5 Tage in Lissabon | Reisebericht & Tipps
Vor gut einem Jahr war ich das erste Mal in Lissabon – wegen Wetter und Reiseplänen waren wir allerdings nur für einen Tag in der Stadt. Ich wusste schon damals, dass ich da nochmal hin wollte. Denn Lissabon ist eine hübsche Stadt. Internationaler Multikulti-Flair, lebendig und doch nicht stressig, ein bunter Mix aus Historischem und Modernem. Ganz mein Fall also.
Lissabon im Roadtrip Portugal
Diese und weitere Empfehlungen, für Lissabon und den Rest von Portugal, findest du in meinem Portugalbuch, ein Wohnmobil-Reiseführer:
Roadtrip Portugal
Tag 0: Checkin
9. November: kurze Anreise
Wir haben uns am Vortag bereits in Stellung gebracht um möglichst stressfrei nach Lissabon reinzukommen. Also eigentlich nicht genau nach Lissabon – sondern südlich des Tejo, im Ort Seixal. Warum hier? Die bekannten Stellplätze fand ich jetzt nicht so prickelnd, und auf Campingplatz hatten wir keine Lust. Der Platz in Lissabon direkt hat zwar eine gute Lage, war letztes Jahr aber elendig laut. Motorradrennen auf der benachbarten Autobahn sind nicht sehr bekömmlich. Was wir also brauchten war ein ruhiger, sicherer Übernachtungsplatz mit Gassigehmöglichkeiten. Fündig geworden bin ich mal wieder auf Google Maps: Die Fähren, die über den Tejo fahren, haben allesamt Parkplätze. Und auf einen mit Strand daneben und viel Grün drumherum haben wir uns einfach mal drauf gestellt. Natürlich haben wir vorher die nette Dame am Kassierhäuschen gefragt ob wir hier übernachten dürfen – kein Problem. Gesagt, getan.
Tag 1: Baixa, Alfama, Rossio
10. November: bummeln, gucken, fotografieren
Die Fähre kostet 2,35€ pro Fahrt und braucht 20 Minuten, bis sie am „Cais do Sodre“ anlegt. Und schon bist du fast mittendrin. Vor allem bist du da, von wo aus du überall hinkommst, denn der Cais do Sodre ist ein Fährhafen, U-Bahnhof, Straßenbahn-Treff und Busbahnhof. Wir laufen zum „Praça do Comércio“. Was Venedig’s Markusplatz ist, ist in Lissabon der Praca do Comercio. Nur, dass die Preise deutlich günstiger sind.
In Lissabon kaufst du ein Papierkärtchen, und dieses kannst du aufladen. Du hast ein Papierkärtchen für die Fähre, das wir immer um zwei Fahrten aufgeladen haben. Ein zweites Papierkärtchen ist für das 24h-Ticket, mit dem man alle öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann: Busse, U-Bahn, S-Bahn, Trambahn und die Aufzüge. Und das für 24h. Nur die Touribusse (gelb) und Bahnen (rot) kannst du damit nicht fahren. Du kannst mehrere Tage aufladen. Im U-Bahnhof vom Cais do Sodre kannst dein Ticket am Schalter kaufen und nachladen.
An unserem ersten Tag in Lissabon steigen wir in die Linie 28, die einen direkt zu einigen hübschen Aussichtspunkten bringt. Wir fahren und laufen ein bisschen durch die Viertel Baixa, Alfama und Rossio, finden einige nette Gassen, gute Straßenkünstler, richtig tolle Graffitis. Zwischendurch eine Frühstückspause, und oh Wunder, direkt an so einem Miradouro sind die Preise ganz schön gesalzen. Erster Tag, und schon was gelernt.
Das Highlight des Tages finden wir in einer Gasse: ein Lost Place – begehbare Ruinen mitten in der Stadt, in denen sich ein Künstler namens „Juliao“ kreativ ausgetobt hat.
