Es ist Mitte Oktober, und noch stehen wir mit Freunden am See rum. Abends sitzen wir vor dem Wohnmobil, quatschen, trinken Weinchen. Aber nie wirklich lange, denn es ist frisch geworden.

Und weil das Wetter in ein paar Tagen umschlagen soll, geht jeder wieder seiner Wege. Die Einen fahren nach Süden, ihr Überwinterungsziel ist die Algarve. Der Nächste fährt nach Osten in die Therme (sehr gute Idee!). Wir fahren nach Westen, auf die Quinta Prazera.

Mit dabei ist Team Mausebein. Ja, wir versuchen es nochmal, und schauen, ob ein kompakteres Wohnmobil mit Frontantrieb (a.k.a. „kleiner Joghurtbecher“ die Anfahrt schafft. Sollte er eigentlich.


Woche 1: Krieg den Mimosen

Wider Erwarten tut sich dieser Ducato ebenso schwer mit der Anfahrt wie der letzte. Sie kommen einfach nicht das unbefestigte Stück hoch. Vielleicht 100-200 Meter, wo der Ducato am Haken und am Laster hängt. Gut, dann wäre das wohl endgültig geklärt. Frontantrieb geht einfach nicht. Aber da steht er jetzt nun erst einmal. Und ehe der Regen nicht aufhört, kommt er auch nicht mehr weg 🙂

Wer jetzt kein Bock aufs nachfolgende Video hatte, hier die Zusammenfassung in Bildern:

Die ersten Tage auf der Quinta Prazera sind Regentage. Wir holen uns mehrere Male klatschnasse Klamotten, weil wir draußen im Regen rumstiefeln. Gräben werden nachgezogen, Wasser wird umgeleitet. Denn so ein Bach unterm Laster ist dann doch etwas suboptimal. Interessant ist es aber auf jeden Fall zu sehen, wie sich das Wasser seinen Weg sucht.

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Und es kommt wirklich eine Menge runter.

Innerhalb weniger Stunden wird aus dem leeren Pool an der Quelle ein überlaufendes Wasserbecken mit Mini-Wasserfall. Davon habe ich leider kein Bild gemacht, musste ja den Regenschirm gut festhalten. Da kommt so viel Wasser den Wassergraben entlang, dass der Gemüsegarten zum Unterwassergarten wird.

Der Regen verzieht sich, und Team Mausebein ist hoch motiviert und versiert beim Umgang mit der Kettensäge. War ja klar, dass unsere Kettensäge gerade im Kettensägenladen liegt, um repariert zu werden. Hatte ja diesen kleinen, unschönen Brandschaden abbekommen. Aber wir haben ja noch zwei Sägen im Akkubetrieb, und für die Mimosen sind die durchaus gut.

Und Mimosen, davon haben wir viele. Nicht nur wir, auch anderswo in der Region wachsen sie gut. Das ist eigentlich gar nicht gut, denn sie sind invasiv. Grundstücksbesitzer sind verpflichtet, ihnen den Kampf anzusagen. Was gar nicht so einfach ist – denn dank unterirdischem Wurzelgeflecht hilft das Absägen nicht viel, sie kommen wieder. Wir haben also drei Arten von Arschlochpflanzen auf dem Grundstück: Brombeeren, Ginster und Mimosen.

Und ihnen allen geht es diese Woche an den Kragen. Damit erstmal Ruhe ist.

Also randalieren wir selbst ein bisschen rum, mit Akku-Fuchsschwanz, Akku-Kettensäge und der Motorsense. Wir sägen ab und reißen raus, und weil es viel zu viel ist, fragen wir bei der Motorsensengang an, wann sie denn Zeit haben, zwei Tage oder so bei uns mit zu randalieren. Wenn man dem Sensengang-Chef abends um elf eine Whatsapp schreibt, und er zehn Minuten später „Morgen!“ antwortet, dann ist das schon beeindruckend. Und wenn man weiß, dass die acht Stunden später auf der Matte stehen werden, obwohl sie über eine Stunde Anfahrt haben, dann geht man am besten direkt ins Bettchen um am nächsten Morgen nicht ganz so zombiemäßig aus der Wäsche zu gucken.

