Alle finden es so toll, das Leben im Wohnmobil. Vor allem Jene, die nur davon träumen, beneiden mich um meinen Lebensstil. Doch ist wirklich alles so toll, eine rosarote Traumwelt? Wer meinen Blog kennt weiß, dass auch beim Leben on Tour Problemchen auftreten – das Leben ist einfach so, mal geht’s bergauf, mal bergab. Hinzu kommen extra Fallstricke, wenn man mit dem Womo unterwegs ist …


  1. Immer diese Ausländer.
    Die Franzosen sind unhöflich, die Spanier faul, die Engländer können nicht kochen und die Schweizer halten sich für was besseres.
    Ich habe noch nie verstanden wie man auf Ausländer schimpfen kann. Oder auf andere Lebensweisen. Es gehört eine gehörige Portion Engstirnigkeit dazu. Sind wir doch alle Ausländer. Und in wirklich jedem Reiseland wurde ich bisher sehr herzlich und freundlich von den Eingeborenen empfangen. Irgendwie habe ich sogar das Gefühl es geht überall gastfreundlicher und herzlicher zu wie in Deutschland. Menschen sind weniger gestresst, entspannter, offener. Und manchmal hat es mich sogar erstaunt, dass sie gerade uns Deutschen gegenüber so aufgeschlossen sind. Was wir im Zweiten Weltkrieg alles so angerichtet haben … kaum zu toppen. Eigentlich sollte es heißen: „Immer diese Deutschen“.
  2. Lieblingsplatz in Polen: See, Sommer, keine Moskitos
    Lieblingsplatz in Polen: See, Sommer, keine Moskitos
    Bäh, Natur.
    Moskitos, Zirpen und quakende Frösche in der Abenddämmerung. Ameisen und unbekannte Flugtiere beim Mittagsnickerchen vor dem Wohnmobil. Abstürzende Wildgänse auf dem Wohnmobilstellplatz und Monsterpfützen vor der Eingangstüre. Und dann immer diese Sonnenuntergänge, sehen doch alle gleich aus …
    OK, ich gebe es zu: die Natur hat auch seine schlechten Seiten. Insbesondere die Sache mit den Moskitos macht mir derzeit etwas zu schaffen – das Abwehren der Mücken kann zum Fulltime-Job werden. Ansonsten liebe ich es, möglichst frei und ruhig in der Natur zu stehen. Wir betreiben das sogar so oft, dass die absolute nächtliche Stille die Regel ist. Und ich beim kleinsten Geräusch wach werde – da war ich früher unempfindlicher. Gestern Abend bin ich nochmals mit dem Hund raus. Und einfach fünf Minuten lang vor dem Wohnmobil gestanden. Den Blick nach oben gerichtet habe ich mir diesen tollen Sternenhimmel angeschaut, mit einem leichten Meeresrauschen im Hintergrund.
  3. Immer dieses Wetter.
    Zu heiß, zu kalt, zu windig – irgendwas ist immer.
    Wenn du im Wohnmobil lebst bist du näher am Wetter dran. Und hält eine Schlechtwetterphase an kommt irgendwann auch eine Schlechte-Laune-Phase. So war es auch diesen Sommer, wochenlang war die Sonne er selten zu Besuch. Aber, wir sind ja flexibel. Und fahren im Zweifel einfach der Sonne hinterher. Wie jetzt auch, ab nächster Woche geht es immer weiter nach Süden, erst die französische, dann die spanische Atlantikküste entlang. Ich liebe die Wärme und brauche Sonne. Und bei 25 Grad Außentemperatur stört dich auch der Wind nicht mehr. Im Gegenteil, so ein anständiger Sturm kann sogar recht spaßig sein.
  4. Mein Köterchen.
    Mein Köterchen.
    Morgen gibt’s Hund.
    Mit zwei Köterchen on Tour – irgendwas ist immer. Hält der eine mal seine Klappe, hat der andere einen Sockenschuss. Nicht umsonst haben sie Spitznamen wie Stinki, Knalltüte, Blödi … bekommen .
    Ja, manchmal informiere ich meinen Hund darüber, dass er schon längst im Kochtopf gelandet wäre – wenn er denn nicht so zäh wäre. Nun habe ich aber auch nicht den pflegeleichtesten Hund der Welt. Er erinnert einen je nach Tagesform an einen störrischen Esel, einen Elefant im Porzellanladen, einen total irren Köter oder ein junges Känguruh. Manchmal ist er auch einfach nur ein Arschlochhund. Aber ich habe mich in den letzten 11 Jahren an das verrückte Ding gewöhnt. Die letzten paar Jahre darf er wohl auch noch bleiben. Und wer weiß, vielleicht benimmt er sich mal seinem Alter entsprechend, oder einfach nur weniger irre. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
  5. Übernachtungsplatz in der Wildnis.
    Übernachtungsplatz in der Wildnis.
    Immer diese Kuschelcamper!
    Wer kennt sie nicht: die Bilder von Wohnmobilstellplätzen, auf denen sie stehen wie die Hühner auf der Stange. So eng, dass man gerade noch die Türe aufbekommt.
    Auch wir stehen manchmal auf Parkplätzen, die gut besucht sind. Erst vor einigen Tagen hat sich so einer ergeben. Ein größerer Parkplatz, direkt an der französischen Atlantikküste, an einer Straße, der sich im Laufe des Tages immer mehr füllte. Viele Reisemobilreisende stehen da voll drauf – sie mögen die Geselligkeit und können es teilweise auch nicht verstehen, warum man gerne alleine stehen möchte. Manche bevorzugen es, sich wie eine Herde Schafe zusammen zu rotten, sie suchen Sicherheit und Gemeinschaft. Wir bevorzugen das Leben des Wolfes: möglichst alleine, ruhig und in der Natur. Wer auf Kuschelcamping steht soll es gerne machen, ich stehe auf die schönen Orte.

