Algarve – noch ein letztes Mal Portugal
Frisch aus Marokko und Spanien kommend zieht es uns nach Lagos. Denn der erste Punkt auf der Todo-Liste heißt: Ducatolein auslösen. Vorher aber steuern wir einen Intermarché an, denn wir haben in 10 Wochen Marokko nur einmal eine Waschmaschine benutzt und einmal einen Wäscheservice in Anspruch genommen. Also legen wir jetzt einen Waschtag in Sao Bras de Alportel ein. Danach geht es erstmal auf einen Hügel. Schön, wieder im grünen Portugal zu sein. Gut, das Wetter ist direkt mal bescheiden, aber das kommt uns eigentlich ganz gelegen. Denn so sieht der Vario kurz vor dem starken Regenschauer aus:
Feinster Sahara-Staub, der zumindestens größtenteils weggewaschen wird. Nach einem Tag Regen reicht es uns aber schon wieder damit. Vor allem Ziva tun solche Regentage nicht gut, am Abend ist sie nach einem Höhlentag schier am Überschnappen.
Ducatolein, was haben wir dich vermisst!
So führt unser Weg nach Sao Barao do Miguel, ein Kaff nahe Lagos. Hier haben wir Ducatolein bei Bekannten auf dem Grundstück untergestellt.
Und weil wir schon hier sind, besuchen wir ein paar Grundstücke weiter noch welche. Sonni und Ernst, die gerade Alpakas und Federvieh hüten. Bei der Gelegenheit probieren wird gleich mal aus, ob so ein Weidezaun was für Max wäre. Er findet es ja nicht sehr lustig, wenn man den Zaun schließt und einfach weg geht 😉
Und am anderen Ende des Dorfes noch welche. Versprochen ist versprochen, und sei das Wetter noch so bescheiden. Doch dann wird es Zeit, dass wir in einen entspannteren Modus wechseln. Einfach mal irgendwo ein paar Wochen im Grünen rumstehen, das passt dann schon.
Wir sind jetzt also wieder mit zwei Fahrzeugen unterwegs, und Ziva fährt wieder bei mir im Ducato mit. Auch, wenn Max es sehr schwer fällt, aber er gehört in den Vario.
Doch erst einmal geht es in die „falsche“ Richtung, denn unsere Bekannte haben uns einen Tipp für einen Lost Place – Bauernhof gegeben. Lost Places hatten wir schon seit Wochen / Monaten nicht mehr, also hin. Doch dann geht es gen Osten. Wir bleiben im Inland, denn an der Algarveküste ist einfach zu viel los.
So fahren wir an einigen der schönsten Stränden der Algarve einfach vorbei. Was echt schade ist, aber wir haben echt keinen Bock auf die GNR. Und ehe jetzt wieder die Jammerer kommen, von wegen früher was alles besser, und die weiße Flut hat die Algarve überrannt usw: nein, es sind nicht die Wohnmobile in Joghurtbecher-Optik, die in diesem Falle das Problem sind. Es sind die bunten Wohnmobile, deren Bewohner sich als alternativ oder Hippies bezeichnen. Die so naturverbunden sind, dass sie kein Klo im Wohnmobil haben und ihr Abwasser direkt auf den Strandparkplatz läuft. Sie haben die netten kleinen Strände bevölkert, und die werden von der GNR geräumt …
Hügel reloaded
Wir sind mit Klaus verabredet, auf „unserem“ Hügel. Hier haben wir den ersten Winter quasi zu Dritt verbracht, Andre, Klaus und ich. Drei Alleinreisende mit Hund, die mal rumgefahren sind, mal allein oder zusammen, um sich spätestens alle zwei Wochen wieder auf dem Hügel zu treffen. Abende mit Feuerschale und geleerten Beirao-Flaschen, denn es war auf dem Hügel schon sehr frisch …
Im November waren wir ja schon einmal hier auf dem Hügel, und wir waren geschockt. Denn die Waldbrände im Herbst haben auch hier gewütet, und alles war verkohlt. Jetzt sieht es schon ein bisschen besser aus, es grünt aus allen Löchern. Wiese und Büsche, Korkeichen und Steineichen, Blümchen … Sogar der Frosch quakt wieder aus seiner Pfütze heraus. Nur die Zistrosen, mit denen hier die ganzen Hänge bedeckt waren, die sind wohl hinüber.
Lange bleiben wir hier oben nicht, nur zwei Tage oder so. Denn eigentlich wollten wir ja ins Grüne, und der Hügel braucht noch ein, zwei Jahre bis er wieder das Potential hat, ein Wohlführtort zu sein.
