Nach Wochen im Sand ist es nun soweit: Wir müssen auch mal wieder weiter. Okay, eigentlich wollen wir das auch – denn irgendwann bekommt man doch den Wüstenkoller, und der Wunsch nach blauem Meer, grüner Wiese und einem Dönerteller wird einfach zu groß.


Letzte Dünenvibes

Luftlinie sind es nur wenige Kilometer von M’hamid entfernt. Und ja, man könnte Luftlinie fahren, aber auch hier in der Sandwüste hat es Büsche und Bäume, und die muss man ja nicht umnieten. Also fahren wir schön außenrum und durch das Bachbett. Das so trocken ist wie alle Bachbetten hier in der Gegend, aber durchaus etwas grün.

Wir kommen an unserem Dünencamp an, parken ein, und schwupps, steht ein Marokkaner auf der Düne. Huch, hier war doch niemand, das geht aber fix heute. Achmed hat Bergewerkzeug dabei – so eine große Gartenhacke – und fragt, ob wir Probleme hätten, ob er uns beim Ausbuddeln helfen soll. Nein danke, haben wir uns doch gerade absichtlich etwas eingebuddelt, damit wir gerade stehen.

Während das gelbe Kamel sich also häuslich einrichtet, lässt das grüne Kamel noch auf sich warten. Es hat sich bei einem anderen Kamel, das wir vorne an der Piste getroffen haben, festgequatscht. Doch bereits am nächsten Tag ist die schwäbische Spätzleskarawane wieder beisammen.

Ziva freut das.



Weil man das hier im Süden so macht, hocken sich Andre und Philipp auf die Düne. Und schau an, der nächste Berber kommt daher. Und ein Dromedar hat er auch gleich dabei. Das ist ein schönes Pferdchen, und zutraulich ist es auch, also gibt es ein paar nette Fotos.

Der Berber ist mehrsprachig, gesprächig und wohnt nicht weit entfernt im Zelt.

Und ja, seine Frau backt gerne ein Brot, dass er uns dann morgen früh bringt. Inshallah und so. Er nimmt ein paar Dosen Bier als Anzahlung mit und wir sind gespannt.

Und schau an, es gibt tatsächlich Brot, im Lagerfeuer gebacken. Es ist sehr gut, und nur manchmal etwas sandig.

Das Brot ist riesig, ganz im Gegensatz zu dem Obst und Gemüse, das ich vor ein paar Tagen gekauft habe: Auberginen, so groß wie Golfbälle und Bananen, bei denen man mehr am Schälen als am Kauen ist. Aber lecker ist es!

Wir stehen hier noch ein paar Tage rum. Etwas arbeiten, netflixen, Blog schreiben, quatschen, spielen, was man halt so macht. Wir überlegen uns, wann wir weiter wollen, und in welche Richtung. Da meint die Wetter-App, dass Regen aufkommt. Bitte was?

Tatsächlich geht es an der Küste und auch im Atlasgebirge wettermäßig so richtig ab: Sandsturm, Starkregen, ein paar kräftige Windböen, in den Bergen Schnee. Und auch hier ziehen einige Wolken auf. Und tatsächlich, es regnet! Jetzt nicht so dolle, aber immerhin die ganze Nacht über.


Die Schwaben ziehen nach Foum Zguid

Wir checken nochmal das Wetter und stellen sicher, dass kein nennenswerter Regen zwischen hier und Ouarzazate runter gekommen ist. Das wäre auch besser so, denn wir wollen heute noch durch das Wadi Draa fahren. Ein großes Flussbett, das normalerweise trocken ist – nur alle paar Jahre, wenn wirklich viel runter gekommen ist, führt der Draa noch Wasser. Und wenn es kommt, dann kommt es per Flutwelle. Das ist jetzt nichts, auf das wir sehr erpicht sind.

In ein paar Tagen soll es mehr Regen geben. Also entweder müssen wir vorher fahren, oder aber wir schauen uns das Spektakel an und riskieren es, dass wir hier eine Woche festhocken. Ich fände das ja spannend, zumal wir hier auf unserer kleinen Düne absolut regensicher stehen. Die Jungs können das absolut nicht nachvollziehen, und so fahren wir weiter.

Aber, man muss auch sagen: wir sind jetzt seit ungefähr vier Wochen im Sand unterwegs. Schön war es, aber langsam ist auch gut. Ich hätte jetzt gerne etwas Grünes. Nicht nur drei Palmen und zwei Büsche, sondern vielleicht ein ganzer Wald? Mit Wiese? Dazu vielleicht etwas Wasser. Nicht in Form von Regen, eher Wellen oder so. Und ein Döner.

