Mit Hund im Wohnmobil | der große Survivalguide
Du liebst Hundehaare in jeder Ritze, „nasser Hund“ gehört zu deinen Lieblingsaromen und nach einer möglichst teuren, unzuverlässigen Alarmanlage für dein Wohnmobil suchst du schon länger? Schaff dir doch einfach einen vierbeinigen Mitbewohner an. Der kann sogar noch mehr tolle Sachen machen, versprochen!
Oder hast du ihn schon, den Hund, der dich regelmäßig zum Wahnsinn treibt? Meiner schafft das jetzt seit 11 Jahren. Und nein, ich schreie nicht gern. Ich hasse staubsaugen, Sabber zählt eher nicht zu meinen Lieblingsflüssigkeiten. So ein fast ausgekugelter Arm, nur weil gerade eine Katze vorbeikommt (oder vermutlich vorbeigekommen sein könnte), ganz toll.
Und das Allerbeste: diese schönen Gewohnheiten, die dich an deinem Hund stören, sie sind eigentlich gar nicht so tragisch. Solange du nicht mit deinem Hund im Wohnmobil lebst.
Plaaaaatz!
Irgendwo zwischen Kunst und Wissenschaft
Hunde liegen gerne rum, außer sie sollen Platz machen. Das kennt man ja. Mit Hund im Wohnmobil wohnen ist da besonders schön. Blöde im Weg rumstehen, das ist bei so einem langen Fahrgestell wie dem vom Tizon ja schon etwas nervig. Also soll er bitteschön Platz machen. Warum auch nicht, lungert er doch auch sonst den halben Tag rum. Aber ausgerechnet jetzt findet er es eine Zumutung seinen Hintern UND auch noch die vordere Hälfte auf den Boden zu verfrachten. Plötzlich altert der Hund um Jahre, die Arthritis macht es ihm unmöglich die Vorderläufe zu beugen, und wenn dann nur im ultimativen Zeitlupentempo.
Unnütz im Weg rumliegen, das können sie alle. Tizon macht hier eine Wissenschaft draus: wierum muss ich mich drehen, bis endlich mal wieder wer auf mich drauftritt? Egal wo im Wohnmobil du gerade hinwillst, er strackt langgestreckt im Gang rum, jeder Weg ist ein Eiertanz. Bloß nicht drauftreten, sonst quietscht es. Zwei Minuten später läufst du wieder nach vorne, er liegt jetzt anders, hat sich eingerollt, umgedreht, noch länger gestreckt. Kein Wunder, dass man da ab und zu mal trifft! Und dann revanchiert er sich auch noch: wenn die auf mich drauftreten können, dann kann ich das schon lange. Mit vollem Kralleneinsatz, wenn schon denn schon.
Jetzt könnte man dem Hündchen ja beibringen sich ein schönes, sicheres Plätzchen unterm Tisch zu besorgen. Aber: da liegt ja schon eine andere Fellnase namens Max. Während der kleine Hund wirklich überall im Wohnmobil ein nettes Plätzchen finden würde, muss er sich den einen Platz für seinen Mittagsschlaf aussuchen auf dem auch der Große gut einparken könnte.
Schnauze!
Die kaputte Wohnmobil-Alarmanlage: erst Fehlalarme ohne Ende, und wo ist eigentlich der Ausknopf??
So ein wachsamer Hund im Wohnmobil ist ja eigentlich was Feines. Und mein Großer mit seiner tiefen Stimme vertreibt garantiert jeden noch so windigen Gauner, sobald der an irgendeiner Tür rumfummelt.
Jetzt könnte man meinen, zwei Hunde sind besser als einer. Und tatsächlich, die zweistimmige Alarmanlage haben sie voll drauf. Egal wer warum und um welche Uhrzeit anfängt, der andere macht einfach mal mit. Wird ja schon einen Grund haben warum gerade gebellt wird. Den genauen lässt sich leider nicht feststellen, denn bei dem ganzen Gebelle kann ja keiner wirklich hören was draußen so los ist. Also einfach weiter bellen, die Gefahr könnte ja immer noch da sein. Und erst wenn Frauchen / Herrchen mindestens 5x „Schnautze“,“ Ruhe“, oder „Schluss jetzt“ gebellt haben könnte Hund sich langsam davon überzeugen lassen, dass draußen wirklich nichts los ist.
Raubtierfütterung
Wir fressen. Alles.
Die allabendliche Raubtierfütterung ist dank Trockenfutter erträglich. Frisst der Hund im Wohnmobil, ist Nassfutter ohnehin eher suboptimal. Das Zeug stinkt wie Hölle, da lässt sich die Qualität schon beim Öffnen der Dose vermuten. Also lassen wir das.
