Henning
Henning kennt man in der deutschsprachigen Wohnmobil-Rumtreiber-Szene. Wenn du ihn noch nicht kennen solltest, das lässt sich hier und heute ändern. Tanja.
KURZINTERVIEW
Stell dich bitte kurz vor
Ich bin der Henning, Baujahr 1963, geboren und aufgewachsen in Lübeck. Bin Single, weder Weib noch Kind, noch Hund. Bis zum zarten Alter von 47 Jahren ging alles glatt: Schule, Ausbildung, Studium, Job. Danach… siehe weiter unten
Was ist das Besondere an deinem Fahrzeug?
Das ist eigentlich große Weißware von der Stange (Concorde Charisma A720 R), aber als Alkoven mit Hecksitzgruppe bietet es auf einer noch vertretbaren Länge von 7,30m recht viel Lebens- und Stauraum. Ich finde es jedenfalls gemütlich und auch die Nachbarn kommen gerne zu mir, weil man da so schön um den Tisch sitzen kann. Es gab auch schon mit fünf Mann Käsefondue in dem Auto.
Warum und seit wann lebst du im Wohnmobil?
Der gutbezahlte Job bei einer großen amerikanischen Softwarefirma sollte irgendwann nicht mehr sein. Wohnmobile hatte ich schon vorher (seit 1992) als einzige Autos. Nicht zuletzt durch den AMUMOT-Blog und Jonsonglobetrotter bin ich auf diese Lebensform gestoßen und habe mir gesagt: Wenn nicht jetzt, wann dann? So bin ich im Sommer 2013 ins Wohnmobil gezogen.
Wie finanzierst du das?
Es gibt eine vermietete Eigentumswohnung im Münchner Umland, da habe ich selbst noch als braver Angestellter fast 14 Jahre drin gewohnt und eine geerbte, ebenfalls vermietete Wohnung in Lübeck.
Wo treibst du dich im Sommer / Winter so rum?
Im Sommer bisher Deutschland, da will ich den Radius nächstes Jahr mal wieder erweitern. Im Winter Südeuropa, bisher einmal Italien, jetzt Portugal, auch weil da anscheinend alle hinfahren.
Wo bist du schon mal so richtig hängen geblieben, weil es einfach zu schön war?
Auf einer privaten Pferdekoppel in der Altmark bei Lüdelsen.
Was liebst du an deinem Leben im Womo?
Ja, tatsächlich die Aussicht aus dem Alkoven, die ist nämlich immer mal anders. Ich kann antizyklisch irgendwo hin, also wenn alle arbeiten müssen, habe ich Zeit, mir in Ruhe etwas anzusehen. Und Zeit, ja Zeit habe ich auch.
Welche Tücken hat dieser Lebensstil?
Keine Spülmaschine und hin und wieder Stromengpässe im Winter. Einen günstig gelegenen Parkplatz findet man auch nicht immer mit dem automobilen Großgerät.
Wirst du in 10 Jahren noch im Wohnmobil leben?
Das entscheide ich, wenn es soweit ist. Im Moment will ich im Wohnmobil bleiben. Meine Chefs in der Arbeit wollten auch immer wissen, was ich in fünf Jahren machen will. Da hab ich nur mit den Schultern gezuckt, das hat ihnen nicht gefallen. Jetzt muss ich keinen langfristigen Plan mehr haben und habe auch keinen. Wenn ich mir bisher langfristig etwas vorgenommen habe, ist es doch immer anders gekommen, aber nie schlechter. Das wird schon alles.
Auf welche Frage hättest du noch eine interessante Antwort?
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Ich hätte jede Menge Fragen ohne Antwort. Zum Beispiel: Warum sind die Wohnmobilisten im Internet (Foren, Facebook-Gruppen etc.) oft so verbohrt? Warum ist es so wahnsinnig wichtig, sich auf der Straße, von Wohnmobil zu Wohnmobil, zu grüßen?
Zum Abschluss: dein Lebensmotto / Lieblingszitat?
Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit
(Urheber unbekannt, könnte aber auch von mir sein)
Das Reisemobil
Basisfahrzeug | Mercedes Sprinter, 416 CDI |
Ausbau | Concorde Charisma A720 R (Alkoven mit Hecksitzgruppe) |
Verbrauch / 100km | knapp 13 Liter/100km im Durchschnitt der letzten 40.000km |
Solarpower | 500Wp flach, 100Wp als Solarkoffer |
Aufbaubatterie | 2x 230Ah AGM |
Wassertankvolumen | 240l Frischwasser / 240l Grauwasser |
Die Klofrage | Kassette |
Bisher bereiste Länder | Als Urlauber (bis 2010): Italien, Spanien, Norwegen, Schweden, Frankreich, Österreich, Island, Weißrussland, Russland, Ukraine, Slowakei, Tschechien, Polen. Im Transit: Belgien, Finnland, Dänemark. Ohne Womo: Niederlande, Israel, USA (beruflich), Kanada. Als Rumtreiber (seit 2013) Deutschland, Österreich (im Transit), Italien (Stand Nov. 2016) |
Maximale Freistehdauer | 10 Tage (dann sind die zwei Kassetten fürs Klo voll und der Kühlschrank leer) |
Lieblingsreiseländer | Italien, Norwegen |
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