Meine weitere Reiseroute nach Norden führte mich fast zwangsläufig von Sachsen nach Brandenburg. Ganz schön flach, dafür auch sehr wasserreich. Einige kleine Städtchen habe ich mir angesehen, das noch so sonnige Badewetter ausgenutzt und auf Freibad-Parkplätzen genächtigt, morgens ging es ab zum „Frühsport“ ins Schwimmerbecken. Na gut, eher selten vor 10 Uhr, aber egal, gilt trotzdem.


Flaches Land in Brandenburg

Im Spreewald angekommen hat es mich dann erstmal wieder auf einen Campingplatz verschlagen, einen schönen und ruhigen in Lübben. Denn nachdem mein Navi mich in Lübbenau einmal voll mitten rein in den Touristen-Hotspot geführt hat und dann auch noch frech behauptete „Am Ziel angekommen, hier ist Ihr Wohnmobilstellplatz“, bin ich ganz spontan weiter gefahren. Nach Lübben.

OK, probierst dieses platte Land mal aus. Die Erfahrung vom ersten Tag: 3h Gassi, und weder der Hund noch ich waren wirklich ausgepowert. Mir taten nur die Füße vom Rumlatschen auf den Teerstraßen weh. Den Hund konnte ich nur stellenweise mal von der Leine lassen, abseits der Wege. Man will ja auch keine Rentner von ihrem Fahrrad runterholen. Zumal nicht wenige danach aussahen, als ob sie sich das erste Mal seit Jahren wieder in den Sattel geschwungen haben. Auf ein Leihfahrrad. Am zweiten Tag sind wir dann ne Runde mit dem Longboard unterwegs gewesen. Das war etwas netter, aber nach einer Stunde auch schon wieder rum. Also rein in den Kutter, genauer gesagt in den Canadier, und auf die Spree, mitsamt Hund. Davon hab ich leider kein Foto, hatte aus Sicherheitsgründen weder Kamera noch Handy dabei. Wusste ja nicht ob ich dank Tizon baden gehen durfte. Bin trocken geblieben. Ganz entspannt war die Aktion dennoch nicht, ständig musste ich den Hund anschnautzen dass er im Boot bleibt. War trotzdem witzig. Zeitweise.

Erst nachdenken, dann …

Kurzum, das Flachland war also nicht ganz so meine Sache. Und hier habe ich angefangen nachzudenken. Zum Einen, was ich denn dann machen soll wenn ich einen ganzen Monat noch in Deutschland rumgurken möchte. Gut, interessante Möglichkeiten gib es genug. Berlin und Ostsee sind zwei Fixpunkte, alleine für diese kann man schon einige Wochen einplanen. Da brauche selbst ich keine Berge. Aber in meinem Fall hat sich noch ein anderes „Problem“ aufgetan. Diese zweimonatige Probetour in meinem Kopf als Deutschlandtour zu deklarieren war keine gute Idee. Zu viel Deutschland, zu wenig Zeit. Und zu kurze Strecken die ich alle paar Tage fahre. Hier ein Tag in der Stadt, dort ein Tag Pause, dann wieder mehrere Tage am See oder zum Wandern. Dann wieder paar Tage Ohrentzündung. Das mit der Einteilung Freizeit-Arbeit klappt auch nicht so gut wie geplant. Zwischenzeitlich sollte ich weitaus erholter sein als ich es zwischenzeitlich war.

Hinzu kommt, dass ich gerade in den Städten immer auch ein bisschen schaue ob die was zum Wohnen wären. Dresden, eine tolle Stadt. Bautzen, ein schönes Städtchen. Doch sollte ich mir jetzt wirklich keine Gedanken darum machen wo ich nächstes Jahr hinziehe, oder? Ist doch noch ewig hin. Und man macht es dennoch. Also wird folgender Entschluss gefasst: Ich mache die Deutschlandtour im nächsten Jahr, nochmal richtig. Dann kann ich mir auch mehr Zeit lassen und habe nicht den Herbst im Nacken. Ganz offiziell dann mit Kunden besuchen, Städte angucken, in eine Stadt verlieben und dort hängen bleiben.

Und die nächsten zwei Wochen verbleibe ich in Deutschlands Mittelgebirge. Wir wandern ein wenig. Bauen meine Kondition wieder auf und testen aus, wie belastbar die alte Hüfte vom Tizon noch ist. Die schwächelt nämlich. Dann geht es für eine Woche nach Hause in den Schwarzwald. Mein Papa wird sich freuen, jemand muss das Dachfenster wieder dicht bekommen. Zum dritten Mal jetzt. Und dann geht es schon ab nach Frankreich und in Richtung Süden, noch ein bisschen den Spätsommer genießen. Schön entspannt, 2 Wochen früher als geplant. Diese Zeit brauche ich aber auch, bei meinem gemächlichen Reisetempo!

… zurück in Sachsen, Abstecher nach Tschechien, Hängengeblieben im Elbsandsteingebirge.

Fast widerstrebend, ob doch gewillt, fahre ich also vom Spreewald aus wieder nach Süden. Zwei Tage Halt in einem beschaulichen Städtchen direkt an der tschechischen Grenze. Wirklich schön da, doch kein Highlight. Weder touristisch noch wirtschaftlich. Und die jungen Leute sind wohl auch schon alle weggezogen. Zum schöne Gassitouren machen auf den Hügeln und zum die Ohrenentzündung auskurieren war es super.

