Ein neuer Rekord! Sechs Wochen lang sind wir an unserem Lieblingsstausee im Alentejo rumgestanden. Es wird also höchste Zeit, dass wir mal wieder in den Reisemodus übergehen.


Wir nehmen Abschied vom Lieblingsstausee

Als wir hier angekommen sind, waren die Früchte am benachbarten großen Maulbeerbaum noch klein und hart – jetzt sind sie reif.

Die Ernte gestaltet sich etwas heimtückisch. Denn die reifen Beeren platzen quasi bei Berührung auf, und sie hängen kopfüber. Trotz Handschuhe gibt das eine riesige Sauerei, und nachdem ich ein kleines Schälchen Maulbeeren gesammelt habe, sehe ich aus, als hätte ich gerne jemanden abgestochen. Das Gute ist, dasss es ja nur Lebensmittelfarbe ist, und zwar abwaschbare.

Das Ergebnis wird zu leckerem Nachtisch verarbeitet: 3 Esslöffel Joghurt, 1 Esslöffel Mascarpone, einen Teelöffel gesüßte Kondensmilch. Viel Süße braucht es nicht, denn die Maulbeeren selbst sind sehr süß.

DIY Haarseife

Wir waschen unsere Haare nur sehr ungern mit gewöhnlichem Shampoo, sondern viel lieber mit chemiefreien Alternativen. Am allerliebsten ja mit Wascherde, doch die bekommt man in Portugal irgendwie nicht. Und diese kiloweise zu importieren, ist irgendwie sinnfrei. Also bin ich auf Haarseife von Savion umgestiegen, die funktioinert ebenso gut, ist sogar noch etwas praktikabler. Doch auch diese ist in Portugal einfach nicht zu bekommen – zumindest waren all meine Versuche bisher erfolglos. Außerdem kostet ein Stück Haarseife knappe 10€, ein Stück Kernseife 1€. Mhm…

Egal, Haarseife kann man ja auch selber machen. Denn diese ist nichts anderes als Kernseife plus Öl. Kernseife zum Haarewaschen alleine geht nicht gut, da bekommt man strohige und widerspenstige Haare von. Also nimmt man diese daher, schmilzt sie ein, und bevor sie wieder von selbst aushärtet gibt man ein Öl seiner Wahl hinzu. Olivenöl oder Kokosöl ist der Standard, andere (ätherische) Öle gehen aber auch. Ich nehme eine billige Kernseife aus dem Intermarché daher, die einzige, auf der „Natural“ steht. Sicherlich nicht die beste Qualität, aber für den ersten Versuch wird es schon ausreichen. Dazu hole ich mir einen Milchtopf für zwei Euro aus der Haushaltswarenabteilung.

Die Zubereitung ist recht einfach: Ein Stück Seife klein schneiden, auf kleiner Flamme langsam einschmelzen lassen, das Öl hinzugeben (ich habe ca. 10% Kokosöl hinzugefügt), gut durchrühren und in irgendeine Form bringen um das Ganze wieder abkühlen zu lassen. Ich habe einfach meine Muffin-Silikon-Backform hergenommen. Das Ergebnis ist brauchbar, aber noch nicht optimal. Für den nächsten Versuch werde ich mir etwas bessere Seife kaufen und das Ganze in eine andere, handlichere Form bringen.


Wir hoppeln weiter!

Eigentlich wollten wir ja weiter nach Norden. Doch hat sich nochmal ein Termin in Lissabon angebahnt, in ungefähr vier Wochen. Also schauen wir uns noch ein wenig den Alentejo an. Genauer gesagt möchten wir dem Tejo nochmal eine Chance geben. Denn der hatte sich ja im letzten Jahr von seiner schlechtesten Seite gezeigt. Miefiges Wasser und mit dem Bauch nach oben schwimmende Minikrebse, unser Abstecher an den Tejo im letzten Herbst viel sehr kurz aus.

Genauer gesagt wird es eine Tour durch das „Ribatejo“, also am „Ufer des Tejo“. So wurde die Region zwischen Abrantes und Lissabon früher bezeichnet.

