Alentejo – das ist See, Boot, Düne, Meer. Und eine Schokoladenparty.
Es ist jetzt offiziell Herbst in Portugal, und der Kälteeinbruch treibt uns nach Süden. Aber erst einmal geht es vom Osten des Centro in den Osten des Alentejo und dann an die Westküste. Wir sind offenbar wieder im Reisemodus, und so gibt es von den letzten zwei Wochen einiges zu berichten:
Schei$$ Zivilisation!
Wir verabschieden uns vom Lieblingssee Numero 1 der Region Centro, und ehe wir Lieblingssee Numero 3 im Alentejo ansteuern, geht es noch ein bisschen in die Stadt.
Erst steuern wir einen Parkplatz beim Friedhof von Castelo Branco an. Am Friedhof kann man angeblich immer parken, da soll es so schön ruhig sein, sagen sie. Ich habe irgendwie noch nie an einem Friedhof geparkt, versuchen wir das also mal. Blöd nur, dass der Parkplatz dieses Friedhofes genau neben dem Krematorium liegt. Wir stehen gleich neben dem Gaskasten, und von der Geräuschkulisse her kann ich nur vermuten, dass die da gerade eine Grillparty machen. Sorry, das ist ein bisschen böse, aber die anderen Wortwitze, die mir gerade einfallen, wären noch böser.
Wir fahren also weiter, erstmal zum Shoppen. Innerhalb einer Stunde gebe ich 400€ in der Shoppingmall und drumherum aus, und das ganz ohne irgendwelche Klamotten oder Schuhe zu kaufen. Muss man auch erstmal hinbekommen. Und wenn ich einen Hundezubehörladen gefunden hätte, dann wäre es vermutlich nochmal teurer geworden.
Aber erst einmal steuern wir den heutigen Übernachtungsplatz an. Die portugiesische Fehlplanung beim Bau von neuen Wohn- und Industriegebieten kommt uns dabei mal wieder zugute. Und so stehen wir recht zentral in Sehweite der Shoppingmall, in einer ziemlich ruhigen Sackgasse. Die hat quasi ihren eigenen Kreisverkehr, aber keine Anwohner. Ein Auto steht da, als wir einparken, und so schnell wie das wegfährt, haben wir da wohl bei etwas gestört. Sorry.
Ich steige aus dem Ducato aus, es ist schon dunkel, und ich trete mit dem rechten Fuß in einen Gulli, der nicht mehr bündig in der Straße sitzt. Der Fuß knickt um, ich lasse einen Schrei los, liege am Boden, und weiß sofort, was Sache ist: Bänderdehnung. Ab ins große Womo, kaltes Wasser übern Fuß, Bandage eng binden, Voltarensalbe drauf und das Beste hoffen. Okay, es ist nicht ganz so schlimm. Die nächsten Tage humpele ich etwas, und ich muss super vorsichtig sein, aber ich laufe. Zeit, dass wir wieder raus aus der Zivilisation und rein in die Pampa kommen. Am nächsten Tag geht es aber erst nochmal ins Einkaufszentrum, neue Voltarensalbe kaufen. Unsere ist jetzt seit sechs Jahren abgelaufen. Schätze, ich hätte mir auch Zahnpasta auf den Haxen schmieren können.
Zwei Frostbeulen im Alentejo
Es hat einen Kälteeinbruch, der uns echt zu schaffen macht. Gefühlt vor zwei Wochen hatte es noch 30 Grad, und jetzt braucht es drei Pullis um vor die Türe zu gehen. Wir kränkeln beide etwas, bekommen aber gerade nochmal die Kurve.
Es ist Ende Oktober, und wir frieren ernsthaft. Kein Vergleich zum Wetter vom Vorjahr. Da hatten wir noch spätsommerliche Tage mit 30 Grad. Was irgendwie netter war als das jetzige Grau-in-Grau. Aber ja, das ist ein Klagen auf recht hohem Niveau. Im Schwarzwald hat es Nebel und Schnee. Ist ja auch widerlich.
Auf jeden Fall stehen wir jetzt an dem gleichen See, an dem wir während der einzigen Hitzewelle dieses Sommers gestanden haben. Okay, die 43 Grad waren auch nicht so erquickend, wie man hier im entsprechenden Reiseblogeintrag nachlesen kann. Aber muss es denn gleich so um vieles kälter sein?
