Kommen wir zur zweiten Schwedenwoche unserer Skandinavientour. Wie versprochen fahren wir weiter nach Norden – und überqueren auch den Polarkreis. Ist das wirklich clever, sowas Mitte September zu machen?


Sorsele

Info für alle, die sich nicht in Nordschweden aufhalten: Der Sommer ist rum. Nix Altweibersommer oder so. Es hat unter 0 Grad, der Holzofen läuft, und wir müssen aufpassen, dass uns der Abwassertank nicht einfriert, wird es noch kälter.

Die Herbstfärbung ist in vollem Gange. Wir wissen nicht genau, ob das jetzt erst anfängt oder ob es schon durch ist, wir die große orangene Party verpasst haben. Denn bisher hat es lediglich gelbe Birken, und ein bisschen Orangenes am Boden.

Wir fahren an einen See, nahe des Ortes Sorsele. Hier gibt es einen privaten „Praia Fluvial“ (=portugiesisch für Badestrand), mit Mülleimer, Klohaus, Sitzbänken und Grillstelle. Und jede Menge Platz zum Einparken.

Nebst uns stehen noch 2-3 andere Wohnmobile hier. Man darf dem Platzeigentümer auch ein bisschen Geld überweisen. Wenn man denn den online Bezahldienst Swish hat. Die Schweden haben das offenbar alle, man sieht es überall. Doch wir als Nichtschweden haben keine Chance – also können wir dem Eigentümer hier auch nichts geben, dafür, dass wir zwei Nächte lang auf seinem Grundstück stehen.

Wir trinken also die vorletzte Flasche des portugiesischen Weines, zeigen den Köters die Umgebung, und hoffen auf einen schönen Sternenhimmel. Nein, heute geht es mal nicht um die Milchstraße, sondern um die Nordlichter. Die Aurora-App meint nämlich, dass man die heute Nacht sehen kann, und das nicht zu knapp. Sie soll Recht behalten.

Das ist schon ziemlich geil. Wobei man auch sagen muss: Mit bloßem Auge ist deutlich weniger zu erkennen. Das menschliche Auge kann die Farbspektren nicht so dolle, da ist die Kamera im Vorteil. Es ist aber dennoch sehr beeindruckend. Es ist im Übrigen auch recht frisch, wir haben um die 0 Grad.


Arvidsaur

Heute steht eine Fahretappe mit 100 Kilometer an. Eine Strecke, die ich noch als angenehm empfinde. Mehr muss nicht sein, wenn es nicht sein muss. Die Landschaft hier ist zwar schön, aber nicht wirklich spannend. Dafür kommt man vorwärts.

Nach Elchen muss ich nicht Ausschau halten, meine Sitznachbarin hat das Elchradar angestellt. Ich bekomme eine Benachrichtigung, wenn sich was tut.

Unser heutiges Ziel ist das Städtchen Arvidsaur. Denn hier gibt es gleich mehrere Restaurants. Unter anderem mehrere Optionen für Andres Leibspeise, Pizza.

Danach drehe ich noch eine Runde im Dollarstore. Ein Wir-Haben-Alles-Was-Du-Nicht-Brauchst Laden. Recht groß und eine Kette, jedes Mal mit leicht anderem Sortiment. Tatsächlich finde ich doch jedes Mal was.

Auf dem Dorfplatz gibt es eine Elchfamilie zu bestaunen.

Unser persönlicher Elchticker liegt ja immer noch bei 0. So langsam vermuten wir, dass man hier Elche nur aus Holz oder im Zoo angucken kann. Die letzten freilebenden Elche machen es vermutlich auch nicht meh rlange, denn gerade hat die Zeit der Elchjagd begonnen – überall am Wald hängen Warnschilder. Oder man sieht Menschen in Jagdmontur und mit Schießgewehr am Wegesrand sitzen – vermutlich als Teil einer Treibjagd.

Für die Nacht fahren wir aus der Stadt raus zu einem ruhigen Anglerplatz am Bach. Vermutlich steht er – wie alle anderen Plätze auch – bei Park4Night drin, denn es dauert nicht lange, bis zwei Bullis angefahren kommen. Hier in Schweden macht es – ebenso wie in Norwegen – kaum Sinn, sich große Mühe mit der kreativen Übernachtungsplatzsuche via Google Maps zu beschäftigen. Denn 90% der Plätze stehen bereits in der App.


