Heute befassen wir uns mit einem Thema, das viele Menschen faszinierend finden: Ich bin Mitte 30, lebe reisend im Wohnmobil, habe weder geerbt, noch beziehe ich Rente oder lasse mich von einem Mann aushalten. Ich komme für meinen Lebensunterhalt selbst aus. Unterwegs und im Internet treffe ich immer wieder welche, auch Wohnmobilreisende, die können das im ersten Moment nicht erfassen. Haben die meisten doch das Bild vom Rentner im Kopf, der seinen Lebensabend im Wohnmobil verbringt.

Manchmal lerne ich Leute kennen, denen ich zu Beginn eines entsprechenden Gespräches direkt ansehen kann wie sie versuchen Zusammenhänge zu verstehen. Wie kann sowas funktionieren? Muss sie im Wohnmobil leben, hat sie kein Zuhause? Und dann auch noch in einem so kleinen Ducato, mit so einem großen Hund? Insbesondere als ich noch alleine unterwegs war kam oftmals Verwunderung auf. Darüber, dass ich alleine reise und unterwegs auch noch Geld verdiene. Offenbar habe ich ja keinen Mann dabei der mich aushält. Je nach Tagesform gab es von mir dann eine kurz angebundene oder ausführlichere Erklärung wie sowas geht.

Und mein Weg ist wahrlich nicht der einzig Mögliche. Ich kenne Straßenkünstler, die das ganze Jahr über im Wohnmobil leben. Selbständige Programmierer, Wanderarbeiter, Onlineshop-Betreiber, Überlebenskünstler und  Kunsthandwerker sind unterwegs. Junge und alte, mit und ohne Kinder, unterwegs im einfachen, alten DüDo oder im schickeren, komfortablen Wohnmobil. Kleiner Kastenwagen oder selbst ausgebautes Expeditionsgefährt, ein Rudel Hunde dabei oder auch eine Katze, es geht alles. Mit weniger und mit viel Geld. Der Knackpunkt ist: man muss es nur wollen, dann findet sich auch ein Weg.

Und genau geht es in diesem „kleinen“ Essay: Über Beweggründe und Ausreden, Konsum und Minimalismus, Träume und Geld, Planung und Umsetzung.

Wie finanziert man sowas?

Erschwerte Arbeitsbedingungen: jemand will Gassi.
Erschwerte Arbeitsbedingungen: jemand will Gassi.

Diese Frage findest du vor allem auf Facebook, diverse Wohnmobil- oder Aussteigergruppen sind dafür prädestiniert. Manchmal ist es Neugierde, manchmal auch Neid. Und immer wieder höre ich raus: „Ach, so machst du das. Ja das kann ich ja nicht, weil … “ Das geht nicht, das kann ich nicht, dafür habe ich kein Geld. Da fällt mir immer wieder ein Satz ein: „Wenn man etwas wirklich möchte gibt es keine guten Gründe es nicht zu tun, es gibt höchstens gute Ausreden“. So oder ähnlich hat das mal ein schlauer Mensch gesagt, ich weiß nicht mehr wer. Aber es ist so vieles dran.

Und genauso ist es auch. Und um eines vorweg zu nehmen: Was ich heute beruflich mache, das habe ich nicht studiert. Ich habe mir alles selbst beigebracht. Das Internet bietet einen unerschöpflichen Vorrat an Informationen. Auch ohne Geld zu zahlen kannst du jeden Tag was Neues lernen. Es mag seine Zeit dauern bis du den Durchblick hast und richtig gut geworden bist, aber das heißt ja auch nur: fang endlich an.