Wir bleiben für ein paar Tage am See und sind schwer damit beschäftigt, Ziva die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Unsere Versuche sie davon abzuhalten Ziegenköttel zu fressen sind noch nicht so ganz von Erfolg gekrönt. Das Abrufen funktioniert immerhin schon manchmal, aber nur wenn Fräulein Sturkopf nicht gerade mit der Schmetterlingsjagd beschäftigt ist. Langsam wird es, und es ist nach wie vor sehr interessant zuzusehen, wie sie Fortschritte macht.
Elvas – eine Stadt verdient mehr Aufmerksamkeit
Ja, wir waren schon des Öfteren in Elvas – wie viele andere auch. Elvas ist für viele Überwinterer die Grenzstadt von Spanien nach Portugal. Hier wird am Intermarché entsorgt und eingekauft, und am Aquädukt, das nachts hübsch beleuchtet ist, wird übernachtet. Dabei hat Elvas so vieles mehr zu bieten. Und zwar Festungsanlagen vom Feinsten. Selbst wer nicht auf militärische Architektur steht wird die geschichtlichen Aspekte von Elvas interessant finden. Wir waren letzten Sommer schonmal in Elvas in der Stadt drin. Okay, Andre war drin, mir sind 36 Grad dann doch zu heftig zum Sightseeing machen. Auch dieses Mal war nur Andre in der Altstadt – denn ich habe ja immer noch ein bisschen diesen Hinkefuß. Irgendwas ist ja immer.
Heute haben wir es vor allem auf das „Forte da Graca“ abgesehen. Eine militärische Festungsanlage, die in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde. Wir dachten und hofften ja zuerst, dass es sich hierbei noch um einen Lost Place handelt – und vor ein paar Jahren war dem auch noch so. Inzwischen jedoch hat man die Anlage touristisch erschlossen, und man zahlt auch ein paar Euros Eintritt.
Zwischendurch waren wir noch auf dem Nachbarhügel, da gibt es eine alte Kirche. Sieht von außen toll aus, innen jedoch riecht sie nach dem, was sie auch ist: ein Ziegenstall.
Weil Elvas so besuchenswert ist, haben wir dazu einen extra Beitrag verfasst, und zwar hier auf portugalismo.
In zwei Tagen einmal quer durch Portugal
Tatsächlich fahren wir einmal quer durch Portugal – an nur zwei Fahrtagen. Okay, nur von Ost nach West. Okay, das waren insgesamt keine 200 Kilometer. Für uns ist das inzwischen recht viel, und so fahren wir Autobahn. Aber ganz ehrlich: im Alentejo sind die Bundesstraßen oftmals nicht der Knüller, und wenn man einfach nur halbwegs ankommen möchte, dann sind die 20 Euro schon gut in Maut investiert.
Der See mit dem Esel
Auf unserer Reise gen Westen machen wir einen Zwischenstopp an einem altbekannten, kleinen See. Letztes Jahr um diese Zeit war dieser komplett ausgetrocknet, keine Pfütze war darin zu finden, die Kühe weideten auf dem Seegrund. Dieses Jahr ist er noch gut gefüllt, und sein Ufer ist auch gut besucht. Angler, Jäger, ein deutsches Wohnmobil und ein älteres Pärchen mit Wohnwagen stehen schon da. Und zwei Esel.
Ein Esel ist am Baum angebunden, der andere nicht. Wie sich herausstellt sind es eine junge Eselmutter mit flügge werdendem Eselkind. Und das Eselkind findet unsere Ziva ganz bezaubernd. Und die benachbarte Kuhherde. Die Mutti schimpft noch, doch das Eselkind ist nicht mehr aufzuhalten, macht sich schnurstracks zum Ufer, wo ein paar Kühe stehen – und jagt diese erstmal übers Feld. Wie ein Hütehund treibt es die Kühe vor sich her und hat seinen Spaß dabei. Die Kühe finden’s nicht so dolle.
