Ein Hammersommer geht zu Ende – Oktober in Portugal
Nachdem ich den Sommer über ja nur über Facebook unsere Reise verbloggt habe, wird es Zeit wieder mal „richtig“ zu bloggen. Denn als ich letzte Woche mal die alten Reiseblogbeiträge hier durchgesehen habe ist mir aufgefallen, dass es doch ganz nett ist das alte Zeugs zu lesen. Gut möglich also, dass ich unseren Sommer in Portugal hier im Blog noch nachreiche 😉
Apropos Sommer …
War schon geil …
Das war der absolut geilste Sommer überhaupt. Das fängt schon mit den Temperaturen an: Zwischen April und Oktober hat es eigentlich immer irgendwas zwischen 25 und 35 Grad. Und es hat (bis vor wenigen Tagen) keinen einzigen Tag wirklich geregnet. Freilich, die schlimmen Waldbrände in Portugal werden dadurch nicht weniger, und irgendwann war es auch für die Pflanzen- und Tierwelt genug Trockenheit. Für uns jedoch war das Wetter einfach nur geil. Über Monate hinweg jeden Tag Sonnenschein, jeden Tag T-Shirt-Wetter, und gerade in den Hochsommermonaten jeden Tag mehrmals ins frische Wasser springen zum Abkühlen.
Der Sommer war aber auch deshalb der Hammer, weil wir in Portugal waren. Die meiste Zeit haben wir uns in den Regionen Alentejo und Centro rumgetrieben. Weniger am Meer, sondern an den Stauseen. Dazu ein paar Bilder, denn wie mir jemand kürzlich gesagt hat, sinngemäß: »Erst dachte ich mir so, häh, Stauseen, ist doch nicht so der Knüller. Denn die Stauseen, die man aus Deutschland so kennt, die reißen einen ja nicht vom Hocker«.
Wer es also immer noch nicht weiß: Stauseen in Portugal sind ein Träumchen. Vor allem in der ersten Sommerhälfte, denn da ist noch richtig viel Wasser drin. Erst ab September war der Wasserstand sehr niedrig, und die Wassertemperatur auch etwas sehr frisch. Aber ansonsten: genial. Denn du kannst an den meisten Seen mit dem Wohnmobil direkt am Wasser stehen.
Am allerliebsten Lieblingsstausee im Centro
Distrito de Castelo Branco
Die Gegend um Castelo Branco hat sich als meine Lieblingsgegend entpuppt. Man könnte sie mit zwei Wörtern beschreiben: Superentspannt und superschön. Es gibt einen stattlichen Stausee, dem man im Sommer dabei zusehen kann, wie der Wasserstand sinkt. Die Landwirtschaft in der Region braucht Wasser, und das holt sie sich aus dem See – dafür ist er ja da. In der Gegend gibt es schöne Städte und Dörfer zum Sightseeing machen.
Castelo Branco ist ein Besuch wert – oder auch mehrere, denn hier gibt es eine Shoppingmall mit Dönerhaus und Softeisdiele! Viel deutsche Küche vermisse ich ja nicht, aber Döner und Maultaschen … Hach ja. Und die Innenstadt von Castelo Branco ist natürlich auch nett, und ein Castelo haben sie natürlich auch wie man sich denken kann.
Die eigentlichen Highlights der Region sind aber vermutlich älter: Idanha-a-Velha und Monsanto, zwei richtig alte Dörfer. Wir waren schonmal da, mit meiner neuen Reisekamera im Gepäck wollte ich aber unbedingt nochmal hin.
Ansonsten stehen wir mehrere Wochen am See rum. Denn wir haben uns mal wieder ein Paket schicken lassen …
Posta Restante? Haben wir nicht mehr.
Sich ein Paket postlagernd nach Portugal schicken zu lassen war immer eine schicke Sache. Die jetzt aber wohl nicht mehr geht. Egal, wie man das Paket beschriftet, versichert oder auch nicht, es wird nicht mehr an eine Postfiliale ausgeliefert. Was in der Praxis bedeutet: Irgendein DHL-Subunternehmer fährt mit deinem Paket im Auto rum. Und du darfst jetzt schauen, wie, wann und wo du dich mit ihm triffst, für eine Paketübergabe. Also machst du mit dem portugiesischen Paketausfahrer (der natürlich kein Wort englisch spricht) einen Treffpunkt aus: Montag, 13 Uhr, am Intermarché. Klappt beim ersten Versuch nie, aber wenige Tage kommst du dann doch zu deinem Paket.
