Quinta Prazera, unser neues Basislager in Portugal
Ich habe es ja bereits im letzten Bloggeschreibsel angekündigt: Es ist Zeit für Neues, und zwar in Form von einem Basislager hier in Portugal. Seither sind einige Wochen vergangen, und wir haben frohe Botschaft: Das eine Grundstück, das ich in den Weiten des Internets gefunden und das wir uns angeschaut haben, das wollte es auch werden.
Nach Ostern haben wir also eine zweitägige Grundstücksbesichtigung gemacht. Zwei Tage lang sind wir hin und her gestiefelt, haben die Fürs und Widers auf den Tisch gelegt und uns hier direkt so wohl gefühlt, dass wir spontan beschlossen haben, das kaufen wir. Wir haben sehr nette Nachbarn kennen gelernt, uns die Umgebung angeschaut (mehr virtuell als in echt, weil es gilt ja immer noch #FiqueEmCasa, also #BleibtZuHause). Dann sind wir wieder zurück in den ca. 100km entfernten Garten unserer Gastgeberin.
Beim Rausfahren wurde uns wieder bewusst, dass es ein großes Manko gibt: die zwei Kilometer lange Anfahrt ist der Horror – und der Bananenlaster hat zwei neue, fette Kratzer hinzu bekommen.
Also wenn man nicht hinkommt, ist das schon ziemlich doof. Und so hadern wir die nächsten Tage, sind uns unschlüssig. Doch dann entscheiden wir uns doch dafür, es zu kaufen – die paar Engstellen werden wir schon noch in den Griff bekommen. Es ist also beschlossen, wir kaufen. Und das Kind hat auch schon einen Namen: Quinta Prazera. Na gut, von einer Quinta ist das ungepflegte Land mit der dachlosen Ruine noch ganz weit weg. Aber egal.
Quinta Prazera, unsere neue Homebase
Genug Gelaber, Zeit für die Bilder unserer ersten Grundstücksbesichtigung:
Ja, ich weiß, irgendwie ist alles grün, und man weiß auf so Bildern nie, was überhaupt dazu gehört. Also mal ein paar Fakten:
- Es sind gute 2 Hektar, und fast alles liegt so ein bisschen am Hang. Wir haben auf Anhieb mehrere Plätze ausgemacht, auf denen man mit dem Wohnmobil stehen kann. Und mit etwas Arbeit würden sich weitere Plätzchen auftun – man könnte also durchaus auch Besuch empfangen.
- Das Grundstück grenzt an zwei Bäche, hat einen großen Brunnen und eine Quelle. Die ist aber wohl gerade imaginär. Da werden wir wohl herausfinden dürfen, ob wir da Wasser zum Sprudeln bekommen.
- 2017 hat es gebrannt, und zwar gründlich. Die meisten Bäume sind weg, wenige stehen noch, sind tot oder treiben gerade neu aus. Uns passt dieser lichte Baumbestand sehr gut in den Kram, und es treiben die richtigen Bäume aus: Olive, Steineiche, Eiche usw.
- Es treibt aber auch viel Grünzeugs aus, das wir vertreiben werden / müssen: Hier ein Mimosenwäldchen, da viele Kiefersetzlinge, Ginsterbüsche ohne Ende, Brombeerhecken.
- Es gibt eine Ruine mit ungefähr 50qm. Das Dach ist weg, aber die Mauern stehen noch vollständig. Und das seit 1877. Vermutlich wird die Ruina ein neues Dach, Fenster und Türen bekommen – das eilt jedoch nicht.
- Es sind 12km bis zur nächsten Dönerbude. Bis zum nächsten Dorf ist es 1 Kilometer.
- Es gibt großzügig angelegte Terrassen, die mal Garten waren – und vielleicht auch wieder werden, zumindest teilweise.
- Es führt ein öffentlicher Weg mittendurch. Erst fanden wir das befremdlich, aber eigentlich ist das gar nicht so schlecht – macht er unser wildes Grundstück doch etwas zugänglicher. Der Weg ist eine Sackgasse, am Ende wohnt unsere Nachbarin, eine nette Französin.
- Kullersteine! Es hat die großen, runden Granitsteine, die wir so sehr mögen!
Ehrlich gesagt finde ich das Grundstück ja fast ein wenig zu groß – wer braucht schon zwei Hektar! Und wenn eine gründliche Grundstücksbegehung zwei Stunden dauert, man dafür eigentlich eine Machete braucht, ist es dann nicht vielleicht doch zu viel des Guten?
Arbeit für Jahre – und doch nur wenige Wochen Zeit
Der Quadratmeterpreis war günstig, dafür dürfen wir noch etwas Geld in Gartengeräte investieren. Denn es gibt viel zu tun. Nach dem kräftigen Regen der letzten Wochen wuchert gerade alles zu. Die Brombeerhecken gehen noch, aber das Mimosen-Wäldchen muss bekämpft werden, die breiten sich sonst unkontrolliert aus. Die und Ginsterhecken sollten zumindest etwas gelichtet werden. Und überall liegt noch Holz rum, das weggeräumt werden möchte. Und einige tote Bäume, die uns in der Aussicht rumstehen, müssen noch gefällt werden. Die Wasserversorgung schlummert noch hinter der Brombeerhecke, und auch sonst sind einige Bereiche des Grundstücks noch nicht sehr zugänglich.
