuern wir noch einen kleinen Supermarkt an, der gut sortiert ist, und vor dem man gut parken kann.

Also nein, noch vermisse ich Lidl und Co. nicht. Es gibt hier alles, man muss nur wissen wo. Okay, es erleichtert die Sache ungemein, wenn man weiß, was man hier nicht bekommt. Unsere Nachbarn waren weniger erfolgreich, bei ihrer Suche nach Kaffeefiltern. Manche Sachen hat man hier einfach nicht.


M’hamid und die zweitbeste Düne

Es sind ungefähr 95 Kilometer bis M’hamid, das Städtchen am Rande des Sandkastens. Wer sucht, findet hier zahlreiche Campingplätze – im Palmenhain oder an der Sanddüne, alles ist möglich, auch ohne Allrad. Wir wollen in das Dünenfeld hinter dem Ort, das wir bereits gut kennen. Und finden auch wieder in Plätzchen, das uns zusagt: Flache Dünen, weicher Sand und gutes Internet.

Hier bleiben wir ein paar Tage, vielleicht auch ein paar Tage mehr. Und kurieren uns erst einmal was aus. Diese Zivilisation, die ist ansteckend, und wir können richtig fühlen, wie unser Immunsystem am Kämpfen ist.

Nun hat es hier gerade mehr Allradviecher als Mücken in der Wüste, und so bleiben wir natürlich nicht lange alleine. Zufällig findet uns hier keiner, denn man sieht uns von der Piste aus nicht. So empfangen wir einige geladene Gäste.

„Holle und seine Holde“ kommen mit ihrem MB 1617 und bleiben für zwei Nächte. Es gibt nette Unterhaltungen, Gulasch und die letzten Rotweinreserven am Lagerfeuer. Was es hier wirklich im Überfluss hat (außer Sand), ist Feuerholz. Das ist praktisch, aber auch ein bisschen schade. Der Wassermangel ist offenkundig, Büsche stecken vertrocknet und wurzellos im Sand.

Weitere Mercedesse kommen uns für eine Kaffeepause besuchen. Seitdem haben wir eine neue Kaffeetasse.

Lauter alte Mercedesse. Wir brauchen nicht zu irgendwelchen Allrad-Ausbau-Treffen fahren, wir machen einfach unsere eigenen Conventions 😉

Sie wollen die Runde fahren, die auch wir im Visier haben – amanha oder so. Wir warten noch auf Philipp, der woanders rumtrödelt. Was wir super finden, denn dann können wir hier noch ein paar Tage rumtrödeln.

Und schau an, kaum ist der 1617 weg, kommt der G90 auch schon angefahren. Somit wäre die Spätzleskarawane wieder vollzählig, und wir können los!

Wir machen freilich noch ein, zwei Tage Pause. Müssen uns ja erst noch von den ganzen Besuchern erholen. Außerdem hat Ziva ihre Grabungsarbeiten noch nicht vollendet.



Erg Zaher – Sandkasten mit Löwendüne

Hier in der Wüste planen wir in 1-Wochen-Etappen. Eine Woche lang muss das Essen im Kühlschrank reichen. Man könnte freilich auch zwei Wochen überleben, doch ist frisches Obst schon ganz nett.

Also fahren wir erst einmal nach M’hamid rein, einen Versorgungsstopp machen.

Shoppen so lebensnotwendige Dinge wie Kekse für den Nachmittagskaffee oder die Mango für das Früchtecurry. Naja, und eben auch anderes Zeugs. Eine 10-Kilo-Tasche mit Obst und Gemüse kostet übrigens 99 Dirham, also ungefähr 9€.

Und das ist auch nur so teuer, weil nebst der Mango auch einige Avocados mit dabei sind – sonst wäre die Tüte nur halb so teuer. Auch das finde ich recht sympathisch hier: die Preise sind günstiger als anderswo, wo die Touristen selbst beim Wasser kaufen abgezockt werden. Hier gibt es keine Anstalten – zumindest sind die Preise ganz Okay dafür, dass wir hier am Ende der Welt sind.