Okay, verschieben wir das mit dem See und der Blümchenwiese, auch Dönerteller und Eisdiele werden wohl warten müssen, bis wir wieder in Portugal sind. Erst einmal müssen wir wieder zurück auf die geteerte Straße und in die Zivilisation. Zwei Wege führen nach Rom: die teils sandige, teils ruppige Piste mittendurch. Oder die geteerte Straßen außen rum. Wir nehmen natürlich die Piste. Und sind gespannt, ob es nach dieser regnerischen Nacht sehr matschig werden wird.

Doch erst einmal teilt sich die Spätzleskarawane auf: Das grüne Kamel möchte nämlich nicht die sandige, sondern die steinige Piste fahren. Wir kennen die steinige aber schon, und danke, einmal reicht. Und wir wollen unsere 3 Wochen im Sandkasten ja nicht mit einer abschließenden Rumpelpiste versauen … Wir werden also in ein paar Tagen in Foum Zguid sehen, wer den „besseren“ Kurs gewählt hat.

Wir also los, erstmal das Bachbett wieder zurück zum Oued Draa. Da hat man sich beim Minidünensurfen gerade schön eingegroovt, steht plötzlich ein Kamel im Busch. Huch.

Wir fahren heute durch das Oued Draa gen Westen.

Und weil sich das so gut fährt, fahren wir noch ein Stück mehr durch das Bachbett als geplant.

Irgendwann müssen wir da mal raus, um über den Lac Iriki zum Tafelberg und dann nach Foum Zguid zu kommen. Ja, ich weiß, wer sich da unten nicht so dolle auskennt, dem sagt das jetzt alles gar nicht. Der „Lac Iriki“ ist ein recht trockener Salzsee. Also er kann wohl alle paar Jahre mal Wasser haben, in letzter Zeit aber eher nicht, und so kann man da schön drüberfahren. Der Tafelberg ist einfach ein markanter Steinhaufen, an dem man rechts vorbei muss, um auf der Rumpelpiste nach Foum Zguid zu kommen. Normalerweise ist der Tafelberg super zur Orientierung, aber heute hat es mal wieder etwas sehr viel Sand in der Luft.

Heute Morgen noch war die Luft so klar wie schon lange nicht mehr, doch es hat nicht lange gehalten. Man sieht die Berge kaum am Horizont, und die großen Sandhaufen vom Erg Chegaga gleich zweimal nicht. Aber, man will nicht meckern, wirklich schlimm ist es nicht. Da haben die an der Küste gerade ganz andere Sandstürme, abwechselnd mit Starkregen und fiesen Windböen. Ne, im Vergleich dazu ist bei uns alles super, und ich hoffe nur, dass ich mir keinen Sonnenbrand eingefangen haben.

Denn der Tag wurde länger als geplant. Immer, wenn es sich angeboten hätte, einen Übernachtungsplatz auszusuchen, sind wir doch noch ein Stück weiter. Entweder weil der Wind so blöd war, oder weil die Landschaft ausgesehen hat wie am Filmset von Mad Max. Wir sind durch sandige Landstriche gefahren, die waren vor ein paar Jahren ganz sicher mal richtig schön grün. Wälder, die in ihren letzten Zügen liegen. Und aussehen, als wäre das mit der Endzeit schon rum. So schade drum.

Da ich mit dem Quad schneller unterwegs bin, nehme ich mir vor, hin und wieder mal das Leben in der lebensfeindlichen Umgebung zu fotografieren. Denn es gibt sie, die Blümchen und Tiere.

Eigentlich wollten wir noch ein letztes Mal in irgendwelchen Dünen rumstehen, doch irgendwie kam es anders. Der Wind wird immer fieser, und ob man jetzt in der sandigen Sanddüne oder auf dem harten Lehmboden irgendwo in der Kiste hockt und nicht die Türe aufmachen kann, das ist dann ja auch egal. Also kommen wir heute auf sage und schreibe 100 Offroad-Kilometer, ehe wir uns irgendwo auf dem Lac Iriki an einen Baum stellen.

Später kommen noch drei Esel vorbei, um sich ihr Abendbrot abzuholen. Sie bekommen ein Stück Apfel. Aber nur ein Stück, denn ich weiß ja nicht, was so ein Eselmagen alles verträgt.

Am nächsten Morgen geht es nicht ganz so früh los, denn der Wind wird langsam recht ungemütlich. Andres Motivation das Quad bei dem Wetter einzuladen ist eher unterdurchschnittlich, zumal man vorher ja das angehäufte Allerlei in der Quadgarage irgendwo hinräumen muss. Und ich fühle mich nach dem gestrigen Fahrtag wie hundert, muss erst einmal meine Knochen neu sortieren. Das Schöne ist: die Gelenke und Wirbel sind so steif, sie knarzen noch nicht mal.

