Noch ein bisschen Strand, dann geht es weiter – ins Inland und nach Norden. Für diese Sommertour haben wir tatsächlich sowas wie einen Plan. Oder genauer gesagt eine Liste mit Orten in Nordportugal, die wir endlich mal (oder wieder) besuchen möchten. Aber soweit sind wir noch nicht, denn wir sind noch immer in der Region Centro. Und ja, hier ist es halt schön ziemlich schön. So kommt es, dass es schon wieder was zu berichten gibt, obwohl seit dem letzten Reiseblog gerade einmal eine Woche vergangen ist.


Durch die Dünen fahren.

Ob es jetzt nun zwei Nächte oder drei sind, die wir auf dem etwas abgelegenen Strandparkplatz in den Dünen stehen, ich weiß es nicht mehr. Wenn eigentlich egal ist, welchen Wochentag es gerade hat, und wie viel Uhr gerade ist, dann klappt das mit der zeitlichen Zuordnung einfach nicht mehr so richtig.

Wir machen also einfach, was man auf so einem Strandparkplatz macht. Morgens die Emails bearbeiten und im Augenwinkel sehen, wie so ein kleiner, junger Hund sich nochmal kurz umschaut, ehe es auf dem Steg zum Strand verschwindet. Also gut, dann ab zum Meer, den Junghund wieder einsammeln. Dann wieder an den Computer, ich überarbeite gerade mein Portugal-Buch. Oh, neue Nachbarn, kurz raus, quatschen und Hunde streicheln. Wieder rein, Zeit für einen Kaffee. War ja klar, die Kaffeemaschine spinnt rum. So robust die alte Saeco wahr, so schnell ist die Philips beleidigt. Also hier noch eine Stunde investieren, dann was kochen, und schwupps, ist der Tag rum.

Aber nein, da war ja noch was: die Gassirunde mit Ziva. https://youtu.be/byFvCL8Abc4

Sonntag ist Fahrtag. Wir lernen einfach nicht dazu.

Es ist Urlaubszeit, und nun auch noch Wochenende. Da fahren auch die Portugiesen an den Strand, und die Einheimischen hier kennen und nutzen diesen Strand, vor allem das jüngere Volk. Es könnte am Sonntag also etwas voller werden, und da wir ohnehin weiter wollen, fahren wir noch am Vormittag.

Es ist ja nicht so, dass man es nicht gewusst hätte. Sind ja nicht erst seit drei Tagen in Portugal unterwegs. Aber ja, wir fahren am Sonntagmittag zum Einkaufen. Wir und halb Portugal. Es ist so viel los, wir fahren mit dem Laster noch nichtmal auf den Parkplatz, sondern parken davor. Und so gerne ich einkaufen gehe, ein voller Supermarkt ist einfach nur nervig. Also kaufe ich irgendwas, wird schon satt machen, und flüchte.

Caramelo… Carumalu… Carumalo… Caramulo!!

In Agueda legen wir einen Einkaufsstopp ein. Das Städtchen liegt auf 28m ü.d. Meeresspiegel. Unser Ziel heißt Caramulinho, das liegt auf 1000m. Wir müssen also auf den nächsten 30 Kilometern grob einen Höhenkilometer überwinden. Was interessant werden könnte, denn erst einmal geht es ohne große Steigungen weiter.

Dafür wird die Straße hintenraus ziemlich spaghettimäßig. Wir fahren durchaus einen gewissen Umweg, denn die Nationalstraße ist gut, aber nicht sonderlich breit. Und wenn die schon recht schmal wirkt, wollen wir nicht herausfinden, wie schmal die „Abkürzungen“ sind, die auch noch mit ein paar Dorfdurchfahren aufwarten. Es erinnert mich an die Straßen vom Erzgebirge. Da wird so manch ein Autofahrer (inklusive mir) auch leicht panisch, wenn einem plötzlich ein Laster auf der Straße entgegen kommt.

Wir fahren durch Euka-Land. Und erstmals durch ein Eukalyptus Anbaugebiet, das nicht super hässlich aussieht. Auch nicht super schön, aber ich glaube tatsächlich, dass es die erste Region mit Eukalyptus ist, die keine große verbrannte Flächen hat.

Oben angekommen ist der Euka weg, und die Serra da Caramulo ist echt hübsch.

Wir parken gleich neben dem Sightseeing-Ziel, der Miradouro do Caramulinho. Ein Aussichtspunkt, der mit Fernischt punkten kann. Ich spare mir erstmal die 200 Stufen da hoch und terminiere die heutige sportliche Aktivität auf den Sonnenuntergang. Dafür gibt es eine kleine Gassirunde.