Mir bekannte Möglichkeiten als (digitaler) Nomade auf Reisen Geld zu verdienen

  • Freelancer, mit Kunden, die via Internet und Telefon betreut werden (meist IT-Branche, Webdesign, Texter etc.)
  • Blogger, Webseitenbetreiber (Werbung, Sponsoren, Ebooks etc.)
  • Betreiber von Onlineshops, Chefs von Webagenturen und andere ortsunabhängige Unternehmer (mit Talent zum Outsourcing)
  • Sich unterwegs als Hilfsarbeiter oder Fachkraft anbieten (Landwirtschaft, Gastronomie etc.,)
  • Jobs gegen Unterkunft/Essen: Workaway, Housesitting, Dogsitting …
  • Qualifizierte Jobs unterwegs (Tauchlehrer, Surflehrer, Skilehrer, Dozent, Referent, Fotograf, …)
  • Angestellte/r im Homeoffice (Telearbeit)
  • Anschaffen gehen (ääh, ja gibt es wirklich)
  • Selbst erstellte Produkte (wie z.B. Schmuck) auf Märkten verkaufen
  • Als reisender Künstler auf Events, Märkten etc. arbeiten ( Feuerschlucker, Schlangenmensch, … )
  • Freiberuflicher Journalist, Fotograf, Architekt, Unternehmensberater …
  • Als Straßenkünstler in die Fußgängerzone stundenweise Geld verdienen
Eine kleine Umfrage von vergangener Woche hat ergeben:

  • die meisten verdienen ihr Geld mit Kunden: als Webdesigner, Programmierer, Unternehmensberater, Coach.
  • Viele weitere betreiben Webseiten: Reiseblogs, Onlineshops, Nischenseiten.
  • Einige bieten ihre Dienstleistung / Arbeitskraft /Produkte vor Ort an: als Dienstleister, reisender Künstler, …
  • Viele setzen auf mehr als eine Einkommensquelle.
  • Einige gehen unter der Woche ihrem festen Arbeitsplatz nach, leben dabei aber im Wohnmobil und reisen nur am Wochenende.

Die vollständige Umfrage findest du in der Facebook-Gruppe „Leben im Wohnmobil“.

All diese Einnahmequellen haben eines gemeinsam: du solltest gut sein in dem was du tust. Du musst es auch tun wollen – sonst hast du keinen Gewinn. Und im Idealfall hast du auch einen guten Stundensatz, sonst nimmt die in Arbeit investierte Zeit überhand, die gewonnene Freiheit kannst du kaum genießen. Denn bei einem Vollzeitjob noch das Reisen genießen, das wird schwierig.

Jeder muss hier seinen Weg finden. Ich persönlich habe mir ein passives Einkommen aufgebaut. Das bedeutet, dass zumindest ein Teil meiner Einkünfte auch dann generiert werden, wenn ich gerade nicht arbeite. Einfach, weil es dir mehr Freiheit verschafft. Und auch eine gewisse Absicherung darstellt – denn wenn ich mal krank werde, wie soll dann Kohle reinkommen wenn ich mein Projekt nur auf Stundenbasis verdiene?

Doch was versteht man unter passivem Einkommen? Dieser Begriff ist leider etwas in Verruf geraten. Multilevelmarketing Firmen inklusive einiger Schneeballsysteme haben ihren Beitrag dazu geleistet. Auch online gibt es immer wieder mysteriöse Versprechen.

Passives Einkommen, nach meiner Definition

2000m und super Internet: Sonnenuntergang auf dem Gipfel - auch das ist Portugal.
2000m und super Internet: Sonnenuntergang auf dem Gipfel – auch das ist Portugal.

Einnahmen, die auch dann zustande kommen, wenn du (gerade mal) nicht arbeitest. Sich ein passives Einkommen aufzubauen bedeutet, in Vorleistung zu gehen: du investierst heute Zeit (und manchmal auch Geld) in ein Projekt, dass dir in Zukunft ein wiederkehrendes Einkommen verschafft. Manchmal dauert es einen Monat, manchmal ein Jahr bis es Geld abwirft. Sobald ein Projekt „genug“ Umsatz generiert muss es im Idealfall nur noch gewartet werden. Du musst also nur noch minimal Energie in dieses Projekt stecken damit es läuft.