Von hier ist auch mein Lieblingsbild dieses Tages:
Wir müssen noch zum Fotoladen einen Stadtteil weiter, denn Andres Objektiv ist kaputt, und so geht der erste Tag schnell rum. Für mich zumindest, denn während es mir nach sieben Stunden erstmal reicht, und die Hunde ja auch mal raus müssen, dreht Andre noch eine Runde und geht mit Freunden was Essen.
Drei Bilder des heutigen Tages:
Tag 2: rein ins hübsche Alfama-Viertel
11. November: Diebinnen und Kirschlikör
Ich nehme die Fähre um 11 Uhr, also die Langschläferfähre. Andre und Stefan sind schon seit zwei Stunden in der Stadt, versuchen vermutlich gerade die Stadt in Panoramen zu fotografieren.
Dass heute Samstag ist, ist kein Zufall. Denn Samstags findet der „Feira da Ladra“ statt, der Markt der Diebinnen. Man munkelt, dass so manch ein Tourist früher dort hingegangen ist, um seine frisch geklaute Kamera zu suchen. Heute findest du hier einen Mix aus gewerblichen Händlern, die den üblichen Nippes verkaufen. Daneben Antiquitäten, Möchtegernantiquitäten, Studenten und Omas, die ihre Sachen verkaufen, und ein paar Kunsthandwerker mit wirklich hübschen Teilen. Eine bunte Mischung also, und wer solche Märkte mag, ist auf diesem gut aufgehoben. Weniger begeisterte Ehemänner kann man in dieser Zeit übrigens im Café mittendrin oder im kleinen Park nebenan parken.
Mein Lieblingsbild des Tages:
Von hieraus kann man wunderbar durch das Alfama-Viertel zurück zum Praca do Comercio laufen. Es geht durch enge Gassen, den typischen Fado-Restaurants, mit Graffiti bemalten Häusern, vorbei an Omas, die einem schon mittags Kirschlikör verkaufen.
Eigentlich sollte man ja am Abend ins Alfama-Viertel, denn hier gibt es die vielen Fado-Restaurants. Zu melancholischer Musik zu Abend essen, da hat sich die Begeisterung meiner Mitreisenden doch sehr in Grenzen gehalten.
So machen wir uns langsam wieder auf den Weg zur Fähre. Nehmen aber dann doch eine später, denn die Atmosphäre am Tejo ist bei Sonnenuntergang wirklich schön. Hier gibt es richtig gute Straßenmusiker, die Leute chillen einfach so direkt am Ufer oder in einer der Bars, und schauen sich den Sonnenuntergang über dem Atlantik an. Also machen wir das einfach auch J
Drei Bilder des heutigen Tages:
Tag 3: Streetart in Almada & ein „Lost-Place“ mit bombastischer Aussicht
12. November: unterwegs mit Ducatolein
Es ist Sonntag, und die Stadt sicher voll – so denken wir. Tatsächlich war es in der City eigentlich ganz Okay, und die Leute wohl eher wie wir mit dem Auto unterwegs. Egal, wir haben heute eh nicht viel auf dem Programm, genauer gesagt nur zwei Punkte:
In Almada, also südlich des Tejo, gibt es den „Cristo Rei“, diese überdimensionale Jesus-Statue. Nein, die haben wir nicht besucht. Wir waren auf das Stück Wasserkante rechts davon aus – denn hier sollte es einen interessanten Lost Place geben. Verlassene Hafengebäude, in die man auch rein kann. Naja, wohl eher konnte. Denn alles war zugesperrt, und die Vorhängeschlösser glänzten noch. Was wir aber entdeckt haben, war trotzdem toll: richtig tolle Graffitis.