Jetzt noch 6 Gründe, warum ich das Leben im Wohnmobil doch liebe:

  1. Arbeitsplatz mit Aussicht.
    Arbeitsplatz mit Aussicht.
    Wie geil ist das denn.
    Wir stehen an einem polnischen See, zwei Meter vom Ufer entfernt, ganz für uns. Es hat 30 Grad, und nach einer Stunde Arbeit am Laptop wird es Zeit für eine Pause. Also einfach rein in den See. Meiner fellnasigen Wasserratte ist auch warm, also springt er einfach hinterher. Nachdem wir uns in der Sonne trocken gechillt haben geht es wieder für ein Stündchen an den Computer – bis die nächste Abkühlung fällig ist. An solchen Tagen wird dir bewusst, wie genial das doch eigentlich ist. Du vergleichst deine heutige Lebens- und Arbeitssituation mit der von vor 10 Jahren. Dort arbeiten, wo andere gerne Urlaub machen würden. Yep, da hast du wohl was richtig gemacht.
  2. Haus, Garten und Nachbarn – alles kommt und geht wieder.
    Wohnst du in einem Haus, kommt das mit diversen Verpflichten daher. Rasen mähen, Hecken schneiden, Schnee räumen, Mülltonnen rausstellen, immer schön Smalltalk mit der Nachbarschaft machen – das ist mal OK, mal nicht. Manche Nachbarn sind nett, andere weniger. Manche Pflichten sind spaßig, andere nicht. Ich vermisse es nicht, meine Ex-90qm-Hütte durchzuputzen oder den Rasen endlich mähen zu müssen weil er nächste Woche zu hoch wäre um ohne Motorsense überhaupt noch durchzukommen …
    Sicher, auch ein Wohnmobil möchte sauber gehalten werden. Doch hast du viel weniger Möglichkeiten um totales Chaos entstehen zu lassen. Bevor du losfährst sollte alles soweit weggeräumt und weggespült sein. Unterwegs triffst du vornehmlich nette Menschen. Und wenn mal ein Nachbar nicht so dein Fall ist – kein Problem, fährst morgen einfach weiter, musst ihn nie wieder sehen.
  3. Artgerechte Hundehaltung
    Was bin ich an meinen alten Wohnorten immer wieder und wieder die gleiche Strecke mit dem Hund gelaufen. Man trifft die immergleichen Menschen und Gassihunde. Weiß direkt, auf welche man zugeht und um welcher lieber ein kleiner (oder ganz großer) Bogen gemacht werden sollte. Mit dem Hund im Wohnmobil lebend erkundest du immer wieder neue Gassistrecken, du verläufst dich dabei auch schonmal. Was nicht weiter schlimm ist, denn so habe ich schon die reizendsten Orte entdeckt. Hinzu kommen spaßige Strandspaziergänge und immer wieder neue Begegnungen. So ein Hund ist perfekt für das Reisen im Wohnmobil. Denn er fühlt sich überall da zu Hause wo ich bin. Dabei sein ist für ihn alles. Alles andere ist eine nette Zugabe.
  4. Freiheit spüren: ein Sonnenaufgang im Dezember.