Trollforsen

Gestern Stadt, also kommt heute wieder die Natur zum Zuge. Der Weg dorthin ist durchaus interessant. Es geht recht viel über eine Piste, die fast besser zu fahren ist als die geteerte Straße zuvor. Es scheint, als bestehe die ganze Gegend hier aus Moorlandschaften. Und dass sich die geteerten Straßen im Laufe der Zeit an die Landschaft anpasst. Entsprechend wellig ist. Nicht immer, aber immer wieder.

Wir fahren entlang einer Eisenbahnlinie, die aber wohl nicht sehr gut befahren ist. Zumindest wachsen da schon kleine Birken und Fichten im Gleisbett. Interessant auch die Brücke, die sich Fahrzeuge mit Räder und Schienenfahrzeuge gleichermaßen teilen.

Mitten auf der Straße stehen dann endlich mal eine Familie Rentiere. Sie verkrümeln sich aber in den Wald, als wir weiter rankommen. Sorry, ein gutes Foto habe ich leider nicht hinbekommen. Immer wieder sehen wir auch die Gehege, in die die Sami ihre Rentiere wohl treiben. Wenn es Winter wird, oder ehe es zum Schlachter geht. Keine Ahnung – aktuell sind sie leer.

Trollforsen sind Stromschnellen. Wo vermutlich die Trolle wohnen. Oder mal gewohnt haben. Die Beschilderung ist hier nur auf Schwedisch, und ich war zu faul die Übersetzungsapp zu nutzen. Was ich anhand der Bilder schlussfolgern kann: Hier hat man Baumstämme den Fluss runtergeschickt. Und es gibt Hütten, wie diese Baumstammtransporteure zeitweilig gewohnt haben. Unter nicht ganz so komfortablen Bedingungen.

Wir machen hier also eine Wanderung. Einmal den einen Fluss rauf, dann rüber und den anderen Fluss runter. Eine Runde, die insgesamt rund fünfeinhalb Kilometer gehen soll. Ohne jegliche Höhenmeter, das sollte also easy sein.

Trotzdem lassen wir den Seniorköter zu Hause. Denn nach drei Kilometern auf dem Wanderweg ist er normalerweise durch. Er ist inzwischen halt auch schon 15. Ziva, a.k.a. Frollein Gürteltier, kommt aber gerne mit. So ein 5-Kilometer-Trail ist super zum Warmwerden.

Ich natürlich wieder mit meinen Lieblingssportschuhen, die nach einem Kilometer klatschnass sind. Also ziehe ich die Socken aus und laufe barfuß weiter. Is ab und an etwas frisch an den Füßen, geht aber. Denn ein Vorteil haben so undichte, leichte Schuhe aus Kunststoff ja: Wasser kommt schnell rein, bleibt aber nicht im Schuh stehen.

Der Wanderweg ist ein Trampelpfad, der irgendwann mal markiert wurde. Man ist recht häufig am Suchen, und das klappt nicht immer. Ein falscher Schritt, und man steht bis zum Knöchel im klatschnassen Moos. Ziva zu folgen ist eine Taktik, die relativ gut funktioniert.

Zwischendurch treffen wir auf eine Hütte, oder ernten Heidelbeeren. Ziva verlässt sich dabei nicht auf Almosen von uns, sondern pflückt sich ihr Mittagessen einfach selbst.

Zwischendurch vermute ich ja, dass der ach so wasserscheue und verfrorene Hund uns komplett verarscht. Vor allem, wenn sie gerade in der eiskalten Pfütze nach Wasserläufern taucht.

Die Stromschnellen werden hier und da auch mal zu Wasserfällen.

Und die Brücke ist herrlich schaukelig.

Am Abend wird es kalt, aber dafür hat es keine Wolken. So können wir die Polarlichter wunderbar sehen.


Jokkmokk

Nach Natur kommt Stadt. Auf dem Weg dorthin überqueren wird den Nordpolarkreis. Da hält man wohl an und macht ein Foto. Wir hätten an der VE ja noch gerne etwas Wasser getankt, aber das ging nicht. Wir hätten auch gerne einen Kaffee mit Zimtschnecke gehabt, aber Café und Souvenirshop haben schon Winterpause. Kalt ist es auch. Gut, fahren wir weiter.

Wir müssen nun wirklich mal schwedisches Essen ausprobieren. Hier haben wir die Gelegenheit dazu: Ein Buffet-Lunch-Restaurant in Jokkmokk, mit guten Bewertungen auf Google. Buffets mit einheimischer Küche sind super, um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, was man hier so auf den Tisch stellt.