Zwei Tage lang kämpft sich die Motorsensengang durch den Ginster und die Mimosen. Dabei findet sich wieder mal Neues: Ein alter Weg unterhalb der Ruine, den man vor lauter Grünzeugs vorher nicht gesehen hat. Und eine weitere Terrasse, die sich da auch echt gut macht. Sie häckseln in zwei Tagen alles nieder, wir hätten da Wochen für gebraucht. Jetzt müssen wir das viele Totholz nur noch loswerden. Mal wieder. Da bleibt leider nur verbrennen.

Gut, am zweiten Tag muss der vierköpfige Arbeitstrupp zwei Stunden vor dem eigentlichen Feierabend abbrechen. Der Chef hat sich am späten Nachmittag die Nase gebrochen. Und dabei noch Glück gehabt. Der Baum, der voll auf die Zwölfe ging, weil er wo hängen blieb nachdem er ihn durchgesägt hat, der hätte ihn auch ins Jenseits befördern können.

Team AMUMOT und Team Mausebein haben derweil den anderen Mimosenwald gekillt, und am zweiten Tag gibt es ein anständiges Mimosen-Krematorium.

Ich tobe mich derweil ein wenig mit der Motorsense aus, die zwei Terrassen ganz unten am Bach sind noch fällig. Inklusive drei Meter hoher Brombeerhecke. Ich komme aber erst einmal nicht ganz so weit, denn, wer hätte es gedacht, auch hier liegt überall Totholz rum. Also nicht ein paar Ästchen, sondern ein paar Bäume. Hach ja. Die letzten 5% werden ein Andermal angegangen. Jetzt liegt so viel Holz rum, man kann kaum noch laufen.

Abends sitzen wir schön vor dem Grill, das Feuer wärmt zumindest ein bisschen. Mit Beirao, Rotwein und Kuscheldecke geht es dann auch. Nur der Schlange, der geht es jetzt wohl nicht mehr so gut. Das dumme Ding hat sich wohl in einem abgesägten Baum versteckt, und Andre hat den Baum zu Feuerholz verarbeitet. Ach menno. Wir hatten ihr schon einen Namen gegeben. Nun haben wir sie beerdigt. Tief genug, damit Ziva sie nicht gleich wieder ausbuddelt …


Woche 2: Anfeuern und Rumgärtnern

Team Mausebein ist weiter gezogen, denn die inzwischen recht kühlen Nächte zehren am Füllstand der Gasflasche. Und ohne Heizung wird’s echt kalt in der Hütte. Also machen wir zu Zweit weiter, und das mit leicht geändertem Plan. Es ist ein „Alles bereit machen für den Bagger“ – Plan. Obwohl wir noch nicht einmal beim Baggervermieter vorgesprochen haben um das Teil zu mieten.

Die Sensengang kommt nochmal, und macht den vorletzten Mimosenwald platt. Jetzt haben wir nur noch ein kleines Wäldchen stehen, das legen wir aber auch noch um, ehe die Mimosen im Dezember blühen. Jetzt erstmal müssen wir den gefällten Wald am Hang verbrennen. Und irgendwie ist es wie immer: es ist schlimmer als gedacht. Es ist aber auch nicht so, dass es nur ein paar Mimöschen wären – hier liegen ganze Bäume rum. Zu klein, um sie zu verkaufen, und übrigens auch zu groß um sie in den (nicht vorhandenen) Schredder zu stopfen. Es bleibt nur, sie auf einen Haufen zu schmeißen und anzuzünden. Zwei Tage lang arbeiten wir uns über den Hang, der danach nicht mehr ganz so schlimm ausschaut wie vorher. Wir sind fix und fertig. Und nach einem Tag Feuerpause müssen wir nochmal ran, für den Rest.

