Wir erinnern uns, der letzte Reiseblogeintrag endete an den Trollstiegen, die meiner Meinung nach absolut überbewertete touristische Destination. Dort sind wir nicht über Nacht geblieben, nein, vielmehr haben wir uns noch mehr an touristischen Highlights gegönnt.

Nachtrag

Aber ehe ich mit dem eigentlichen Reiseblog weitermache, muss ich noch ein Bild nachliefern, das es im ersten Teil des Norwegenblogs nicht mehr reingeschafft hat, und manche deshalb doch sehr enttäuscht waren:

Und hier dann auch noch sein kleiner Bruder. Der allerdings gerade leichte Probleme mit dem Gelände zu haben scheint.


Åndalsnes

Ein Kaff, ein Bergsteigermuseum, ein Berg mit Seilbahn und ein Kreuzfahrtschiff voller Deutscher, die sich auf den Weg machen, um norwegische Klamotten zu shoppen.

Wir fahren nach Åndalsnes. Ein Ortsname, den man sich am Besten in die Zwischenablage legt, auf die Gefahr hin, dass man ihn öfters benutzen möchte. In Åndalsnes gibt es diverse Möglichkeiten des Shoppings. Andre hat es auf einen ganz bestimmten Laden abgesehen, einen Wollladen. In dem sie nicht nur Wollknäuel verkaufen, sondern auch fertige Pullis. Da fahren wir also hin.

Und gehen ohne Pulli aus dem Laden. Denn die waren nicht so flauschig wie erhofft. Die Wolldecken waren super schön und flauschig, doch habe ich mich leichten Herzens dazu entschließen können, keine Wolldecke für 200 Euro zu kaufen.

Also weiter, wir fahren in den Ort rein. Unsere Vermutung, dass hier Kreuzfahrtschifftouris zum Shoppen herkommen, bestätigt sich.

Eine Aida liegt im Hafen, und in den Geschäften im Ort spricht man Deutsch. Die Kreuzfahrttouris können hier wohl Duty Free Shopping machen. Dennoch höre ich es mit halbem Ohr immer wieder: es ist ihnen zu teuer. Uns auch. Andres Norwegerpulli kostete letztes Jahr im deutschen Onlineshop 50€ weniger als hier.

Und die Restaurants haben auch noch nicht offen. Wir gehen also wieder zum Wohnmobil zurück. Das war ja mal ein billiger Shoppingtag.

Ein kleiner Fund zwischendurch: das Senioren-Quad mit Spikes.

Der Ticketautomat am Parkplatz spricht meine Sprache nicht – ich bin einfach nicht in der Lage, für länger als 30 Minuten ein Ticket zu ziehen. Gut, das muss ein Zeichen sein, wir suchen uns für die Nacht einen anderen Platz.

Ein paar Kilometer den Fjord entlang gibt es einen Parkplatz. Da stehen auch schon ein paar Wohnmobile. Wir überlegen kurz, uns dazu zu stellen. Sind dann aber der Meinung, dass die Bundesstraße viel zu nah ist. Und fahren wieder etwas zurück, und stellen uns neben die Seitenstraße, direkt ans Wasser.

Punkt 23 Uhr hört der Verkehr dann auch auf, und wir verbringen eine recht ruhige Nacht. Punkt 7 Uhr fängt er wieder an, und wir hören die Bundesstraße bis hierher rauschen, da kommen wohl einige Lkws lang. Wir fahren dann auch nochmals an diesem anderen Parkplatz vorbei, auf dem jetzt sicher 15 Wohnmobile stehen. Das Donnern der Lkws zum Frühstück, reizend. Sind das die gleichen Leute, die immer so von Norwegen als Reiseland schwärmen?

Wir donnern also auch an ihnen vorbei. Unser erstes Etappenziel ist 60 Kilometer entfernt. Andre hat einen Termin gemacht, bei einem Reifenservice. Eine schöne Küstenstraße, eine Elektrofähre, und schon sind wir da.