Das Essen war auch Okay. Jetzt nicht schlecht, aber auch nicht sonderlich gut. Es gab dreierlei Arten von Fleisch, allesamt fettig. Dazu Sauce, so dick wie Maionese – also mit viel Fett, aber weniger Gewürz. Die Ofenkartoffeln, auch irgendwie frittiert. Immerhin der Salat war fettarm, weil einfach nicht angemacht. Aber, es war frisch und per se nicht schlecht. Und günstig obendrein.

Apropos schlecht. Nach dem Essen fahren wir zu einem Wanderparkplatz, ein paar Kilometer entfernt. Eine wirklich wellig Straße, die Federungen von Kabine und Sitz haben gut zu tun. Wir haben also richtig Wellengang. Und mir ist so übel.

Aber gut, jetzt geht es erstmal an die frische Luft. Wir parken am Straßenrand ein, setzen die Köters auf den Wanderweg und los geht’s. Der Wanderweg besteht größtenteils aus zwei Holzplanken. Die einfach die falsche Spur haben – die Köters versuchen mal in der Mitte zu laufen, dann seitlich auf nur einer Planke. Immer wieder treten sie ins Leere. Neben den Planken zu laufen ist auch doof, denn da ist das Moor. Aber irgendwann grooven sie sich ein, und nach einem Kilometer oder so ist mir auch nicht mehr so schlecht.

Nach zwei Kilometern kommen wir an unserem Ziel an, ein Flugzeug-Puzzle aus dem zweiten Weltkrieg. Das hat hier wohl eine Notlandung bzw. Bruchlandung hingelegt. Übrig ist heute noch Blech. Alles andere wurde wohl verwertet oder aufgeräumt.

Die Überreste sind schnell fotografiert, und weil es auf der Lichtung zieht wie sonstwas, machen wir uns wieder auf den Rückweg. Zwei Kilometer auf den Holzbohlen. Heute glücklicherweise mit wasserdichten Schuhen, denn der Steg ist nicht immer über dem Wasser.

Nun fahren wir noch ein paar Kilometer weiter, und suchen uns einen Übernachtungsplatz. Mein Problem: wir müssen diese Schiffschaukel-Straße wieder zurück. Mir ist also wieder schlecht. Für heute tut es dann auch irgendein ruhiger Platz irgendwo im Wald.


Gällivare

Dem Einen oder Anderen mag es vielleicht bekannt sein: Andre hat ein gewisses Faible für Bergwerke. Und wenn sie hier was in großem Umfang tun, dann ist es Erz abzubauen. Dabei gehen sie erstaunlich grobmotorisch vor, und das scheinbar auch ohne irgendeinen erkennbaren Lerneffekt. Denn immer wieder mal müssen sie wohl ganze Städte umsiedeln, weil ihnen der Boden unter den Häusern wegbricht.

In dem größeren Dorf / Vorort Malmberget geschieht genau das im Moment. Andre hat da letztens bereits eine Doku darüber gesehen, wie sie stattliche Wohnhäuser im Kompletten umziehen. Klar also, da müssen wir hin. Tatsächlich gibst es einen Westteil von Malmberget, und einen Ostteil. Und dazwischen gibt es ein großes Loch. Rund um das Loch sind Häuser bereits abgerissen oder umgesetzt worden. Ein paar Firmengebäude stehen noch, die werden wohl aber auch demnächst platt gemacht.

Wir schauen uns das zu Fuß an, lassen dabei auch die Köters mal wieder an die frische Luft.

Hier stehen noch ein paar alte Holzhütten, die sehen aus wie Marktbuden. Jemand mäht noch den Rasen, also gibt es hier vielleicht dieses Jahr noch einen Weihnachtsmarkt?

Ziva interessiert sich wenig für die Buden, umso mehr ist sie von den Eichhörnchen angetan. Die sind recht zahm und werden wohl gefüttert. Also nehme ich die Ziva an die Leine, und der Mann mit der Kamera kann sich anpirschen.

Überall sieht man solche Poller. Das sind Mess-Stationen mit Infotafeln dran. Dass man ja als verantwortungsvolles Bergwerk-Unternehmen ja nicht zu nahe an bewohntem Gebiet gräbt, aber irgendwie ist da doch was schief gelaufen, bla bla.