Später dann schnappe ich mir die beiden Köters und mache ich an den Aufstieg. Schön rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang und schön gemütlich, nur nicht hetzen.

Die haben die Treppe hier teilweise echt in den Stein gehauen, und das bei vielen, vielen Stufen.

Oben angekommen heißt es erst einmal warten.

Auch die Köters müssen warten. Ziva hat da ja kein Problem mit, Platz machen heißt Platz machen. Max findet warten einfach nur blöd. Vor allem, wenn ihn dabei keiner streichelt.

Portugiesische Sonnenuntergänge sind halt schon schön.

Und gleich nochmal, als Mini-Video:

Man muss dafür noch nichtmal den Hügel, ab Wohnmobil geht das auch:

Für mehr Sightseeing reicht unsere Motivation nicht wirklich, der Lost Place im Ort wird nicht besucht. Nach zwei Tagen machen wir weiter. Eine Stadt, die wir aus zweierlei Gründen anfahren: Lost Places und Essen.


Viseu – wir futtern uns so durch.

Ich weiß nicht mehr wo wir damals gestanden sind, aber Andre kam mal von einem Ducatoausflug zurück und meinte nur „Wir müssen unbedingt nach Viseu, da hat es Lost Places ohne Ende“. Also gut, lieber spät als nie, machen wir, jetzt.

Erstmal das Organisatorische. Bei Burger King organisieren wir uns einen Burger zum Frühstück. Ist ja schließlich bereits Mittag, und es gab kein Frühstück, da kann man sowas mal machen.

Danach noch eine Runde in den Baumarkt. Zwischenzeitlich schlägt das Wetter vollends um, es regnet in Strömen. Ich sitze im Wohnmobil schön im Trockenen, während Andre im Baumarkt das undichte Dach bewundert. Da hat der Hausmeister wohl nicht mit Starkregen im Juli gerechnet. Ups.

Unser anvisierter, stadtnaher Übernachtungsplatz im Grünen versteckt sich derzeit hinter einer Baustelle, sie haben die Straße direkt an der Zufahrt großzügig aufgerissen. Sehr unschön. Dafür aber ist dieser Kreisverkehr hier erwähnenswert schön:

Diese blauen Blumen, wie auch immer sie heißen mögen, findet man hier in Portugal sehr oft. In Deutschland war das Entzücken immer groß, wenn denn mal eine geblüht hat.

Also gut, Plan B. Wir fahren wieder etwas raus aus der Stadt und hoch auf einen Miradouro. Da zeigt sich die Google-Navigation wieder von seiner besten Seite. Anstatt den schönen, breiten gepflasterten Weg zu nehmen, führt sie uns auf eine Piste, ein Fest für alle Sinne. Die Kurven werden immer enger, die Bäume kratzen am Koffer, und direkt an einer Schweinefarm vorbei zu fahren, sehr lecker.

Oben angekommen findet sich ein großzügiger, gepflasteter Parkplatz, mit alten Bäumen und Picknickbänken aus Granit. Und 100 Meter weiter haben sie ein Rudel Funkmasten aufgestellt. Ist ja wie für uns gemacht. Wir wollen natürlich schauen, ob das nicht noch besser geht, und fahren den Weg noch ein Stück weiter den Hügel hinauf. Und ja, ganz da oben wäre der Blick über Viseu richtig fein. Aber irgendwie ist da gerade recht viel los: Mehrere Fahrzeuge der GNR, inklusive einem Allrad-Lkw mit Wasserschlauch, machen hier gerade irgendwas. Ups. Auf der Suche nach einem Freistehplatz auf ein Rudel der GNR zu stoßen, das hatten wir auch noch nie. Also fahren wir ganz unauffällig wieder runter, und stellen uns auf den Parkplatz.

Die Herren von der GNR kommen dann auch mal runter gefahren. Zwei Allrad-Lkws und 3 Pick-Ups mit voller Besetzung – man könnte nicht behaupten, wir würden hier heimlich stehen.