Dass der junge Esel voll auf Hunde steht, durfte ich am nächsten Morgen herausfinden. Leider gibt es keinen Bildbeweis davon, ich war einfach zu fasziniert: Die mit dem Wohnwagen, denen gehören wohl die Esel. Die haben auch einen Hovawart-Rüden, ein junger, prächtiger Bursche, der weiß, wie man Krauleinheiten einfordert. Wer die Hunderasse Hovawart nicht kennt: optisch fast wie ein Golden Retriever, aber nur in viel, viel schlauer. Der junge Esel findet den jungen Hund super, und jagt ihm nach. So rennen sie um unseres und um das deutsche Wohnmobil herum. Der Esel spielt fangen, der Hund hat eigentlich kein Bock und versteckt sich vor dem Esel. Der Hund stellt sich dabei übrigens deutlich schlauer an als der Esel.
Irgendwie lustig hier, und doch fällt es uns nicht allzu schwer, uns vom hübschen See zu verabschieden. Denn jedes Mal, wenn das Eselkind sich zu weit von der angebundenen Mutter entfernt, schreit diese herzerweichend und über mehrere Oktaven hinweg. Wir sind jedes Mal total verschreckt.
Die alten Kutter von Setùbal
Schtubl, so oder ähnlich spricht man den Namen dieser Stadt aus. Eine Stadt voller Lost Places – und so ist unser Interesse geweckt. Hätte uns mal eher einer sagen können, dass hier so viel Verlassenes und Vergessenes rumliegt!
Unsere erste Station sind zwei alte Boote. Ein Passagierschiff, und eine Fähre. Beide liegen sie bereits seit Jahren hier am Strand. Sie haben wohl ausgedient, und anstatt sie zu entsorgen, lässt man das Meer die Arbeit tun. Beim Holzschiff dürfte es nicht allzu lange dauern. Bei Flut macht das Beiboot bereits jetzt eher den Eindruck als sei es aus Pappe, und auch der Rumpf des Schiffes weist schon einige Löcher auf. Bei der Fähre, die aus Metall ist, sollte es jedoch länger dauern bis sie sich zersetzt.
Weil ich immer noch am Kränkeln bin, schicke ich Andre alleine los um die anderen ausgesuchten Lost Places zu erkunden. Da findest du dann auf seinem Blog die entsprechenden Bilder dazu.
Eine Bootsfahrt, die ist lustig, …
Wir sind zu faul um einmal drumherum zu fahren, also nehmen wir die Luftlinie. Dank einer Fährverbindung Setùbal > Troja ist dies zwar wirtschaftlich nicht wirklich rentabel, aber dafür sehr entspannt. Der Spaß kostet 25 Euro pro Wohnmobil, für den Ducato mussten wir nur 15€ bezahlen.
Mit etwas Glück sieht man unterwegs Delfine. Wir haben natürlich kein Glück, und auch nicht bei der nachfolgenden Suche nach einem schönen Plätzchen. Erst wollen wir die Überreste einer alten römischen Fischfabrik anschauen. Die hat aber im Winter zu, und so machen wir uns auf die Übernachtungsplatzsuche. Troja ist eine Landzunge, und im Prinzip gehen links wie rechts der Straße Dünen ab. Es gibt keine wilden Wege zum Strand, wie man das anderswo kennt. Dafür gibt es Hotels, Ressorts, Golfplätze usw.
Also landen wir letztendlich auf einem Strandparkplatz – mit Kassenhäuschen, Strandduschen, und gleich drei Lokalitäten vorne am Strand. Im Sommer ist hier ganz sicher die Hölle los. Jetzt aber stehen abends nur noch ein paar Angler und wenige Wohnmobile hier. Die GNR dreht am Abend ihre Runden, hat uns bereits zur Kenntnis genommen, und sich offenbar nicht an uns gestört.
Comporta
Nach einer Nacht am Strand fahren wir in das Örtchen Comporta rein, denn hier erwarten wir Freunde, die gerade auf dem Weg in den Süden sind. Zu diesem Zwecke stehen auch wir mal wieder auf einem Wohnmobilstellplatz. Am Abend gehen latschen wir durch den Ort, auf der Suche nach einem Restaurant. Der Ort ist voller Restaurants, und die meisten haben geschlossen. Die Saison ist rum, aber wir finden doch noch eines, und bekommen lecker Muscheln serviert.