Meiner Ansicht nach geht es so: Du baust dir ein Onlineprojekt auf, beispielsweise in Form einer Webseite. Wenn diese nun bei Google gut rankt, dann bekommst du laufend neue Besucher auf deine Webseite. Und kannst entweder mit deinem eigenen Produkt (beliebt sind z.B. Ratgeber-eBooks) oder mit platzierter Werbung Geld verdienen. Woran jetzt viele scheitern: du benötigst für dieses Vorhaben 1. Knowhow, 2. Ausdauer und 3. Mehr Ausdauer.

Wenn du bei Null anfängst musst du viel lernen: wie man eine Webseite bastelt, wie man schreibt, Webseite und Geschreibsel für Google optimiert, und so weiter.

Warum ich darauf abziele, dass ein Onlineprojekt bei Google ranken sollte, wo doch so viele Reiseblogger auch über Kanäle wie Facebook oder Instagram Besucher generieren? Weil auf den Sozialen Kanälen immer nur was geht wenn du laufend aktiv bist. Aber wir reden ja von passivem Einkommen. Möchtest du dir ein Projekt aufbauen, das dir langfristig passives Einkommen generiert, dann geht das nicht von heute auf morgen. Gut Ding will Weile haben.

Dies gilt auch für alle anderen Möglichkeiten unterwegs (gutes) Geld zu verdienen. Als richtig guter Straßenkünstler kann du in 1-2h sehr gutes Geld verdienen. Mittelmaß jedoch lohnt sich kaum, wird allenfalls mit ein paar Mitleidsgroschen belohnt. Als Freelancer kannst du deinen deutschen Kunden auch von Portugal aus betreuen. Stimmt der Draht zum Kunden, Preis und Leistung ebenso, dann wird er dir treu bleiben.

Was auch immer du tust, es muss dir Freude machen. Und etwas Ehrgeiz besser werden zu wollen kann auch nicht schaden. Ein konkretes Ziel vor Augen hilft immer.

Als Reiseblogger groß durchstarten?

Viele kommen auf die Idee mit einem eigenen Reiseblog Geld verdienen, ihre Reisen dadurch finanzieren zu wollen. Doch nur bei den Wenigsten wird dies funktionieren. Denn erstens gibt es bereits zahlreiche Reiseblogs, der Markt ist ziemlich gesättigt. Zweitens sind die Einnahmemöglichkeiten zwar vorhanden, doch auf die wirklich interessanten Einnahmequellen hast du nur Zugriff wenn deine Reichweite wirklich sehr gut ist. An (interessante!) bezahlte Trips, Product Placement und andere lukrative Angebote bekommst du als kleiner, aufstrebender Blogger eher selten. Zumindest nicht in dem Ausmaß, als dass man davon leben könnte.

Aber, muss es denn ein reiner Reiseblog sein? Nein, du kannst mehr daraus machen. Ratgeber, Community, Shop, auch thematisch ist so ein Blog ja nicht zwingend an Reisen gebunden. Du kannst Social Media Marketing betreiben, einen Youtube-Kanal aufmachen oder auf Suchmaschinenoptimierung setzen. Als Extrembeispiel kann ich sicherlich crosli anführen. Schau dir mal das Hauptmenü an. Ich schreibe über alle möglichen Themen die mich so interessieren. Auch, weil es mir so einfach mehr Spaß macht. Ich möchte nicht alle paar Tage einen Reiseblogartikel veröffentlichen MÜSSEN. Denn diese Erwartungshaltung kann bei Stammlesern durchaus entstehen. Das erzeugt Druck, mal wieder was posten zu müssen. Und ich empfinde es nicht als erstrebenswert mir auf meinen Unternehmungen immer Gedanken darum machen zu müssen welche Motiv, welche Information und welche Geschichte denn für meine Leser interessant sein könnte. Ich möchte unbeschwert reisen, ohne die Kamera ständig im Anschlag zu haben.