Nachdem wir solche Spielchen den Sommer über zweimal gemacht haben, war klar: wir brauchen eine anständige Lieferadresse. Die netten Besitzer der Autowerkstatt, in der mein Ducatolein zu Gast war, waren zu nett.
Ducato hat neue Schuhe. Und paar Sachen mehr.
Langsam wird es wirklich Zeit, sich dem Reparaturstau am Ducatolein zu stellen. Der letzte Versuch im Sommer war ja nur so mittelmäßig von Erfolg gekrönt: die Werkstatt sollte einen Ölwechsel machen und die Ölwanne tauschen. Öl hatten sie da, eine Ölwanne nicht. Also haben sie nur den Ölwechsel gemacht. Frisches Öl in die undichte, verrostete Wanne. Ganz toll.
Der zweite Versuch war dann aber von Erfolg gekrönt – und auch deutlich günstiger. Denn für insgesamt 600 Euro habe ich bekommen: zwei neue Sommerreifen, eine Ölwanne inklusive Ölwechsel, Motorwäsche, funktionierende Handbremse, Kleinkram. Bei Fiat hätte alleine die Ölwanne 450€ gekostet. Jetzt ist aber bitte für ein Weilchen Ruhe. Nächstes Jahr schauen wir dann nach den Bremsen und dem rostigen Auspuff… Hach ja.
Rumhängen am See: arbeiten, schnacken, ausfliegen
Zum Fotografieren nach Castelo Branco, Abendessen in Idanha-a-Nova, Sonnenuntergang in Monsanto – dank dem Ducato als Ausflugsgefährt können wir wochenlang an einem Platz stehen bleiben, ohne dass uns langweilig wird. Im Übrigen auch, ohne dass es jemanden stören würde. Die Einheimischen sind recht entspannt, mit dem einen oder anderen kommt man auch ins Gespräch. Wir bekommen Tipps für Ausflüge, probieren neue Restaurants aus, cruisen mit dem Ducatolein durch die Gegend. Und nutzen die ruhige Zeit, um zu Arbeiten. Wird es zu warm, geht es in den See, eine Runde schwimmen. Und die Nachbarn kommen ab und an auf einen Plausch vorbei, so dass ein Tag nach dem anderen rum geht. Zwischenzeitlich stehen mal zwei, drei oder vier andere Wohnmobile hier rum, am Seeufer großzügig verteilt. Zwischendurch streifen die Tiere des Nachbarn, ein deutscher Auswanderer, durch die Gegend: tägliche Besuche von Schafen, Gänsen und dem »Seehund« Stelle sind obligatorisch.
Doch irgendwann wird es Zeit aufzubrechen. Unser Paket ist bei der Autowerkstatt angekommen, und so packen wir die Womos, machen uns auf die Socken: erst eine Packung Pralinen als Dankeschön kaufen, dann das Paket abholen, schließlich weiter nach Castelo Branco fahren – nochmal einen Abschiedsdöner essen bevor es für den Herbst wieder in Richtung Süden geht.
An der Autowerkstatt angekommen wird klar: die haben zu. Also stellen wir uns erst einmal an den Straßenrand. Eine halbe Stunde später wird außerdem klar: das ganze Industriegebiet hier hat zu. Sollte heute einer der wenigen portugiesischen Feiertage sein, wo die Portugiesen tatsächlich nicht arbeiten? Google klärt uns auf: Portugiesischer Nationalfeiertag. An einem Donnerstag. Freitag ist also Brückentag. Hach ja.
Zwanzig Minuten später kommt ein Mechaniker heran gefahren – er will an seinem freien Tag was an seinem Auto machen. Glück muss man haben! So kommen wir doch noch an unsere Pakete und können uns auf die Socken machen.
Es heißt endgültig Abschied nehmen. Einen ganzen Monat sind wir hier gestanden. Da kann man schon etwas wehmütig werden …
Abstecher an den Tejo
Naja …
Wir haben das nächste Ziel, also den nächsten Stausee, schon ausgemacht. Er ist im Alentejo, etwa 150km südlich. Bevor wir dort wieder für mehrere Wochen hängen bleiben soll es noch etwas Roadtrip-mäßig den Tejo entlang gehen.