Bambusbach die Zehnte
So kommt es, dass wir mal wieder am Bambusbach landen. Hier ist es wie gehabt: alles schön grün, aber wieder führt der Bach kein Wasser. Es soll diesen Winter nicht viel geregnet haben, und die paar Regenschauer, die es die letzten Tage hatte, haben offenbar nicht ausgereicht. Der und die Brunnen sind alle leer. Für einen motzigen Boden reicht es freilich dennoch, und so können die Hunde erst schön rumferkeln, ehe sie unbedarft ins Wohnmobil einsteigen. Und genau deshalb werden wir auch im neuen Wohnmobil nur billige Teppiche auf den Boden legen. Alles andere bringt es einfach nicht.
In den folgenden zwei Wochen bekommen stehen wir also am Bach rum. Nach ein paar Tagen gesellt sich Philipp zu uns. Wir gehen essen, mehrmals, wechseln zwischen zwei Restaurants in der Gegend ab, und ich glaube wir stellen einen neuen Rekord auf: in insgesamt drei Wochen gehen wir sechs mal auswärts essen. Und das, wo wir doch am Arsch der Welt wohnen. Das ist einfach etwas, was wir genießen: Restaurants, von denen wir einfach wissen, dass sie gutes Essen auf den Tisch zaubern. Jedes Mal.
Wir fahren einkaufen, in die Shoppingmall von Loulé.
Ich liebe das Sushi in der Fressmeile, während Andre sich einen Burger reinzieht. Dann wagen wir uns in die Höhle des Löwen: Ikea. Wir schauen nach Einrichtungsideen von EIWOLA, und kaufen auch die ersten Stücke: eine Schublade, die wir beim Ausbau verwenden und deshalb einmal sezieren wollen. Und Hundeärsche.
Im Continente bekommen die ersten Küchenschubladen ihre ersten Inhalte: Vorratsdosen, rechteckig und mit anständigem Verschluss.
Dann gibt es noch den Karneval in Loulé. Letztes Jahr haben wir ihn geschwänzt, dieses Jahr wird es also höchste Zeit. Ein feiner Fasnetsumzug, eine Mischung aus Kölner Karneval und Kinderumzug mit brasilianischem Einschlag. Viele Gruppen, schön gemachte Pappmaschee-Motivwagen, Artisten, Trommler, sowas. Und am Fasnetssonntag ist wirklich einiges los. Kein Wunder, ist für die kommenden Tage doch weniger gutes Wetter angesagt.
Es geht in die Verlängerung
Wir spielen mit dem Gedanken, vom Lieblingsbach an den Lieblingsstrand umzuziehen. Doch so wirklich wollen wir nicht, denn dort hat es Pinien, und momentan ist die Zeit der Pinienprozessionsspinner. Was heißt, dass die Hunde an die Leine müssen, nonstop.
Okay, unser Wassertank ist leer, und wir stehen auch schon ungefähr zwei Wochen hier, fahren wir halt woandershin. Erst machen wir den Tank wieder voll, was dann so aussieht:
Hier am Brunnen mit Picknickplatz könnte man auch stehen bleiben, doch es hat hier immer noch kein Internet. Also erst einmal in den nächsten Ort zum Einkaufen. Andre verschätzt sich etwas beim rückwärtigen Einparken auf dem kompakten Supermarktparkplatz, und fährt einem Auto einen Dellen in den Kotflügel. Nichts Dramatisches, aber dennoch ärgerlich. Das Auto gehört einer Mitarbeiterin des Supermarktes, und mit 50€ in bar ist die Sache geklärt. Hach ja. Ich gehe noch einkaufen, und weil wir im Ort nichts zum nächtlichen Parken finden, stellt sich die Frage, wohin dann. Doch irgendwie ist der Tag heute gelaufen, wir haben keine Lust auf weitere Abenteuer. Und fahren wieder zurück an den Bambusbach.
Da das Wetter besser wird und es nicht absehbar ist, dass der Bach in naher Zukunft wieder Wasser führen wird, hoppeln wir trockenen Fußes durch den Bach und parken auf der anderen Seite. Und bekommen Besuch, Udo und Sabine samt Hund Milka (www.reise-papillon.de) kommen zu Besuch.
Ziva, die Fressmaschine
Morgendämmerung, Andre steht auf – und es schaut aus, als wäre gerade ein Wurf Welpen bei uns eingezogen. Hier ein Kackhaufen, da ein Kotzhaufen, alles mehr flüssig als fest. Was für ein Start in den Tag. Was war passiert? Klar wird uns das erst hinterher.
Da erzählt uns der Nachbar die Geschichte von Ziva, der Fressmaschine: Er ist in seinem Wohnmobil, spült gerade das Geschirr ab, sein Hund futtert gerade das Mittagessen. Seine Hündin, Shiva heißt sie, frisst nie ganz auf, lässt meist was übrig, für später. Heute aber scheint sie einen mords Hunger zu haben, haut rein ohne Ende. Da schaut er mal kurz hin, und was ist: Ziva, nicht Shiva, ist am Kampfmampfen. Das 10-Kilo-Hündchen zieht sich gerade die Tagesration eines 30-Kilo-Hundes rein. Und Shiva sagt nix.