Erst einmal heißt es, uns von unserem See loszueisen. 15km Waschbrettbpiste, und sie wird einfach nicht besser. Im Gegenteil, entweder wird sie nur gefühlt mit jedem Mal schlechter, oder aber wirklich. Auf jeden Fall werden wir sie nicht vermissen.

Im nächsten Städtchen angekommen hole ich meine bestellten Medikamente ab, das Schmerzmittel für Tizons Hüfte. 400€ habe ich in Rimadyl investiert, dafür muss ich mir bis zum nächsten Frühjahr keinen Kopf mehr um die Beschaffung machen.


Abrantes

Unsere erste Station am Tejo heißt Abrantes. Zugegeben, ich kann jetzt nicht sagen, ob Abrantes ein Besuch wert ist – wir haben nicht in die Alstadt geschafft. Uns geht es um die Ver- und Entsorgungstation am Tejo, und um die Shopping-Möglichkeiten. Baumarkt, Elektromarkt, Supermarkt, die Liste ist lang.

Während Andre sich um Frischwasser und Abwasser kümmert, schaue ich mir die Katzen im benachbarten Park mal etwas genauer an. Drei junge Katzen, recht dünn und teilweise nicht gerade gesund aussehend. Hungrig scheinen sie nicht zu sein, zumindest wird das Hundefutter keines Blickes gewürdigt. Aber das sieht man hier in Portugal öfters: die Katzen werden durchaus gefüttert, von Privatleuten. Doch sie einem Tierarzt vorzuführen, dafür ist keiner zuständig. Nagut, ich auch nicht.

Und doch gibt es einen Tipp für Abrantes, einen Restaurant-Tipp: Im Restaurante „Dom Papito“ (https://goo.gl/maps/ac8DrfHzGyS2) gibt es ein Menü für 10€ pro Person. Couvert (Oliven + Brot), Getränk, Gemüsesuppe, Hauptgang mit Salat, Kaffee, Nachtisch. Alles frisch zubereitet und echt lecker. Gut, mein Fisch war sehr lecker, Andre sein Rind war sehr schwer zu kauen. Vielleicht darf man bei einem Menüpreis von 10€ nicht das beste Stück erwarten.

Die Nacht verbringen wir auf den ausgewiesenen Parkplätzen mit Wohnwagen-Beschilderung, direkt am Tejo. Die Nacht ist kurz, denn der Güterzug, der über die benachbarte Eisenbrücke fährt, ist laut. Also weiter geht’s.


Castelo de Almourol

Es gibt ja einige alte Templerburgen in Portugal, und das Castelo de Almourol (https://goo.gl/maps/EWZVeMxetEy) ist eine davon. Diese Burg sitzt auf einer kleinen Insel im Tejo. Und ist auch nur mit einem Boot zu erreichen. Gut, es gibt eine provisorische Brücke, doch an der prankt ein Betreten-Verboten-Schild. Ist ja auch Okay, es würde ja sonst vermutlich keiner mehr mit dem Boot fahren, und die zwei Herren, die das Boot steuern, wären arbeitslos. Wäre ja auch nicht schön.

Außerdem gibt es das Phänomen, dass der Wasserstand vom Tejo recht unterschiedlich ist – und die Brücke bei hohem Wasserstand absäuft. Da Ebbe und Flut hier keine Auswirkung haben können und die Wasserstände auch recht unregelmäßig am steigen und sinken sind, haben wir ein Wasserkraftwerk flussaufwärts in Verdacht.

Wir parken das Wohnmobil auf dem Parkplatz direkt am Bootsanlieger und schauen uns das Treiben erst einmal einen Nachmittag lang an. Ja, man kann hier mit dem Wohnmobil eine Nacht lang stehen, es stört offenbar niemanden. Es ist allerdings von Vorteil, wenn man einen guten Schlaf hat. Die Frösche sind abartig laut, und der Güterzug rauscht noch vor der Morgendämmerung das erste Mal durch. Wer es etwas ruhiger mag, der findet am Rande das nahen Ortes „Constância“ einen Platz am Fluss. Ein offizieller Wohnmobil-Stellplatz mit VE (https://goo.gl/maps/VTrr3EvSLDs). Er liegt recht nah an der Straße, aber immerhin nicht an den Bahngleisen.