Der Reifenhändler heißt hier Dekkservice. Unter einem Dekk-Hotel mit Dekk-Service hätte ich jetzt etwas schlüpfrigeres vermutet, aber es geht wohl tatsächlich nur um Reifen.

Wir haben seit Norwegen eine Unwucht in den Reifen, insbesondere bei niedrigeren Geschwindigkeiten. Die Idee ist, diese einfach vorne-hinten zu tauschen, und zu schauen was passiert. Und das passiert mal so richtig schnell. Zwischen „auf den Hof fahren“ und „Werkstatt verlassen“ liegen gerade einmal 15 Minuten. Das macht dann 1.500 Norwegische Kronen, bitte. Das sind 130 Euro – das geht in Ordnung.

Aber halt. Wir wollten ja nicht mehr so aufs Geld gucken. Deshalb haben wir einfach eine neue Währung eingeführt. Im letzten Reisebericht haben wir ja gelernt, dass eine Zimtschnecke im Touricafé 5 EUR kostet. Okay, eigentlich 50 NOK, das sind eigentlich nur 4,50 EUR. Aber an so Verkaufsständen in Touriecken wird schonmal 1:10 umgerechnet, dann kann ich das auch. Ich berichte jetzt also nicht mehr in Euros oder Kronen, sondern in Zimtschnecken. Das Tauschen der Reifen hat also 26 ZSN ( ZSN = Zimtschnecken) gekostet. Quasi zwei Backbleche voll mit Zimtschnecken. Ist ja gar nicht so viel, oder?

Hätten wir uns nur mal zwei Backbleche voller Zimtschnecken von dem Geld gekauft. Die Unwucht ist jetzt nämlich noch schlimmer als vorher.

Aber weil von dem Geruckel erst einmal nichts am Laster kaputt geht, fahren wir weiter und schauen, ob sich das irgendwie einrüttelt.


BUD

Die gestrige Google Maps Recherche hat ergeben, dass wir heute nach BUD fahren möchten. Somit kommen wir endlich am offenen Meer an, hoffen auch etwas mehr Sonne und bitteschön nicht ganz so viel Wind. Wir parken den Laster zentral auf einem größeren Schotterplatz im Dorf.

Ein größerer Parkplatz mit kleiner Grünanlage und einer VE. Im Sommer kann der schonmal voller werden. Dann kommt vielleicht auch das „No Camping“ Schild zu tragen? Keine Ahnung. Für heute lassen wir es drauf ankommen.

Als erste Maßnahme drehen wir eine längere Runde mit den Hunden. Ein schöner Fußpfad windet sich die Küste entlang.

Zurück geht’s durch das Dorf.

Direkt oberhalb unseres Stellplatzes ist ein Museum, das aber geschlossen ist. Und ein paar alte Gefechtsanlagen aus dem 2. Weltkrieg. Hauptthema im Dorf ist jedoch die Schifffahrt und die Fischerei.

Die Norweger mal die meisten ihrer Holzhäuser rot an. Es gibt auch blau, grau und gelb, aber rot ist dominant. Auf jeden Fall sind diese Häuschen sehr fotogen.

Wir verstehen den Spaziergang als Vorbereitung auf das Buffet im benachbarten Restaurant. Heißt, wir haben Hunger, also gehen wir was essen. Ich mag Fisch, und die norwegische Küche, gerade hier an der Küste, soll ja sehr fischig sein. Direkt nebenan befindet sich ein Restaurant mit sehr fischigem Buffet, für 6 ZSN pro Person – inklusive Kuchenbuffet und Kaffee.

Die Fischsuppe vorneweg war ein Highlight. Die Fischknödel, die man traditionell mit ausgelassenen Speckwürfeln ist, puh, nicht mein Fall. Die Fleischbällchen waren schon gut, das andere Fleisch eher etwas fad. Die Heringe mit Sour Cream sind schon eher unser Fall. Also wenn man weiß, was man mag, ist das Buffet super. Mit raffinierten Gewürzen haben sie es hier nicht so.