Das Wetter ist mal besser und mal schlechter. Zeit, das neue Faltmodul auszutesten. Weil es kein passendes auf dem Markt gab, haben Andre und Solarswiss einfach eines entwickelt: ein 190er Faltmodul, das nicht nur auf 12V, sondern auch auf 24V läuft. Und vermutlich rettet es uns zwischenzeitlich, denn ist schon sehr knapp.

Nur an einem Morgen habe ich irgendwie meinen Morgenkaffee erst mittags bekommen. Der hausinterne Stromexperte hat es aber auch ein bisschen provoziert, will ich meinen.

Derweil waren wir bei der Baggerverleihfirma, und haben uns einen kleinen Bagger gemietet, für kommende Woche, direkt auf Montag. Nach unbeantworteten Emails am Mittwoch und Freitag sehe ich es nicht, dass der Montagfrüh bei uns vor der Hütte steht. Vielmehr werden wir nochmal zur Baggerverleihfirma fahren … Diese Portugiesen haben es echt nicht so mit der Emailschreiberei. Egal, wem Du schreibst, und sei es die formvollendete Email auf Portugiesisch, die dich locker eine halbe Stunde Zeit kostet, es kommt einfach keine Antwort zurück.

Während wir also wahlweise auf den Bagger oder auf besser Wetter warten, kommt immerhin etwas Post an. Darunter auch das bestimmt fünfte Tarp. Das erste war zu klein, das Zweite zu groß, das Dritte zu dünn, das Vierte hatte eine blöde Form … Irgendwas ist halt immer. Das jetzt aber ist super, und die Befestigung ist auch super, das darf bleiben!

So tobe ich mich zwischenzeitlich hinten an der Quelle, am Gemüsegarten und auf den Hängen darunter aus. Hier wachsen immer noch die Arschlochpflanzen No1 (Brombeeren) in großen Hecken. Hier habe ich mehrere Projekte: Mir einen Weg unter den Bambuswald zu schneiden. Da gibt es eine Brombeerwiese, und wenn die platt ist, müsste man an Nachbars Kakibaum kommen. Dann habe ich ein Minigewächshaus gekauft, für den Wintergemüsegarten. Der wird auch der Testlauf für die weitere, automatische Wasserversorgung.

Der Rest wächst so vor sich hin. Eine Wassermelone gibt’s zu Mittag, jeden Tag gibt’s ein Erdbeerchen, und die Testernte der Süßkartoffeln hat immerhin ein Abendessen gebracht. Die brauchen aber noch ein Weilchen …

Die Schlange ist vom – inzwischen wieder vollen – Pool in den Minibarragem umgezogen. Fotografiert habe ich sie nicht bekommen, ebenso wenig wie die vielen Frösche. Jedes Mal, wenn man zur Quelle läuft, macht es Blub Blub Blub, die Frösche gehen auf Tauchstation.

Damit es auch im Winter und Frühjahr die Chance auf eigenes Futter gibt, gehe ich das Projekt Obst- und Gemüsegarten an. Der Orangenbaum schreit es förmlich hinaus: Wir brauchen eine Saftpresse! Erst einmal bekommen die f****** Brombeeren einen Kurzhaarschnitt verpasst. Man will ja nicht beim Frühstück pflücken in den Arschlochpflanzen hängen bleiben.

Dann kommt das Minigewächshaus dran. Habe es für kleines Geld bei Amazon geschossen. Und mal alles Mögliche an Samen reingehaut. Wenn nur ein Drittel davon anwächst, dann … Naja, mal schauen. Erst einmal muss ich den Ameisen, die nebenan wohnen, klarmachen, dass Zucchini-Samen nicht zum Snacken da sind. Und nochmal anständig aufbauen, denn der erste Wind hat es direkt umgehauen. Hach ja, wo war nochmal gleich das Klebeband?

Die Bewässerung ist übrigens auch wieder ein Experiment. Ein Schlauch, der mit vielleicht einem Meter Gefälle und über 30 Meter vom Pool an der Quelle auf die Terrasse darunter führt. Drei Tröpchenauslassdinger, die auf ein paar alte Tonschindeln tropfen, fertig. Der Trick soll sein, dass sich alles durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Minigewächshaus selbst bewässert.