Ein paar Kaffee später und ohne Frühstück geht es weiter, und ich bin nach ungefähr drei Wochen wieder Beifahrer. Max findet das geil, endlich wird er beim Fahren wieder angefasst. Ziva ist sich glaube ich nicht ganz sicher, sitze ich doch auf ihrem Platz.

Und der musste erstmal wieder zurückerobert werden. Irgendjemand hat da einen Knochen in meinem Sitz gebunkert. Und ja, ich habe – mitten in der Wüste – den Staubsauger gezückt. Irre, was die Köters an Haare verlieren. Selbstnotiz für die nächste Tour: Ein Schonbezug für den Beifahrersitz. So sinnvoll.

Heute also der weniger beschauliche Abschluss unserer 3-wöchigen Wüstentour: Die Piste nach Foum Zguid. 50 Kilometer des Grauens. Eine harte, steinige Piste, die sich alle paar Kilometer teilt, so dass man auch noch die Qual der Wahl hat, zwischen Pest und Cholera. Welche Piste ist wohl noch schlimmer als die andere, die Linke oder die Rechte? So brauchen wir für die 50 Kilometer ungefähr 3 Stunden, freilich mit einer Kaffeepause zwischendrin. So ganz ohne Frühstück ist ja auch nix.

Der einzige Lichtblick ist eine Oase, mit Wasser und Palmen.

Der Schlussakt ist das Wiederbefüllen der Reifen, ehe wir die geteerte Straße betreten. Andre dreht noch die Drehzahl etwas hoch, damit es schneller geht. Und dann geht es auch ganz schnell: der Motor geht plötzlich aus. Sprit leer. Zehn Meter vor der geteerten Straße. Das muss man auch erstmal hinbekommen.

Die gute Nachricht ist aber: es ist nur ein Tank leer, der andere ist noch halb voll. Andre hat nur vergessen rechtzeitig umzuschalten. Puh, was ein Glück, hätten wir doch die beiden nervigen Kinder mit ihrem Radl zur Tanke losschicken müssen. Dabei hat Andre denen erst den Marsch geblasen und sie nach Hause geschickt, weil sie meinten betteln zu müssen.

Um es klarzustellen: die Oma, die im Dorf hockt und die Hand aufhält, die bekommt ihren Dirham, die muss auch nicht danach fragen. Doch die Kinder, die im neuen Marokko-Fußball-Trikot und auf dem altergerechten Mountainbike angeradelt kommen, die betteln nur aus Zeitvertreib. Die sollten Fußball spielen, Hausaufgaben machen oder was auch immer 8jährige Jungs so machen! Ich habe immer mehr den Eindruck, dass es einfach ein Spiel ist, ein Wettbewerb unter den Jungs: wer bekommt mehr Dirhams oder Bonbons von den Touristen. Sind übrigens immer nur Jungs, eher selten sind es Mädels.

Wie auch immer: seit Andre eine Ansage gemacht hat, schleichen die Jungs asynchron zu Andre um den Laster rum. Ist Andre rechts am Rad, sind die Jungs links und versuchen, über die geöffnete Fahrertür Kontakt zu mir aufzunehmen. „Madame, Madame, 1 Dirham!“ höre ich flüstern und ignoriere es gekonnt. Das geht auch nur eine halbe Stunde so, bis der Laster endlich wieder läuft. Ich habe übrigens auch eine Vermutung, warum die Jungs ihre Betteltour hier draußen machen, und nicht in der Stadt: da würden sie Anschiss kassieren.

In Foum Zguid kann ich die Palmerie (einmal komplett durchs Dorf fahren und dann links) empfehlen. Ein schön angelegter Campingplatz, mit vielen Palmen. Der gehört wohl einer Kooperative, in der vor allem Frauen aktiv sein sollen. Frauen habe ich jetzt keine gesehen, auf dem Platz sieht man drei Männer am Arbeiten.

Mindestens einer von ihnen kocht, heute gibt es Tajine mit Schaf und Kefta. Dazu ein riesiger Teller Pommes, ein Teller Salat, Oliven und Brot, und zum Nachtisch einen Vanille-Joghurt.

Ja, man könnte sagen, wir sind satt.


Tata

Wir treffen Freunde, die wir aus Portugal kennen, die andersrum durch Marokko fahren. Wir also in Uhrzeigerrichtung, sie dagegen. Da muss man die Punktlandung etwas planen.

Die Planer einigen sich auf Tata – die Anderen stehen da schon, und wir wollen da ohnehin als nächstes hin, unsere Vorräte wieder auffüllen. Also düddeln wir heute die 150 Kilometer nach Tata.