Es ist früher Nachmittag, und es hat irgendwas mit 35 Grad oder so. Zu warm für einen Stadtbesuch. Also arbeiten wir erst ein bisschen, und erst gegen 20 Uhr fahren wir mit dem Motorkamel in die Stadt rein. Andre hat ein Ziel: Endlich mal wieder eine Francesinha essen. Und dafür suchen wir uns ein Restaurante aus, das schon was mit Francesinha im Namen und auch gute Bewertungen hat. Nicht zu unrecht …

Wer es noch nicht kennt: eine Francesinha (übersetzt „französisches Mädchen“) besteht klassicherweise aus mehreren Lagen: Toastbroat, Scheibe Schinken, Scheibe Bifana (also Fleisch), Chourizo, Speck, Scheibe Toast, viel Käse, ein Ei, und dann noch Soße obendrauf. Mir ist das viel zu fleischlastig, am liebsten hätte ich eine vegetarische Francesinha gehabt, aber haben sie nicht. Also bestelle ich eine Variante ohne Chorizo und Speck, stattdessen mit Pilzen und Meeresfrüchten. Immer noch recht deftig, und die Portion war vielzuviel, aber geschmacklich echt top.

Nach dem Essen rollen wir noch ein bisschen in die Stadt rein. Mal schauen, was man hier alles so fotografieren kann. Viel kommt nicht  bei raus. Was vermutlich nicht einmal an Viseu liegt, denn die haben gerade einige Lichterinstallationen installiert, die wir links liegen lassen. Aber so vollgefressen kommt man einfach nicht so weit …

Das ist wohl schon das Highlight, die Kathedrale von Viseu.

Und da fällt mir auch wieder ein, dass ich auf dieser Sommertour ja mein Portugiesisch verbessern wollte.

Hätte ich mal, dann würde ich jetzt direkt wissen, dass damit „nicht draufpissen“ gemeint ist, sondern „nicht drauftreten“.

Wir bleiben noch einen Tag. Auch, weil das Internet wirklich sehr gut ist, und ich ein paar GBs uploaden will. Die überarbeitete Version von ist übrigens bereits als eBook online, das gedruckte Buch gibt es dann in zwei Wochen oder so. Diesen Monat gibt es das Buch übrigens zum Aktionspreis. Wer also noch nicht hat, hier kommt ein unübersehbarer Link:

Roadtrip Portugal

Am Abend dann noch eine Runde futtern. Und ja, wir sind in der größeren Stadt, da gibt es nicht die allereinfachste portugiesische Küche. Heute also ein Sushi-Restaurante. Also etwas, wo einem nach dem Essen nicht der Magen weh tut, weil man so vollgefressen ist. Und dann passt heute vielleicht sogar noch etwas Nachtisch rein. Andre sage ich vorher nicht, dass hier nur Stäbchen und vornehmlich roher Fisch serviert wird. Das Sushi-Menü war sehr lecker und für unsere Verhältnisse relativ teuer. Und ich habe einiges an Inspiration bekommen, für die japanische Wohnmobilküche.

Und tatsächlich, es hat noch viel Luft für Nachtisch. Und wir wissen auch schon, wo wir den bekommen werden. Sind wir doch bereits gestern an einer Eisdiele namens „San Remo“ vorbei gefahren. Allein der Name verspricht richtig italienisches Eis, sowas lassen wir uns doch nicht entgehen! Während es in Deutschland in jedem zweiten Dorf eine anständige Eisdiele gibt, sind diese in Portugal eher selten anzutreffen. Und Volltreffer. Die Eiskarte ist umfangreicher als die Speisekarten der letzten beiden Restaurantes zusammen – alleine die Spaghettieiskarte ist eine Doppelseite. Andre ist definitiv auf Spaghettieis-Entzug und bestellt gleich eine große Portion. Dagegen sieht mein Banana-Split ja richtig putzig aus.

So, gut war’s. Den Rest der Woche gibt es vielleicht besser Salat. Morgen noch einkaufen, und dann raus aus der Stadt und zurück in die Natur. Ach ja, jetzt haben wir nur übers Essen geredet. Das liegt daran, dass wir doch keine Lost Places gefunden haben.

Die Jungs von der GNR sind übrigens nicht mehr wieder gekommen. Dafür aber andere Jungs, so Halbstarke, die uns mit Musik und Sirenensound aus dem Boxen und Rumgegröle umkreisen mussten. Ich phantasiere über Maßnahmen. Eine aufblasbare Nagelsperre, so ein Nagelbrett zum auf den Weg schmeißen, wie es die Polizei in den coolen Verfolgungsfahrtenfilmen immer tut. Oder den Jungs bei der nächsten Runde eine kleine Haft-Stinkbombe ans Auto kleben. Doch dann sind sie auch schon wieder weg – die Nichtreaktion unsererseits hat wohl auch den gewünschten Effekt gebracht. Dafür kommen am Abend ständig andere Autos hier hoch gefahren, drehen eine Runde über den Parkplatz, und fahren wieder. Schwulentreff? Drogenumschlagplatz? Irgendwas ist hier, doch wir haben nicht rausgefunden was.