Und ehe es weiter geht, gehen wir mal wieder essen. Nicht zum Schweden, sondern zum Thailänder. Weiß zufällig jemand, warum es in Schweden so viele Thailänder hat? Liegt es wirklich nur daran, dass die Schweden gerne in Thailand Urlaub machen? Vermutlich.

Wir fahren ein paar Kilometer weiter, zu einer verlassenen Kupfermine.

Also kein Tagebau, sondern Untertagebau. Am Ende einer mit Schlaglöchern gespickten Piste befand sich mal eine richtig große Anlage. Und dazu gehörig ein ganzes Dorf, das alles mitten im Wald. Was heute idyllisch ausschaut, war früher vermutlich ein Scheißjob und ein Scheißleben.

Das Gelände wurde mal touristisch erschlossen, aber wohl nicht mehr wirklich gewartet. Der erste Stollen, in den wir reinlaufen, ist komplett offen – da war wohl auch noch nie ein Warnschild oder eine Türe dran. So eine Einladung können wir freilich nicht ausschlagen …

Es gibt viele Infoschilder, aber sonst steht nicht mehr viel, die Gebäude lassen sich nur noch anhand der Grundmauern erahnen.

Der zweite Stollen, in den wir reinlaufen, der war mal zu. Die OSB Platten waren aber wohl nicht sehr stabil, also ist er jetzt offen. Und da es hier auch noch schöne Holzwege gibt, gehen wir rein, obwohl wir die Köters mit dabei haben.

Gut, irgendwann drehen wir dann doch um. An dieser Stelle sollte man die Köters in den Laster bringen und die Fahrradhelme rauskramen. Denn solche Stollen haben meist eine sehr mangelhafte Kopffreiheit, und wenn man nicht aufpasst, könnte das so richtig knallen.

Wir lassen es aber gut sein und drehen wieder um. Ehe noch so ein trampeliger alter Hund in das sehr kalt aussehende Wasserloch fällt und sich eine Lungenentzündung holt …

Die Nacht über bleiben wir einfach am Gelände stehen. Es hat Internet, es ist ruhig, super also. Dank schlechtem Wetter gibt es heute Abend keine Polarlichter.


See mit Naturbeleuchtung

Wir sind auf dem Weg nach Kiruna. Da wir es aus wettertechnischen Gründen nicht eilig haben, fahren wir nur ein Stück, um dann an einem kleinen See zu stehen.

Dass es kalt wird, merken wir auch am Verhalten der Hunde. Alleine in der Dackelgarage ratzen? Ne, sie sitzen lieber bei uns auf den Sitzbänken. Aber wehe, wenn sich eine*r mal verläuft und nicht seinen Stammplatz wählt. Großes Drama.

Wir machen einen Halt bei einem Bäcker. Irgendwo im Nirgendwo am Straßenrand, wo sie auch gerade einen Tesla Supercharger am klöppeln sind.

Das schwedische Brot ist vielfältig – insbesondere, man fluffiges Toastbrot mag, oder knuspriges Knäckebrot. Beides gibt es in den Supermärkten und vielfacher Ausführung. Der Bäcker hat natürlich kein Brot, keine Brötchen, nichts. Nur Süßkram und belegte Stullen. Wir kaufen uns für das Mittagessen jeweils ein großes Brötchen mit Krabben bzw. Lachs, dazu etwas Süßkram für den Nachmittagskaffee. Und haben irgendwie 26 € ausgegeben. Upsi.

Der Parkplatz ist bei Park4Night drin, so stehen wir da nicht alleine.

Er ist ganz Okay, die Polarlichter vom Steg aus sind auch ganz Okay, hatten wir aber schon besser.

Die Straße ist erstaunlich laut, es hat mehr Verkehr, umso näher man an Kiruna kommt.


Kiruna

Wir beschließen, heute mal auf einen Campingplatz zu fahren, denn wir müssen Wäsche waschen. Wofür wir dank eigener Waschmaschine ja eigentlich keinen Camping benötigen. Aber, unser Wasser ist leer. Und ein Wäschetrockner wäre ganz praktisch, sonst bekommen wir das ja nie trocken. Erst einmal aber fahren wir in die Stadt zum Einkaufen.