M’hamid lebt ebenso wie Zagora vornehmlich vom Tourismus. Hier ist der Allrad-Tourismus etwas prominenter, normale Wohnmobile sieht man nur noch wenige. So sind die Einheimischen fast mehr am Quad interessiert als an den beiden Allradlastern. Und, naja, nach einer halben Stunde einkaufen habe ich zwei neue Telefonnummern, eine Einladung zum Teetrinken und eine zum Kindermachen. Ich lehne dankend ab mit dem Hinweis darauf, dass er sich mich vermutlich nicht leisten kann. Ja, da musste er kurz drüber nachdenken.

Wir tanken das Quad nochmal voll. Die Zapfsäule mit Rollen dran ist echt knuffig. Manchmal funktioniert sie sogar. Ansonsten gibt es den Sprit aus PET-Flaschen.

Dann geht das endlich mal los hier!

Tag 1: ein lustiges Sandstürmchen

Die erste markante Etappe ist eine riesige Palmenoase.


Schön, aber auch wieder traurig. Man sieht, wie die ganzen Häuser verlassen sind, dass der Palmenwald nicht mehr bewirtschaftet wird. Wassermangel. Viele Palmen sind schon durch, andere werden es sicherlich nicht mehr lange machen. Auch hinter der Palmerie sehen wir noch die alten Strukturen der Gemüsefelder, die aufgegeben wurden.
Hier auf YouTube gibt es eine sehr interessante 5-Minuten-Doku, gedreht in und um M’hamid.

Mal abgesehen davon, dass es hier bereits länger nicht mehr geregnet hat und der Klimawandel unübersehbar wird: Wir befinden uns am Oued Draa. Der Fluss Draa entspringt im Hohen Atlas und fließt bei TanTan in den Atlantik. Also wenn denn noch Wasser fließen würde. Selbst, wenn es im Hohen Atlas regnet, kommt hier unten garantiert nichts mehr an, denn sie haben weiter im Norden bei Ouazarzate einen Stausee gebaut. Krass, wie viele hunderte Kilometer jetzt trocken liegen. Für was? Damit die Touris Wasser haben? Warum wird das in der Doku der ARD mit keinem Wort erwähnt? Bin ich da auf dem falschen Dampfer, oder wird sowas nicht erwähnt, weil es eine Kritik am König darstellen würde? Also wenn da jemand mehr weiß, ich wäre interessiert.

Nach der Oase wird es karger, es hat keine Palmen mehr, nur Büsche. Auch die sehen recht traurig aus, vertrocknete Wurzelstöcke schauen aus dem Boden raus. Teilweise sind das auch vier Meter hohe Haufen, den Sand drumherum hat es weggeweht. Grün ist nicht mehr viel von.

Die Piste ist mal sandiger, mal lehmiger. Steine hat es freundlicherweise keine. Der Lehm ist aber fast so hart.

Der Wind wird mehr, und er führt jede Menge Sand mit sich. Der bewegt sich primär über dem Boden, geht also. Wenn man kein tiefer gelegter Hund ist. Die Pinkelpause für die Hunde fällt dementsprechend kurz aus, die Herrschaften begeben sich freiwillig wieder nach drinnen.

Es wird düniger, und wir beschließen, uns ein schönes Plätzchen zu suchen. Dabei muss man sagen, Quad fahren geht relativ gut, dank dem Berber-Tourban, den ich mir um den Kopf gewickelt habe. Funktioniert erstaunlich gut. Andre hat da im Laster schon mehr Probleme: Wenn die Sonne scheint, wird es da drin elendig heiß. Die Fenster sind alt, haben kein Thermobeschichtungsdingens. Fenster aufmachen wäre die Lösung, aber das knirscht dann so zwischen den Zähnen …

Feierabend ist um 14 Uhr. Reicht auch, wir sind ja schon um 10 Uhr los und waren einkaufen. Andre geht noch eine Runde quaddeln, nachdem er die Richtantenne ausgerichtet hat. Wir sind rund 20 Kilometer vom Funkmasten in M’hamid entfernt, haben aber noch brauchbaren Empfang.

Am Abend gibt es „Carbonara à la Philipp“.