Ein Abstecher ins Tschechische, nur für einen Tagesausflug. Die Straßen werden schlagartig schlechter, aber nur zeitweise. Es gibt richtig tolle kleine Städte mit riesigen, alten, imposanten Häusern. Und an der Grenze zu Deutschland diese Billig-Ramsch-Marktstände. Wie nennt man die, Asia-Märkte? Willst du Zeugs kaufen, oder auch Drogen, bist du da super aufgehoben. Ich brauche nichts von alledem, war gaaanz schnell wieder weg. Und schwupps, in Deutschland, back in Sachsen, nach 50 Metern: Baustelle.

Direkt am Rande des Naturpark Sächsische Schweiz habe ich mich dann erstmal auf einem Campingplatz eingenistet. Für 15 Euro die Nacht gibt es WLAN für fast umsonst, und dann auch noch richtig gutes. Da kann man doch ein paar Tage bleiben. Wandertouren von 2-8 Stunden starten direkt vom Platz aus. Hier stehe ich jetzt und frage mich nach fünf Tagen, wohin jetzt. Ich werde nicht weit kommen. Ziehe morgen früh nur eine halbe Stunde weiter. Dieses Elbsandsteingebirge hat es mir schon etwas angetan.

Etwas getrübt ist das Ganze nur durch die Nazideppen im nahen Heidenau. Es ist so schön hier in Sachsen. Wie man seine Heimat so in Verruf bringen kann ist mir unverständlich. Zumal es ja auch nicht gerade wirtschaftlich förderlich ist als rechtsradikale Hochburg zu gelten. Wirklich schade. Tatsächlich kann ich mir von den Sachsen immer noch kein umfassendes Bild machen. Ich habe einige nette Menschen getroffen. Doch – wie beispielsweise in Südfrankreich – sind keine wirklichen Unterhaltungen daraus entstanden. Es fehlt mir ein wenig das Positive und Offene. Mir scheint, als haben hier überproportional viele Menschen eher mittelmäßige Laune. Und das führt uns auch zu meinen „kleinen Beobachtungen am Rande“:

TIPP: Wandern im Elbsandsteingebirge

Unter den Mittelgebirgen ist das Elbsandsteingebirge sicherlich das Highlight für Wanderfreunde. Und auch für Mittelsportliche interessant. Es geht eine Stunde bergauf, dann dann je nach Strecke bisschen auf dem Kamm entlang, von einem Aussichtspunkt zum Anderen. Dann wieder runter. So kann eine Tour 2-3 Stunden andauern, aber auch 6-8 Stunden. Es gibt einige touristisch bestens erschlossene Highlights, die in der Hauptferienzeit jedoch zu vermeiden sind. In meinen Augen jedenfalls. Bastei, Königsstein, Rathen, Schrammsteine oder Papststein sind dann gut frequentiert. Gerade wenn du mit Hund unterwegs bist könnten auch die vielen Gitter und Treppen Probleme machen. Richtige steile Leitern gibt es vereinzelt auch. Mein Hund ist eine Bergziege, andere große Hunde weigern sich jedoch. Ich empfehle die Nebentäler und nicht ganz so frequentierten Felsen. Sich am Malerweg zu orientieren ist auch kein Fehler. Es warten wunderbar ausgebaute und ausgeschilderte Wege auf dich. Im Tal gibt es Bäche, wunderbar frisches Wasser. Auf so manchem Aussichtspunkt lässt sich außerdem gut einkehren.


tourenplanung

tizon

aussicht

treppen

training

Mission am Rande: Beobachtungen am Touristen.

Also wenn ich in Südfrankreich auf dem Campingplatz Urlaub mache, dann komme ich mit vielen Menschen ins Gespräch. Mal ein kleiner Tratsch, auf deutsch, englisch oder französisch. Wobei ich letzteres echt schlecht spreche, egal. Auf dem Campingplatz trifft man immer Holländer, und auch ein paar Deutsche. In der Nebensaison zwar primär Ältere, aber das macht ja nichts. Und zwischendurch trifft man auch ein paar kauzige, umso interessantere Leute. Der eine fährt mit seiner alten Ente durch Frankreich, schläft im 1-Mann-Popup-Zelt. Der andere im alten Wohnmobil, ist Engländer, wohnt aber eigentlich in Bali. Sowas. Wo sind die Leute hier in Deutschland? Ich habe noch keinen einzigen getroffen! Und überhaupt, mehr als kurzer Smalltalk auf dem Campingplatz scheint es hier nicht zu geben. Und auch dieser ist generell eher dem Hund zuzurechnen. Jeder kocht sein eigenes Süppchen, um 10 Uhr liegen alle in der Falle. Oder sitzen vor dem TV. In den letzten Wochen habe ich einige nette Leute kennengelernt, aber nur Wenige gute Gespräche gehabt. Und gerade der Wohnmobilist auf dem Stellplatz bleibt wohl gerne unter sich. Oder er fachsimpelt über Wohnmobiltechnik. Dann aber nicht mit mir glücklicherweise, das scheint mehr ein Männerthema zu sein. Ich werde nach Frankreich fahren, bald. Und dann werden wir sehen ob meine letzten Erfahrungen dort eine Ausnahme waren. Oder ob ich auf dem nächsten Teil meiner Reise interessantere Gespräche führen darf.

Im Übrigen bin ich immer noch verwundert wie aufwändig manche Camper auf- und abbauen können. Morgens klappert es ab 9 Uhr aus allen Richtungen, um 10 Uhr wird es dann ruhig wenn alle zur Wanderung aufbrechen. Ich stehe 10 vor 10 auf, Zähneputzen, Trinken und Äpfel in den Rucksack packen, los geht’s. Und ich prophezeie: Morgen früh werde ich 20 Minuten bis zur Abfahrt brauchen. Inklusive Geschirr der letzten drei Tage spülen, Wasservorräte auffüllen und aufräumen.


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