Kleiner Fotostopp.

Ehrlich gesagt fahren wir auch deshalb gen Norden, weil es hier eines gibt: alte Steine. Und zwar nicht nur die für Touristen gehübschten alten Dörfer mit Granithäusern, sondern auch die vergessenen Orte. Und so ein Lost Place ist unser heutiges Ziel.

Wie viele anderen größeren Lost Places war dieser hier auch mal ein Sanatorium, und zwar für Tuberkulose-Kranke. Hiervon haben sie früher einige in Portugal gehabt. Nachdem die Tuberkulose-Problematik vom Tisch war, standen viele dieser Erholungsheime leer. Manche wurden weiter genutzt, man hat einfach die Fachrichtung geändert und eine Klapse draus gemacht, oder gleich ein Hotel. Manche aber stehen bis heute leer. Und da kommt es darauf an, wo sie liegen. Weit ab vom Schuss wie dieses Sanatorium hier, dann ist die Chance groß, dass die Vandalen nicht vandaliert haben, dass es für uns noch was zu sehen gibt. Und das, obwohl die Eingangstüre sogar offen steht.

Und ich bin überrascht, was hier noch alles vorhanden ist. Möbel, Teppiche, Fliesen und sogar die Elektrik ist noch drin. Die wird ja gerne rausgerissen, Kupferkabel zu klauen lohnt sich wohl. Aber nein, hier ist noch vieles drin.

Wir hätten hier einmal die Lounge, gleich neben der Rezeption:

Und auch in der Küche sind noch einige Möbel drin. Ja, ich weiß, das Foto ist qualitativ nicht der Hit. Aber Hey, ISO 20.000. Dafür ist es dann doch nicht so schlecht.

In der Küche stehen sogar noch ein paar leere Weinflaschen rum.

Leider kommen wir nicht allzu weit rein. Denn im Obergeschoss rumzulatschen scheint etwas kritischer zu sein, der Boden im Flur schlägt Wellen, hat sich teilweise bis zu 20cm gesenkt. Da besser nicht drüber laufen …

Ins Obergeschoss hoch kommt man aber, denn die Treppe ist gut, und man kann in die Zimmer reinschauen:

Und auch raten, wann das Gebäude wohl zuletzt genutzt wurde. Die Zeitung hier ist vom Sommer 1992. Da war ich in der 7. Klasse und hatte bunte Kordhosen an. Liegt also seit 28 Jahren hier rum.

Vor Ort treffen wir Portugiesen. Das eine ältere Pärchen ist hier, weil der Mann in jungen Jahren hier mal gearbeitet hat. Das andere Pärchen rennt wie wir mit anständigen Kameras rum, und hat es auch auf die Lost Place Fotografie abgesehen.

Man könnte hier auch über Nacht stehen, aber es ist heiß. Und obwohl das hier Thermen waren, und hier irgendwo auch ein Wasserfall sein soll, es ist kein Wasser zu sehen. Also fahren wir weiter.

Heute mal DIREKT ans Wasser.

Ein paar Kilometer weiter im Norden gibt es einen See. Und wir vermuten, dass auch dieser proppevoll sein könnte. Volle Stauseen sind super, da kann man direkt am Wasser stehen. Voll Stauseen können aber auch den Nachteil haben, dass die Zufahrt unter Wasser steht. So ist es auch hier: der erste Versuch fällt ins Wasser, denn der Laster kann nicht schwimmen. Der zweite Versuch ist erfolgreich, denn die alte Straße, die normalerweise eine Piste ist, endet am Wasser, ist aktuell also eine Sackgasse, und eben genug, dass wir uns hier einrichten.

Ziva ist direkt schwer beschäftigt, denn im glasklaren Wasser gibt es ganz viele, kleine Fische. Sie kommt mit dem Schwanzwedeln kaum hinterher, und stapft stundenlang am flachen Ufer rum.

An der nahen Straße fahren kaum Autos, im Steinbruch auf der anderen Seeseite macht es nur alle paar Stunden mal BUMM, und die Tagesgäste parken weiter vorne. Hier können wir es ein paar Tage aushalten, ehe es weiter nach Norden geht.

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