Das Kuchenbuffet hat es aber wieder rausgerissen. Andre hat den Nachschlag auch fast nicht geschafft, ihm war fast übel vom vielen Zucker. Aber gut, die Oreo-Schoko-Sahne-Torte war jetzt auch nichts für Diabetiker. Allein ein Stück davon hatte bestimmt 1000 Kalorien.

Was mir jetzt zum zweiten Mal aufgefallen ist: der Filterkaffee in der Thermokanne oder auf der Wärmeplatte. Geschmacklich gaaaanz weit weg von italienischem Espresso.

Im Gesamten also sehr zu empfehlen. Jetzt, wo ich weiß, dass ich meinen Fisch lieber frisch und vom Grill mag.

Die nachfolgenden Magenschmerzen könnte man durchaus am Kuchenbuffet festmachen. Oder an dem Umstand, dass wir zu Hause und im Alltag seit zwei Monaten vegan essen. Auswärts essen wir alles, aber zu Hause ohne Tier – zumindest zu 95%. Und da ich die letzten Wochen ja nicht auswärts gegessen habe … Dieses 95%ige Fisch- und Fleischbuffet heute könnte also auch einfach etwas ungewohnt für den Magen gewesen sein. Zumal der Hauptgang quasi nur aus tierischem Fett und Eiweß bestand, die Nachtischkuchen dann primär aus tierischem Fett und raffiniertem Zucker.

Aber glücklicherweise haben wir es nicht weit, der Laster steht gleich nebenan.

Am Abend drehen wir noch eine kleine Runde, nehmen die Köters und die Kameras zum Sonnenuntergang mit in den Hafen. Der Wind ist frisch, wir fotografieren schnell, und bleiben nicht stehen.

Denn die portugiesische Schafswolljacke mag warm machen, aber wohl nicht warm genug für Norwegen. Und da wir noch weiter nach Norden wollen, brauche ich demnächst wohl nach Jahren mal wieder einen Satz Winterklamotten.


Atlantikstraße

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag eine Wanderung machen, zu einer Höhle mit Wasserfall. Ich kränkele aber – und nachdem Kaffee und Ibuprofen einfach nicht gegen die Gliederschmerzen und andere Wehwehchen ankommen, lassen wir das. Man sollte sich allenfalls NACH einer Bergwanderung wie vom Zug überfahren fühlen, und nicht schon davor.

Wir fahren ein Wohnmobil-Norwegen-Highlight, die Atlantikstraße. Zwischen Bud und Kristiansund soll es ganz toll sein, mit dem Meer links und rechts der Straße. Das war auch so. Ich schätze, das steht dann auch in jedem Womo-Reiseführer, denn in wirklich jeder Parkbucht entlang der paar Kilometer steht ein Wohnmobil.

Und die Brücke, die war schon cool.

Und der Tunnel, der wirklich tief in die Erde ging um unterm Fjord durchzupassen, der war auch cool. Zumindest wenn man eine Motorbremse hat.

Wir gehen an einem kleinen Supermarkt etwas einkaufen. Und stellen fest, dass der letzte Supermarkt am Geirangerfjord doch nicht extra teuer war, um die Kreuzfahrtschifftouris auszunehmen. Der hier ist nicht billiger. Ich kaufe also so schöne Dinge wie eine Avocado für 3 Euro. Jaja, eine einzelne Avocado für 3 Euro. Einen Tetrapak Saft für 4 Euro. Ich hätte hier auch eine ganze Packung gefrorene Zimtschnecken für 5 Euro kaufen können, aber jetzt mag ich nicht mehr.

