Dauerhaft im Wohnmobil leben, wie sieht das aus? Aussteigen, die Welt (oder Europa) bereisen, Wohnung, ggf. auch Büro immer mit dabei? Ob Sabbatjahr oder als langfristige Lösung, das Leben im Wohnmobil kann die gewünschte Freiheit sowie den Abstand zum Alltag in Deutschland bringen. Doch wie ist es, dauerhaft im Wohnmobil zu leben, kann das überhaupt funktionieren?


Wieviel Komfort (& Technik) brauche ich?

Sein Leben entschleunigen, wieder vereinfachen, enttechnologisieren, offline gehen. Wer ein Nomadenleben im Wohnmobil führen möchte braucht eine Auszeit, möchte Zeit und Raum finden, um sich selbst wieder zu finden. Hier kann das Wohnmobil Freund oder Feind sein.

Abhängig davon, über welche Ausstattung es verfügt. Ein alter VW T3, mit Schlaf- und Kochmöglichkeit, einfachster Technikausstattung, dafür mit Kultcharakter kann dich bei dem Vorhaben unterstützen der modernen Technik abzuschwören. Weniger Elektronik, mehr Mechanik, alles ist einfach gehalten. Das Gegenteil, ein modernes Wohnmobil mit allem Schnickschnack. TV über Satellit, Klimaanlage, Heizung, Küche, Badezimmer. Fast wie zu Hause, auf kleinem Raum. Ein Luxus, der dem Vereinfachen und Entschleunigen vielleicht in die Quere kommen könnte. Der hilft, Verbindung in die Heimat aufrecht zu halten. Nachrichten schauen, Facebook checken, online Bild-Zeitung lesen: vielleicht ein zu großes Ablenkungspotential?

Nun gibt es jedoch Jene, die in ihrem Wohnmobil leben, aber auch arbeiten möchten. Ein vollwertiger Büroarbeitsplatz, dank Internetzugang, damit können gerade einige Selbständige von jedem Ort aus ihren Lebensunterhalt verdienen. Digitales Nomadentum heißt das Ganze dann. Hier muss es schon etwas mehr an Komfort sein. Internet über Satellit, die wohl einzige Möglichkeit um in ganz Europa wirklich schnelles Internet haben zu können. Denn gerade in abgelegeneren Gegenden ist es mit dem Ausbau des Handynetzes nicht allzu weit her. Ein Arbeitsplatz mit Laptop, der eine gewisse Mindestgröße voraussetzt, auch abhängig davon, welches Equipment zum Arbeiten im Wohnmobil nötig ist.

Wie lange würde ich im Wohnmobil leben?

dauerhaft im Wohnmobil leben

Drei Monate, ein Jahr oder noch länger? Hier lohnt es, sich einige Szenarien vorzustellen. Eine Woche Dauerregen, Kälteeinbruch im spanischen Winter – wunderbare Beispiele dafür, wie äußere Umstände das Leben im Wohnmobil zur Belastungsprobe machen können. Zwei Personen und ein Hund auf 6qm, wetterbedingt eingeschlossen. Es ist kühl und nass, erst draußen dann drinnen. Irgendwann geht man sich vermutlich auf die Nerven. Einer will Fernsehen, der andere in Ruhe lesen. Der Hund müffelt immer stärker, Klamotten werden nicht mehr trocken. Ein Horrorszenario? Sicher. Doch Schwarzmalerei, dies möchten wir an dieser Stelle auf keinen Fall fördern! Hat das Wohnen im Wohnmobil doch einen wunderbaren Vorteil: man kann seine Sachen packen, einfach woanders hin fahren. Wo die Sonne scheint – oder es einen Wellnessbereich gibt.

Das Nomadenleben ist ohnehin nicht Jedermanns Sache. Über Monate hinweg getrennt von Heimat & Familie, könnte das dauerhafte Leben im Wohnmobil für Heimweh sorgen? Der Kontakt zu Familie sowie Freunden wird naturgemäß immer etwas weniger im Laufe der Zeit. Zwar lernt man gerade auf Reisen im Wohnmobil viele neue Menschen kennen. Doch echte Freundschaften entstehen selten, schließlich wird die Reise nach einiger Zeit fortgesetzt. Da können intensive Gespräche mit einem guten Freund (oder Mutti) schon fehlen. Auch hier kommt der Punkt „Komfort“ wieder zum Vorschein. Internet und Skype können etwas Abhilfe schaffen, dabei helfen die Kommunikation zur Heimat offen zu halten.