Derweil kommt ein Nachbar vorbei. Der örtliche Schreiner und Möbelbauer hat das Nachbargrundstück nördlich von unserem, das wissen wir bereits. Bisher haben wir ihn hier noch nicht gesehen, aber heute will er etwas Brennholz machen. Seine Kettensäge streikt, und so schenkt er uns etwas seiner Zeit, um uns unsere gemeinsamen Grundstücksgrenzen aufzuzeigen. Die er natürlich nicht so ganz genau kennt, aber immerhin „mais ou menos“, also mehr oder weniger. Und schau an, unser Grundstück wächst und wächst und wächst. Ich glaube, langsam haben wir die 3 Hektar beisammen. Hier noch eine Terrasse, da noch ein paar Steine … hier ist eine Grenze, da ist eine Grenze, das gehört ihm, das gehört uns, das gehört jemand anders. Oh, noch ein neuer Nachbar.

Im Grundbuchauszug stehen vier Nachbarn drin – einer im Norden, einer im Süden, einer im Osten, einer im Westen. Wenn ich jetzt aber alle uns bisher bekannten Nachbarn zusammenzähle, dann komme ich auf mindestens 6. Jose (1), der sein Grundstück noch an uns verkaufen will / wird. Der Unbekannte, der sein Grundstück gekauft hat, es dann doch doof fand und jetzt in Lissabon lebt (2), Antonio (3), dessen Sohn ein güldenes Gärtnerhändchen und den geilsten aller Obstgärten hat, Nathalie (4), unsere französische Nachbarin, die Familie vom Schreiner-Jose seiner Frau (5), und die mit dem großen Grundstück mit den großen Kullersteinen (6). Plus die Nachbarn hinter dem Weg und auf der anderen Seite vom Bach. Sind bestimmt nochmal drei oder vier. Im Übrigen wohnt nur die französische Nachbarin auch wirklich auf ihrem Grundstück. Alle anderen Nachbarn machen entweder ein bisschen Obstgarten, oder sie machen nichts.

Ah ja, und zwischen unserem und dem Schreiner-Grundstück gibt es noch eines Kleineres, er dachte es gehört uns, wir dachten es gehört ihm. Entweder hat einer von uns recht, oder es gehört einem Dritten.


Woche 3: It’s Baggertime!

Montagmorgen, heute kommt der Bagger! Denkste. Die Baggerverleiher haben auch auf die zweite Email nicht reagiert, von Bagger weit und breit nichts zu sehen. Anstatt rumzubaggern gehen wir also eine Runde shoppen. Großeinkauf ist angesagt, weshalb wir heute mal den Hänger ans Motorkamel anhängen. Getränke, Hundefutter, und Klopapier nicht zu vergessen! Denn das macht man ja heutzutage so, wenn etwas Lockdown-Ähnliches ausgerufen wird.

Portugal macht es jetzt so, dass es regionale Halb-Lockdowns gibt. Ab 240 Infizierte pro 100.000 Einwohnern gelten strengere Maßnahmen. Die treffen uns nicht sonderlich, aber wir halten dann doch lieber die Füße still. Heute also ein kleiner Großeinkauf, damit die sperrigen Dinge, die auch nicht schlecht werden, bis auf Weiteres eingekauft sind. So sind wir nach dem Besuch bei Lidl um satte 180€ ärmer. Rekord, das haben wir bisher auch noch nicht geschafft!

Auf dem Rückweg geht’s noch kurz zum Baggerverleiher. Weil der Minibagger ein Cabriobagger ist, und weil in der zweiten Wochenhälfte Regen angesagt ist, verschieben wir die Baggermieterei einfach um eine Woche. Na, schaun wir mal …

Wir arbeiten übrigens nicht nur am Grundstück. Sondern momentan auch alle beide am Shop. Andre klebt das Telefon quasi schon am Ohr, und ich versuche den Shop strukturell etwas zu optimieren. Heute habe ich beispielsweise die Startseite auf Vordermann gebracht. www.amumot-shop.de ist hübsch geworden, oder? Ach ja, wenn Du einen Fehler findest: bitte Screenshot machen und mir schicken, Danke. Bei solchen Arbeiten sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, und man entdeckt manchmal Monate später noch Fehler, bei denen man sich denkt, wer hat denn das verbockt. Ich? Upsi.