Apropos Zimtschnecken. Wir wollen in Rückengesundheit investieren. Es fährt sich echt bescheiden, wenn so Reifen nicht rund laufen. Wir suchen also einen Reifenhändler auf, im Industriegebiet von Kristiansund. Der macht aber nur Wohnmobile, und Reifen eher weniger, hat daher kein Wuchtpulver da. Er schickt uns zur Volvo Lkw Werkstatt, sieben Kilometer außerhalb. Die machen zwar Laster, aber keine Reifen. Und schicken uns die sieben Kilometer zurück ins Industriegebiet – zu einer Firma, die irgendwas mit „Elektro“ im Namen hat. Okay, den Laden hätten wir wohl als Allerletzten versucht. Andre geht rein, um Wuchtpulver zu kaufen. Kommt wieder raus, um unsere Küchenwaage rauszukramen. Und kommt am Ende mit Küchenwaage, 1,7kg Wuchtpulver und 5 ZSN ärmer zurück. Hey, der Tag wird langsam besser. Wir haben billiges Wuchtpulver, und unsere Küchenwaage wurde auch endlich mal wieder benutzt.

Also weiter. Wir fahren zur Fähre, die uns auf die nächste Insel bringen kann. Die Fähre kommt nicht, die Digitalanzeige sagt was von „technischem Fehler“. Eine halbe Stunde später kommt die nächste Fähre.

Wir fahren zu einem See, um den man drumherum fahren kann, an dem es ein paar Möglichkeiten zum Stehen geben soll. Gibt es aber nicht wirklich. Nichts, was nur halbwegs schön wäre, oder halbwegs Internet hätte.

Wir fahren weiter. Parken neben der Straße auf einem kleinen Dreckplatz, der bestimmt privat ist. Ich koche, Andre drückt das Wuchtpulver in die Reifen.

Noch während wir essen und uns die vorbei fahrenden Lkws die Currysauce vom Teller vibrieren, beschließen wir, weiter zu fahren. Na gut, Wir müssen jetzt natürlich auch wissen, ob das mit dem Wuchtpulver was gebracht hat …


Plätzchen mit Seeblick

Die Straße weiter, zur nächsten Fähre. Die kommt freilich auch erst in einer halben Stunde. Dann fahren wir noch eine halbe Stunde.

Und finden endlich ein Plätzchen nach unserem Geschmack. Ruhig, an einem Angelweiher, die Hunde können ohne Leine an die frische Luft, und irgendwo auf einem der Berge um uns herum muss sich ein Funkmast befinden.

Das war ein anstrengender Tag. Von entspanntem Reisen sind wir gerade ziemlich weit entfernt. Es ist hier so anstrengend, ein schönes Plätzchen zu finden. Und da sind wir ja normalerweise echt gut drin.

Es gibt Strände, aber keine Strandparkplätze. Es gibt Wanderwege, aber kaum Wanderparkplätze. Und irgendwie ist alles privat. Jeder Weg endet an einem Wohnhaus. Jede Haltebucht ist bei Park4Night eingetragen. Und gefühlt sind 90% der Einträge bei Park4Night irgendwelche Parkbuchten direkt an der zweispurigen Straße. Also da gehe ich dann doch lieber noch auf einen Campingplatz.

Aber vielleicht ist mein Blickwinkel auch einfach nur falsch. Wie geil muss das sein, wenn man überall pennen kann! Abends einfach das Hörgerät ausschalten, und schon schläft man wie ein Baby. Aber ich denke selbst dann werden wir keine Straßengrabencamper werden wollen.

Hier ist es angenehm ruhig, und so bleiben wir noch eine zweite Nacht. Getreu unserem Reisemotto „Irgendwas ist ja immer“ kommt am nächsten Morgen die Jagd- und Schießgesellschaft daher und informiert uns über ihre heutige Tätigkeit. Dass es heute wohl besser ist, in der Nähe des Lasters zu bleiben. Gut, bei dem Wetter wollten wir eh nirgendswo hin.