Weil wir von der Fressnummer nichts wussten, bekommt Ziva am Abend ganz normal ihre Ration Trockenfutter, und dann verteile ich auch noch etwas übrig gebliebener Reis, wo ich mir schon dachte: Hey, ist etwas viel, aber wird schon passen.
Ja, reingepasst hat irgendwie alles. Die Nacht über drin geblieben ist es leider nicht.
Shiva! Ziva!
Nun hat es sich ergeben, dass unser Nachbar für ein paar Tage nach Deutschland fliegt. Sein Wohnmobil mit Hund drin lässt er hier, wir geben auf beide etwas Acht. Der Bambusbach ist dafür perfekt, denn tagsüber kann man die Türen einfach offen stehen lassen, und wir können nach Shiva schauen. Die ist freilich erstmal etwas verschnupft weil der Chef weg ist, verkriecht sich in ihre Höhle und pennt erstmal noch eine Runde oder zwei. Wir achten derweil ein bisschen mehr auf Ziva, die derweil draußen herum streunert und sicherlich nicht vergessen hat, dass im Wohnmobil nebenan schonmal ein Napf voll mit Hundefutter steht. Doch bald habe ich es raus und kann Shiva aus ihrer Höhle locken, und so wird sie die kommenden Tage einfach mit uns verbringen, nichts mit einigeln oder so. Erstes Chillen im Vario war für sie durchaus zufriedenstellend. Vor allem, wenn mir beim Netflixen der rechte Arm immer untern Tisch rutscht und sie zufällig am Hals krault, da hat sie mal gar nichts dagegen. Passt schon.
Einmal Ziva geht noch …
Senorita ist manchmal schon der Knüller. Wenn wir irgendwo rumstehen, sind sich alle anwesenden portugiesischen Hunde einig: sobald am Morgen die Schiebetüre aufgeht, wird das Fahrerhaus gestürmt. Max sichert sich seinen Platz auf dem Fahrersitz, Ziva belegt den Beifahrersitz. Da wird dann weiter gepennt. Irgendwann macht es ein RUMMS, und die Ziva ist im Schlaf vom Fahrersitz gerutscht. Da hat sie aber Glück, denn tief ist sie dank dem Holzlager im Fußraum nicht gefallen. Und dank der Wolldecke obendrauf ist sie auch noch weich gefallen. Sie wird langsam wach, und noch während sie begreift was hier passiert sein könnte, habe ich die Kamera zu Hand.
Wir müssen langsam los …
Ich freue mich ja schon darauf, dass wir EIWOLA ausbauen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass wir dafür nach Deutschland müssen. Und vor, nebst und nach dem eigentlichen Ausbau selbst noch eine verdammt lange Todo-Liste haben. Es beginnt schon mit dem Grenzübertritt: Ducatolein wie auch der Vario müssen erst einmal zum TÜV. Dann sind da noch so Kleinigkeiten wie „kurz mal“ den Lkw Führerschein machen. Also ich zumindest, Andre hat ihn ja schon. Oder „kurz mal“ das restliche eingelagerte Zeugs in der Garage meiner Eltern ausmisten und rausräumen. Und überhaupt, nach über zwei Jahren mal wieder die Familie besuchen. Ein ziemliches Programm, und ich glaube wir werden da noch einen anständigen Zeitplan ausarbeiten dürfen.
Damit wir bereit sind, wenn es heißt: die „100-Tage-EIWOLA-Challenge“ kann starten. Soll heißen: sofern alles klappt, und wir EIWOLA ausbaufähig und rechtzeitig bekommen werden, wollen wir den Koffer in 100 Tagen ausbauen. Warum so eilig? Deutsche Winter sind kalt. Das wissen wir ja schon, und deshalb wollen wir rechtzeitig zum Wintereinbruch möglichst weit weg sein. Hinzu kommen, dass wir eine Halle angemietet haben, aber nur bis in den Herbst hinein. Wir MÜSSEN also fertig werden. Das kann klappen, aber es darf nicht viel schief gehen. Und wir müssen wirklich sehr gut vorbereitet sein.
Den nächsten Reiseblog gibt’s also von unterwegs. Irgendwo zwischen Spanien und Schwarzwald werden wir uns in einem Monat rumtreiben. Es kommt jetzt auch etwas aufs Wetter drauf an, in welchem Tempo wir nach Deutschland fahren werden. Schnee und Glätte gilt es tunlichst zu vermeiden. Nicht nur, weil Ducatolein nur Sommerreifen drauf hat.
Ein letztes Mal Portugal …
So wird dies jetzt der letzte Reiseblogpost sein, den ich in Portugal schreibe. Und zwar für eine ziemlich lange Zeit. schon beim Gedanken daran bekomme ich Heimweh …