Das ein bisschen wehmütig, denn unterwegs wird klar: die schöne Offroad-Zeit in der Sandwüste ist passé. Nun hat es wieder Steine, Steine und nochmal Steine. Alle zehn Minuten kommt uns ein Wohnmobil entgegen, und am Ortseingang von Tata hat die hiesige Müllverbrennung auf offenem Feld ihre Lücken, angesichts der vielen Plastiktüten, die hier in den Büschen hängen. Dieses andere Marokko hat uns zurück. Ich weiß noch nicht, ob ich glücklich damit bin. Muss mich vielleicht erst wieder daran gewöhnen.

Ach ja, und es regnet. Nicht sehr stark, aber kontinuierlich. Da stehen wir also nun, zwischen 40 Wohnmobilen auf dem Campingplatz, sitzen in der Kiste und hoffen, dass es zu regnen aufhört, ehe wir ins Restaurant ein paar Straßen weiter laufen.

Gut, trocken geblieben sind wir freilich nicht, dafür gab es nebst einem Abendessen eine interessante Erkenntnis für mich: Mit einem kleinen Kind mit blonden Locken durch die Stadt zu laufen, das ist mal was anderes. Da sind die Marokkaner sehr begeistert. Es bekommt Mandarinen geschenkt, wird auf den Arm genommen, es wird geshakert und geknuddelt.

Wir werden dann auch satt, holen uns trotzdem noch Nachtisch bei der Patisserie und fahren mit dem Petit Taxi (=Stadttaxi) zurück zum Campingplatz. Denn es ist kalt und nass.

Und weil es auch nicht aufhören mag zu regnen, fahren wir am nächsten Morgen weiter.

Erst gehen wir in Tata einkaufen – was heute kein so wahnsinns Erlebnis ist, denn die Marokkaner sind wohl nicht wetterfest. Nur wenige sind auf der Straße, und so haben noch weniger ihre Läden geöffnet. Anstatt also in fünf verschiedene Mini-Supermärkte zu latschen ändere ich heute meine Strategie. Nehme einen größeren Minimarkt, und frage mich beim Chef Produkt für Produkt durch. Bisschen Französisch, bisschen Pantomimisch, schon flutscht das. Man muss echt fragen. Da hätte ich lange suchen können, lagert der doch das Coke Zero in der Gefriertruhe …

Wir fahren nur ein paar Kilometer weiter, aus der Stadt hinaus. Noch hat es nur ein paar Pfützen im Bachbett – ich vermute jedoch, dass sich das die Tage noch ändern könnte.

15 Kilometer später treffen wir auf eine Düne mit Palmen drauf. Da stellen wir uns erstmal hin. Dass die Straße nicht weit ist stört uns heute nicht, denn bei dem Wetter bleiben Fenster und Türen ohnehin zu.

Am nächsten Tag kommt das Grüne Kamel hier an, die Spätzleskarawane ist wieder komplett. Oder, wie Ziva das sich vermutlich gedacht hat: „Endlich ist das Rudel wieder vollständig.“

Wir diskutieren, wägen ab und studieren den weiteren Wetterbericht. Wollen als nächstes nach Tafraoute, und das gerne durch ein paar Schluchten und Oasen, bevorzugt auf Pisten durch den Anti-Atlas. Wir wollen aber nicht von einer Flutwelle überrascht werden, oder bei einer Bachdurchfahrt in den Wassergraben kippen usw. Und so schauen wir, dass wir vor dem nächsten stärkeren Regen loskommen.


Tafraoute

Erste Mission: hier wieder so raus fahren, wie wir gestern reingefahren sind.

Und wir bekommen direkt zu sehen, was diese eine nacht mit leichtem Regen bewirkt hat.

Erst geht es gut 100 Kilometer nach Westen. Alles gut. Es ist windig, die Straße ist trocken, ein paar Oueds führen etwas Wasser, andere nicht.

Dann biegen wir nach Norden ab, in Richtung Tafraoute. Und Zack, nach wenigen Kilometern geht nichts mehr. Das Oued, durch das wir überlegt haben zu fahren, ist sehr nass. So nass, dass Polizei und Militär die Durchfahrt zwei Stunden, ehe wir angekommen sind, gesperrt haben.

Der Polizist ist nett, kann perfekt Englisch und plaudert gerne. Kein Wunder, steht er doch bereits seit Vorgestern hier rum um den Wasserstand zu beurteilen. Und seit ein paar Stunden, um die Leute davon zu überzeugen, dass das mit der Sperrung ernst gemeint ist.