Es wird also ein entspannter Höhlentag mit etwas Neflixgucken, Steamspielen, Kartenspielen, Buchhalten (nein, das hat leider nichts mit Buchlesen zu tun), Blogschreiben und einer kleinen, aber feinen Gassirunde. Hier gibt es Heidelbeeren und Himbeeren.

Sie sind klein und man muss sie suchen, aber für etwas Kurzweiligkeit beim Gassigehen reicht es. Ansonsten: An dem Fischweiher mit massig Brutpfützen drumherum gibt es in zwei Tagen nur drei Moskitos zu erlegen. Das ist für skandinavische Verhältnisse wohl echt gut.


Zucker und Diesel

Wir fahren nach Osten. Im Osten liegt Schweden. Das wollen wir uns mal anschauen. Der allgemeine Tenor lautet: Schweden ist langweiliger, was die Fahrerei angeht. Aber besser, möchte man nett irgendwo im Grünen freistehen. Außerdem soll das Wetter in nächster Zeit in Schweden besser sein als in der nördlichen Hälfte von Norwegen. Wir wollen aber nicht nur nach Osten fahren, sondern auch weiter nach Norden kommen. Also schauen wir mal, wie gut das über Schweden geht.

Dazu müssen wir erstmal die Norwegischen Kronen loswerden. Ein paar hundert Euro in Bargeld, wie man das eben so macht, wenn man in ein neues Land reist. Zehn Euro haben wir die letzten beiden Wochen vielleicht in bar ausgegeben, lassen wir es 20 sein. Das wirklich einzige, wofür man hier Bargeld benutzen könnte, sind die „Bomveg“ Privatwege mit Briefkasten, in die man Geld einschmeißen soll, ca. 50 NOK (oder eine Zimtschnecke).

Erst einmal aber gehen wir einkaufen. Wir haben einen Shopping-Auftrag von Freunden angenommen, müssen Süßkram nach Portugal mitbringen. An dieser Stelle ein gut gemeinter Rat: SMASH – kauft es euch nicht. Es ist böse gut. (Spoiler: wenn ihr es doch probieren wollt: in Schweden kostet es die Hälfte)

Das Bargeld aber investieren wir nicht in Süßkram, das wollen wir in Diesel anlegen. Denn in Norwegen ist dieser momentan etwas günstiger als in Schweden. Also tanken wir nochmal voll.

Hier an dieser Tankstelle sieht man übrigens den Wandel hin zum E-Auto.

Dazu sei gesagt, dass meiner – sehr groben – Zählung nach ungefähr ein Drittel der Pkw in Norwegen elektrisch fahren. Davon sind vielleicht 50% Teslas? Auf jeden Fall habe ich in meinem Leben noch nie so viele Teslas gesehen wie nach nur zwei Tagen in Norwegen. Aber, was ich sagen wollte: Die Tankstelle im Bild oben hat nur noch zwei statt einst vier Zapfsäulen. Bezahlt wird ausschließlich mit Karte. Der Tankstellenshop wurde kurzerhand zum Burgerladen umgebaut.

Bargeld loszuwerden ist in Norwegen übrigens gar nicht so einfach … Denn grundsätzlich wird hier alles mit Karte bezahlt, auch der Sprit. Wir finden dann aber noch eine Shell mit Kassenpersonal, die unser buntes Papiergeld entgegennimmt.

Kurz vor Schweden noch ein letzter Reifenstopp: Andre will auch die anderen Reifen noch mit den Zentrierhülsen neu montieren. Das haben die Jungs vom Reifenservice nicht gemacht, muss man wohl eigentlich auch gar nicht, aber … Dazu suchen wir uns ein Plätzchen fernab von bewohntem Gebiet, denn jetzt kommt der Schlagschrauber zum Einsatz. Währenddessen mache ich mich mit den Köters auf zu einer letzten norwegischen Gassirunde. Die nach 50 Metern hinter der ersten Kurve endet, an einem PRIVATVEG Schild.