Zurück zum Castelo: es ist halt ein Castelo wie viele andere, aber eines in besonders guter Lage. Und die ist es wohl auch, die Touristen anzieht. Selbst unter der Woche ist immer was los, aber nie wirklich viel. Und so machen wir uns gleich am nächsten Morgen auf, um mit dem Boot auf die Insel überzusetzen. Eine halbe Stunde, und man hat alles gesehen, die Aussicht genossen, und kann sich wieder zurück schippern lassen.


Tejo Strandhopping

Wir wollen herausfinden, ob es denn am Tejo ein paar nette Plätze gibt. Und werden auch direkt fündig.

Es ist ein nettes Plätzchen, und doch passt uns hier irgend etwas nicht so recht. Der Wind pfeift ums Wohnmobil herum, direkt nebenan wohnen paarungsbereite Frösche, die mächtig Krach machen, und offenbar stehen wir auf dem Stammplatz eines Anglers – denn der packt sich gleich neben unser Wohnmobil, obwohl auf dem einen Kilometer langen Ufer bis zu uns Platz ohne Ende wäre.

Macht nichts, uns zieht es nach zwei Nächten ohnehin weiter, denn ich habe auf Google Maps ein interessantes Plätzchen gefunden. Windgeschützt dank Bäumen, und mit einer Sandbank. Gesagt, getan, fünf Minuten zusammen packen, los geht es. Sind ja auch nur 15 Kilometer Fahrt, das müsste ja zu schaffen sein.

Volltreffer. ein Platz, ganz nach unserem Geschmack 😀

Okay, es gibt ein paar kleinere Haken. Fangen wir doch bei dem Umstand an, dass der Vario beim rückwärtigen Einparken durchdrehende Reifen hatte. Ist vielleicht doch ein bisschen zu sandig auf der Sandbank? Egal, wir stehen jetzt erst einmal, und ums Ausparken kümmern wir uns, wenn es soweit ist.

Wir sind nicht die einzigen, denen die Sandbank so gut gefällt. Die Einheimischen wissen um dieses schöne Plätzchen, und so ist am Wochenende recht viel los. Es ist aber auch schön hier: Ist der Wasserstand vom Tejo gerade niedrig, ist es wie eine riesige Wassertretanlage, mit höchstens knietiefem Wasser. Oder eben ein großes Planschbecken – Perfekt für einen Familienausflug am Strand, ganz ohne störende Wellen. Wir sind ganz erstaunt, dass die Portugiesen den ganzen Nachmittag dort verbringen. Normalerweise kommen sie, bleiben ein oder zwei Stunden, und plötzlich sind sie wieder weg. Hier geht es aber etwas entspannter zu. Einige Jugendliche bleiben sogar mehrere Tage lang, haben ihr Camp auf der Sandbank aufgeschlagen. All das stört uns nicht weiter, und so bleiben wir eine Woche lang hier stehen.

Zwischendurch fahren wir mit dem Ducato ins nahe gelegene Santarém, eine größere Stadt. Wir haben die Hunde mit dabei, denn der große Hund hat Ohrjucken, und der kleine Hund hat Arschjucken. Und weil das Ohrjucken eine hartnäckige Ohrentzündung ist, muss das jetzt anständig behandelt werden. Wir finden einen jungen Tierarzt mit super Englischkenntnissen, was in Portugal keine Selbstverständlichkeit ist. Und zahlen einen Preis für Behandlung und Medikamente, der einfach nur günstig ist – insbesondere, wenn man deutsche Tierarztpreis zum Vergleich heranzieht.

Kommen wir zum spannenden Teil, dem Ausparken. Der gestaltet sich etwas aufwändiger, aber das war ja zu erwarten.

Das Problem: wir stehen hinten auf purem Sand, und eigentlich liegt die Hinterachse auch schon auf. Wir haben absolut kein Bergeequipment mit dabei. Gerade Sandbleche wären gerade wirklich goldwert. Zumal es hier auch kein Holz, keine Steine, einfach nichts gibt, was man unterlegen könnte. Also improvisieren wir, versuchen es mit Brettern, viel zu dürren Bambuszweigen und Treibholz, das so leicht wie Papier ist.