So viel Arbeit, und so wenig Zeit. Leider sind die letzten Wochen ins Land gezogen, ohne dass wir was machen konnten. Pro-Tipp: während dem Corona-Lockdown „kurz mal“ ein Grundstück kaufen, das ist eine etwas langwierigere Angelegenheit. Wenn alle möglichen Behörden geschlossen haben kann es dauern, bis alle Unterlagen beisammen sind. Und ranhalten müssen wir uns, weil der Sommer in Portugal kommen wird – und mit ihm die höheren Stufen von Waldbrandgefahr. Dann nämlich darf man nicht mehr mit Geräten / Maschinen arbeiten, und Buschwerk zu verbrennen, ist sowieso verboten. Wir wollen und müssen uns also ranhalten, und in den nächsten Wochen, möglichst noch bis Ende Mai, die grobe Arbeit erledigt haben.
Falls also jemand Lust auf ein Workout hat, kann er gerne zum Arbeitseinsatz vorbei kommen 😀 *
* Mit dem kompakten Wohnmobil! Kastenwagen oder so wäre gut! Und ach ja, Du müsstest noch kurz beim Baumarkt vorbei … Hüstl …
Der Anfang ist gemacht!
Eigentlich wollten wir ja bereits vorvorletzte Woche den Kaufvertrag beim Notar unterschreiben, wir sind auch schonmal nach Castelo Branco gefahren und haben uns im dortigen Industriegebiet eingenistet. Sollte auch alles ganz fix gehen. Die Anwältin hat sich auf Ausländer, die in der Region eine Immobilie kaufen wollen, spezialisiert, und macht einen fitten Eindruck. Aber es wäre ja wohl viel zu einfach, würde es reibungslos laufen …
Es zieht sich also, wir werden vom einen Tag auf den nächsten vertröstet, weil irgendwas fehlt, ein Dokument, ich denke es war der Grundbuchauszug, und es sollte jeden Moment kommen. Denkste. Nach einigen Tagen im Industriegebiet setzen wir zum Wochenende hin die Segel, und ziehen einfach um – auf unser künftiges Grundstück. Müssen wir halt mit dem Quad wieder hierher fahren, um den Vertrag zu unterschreiben. Nach fast zwei weiteren Wochen ist es dann endlich soweit, wir fahren nach Castelo Branco, um zu unterschreiben. Das Lustige an diesem Vertrag ist ja: Es braucht insgesamt ungefähr 12 Unterschriften. Denn das Grundstück gehört einer Erbengemeinschaft mit ungefähr sieben Erben. Die müssen jetzt auch noch zum Notar und unterschreiben. Wird wohl ein Familientreffen.
Sollen sie machen. Wir auf jeden Fall sind jetzt endgültig Großgrundstücksbesitzer!
Und wir haben schon vor einigen Tagen angefangen, uns durch unseren frisch erworbenen Urwald durchzuackern. Ich sag es mal so: meine Muskeln sind noch dabei, sich an die ungewohnte Belastung zu gewöhnen. Und dazu kommt noch der aktuelle Wetterumschwung: aus wochenlangem Dauerregen wurde plötzlich Sommer mit über 30 Grad. Ab 10 Uhr wird es echt kritisch mit dem Arbeiten. Vor allem von der Überhitzung wieder runter zu kommen, das ist echt nicht leicht. Daher heißt eines unserer ersten Projekte: fließend Wasser! Das brauchen wir aus diversen Gründen. Aktuell, um den Junghund zu baden. Ziva hat so ein Gemisch aus Zistrosen-Harz und Holzkohle auf dem Fell. Das fühlt sich so an und sieht auch so aus wie es sich anhört. Für Ziva ist das hier übrigens das absolute Paradies. 1000 Eidechsen sind vermutlich anderer Meinung, aber ich denke, sie hat noch keine einzige erwischt.
Aber über die Pläne und Fortschritte mit dem Land berichte ich dann doch ein andermal ein bisschen mehr. Momentan ist es so: Während ich dann schonmal übern Mittag energielos im Schatten rumhänge, erkundet Andre mit dem Quad die Gegend, und sucht schonmal die besten Spots, Badestellen für die allzu hitzigen Tage. Und ich denke, wir haben uns hier schon in eine richtig schöne Gegend einkauft … Jetzt müssen wir mal schauen, wie wir alles unter einen Hut bekommen. Diverse Aufgaben liegen vor uns: die normale Arbeit muss getan werden, das Land muss bearbeitet werden, dazu die üblichen Nebentätigkeiten. Aber wie man sieht, in ein paar Tagen sind wir schon recht weit gekommen:
PS: So sehen Sportschuhe aus, wenn ein 12-Tonner auf ihnen geparkt hat. 50€, Tschüssi.
PPS: So stehen wir seit heute. Haben in den Halbschatten geparkt. Aus 35 Gründen.
PPPS: Die Mittagspause heute. Vögel im Baum und Hunde im Busch beobachten.
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