Aber wir finden noch ein Plätzchen um mit den Köters nochmal eine allerletzte norwegische Gassirunde zu drehen.

Also ab nach Schweden, zurück in die EU. Den Euro haben sie auch hier nicht, aber wir sparen uns das mit dem Bargeld bis auf Weiteres.

Mal gucken, wie das wird. Wenn nur das Wetter besser wird, dann bin ich schon happy.


2 Wochen Norwegen – 10 Tipps und Auffälligkeiten

Vermutlich werden wir im Norden nochmals nach Norwegen rübermachen. Und nach zwei Wochen sind wir weit entfernt davon, Profitipps aussprechen zu können. Aber vielleicht hilft ja die eine oder andere gemachte Erfahrung, um eure erste Reise nach Norwegen etwas entspannter zu gestalten?

  1. Maut – für Straßen und Fähren

    FLYT heißt die Zauberformel. Ein kleiner Transponder an der Windschutzscheibe, bereits in Deutschland bestellt. Mit ihm fahren wir Mautstraßen und Fähren, und erhalten die Abrechnung online. Es soll billiger sein. Es gibt angeblich noch ein anderes System, aber dazu können wir nichts Genaueres sagen.

    Die Rechnung begleichen wir per Überweisung. Hier ist es hilfreich, wenn man auch Geld nach Norwegen überweisen kann. Bei der DKB kann man das in der App freischalten. Oder man lässt sich etwas mehr Zeit, und wendet sich an seinen freundlichen Sparkassenberater … Hach ja.

  2. Das liebe Geld – bezahlen

    Ich habe noch keinen Norweger gesehen, der irgendwas bar bezahlt hätte. Hier kann man wirklich alles mit Karte bezahlen. Manches kann man auch ausschließlich mit Karte bezahlen. Wie oben erwähnt, die Maut für Privatwege, wo man das Geld in einen Briefkasten wirft. Dafür muss man aber keine hunderte Euros vom Automaten ziehen. 50 Euro reichen, den Rest wird man in jedem Supermarkt wieder los. Wir haben die Visakarte von der DKB, damit ist das Bezahlen in Fremdwährung auf jeden Fall kostenlos. Ich weiß nicht, wie sich das bei anderen Kartenanbietern verhält.

  3. Einkaufen – Super Markt, super Preise?

    Und 50 Euro wird man im norwegischen Supermarkt sehr schnell los. Man muss echt aufpassen, bei bestimmten Lebensmitteln mehr als bei anderen. Es gibt in Norwegen eine Vielzahl an Supermarktketten: Rema 1000, Coop, Europrix, Extra, Kiwi, Spar, Joker … Richtig, es gibt weder Lidl noch Aldi. Lidl hat es vor ein paar Jahren mal versucht, die Norweger hatten da wohl aber kein Bock drauf. Wenn ich in einen Laden rein bin, habe ich mir erstmal einen Referenzpreis gesucht: das norwegische Kitkat. Das kostet nämlich zwischen 13NOK und 18NOK. In den Läden mit 18NOK habe ich einfach nur das Notwendigste gekauft. Man fährt ja eh fast jeden Tag um in Norwegen voranzukommen, der nächste Supermarkt kommt also garantiert.

    Man muss aber auch sagen: die Qualität der Lebensmittel ist echt gut. Also zumindest bei Obst und Gemüse. Avocados werden hier mit Zimtschnecken aufgewogen, aber es war keine einzige Schlechte dabei. Und es ist das erste Land, indem ich als Weizen-Sensibelchen ein Dinkelbrot (Speltbrod) in jedem Supermarkt bekomme.