Erst, als Andre etwas frischen Bambus pflücken geht und diesen unterlegt, klappt es. Ganz getreu dem Motto „einer arbeitet, einer filmt“, ist dieses Video entstanden, das den arbeitenden Andre zeigt:

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Santarém

Wir haben schon länger keine Stadt mehr erkundet. Santarém ist nahe, und so machen wir uns auf. Auch hier stehen wir wieder direkt am Tejo, in einem Vorort von Santarém. Und erkunden von hier aus mit dem Ducato die Stadt. Die hat ein paar nette Ecken, vor allem aber ist sie eine Stadt der Kontraste. Der Park im Castelo ist schön angelegt, und am Wochenende bei bestem Wetter auch gut besucht. Hier toben die Kinder auf dem Spielplatz, nur wenige Meter weiter macht eine Death Metal Band gerade einen Soundcheck, für das Umsonst-Und-Draußen-Konzert am Abend. Es gibt recht moderne Wohnkomplexe, daneben alte, herrschaftliche Häuser, verlassen und dem Zerfall überlassen. Lost Places hat diese Stadt, der Wahnsinn! Doch leider sind sie alle abgesperrt. Vom Gesamteindruck her hat uns Santarém nicht vom Hocker gehauen. Wir haben aber vielleicht auch nicht alles gesehen. Oder aber, wir haben zu viel von den weniger schönen Ecken gesehen.

Ich denke, es ist so: Städte mit verlassenen, runtergekommenen Gebäuden gibt es überall in Portugal – und im Alentejo sowieso. Das hat meist einen gewissen Charme. In Santarém aber scheinen Familien in diesen – eigentlich abrissreifen – Gebäuden zu leben. Erstmals in Portugal wurden wir von Kindern angebettelt. Dieser Gesamteindruck hinterlässt einen schalen Beigeschmack.


DIY Trenntoilette

Fast zwei Jahre lang haben wir den Privy Einsatz für die Trenntoilette durch die Gegend gefahren. Lange waren wir uns unsicher, ob so eine Trockentrenntoilette geiler ist als unser momentanes Klo, die Schiffstoilette mit Wasserspülung und Festtank. Nun werden wir es herausfinden.

Unser Einsatz kommt mit einer Plastik-Klobrille daher, die wird direkt entsorgt. Im Baumarkt holen wir uns nebst etwas Fichtenholz für die Klokiste auch gleich eine anständige Klobrille, aus Bambus. Andre klöppelt die Kiste zusammen, unter den wachsamen Augen von Manuel, ein Junge aus dem Ort. Das Holz wird schön geschliffen und geölt, ehe es seinen Platz im Bad findet.

Also, wer es noch nicht weiß, die Trockentrenntoilette im Wohnmobil funktioniert folgendermaßen: vorne kommt das Pipi rein, hinten das Kaka. Das Pipi läuft bei uns in den 200 Liter Festtank, das Kaka inklusive Klopapier geht in einem Eimer, in dem ein Müllsack eingespannt ist. Dieser ist bei uns momentan noch etwas klein geraten, wir müssen uns da erst noch einen passgenauen besorgen. Auch ist noch kein Lüfter verbaut, wir müssen hierfür nochmals in den Baumarkt, es fehlt ein passendes Rohr. Funktionieren tut es aber schon.

Wenn wir schon bei Badoptimierungsmaßnahmen sind: es gibt noch eine, und zwar ein Licht mit Bewegungsmelder. Es wird gerade im Lidl als Nachtlicht verkauft, im schicken Brustwarzendesign, batteriebetrieben. Mit Doppelklebeband habe ist es schnell unter den Spiegelschrank montiert, und es funktioniert super. Geht man am Abend ins Bad, geht es sofort an. Warum dieses extra Licht? Weil das normale Badlicht manchmal einfach zu hell ist. Anders gesagt: wenn ich nachts aufs Klo will, möchte ich einfach nur was sehen. Und nicht gleich blind werden.


