Das gelbe Kamel reitet nach Hause
Nach ungefähr zwei Monaten in Marokko verspüren wir den Wunsch, wieder in heimische Gefilde zu fahren. Also machen wir uns auf den Weg nach Norden. Ungefähr 1.700 Kilometer sind es laut Routenplaner bis zur Quinta Prazera. Wir schauen einfach, wie wir Lust haben zu fahren, und was wir unterwegs noch anschauen / einkaufen / essen / erkunden wollen.
Die erste Etappe nach Norden
Ich meinte ja als Schluss-Satz im letzten Reiseblogpost, dass wir nach zwei Nächten wohl weiter ziehen werden, wegen der Geräuschkulisse der Wellen und auch wegen dem Wind. Nun, es wurde dann doch nur eine Nacht. Nach dem mittäglichen Kaffee sitzen wir eigentlich nur noch drin, denn draußen ist es zu windig. Gut, dann können wir auch genauso gut bereits heute weiter fahren.
Natürlich sind wir zwar mit Straßendruck den Weichsand hier runter gekommen, aber um von unserem Klippenplätzchen wieder rauf zur Straße zu fahren, reicht es nicht. Also gestaltet sich die Abfahrt etwas langwieriger. Erst probieren, dann doch Luft raus, vor zur Straße, wieder Luft rein … Und schwupps ist eine halbe Stunde für einen Kilometer um.
Es geht ein bisschen durch die Berge. Mittag ist schon rum, wir haben Hunger. Es ist Freitagnachmittag, da sitzt man hierzulande eigentlich in der Moschee. Wir hoffen, dass die Gegend hier touristisch genug ist, und man uns verköstigt. Das klappt auch ganz gut, wir bekommen eine leckere Kefte Tajine (= Hackfleischbällchen Schmortopf) mit Salat und Brot. Und haben beim Essen auch gute Gesellschaft.
Katze und Hähne sind gut im Futter, die sind hier wohl öfters auf der Terrasse unterwegs.
Südlich von Essaouira kommt alle paar hundert Meter eine Arganöl-Kooperative. Also ein Zusammenschluss von zumeist Frauen, die aus den Früchten des Arganbaumes ein Öl pressen.
Wenn gerade kein Arganöl-Laden kommt, dann steht oder sitzt einer am Straßenrand und verkauft sein Arganöl. Dazu gibt es Amlou, eine Mischung aus nussigem Arganöl, Mandeln und Honig. Wir mögen es nicht besonders, sonst hätten wir einem der Herren was abgekauft. Ist halt schon ein scheiß Job, den ganzen Tag am Straßenrand rumzulungern und aufzuschrecken, sobald ein touristisch aussehendes Fahrzeug auftaucht. Viel Verkehr hat es hier nicht, und zu reich sind die hier kaum.
Wir sind spät los, daher wird es langsam schon dunkel, als wir einen Zwischenstopp bei einem größeren Supermarkt einlegen. Baguette hat er leider keines, aber in der Kuchentheke werde ich fündig.
Neben dem Supermarkt ist ein eine Moschee. Wer weiß, vermutlich kann man hier ganz gut übernachten. Bis man um halb Sieben aus dem Bett fällt, weil man direkt neben dem Minarett mit den 8 Lautsprechern dran wohnt. Das brauche ich in meinem Alter ebenso wenig wie neben einer katholischen Kirche zu wohnen. Keine Ahnung, wie ich das damals überlebt habe … Wie auch immer, wir fahren ein paar Kilometer weiter.
Erst kommen wir durch Essaouira. Ein wunderschönes Städtchen, und gerade am Abend lohnt es, die Altstadt zu besuchen.
Doch leider haben sie da eine große Abneigung gegen Wohnmobile. Das erleben wir auch jetzt: gerade, als wir durch die Stadt fahren, ist die Polizei am Aufräumen und ein paar französische Wohnmobile und Laster müssen das Feld räumen. Man darf hier wirklich nur auf dem Campingplatz übernachten, der außerhalb und von einer hohen Gefängnismauer umgeben ist – ansonsten gibt es keine Alternative. Aber ist doch schön, wenn man bereits genug Touris hat. Fahren wir halt weiter.