Aussteigen geht besser, wenn der Freiheitsdrang größer ist als der Konsumwille

Die Freiheit liegt auf dem Rücken der Pferde? Oder steht direkt neben einer Pferdekoppel.
Die Freiheit liegt auf dem Rücken der Pferde? Oder steht direkt neben einer Pferdekoppel.

Was bedeutet eigentlich dieses „Aussteigen“? Um Aussteiger zu sein musst du dich nicht zwingend von Beeren und Gräsern ernähren oder in einer anarchistisch-veganen Wagenburg leben. Du musst auch nicht den deutschen Staat verabscheuen, gerne Bäume umarmen oder in die Höhle ziehen. Kann man natürlich alles machen wenn es denn nur glücklich macht.

Ich persönlich definiere das Aussteigen als den Ausstieg aus dem Hamsterrad. Die 9-16 Uhr Maloche, die keinen Spaß macht. Arbeiten um Geld für’s Leben zu haben, leben um zu arbeiten. Plus weitere Verpflichtungen, die man halt so macht, einfach weil es gemacht werden muss – vom wöchentlichen Rasen mähen bis hin zu Veranstaltungen, die man besuchen muss, nur damit man da war. Ich möchte das „konventionelle“ Leben nicht schlecht reden. Viele Menschen sind glücklich in ihrem Leben, gehen in ihrem Job auf, erfreuen sich an ihrem Haus und ihrer Familie, wünschen sich Sicherheit, verspüren auch nicht so den Freiheitsdrang. Andere wiederum bevorzugen ein Leben abseits des Systems.

Aussteigen heißt für mich vor allem, aus dieser Spirale von Geld verdienen – Geld ausgeben auszusteigen. Du verdienst Geld, und für deine harte Arbeit gönnst du dir was. Ein schicker Cluburlaub, das PayTV-Abo, dazu ein großer Fernseher und zum Ausgleich die Fitnessclubmitgliedschaft. Damit du im Job deinem Status angemessen auftreten kannst investierst du – in schicke Klamotten, neues Smartphone, ein teures Auto. Damit die Nachbarn nicht schlechtes von dir denken bemühst du dich – ein gepflegter Vorgarten, das frisch gewaschene Auto in der Auffahrt, Kinder mit immer sauberen Klamotten. Viele dieser Dinge laufen unbewusst ab. Keiner kauft sich bewusst ein Auto um ein Statussymbol zu besitzen.

Umso weniger Geld du benötigst, desto weniger musst du arbeiten.

Arbeitsplatz mit angrenzender Gassizone.
Arbeitsplatz mit angrenzender Gassizone.

Im Prinzip ist es eine ganz einfache Rechnung. Die auch dann aufgeht, wenn du nicht im Wohnmobil durch die Gegend fährst – sondern in einem Steinhaus wohnst. Doch, wenn du im Wohnmobil leben möchtest, dann verspürst du vermutlich einen gewissen Freiheitsdrang. Diesen auszuleben bei einem 8-h-Arbeitstag, das ist schwierig.

Die gute Nachricht ist: umso mehr du dich in die Natur zurückziehst und dein Leben einfach gestaltest, desto günstiger kommt es für dich. Für mich heißt das: ich habe heute ein Drittel weniger Kosten.

Die Miete inklusive Mietnebenkosten entfällt (Wasser, Strom, Heizung, Müll, GEZ, Kabelanschluss) Ersparnis: 700€ / Monat. Dafür sind meine Fahrzeugkosten etwas höher: Anschaffung, Wohnmobilversicherung (Vollkasko) und insbesondere Diesel. Hin und wieder kommt auch eine Campingplatzgebühr hinzu. In der Summe würde ich sagen, ich habe Fahrzeugmehrkosten von maximal 200€. Bedeutet, dass ich für’s Wohnen und Fahren etwa 500€ weniger im Monat bezahlen muss.