Und damit er glaubwürdig sein kann, darf er auch uns momentan nicht durchfahren lassen. Denn für uns wäre das jetzt kein Problem, für die Nichtallradler aber vielleicht schon. Und wer die Bilder gesehen hat, mit dem vollen Reisebus, der vor ein paar Jahren bei so einer Oued-Durchfahrt ins Wasser gerutscht ist, der kann sich denken warum. Das ist nicht schön ausgegangen.

Also warten wir, vielleicht zwei Stunden. Eine kleine Siesta, etwas Brotbacken, etwas quatschen, Gassigehen, Blog schreiben … Und dann geht es wohl los. Ein Militärlaster fährt voraus, andere Lkws hinterher. Kleinbusse und Pkws dürfen noch nicht, wir schon. Das Wasser fließt vielleicht Knietief, also kein wirkliches Problem.

Inzwischen habe ich mir auch die marokkanische App (MA Route) runtergeladen, die alle aktuellen Straßensperrungen anzeigt. Und nebst dieser Sperrung sind auf unserer weiteren Route drei weitere Sperrungen eingetragen. Wir fahren einfach mal und schauen, wie das aussieht. Ist ja alles nur geteerte Straße, die ab und an das Bachbett kreuzt – geht es nicht, können wir immer noch umdrehen und an den Strand fahren. Wäre jetzt auch nicht so tragisch ?

Die Sperrungen waren aber nicht ernst zu nehmen, zumindest nicht, wenn man Allrad hat.

Ein paar Stunden vorher war das Wasser nochmals deutlich höher, ist jetzt aber wieder zurück gegangen. So fahren wir recht entspannt durch die Schluchten und Dörfer, durch eine Palmerie nach der anderen.

Es ist wohl der stärkste Regen seit 2014. Damals sind einige Menschen umgekommen, ich denke primär in den Fluten der Bachläufe. Vielleicht sind sie auch deshalb jetzt vorsichtiger?

In Tafraoute angekommen, gehen wir erstmal was essen. Und heute mal keine Tajine, denn so langsam können wir sie nicht mehr zählen. So essen wir mal wieder ein westliches Menü, aber zu marokkanischen Preisen. Üppige Vorspeise mit Avocado und Krabben, Hauptgang mit Ziege; Huhn oder Rind, ein Tiramisu zum Nachtisch, dazu ein frisch gepresster Orangensaft und Tee – alles zusammen für 10€. Das ist Okay, macht satt und ist lecker.

Es ist bereits dunkel, als wir uns stadtnahen Platz stellen. Er ist auf Google Maps als offizieller Gemeindestellplatz eingetragen. Er ist gut besucht, war schonmal voller – ich denke es sind einige vor dem schlechten Wetter geflüchtet. Zumindest stehen in der Stadt direkt einige Wohnmobile in den Straßen.

Das Interessante hier ist das Dienstleistungsangebot, einmal auf dem Platz selbst: Es gibt morgens gleich zwei Baguette-Lieferdienste, mittags kommt nochmal einer mit Kuchen und anderem Süßkram. Einer kommt mit Arganöl, Honig und ich weiß nicht was. Wer irgendwas repariert oder lackiert haben möchte, wird bei Kleinkram direkt am Platz bedient, ansonsten gibt es diverse Werkstätten im Ort. Die Damen bieten Tajine und Wäscheservice an. Dann gibt es noch Kinder, die nach Bonbons fragen, und Ziegen, die sich bevorzugt mit übrig gebliebenem Baguette füttern lassen.

Die Hunde laufen hier frei, Max und Ziva machen neue Bekanntschaften.

Der Regen ist hier glücklicherweise durch, aber dafür hat es jetzt Wind – und zwar mit viel Sand in der Luft. Die schöne Bergkulisse von Tafraoute, man kann sie nur erahnen. Und so hocken wir die meiste Zeit des Tages in der Kiste, halten zwischendurch mal einen Schnack, gehen mit den Hunden ein bisschen rum oder fahren in die Stadt.

Schuhe kaufen ist etwas, was man in Tafraoute gut machen kann. Lederschuhe in allen Qualitäten und allen (ja, wirklich allen) Farben. Nun habe ich es ja nicht so mit Lederschuhen, hole mir aber dennoch ein paar, musste ja ohnehin nach welchen schauen, für Freunde. Das ist aber nichts im Vergleich zu der Bestellung, die das Grüne Kamel aufgegeben hat. Ich vermute, dass eine schwäbische Großfamilie bald mit sehr bunten Schuhen durchs Schwarzwalddorf laufen wird.

Ach ja, das Restaurant war gestern gut, also gehen wir heute einfach nochmals dorthin.