Unser Ziel führt uns an einem neuen Luxushotel vorbei auf den Strand, wo einige Fischer Häuschen haben und wo auch einige Fischerboote liegen. Und dann gibt es noch diesen Militärposten. Der hat das Flutlicht an, der hat uns also vermutlich gesehen.
Wir packen uns kurzerhand zwischen die Fischerhütten, nicht wissend, ob sie uns hier stehen lassen. Bei einem gewissen Restrisiko von der Obrigkeit verscheucht zu werden muss man ja nicht komplett in die Düne fahren. Will sich ja keiner um Mitternacht noch ausbuddeln müssen, falls sie doch kommen.
Aber erst einmal gilt es die Hundemeute zu besänftigen. Irgendwie hat keiner gebellt als wir hier angekommen sind, doch seither hören sie nicht mehr auf. Andre will schon wegfahren, aber ich gebe der Bestechung noch eine Chance. Und schau an, das fünfköpfige Rudel ist eigentlich ganz lieb, und sie stehen voll auf Hundefutter. Gibt sonst wohl nur Fisch. Den gibt es wohl auch tatsächlich, denn mager sind sie nicht. Scheu sind sie aber, zucken zusammen, wenn ich das Trockenfutter auch nur einen Ticken zu nah an sie ranschmeiße. Na, da will man auch nicht wissen, woher das kommt.
Die Bestechung war erfolgreich, sie bellen uns nicht mehr an. Dafür gibt es noch weitere 20 Hunde, die alles mögliche anbellen. Und dann gibt es ja noch unsere beiden Hunde, die abends um Elf plötzlich loskeifen. Na, wer sagt’s denn, die Herren von der Polizei sind da.
Sie kommen mit der alten Leier: Im Sinne unserer Sicherheit wäre es besser, wenn wir nicht hier übernachten, sondern im nächsten Dorf – oder bei ihnen am Polizeiposten. Ja genau, da wo die ganze Nacht über das Flutlicht an ist. Mein Französisch wird ganz spontan ganz schlecht, ich verstehe nur noch die Hälfte. Es ist aber noch gut genug, um ihnen zu verklickern, dass das mit unserer Sicherheit überhaupt kein Problem sei. Der Laster ist super sicher, und hier passen sehr viele Hunde auf uns auf. Irgendwann geben sie es auf, und wir können ins Bettchen.
Wir schlafen unterschiedlich schlecht, Hunderudel sei dank. Am nächsten Morgen bleibt die erhoffte, fotogene Fischerboot-Action aus, die meisten Boote bleiben am Strand liegen. Also gut, fahren halt weiter.
Safi, die Töpferstadt
Unser heutiges Ziel ist Safi. Eine der Küstenorte mit portugiesischem Einfluss. Sieht man dem Städtchen als Portugal-Kenner nicht wirklich an, aber egal. Wir sind hier, weil Safi eine Töpferei-Stadt ist. Gut, feines Keramik ist immer fein. Und ein paar Tajines brauche ich ohnehin noch.
Wir parken zentral an der Stadtmauer und latschen erstmal in die Medina rein. Die Hauptshoppingmeile ist nicht ganz so unser Ding – viel Klamotten und Elektronik, die interessanten Läden übersieht man leicht.
Die angepriesene Keramik ist teilweise ganz nett, aber nicht, was ich suche. Irgendwie haben fast alle das gleiche. Wer Deko-Schüsseln und Deko-Schalen sucht, wird hier fündig werden. Bis auf einer neuen Kaffeetasse für Andre werden wir nicht fündig. Es sind ja ein paar nette Ideen dabei – aber für eine ausgewiesene Töpferstadt fehlt mir ein bisschen die Finesse, der künstlerische Touch.
Interessanter wird es in den Nebengassen. Da, wo die Einheimischen leben und einkaufen, wo die Katzen und Kinder rumrennen. Wo sich nebst uns heute wohl kein Tourist mehr hin verirrt.