Dronita geht es übrigens wieder bestens. Wer es bei Andre im Blog noch nicht gesehen hat, sie fliegt auch schon wieder fleißig über’s Grundstück. Ohne abzustürzen. Ob es daran liegt, dass Andre sie steuert, und ich erstmal die Finger von Dronita lasse? Wie auch immer, im Ergebnis gibt es ein Video, das während / nach den Arbeiten der Motorsensengang entstanden ist, und das auch unsere (vorläufigen, geschätzten und vermuteten) Grundstücksgrenzen aufzeigt.

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Was heute bei unserer Shoppingtour übrigens aufgefallen ist: die Portugiesen sind ihrer Zeit wieder voraus. Die Maskenpflicht auf der Straße, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, scheinen sie vorauseilend anzunehmen. Sie gilt erst in ein paar Tagen, doch schon jetzt sieht man in Fundao fast nur Menschen mit Nasenpulli rumlaufen. Für mich wäre ja die nächste gute Maßnahme, diese Einwegmasken abzuschaffen. Die sind erstaunlich weit verbreitet, und das muss doch Müll verursachen ohne Ende. Dabei hat Portugal ja noch eine funktionierende Textilindustrie, und unsere Stoffmasken, die wir uns im Frühjahr gekauft haben, tun seither ganz wunderbar ihren Dienst.

Ehe es also mit dem Baggern losgehen kann, und auch ehe der Regen kommt, machen wir nochmal ein Feuerchen. Oder zwei. Der Scheiterhaufen liegt bereits seit Wochen bereit. Denn während wir am See gestanden sind, bin ich immer wieder mit dem Quad hierher und habe dabei auch immer wieder ein bisschen ausgeputzt und Totholz auf Haufen geschmissen. Zeit, das Elend anzuzünden. Und immer noch keine Marshmallows! Aber immerhin haben wir Kartoffeln, Süßkartoffeln und Maroni, die schmecken direkt aus dem Feuer super lecker.

Recht lecker wäre jetzt auch eine Pilzpfanne. Aber irgendwie sehen die Teile ja ganz nett aus, und nach dem Regen ploppt alle paar Tage eine neue Sorte auf. Aber ich kenne mich einfach zu wenig mit den Dingern aus. Maronen, Wiesenchampignons und Steinpilze. Mehr traue ich mir einfach nicht zu, also gibt es keine Pilzpfanne.

Und die Arbeit auf der Quinta hat aktuell auch einen positiven Effekt: man bleibt von der aktuellen Nachrichtenlage verschont. Wenn heute Trump wiedergewählt wird, es neue Covid-Höchststände und -Einschränkungen gibt, Terroranschläge hier, Ausschreitungen da, überall brennt es, da gehen die Probleme und Konflikte in griechischen Flüchtlingscamps oder bei den Aufständen in Nigeria fast schon unter. Bäh, was ist das momentan für eine scheiß Welt, da mag man ja gar nicht hingucken.

Und doch hängen wir tagelang am Computer, denn draußen hat es Wetter. Erst Wind, dann Regen. Mal einen Graben ziehen, den Gemüsegarten checken oder eine kleine Hunderunde drehen, viel mehr an Outdooraktivitäten gibt es dieser Tage nicht. Kein Feuer, kein Bagger, keine große Motivation rauszugehen.

