Ohne Klimaanlage im Wohnmobil bei 40 Grad – Camping für Fortgeschrittene
Klimaanlage im Wohnmobil? Haben wir nicht, ebenso wenig wie ein anständiges Moskitonetz an der Aufbautüre. Und trotzdem sind sie erträglich, die Tage mit über 40 Grad im portugiesischen Sommer. Man muss sich einfach alternative Überlebensstategien für den Sommer im Wohnmobil ohne Klimaanlage ausdenken …
Warum wir keine Klimaanlage im Wohnmobil haben? Weil diese nur Sinn macht, hält man Türen und Fenster geschlossen. Draußen bestes Wetter, und ich soll drinnen in der der klimatisierten Hütte hocken? Nein Danke. Bei uns ist die Türe immer offen, und mangels Moskitonetz können auch die Hunde immer schön rein und raus. Update 2018: inziwschen haben wir einen Vorhang, aufgrund der nervigen Fliegenplage im portugiesischen Sommer 2018. Das gleiche gilt natürlich auch für Mücken, Wespen und diverse andere Viecher. Und doch gibt es für alles eine Lösung …
Wassergeführte Klimaanlage am Wohnmobil – Standortwahl ist alles
Sommer in der portugiesischen Region Alentejo sind eines: superheiß. Tage mit 40 Grad sind schon happig. Da gibt es bei der Übernachtungsplatzwahl nur eines: direkt am Wasser stehen.
Denn es ist doch so: Würden wir auf dem seenah gelegenen Campingplatz stehen, hätten wir einen Weg von bestimmt 300 Metern um ein erfrischendes Bad im See zu nehmen. Und so stehen wir frei, direkt am Seeufer, haben vielleicht 10 Meter bis ins Wasser. Und egal, wie warm es draußen ist: bisher war kein See so warm, dass er nicht Abkühlung gebracht hätte.
Ein Sommer in Portugal verbringen zu wollen, andere erklärten uns für wahnsinnig. Und auch wir waren uns nicht ganz sicher, ob sich diese Idee als wirklich clever entpuppen wird. Jetzt wissen wir: Tage mit über 37 Grad sind gut auszuhalten – mit einem Platz direkt am Wasser, so dass man alle Stunde einfach mal reinspringen kann. Unser Rekord lag bei 43 Grad, was aber schon recht mühselig war. Grundsätzlich gilt die Faustregel: Übersteigt die Außentemperatur die Körpertemperatur, dann wird es anstrengend.
Dann gilt es, seinen Tagesablauf zu ändern – denn zwischen 12 und 19 Uhr stehen körperliche Aktivitäten nicht im Vordergrund. Ausgiebige Gassirunden werden auf kühlere Tageszeiten verschoben, und wir Nachtmenschen haben endlich einen plausiblen Grund um bis vier Uhr morgens aufzubleiben. Sobald die Sonne nicht mehr knallt ist es, wie wenn ein Schalter umgelegt ist, die Natur quasi ihre Klimaanlage aktiviert hätte: ab 19 Uhr sind plötzlich alle fit, man bekommt Hunger, die Hunde entwickeln einen spontanen Spieltrieb.
Die Überlegung, im Baumarkt eine Split Klimaanlage zum Einhängen ans Fenster zu holen war ja durchaus da – doch haben wir uns dazu entschieden, es einfach erstmal auszuprobieren. Im Nachhinein hat es gepasst. Wir hätten so eine Klimaanlage im Wohnmobil primär nachts angehabt. Doch wie sich herausstellte, können wir auch bei knappen 30 Grad gut schlafen. Und Hitze gegen Geräuschbelästigung eintauschen, ich weiß nicht ob das ein Zugewinn gewesen wäre.
Statt Klimaanlage: Wohnmobil ausrichten und abschatten
Im Sommer parken wir so, dass die Nachmittagssonne das Wohnmobil möglichst wenig aufheizen kann. Die Nase in den Norden, auch wenn das Fahrerhaus dann mächtig aufgeheizt wird – das macht nichts, denn es ist mit einer Schiebetüre vom Wohnbereich abtrennbar. So eine halbwegs dichte Türe ist übrigens auch im Winter ganz gut, denn es sind gerade die Fenster, über die auch Kälte ins Fahrzeug gelangen kann.
Sollte dies bei deinem Wohnmobil nicht möglich sein, braucht es unbedingt anständige Thermomatten für vorne.
Wir haben diesen Sommer auch den Versuch gemacht, uns unter einen Baum zu stellen, wegen Schatten und so. Doch abgesehen von einem geringen Solarertrag war der Effekt nicht so sehr gegeben.