Nach einer Runde durch die Stadt trinken wir noch einen frisch gepressten O-Saft und kaufen gleich mehrere Tajines. Haben ist besser als brauchen 😉
Safi war zum Einkaufen wirklich entspannt. Hier und da ein Verkäufer, der uns als Touris erkennt, und entsprechend geschäftstüchtig agiert. Aber das ist man als Touri ja gewohnt – eigentlich. Ehrlich gesagt ist es ein Grund, warum wir nach gut zwei Monaten Marokko gerade keine Lust mehr haben.
Die Ecken, die darauf aus sind, etwas an Touristen zu verkaufen – die wären tatsächlich interessant, um etwas zu kaufen. Aber ich bin gerade innerlich schon leicht angenervt, wenn einer aufspringt, weil er mich sieht, mit meinen blonden Haaren, weil er direkt erkennt, mit den Touris da, mit denen könnte man ein Geschäft machen. Die 10 Marokkaner vor uns werden irgnoriert, bei uns springt er auf. Das ist in Safi jetzt bei weitem nicht so schlimm wie es anderorts war, aber momentan nervt es mich einfach ein bisschen. Und wenn sie allzu hartnäckig sind, das zweimalige „Nein, Danke“ ignorieren, dann muss man aufpassen, dass man nicht unhöflich wird. Eine Dünnhäutigkeit, die ein Zeichen für uns ist, dass es Zeit wird, weiter zu ziehen.
Aber gut, das hatten wir ja ohnehin vor. Heute ziehen wir ein paar Kilometer weiter, immer die Küstenstraße entlang.
Die übrigens sehr schön ist. Wie es für Marokko typisch ist, ändert sich die Vegetation alle paar Kilometer. Plötzlich stellen wir fest, dass Blümchen blühen und alles grün ist. Hier also wird das ganze Gemüse angepflanzt. Felder, die bis an den Strand reichen, mal mit Traktor, mal mit Esel beackert werden. Dazu fahren wir durch einige Dörfer und Städtchen, da könnte man echt mal anhalten. Wirklich schade, dass wir gerade überhaupt keinen Hunger haben. Oualidia – wer frischen Fisch mag, der findet sich hier im Fisch-Restaurant-Paradies wieder! Andre hat also großes Glück, dass ich gerade keinen Hunger habe.
Für mich persönlich ist das weniger gut: seit ich mir vor ein paar Tagen den Kopf so dolle gestoßen habe, ist mir vor allem beim Fahren latent schlecht. Ist wohl wirklich eine leichte Gehirnerschütterung. Aber gut, laut Dr. Google sollte das demnächst von selbst wieder besser werden.
Mittagspause machen wir an einem netten Strand, den sie touristisch erschlossen haben, irgendwann mal.
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter, und kommen in die Gemüseecke.
Für die Nacht stehen wir nochmal am Meer, zwischen Strand und Gemüsefeldern.
Ein Park4Night Platz, den auch andere gefunden haben. Das Freistehen gestaltet sich bisher übrigens recht unkompliziert. Auch wenn man hört, dass es an der Küste hier oben gar nicht mehr geht. Es kommt wohl wirklich auf den Spot an.
Für den nächsten Tag kündigt sich Regen an. Aber da es hier ohnehin fürchterlich laut ist, insbesondere wenn die Flut kommt, wollten wir ohnehin weiter fahren. Auch, weil ein paar Kilometer nördlich von uns ein Souk ist. Also Wochenmarkt. Auf Google Maps habe ich ein großes Marktgelände gefunden, mit dem Hinweis, dass sonntags da was los sein soll. Also fahren wir mal hin.
Und ich muss sagen, das ist der bisher beste Souk in Marokko. Riesig groß, und wir sind die einzigen Touris.
Die Hälfte der Verkäufer spricht kein Französisch. Aber gut, es gibt hier ja genug Leute, uns wird öfters mal übersetzt. Man merkt, dass sie die Touris hier nicht gewohnt sind – mit dem Improvisieren tun sich viele schwer, Pantomime funktioniert nicht immer. Aber, wir bekommen, was wir wollten: Kekse, Nüsse und Oliven – ein paar marokkanische Leckereien für den Heimweg. Und ein Frühstück: Ein Glas O-Saft für 70 Cents, und ein Sfenj für 20 Cents. Sfenj ist dieser Hefeteigkringel, den sie in großen Ölpfannen frittieren. Andere kaufen direkt 2-Kilo-Tüten, wir kaufen 2 Stück.