Und das gilt vor allem für Max. Man merkt, dass er langsam in die Jahre kommt. Nicht nur, dass er unfassbar starrköpfig geworden ist. Vor ein paar Tagen hat er sich wohl einen Nerv eingeklemmt. Das hatten wir schonmal, vor ein, zwei Jahren. Nun ist er ja tendenziell bewegungsunfreudig, gerade wenn es regnet. Wasser von oben, das ist wirklich nicht sein Fall. Aber jetzt schlurft er beim Gassigehen mit eingezogenem Schwanz vor sich hin. Dass man ihn bei Regenwetter kaum aus dem Wohnmobil rausbekommt ist ja relativ normal, aber nun möchte man ihn auch nicht vor die Türe jagen, denn man weiß nicht so genau, ob ihm was weh tut. Nun bekommt er erstmal etwas Rimadyl, und wenn es in ein paar Tagen nicht besser wird fahren wir in die Stadt zum Tierarzt.

Ziva mag diesen Regen freilich auch nicht. Aber nach einem halben Höhlentag hat sie so viel Energie angestaut, dass sie es in Kauf nimmt, nass zu werden. Sie muss aber in Bewegung bleiben, denn sobald sie stehen bleibt, wird ihr kalt. Wenn man also vor dem Wohnmobil schlackernde Hundeohren hört, schnell die Tür auf und sie reinlassen, sonst dreht sie nochmal eine Runde.

Ja, von dieser Woche gibt es kaum Fotos. Isch halt so gworde.


 Woche 4: Jetzt ist aber wirklich Baggertime!

Nachdem Versuch 1 im Sande verlaufen ist, sieht es für den zweiten Anlauf am Montagmorgen kaum besser aus: Es ist 9 Uhr morgens, und kein Bagger ist in Sicht. In der Firma anrufen hilft auch nicht viel, weder die englisch sprechende Mitarbeiterin noch der französisch sprechende Chef ist gerade im Hause. Aber irgendwann kommt dann doch noch eine Antwort auf meine Email, und schau an, am frühen Nachmittag kommt der Chef mit dem Bagger auf dem Tieflader daher gefahren. Man beachte die umfangreiche Ladungssicherung.

Andre fährt die fahrende Motorschaufel zur Quinta Prazera. Denn natürlich ist der letzte Kilometer viel zu schmal für den dreiachsigen Tieflader. Und eine halbe Stunde später geht es auch schon los, der Mimosenwald bekommt eine Rundumerneuerung.

Zwei Tage, so schätzen wir, wird es dauern – bis die Transformation vom Mimosenwald zum terrassierten Hang abgeschlossen sein wird. Zwei Tage das Dingens umpflügen, das fiese Wurzelnetzwerk zerstören, so viele Wurzeln wie möglich rausfischen und verbrennen. Nach dem ersten Tag tut mir aber wirklich alles weh. Allen voran mein blöder Fußzeh, denn ständig tritt man gegen einen schlecht abgesägten Mimosenstamm. Das puffern auch die extra für solche Arbeiten gekauften Wanderschuhe nicht ab. Nach dem zweiten Tag kann ich kaum noch laufen. Am dritten Tag habe ich andere Schuhe an, plötzlich sind die Schmerzen weg.

Und ja, ich laufe viel, während Andre baggert. Ich könnte ja auch zwischendurch ein bisschen baggern, aber realistisch betrachtet macht das wenig Sinn – wir wollen ja auch mal fertig werden. Und Andre kann das einfach besser.

Während wir uns am Mimosenhang abmühen, stromert Ziva durch die Gegend.

Alle viertel Stunde sieht man sie, und irgendwann fällt einem auch mal auf, huch, da liegt ja ein brauner Hund auf dem braunen Dreckhügel. Max hingegen ist kaum zu übersehen, denn er trainiert gerade. Für den Schwarzen Gürtel im „Im Weg rumliegen“. Und er ist echt talentiert. Arbeite ich am Feuer, legt er sich einen Meter daneben. Dass er dabei nicht noch seine Zündschnur ins Feuer hängt, ist wirklich alles. Wenn ich nicht da bin und er zu faul ist um mir hinterher zu laufen, dann möchte er wenigstens gerne nahe bei Andre sein. Und legt sich vor den Bagger. Geht auch nicht weg, wenn der weiter auf ihn zufährt. Erst, wenn die Baggerschaufel ihn am Ohr krault, dann macht er sich vom Acker. Ach ja, seinem eingeklemmten Nerv geht es wohl wieder gut. Dafür macht er jetzt einen auf Husky, bekommt gerade ein Winterfell.