Weiter fahren wir über die Brücke nach Lissabon rein. Unser Ziel heißt „Miradouro Panorâmico de Monsanto“ und wird im Internet als toller Lost Place mit geiler Aussicht gehandelt, ein Geheimtipp. Dort angekommen stellt sich die Frage: Wenn die Polizei den Verkehr vor Ort regelt, ein Sicherheitsmann nach dem Rechten schaut und das Gebäude mit Geländern und Wegweisern ausgestattet ist, gilt das noch als Geheimtipp? Na gut, eher nicht. Aber egal, wer es schafft sich zwischen den selfieknipsenden Teenagern einen Weg an die Kante der obersten Aussichtsplattform durchzukämpfen, der wird mit einer wirklich tollen Aussicht belohnt.
Als Beweis gibt es direkt mein Lieblingsbild des Tages:
Die drei Bilder dieses Tages:
Ruhetag
13. November: ein kuscheliger Buchhaltungstag
Drei Tage Rumlatscherei auf geteerten Straßen und harte Straßenbahnsitze gehen mir auf die Knochen, also brauche ich einen Ruhetag. Andre ist noch fit, und während er sein kaputtes Objektiv dem nächsten Fotoladen vorstellt und sich noch in der Stadt rumtreibt bleibe ich mit den Hunden am Wohnmobil und kümmere mich um mein überlaufendes Emailpostfach und die längst überfällige Buchhaltung.
Tag 4: Belém
14. November: ein Stadtteil am Tag reicht
Wie das so ist, ein einer so großen Stadt wie Lissabon: manchmal dauert die Anfahrt etwas länger. Erst mit der Fähre übern Tejo, dann mit dem Bus raus nach Belém – da ist die erste Stunde des Tages schon vorbei. Heute machen wir mal eine richtig typische Touritour: Erst mal frühstücken – einen Frappuccino bei Starbucks hatte ich ja schon ewig nicht mehr. Gleich nebenan ist die berühmte Pasteleria „Pasteis de Belém“, und weil die ihre Natas gerne im praktischen Sixpack verkaufen, holen wir uns auch gleich so eines zum Zweitfrühstück. Es folgt etwas Sightseeing, ein überdimensionales Denkmal und der »Torre de Belém« steht auf dem Plan. Danach noch ein bisschen Streetart, ehe es wieder zurückgeht. Denn es wird schon dunkel, und sobald die Sonne weg ist, wird es kalt. Anders gesagt: wir haben keine anständigen Klamotten an.
Lieblingsbild:
Bevor es mit der Fähre nach Hause geht, kehren wir noch im »Time Out Market« ein. 30 Fressstände gibt es hier, und alles sieht ganz schön lecker aus. Nach dem ganzen Zucker zum Frühstück entscheiden wir uns für ein halbwegs gesundes Curry – und für ein süßes Stückchen zum Nachtisch.
Die Bilder des Tages:
Tag 5: LXFactory & Bairro Alto am Abend
15. November
Heute geht es nochmals am Nachmittag rein, wir wollen uns noch die LXFactory anschauen. Was das ist? Ein ehemaliges Fabrikgelände (ich glaube eine Spinnerei war da mal drin), in der sich zahlreiche junge Firmen angesiedelt haben. Cafés, Bars, ein Hostel, Coworking-Spaces, interessante Läden mit interessanter Deko, und natürlich Streetart vom Feinsten. Ein kreatives Einod, mitten in der Großstadt.
Gleich nebenan, auf dem Firmengelände der hiesigen Eisenbahnerei, noch ein Ausmaß an Kreativität, die »Village Underground«. Alte Mercedes-Busse und Container, aufeinandergestapelt. Mit Graffiti und plastischer Kunst drumherum, und einem Café darin. Sehr hübsch gemacht.