Wer erstmals in Marokko ist, ein kleiner Leitfaden zum Süßkram-Kauf: Es gibt Kilo-Preise, und es gibt Stück-Preise. 1 einfacher Keks / Zuckerkringel usw. kostet 1 Dirham, etwas mit mehr Material 2 Dirham. Gleiche Preise für Brot und Baguette. Kuchenschnittchen gehen bei 4 Dirham los. Arm wirste hier also nicht, Diät machste hier aber auch keine …
Wir hatten durchwachsenes Wetter, alle halbe Stunde wurden die Marktstandbetreiber mit empfindlicheren Gütern hektisch. Ist aber auch ungeschickt, wenn die offenen Säcke mit Gewürze oder Getreide nass werden … Ich schätze, dass hier bei besserem Wetter nochmal mehr los ist. Wer da mal hin möchte: südlich von El Jadida, direkt am Meer.
Hier hat es auch überall diese ganz alten Ford Transit. Damals sahen so Transporter echt noch gut aus.
Frisch gestärkt geht es wieder auf die Straße. Landstraße fahren ist spaßig, es gibt was zu sehen, aber momentan ist es etwas anstrengend. Denn die Straße ist nicht so gut, und in den Schlaglöchern steht das Wasser, nach dem Regen haben sich meterlange Pfützen gebildet. Man versucht also entweder keine Menschen komplett nass zu spritzen, und auch grundsätzlich, nicht voll in die Pfützen unbekannter Tiefe reinzufahren. Nun ist die Straße aber teilweise nicht (mehr) sonderlich breit, und es kommen einem ständig Lastwagen entgegen, voll beladen mit Sand. Oder Eselskarren. Oder was hier sonst noch so alles fährt.
Interessanter als die vielen Schlaglöcher sind die Käffer. Mit all dem typisch marokkanischen Leben. Hunde, Esel, Katzen, Kinder, Alte, Schrottkisten, 40-Tonner … Jedes Kaff ist anders als das vorherige.
Wir fahren auf die Autobahn. Denn Casablanca und Rabat sind Großstädte, die wir lieber großräumiger umfahren. Wobei, eigentlich geht das kaum, denn hier wohnt man teilweise direkt an der Autobahn.
Das gilt jedoch nicht nur für slumähnliche Gegenden, sondern auch schicke Wohnviertel bauen sie direkt an die Autobahn ran.
Mittagessen gibt es beim langsamsten Burger King aller Zeiten. Also die Kefta-Tajine von vorgestern, die hat der junge Man schneller gekocht, als die hier zwei Burger gebraten bekommen. Das Hunderudel auf dem Parkplatz der Autobahnraststätte hat mindestens zwei Würfe, also bekommt Mutti etwas Trockenfutter von mir. Sie isst es, aber so ein Burger wäre ihr wohl doch lieber gewesen.
Für uns geht es weiter, und als Europäer sind wir – wie immer – fasziniert von dem Leben auf der marokkanischen Autobahn. Spielende Kinder und Schafe am Straßenrand. Lkw-Fahrer, die mittendrin eine Pinkelpause einlegen, der Laster steht währenddessen immerhin fast vollständig auf dem Standstreifen. Hühner und Tramper, allesamt recht todessehnsüchtig. Die marokkanische Autobahn hat ja wirklich einiges zu bieten.
Inklusive Straßenschilder, mit denen wir jetzt nicht sooo viel anfangen können.
Schön auch die zwei Teenager, die sich am Rasthof hinten auf unsere Stoßstange schmuggeln, um als blinde Passagiere mitzufahren. Sie versuchten vermutlich, aufs Dach zu kommen. Hat nicht geklappt, also standen sie wohl zwischen Raststätte und nächster Mautstelle auf der Stoßstange. Bei 90 km/h. Wir hätten es wohl noch nicht einmal gemerkt, wenn sie da runter geflogen wären. An der Mautstelle sind sie dann wohl auch nur deshalb runter, weil ein Pkw Fahrer uns auf sie aufmerksam gemacht hat.