Tag 2: Erg Zaher

Heute wollen wir zur Löwendüne. Sie ist der größte Sandhaufen in der Mini-Wüste namens „Erg Zaher“. Die Löwendüne ist kein Geheimtipp, denn die Pistenkuh hat einen Track in seinem Marokko Offroadführer. Entsprechend einfach ist es für mich beim Vorausfahren, den Spuren der Mercedes-Reisegruppe hinterher zu fahren, die sind hier ja erst vor ein paar Tagen durch.

Die Piste ist nett zu fahren – es gibt ein paar sandige Abschnitte, ein paar Sandverwehungen, ansonsten Lehmpiste. Unterwegs trifft man nicht viel, ich denke es war ein Pickup und zweimal Marokkaner mit Kamelen.

Wir schauen erst links von den hohen Dünen, wo auch der Pistenkuh-Track eine Übernachtung vorschlägt. Nein, hier kommen wir nicht an die Löwendüne ran. Hier hat es zwar auch hübsche Dünen, perfekt zum Quaddeln, aber zu heftig für den Laster. Und selbst mit dem Quad sind die recht abenteuerlich, denn nach Westen fallen sie steil bergab.

Also fahren wir den großen Sandhaufen von Norden an – und siehe da, es tut sich sowas wie ein Weg auf. Quasi eine Dünenautobahn.

Super, hier bleiben wir. Feierabend ist also um 12 Uhr, nach 20 Kilometern.

So haben wir noch etwas Zeit zum Fotografieren, und Ziva kann ihren Allrad auspacken.

Heute gibt es Tajine mit Rindfleisch und Pfannenbrot.


Tag 3: Mission Spritzlappen

Vor drei Jahren um diese Zeit waren wir zuletzt hier unten, und da haben wir was verloren: den Spritzlappen. Das ist so ein Gummilumpen der am Rad hängt. Andre weiß noch, wo wir ihn noch hatten, und durchsucht alte Videos und Fotos nach dem möglichen Verlustort. Und siehe da, es ist sogar auf einem Video drauf, wie er vom Fahrzeug runter gezogen wird und komplett im Sand verschwindet. Da müssen wir nochmal hin, das ist unserer! Der Schwabe lässt sowas doch nicht einfach in der Wüste liegen …

Aber noch sind wir in der falschen Wüste, im Erg Zaher. Und die Mission Spritzlappen führt uns an das Ende der anderen Wüste, den Erg Chegaga. Die letzten Dünen vor dem Lac Iriki, ein (zumeist) ausgetrockneter See, sind unser Ziel. Das ergibt eine Tagesetappe von ungefähr 60 Kilometern. Das ist viel, da werden wir heute wohl gleich mehrere Kaffeepausen einlegen.

Die Piste beginnt mit schönen Aussichten.

Sie geht spaßig weiter, durch das Oued Draa. Und bleibt interessant, es gibt ein paar Ruinen anzugucken. Ja, man hätte da jetzt noch paar Bilder von machen können. Aber weiter unten gibt es ein Video von der ganzen Tour.

Dann wird es immer weniger sandiger, umso näher wir dem Erg Chegaga kommen. Die Piste wird immer ruppiger. Zeit für eine Kaffeepause. Ziva nutzt diese für eine gründliche Busch-Inspektion. Der Energieüberschuss ist jetzt schon enorm. Sie ist jetzt auch schon wieder gut im Training. Schöner Mist.

Weiter geht es mit der Südumrundung des Erg Chegaga. Die Piste ist mal mehr, mal weniger Scheiße. Weniger, wenn es ein paar Sandverwehungen hat. Mehr, wenn es einfach nur ruppelt.

Zu sehen gibt es unterwegs nicht sehr viel.

Es kommt uns auch keiner entgegen. Die anderen wissen wohl schon, dass die Piste etwas staubig ist.

Gut, hier unten gibt es auch keine Camps, was wollen die Leute also hier.

Aber, wir haben es geschafft, und haben die schönen Dünen vom letzten Mal wieder gefunden.

Interessant zu sehen, wie sich „unser“ Dünental verändert haben. Naja, kein Wunder, bei dem Wind, der hier dauernd weht. Der auch ständig den Sand neu anordnet. Das war letzte Nacht bereits so, dass die Fahrspuren der Laster und des Quads am nächsten Morgen schon nicht mehr sichtbar waren. So wundert es kaum, dass die Dünen hier allesamt anders aussehen als vor drei Jahren.