  4. Essen gehen – für Schmerzfreie

    Ja, wir sind Schwaben. Ja, wir haben keinen Bock, 22€ für eine Pizza auszugeben. Das sind mehr als 4 Zimtschnecken! Okay, beim Edelitaliener könnte man das durchaus machen. Aber bei einer Take-Away Pizzakette? So waren wir in zwei Wochen Norwegen wirklich nur 1x im Restaurant – um wenigstens einmal die einheimische Küche zu probieren. Was für uns echt wenig ist, gerade für ein neues Reiseland. Aber so macht das keinen Spaß.

  5. Hunde

    Hier ist mir nichts aufgefallen. Hier und da ein Schild für die Leinenpflicht, und ich denke im Naturschutzgebiet besteht die von Frühjahr bis Herbst grundsätzlich.

    Wir waren mit den Hunden auf Wanderschaft zum Gletscher. Auf einem einspurigen Wanderweg fällt es einem gut auf, wie ein Volk zu Hunden steht. Hier ist mir nichts Negatives aufgefallen. Keiner hatte Angst oder sowas. Dabei haben die Norweger nicht so viele Hunde, wie mir scheint. Auch habe ich in zwei Wochen Norwegen nur eine einzige Katze gesehen. Was angenehm ist: Die Norweger bauen wirklich alles aus Holz. Es ist daher recht unwahrscheinlich, dass man beim Wandern auf diese fiesen Metallgitter trifft.

  6. Rentiere, Elche und Braunbären.

    Zum Glück waren wir im Wildtiergehege, so kann ich wenigstens behaupten, dass ich in Norwegen Elche und Bären gesehen habe. Sonst gibt es ständig irgendwelche Warnschilder an der Straße, dass hier Elche und Rentiere kreuzen. Waren aber immer nur leere Versprechen. Vielleicht bekommen wir weiter im Norden was vor den Laster … ähm … vor die Linse.

  7. Wohnmobile

    Oh ja. Wir sind nicht die Einzigen, die in Norwegen die Touri-Hotspots abklappern. Und ich will nicht wissen, wie viele das im Juli sind. Denn nicht nur die Deutschen haben Wohnmobile, die Norweger selbst ebenfalls. An jedem fünften Haus steht eines. Ich könnte mir also vorstellen, das wird eng am Fjord. Und es war ja jetzt so schon relativ voll. An manchen Strecken, wo es eine Parkbucht gab, stand einer drin. Offensichtlich auch über Nacht. Und nicht nur hier, im unteren Drittel Norwegens, hat es einige Wohnmobile. Selbst oben auf den Lofoten soll auch Anfang September noch gut was los sein. Die Infrastruktur für Camper ist übrigens ausgezeichnet: Es gibt viele Campingplätze, Stellplätze, VE-Stationen. Das Hahnenwasser schmeckte beides Male gut. Außerdem hat es überall große Tonnen für den Müll.

    Werkstätten und Reifenhändler zu finden sollte mit Google kein Problem sein. Die Norweger fahren alle Marken, gefühlt gibt es besonders viele Bullis. Die Verständigung ist absolut barrierefrei, wirklich jeder Norweger bisher kann gut Englisch.

  8. Wetter und Outdooraktivitäten

    Ich denke, dass man in Norwegen richtig feine Sachen machen kann. Wandern, Mountainbiken, Raften, Ziplinen, Angeln, Skifahren, was weiß ich. Wir haben es in zwei Wochen auf eine einzige, kleine Wanderung gebracht. Die Fahrräder blieben im Trockenen. Ansonsten waren die Touri-Aktivitäten, auf die wir Bock gehabt hätten, entweder abartig teuer, oder es war einfach nicht das Wetter dafür. Ende August kann es offenbar zwei Wochen am Stück durchwachsenes Wetter haben. Nicht, dass es durchgeregnet hätte. Immer wieder mal ein Schauer. Bewölkt war es aber durchgängig, und die Sonne hat man eigentlich nicht sehr oft gesehen. Es hätte also schlimmer sein können. Aber auch besser, um Spaß an so einer Reise zu haben.