Kiruna ist auch eine Bergbaustadt, hier wird Eisenerz abgebaut. Mit den gleichen Problemen wie in Malmberget: Sie haben zu nahe an der bewohnten Stadt gebuddelt, und die muss jetzt umziehen. Die Hintergründe weiß ich nicht. Rutscht vielleicht auch deshalb der Boden weg, weil der Permafrost wegtaut? Oder haben sie sich verkalkuliert? Oder haben sie irgendwann mal eine neue Erzader gefunden und die Umzugskosten sind einkalkuliert?

Was es in Kiruna gibt, sind Einkaufsmöglichkeiten. Wir besuchen mehrere von ihnen, und erstehen so eine neue Winterjacke für mich, und neue Handtücher. Wir probieren den veganen Burger (Whopper und Chicken) beim Burgerking, und merken zum Original keinen Unterschied. Dann fahren wir auf den Campingplatz.

Der hat keinen Trockner, Wäsche waschen fällt also aus. Na super, war das doch der Hauptgrund hierherzukommen. Aber, sie haben eine Sauna. Also gut, bekommt unsere Wäsche schon keine Grundreinigung, dann wenigstens wir. Der Platz kostet 300SEK (ca. 25€) pro Nacht. Die Sauna kostet nichts, nur für den 20kg Sack Holz werden ca. 7€ fällig.

Da wir keinen Platz an der Stromsäule benötigen, haben wir die beste Auswahl und parken direkt am Wasser ein, hinter uns die Saunahütte.

Nach ungefähr fünf Runden Sauna ist klar: das nächste Projekt für die Quinta Prazera steht fest. Und zwar eine Eigenbausauna, denn so fertige Saunen für den Garten sind ja unbezahlbar. Und für die 1-3 Monate Nutzungsdauer im Jahr möchte man jetzt auch keinen mittel fünfstelligen Betrag hinblättern. Außerdem haben wir bereits einen passenden Ofen.

Am nächsten Vormittag packen wir zusammen und fahren wieder nach Kiruna rein. Da wir die Tage nochmal nach Norwegen wollen, dürfen wir den Köters nochmal eine Wurmkur verpassen, unter ärztlicher Aufsicht. Was in Flensburg stolze 200 Euro gekostet hat, erledigen wir hier für 80€. Immer noch ein stolzer Preis für 5 Minuten Zeit und eine Entwurmungstablette, aber wenigstens etwas weniger Abzocke.

Dann nochmal eine Runde einkaufen – im Baumarkt gibt es Holzbrickets für den Ofen. Im Laden nebenan gibt es noch mehr Handtücher. Und wer in Schweden ist, dem sei so ein großer Coop Supermarkt ans Herz gelegt. So eine schöne, große Auswahl.

Wir gehen noch essen, ein Restaurant mit Mittagsbuffet wurde uns nahegelegt. Ein interessantes Konzept: Die linke Hälfte des Buffets ist thailändisch, die rechte Hälfte ist typisch schwedische Hausmannskost. Links mageres Fleisch und gut gewürzte Currysauce / Sojasauce mit Gemüse drin. Rechts nahezu pures Fett mit dicker Sahnesauce und Kartoffeln. Und Pizza. Ich bleibe bei der thailändischen Küche, sehr lecker. Andre im Prinzip auch, plus ein Stück Pizza. Aus Prinzip.

Draußen ist es zwischenzeitlich echt kalt geworden, und es schneit ordentlich. Wir beschließen, noch einen Abend in der Sauna und eine Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen. Und morgen dann erste Fahrversuche mit den 12 Tonnen im Schnee zu versuchen. Kontrolliert und Piano.

Also fahren wir zurück zum Camping, es sind nur ein paar Kilometer.

Eine Stunde Schnee, und schon bekommen sie eine geschlossene Schneedecke hin. Nicht schlecht.

Nicht nur für Ziva, auch für Eiwola ist es der erste Schnee. Eiwola macht sich gut, Ziva ist sich noch unsicher.

Wir checken also nochmal auf dem Camping ein, zahlen 300 SEK für die Nacht und auch nochmal was für einen Sack Saunafeuerholz.

So verbringen wir einen weiteren Abend in der Sauna, zur Abkühlung gibt es dann etwas Neuschnee.

Keine Ahnung wieviel kW der Ofen hat. Acht vielleicht? Auf jeden Fall genug für die 4 Quadratmeter. Einmal auf Temperatur gebracht müssen wir nur noch ein kleines Stückerln Holz bei jedem Saunagang nachlegen.