Heute gab es Reis mit Gemüse-Tomatensauce zum Abendessen. Ich hätte ja wirklich mal gerne Spätzle gemacht, für die schwäbische Truppe hier, aber irgendwie fehlt für die „Kässpätzle“ der Käse, und für die „Spätzle mit Soß“ fehlt das Schnitzel.


Tag 4: Pause mit Quaddeln

Beginnen wir mit der „Mission Spritzlappen“. Die Videoanalyse ergibt die Düne, in der das gute Stück vergraben liegen sollte. Und dank dem metallischen Befestigungsnupsie sollte es mit dem Metalldetektor doch zu finden sein. So stellt sich Andre diese Mission vor. Ich zweifle etwas, aber ich muss ja auch nicht morgens um 8 mit dem Metalldetektor in der 10 Meter hohen Düne rumwühlen. Andre hat wohl selbst auch Zweifel, und nimmt Ziva in den Suchtrupp mit auf. Sie kann super buddeln. Lange Rede kurzer Sinn: die Mission Spritzlappen ist fehlgeschlagen. Das Dingens liegt wahrscheinlich 5 Meter tief im Sand.

Zeit also, zu den angenehmen Dingen des Tages zu kommen: dem Quaddeln. Wir haben hier einige ausgezeichnete Dünen: unbefahren, nicht zu groß. Da kann man schon die eine oder andere Runde drehen. Dünensurfen vom Feinsten.

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Okay, allzu viele Runden mit dem Babykamel werden es dann doch nicht. Denn erstens weht dieser bereits erwähnte Wind, und zweitens hätten wir zwei Ersatzkanister Benzin mitnehmen sollen. Ich fürchte, das Motorkamel fährt seine letzten Kilometer in der Wüste nicht mit eigener Kraft.

Heute gibt’s: Gemüseeintopf aus dem grünen Kamel.


Tag 5: der Pistenplatz

Man kann auf einer Piste und irgendeinem Track hinterherfahren, oder einfach querfeldein. Wir wählen den Mittelweg, und folgen ein paar Spuren. Das machen wir hier auch nur, weil es nichts gibt, was man platt fahren könnte. Das Grünzeugs hier hat es längst hinter sich und man muss nur etwas aufpassen, dass kein fieser Zahnstocher im Reifen steckt.

Doch erst einmal eine kleine Laberpause, den nahe gelegenen Unimog haben wir gestern bereits kennengelernt.

Die Jungs nutzen die Sandverwehungen, um das Dünenhoppeln zu trainieren, siehe Video in nachfolndem Twitterpost:


Bei einer Tagesetappe von 20 Kilometern muss man schauen, wo man bleibt. Also kommt heute nach einer halben Stunde Fahrt die Kaffeepause.

Dabei geht das Kleinchen direkt mal wieder verloren. Sie ist jetzt wieder voll drauf, vom Wüstenvirus befallen. Ihre Kreise werden mit jeder Runde größer, und so hört sie unser Pfeifen nicht, als wir wieder loswollen. Also fahre ich mit dem Quad Kreise. Und plötzlich steht sie direkt neben mir. Brauner Hund in brauner Wüste, ist halt suboptimal.

Bei der Nummer gehen dann auch noch meine Handschuhe drauf, die ich ausgezogen und auf dem Tank habe liegen lassen. Die sind wohl davongeflogen. Na super. Eigentlich waren wir ja auch hier, um unseren Müll von vor drei Jahren wieder einzusammeln. Läuft.

Aber der Fahrtag war lustig. Wir treffen auf die Nordumfahrung des Erg Chegaga, eine schöne, sandige Piste. Besonders lustig wird die, wenn man im Quad den Allrad ausschaltet. Ist wie Skifahren. Man hält den Lenker fest, drückt das Gas durch und hofft, dass das Ding schon irgendwie geradeaus fährt und dass die nächste Bodenwelle nicht zu dolle ist 😀

Wir parken auf einem altbekannten Platz ein – auch hier sind wir bereits vor drei Jahren gestanden, für mehrere Tage.

Hier kann Andre auch endlich mal den Spaten ausgraben und etwas buddeln.