Und da wir an einem anderen Parkplatz auch einen erwischt haben, wie er ums Auto schleicht, erhöhen wir ab sofort die Aufmerksamkeit. Alles wird immer abgeschlossen, einer bleibt immer am Auto. Wie in Italien ?
Der heutige Tag endet in Larache. Hier gibt es eine günstige Tankstelle, gleich neben einem außerordentlich gut sortierten Supermarkt. Andre tankt voll, ich gehe nochmal shoppen. Was ich in Safi nicht gefunden habe, finde ich hier: ein paar schöne Teller und Schüsseln für das Steinhaus. Made in Portugal und Türkei, wie ich hinterher beim Etiketten abnippeln herausfinde.
Wir bleiben direkt stehen, und verbringen eine unruhige Nacht auf dem Supermarktparkplatz. Diese endet um 6 Uhr morgens, als der im Pkw schlafende Nachbar seinen Motor laufen lässt. Ihm war wohl kalt. Ist aber auch frisch hier oben.
Ab nach Spanien!
Also gut, fahren wir nach Spanien. Von Larache bis Ceuta sind es vielleicht zwei Stunden. Und wie es scheint, sind nicht nur wir ziemlich durch, sondern auch die Hunde. Die haben neuerdings keinen Platz mehr auf der Dackelveranda. Ziva liegt mal wieder quer, aber Max will mit der Nase ans Lüftungsgitter – und löst das Problem pragmatisch.
Unsere Fähre geht ja ab der spanischen Enklave Ceuta, die ganzen Grenzformalitäten müssen also noch hier erledigt werden, und nicht auf dem spanischen Festland. Gegen 10 Uhr kommen wir in Ceuta an der marokkanisch-spanischen Grenze an.
Der marokkanische Teil gestaltet sich langwierig, es dauerte locker eine Stunde, bis wir mal dran sind. Das liegt augenscheinlich weniger am Papierkram, sondern an den Fahrzeugdurchsuchungen. Klar, wenn drei Spuren offen sind, aber alle Beamte aus allen drei Spuren bei uns um den Laster rumturnen, dann geht sonst halt nicht mehr viel. Sie haben sogar einen Drogenschniefhund zu uns reingeschickt. Ein verlotterter Schäferhund, der selbst so dermaßen gestunken hat, dass es mich doch sehr wundern würde, wenn der sonst was riecht.
Gut, weiter. Marokko und Spanien trennt ein großes Eisentor, das ist wohl gerade kaputt, geht nicht ganz auf. Wir haben Glück, der Spiegel klappt nur weg, ist aber noch dran.
Der spanische Zollbeamte ist jetzt nicht so gründlich. Er schaut bisschen rum, schaut sich die Papiere an, unsere und die der Hunde, und weiter. Na super. Jetzt haben wir endlich zu 100% ordentliche Papiere für die Köters, und keinen juckt es.
Also gut, endlich sind wir in Ceuta. Auch die zweite Fähre ist gerade abgefahren, und wir gehen hier nochmal die Dieseltanks voll machen. In Ceuta ist der Sprit ja immer noch etwas günstiger als auf dem spanischen Festland. Klar, in Marokko wäre es noch günstiger gewesen, aber wir haben keine Dirhams mehr – ich war ja shoppen. Und nur auf Kartenzahlung zu setzen, ohne Bargeld dabei zu haben, das ist in Marokko mit einem gewissen Restrisiko verbunden.
Es ist kurz nach Mittag, wir wollen für die Fähre um 14:30 Uhr einchecken. Ne, da hat es für den Laster keinen Platz mehr, wir müssen auf die Fähre um 16 Uhr warten. Läuft ja. Der spanische Drogenschniefhund sieht etwas motivierter und frischer aus. Wir zeigen zum gefühlten 10. Mal unsere Pässe, und der spanische Kastenwagen vor macht vermutlich das ebenso vielte Mal seine Hecktüren auf, damit da irgendjemand reingucken oder reinschnüffeln kann.