Kosten beim Leben im Wohnmobil

Das Wohnen im Wohnmobil kann günstiger sein als das Leben zu Hause in Deutschland, selbst wenn man damit durch Europa reist. Mal wild am Strand, mal auf dem Campingplatz oder Stellplatz oder bei Bekannten auf dem Hof – das ist im Schnitt immer noch günstiger als Miete für eine 1-Zimmer-Wohnung in München. Sicher, den Sprit darf man auch nicht vergessen. Natürlich aber kostet das Wohnmobil selbst. Je nach Größe, Ausstattung sowie Alter kann das Womo schnell viele tausende Euros kosten. Wobei zwischen 5.000 – 50.000 Euro alles drin ist. Das perfekte Wohnmobil gibt es nicht. Deshalb habe ich mich für den Kastenwagenausbau zum Wohnmobil entschlossen. Das ist preislich interessant, im Ergebnis habe ich mir ein Reisemobil auf 13qm 8qm zusammengebastelt, das meinen Vorstellungen entspricht.

Eine ausführliche Kostenaufstellung kann elementar sein, vor allem wenn man etwas aufs Geld achten möchte. Hier ist eine zweistufige Auswertung empfehlenswert. Erst erheben, welche Kosten das Leben in Deutschland kostet: Miete, Nebenkosten, Steuern, Versicherungen, Auto, Telekommunikation, Hobbys, Haustiere usw. Im zweiten Schritt schauen, welche Kosten beim Leben im Wohnmobil entfallen. Dann, welche neu hinzukommen: mehr Benzin, Auslandsversicherungen, Campingplätze als einige Beispiele. Auch können Kosten wegfallen, wieder neu aufkommen. Wer sein Leben im Wohnmobil damit beginnt seinen Job zu kündigen muss sich fortan selbst krankenversichern. Allein dieser Punkt kann eine Mehrbelastung von mehreren Hundert Euros im Jahr ausmachen. Selbständige hingegen haben andere Prioritäten / Fragestellungen: Während die ohnehin schon private Krankenversicherung kein Problem darstellt muss man sich fragen, wie das künftig mit Umsatzsteuervoranmeldungen oder der Kommunikation mit Kunden laufen kann.

Viele Fragen, auf die jeder seine Antwort finden muss. Am Ende hat sich die Entscheidung, im Wohnmobil leben zu wollen, entweder verfestigt oder verflüchtigt. Denn was bei einem zweiwöchigen Campingurlaub gut funktioniert kann beim zweijährigen Trip zum Horror werden. Muss aber nicht!

Im Wohnmobil arbeiten und wohnen: wunderbare Freiheit

Die Möglichkeit durch Südeuropa zu reisen, dabei nicht nur im Wohnmobil wohnen sondern auch arbeiten zu können – besonders reizvoll. Wer nur Computer sowie Internet benötigt um seinen Lebensunterhalt zu verdingen hat sicherlich schonmal darüber nachgedacht von woanders zu arbeiten – oder von unterwegs. Das Wohnmobil am Strand parken, Sonnensegel ausfahren, Laptop aufklappen – ich kann mir keine idealeren Arbeitsbedingungen vorstellen. Hier muss man jedoch seine eigene Arbeitseinstellung überprüfen. Denn Wasser, Strand uns Sonne könnten dazu verleiten, dass man seine Arbeit zu sehr vernachlässigt. Dafür lieber dem Sonnenbaden oder Surfen frönt. Wer unterwegs im Wohnmobil arbeiten möchte muss sich zutrauen, Freizeit und Arbeit in Harmonie zu bringen. Gleichzeitig sollten 8h-Tage natürlich vermieden werden. Denn wenn man sich auf seinem Tripp mit Arbeit zudeckt kann wohl kaum Abstand gewinnen / zu sich finden / die Zeit genießen. Was auch immer deine Ziele sind. Dazu brauchst du natürlcih eine Arbeit / ein Auskommen, das mit weniger als einer 40h-Woche auskommt.

Wir erinnern uns: das Leben im Wohnmobil soll dazu beitragen sein Leben zu entschleunigen, sich selbst neu zu erfahren.

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