Heutiges Lieblingsbild, von der Village Underground:
Als wir wieder in der Straßenbahn in Richtung Zentrum sitzen, ist die Sonne schon wieder untergegangen. Also entscheiden wir uns kurzfristig dafür, einfach nur in die Stadt zu gehen. Ich will noch ein Shoppingcenter besuchen, dann wollen wir einfach gemütlich zurück zu Fähre gehen. Ja Okay, wir sind mit der U-Bahn gefahren. Denn nach fünf Tagen Lissabon haben wir es nicht mehr so mit rumlatschen. Wir machen noch so ein Touriding: eine halbe Stunde anstehen, um 30 Sekunden lang mit einem alten Aufzug zu fahren.
Kulinarisch haben wir uns heute nicht wirklich verausgabt. Nach dem gestrigen Zuckerschocktag waren wir heute mit Salat und Couscoussalat halbwegs gesund mit dabei. Okay, vom Kurzbesuch bei Burgerking mal abgesehen.
Bilder:
Tag 6: Checkout
16. November: Abfahrt.
Auch wenn ich noch ein paar Ideen in petto hätte, fünf Tage Lissabon sind genug. Wir waren jeden Tag mehrere Stunden drin im Gewühl. Ich empfand den Lärmpegel in der City als sehr angenehm, und das obwohl ich hier ein bisschen überempfindlich bin. Was allerdings geschlaucht hat war die Rumlatscherei auf Teer und Pflastersteinen, die vielen Treppen – das bin ich einfach nicht mehr gewohnt.
Erst einmal ist Abfahrt. Wir checken aus dem Parkplatz aus, wobei Andre für die 6 Tage 17,90€ zahlt, ich hingegen nur 2,40€. Ich hatte unbeabsichtigt die Parkgebühr geprellt, und die nette Dame von der Kasse wollte einfach nicht mehr Geld von mir haben. Soll mir recht sein 😉
Hier noch ein wirklich schönes Filmchen. https://youtu.be/mK7rgh4fhYQ Die Marketingtourismus-Leute wissen, wie man Lissabon gut verkauft 😉
Ach ja …
Du wüsstest jetzt noch gerne, was wo genau in Lissabon ist? Auf der Themenseite über Portugal findest du Reiseberichte und einen Tourvorschlag für Lissabon. Mit Koordinaten vom Stellplatz und all dem Sehenswerten, Tipps für den Öffentlichen Nahverkehr, Supergeheimtipps für Kulinarisches, und mehr Bilder usw. Noch ausführlicher werde ich in meinem Wohnmobil Reiseführer für Portugal.
Wir machen noch einen Abstecher in eines der vielen Einkaufszentren. Andre braucht noch eine letzte Dosis McDonalds, bevor es wieder ins Niemandsland geht. Im ganzen Alentejo gibt es keine fünf dieser Matscheburgerbrätereien. Nach etwas Shopping im Decathlon und Jumbo geht es weiter nach Alcacer do Sal. Wir waren vor über einem Monat zuletzt Wäsche waschen, und im Kühlschrank sieht es auch traurig aus. Weil Freunde von uns am Pego do Altar stehen, stellen wir uns mal für eine Nacht dazu. Die Gesellschaft ist wie erwartet sehr gut, doch irgendwie ist das hier nicht wie ich es kenne: Nachts ist es bitterlich kalt, Tizon hat nach fünf Minuten dieses fürchterliche Klettenzeugs im Fell hängen, und dafür, dass wir am Seeufer stehen, bekommen wir sehr wenig Wasser zu sehen. Der Stausee hat nämlich Ebbe.
Wieder am Meer!
Die Meerabstinenz übern Sommer hat ein Ende gefunden! Wenn man ihn lange nicht mehr gesehen hat, freut man sich richtig, den Atlantik wieder am Horizont zu erspähen. Wir stehen auf einem unserer liebsten Strandparkplätze an der Westküste, und drehen mit den Hunden erst einmal ein paar Gassirunden am Strand. Ach ja, und unser Platznachbar hat heute tatsächlich seinen ersten Fisch gefangen. Jetzt darf ich gar keine Fischstäbchen-Witze mehr reißen…