Andere Kosten halten sich die Waage. Heute gebe ich alle paar Wochen mal 4€ für eine Maschinenwäsche aus. Ist das teurer als früher? Bedingt, denn wenn du dir für zu Hause eine Waschmaschine für 400€ kaufst kannst du dafür 100x im Waschsalon eine große Ladung Wäsche waschen. Dafür bräuchte ich ein paar Jahre, und Waschmittel wird obendrein gespart.

Dies als exemplarisches Beispiel dafür, dass das Leben unterwegs nicht zwingend teurer oder billiger sein muss. Es kommt immer darauf an, was du daraus machst.

Du musst dich selbst entscheiden worauf du größeren Wert legst. Verdienst du etwas mehr Geld, um dir etwas mehr Komfort zu gönnen oder setzt du lieber auf Minimalismus? Waschsalon oder Wäscheservice? Campingplatz oder Wildcamping? Fitnessstudio oder Joggen gehen?

Minimalismus – da, wo es Sinn macht

Leben und Arbeiten auf kleinstem Raum - oder einfach draußen.
Leben und Arbeiten auf kleinstem Raum – oder einfach draußen.

Für mich bedeutet ein minimalistischer Lebensstil nicht, auf alles als Luxus und Komfort eingestuft werden kann verzichten zu müssen. Hey, wir haben einen Kaffeevollautomaten im Wohnmobil, dampfen E-Zigaretten und gehen auch schonmal auswärts essen. Dinge, die wir bewusst tun. Andere Dinge tun wir bewusst nicht. Auswärts einen Kaffee trinken gehen, das kommt eher selten vor, Kinobesuche ebenso. Wir dampfen auch, weil es deutlich günstiger ist als rauchen. Ich lege keinen Wert auf teure Klamotten, Schmuck oder das neueste Smartphone. Und bin mir sicher, dass es den meisten anderen im Wohnmobil Lebenden ebenso ergeht.

Denn irgendwann haben wir uns eine Grundeinstellung zugelegt: Wir leben unser Leben für uns. Und nicht für andere. Es liegt an uns, dieses Leben so zu gestalten, dass uns unser Lebensstil glücklich macht. Dazu gehört, keine zehn Stunden am Tag mit Arbeiten zu verbringen. Das kann phasenweise durchaus möglich sein. Doch dann muss es auch Phasen geben, in denen das Leben, und nicht das Arbeiten im Vordergrund steht.

Was ist mir wichtiger, drei Stunden in Arbeit zu investieren um Geld für ein weiteres paar Schuhe zu verdienen oder in dieser Zeit lieber am Strand entlang zu spazieren? Sobald klar wird, dass Konsum nicht nur Geld sondern vor allem auch Zeit kostet kann man das Konsumieren in einem anderen Licht sehen.

Frei stehen und frei leben: Energie und andere Ressourcen im Wohnmobil

Freistehen bedeutet auch Freiheit.
Freistehen bedeutet auch Freiheit.

Kommen wir zurück zum Leben im Wohnmobil. Und die Freiheit, die damit assoziiert wird. Derzeit beobachten wir einen wahren Wohnmobil-Boom, vor allem in Deutschland. Und eine Darstellung von Freiheit, die stellenweise fast absurd ist. Denn von Haus aus ist das Durchschnittsmobil auf Stellplätze / Campingplätze mit Infrastruktur angewiesen. Du kannst zum Fahren deinen Wassertank nicht voll machen, weil du direkt mal überladen wärst. Die Bordbatterien sind so klein dimensioniert, dass nach spätestens zwei Tagen das Licht ausgeht. Und musst du auch mal Heizen weil es kühler wird, ist die Gasflasche ebenso schnell leer. So wundert es kaum, dass im Wohnmobil Lebende ihr Gefährt nach und nach aufgerüstet haben.