Und weil die Speisekarte noch was her gibt, gleich einen Hattrick. Dieses Mal müssen die Herren aber ohne mich los, denn ich habe Kopfschmerzen. Und als ich mich damit ans Bett liegen will, was passiert? Genau, ich haue mir so übelst den Kopf an, dass es mich fast aus den Latschen haut. Okay, die Großpackung Ibuprofen geht dann wohl an mich.

Also irgendwie läuft das hier nicht. Die nächtlichen Windböen wecken mich immer wieder, tagsüber sieht man die schönen Berge kaum, und ständig kommt einer daher gelatscht, will was verkaufen – und dann auch noch zu überzogenen Preisen. Na, es wird wohl genug geben, die diese bezahlen. Wir verspüren das Gefühl, ans Meer zu wollen. Ein schöner Strand, blauer Himmel, blaues Meer, das wäre jetzt fein. Und, wir kennen da was.


Meeresrauschen, bitte!

Also reiten wir einmal durch den Anti-Atlas. Auch dieses Jahr lassen wir Tiznit aus, fahren nur durch. Und wieder verspreche ich innerlich, nächstes Mal schau ich in die Altstadt rein.

Heute fahren wir an den Strand, von dem aus wir im März 2020 losgefahren sind, um vor der coronabedingten Grenzschließung noch nach Europa zu kommen. Gut, vor 1-2 Wochen war hier an der Küste ja ein signifikantes Wettergeschehen, und das sieht man. Die Piste ist wieder halbwegs befahrbar. Es liegen grobe Steine drin, was die Anzahl der Wohnmobile, die da unten am Strand stehen, vermutlich reguliert. Ist dann auch so, aber: der halbe Strand ist weg. Das Bachbett hatte wohl bisschen viel Wasser, und da, wo wir letztes Mal geparkt haben, ist jetzt kein Strand mehr, sondern eben Bachbett. Und die vier Camper drängeln sich auf dem kleinen Parkplatz. Mhm. Nicht perfekt, aber passt erstmal.

Immerhin, der Strand selbst ist immer noch schön, und relativ sauber.

Die Hunde können springen, vor allem Ziva kann mal wieder richtig Gas geben. Max hingegen …

… muss an die Leine. Es ist definitiv so, dass Augen wie Ohren nicht mehr so gut in Schuss sind. Ich würde vermuten die Augen gehen noch so halb, aber die Ohren sind zu 90% ohne Funktion. Da kannste dem Hund hinterher schreien, wie du willst – er hört dich einfach nicht. Zumal die letzten 10% Hörvermögen von der Alterssturheit zunichtge gemacht werden. Also kommt der alte Herr an die Leine.


Zweiter Versuch: besser.

So wirklich glücklich sind wir hier nicht, also fahren wir nach einer Nacht weiter. Andre hat da was auf Google Maps gefunden, was nach einem netten 4×4 Platz ausschaut.

Unterwegs gehen wir für ein paar Tage einkaufen. Fast zufällig sehe ich auf der anderen Straßenseite des Obst- und Gemüse-Ladens eine Patisserie auf der anderen Straßenseite. Und finde so die bisher beste Patisserie überhaupt. Gut, es ist auch die weitaus teuerste bisher. Also Freunde: Mirleft, Hauptstraße. Wenn Ihr da mal langfährt, dann unbedingt an der Patisserie anhalten.

Das Plätzchen ist dann auch so gut, wie die schlechte Zufahrt es erahnen lässt. Wobei die fiesen Steine auf der Piste fast schon in den Hintergrund rücken, angesichts der Pflanzen- und Tierwelt am Wegesrand.

Dass der Spot auf Park4Night drin ist, haben wir erst hinterher erfahren. Ist aber nicht weiter tragisch, denn dadurch, dass Weißware sich eher nicht hierhin verirrt, und hier alles recht weitläufig ist, kann es gar nicht voll werden.

Wir treffen den schweizer Unimog Frame Adventure wieder, die wir schon im Erg Chebbi zufällig gefunden haben. Und die Chabowskis kommt dann auch schon daher gefahren. Bei jeder Marokko-Tour treffen wir sie einmal, irgendwo an der Küste, ohne uns dafür verabreden zu müssen. Wir bleiben zwei, drei Nächte oder so stehen, und kommen durchaus zu ein paar schönen Fotos, ehe es uns weiter nach Norden zieht.

Wenn die Ebbe zur richtigen Uhrzeit kommt, gehen die Polvo-Fischer auf die Suche nach Kraken. Leider kam keiner daher, um uns einen zum Kauf anzubieten. Naja, vielleicht ein andermal. Bei Ebbe kommen die Steine aus dem Wasser raus, es bilden sich Pfützen und Rinnsale. Ziva ist im Paradies, gibt es in den Pfützen doch so kleine Fische. Da kann es lohnen, nasse Pfoten zu riskieren.