Toter Tejo
In Vilha-Velha-do-Rodao legen wir einen Halt ein, Andre hat einen Termin. Währenddessen gehe ich mit Tizon eine Runde spazieren, runter zum Fluss. Ich habe den Tejo angenehmer in Erinnerung. Algen, Unrat und tote Fische am Flussufer, was ist denn hier los? Ich vermute, dass es der alte Konflikt zwischen Spanien und Portugal ist: Die Spanier ziehen viel Wasser ab, leiten es in ihre Stauseen – und in Portugal kommt kaum noch was an. Hinzu kommen eingeleitete Abwasser, die das Problem noch verschlimmern. Die Papierfabrik im Ort sorgt dann auch noch für ein besonderes Aroma in der Luft. Hier muss ich nicht bleiben.
Also fahren wir weiter, flussabwärts. Ich habe ja ein paar schöne Plätzchen über Google Maps rausgesucht. Doch, ich habe es befürchtet: das Plätzchen ist zwar ganz nett, aber der Fluss auch hier hinüber. Tote Minikrebse treiben mit dem Bauch nach oben im Wasser, und der Fluss müffelt. Hier muss ich auch nicht bleiben.
Aber wir haben ja noch Plan B in der Tasche, ein kleiner Stausee, nur wenige Kilometer entfernt.
Toter Wald
Vor wenigen Wochen hat es hier gebrannt – und zwar richtig heftig. Soweit das Auge sieht, alle Hänge sind abgebrannt. Wir fahren am kleinen Stausee vorbei, suchen ein alternatives Plätzchen in den Hügeln. Finden die alte Arbeitersiedlung: eine Gruppe von Häusern, in denen die Arbeiter wohnten, die an der Staumauer mitgearbeitet haben. Nachdem die Mauer fertig war, hat man einfach seine Sachen gepackt, seitdem verfallen die Häuser. Was würde es mich interessieren, wie es hier vor dem Brand ausgesehen hat. Heute sieht man nur noch verkohlte Büsche und Bäume. Wir bleiben hier für eine Nacht stehen, holen uns beim Gassi gehen schwarze Füße und Pfoten. Und erklären die Tejo-Tour hiermit für beendet. Vielleicht geben wir dem Tejo nächstes Jahr nochmal eine Chance …
Am allerliebsten Lieblingsstausee im Alentejo
Den Restsommer genießen
Für alle, die sich jetzt Fragen, wo denn das nette Freistehplätzchen am angeblich hübschesten Stausee im Alentejo ist, für die habe ich mal die Anfahrt gefilmt:
Tatsächlich muss man schon hart im Nehmen sein um hierher zu wollen. Die 14km lange Dreckpiste ist in den letzten Monaten zur ultimativen Waschbrettpiste verkommen. 14 Kilometer reinstes Waschbrett. Ich war da in 25 Minuten ja noch recht schnell durch, Andre hat doppelt so lange gebraucht.
Vorher waren wir noch gut einkaufen, denn diese Strecke fährt man nur wenn es unbedingt sein muss – und nicht öfters. Aber wir wissen ja, warum wir uns das antun, denn es ist nunmal unser Lieblingsplätzchen diesen Sommer gewesen. Und auch wenn jetzt alles etwas vertrockneter ist, schön ist es immer noch.
Und jetzt mal zur Frage, die mir häufiger gestellt wurde, erst heute wieder von meiner Mutter: »Ihr wart den ganzen Sommer über nur am Stausee gestanden, und gar nicht am Meer?« Ja, und das hat mehrere Gründe. Erstens waren wir diesen Sommer über genau zwei Tage am Meer, im Norden. Es war kalt, windig und (zu) gut besucht.
Hier am Stausee habe ich auch einen Sandstrand – aber ohne Wellen, Wind und Salzwasser. Das finde ich gut, und die Hunde auch. Es gibt hier nichts, weder Badegäste noch Wohnmobile. Okay, außer die beiden Nachbarn, aber die haben wir ja eingeladen 😉 Ich kann die Hunde frei laufen lassen. Es interessiert niemanden, dass wir auf Keilen stehen oder die Markise draußen haben. Ein schönes Fleckchen Portugal, wo wir niemanden stören – und niemand uns stört. So gerne wir zeitweise in der Zivilisation unterwegs sind, Sightseeing machen, Restaurants besuchen und Shoppen gehen, so schön ist es auch, für eine Zeit ins Niemandsland abzutauchen.
Was allerdings empfehlenswert ist, an einem Platz wie diesen: Erstens darfst du keine Angst um dein Wohnmobil haben – wie gesagt, die Anfahrt ist etwas ruppig. Zweitens sollte man schon etwas autark sein – wie gesagt, die Anfahrt ist etwas anstrengend. Wenn du beides bist, dann kannst auch du auf Google Maps richtig schöne, ruhige Plätze finden.