Andre legt auch mal einen Schneeball auf die heißen Steine. Das klappt erst auch, langsam schmilzt er vor sich hin. Dann aber schmilzt er sehr, sehr schnell. Und die kleine Sauna wird durch den ungeplanten Aufguss so sehr zum Dampfgarer, dass wir flüchten müssen. Also für die Quintasauna wäre es künftig wohl besser, ich kümmere mich exklusiv um die Aufgüsse …

Der nächste Morgen.

30 Zentimeter Neuschnee.

Ziva ist entsetzt.

Wir freuen uns, Neuschnee ist, was wir uns erhofft haben. Das Beste am Winter ist der Neuschnee. Die Monate danach, mit Blitzeis und Matscheschnee, die braucht freilich keiner. Aber so frischer Schnee, das ist schon schön. Und da ich mir gestern eine richtig fette Winterjacke und eine dicke Wollmütze gekauft habe, kann mich die Kälte mal.

Max findet im Schnee toben auch klasse. Er ist jetzt aber 15, und er tobt nicht mehr so viel. Was heute doppelt schade ist, denn so ist kein Hund da, der Ziva zeigen könnte, wie viel Spaß sowas macht.

Doch nach ein paar Minuten springt sie durch den Schnee.

Das Prinzip mit den Schneebällen hat sie auch nicht verstanden. Also gut. 10 Minuten, die Hunde stehen zitternd an der Treppe, genug frische Luft.

Andre kümmert sich derzeit um die Fahrbereitschaft des Lasters. Und versucht, dabei keine allzu nassen Füße zu bekommen. Wem es an richtiger Ausrüstung mangelt, der braucht etwas Fantasie. Also: Wollsocken, Mülltüte, Crocs – in dieser Reihenfolge.

Wir sind abfahrbereit. Die anderen Wohnmobile auf dem Platz ja eher nicht so. Denke, die bleiben noch etwas stehen.

Wir fahren dann also noch einmal nach Kiruna rein. Zum – na wer kann es sich denken – Einkaufen! Ich gehe alleine rein, und die Hunde – sie können ja so aufmerksam sein! – schauen, dass sie es bloß nicht verpassen, wenn ich wieder zurückkomme.

Die Holzbrickets von gestern waren gut, also kaufen wir noch zwei Packen. Aber vorher müssen wir noch dem Radlader beim Schneeräumen zugucken.

Es ist aber auch beeindruckend, was nach einer Nacht mit mäßigem Schneefall alles so anfällt. Die Schneeberge sind bereits jetzt riesig.

Aus dem Supermarkt gibt es noch ein Frühstück. Gut, die schwedischen Pfandflaschen haben es wieder einmal nicht zum Automaten geschafft. Machen wir also eine schöne Norwegen Rundfahrt mit ihnen.


Abisko

Richtig, wir fahren heute nochmal nach Norwegen. Wollen dort etwas die Küste entlangfahren. Wie genau wissen wir noch nicht, denn der Wetterbericht ist nicht eindeutig. Und noch weiter nach Norden fahren, obwohl wir ja nächsten Monat eigentlich wieder in Portugal sein wollten? Puh.

Aber erst einmal müssen wir aus diesem Schweden rausfinden. Aus Kiruna finden wir raus, und prompt finden wir einen Lkw am Straßenrand stehen.

Ob wir ihm helfen sollen, ein bisschen mit unserem Laster an seinem Laster ziehen. Er steckt nicht wirklich tief drin, und für so ein bisschen Schneeglätte müsste die Power von unserem leichteren Lkw reichen. Doch es kommt nicht so weit, denn er findet seinen Abschlepphaken nicht. Oder das Werkzeug, um an den Abschlepphaken ranzukommen. Wie auch immer, nach ein paar Minuten fahren wir weiter.

Das geht hier ja wie’s Katzen machen! Da steht ein polnischer Kleintransporter schief im Graben drin.

Kiruna nach Abisko Kleintransporter im Straßengraben

Er ist voller Hoffnung, als er uns sieht. Wir halten an, reden mit ihm, und würden ihm ja wirklich gerne aus dem Schlamassel wieder raushelfen. Doch er ist voll beladen, hängt wirklich schräg im Graben. Wenn der beim Rausziehen noch vollends umkippt, dann ist aber blöd. Uns ist das zu heiß, wir empfehlen ihm einen Profi anzurufen, der mit sowas mehr Erfahrung hat. Er tut mir echt leid, aber wenn noch mehr kaputt geht, ist ja auch keinem geholfen.