Was das Weiße ist, ich weiß es nicht so genau. Eine Art Korallenriff? Ich vermute, dass hier mal die Miesmuscheln angedockt waren.


Agadir – Shopping für die oberen 5000

Es ist ein Zwiespalt: Einerseits freue ich mich darauf, mal wieder in einer Supermarktkette einkaufen zu gehen. Andererseits weiß ich bereits jetzt, das wird teuer. Einerseits wollen und müssen wir weiter nach Norden fahren. Andererseits muss man dafür einmal durch Agadir. Einerseits ist der Stadtverkehr in Agadir eine Katastrophe. Andererseits muss ich ja nicht fahren, sondern nur fotografieren. Also gut, fahren wir mal los.

Die Fahrt beginnt recht unspektakulär. Wie immer fahren wir gegen 10 Uhr los, und wer nicht fahren muss, der pennt noch so halb.

Andre kennt da eine Abkürzung, die uns mal durch das Nichts führt.

Und dann mal wieder durch ein paar Dörfer.

Actionreicher wird es, sowie wir uns Agadir nähern. Sie nehmen zu, die Anzahl der Fahrzeuge bei denen man hofft, dass sie nicht gerade jetzt auseinanderfallen oder umfallen.

Wir hier geladen wird, es ist teilweise schon geil.

Wir fahren die Umfahrung, was sich als entspannter erweist – heute hat es keine Ampeln mit Junkies oder Bettlern.

Verkehr hat es freilich schon, und vor allem an den Kreisverkehren passen wir beide darauf auf, dass wir kein Mofa umfahren. Wäre ja unschön.

Hier sehen wir den Süßkram, den man in Marokko an jedem Mini-Laden kaufen kann. 5 Gramm Zucker für 1 Dirham (also ca. 9 Cent). Schmeckt genauso viel, wie es wert ist.

Die Autos mit den Espresso-Maschinen werden an der dichter besiedelten Küste wieder mehr, stehen hier an jedem zweiten Kreisverkehr.

Die Arm-Reich-Spanne fällt in einer marokkanischen Großstadt immer sehr auf. Der fahrende Gemüsestand mit dem Tuktuk vorneweg geht ja noch.

Der fahrende Müllwagen mit dem klapperdürren Muli vornedran ist schon wieder was anderes.

Und wenn ich daran denke, was für ein Vermögen ich in so einer Gärtnerei liegen lassen könnte … Puh.

Von unserem eigentlichen Ziel in Agadir gibt es keine Fotos, aber ich kann vermelden, wir waren erfolgreich. Andre war für umgerechnet 1,17 Euro tanken, und ich war eine Stunde lang im Carrefour shoppen. Ich hätte wirklich Bilder machen sollen. Denn es ist nicht so, dass ich unfassbar viel geshoppt hätte. Vielmehr bin ich ungläubig vor den Preisschildern gestanden. Alles, was importiert ist, kostet schlicht das Dreifache, mindestens. Ein Dreierpacken Magnum Eis, 10€. Ein Stück französische Butter, 5€. Ein Stück Gauda, 6€. Also wer die Tage eine blonde Frau im Supermarkt hysterisch Kichern gesehen hat, das war dann wohl ich.


Paradise Valley

Man muss es wohl gesehen haben, also fahren wir hin, „Vallée du Paradis“.

Das Paradise Valley ist eine Schlucht mit fließend Wasser. Ich weiß nicht, ob das Wasser ganzjährig durch den Bach fließt, momentan ist dem aber so. Und das ist auch nett anzuschauen.

Am Ende der Schlucht, ehe die Straße wieder nach oben führt, ist das Herzstück, die touristische Hauptattraktion, da wo alle parken, wo es etwas Besonderes geben muss. Also parken auch wir am Straßenrand, nehmen die Köters an die Leine und gehen mal schauen.

Nun muss ich zugeben, dass ich nicht genau weiß, was daran so faszinierend sein soll, ob es noch eine Hauptattraktion gibt. Was ich sehe ist, dass sich die Kneipen da unten stapeln. Essen und Trinken, Fossilien und Tücher, alles was man sich als Tourist wünscht, hier gibt es das zu kaufen. Ich habe selten so eine Dichte an Teekneipen gesehen. Warum? Weil sie hier genug Wasser haben, um ihre Plastikstühle ins Wasser zu stellen? Leute, es ist Februar, kein Mensch möchte jetzt im Wasser sitzen!