Interessant wird es immer, kommen leckere Knabbereien ins Spiel. Das Hündchen frisst das getrocknete Schweineohr ja nicht draußen vor dem Wohnmobil – sondern am liebsten unterm Tisch. Aber bitte nur bei schönem Wetter. Gut lüften ist da überlebenswichtig. Sonst hast du die nächste halbe Stunde ein ganz besonderes Aroma in der Nase.
Abhilfe schaffen hier übrigens vegane Leckerlis: Karotten. Unsere Hunde lieben sie. Und es lohnt sich, bei den Leckerlis auf Möhren umzusteigen: erstens müssen die ohnehin weg, zweitens stinken sie nicht – weder beim Essen, noch bei den Ausdünstungen einige Stunden später. Drittens ist es ein Mordsspaß für vorbeikommende Passanten. Der Hund knabbert an Möhren? Ja wo gibt’s denn sowas?
Hunde können ja saufen wie die Löcher. Kaum hast du den Wassernapf aufgefüllt, ist er schon wieder leer. Und bei zwei Hunden im Wohnmobil spielst du schon mit dem Gedanken, so eine sich automatisch wiederbefüllbare Pferdetränke einzubauen. Nur, wenn du mit dem Wohnmobil wegfahren willst, dann wurde das Wasser die Stunden vorher nicht angerührt, ist der Napf randvoll. Zumindest, bis du am Ziel angekommen bist, das Wasser zum nass durchwischen ist dann schon da.
Das Müllproblem kennen Freisteher ja, zumindest in Deutschland: Wenn man mal einen Mülleimer braucht ist keiner da. Wenn du dein Müllaufkommen minimieren möchtest, schaff dir einen Hund an. Apfelbutzen, matschige Trauben, nicht mehr ganz so frische Karotten, übrig Gebliebenes vom Mittagessen oder trockenes Brötchen: wer mit Hund reist wirft einfach weniger Nahrungsmittel weg. Zumindest solange, bis der Hund allzu verwöhnt ist. Dann schaff dir einfach einen Zweithund an. Der Futterneid wird es richten.
Nicht bewegen.
Es ist ein regnerischer / viel zu heißer Tag oder einfach nur viel zu früh am Morgen?
Immer schön unauffällig verhalten, möglichst noch Tiefschlaf vortäuschen. Frühaufsteherhunde und Nachteulenmenschen haben es schwer die richtige Uhrzeit für die morgendliche Gassirunde zu finden. Bei Mistwetter relativiert sich das ein wenig, da bewegen sich zumindest unsere Hunde nicht vor halb elf in Richtung Wohnmobiltüre. Im Idealfall erziehst du deinen Hund zum Spätaufsteherhund um. Kein Hund muss morgens um sieben raus, außer du hast es ihm antrainiert 🙂
Die Sache mit der Bewegung ist auch so eine, geht es um das Anbinden des Hundes VOR dem Wohnmobil. Es ist total egal wie lang die Leine ist, der beste Platz zum Hinstracken ist immer ganz am Ende der Leine. So dass auch jeder richtig gut drüberstolpern kann. Besonders spaßig sind zwei lange Leinen. Hund rein ins Wohnmobil, Hund raus ins Womo, zweiter Hund munter hinterher, und schon ist der erste Knoten drin. Sobald der draußen ist geht’s natürlich munter weiter im Hundekarussell.
Haare, Schlamm, Zecken und anderer Dreck
Hund im Womo? Paradiesische Zustände für Putzteufel.
Parke so, dass die einzige Pfütze auf dem Stellplatz direkt vor der Wohnmobiltüre liegt. Dein Hund wird sie garantiert treffen. Und während der abendlichen Gassirunde trittst du selbst in die zweite Pfütze auf dem Platz – weiß der Geier wo die plötzlich herkommt.
Überwintern im Süden und Fellwechsel beim Hund, auch so eine ganz feine Sache. Offenbar ist die Biologie des Hundes sehr verwirrt beim Wechsel der innereuropäischen Klimazonen. Und wechselt das Fell einfach mal öfters durch. Sommerfell im portugiesischen Winter, im Frühling zurück ins kühle Deutschland, gleich mal Winterfell draufpacken. Paar Wochen später wird es wärmer, also wieder Sommerfell. Es wird langsam Herbst, höchste Zeit fürs nächste Winterfell. Oh, es geht nach Spanien, Sommerfellzeit! Diese Idee mit dem Nackthund erscheint mir immer attraktiver. Denn auch wenn der x-te Handstaubsauger ein Guter ist, ganz raus bekommst du die Hundehaare nie. Denn sie sind üüüübeeeeraaaall.