Ich habe meinen Ducato selbst zum kleinen Wohnmobil umgebaut. Dabei lag ein Fokus auf dem Thema Autarkie. Nicht nur, weil ich mich gerne in der ruhigen, schönen, unberührten Natur rumtreibe. Sondern auch aufgrund wirtschaftlicher Aspekte. Ich soll auf einem Campingplatz drei Euro pro Nacht nur für Strom zahlen? Lohnt es sich da nicht die ohnehin geplante Solaranlage etwas großzügiger zu dimensionieren? Ja, das hat sich gelohnt.

Das autarke Wohnmobil

Es wird noch einige Jahre dauern bis es soweit ist, das E-Wohnmobil auf den Markt kommen wird. Erst dann kann man eigentlich von absoluter Autarkie sprechen. Das Wohnmobil, gepflastert mit hyperflexiblen Solarmodulen, Hochleistungs-Lithiumbatterien an Bord, das auch ohne Verbrennungsmotor eine akzeptable Reichweite schafft. Das dann auch ohne Gas auskommt und dank cleverer Wasseraufbereitung sowie Minikläranlage nur alle zwei Monate mal einen Wasserhahn benötigt.

Bis dahin stellt sich vielmehr die Frage, wie viele Tage / Wochen du autark sein möchtest. Wie lange kannst du auf einem Berg stehen ohne, dass du ein Ressourcenproblem bekommst?

  • Frischwassertank ist leer
  • Abwassertank ist voll
  • Toilette läuft über
  • Strom ist alle
  • Gasflasche ist leer
  • Nahrungsmittelvorräte sind aufgebraucht

Heizung, Warmwasser, Strom und Toilette – das sind die heißen Themen wenn es um die Autarkie im Wohnmobil geht. Und wenn du ganzjährig im Wohnmobil leben möchtest lohnt es, sich hierüber intensive Gedanken zu machen. Und vielleicht auch, etwas mehr zu investieren.

Was du im Wohnmobil benötigst: Wasser (Frischwasser u. Abwasser), Wärmeenergie, Strom.

Warum ich “Wärmeenergie“ schreibe? Ganz einfach, weil du für Heizung und Warmwasser wie 90% aller Wohnmobilisten Gas benutzen kannst. Gas, ein fossiler Brennstoff, musst du aber nachfüllen. Weshalb regenerative Energiequellen ganz interessant sind. Brennmaterial für einen kleinen Holzofen findest du überall, notfalls auch mal im Baumarkt. Und mit genügend Solarstrom auf dem Dach sowie entsprechenden Batterien im Wohnmobil kannst du nicht nur Warmwasser mit Strom machen, sondern auch mal den Heizlüfter laufen lassen, den Kühlschrank komplett über Strom betreiben. Autarkie im Wohnmobil bedeutet: du investierst einmal etwas mehr Geld in deine Infrastruktur, hast dafür weniger laufende Kosten. Und wirst außerdem mit mehr Flexibilität belohnt.

Ich benötige für meinen Ducato keine Steckdose, habe genügend Solarstrom von meiner Solaranlage auf dem Wohnmobildach und verhältnismäßig viel an Batteriekapazität unter der Eckbank. Damit lassen sich stromhungrige Geräte wie Kühlschrank und Laptop betreiben, zwischendurch auch Wasserkocher und im Sommer die elektrische Kochplatte. Und das ganz ohne einen Stromerzeuger rausstellen zu müssen …

Da ich den Winter bevorzugt im warmen Süden verbringe benötige ich keine fest installierte Heizung. Für den Notfall gibt es jedoch einen Heizlüfter sowie eine kleine Petroleumheizung. So benötige ich kein Gas – was ich einfach nicht im Auto haben wollte. Lediglich mein Campingkocher wird mit einer 500gr Kartusche betrieben, die ewig hält.