Also, wie gesagt, vielleicht gibt es hinter den ganzen Buden noch ein Highlight, aber wir haben es nicht gesehen. Und weil wir eigentlich auch keine Lust haben den gleichen Weg wieder zurück zum Parkplatz zu laufen, suchen wir uns eine Alternative. Und folgen einfach dem Bach, um aus der Nummer wieder rauszufinden. Wohl wissend, dass der Bach weiter vorne ja wieder auf die Straße trifft. Das ist dann auch das eigentliche Highlight: Die Trampelpfade durch die größtenteils verlassenen Gärten, mit all den Bewässerungsgraben und kleinen Feldern.

Das zweite Highlight des Tages kommt dann noch: die Straße, um aus der Nummer hier wieder raus zu kommen. Es gibt zwei Optionen: Die Straße zurück nach Süden, aber dann sind wir ja schon wieder fast in Agadir, das muss ja nicht sein. Oder die Straße weiter, und den Berg hoch. Machen wir das doch einfach.

Die Straße entpuppt sich als halbwegs frisch geteerte, in den Fels geklöppelte Asphaltstraße in der Ausführung Spaghetti.

Sie kann noch nicht so alt sein, vielleicht ein paar Jahre. Sie hat noch nichtmal einen Namen, zumindest laut Google Maps. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie dazu noch kommen wird – denn sie ist schon fast wieder durch.

Man sieht es nicht so gut auf dem Bild, aber hier ist sie um einen halben Meter abgesackt.

Vermutlich beim jüngsten Unwetter wurde jede Menge Sand und Kies auf die Strraße gespült.

Hat bisher noch keiner weggemacht. Warum auch, fährt hier doch keiner.

Es wird spät, und wir suchen uns einfach ein gerades Plätzchen neben der Straße. Verkehr: NULL. Erst am nächsten Morgen kommt 1 Auto und 1 Miniziegenherde vorbei.


Runter vom Berg, ran an die Küste

Das Schöne an Marokkos Berglandschaften sind die Steinformationen und Panoramen. Super zum Fotografieren, doch verweilen möchte ich in diesem großen Steinbruch nicht so lange.

Und so kreiseln wir den Berg wieder runter, und fahren in Richtung Küste.

An der Küstenstraße ist dann auch schon direkt mehr los.

Nicht nur, dass hier einfach mehr Leute wohnen. Es gibt hier auch Touris in allen Ausführungen. An den Stränden kann man Pferde, Dromedare und Quads reiten. Eine Surfschule reiht sich an der nächsten. Hotels, Ferienappartement-Siedlungen und Wohnmobilstellplätze überall.

Es gibt die Miesmuschelecke – hier machen die Muschelfrauen den Fang (ihrer Männer?) verkaufsfertig. Man hofft, dass sie in den Behausungen nur arbeiten, und nicht leben.

Nach den Muscheln kommen die Bananen. War ja klar, dass ich erst gestern Bananen gekauft habe, oder?

Was hier an der Küste bereits vor ein paar Tagen aufgefallen ist: die Frauen sind hier sehr verschleiert. Das hatten wir im Inland nicht so dolle.

Wir legen eine Kaffeepause auf ein paar niedrigen Klippen ein, auf denen bereits ein paar Wohnmobile stehen. Grundsätzlich scheint das Freistehen hier kein Problem zu sein, zwischen Nationalstraße und Strand stehen überal Wohnmobile in den Büschen.

Wir bleiben hier aber nicht. Ich habe es mir versucht schön zu reden, aber nein. Das Hunderudel am Strand ist nicht das Problem, die eigentlich zu nahe Straße ist auch nicht wirklich lauter als das Meer, und der Strand ist eigentlich echt nett. Aber dieser Müll! In wirklich jedem Busch hängen 10 Plastiktüten. Und dabei ist das hier noch nichtmal eine Ecke mit einer Mülldeponie in der Nähe. Mir scheint, das ist hier einfach so.

Ein Stück weiter finden wir ein paar Dünen. Auf der Suche nach einem Plätzchen stoppt uns ein Parkranger (oder so) und weißt uns darauf hin, dass wir hier nicht weiter und erst recht nicht übernachten dürfen, denn hier nisten ganz seltene Vögel. Und zwar ist es der Waldrapp, von dem es nur noch ein paar hundert Stück gibt, und eine von zwei Kolonien nistet wohl hier in den Klippen. Der Parkranger gibt uns dann noch den Tipp, auf der anderen Seite des Dünengebiets nach einem schönen Platz zu schauen, mit Allrad würden wir was finden.

Also gut, machen wir. Und finden ein schönes Plätzchen. Leider aber auch mit viel Wind und lauten Wellen, die unter uns an die Klippen donnern. Immerhin geht Andre mit der Kamera ein bisschen raus um ein paar Fotos zu knipsen.

Und so werden wir nach zwei Nächten weiter ziehen.

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