Wenn du im Schwarzwald wohnst ist es eine klare Sache: vor und nach dem Sommer hat es Zecken, je nachdem wie warm/nass der Winter bzw. Sommer war. Du suchst die üblichen Stellen ab und wenn es dir zu bunt wirst, machst du Chemie drauf, fertig. Mit dem Hund im Wohnmobil rumreisen bedeutet, dass du in immer neuen Regionen Gassi gehst. Und Zecken unterscheiden sich regional sehr. In ihrer Agressivität, der Optik, ihrem Beißverhalten. Du willst aber auch nicht das ganze Jahr über Chemie auf den Hund draufschmieren, also bist du ständig dabei diesen nach Zecken abzusuchen. Diese ekligen Biester, wer braucht die eigentlich?
Dann wäre da ja noch dieser generelle Dreck. Tiefergelegte Hunde stecken bei einer normalen Schlammpfütze schon hüfthoch drin, andere (wie meiner) müssen sich erst noch absichtlich reinlegen. Manche sind eher wasserscheu, Tizon geht keinem Wasserloch aus dem Weg, egal ob Rinnsal oder Atlantik. Umso größer die Dreckklumpen am Hintern, desto besser. Gut, dass die Beifahrersitzbank in meinem Ducato ohnehin sein Rückzugsplatz ist. Da kann er erstmal abtrocknen. In der Hoffnung, dass der meiste Dreck wieder von alleine abfällt. Funktioniert, aber nur manchmal.
Ist ja manchmal auch ganz nett mit den Knalltüten
Es hat einen Grund, dass wir Hunde haben …
Jetzt mal ernsthaft: Warum sollte in jedes Wohnmobil mindestens ein Hund rein? Weil du mit Hund einfach mehr rumkommst – und zwar zu Fuß. Du hast einen netten Übernachtungsplatz gefunden? Mit dem Hund raus zu müssen hilft dir ungemein dabei einfach mal die Gegend zu erkunden. Mit Einheimischen und sonstigen Hundefreunden in Kontakt zu kommen. Dir die Beine vertreten, selbst mal an die frische Luft kommen, kann ja auch nie schaden.
Also, los geht’s. Im Tierheim deines (zukünftigen) Vertrauens findet sich vielleicht eine passende Fellnase. Denke aber vorher gründlich darüber nach welcher Hund zu dir passen könnte. Damit du im Tierheim selbst nicht in die Emotionsfalle tappst, blindlings irgendeinen Hund mitnimmst. Damit meine ich nicht zwingend die Rasse. Sicher, ein Bernhardiner passt vermutlich nicht perfekt ins Wohnmobil. Außer, du stehst voll auf staubsaugen. Große, schwere Hunde tun sich im Alter schwer mit dem Ein- und Aussteigen. Und der Sommerurlaub in Südspanien tut ihnen vermutlich auch nicht besonders gut. Das Energielevel des Hundes muss zu dir passen: Hyperaktiver Supersportler oder doch ein ganz Gemütlicher? So ungefähr sollte es schon passen.
Dann wirst du viel Spaß haben mit deinem Wohnmobilhund.
Bei etwas kühleren Temperaturen spart ein Hund anständiger Größe die Heizung. Die Körpertemperatur von Hunden ist etwa ein Grad höher als unsere. Wenn du unter kalten Füßen leidest, das legt sich mit der passenden Hundeheizung.
Die meisten Hunde sind drauf wie die Pfadfinder, „allzeit bereit“. Du hast Bock auf spazierengehen, spielen, kuscheln oder einen Zwischensnack? Die kleinste Andeutung genügt, und dein Hund ist schon da.
Erprobtes Survival Kit, für ein entspannteres Leben mit Hund im Wohnmobil:
Es braucht nicht viel damit dein Hund im Wohnmobil glücklich sein wird. Mit dabei sein ist alles. Damit auch du dich mit einem Hund in allen Lebenslagen arrangieren kannst, setze auf erprobtes Equipment. Das haben wir im Einsatz:
1. Furminator Bürste: Jedes Hundehaar, das beim Bürsten rausgeht landet schon nicht im Wohnmobil. Und der Furminator ist einfach die beste Bürste.
2. Überschwappsicherer Wassernapf von Hunter: unsere neueste Errungenschaft. Selbst wenn ein Liter Wasser drin ist, beim Antischwappnapf schwappt nichts über bei der Fahrt.
3. Dyson Staubsauger: dank der langen Düse schaffst du es mit dem Handstaubsauger von Dyson zum hundehaarfreien Wohnmobil – zumindest für die nächsten fünf Minuten.