Tschüss, Tejo – die Suche nach dem See

Langsam wird es schwierig, mögliche Übernachtungsplätze am Tejo auszumachen. Meist mangelt es an Anfahrtswegen, gerade da, wo die Felder bis an den Fluss gehen. Insbesondere Mais, Trauben und Kartoffeln werden hier angepflanzt und mit dem Wasser aus dem Tejo bewässert. So schauen wir uns in der Gegend etwas um, und beschließen mal wieder einen See anzufahren. Wissend, dass in dieser Gegend recht viel umzäunt ist, suchen wir uns gleich nach Alternativen um …

See 1: Sandkasten für Fortgeschrittene. Raus aus dem Sand und rein in den Sand? Der erste See ist echt schön, doch sind die Wege so sandig, dass wir es nicht wagen. Außerdem ist er schon recht gut besucht, ganze Zeltlager bevölkern das Ufer. Und drei Millionen Fliegen sind auch schon da.

See 2: See mit Öffnungszeiten. Ein kleiner, lauschiger See mit Picknickplatz, großen alten Pinienbäumen, und es ist nichts los. Könnte es an dem Schild an der Einfahrt liegen, das Öffnungszeiten von 10 bis 20 Uhr ansagt? Hallo, Öffnungszeiten für einen See, wo gibt es denn sowas, dass ist uns auf unseren Reisen mit dem Wohnmobil durch Portugal ja noch nie untergekommen. Wir lassen es uns auf uns zukommen, stellen uns einfach ans Seeufer. Bis 20 Uhr. Dann kommt der Grundstücksbesitzer, der uns klar zu verstehen gibt, dass er jetzt das Tor vorne abschließen möchte und wir gehen müssen. Ist ja klar, dass ich gerade am kochen bin. Wir wollen ihn nicht lange warten lassen und sind in zwei Minuten abfahrbereit.

See 3: Schon kein Bock mehr. Langsam wird es dunkel, und wir haben keine große Lust auf weitere Experimente. Das Städtchen Coruche hat eine Stierkampfarena direkt am Rio Sorraia, und da hat es Parkplätze. Hier stellen wir uns für die Nacht drauf.


Coruche: Wohnmobilstellplatz All Inclusive

Übernachtet haben wir also hinter der Stierkampfarena, lauschig zwischen diversen Straßenlampen. Am nächsten Morgen wurde es etwas unruhig, denn wir stehen an einer hoch frequentierten Gassistrecke. Ich habe noch nie so viele Portugiesen in so kurzer Zeit mit dem Hund spazieren gehen gesehen. Dann noch der kleine Umstand, dass wir auf dem Busparkplatz stehen. Wenn so ein großer Reisebus neben dir einparkt, dann biste wach.

Noch stören wir niemanden, und damit das auch so bleibt, ziehen wir ein paar hundert Meter um – denn Coruche hat einen offiziellen Wohnmobilstellplatz eingerichtet. Eigentlich ist es der Marktplatz, und was auf Google Maps erst einmal nicht sehr einladend aussieht, entpuppt sich eigentlich als ganz brauchbar: ein großer, gepflasterter Platz, mit unendlich vielen Mülltonnen, alle paar Meter ein Wasserhahn, einer Ver- und Entsorgungsstation, gleich nebenan der Lidl. Der perfekte Platz für den Wohnmobilisten also. Ein bisschen Schade ist der Zaun rundherum, und dass man nicht ans Wasser kommt, und dass große Lkws an dir vorbeirattern.

Direkt neben dem Lidl zu wohnen, hat schon seine Vorteile. Was gibt es zum Frühstück? Obst mit Joghurt? Momentchen, bin in 5 Minuten wieder da. Was gibt es zu Mittag? Truthahn im Brötchen mit Salat? Momentchen, … Oh, wir haben keine Milch mehr? Momentchen …

Ausflug an See Nummer 3 – oder auch nicht.

Da See Nummer 3 eigentlich sehr vielversprechend aussieht, packen wir die Hunde in den Ducato und machen uns auf die Suche nach einer Zufahrt. Zum Glück sind wir da nicht blind mit dem Vario reingefahren – denn ausgerechnet auf einem sandigen Stück hat eine große Korkeiche einen etwas größeren Ast verloren. Die Einheimischen haben sich schon neue Wege gebahnt. Ducatolein könnte hier auch durchkommen, der Vario aber im Leben nicht.