Heftige Waldbrände in Portugal – jetzt reicht es aber!
Mitte Oktober gab es die heftigsten Waldbrände in diesem Jahr. Ob die Waldbrandsaison diesen Sommer wirklich so viel schlimmer war als die Jahre zuvor, dies kann ich nicht sagen – wenn man naher dran ist, nimmt man dies einfach auch anders wahr. Auf jeden Fall hat es verdammt viel gebrannt diesen Sommer. Und, man muss ganz klar sagen: wir waren vorsichtig, haben aber auch etwas Glück gehabt. Man kann nämlich auch Pech haben, und urplötzlich im Rauch oder Feuer stehen.
Gerade die letzte Woche hat gezeigt, wie unberechenbar diese Waldbrände sein können. Angefacht durch den starken Wind wurden die Feuerwände für viele Menschen – und noch mehr Tiere – zu einer tödlichen Falle. Zwei Tage lang wurde so viel zerstört – bis endlich der lang ersehnte Regen kam. Und es genau dort heftig regnete, wo es regnen sollte. Unglaublich, wie sehr man sich über Regen freuen kann. Kennt man aus Deutschland ja weniger.
Die ersten Überwinterer kommen: Es gibt Maultaschen!
So langsam machen sich die Überwinterer auf nach Portugal. Und so manch einer hat was für uns im Gepäck. Das erste Carepacket ist schon da: 10 Packungen Maultaschen 😀 Da wird Klaus, der Paketbote, erstmal auf eine Runde »Agschmelzte Mauldasche« eingeladen. Viel an deutschem Essen vermisse ich in Portugal ja nicht wirklich, aber ich werde wohl demnächst mal schauen wie man Spätzle macht, fällt mir gerade so ein.
Ach ja, das Rezept für Agschmelzte Mauldasche: die frisch aus deutschland importierten Maultaschen in Streifen schneiden, in der Pfanne anbraten, zusammen mit Unmengen von Zwiebeln. Zum Schluss Käse drüber – gerne ein schmackhafter der gut schmelzt, wie Raclette-Käse. Die übrig gebliebenen Maultaschen am nächsten Tag kurz in Wasser kochen, zum Tomatensalat servieren. Sozusagen als kalorischer Ausgleich 😉
Der Wetterbericht: 30 Grad im Oktober
Ich habe keine Ahnung, wann es zuletzt richtig geregnet hat. April, Mai? Jetzt ist Ende Oktober, und es gab doch tatsächlich für 1-2 Tage etwas Regen. Ganz ungewohnte Geräusche, dieses Prasseln auf dem Wohnmobildach. Im Laufe des Oktobers fallen auch die Temperaturen etwas, von über 30 Grad auf vielleicht 25 Grad tagsüber. Nachts ist es kühler, der Holzofen leistet morgens schon gute Dienste.
Zeit für ein Fazit: Übersommern in Portugal
War schon schön
Wir haben es geschafft, diesen Sommer (also von Mai bis jetzt) über 3.000 Kilometer durch Portugal zu fahren. Was beachtlich ist, für so ein kleines Land. Und haben weitaus nicht alles gesehen. Gerade der Norden wurde noch nicht wirklich ausgiebig erkundet, auch an der Westküste waren wir nur an wenigen Stellen. Der Osten Portugals war einfach zu schön – und es gab einiges zu sehen.
Wir sind hängen geblieben, haben uns treiben lassen, besuchten gezielt einige Städte, haben die Einsamkeit gesucht und auch mal die Gesellschaft anderer.
Im Vorfeld stand ja die Frage im Raum, ob es im Sommer nicht doch zu heiß werden würde. Und ja, wir hatten im Alentejo einige Tage mit über 40 Grad. Ich glaube der Rekord lag bei 43 Grad. Eine Temperatur, die übrigens besser auszuhalten ist als deutsche 35 Grad. Die Luftfeuchtigkeit macht wahnsinnig viel aus.
Und so kann man abschließend sagen: das war ein richtig geiler Sommer, in jeder Hinsicht.
Aussicht: Startschuss für die Überwinterung
Bevor wir uns wieder in den Reisemodus begeben genießen wir den Restsommer am See noch ein wenig. Ein Besuch in Lissabon steht an, und diesmal wollen wir uns etwas mehr Zeit für die schöne Stadt nehmen.