Ich bin eine Woche lang autark. Dann müssen Chemieklo und Abwassertank geleert, und der 70 Liter Frischwasser gefüllt werden. Das bedeutet aber nicht, dass ich deshalb zwingend eine Nacht auf einem Campingplatz oder Stellplatz verbringen muss. Ver- und Entsorgungsstationen gibt es ja auch so. Meist kann man diese für zwei Euro nutzen und dann weiter fahren.

Und genau dies ist die Freiheit, wie ich sie schätze: Du kannst auf einem Campingplatz übernachten. Wenn du Bock drauf hast. Oder wenn du dich in einer Region befindest, wo es mit dem Freistehen eher schlecht aussieht. Aber du musst es nicht. Meine Entscheidungskriterien für einen perfekten Übernachtungsplatz: Erstens muss es schön sein, zweitens muss ich Internetempfang haben. Ich benötige weder Steckdose, noch sonst irgendeine Infrastruktur, noch direkt neben mir parkende Nachbarn. Der perfekte Übernachtungsplatz hat nichts von alledem.

Einsteigen ins Wohnmobil: keine Ausrede, viel Aktion

Ich würde gerne wollen, aber …

Wer aussteigen will, der kann – egal in welcher Lebensphase

Aussteigen kann vieles bedeuten. Manche wollen aus dem deutschen System aussteigen, weil sie ihre Kinder nicht in eine Schule schicken wollen. Andere möchten dem Hamsterrad entkommen oder ihren Freiheitsdrang ausleben. Ich wollte einfach mal eine Zeit lang durch die Gegend reisen. Die Gelegenheit war günstig, die Voraussetzungen dafür hatte ich mir geschaffen. Und dies kann jeder tun – wenn er dies auch wirklich möchte.

Ja, jeder hat seine Verpflichtungen und viele auch einige gute Gründe. Wer sich täglich um seine pflegebedürftige Mutter kümmern muss kann nicht einfach so abhauen. Seinen Ausstieg jedoch vorbereiten. Wer sein Kind ohnehin nur jedes zweite Wochenende sehen darf überlegt es sich dreimal ob er wirklich durch die Welt reisen möchte, wodurch der Kontakt automatisch schwieriger werden würde. Immer, wenn die eigene Verwirklichung bei anderen Menschen Leid auslösen würde, dann werden aus Verpflichtungen gute Gründe.

Alles andere sind eher Ausreden. Dafür, dass man sich nicht auf das Vorhaben auszusteigen, fokussiert. Dass man nicht konzentriert darauf hinarbeitet. Wenn du es jetzt nicht angehst, wann dann?

Ich kenne einige Freelancer, die mit Kindern und Hund im Wohnmobil leben, durch ganz Europa reisen. Egal ob mit Familienanhang, Ersparnissen, oder ohne: wir haben uns einfach die Möglichkeit geschaffen diesen Lebensstil zu führen. Du musst es wollen, einen Plan machen und diesen auch in die Tat umsetzen. Hast du etwas Geld zur Verfügung kannst du deine Pläne vielleicht schneller umsetzen. Ansonsten dauert es eben ein, zwei oder drei Jahre bis du soweit bist.

Der Anfang vom Ausstieg: frage dich, was du wirklich brauchst

Nein, ich möchte hier keinen vom minimalistischen Lebensstil überzeugen. Es muss jeder selbst für sich wissen wieviel Luxus und Komfort er benötigt. Aber, Dinge zu hinterfragen, wäre durchaus legitim. Wie viel Geld gibst du im Jahr für Klamotten, Schminke, Handy, Fastfood, Rauchen, Party, Fitness-Studio, zocken, Kino, Hobbies oder sonstige Luxusgüter und Freizeitspaß aus? Was davon wärst du bereit einzusparen um den Traum vom Leben im Wohnmobil zu verwirklichen?