Wir lungern also nochmal zwei Stunden auf dem Parkplatz vor der Fähre rum. Schließlich fahren zwei Fähren gleichzeitig in den Hafen ein, und die Guarda Civil macht gleich alle 8 Spuren mit wartenden Lkws, Wohnmobilen, Pkws und E-Rollern gleichzeitig auf.
Und irgendwie beschleicht mich schon wieder das Gefühl, als hätten heute alle ihren ersten Arbeitstag. Also dafür, dass nicht wirklich viel los ist, gestaltet sich das ganze Prozedere erstaunlich wirr und unnötig chaotisch.
Die 8 Spuren gehen auf 2 Spuren, damit hier nochmal jemand die Pässe antatschen und ins Auto schauen kann. Jetzt suchen sie nach blinden Passagieren, die sich im Fahrzeug verstecken könnten. Beliebt ist wohl, dass sie übers Dachfenster ins Bad gehen. Ich erkläre der freundlichen Dame, dass wir gar keine Dachfenster haben, und schon ist sie wieder draußen.
Yeah, wir fahren aufs Schiff. Wir, 20 andere Fahrzeuge und 200 spanische junge Männer (und ein paar Frauen) in Khaki. Die fahren wohl auf Heimaturlaub oder so. Das Schiff ist voll, legt aber erstmal nicht ab. Und als wir anderthalb Stunden später in den Hafen einfahren, legt es erstmal nicht an. Ist doch schön, so bekommt man die Zeit auch rum.
Und, wer hätte es gedacht, auch auf dem Festland gibt es nochmal eine Zoll-Kontroll-Stelle. Die Lkw-Fahrer, die ihre Container am Hafen abgeholt haben, stehen hier teilweise schon länger. Ne, den Job möchte ich ums Verrecken nicht haben.
Wir fahren links vorbei, der hiesige Drogenschniefhund ist recht uninteressiert, wir werden durchgewunken. Endlich, frei!
Und für das nächste Mal, eine Selbstnotiz an mich selbst: ein gutes Buch hätte die zunehmende Ungeduld besänftigt. Man hätte es heute problemlos komplett durchlesen können.
Mein Fazit: Das war Marokko Numero 3
Unsere Marokko-Reise ist also offiziell beendet. 9 Wochen lang sind wir übers Inland runter in die Wüste gefahren, haben dort ein paar Wochen verbracht und sind dann wieder über die Küste nach Norden. Wie bei den beiden vorherigen Marokko-Touren hatten wir viel Spaß, gab es positive und nicht ganz so dolle Eindrücke.
Vorneweg das Wetter: diesesmal hatten wir nicht ganz so viel Glück. In der Sahara hatten wir wochenlang einen grauen Himmel, es war einfach zu viel Sand in der Luft. Und, was meint ihr, wann kommt der stärkste Regen seit 2014? Genau, wenn wir durch den Atlas fahren wollen. Wind hatten wir dann auch noch – aber gut, das gehört dazu. War jetzt auch nicht so tragisch. Das Klima in Marokko, zumindest südlich des Atlasgebirge, ist zum Überwintern trotzdem super.
Kulinarisch war es dieses Mal durchwachsen: wir waren echt oft essen, und haben gezielt auch geschaut, was es außer den üblichen Tajines zu futtern gibt. Wirklich vielseitig ist die marokkanische Küche nicht, aber die Marokko-Döner und Marokko-Taccos sind schon ein super Mittagssnack. Wer auf Fisch steht, der findet an der Küste freilich ein kulinarisches Träumchen. Obst und Gemüse waren wie immer sehr günstig, aber nicht immer so lecker, wie wir es gewohnt sind. Schätze, dass die Trockenheit dafür verantwortlich ist. Süßkram gab es auch einiges. Sobald man die Patisserien entdeckt hat, wird Marokko zu einem recht ungesunden Reiseland …
Menschliche Kontakte waren größtenteils positiv, wie immer also. Die Marokkaner sind nett, und außerhalb der touristisch erschlossenen Gebieten auch sehr unaufgeregt. Man gewöhnt sich an die Anderen, die auch schonmal nervig aufdringlich sind – aber die ja eigentlich auch nur versuchen, ihre Brötchen zu verdienen, um ihre Familie zu ernähren. Mit jedem Marokko-Besuch werden wir diesbezüglich etwas gelassener. Wobei diese Gelassenheit – wie weiter oben erwähnt – durchaus schwankt.