Also machen wir es wie gehabt:
- Nase nach Norden
- Für Schatten auf der Beifahrerseite: Markise etwas rausfahren
- Damit die Sonne den Wohnbereich nicht aufheizt: Fenster mit weißem Tuch abhängen
- Fahrerhaus: Trennwand oder passgenaue Thermomatten
- Dachfenster: Fenster auf und Rollo zu
Nicht kalte, aber frische Luft im Womo
Zugegeben, ich hatte schon einige PKW mit Klimaanlage, diese aber fast nie benutzt. Bin da etwas empfindlich. Tatsächlich brauche ich es im Sommer auch nicht kühl, es soll einfach nicht so stickig heiß sein. Staut sich im Wohnmobil die Hitze wird es schnell unerträglich. Die Lösung: Ventilatoren.
- Dachlukenventilator aka „Wohnmobil Klimaanlage für Arme“:
Neun zusammen gebastelte und in die Dachluke eingebaute PC-Lüfter, die dimmbar sind und insbesondere nachts zum Einsatz kommen: Vorne ein Alkovenfenster auf, hinten die „Klimaanlage für Arme“ an, schon steht die Luft nicht mehr und es lässt sich auch bei 28 Grad nachts gut schlafen. Tagsüber, wenn mehrere Fenster und Türen offen sind, hat dies allerdings eher weniger Effekt. Wie man die Klimaanlage für Arme im Wohnmobil baut,
kannst du bei Andre nachlesen. - Standventilator auf 230V:
Auf den Herd stellen und schön drehen lassen. Ich persönlich empfinde dies bei zu hohen Temperaturen über 40 Grad allerdings als nicht sehr kühlend wenn er dir heiße Luft ins Gesicht bläst. - USB-Miniventilator auf 12V:
Er kommt auf dem Schreibtisch zum Einsatz, kühlt wahlweise den Laptop oder mich. Er arbeitet geräuschlos, kann direkt am Laptop oder noch besser an einer USB-Steckdose oder Powerbank betrieben werden. Ein kleines, aber feines Teil.
Abkühlung von Innen
Nur für die noch Unwissenden: kalte Getränke möchten bei hohen Temperaturen rechtzeitig nachgelegt werden. Im Sommer führt der Kühlschrank im Wohnmobil einen harten Kampf gegen die Hitze. Ständig geht die Türe auf und zu, weil das Glas schon wieder leer ist. Eine Flasche Wasser braucht Stunden um von 30 Grad auf 10 Grad heruntergekühlt zu werden. Und wird in kürzester Zeit unerträglich warm, bleibt sie mal draußen stehen.
Eine Kühlbox wäre hier sinnvoller, vor allem weil die Kälte nicht bei jedem Öffnen rausfällt. Ein Eisfach zur Eiswürfelproduktion, oder noch besser zum Eis machen, ist natürlich auch kein Fehler. Ich empfehle ein erfrischendes Joghurt-Mango-Eis 😀
Im Kampf gegen die Mücken
Jemand hat mich mal »Opferanode« genannt. Weil die blöden Mücken mich als präferiertes Opfer ansehen. Dementsprechend zerstochen bin ich, zumindest im deutschen Sommer – Rhein oder Bodensee sind schön, aber so rein mückentechnisch wirklich die Hölle. Portugiesische Moskitos sind besonders hinterhältig, sie sind klein und man hört und sieht sie nicht. Dafür gibt es weniger von ihnen, einfach weil die meisten Gewässer im Sommer ausgetrocknet sind und die Ufer weniger üppig bewachsen sind. Aber auch die möchte ich nicht im Wohnmobil haben, vor allem nicht nachts.
Teil 1: der Mückengrill
Eine der besten Investitionen in 2017 überhaupt war der Mückengrill. Im Handel wird er als UV Insektenvernichter angeboten, ich nenne ihn aber auch gerne Moskitotoaster. Eine halbe Stunde vor dem zu Bett gehen einschalten, und das Wohnmobil ist stechmückenfrei. Er grillt alles, bis auf Stubenfliegen – die portugiesischen zumindest finden das UV-Licht wohl nicht sehr lockend. Der Mückengrill läuft auf 230V und braucht 30 Watt. Es ist empfehlenswert vor dem Anschalten die Fliegengitter an den Fenstern zuzumachen, weil das Licht ja die Viecher anlockt.