    Freiheit spüren: ein Sonnenaufgang im Dezember.
    Dieses Gefühl von Freiheit
    Als mir zum ersten Mal klar wurde, dass ich wohl angefixt bin, ich mir kaum mehr vorstellen kann in ein Steinhaus zu ziehen, das war dieses Gefühl von Freiheit. Ich stehe auf einem Hügel in der Algarve, wache am Morgen auf und spüre keinerlei Verpflichtungen vor mir liegen. Ich mache die Hecktüren an meinem Kastenwagen auf und bleibe einfach nochmal eine halbe Stunde liegen, genieße das erste Sonnenbad in meinem Open-Air-Schlafzimmer auf Rädern.
  5. Weil Einfachheit das Leben leichter macht
    Im Wohnmobil hast du nur wenig Platz. Und dementsprechend auch weniger Dinge dabei. Nur Weniges, das ich zu Hause lassen musste, vermisse ich. Dazu gehört definitiv die Spülmaschine. Vielleicht noch die Waschmaschine. Aber sonst … Unterwegs sein bedeutet, dass du weniger Wäsche, Vorhänge, Teppiche waschen musst. Es bedeutet, dass du weniger Kram dabei hast. Was habe ich nicht alles verkauft, verschenkt und weggeworfen, bei jedem einzelnen Heimaturlaub! Zeugs, das ich angeblich mal ganz dringend brauchte. Heute frage ich mich, warum ich mich überhaupt auf diesen Konsum eingelassen habe. Er machte mich nicht wirklich glücklicher.
  6. Zu zweit unterwegs
    Zu zweit unterwegs
    Zwei plus zwei im Wohnmobil: doppelt schön.
    Losgezogen bin ich alleine, mit Hund und selbst ausgebautem Kastenwagen. Acht Monate lang sind wir zwei durch die Gegend getourt. Eine schöne Zeit, absolut frei, auch auf kleinstem Raum lässt sich gut leben. Seit gut fünf Monaten bin ich nun mit Andre zusammen – und direkt in sein Wohnmobil mit eingezogen.
    Und ich muss sagen: alleine auf Tour zu sein ist schön, zu zweit ist es noch schöner. Ich wünsche uns noch viele schöne Erlebnisse und Orte, die es zu entdecken gibt. Jeden Tag erweitern wir unseren Horizont und genießen das Leben. Mit einer Intensität, wie es nur so möglich ist – durch das Leben im Wohnmobil. Habe ich die letzten 14 Monate doch mehr erlebt, gesehen und entdeckt als die letzten fünf Jahre zuvor. Ich freue mich auf die nächsten 14 Monate 🙂

Mein Lieblingsfoto, auf meinem Lieblingsplatz.
Mein Lieblingsfoto, auf meinem Lieblingsplatz.
Wer kann diesem Blick nur widerstehen??
Wer kann diesem Blick nur widerstehen??
Sonnenuntergang in der Normandie - aus Sicht der Soldaten im Bunker auf den Klippen.
Sonnenuntergang in der Normandie – aus Sicht der Soldaten im Bunker auf den Klippen.
Sonnenuntergang über dem Atlantik - immer wieder schön.
Sonnenuntergang über dem Atlantik – immer wieder schön.

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