Der Laster und das Quad, das Duo ist einfach perfekt für Spaß in der Wüste. Die insgesamt fünf Wochen im Sand haben wir sehr genossen. Ich persönlich würde es befürworten, wenn der Sandkasten nicht so verdammt weit im Süden liegen würde. Denn auch wenn Fahrtage in Marokko teilweise recht unterhaltsam sind, es sind viele Kilometer und Stunden. Da habe ich persönlich einfach keinen Spaß dran. Aber gut, das ist Jammern auf relativ hohem Niveau – andere fahren lautere Laster, und müssen nach dem Wüstenspaß zurück nach Deutschland fahren …
Das Freistehen war in unserem Falle kein Problem, auch nicht an der Küste. Wobei wir einmal, gleich zu Beginn, weggeschickt wurden – aber das war an der Mittelmeerküste. In der Wüste ja sowieso nicht. Wir sind diesen Winter auch recht viel auf Campingplätzen gewesen – für den Stadtbesuch, mit Freunden usw. Das kann man durchaus machen, zumindest wenn der Camping nicht zu voll ist passt das. Ein voller Campingplatz mit der obligatorischen 3 Meter hohen Mauer, das ist für mich sehr gruselig.
Was grundsätzlich „kritisch“ ist, und ich denke, das war dieses Mal ein bisschen mehr: die Bettelei. Die Frauen, die in der Wüste die Ziegen hüten, fragen nach Wasser. Wer in der Wüste nach Wasser fragt, der bekommt auch Wasser, keine Frage. Dann haben sie noch Hunger, dann brauchen sie Augentropfen, dann vielleicht noch ein paar Dirhams … Wir haben kein Problem etwas zu geben. Aber wenn man das Gefühl hat, verarscht zu werden, damit habe ich ein Problem.
Landschaftlich hat uns das Rif-Gebirge sehr gefallen. Und natürlich die Sandkasten im Süden. Es gibt auch andere schöne Ecken, doch wird diese natürliche Schönheit hier und da von Plastik verdeckt. Das ist etwas, was ich in diesem Land nicht verstehe: Da wird investiert, in allen Ecken und Enden. Aber sowas wie ein Müllentsorgungssystem haben sie nicht, von Recycling ganz zu schweigen. Jeden Morgen liegt dieser beißende Geruch über den Tälern. Müllkippen sieht man von Weitem, der weggewehte Plastikmüll zeigt den Weg. Mir scheint, der Marokkaner hat keinerlei Empfinden gegenüber der Natur. Man merkt das an Fahrtagen ganz besonders: ständig fliegt Müll wehend aus dem Fenster des fahrenden Autos. Das ist wirklich schade. Und nichts, was sich so schnell ändern wird.
Alles in Allem: Marokko ist kein Land, in dem ich leben wollen würde. Aber ein tolles Land, um es zu bereisen. Es hat Spaß gemacht, wir kommen gerne wieder. Inshallah.
Spanien: Shoppen. Fahren. Futtern. Repeat.
Nun sind wir also in Spanien. Der erste Gang eines jeden Marokkoreisenden in Spanien führt in den Supermarkt. Jeder hat sein Ding, das er vermisst hat, das nach spätestens zwei Monaten aus ist. Die Auswahl an Supermärkten ist groß, nach zwei Monaten Marokko ungewohnt groß, und die heutige Wahl fällt auf den Mercadona. Die kulinarischen Ansprüche sind nicht sehr ausgefallen, es soll einfach nur etwas Feines sein: ein Baguette mit salziger Butter, gutem Käse und Serrano-Schinken. Ein halbe Pizza für Jeden. Und zum Nachtisch ein kleines Eis.
Der kulinarische Aperitif für eine kleine Fressorgie, die sich die nächsten Tage fortsetzen sollte.
Die Nacht verbringen wir im hiesigen Naherholungsgebiet. Ein „Corredor Verde“ mit ein paar schrägen Wanderparkplätzen. Schräg ist uns jetzt auch egal. Aber diese Ruhe hier, herrlich! Ruhig UND grün, das hatten wir seit bestimmt einer Woche nicht mehr.