Am vierten Tag können wir einfach keine Mimosenwurzeln mehr sehen, sind aber immer noch nicht ganz durch. Also lassen wir die restlichen, halb ausgebuddelten Mimosenwurzeln erstmal trocknen.  Die liegen ja nächste Woche auch noch da …

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Das Vorher-Bild, ein frisch gesenster Mimosenwald:

Das Zwischendurch-Bild, ein sehr fleißiger Max:

Das Nachher-Bild, nach etwas Terra-Forming:

Das ist übrigens eine Mimosenwurzel.

Sie hängt über ein feines Wurzelnetz durchzogen gemeinsam mit ihren Mimosenkumpels am Mimosenhang ab. Nun, jetzt nicht mehr.

Bei so einer körperlich anstrengenden Arbeit ist man (frau) mental dann zwischenzeitlich etwas unterfordert. Und macht sich Gedanken, was man aus den neuen Terrassen alles so machen könnte. Vielleicht doch ein Wohnmobilstellplatz? In den letzten vier Tagen ist genau EIN Auto hier vorbeigekommen. Eine ruhige Lage wäre also gegeben. Aber was nimmt man so für eine Übernachtung in der freien Natur? Also, Ihr habt die Wahl:

  • 100 Ginsterbüsche ausrupfen (und wir haben vieeele davon!)
  • 50 Brombeeren raushacken (und wir haben vieeele davon!)
  • 200 nachwachsende Mimosen ziehen (sie werden kommen … )

Mimosen ziehen? Jawoll. Denn diese Mistdinger, sie werden nachwachsen. Sie haben die Brombeere im Arschlochpflanzen-Ranking auch überholt, haben den ersten Platz wohl verdient. Und wenn diese vielen kleinen Wurzelstränge, die wir eben nicht aus dem Boden geholt haben, wieder austreiben werden, dann muss sich irgendjemand 1000 Mal bücken. Ich fürchte, ich werde das sein. Mit anderen Worten: So ein Mimosenwald ist absoluter Bullshit. Kauft euch keinen Mimosenwald. Eine noch so große Brombeerhecke ist dagegen Kinderfasching.

Also erstmal fertig mit der Pflicht, jetzt kommt die Kür! Wir brauchen ein paar anständige Wege durch die Quinta Prazera. Sind ja inzwischen bei fast drei Hektar angelangt, und die möchten wir auch ordentlich befahren können. Weniger mit dem Laster, mehr mit dem Quad. Deshalb auch der kleine Bagger, der macht genau die richtige Breite an Weg für den neuen Quadparkour.

Bisher kommt man von einer Terrasse zur nächsten eher zu Fuß, hier und da gibt es ein, zwei Steine, die sowas wie eine Treppe simulieren sollen. Oder auch nicht. Nach anderthalb Tagen Rumbaggerei sieht das schon ganz anders aus. Die Wege sind stellenweise zwar noch etwas holprig, aber wird schon.

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Dann kommt der Barragem dran. Der leider nicht sehr groß ausfällt, denn der Boden verspricht nicht allzu viel Wasser zu halten. Hatten wir oben am Mimosenhang wenigstens noch etwas Lehm im Boden, so haben wir auf den Terrassen „leider“ nur Erde. Wir müssten den Schwimmteich, den ich gerne gehabt hätte, mit echt viel Folie auskleiden. Das wird schnell mal vierstellig und ist dann für’s Erste doch zu viel Arbeit, also lassen wir das.