    So weiß ich nicht wirklich, welche Jahreszeit ich für eine Norwegen Reise empfehlen möchte. Den Juli? Da sind die Chancen auf gutes Wetter bestimmt besser, aber die Touris naturgemäß vielzähliger. Wer spontan reisen kann, unabhängig von den Schülerferien, der kann vielleicht am Besten das Wetter austricksen. Kann von der phantastisch grünen Natur profitieren, ohne die Kehrseite, den vielen Regen, im Urlaub ertragen zu müssen.

    Ach ja, wir hatten so gut wie keine Stechmücken. Das dürfte im Juli freilich anders sein. Vielleicht nicht an der Küste, aber abseits davon ganz sicher.

  9. Freistehen

    Es mag bessere Ecken geben um Freizustehen als die norwegische Küste. Mit den steilen Fjorden und alpinen Straßen. Da gibt es abseits der befahrenen Routen einfach nicht viel, wo man abbiegen könnte – denn eine Straße zu bauen, ist hier mit hohem Aufwand verbunden. Wenn es so eine Straße (=Piste) also gibt, dann ist diese meist privat. Grundsätzlich sind Pisten wohl meist privat. Irgendeinem Norweger gehört der Berg, und auf den führt SEINE Piste – oder eben keine. Nun kann er an diesen Weg ein BOMVEG Schild anbringen, oder ein PRIVATVEG Schild. Zu dem BOMVEG Schild gibt es dann meist auch eine Bezahlmöglichkeit – ungefähr 1ZSN wird fällig. Steht PRIVATVEG dran, ist das gleichzusetzen mit „Betreten und Befahren verboten“. Die BOMVEG Pisten sind also super – aber man findet sie nicht überall. So ist Norwegen für uns nicht gerade ein Freisteherparadies. Aber das macht nichts, für eine gewisse Zeit ist das durchaus akzeptabel. Für 2 Wochen ist das Okay, man muss es nur wissen. Jetzt wissen wir das also auch.

  10. Kaffee
    Das Schlimmste zum Schluss. Sie trinken hier wohl durchaus Kaffee. Scheinen gleichzeitig jedoch keinerlei Kaffeekultur zu haben. In den Restaurants und Cafés, in denen wir bisher waren, gab es den Filterkaffee in einer Glaskanne auf einer Warmhalteplatte. Hätte das meine Bialetti sehen müssen, sie hätte sich vom Gasherd gestürzt.

Zusatz: Norwegen – kein Land für ewig Gestrige

Direkt aus Portugal kommend ist die norwegische Fortschrittlichkeit auffallend. Bargeldloses Bezahlen ist hier die Regel, ich habe hier noch keinen Norweger mit Geldscheinen gesehen. Überall hängen Webcams und Überwachungskameras. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele E-Autos und Ladestationen gesehen. Ganz abgesehen von den E-Fähren. Dann noch die gesellschaftliche Vorreiterei wie bei der Homoehe, und die nicht nur theoretische Gleichberechtigung bei den Geschlechtern. Wir hatten fast durchgängig eine 5G Netzabdeckung – in einem der Länder Europas mit der höchsten Digitalisierung. Es ist sicher nicht alles Gold was so schön glänzt, keine Frage. Aber angesichts der Gesamtlage dürfte der Bargeld liebende, 5G fürchtende, E-Auto hassende Konservative Norwegen ganz fürchterlich finden.

Vieles von diesem Fortschritt ist möglich, weil Norwegen ein reiches Land ist – auch dank der Ölvorkommen. Das Öl wird jedoch größtenteils exportiert. Der hohe Strombedarf im Land wird zu über 90% in Wasserkraftwerken generiert. Windräder haben sie auch ein paar. Also ich finde das spannend – was an Fortschritt möglich ist, wenn Regierung und Gesellschaft am gleichen Strang ziehen – und die Kohle dafür da ist.

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