Wir fahren Autobahn, an Sevilla vorbei, immer in Richtung Portugal. Genauer gesagt ist Badajoz unser Ziel, das wir jedoch nicht für heute angepeilt haben, sondern für morgen.
Wir legen einen Zwischenstopp auf einem Wohnmobilstellplatz ein. Werden das Abwasser los und tanken neues Wasser. Das dauert etwas länger, denn wir müssen erst unsere Wassertanks komplett leeren, ehe wir sie neu füllen. Endlich können wir wieder Wasser aus dem Hahnen trinken! Das Wasser in Südmarokko schmeckt echt nicht lecker. Erstmals seit wir mit dem Wohnmobil unterwegs sind, haben wir uns 5-Liter-Wasserflaschen gekauft. Dauerhaft würde ich das aber nicht machen wollen. Ist umständlich und macht Plastikmüll ohne Ende.
Wir legen eine Zwischenübernachtung an einem See ein. Oder so.
Die vielen toten Bäume sind deshalb tot, weil sie normalerweise unter Wasser stehen. Sollten sie jetzt auch, denn der Winter und die Regenzeit sind fast rum. Sie stehen aber im Trockenen, denn der See ist alles andere als voll. Ich glaube, das ist nicht so gut.
Bis Badajoz ist es nicht mehr weit, pünktlich zur Mittagessenszeit kommen wir an der Shoppingmall an. Was ein Zufall.
Auch sonst verläuft die Shoppingtour durchaus erfolgreich: Klamotten, ein Kärcher und Blümchen, langsam wird es voll in der Kiste.
Ab nach Portugal!
In Badajoz kann man super shoppen, aber zum Ausgleich muss man danach nach Portugal fahren, für die wohlverdiente Stille.
Wir fahren an einen unserer Lieblingsplätze. Es führen einige Wege dorthin, und der heute Auserwählte soll eine 3 Meter Höhenbeschränkung haben. Wir wissen, wir sind die Straße hier schonmal gefahren. Aber war das noch mit dem Vario oder schon mit dem Laster? Wir rätseln noch, stehen aber dann doch vor einer Eisenbahnbrücke. Ich gehe vor, Andre fährt ran, und ich fuchtele plötzlich hektisch. Ja, das hätte uns die schönen Solarmodule vom Dach rasiert, mindestens.
Der See ist proppevoll, so voll haben wir ihn noch nie erlebt. Deshalb stehen wir heute auch quasi an der Zufahrt, denn der weitere Weg verschwindet im Wasser.
Das Wetter ist bestens, aber nachts wird es kalt. Viel zu kalt für Anfang März, wie wir finden.
An Fahrtagen starten wir so gegen 10 Uhr. Heute ein paar Minuten später, denn irgendwie habe ich gerade keinen Platz, auf meinem Platz.
Langsam kennt man ja seine Stopps. Portalegre ist ein perfekter Shopping-Stopp. Hier hat es wirklich fast alle Supermärkte Portugals, praktischerweise mehr oder weniger direkt an der Umgehungsstraße gelegen.
Wir fahren noch ein Stück weiter, nach Castelo Branco. Erst ein bisschen weiteres Shopping. Die Köters bekommen neue Hundekissen für die Dackelgaragen. Die alten sind nach zwei Jahren durch und so aromatisch, man möchte sie in keine Waschmaschine stopfen, die sind reif für die Tonne.
Dann fahren wir mit dem gelben Kamel auf die Waage. 11,8 Tonnen, mit vollen Wasser- und Dieseltanks. Das ist Okay.
Wir haben ein Mittagessen-Date mit den Campofanten. Butter Chicken, Sushi und Eis in unserer Lieblings-Shoppingmall, immer wieder lecker. Gut, die Magenschmerzen hinterher könnten ein Anzeichen dafür sein, dass wir es nächste Woche mit der Futterei langsamer angehen werden.
Da es noch hell ist, fahren wir noch vollends nach Hause. Was es da zu sehen gibt, das berichte ich dann im nächsten Blog.