Okay, zugegeben, wir haben es immer noch nicht geschafft uns ordentlich festzufahren. Er buddelt nur, damit wir gerade stehen.

Zum Abendessen gibt es Tajine mit Pfannenbrot.

Zum Nachtisch hat sich ein Kautz angeboten. Wir sehen ihn in der Abenddämmerung daher fliegen. Erst macht es zwei große Rummse auf dem Dach, dann ist ruhig. Andre schaut nach: Zwei Einschläge auf den Solarmodulen, zum Glück ohne Schaden. Und ein Kautz, der eine Düne weiter sitzt und sich vermutlich fragt, was da gerade passiert ist. Immerhin, er sitzt und liegt nicht mit gebrochenem Flügel rum, das ist ja schonmal was. Schlau ist er nicht, aber robust.


Tag 6: Pausetag

Habe ich eigentlich bereits erwähnt, dass wir während der gesamten Tour passables Internet haben? Also LTE. Das liegt an der Fähigkeit der Marokkaner, Funkmasten sinnvoll aufzustellen. Es sind vermutlich auch nur 2 Funkmasten mit mindestens 40 Kilometer Abstand, die hier alles ausleuchten. Gut, zugegeben, das wäre im Schwarzwald eher schwierig zu realisieren, aber hier ist eigentlich alles auf einer Ebene.

Wir nutzen das Internet und fahren heute nicht, arbeiten dafür etwas. Da fällt auf, dass hier echt viele Offroader unterwegs sind. Vor allem diese SideBySide Fahrzeuge. Wer die nicht kennt: wie große Quads, nur mit Überrollbügel. Akustisch wie Rasenmäher auf Speed. Und wenn sie im Minutentakt durchrauschen, durchaus etwas nervig. Aber gut, wir wollen hier ja nicht anwachsen. Und nach zwei Stunden sind die Rasenmäher auch alle durch. Der Hubschrauber schaut nochmal über die Piste, dann ist Ruhe.

Wir schauen, dass wir die Runde langsam fertig machen, denn unsere Ressourcen werden langsam knapp: das Wasser geht nach 2 Wochen aus, was nachdenklich macht, denn eigentlich sollte es noch eine weitere Woche halten. Verbrauchen wir so viel? Obst und Gemüse laufen nach 1 Woche leer, und wir hätten echt einen zweiten Kanister Benzin für das Quad mitnehmen sollen.

Was einfach nicht leer läuft, ist das Internet. Denn wir haben tatsächlich eine Flatrate – vermutlich, weil die nette Dame im Telecom-Laden was falsch angehakelt hat, können wir nachladen, ohne zu zahlen. Das ist schon ziemlich geil.


Tag 7: Nordumrundung

Wir sind wieder auf dem Rückweg nach M’hamid, und wir befinden uns bereits auf der Nordseite der Wüste Erg Chegaga. Im Norden der größten Sandwüste Marokkos gibt es mehrere Pisten. Wir wählen eine etwas sandigere, denn die ruppige Piste macht keinen Spaß.

Nach ein paar Kilometern Sandpistenreiterei kommen wir auf eine Ebene. Hier mal ein Bild, das vor ziemlich genau drei Jahren entstanden ist:

Und das ist der traurige Stand heute:


Auch sonst haben wir bis jetzt viel weniger Dromedare und Esel rumlaufen sehen. Das Grünzeugs hier sieht aus, als wäre es bald durch und ich habe in alle Brunnen reingeschaut, die meisten von ihnen waren trocken.

Generell ist alles recht trocken und vertrocknet. Zwischendurch fahren wir durch Dünenfelder mit vertrockneten Büschen. Diese Gummibaum-Pflanzen haben recht wenig Blättern, sind längst nicht mehr der grüne Gegenpol zu den großen, braunen Sandhaufen.

Dabei hat es hier zwischendurch mal geregnet: im November 2021 gab es in dem Bachbett, durch das wir fahren, wozu auch das Rucolafeld gehört, wohl eine Springflut – und zumindest für ein paar Tage stand das Wasser. Aber das war wohl nicht von langer Dauer, und somit auch nicht besonders nachhaltig.