Und was benötigst du eigentlich nicht mehr, was kann weg und versilbert werden? Bereits jetzt kannst du einiges an Geld einsparen. Und zwar ohne wirklich Abstriche machen zu müssen. Denn wenn das Ziel vor Augen ist, dann stellt etwas abzuschaffen keine Entbehrung dar. Sondern ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ziel.

Ich habe mir extra ein Tagesgeldkonto zum Ansparen angelegt. Zusätzlich zum monatlichen Dauerauftrag ging jeder Euro der irgendwie übrig war auf dieses Konto. Hier mal etwas Kram bei Ebay verkaufen, dort ein paar extra Einkünfte, dann wieder ein Abo gekündigt – immer schön jede Gelegenheit damit das Sparkonto schön schnell voll wird.

Ich sage nicht, dass es immer einfach ist. Ich selbst hatte einige Monate lang kein eigenes Auto. Was echt „ungeschickt“ ist, wenn man in irgendeinem Schwarzwalddorf wohnt und der Ducato wegen laufenden Ausbaumaßnahmen gerade nicht fahrbereit ist. Aber, das Geld für meinen verkauften PKW habe ich gut in den Ausbau reinvestiert. Und so muss jeder bereit sein auch etwas ungemütlichere Aspekte in Kauf zu nehmen.

Lerne was, womit du unterwegs Geld verdienen kannst

Du möchtest online mit einem Internetprojekt oder aber als Straßenkünstler unterwegs Geld verdienen? Egal was du vorhast, nutze die Vorbereitungszeit um dir was aufzubauen. Lerne! Fange an auch in deiner momentanen Lebenssituation dein Einkommen zu pimpen. Verdiene dir etwas dazu um dein benötigtes Startkapital schneller zusammen zu sparen.

Du möchtest selbst hergestellten Schmuck auf Märkten verkaufen? Dazu musst du nicht in ferne Länder reisen. Stelle den Schmuck abends nach Feierabend her und verkaufe ihn auf den Märkten am Wochenende. Wenn das hierzulande funktioniert hast du auch gute Chancen, dass deine Produkte auch im Ausland ganz gut ankommen. Du möchtest mit einer Webseite Geld verdienen? 1-2 Jahre Vorlaufzeit bis diese ein gutes Taschengeld abwirft sind normal. Du willst als Straßenkünstler auftreten? Dann musst du richtig gut sein – egal ob in der Fußgängerzone deiner Stadt oder irgendeiner anderen.

Und du solltest in dem, womit du unterwegs dein Geld verdienen möchtest, möglichst schon gut sein bevor du los fährst. Denn auch wenn scheitern keine Schande ist – es ist vermeidbar. Und kann dafür sorgen, dass du deinen Traum vom Leben auf Rädern für immer begräbst.

Na, fängst du heute noch an?

Ich habe angefangen, indem ich mir zwei Dinge überlegt habe:

  1. Wie viel Geld benötige ich als Anfangsinvestition, für ein passendes Reisefahrzeug?
  2. Wie viel Geld benötige ich monatlich, für meinen Lebensunterhalt unterwegs?
  3. Wie viel Zeit benötige ich, um dieses Geld zu organisieren?

Ich habe ein Jahr gearbeitet und gespart, bis mein Wohnmobilausbau beginnen konnte. Vier Monate später, und ich war unterwegs. Das hat funktioniert, weil ich mir bereits ein passendes Business aufgebaut hatte. Dafür habe ich meinen Notgroschen nicht angerührt. Hier muss jeder selbst herausfinden: was brauche ich, was will ich, wie lange wird es dauern bis ich dieses Ziel erreiche? Bei mir ist es etwas schneller gegangen als ursprünglich geplant. Doch auch wenn es ein paar Monate länger dauert, egal. Hauptsache es geht voran und du bleibst fokussiert.

Also los! Es lohnt sich!

Perfekt: Sommer, Sonne, Strand und Wasser, Ruhe und LTE.
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Gassirunde zwischendurch gefällig? Irgendwie schöner als immer die gleiche Runde zu Hause ...
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