Erstmal ein überschaubarer Teich, und da muss Folie rein. Der Teich wird dann auch ein Versuchsobjekt: Wasserpumpe mit Bachlauf und Reinigungsbereich? Dazu ein kleiner Kompressor, der Sauerstoff ins Wasser bringt? Kann das funktionieren, damit der Teich nicht veralgt? Ich war letztens viel auf der Youtube-Akademie unterwegs, es könnte klappen. Aber auch bei der portugiesischen Sommerhitze? Und werde ich diese armen Goldfische aus dem Baumarkt kaufen und einsetzen? Mal schaun, was draus wird.

In Symbiose mit dem Teich steht der neue Garten. Und da wir hier eh nur am Rumexperimentieren sind, machen wir bei der Permakultur gleich weiter. Der Aushub vom Teich geht also eine Terrasse tiefer in den neuen Gemüsegarten. Sobald dieser fertig hergerichtet ist, werde ich diesen mal fröhlich und frei bepflanzen. Mit Pflanzen, die eigentlich nicht winterfest sind. Denn, wer hätte es gedacht: Die Samen im Minigewächshaus sind in den letzten beiden Wochen ALLE ausgetrieben.

Dann kommt das eigentliche Hauptprojekt, ein neuer Stellplatz für den Laster an der Ruine. Im Zentrum des Grundstücks, mit schönem Rundum-Blick, auf unser Grundstück und auf die Berge. Da, wo wir Wege und einen neuen Stellplatz für uns anlegen wollen, kommen wir einfach nicht durch. Die Steine sind stärker als der Bagger. Mögen sie anderswo bröselig sein, hier sind sie steinhart. Also muss ein Plan B her. Ne, der ist auch Mist. Wie wir es auch drehen und wenden, letzten Endes werden wir wohl doch eine Autobahn durchs Grundstück gezogen haben. Aber eigentlich ist das schnuppe, denn wie wir sehen, wächst eh alles wieder schnell zu. Wo die Baggerleute im Juni rumrandaliert haben wird jetzt auch schon wieder alles grün. Und da dachte man auch, das dauert Jahre.

Apropos grün. Man beachte das nächste Bild: Rechts haben wir Rasen gesäet. Links im Bild nicht.

Schön ist es auch an der Ruine, da kommen doch direkt Frühlingsgefühle auf. Die Hunde finden das frische Gras übrigens recht lecker. Stehen wie die Kuh auf der Wiese und grasen.

Plan C wird es also: ein Platz auf der anderen Seite der Ruine, und eine ganz andere Zufahrt, einmal den Hang runter, und einmal wieder hoch. Ui, das ist wird aber eine steile Zufahrt.

AAAABER. Jetzt läuft erstmal der Bagger nicht mehr, pünktlich zum Feierabend nimmt er kein Gas mehr an. Was ist los? Vorförderpumpe kaputt? Da müssen wir morgen nach schauen. Also mit „wir“ meine ich natürlich Andre.

Zwischenzeitlich machen wir „Ausflüge“. Man hat ja sonst nichts zu tun. Mittwochs hat der Dorfhäuptling Sprechstunde, und da fragen wir mal, wie es denn mit irgendwas Offiziellem ausschaut, mit dem man Klarheit über die Grundstücksgrenzen haben könnte. Nö. Er empfiehlt uns im Prinzip das, was wir schon gemacht haben: die Nachbarn kennen die Grenzen. Also immer schön mit den Nachbarn quatschen. Also gut, dann wird das schon passen. Es hat ja bisher auch kein Nachbar dem anderen widersprochen.

Zurück auf der Quinta, der Bagger läuft inzwischen wieder, beginnen wir mit dem Hauptprojekt. Wir wollen mit dem Laster halbrunter ins Tal, und auf der anderen Seite wieder rauf. So langsam sieht es hier aus wie im Offroadpark. Aber inzwischen wissen wir ja, dass bis zum Frühling alles wieder grün sein wird.

Wie das Ergebnis der Baggerei ausschaut, wie heftig der Laster beim Runterfahren geschaukelt hat, wie der Garten wird, und auch der Teich – das erzähle ich euch dann in …. zwei oder drei Wochen.

FORTSETZUNG FOLGT.

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