Aber Vorsicht, er bringt deine dunkelsten Seiten zum Vorschein. Insbesondere, wenn dich die Viecher ganz besonders nerven, zaubert dir jedes „BRZZZL“ ein diabolisches Lächeln ins Gesicht. Der Mückengrill ist aalso auf jeden Fall ein gutes Instrument im Kampf gegen Mückenstiche.
Teil 2: der Schnakenstick
Der »Schnakenstick« ist die Pille danach der Opferanode. Gehandelt wird sie unter dem offiziellen Begriff »Elektronischer Stichheiler«, wir haben einen der Marke bite away. Das geht so: Die Stechmücke sticht dich, und sobald du sowas wie einen Juckreiz verspürst, hältst du dir den Schnakenstick von bite away drauf, für ein paar Sekunden. Das wird gut warm, denn er arbeitet einfach nur mit Hitze – diese zerstört die Eiweißmoleküle, die für das Jucken verantwortlich sind. Funktioniert wunderbar, das Jucken ist sofort weg.
Und die Hunde??
Die größte Sorge von Hundebesitzern ist, dass ihre Hunde mit der Hitze im Sommer nicht klar kommen. Viele bauen in ihr Wohnmobil eine Klimaanlage ein, nur für den Hund. Jedenfalls behaupten sie das. Auch sind Hundeaccessoires wie Kühlmatten recht beliebt.
Auch ich hatte vor unserem ersten Sommer in Portugal etwas Bedenken – der zwölf Jahre alte Hund mit dem schwarzen Pulli und dem leicht unruhig schlagenden Herzen, wie wird er die Hitze wegstecken? Heute weiß ich: null Problemo. Hunde sind nicht aus Zucker. Sie wissen, was zu tun ist wenn es heiß wird: In den Schatten liegen und pennen. Und unterm Wohnmobil hat es immer Schatten, oftmals zieht dort sogar ein kleines Lüftchen durch.
Wie gesagt, die Standortwahl ist ebenfalls von Bedeutung. Bei 40 Grad im Schatten kann ich mein Wohnmobil ruhig in die Sonne stellen – wenn denn nur ein See oder Bach direkt daneben ist. Wenn mein Hund an einem heißen Sommertag ohne Leine unterwegs ist, dann schlappt er einmal die Stunde zum See, legt sich für zwei Minuten rein und schlappt wieder zurück um sich wieder untern Baum zu legen. Hunde wissen, was zu tun ist. Muss der Hund an der Leine bleiben (aus Gründen), dann schnappe ich ihn mir zwischendurch und nehme ihn mit zum Wasser. So einfach ist das: es gibt keinen Grund, bei 40 Grad nicht am Wasser zu stehen.
Hund im Wohnmobil ohne Klimaanlage lassen?
Eines noch zu der Hysterie, die jeden Sommer rumgeht: Ja, man sollte weder Hund noch Kind noch die Oma bei 30 Grad im Auto lassen, das ist gefährlich und blöd. Einen Hund bei 30 Grad im Wohnmobil lassen ist eine andere Geschichte, die mit etwas Erfahrung möglich ist. Mit der richtigen Belüftungstechnik wird es im Wohnmobil nicht heißer als draußen. Es darf sich keine Stauhitze entwickeln. Je nach Isolierung wird es im Wohnmobil auch nicht so schnell warm.
Wenn ich meinen Ducato in den Schatten stelle, den Wohnraum mit einem Teppich vom Fahrerhaus abtrenne und hinten ein Dachfenster aufmache, dann ist es hinten wirklich sehr lange sehr angenehm. Wenn es Tizon dann im Fahrerhaus zu warm wird kann er nach hinten gehen. Was er allerdings nur macht, wenn vorne die Sonne reinknallt. Doch bis ihm wirklich zu warm wird genießt er die gute Aussicht, die er vom Beifahrersitz aus hat. Wichtig ist, dass ich mir auch bei einer längeren Einkaufstour keinen Kopf machen muss.
Natürlich kann man noch weitere Maßnahmen treffen: so schere ich meinen Hund im Sommer. Ob es ihm hitzemäßig was bringt weiß ich nicht, hat er doch eh nicht so viel Unterwolle. Auf jeden Fall bringt es uns was: ein ständig nass werdender Hund stinkt mit weniger Fell einfach weniger. Den kleinen Hund muss man nicht scheren, er wird auch nicht so oft nass. Er ist zeitweise so wasserscheu, dass er im Sommer zwangsgebadet wurde: Hund auf den Arm, ins Wasser tragen und für zwei, drei Minuten im Wasser halten. Also nicht nur für zehn Sekunden, damit auch wirklich eine Abkühlung stattfindet. Die ganze Aktion sieht dann aus wie Babyschwimmen, also durchaus etwas albern.