Auf dem Rückweg nach Coruche machen wir Halt an einem alten Firmengelände, das sich wider Erwarten als recht interessant entpuppt. Es ist immer wieder spannend, herauszufinden, was hier früher wohl war. Es ist wie ein Puzzle: man findet etwas, das Hinweise darauf gibt seit wann die Gebäude leer stehen, interpretiert die Raumaufteilung und Ausstattung, und letztendlich findet man etwas, das die angestellten Vermutungen bestätigt. Hier ist es so: Die alten Fabrikgebäude gehören zu den benachbarten neuen Gebäuden, eine Lebensmittelfabrik. Hier werden Obst und Gemüse der Region (Reis, Tomaten, Pfirsiche usw.) verarbeitet. Der alte Teil steht wohl seit 2001 leer.

Hier entdecken wir auch einiges an Natur: Erstmals bekomme ich einen Gekko zu sehen. Der Kamerad ist allerdings sehr scheu, und sehr flink. Ebenso das Wildschweinbaby, das vor uns abhaut. Nein, dem sind wir nicht hinterher, denn wir legen keinen Wert darauf, Bekanntschaft mit der Wildschweinmama zu machen. Die Damen können recht unangenehm werden …

Coruche selbst werden wir sicher noch einmal besuchen. Vielleicht schon in zwei Wochen, wenn das große Fest ist? Coruche bezeichnet sich selbst als die Korkhauptstadt Portugals. Es gibt ein Korkmuseum, und der große Korkverarbeiter und Marktführer Amorim hat in Coruche und in der Region mehrere Standorte. Apropos Amorim, kauft Amorim-Aktien! Meinem Portfolio würde es sehr gut tun 😉


Rio oder Barragem?

Die Gegend ist echt hübsch, und so versuchen wir unser Glück ein Stück weiter am Rio Sorraia. Der Platz am Flüsschen wäre sicherlich auch ganz nett gewesen. Wenn da nicht am Wochenende zuvor eine 4×4 Rallye stattgefunden hätte. Nach so einer Rallye ist alles sehr, sehr staubig. Und so fahren wir weiter. Wenn das mit dem Fluss nicht sein soll, dann eben wieder an einen See.


Barragem de Montargil

Dort wartet auch schon das nächste Hindernis: die Anfahrt. Nach ein paar Kilometern Piste kommt eine Stelle, da kommt der Vario nicht durch. Also wieder zurück. Mit dem Ducato probieren wir ein paar Nebenpisten aus, doch kommen wir immer wieder an Stellen, die wir dem Vario nicht zumuten möchten: zu schräg, zu sandig, zu ausgewaschen, zu niedrige Bäume.

Ist hier noch jemandem aufgefallen, dass Ducatolein weitaus geländegängiger ist als der Vario? Mir schon 😀 Der Ducato hat zwar Bauteile, die deutlich näher am Boden gebaut sind, allen voran Ölwanne und Auspuff. Durch den kurzen Radstand relativiert sich das jedoch wieder. Außerdem ist der Kasten deutlich kompakter als der Aufbau vom Vario, der auch bei mittelkleinen Unebenheiten ganz schön schräg und schaukelig daherkommt.

Während Andre mit dem Mercedes wieder zurück zur Hauptstraße holpert, erkunde ich diese kleinen Pisten, die zum Ufer führen. Und meine, eine Lösung gefunden zu haben. Die einzige Engstelle liegt direkt an der Hauptstraße. Nach ausgiebiger Musterung meint Andre, dass es gehen könnte.

Ich habe das mal gefilmt, wie der Vario diese Engstelle meistert:

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Ops, da fällt mir ein Fehler in meiner Alentejo-Tour auf: Hier habe ich doch glatt Koordinaten der abenteuerlichen Anfahrt daher genommen, und nicht die einfache Variante, 100 Meter weiter links. Also, wer sich das gespeichert oder ausgedruckt hat, möchte bitte ergänzen: links von der Tanke ist die gute Anfahrt für normale Wohnmobile. Rechts von der Tanke ist die Anfahrt für 4×4 Wohnmobile. Obwohl – Ducatolein und der Vario haben es auch geschafft. Ob wir es aber auch wieder zurück zur Straße schaffen werden, das werden wir noch sehen.

Sicherheitshalber haben wir mal Freunde mit 4×4 hierher eingeladen. Ob wir diese brauchen werden, das gibt es sicher wieder im Reiseblog zu lesen.

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