Wir fahren nun durch eine wunderschön verschneite Berglandschaft – von nun an hoffentlich ohne weitere Vorkommnisse.

Kiruna nach Abisko verschneite Winterlandschaft

Einige Kilometer weiter, plötzlich stehen wir im Stau.

Wir hatten uns bereits gewundert, dass es auf der Straße, die auch der einzige Grenzübergang nach Norwegen weit und breit ist, keinen Gegenverkehr gibt. Irgendwas blockiert die Straße. Ich ziehe der Ziva ihr Jäckchen an und latsche mal an den wartenden Lkws und Wohnmobilen vorbei nach vorne, mir das mal angucken. Ja, da steht ein Sattelzug quer auf der Fahrbahn, mit dem Allerwertesten im Graben.

Andere Wartende meinten, das sei jetzt das dritte Bergungsfahrzeug, das nun versucht den Laster aus dem Graben rauszuziehen. Man steht hier also wohl schon länger. Ich gehe zurück, mache Kaffee und schreibe Blog.

Immerhin sehen wir so den Erzzug, der vom schwedischen Kiruna ins norwegische Narvik fährt, von wo es dann mit dem Schiff weitergeht. Die weltweit stärkste Lok (15 TSD PS) soll den Zug ziehen. Ein einzelner, voll beladener Waggon ist 120 Tonnen schwer. So kann ein Gespann bis zu 8500 Tonnen wiegen.

Doch dann geht es plötzlich weiter. Sie haben den Lkw wieder auf der Straße. Kommt nun etwas windschief daher.

Zeigt uns die eigentliche Gefahr der schwedischen Straßen: der fehlende Randstreifen. Nur ein klitzekleines bisschen von der Straße abkommen, schon zieht es dich nach rechts. Und sehr oft ist neben der Straße ein ordentlich großer Graben, damit das Wasser ablaufen kann.

Also weiter, wir fahren an die Grenze zu Norwegen. Eigentlich sollte man jetzt beim Zoll auf die rote Spur, die so artig entwurmten Hunde abstempeln lassen. Aber durch die Straßensperrung ist die rote Spur jetzt voll, da stehen lauter Lkws, bis auf die Straße. Wir beschließen also, es sein zu lassen. Wenn uns einer in Norwegen kontrollieren sollte, wir haben ja den Stempel vom schwedischen Tierarzt. Das wird schon reichen.

Norwegen empfängt uns, wie wir es kennen: Schöne Landschaft mit grauem Wetter.

Es geht ein Wind, da jagen wir keinen Hund vor die Türe. Also fahren wir noch ein Stück und landen unten an einem Fjord auf einem Parkplatz an der Straße. Nicht sehr schön, für heute aber ganz Okay.

Wir haben ja vier Punkte auf der Sehen-Wollen-Liste:

  1. Die Nordlichter, und das gerne direkt über uns. CHECK
  2. Die Herbstfärbung, auch Indian Summer oder Ruska genannt. NAJA.
  3. Ein statthafter Elchbulle in freier Wildbahn. NOPE. ABER IMMERHIN RENTIERE.
  4. Neuschnee. CHECK.

Also im Prinzip haben wir in den letzten beiden Wochen Schweden drei der vier Punkte abhaken können. Nicht, dass wir nach einer Todo-MustSee-Punkteliste reisen würden. Sie zeigt aber, dass Schweden schon unser Ding ist. Mehr dazu aber ein andermal. Jetzt wollen wir erst nochmal schauen, ob uns Norwegen weiter im Norden doch noch überzeugen kann.

* Links mit Sternchen oder Amazon-Logo sind Affiliate-Links. Bestellst Du über solch einen Link etwas, erhalte ich eine Provision.
Reiseblog Wohnmobil

Unsere Reisen

Lesestoff

Wir reisen und schreiben: verfolge uns virtuell, auf unseren Reisen durch Europa und Marokko:

Reiseblog

Quinta Prazera Portugal

QUINTA PRAZERA

Unser Basislager in Portugal

Seit 2020 haben wir ein Basislager, ein neues Projekt, ein Rückzugsort und viel, viel Arbeit:

zur Quinta Prazera

Portugal

Roadtrip Portugal

Mein Wohnmobil-Reiseführer

Mehr Inspiration, schöne Ziele und Plätze findest Du in meinem Portugalbuch für Camper:

Roadtrip Portugal