Und wer doch eine Klimaanlage nachrüsten möchte…
… der sollte den hohen Stromverbrauch berücksichtigen. Eine entsprechend großzügig dimensionierte Solaranlage oder Landstrom. Wer alleine frei steht könnte natürlich auch den Stromerzeuger laufen lassen, aber das fände ich ehrlich gesagt ziemlich schrecklich. Muss aber jeder selbst wissen.
Es gibt für’s Wohnmobil eine Klimaanlage zum Nachrüsten, beispielsweise von Dometic oder Truma. Diese muss fest eingebaut werden, ist als Dachklimaanlage konzipiert. Ich habe mal nach den Preisen geschaut: rund 2.000 Euro schlagen zu Buche, plus Einbau.
Eine günstigere, wenn auch weniger komfortable Alternative kann eine mobile Klimaanlage darstellen. Genauer gesagt kommt hier ein Split-Klimagerät fürs Wohnmobil in Frage. Split deshalb, weil es zweigeteilt ist: der Lüfter sitzt im Wohnmobil, der Kompressor draußen am Fenster. Beide Teile verbindet ein Schlauch mit Kühlflüssigkeit, durch den auch die Wärme nach außen geleitet wird. Diese mobile Klimaanlage kostet nur einen Bruchteil, könnte als Lösung für besonders drückend heiße Tage durchaus Kühlung bringen. Es reicht ja schon aus, wenn sie die Luft im Wohnmobil um nur 10 Grad herunter kühlt.
Was du dann aber noch beim Betrieb deiner Klimaanlage im Wohnmobil beachten solltest:
- Alles was kühlt (oder heizt) benötigt viel Strom. Eine Klimaanlage, die 750 Watt braucht, leert deine Wohnmobilbatterie um 40 Ah pro Stunde (750 Watt / 12 Volt) . Wenn du also einen Ladestrom von mindestens 40 Ampere verzeichnen kannst, beispielsweise durch eine sehr großzügig dimensionierte Solaranlage, dann geht die Rechnung auf. „Richtige“ Dachklimaanlagen ziehen übrigens über 2000 Watt, ich vermute jedoch, dass sie in ihrer Leistung entsprechend regulierbar sind.
- Eine Klimaanlage im Wohnmobil macht nur Sinn, wenn die Wärme nach außen geführt wird – eine Abluft ist also unerlässlich. Anders kann das physikalisch nicht funktionieren!
- Jede Klima funktioniert nur, wenn Fenster und Türen (weitestgehend) geschlossen sind. Und auch die Sonne draußen bleibt – direkte Sonneneinstrahlung auf die Fenster sollte also vermieden werden.
Fazit: Klimaanlage im Wohnmobil – wir brauchen sie nicht
Das Schöne am Leben im Wohnmobil: du bist immer an der frischen Luft. Türen und Fenster stehen bei gutem Wetter weit offen, Menschen und Hunde schlappen rein, schlappen raus. Okay, die Mücken auch, aber irgendwas ist ja immer. Trotzdem werden wir uns wohl auch für den nächsten Sommer keine Klimanlage für unser Wohnmobil anschaffen. Einfach, weil es nicht zu uns passt. Wenn ich tagsüber schreibend am Laptop sitze, möchte ich beim Aufschauen einen freien Blick auf den hübschen See haben, an dem wir gerade stehen.
Edit: Es gibt jedoch einen Anlass, der uns trotzdem über eine kleine Lösung, eine mobile Klimaanlage, nachdenken lässt: Wir möchten im Hochsommer ein mehrtägiges Musikfestival besuchen – und die Hunde mit gutem Gewissen im Wohnmobil lassen können. Zwar eher abends, aber manchmal vielleicht auch tagsüber. Über das Internet könnten wir dann anhand des Stromverbrauchs des Wechselrichters erkennen, dass die Klimaanlage auch läuft. Aber das wird sich zeigen, und ein günstiges Split-Klimagerät im Baumarkt dürfte schnell gefunden und eingebaut sein. Gerade in Südeuropa ist das Angebot ja entsprechend groß.
Ich muss abschließend aber auch sagen: wir mögen es warm. Und nicht jeder ist so hitzeunempfindlich. Wenn die Hitze körperlich belastend ist, dann muss eine Lösung her – für manche mag es der Sommerurlaub in Skandinavien sein, für andere ist es eine anständige Klimaanlage im Wohnmobil.
Update August 2018: Wir sind den zweiten Sommer über im Alentejo, und heute hatte es 43 Grad. An unserer Taktik haben wir nichts geändert.