Der Stellplatz ist eigentlich nur ein Dreckplatz mitten im Ort ist. Umgeben von Straßen und Häusern, in deren Vorgarten jede Menge Hunde wohnen. Und als Krönung obendrauf hebt ein Bagger gerade einen Graben rund um den Platz aus. Als dann auch noch einer die Kettensäge anschmeißt, ist es mir endgültig zu heftig. So kann man doch keine Buchhaltung machen!
Wir ziehen erstmal nur ein kleines Stück weiter, denn nahe Comporta gibt es Stege, eine bekannte Fotolocation. Und so wundern sich die Fischer und Bootsbesitzer hier kaum, dass wir, offensichtlich Touris, mit der Kamera über ihren Steg laufen. Kommt wohl öfters vor.
Neues aus dem Hundekinderzimmer
Ziva liebt den Strand! Okay, sie ist ein Hund, und alle Hunde lieben den Strand. Vor allem, wenn noch andere Hunde mit dabei sind und so richtig die Post abgeht.
Zuhause kennt Ziva nur zwei Modi: „Koma“ und „Ich-wäre-jetzt-wach“. Letzterer Status ist gespickt von 20-Sekunden-Phasen, die vor allem dann auftreten, wenn sie sich über irgendwas freut. Dann bekommen alle anwesenden Hunde eine Knutschattacke ab, ob sie wollen oder nicht.
Ansonsten ist es wie erwartet: Ziva hat schon viele tolle Sachen von Max gelernt. Beispielsweise, dass man sich beeilen muss: geht beim Nachbar die Türe am Wohnmobil auf, muss man binnen drei Sekunden drin sein.
Freilich ist nicht immer eitel Sonnenschein, und zwischendurch muss man mit dem Hundekind ganz schön schimpfen. Man nimmt aber auch nicht alles in den Mund, was auf dem Boden rumliegt!
Strand und Düne im Alentejo
Wir tingeln weiter etwas die Küste entlang. In fünf Tagen kommen wir 40 Kilometer Luftlinie weit, inklusive der Fährüberfahrt. Man muss hier keine großen Strecken fahren, der nächste schöne Ort ist nie weit. Und so hängen wir ein bisschen in Strandnähe rum.
Inzwischen haben wir waschechtes, portugiesisch-atlantisches Herbstwetter: dafür, dass es stürmt und die Sonne sich versteckt, ist es relativ mild. Und doch bewirken Wind und gelegentliche Regenschauer, dass man den Tag doch lieber weitestgehend drinnen verbringt. Unterbrochen von ein paar Gassirunden, denn gerade wenn es etwas stürmischer zugeht, ist die Stimmung am Strand ganz besonders aufregend.
So veranstalten wir auch bei nicht ganz so gutem Wetter Hunderennen am Strand, und das Salzpeeling gibt es gratis obendrauf.
Schokoladenparty in Grandola
Während ich diese letzten Zeilen des heuten Blogs schreibe, kaue ich noch auf meinem Abendessen rum: Frisches, fluffiges Brot mit Chorizo drin, noch warm.
Es ist Samstag Abend halb acht, und wir kommen gerade von unserer ersten Runde auf der „Feira da Chocolate“ in Grândola. Nachher geht es nochmal los, denn es gibt nebst Showcooking noch irgendwelche Artisten und Künstler, die auftreten. Und ein paar lokale kleine Firmen und Vereine, die hier ihre Sachen verkaufen, da will ich nochmal was shoppen.
Die erste Runde war aber schonmal nicht schlecht: es gibt Schokolade in allen möglichen Formen und in Kombination mit den unterschiedlichsten Zutaten. Scharf und süß, im Crêpe oder mit Obst, hell und dunkel. Und dann noch der ganze andere Süßkram, eine riesige Auswahl an Trockenfrüchten, Nüssen, Gebäck, usw. Zu essen gibt es also jede Menge, und auch die Getränkeauswahl kann sich sehen lassen: es gibt Café und Likör. Was braucht man mehr.
Wir gehen da also in ein, zwei Stunden nochmal rein, schauen uns die Show an und verschaffen uns so ganz nebenbei Zuckerwerte, jenseits von Gut und Böse. Sollte es in diesem Rahmen noch vorzeigbare Bilder geben, dann gibt es die hier: www.facebook.com/croslide
Boa noite!