Zurück zu unserer Tagesetappe: Sandpiste, Ex-Rucolafeld, nächste Piste, mal mehr, mal weniger sandig … Zwischendurch machen wir eine Kaffeepause und beschließen, die hohen Dünen am Horizont anzusteuern. Ist ja auch schon wieder nach Mittag, man will es ja nicht übertreiben.

Die Übernachtungsplatzsuche ist äußerst erfolgreich, von der Optik her einer der schönsten Plätze.

Nur haben wir hier das erste Mal kein Internet.

Zum Abendessen gibt es Gemüsetajine vom Nachbarn.


Tag 8: zurück in M’hamid

Noch 30 Kilometer bis zur Zivilisation. Einerseits freut man sich auf deren Vorzüge, andererseits aber ist es hier schon schön.

Zwischen uns und M’hamid liegen ein paar harte Pisten und sandige Abschnitte. Ich reite mit dem Quad vor, gebe Gas und mach dann ein Päuschen – bis das Dröhnen von Eiwola die Herren ankündigt. Das gelbe Kamel ist nicht zu überhören.

Ein bisschen lustig finde ich es ja schon: da malen sie ihre Allradlaster alle in Tarnfarben an – von sandfarben bis mausgrau – dabei hört man die Teile längst, bevor sie gesehen werden.

Wie auch immer, wir sind zurück im Dorf. Gehen ein paar Kleinigkeiten einkaufen und fahren direkt weiter ins nächste Dorf. Da gibt es ein Hotel, eine Kasbah mit Campingplatz hinten dran. Okay, solche Etablissements gibt es viele. Das Grüne Kamel war 2014 bereits einmal im „Carrefour de Nomads“, und hat es positiv in Erinnerung.

Hier bleiben wir zwei Nächte stehen: heiß duschen, Wäsche waschen, und gleich an beiden Abenden essen wir im Restaurant eine wirklich gute Tajine. Mit Salat, Rotwein, Tee, Nachtischkeksen. Wir müssen weder kochen noch abspülen, nur bezahlen. Und zum Frühstück gibt es Crepes ans Wohnmobil geliefert. Feine Sache, diese Zivilisation. Kapitalismus ist auch nett, vor allem wenn man es sich leisten kann.

Die Hunde kann man hier laufen lassen, die Nachbarsdackel haben da nichts dagegen. Ich schneide mein Video von der Tour fertig, und lade es auf Youtube hoch. Filmmaterial von 200 Kilometern möchten ausgewertet, geschnitten und mit Musik hinterlegt werden. Ich bin definitiv aus der Übung, es dauert ewig, aber es ist trotzdem sowas wie ein Film draus geworden:


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Im Hotel hängt eine Karte an der Wand. Ich wollte ja grob einzeichnen, wo wir die letzten 7 Tage überall waren, aber das hat die schöne Karte verhunzt.

Nach zwei Tagen geht es weiter. Wir fahren zurück nach M’hamid und machen Versorgungsgänge: Erst geht es auf den wöchentlichen Souk, Obst und Gemüse besorgen.

Der hat jedoch nicht auf uns Langschläfer gewartet, und ist fast schon wieder fertig. Etwas Obst und ein paar Leckereien stauben wir aber trotzdem noch ab.

Also weiter in den Ort, zu unserem bevorzugten Obst- und Gemüsehändler.

Ja, hier wird man schonmal von einem Eselskarren eingeparkt.

Dann noch zum Supermarkt, und zum Quad tanken.

Und, was machen wir dann? Richtig, wir suchen uns einen schönen Platz in den Dünen. Und hier bleiben wir erst einmal ein Weilchen, denn es gilt, etwas Arbeit nachzuholen.


Ach ja, wer jetzt denkt, wir würden mit dem schnuckeligen 12-Tonner wie wild durch die Wüste rocken:

Diese zwei Knochen liegen zu Beginn der Tour auf dem Staukasten neben der Treppe. Einfach lose obendrauf. Hat jemand da drauf gelegt, damit sich keine Hunde darum kloppen. 200 Kilometer später liegt immer noch einer der beiden Knochen da. So wild kann es also nicht zugegangen sein.

So, fertig. Hier bitte noch liken, kommentieren, hofieren, danke.

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