Jetzt wird’s knuffig!
Ja, liebe Blogleser, nächste Woche gibt es einen „richtigen“ Reiseblog. Heute gibt es einen reinen Hundeblog. Dogcontent vom Feinsten sozusagen. Denn nicht nur, dass am Stausee im deutschen Eck fünf Wohnmobile mit fünf Hunden drin stehen. Wir müssen da jetzt wohl auch noch einen oben drauf setzen …
Hat mich die letzten Wochen einer gefragt, ob ich mir wieder einen Hund holen möchte, dann war die Antwort immer ein klares Nein. Denn eigentlich ist ein Hund im Wohnmobil völlig ausreichend, und dass ich nicht der Superheld der Hundeerziehung bin, habe ich ja mit Tizon ausreichend bewiesen.
Doch irgendwie hat sich diese Einstellung mit jeder Woche irgendwie zunehmends gewandelt. Und fünf Wochen nachdem uns Tizon verlassen hat war es mir dann klar: es wird einen neuen Hund geben. Klar wurde es mir beim Stöbern im Internet. „Irgendwie“ und natürlich „rein zufällig“ bin ich auf eine deutsche Hundevermittlungsseite hier in Portugal gekommen, und dort habe ich ein Hundemädel gesehen, das mir schon gefallen würde. Da war es dann klar: Max ist und bleibt Andres Hund, und ich will auch wieder einen haben.
Und wenn der Entschluss für einen neuen Hund schon gefallen ist, warum noch lange dran rummachen? Und so sind wir einmal vom Osten Portugals drei Stunden lang bis an die Westküste gefahren, haben das Hundemädel eingepackt und mitgenommen.
Wir fahren also mit dem Vario nach Caldas da Rainha. Extra mit dem großen Wohnmobil, dann können wir die Kleine einpacken, und in der Nähe eine Nacht verbringen, ehe es gemütlich zurück geht. Sie kann sich direkt in ihrem künftigen Zuhause einrichten, das Ganze ist einfach stressfreier als im Ducato.
Vor allem aber kann uns Max bei der Welpenbesichtigung sagen, was er von der jungen Dame hält. Das ist ein wichtiger Faktor. Denn nachdem Max den Tizon fast drei Jahre lang nicht so richtig leiden konnte, wollen wir auf dieses Theater wirklich verzichten. Wir kommen da also an, und bringen die beiden zusammen. Was macht Max? Er benimmt sich von Anfang an super komisch. Er ignoriert die Kleine komplett. Einmal kurz schnuppern, und das war’s. Dann hat Max Schaum vorm Mund. Häh? Max hat NIE Schaum oder Sabber oder sonstwas! Wir sind leicht verunsichert. Aber gut, neutral ist ja besser als dass er irgendwie blöd wäre. Also entweder hat er die vielen anderen Hunde hinter dem Haus in der Nase, oder es ist, weil sie von der gestrigen Kastration noch ein bisschen belämmert ist. Vielleicht auch beides.
Im Nachhinein ist es uns klar. Max hat es sofort kapiert: die Trulla zieht mit ein. Er sollte Recht behalten, und so darf ich vorstellen:
Ziva
Man spricht es „Siwa“ aus. Der Name kommt wahlweise aus dem Hebräischen (Ziv = Glanz, Ruhm) oder dem Bosnischen (von Zivot = Leben). Und ich habe ihn ihr verpasst, denn bisher hieß sie Doro, und zu diesem Namen haben Andre wie auch ich eher nicht so gute Assoziationen.
Die junge Dame ist sechs Monate alt, eine portugiesische Mischung aus Irgendwas. Ich würde sagen, da ist eindeutig en „Podengo portugues pequeno“ drin. Max ist eine Mischung aus einem Podengo medio, die optische Ähnlichkeit ist also kein Zufall, sondern durchaus rassebedingt. Es gibt übrigens kleine, mittlere und große portugiesische Podengos.
Aber wen juckt schon die Rasse. Wichtiger ist ja das Wesen. Ziva ist eher zurückhaltend und unterwürfig. Und obwohl sie in ihrem bisherigen Leben nicht mehr kannte als das Grundstück mit den wenigen menschlichen Bezugspersonen und den vielen Hunden, hat so einiges auf Anhieb geklappt.
Autofahren ohne kotzen: check. Draußen piseln und kacken: Doppelcheck. Gassigehen ohne Wegzulaufen: Hipphipphurra. Ziva macht uns schon jetzt viel Freude. Sie taut langsam auf, unterm Tisch fühlt sie sich wohl, sie kommt her wenn man sie ruft und sie mitbekommt, dass man sie meint, nach der zweiten Gassirunde steht sie freudig vor der Wohnmobiltüre weil sie wieder rein will. Sie bleibt beim Rudel, schleckt nur Hände, aber keine Gesichter ab, und das mit der Stubenreinheit klappt vom ersten Moment an. Es wird noch ein paar Tage dauern bis sie kapiert hat, dass sie Ziva heißt, und ich bin mir sicher, dass sie andere Dinge ebenso schnell lernen wird.
Jetzt hoffen wir, dass sich nur ein kleines Problem noch löst: dass Max die kleine Ziva anknurrt. Wenn sie ihm total unterwürfig die Lefzen leckt, reagiert Max total genervt. Ich denke, sie möchte einfach von ihm akzeptiert werden, dann würde sich das von selbst wieder legen. Max ist jetzt vielleicht auch einfach nur ein bisschen angepisst: für knappe sechs Wochen war er Einzelkind, Thronfolger, der einzig wahre „Max von Amumot“. Jetzt hat er da so ein junges Ding an der Backe. Shit. Und dann komm auch ich noch daher und sitze auf seinem Platz, während wir durch halb Portugal fahren um die Kleine abzuholen. Aber ich denke, dass sich das legen wird. Denn für sein Alter ist Max noch sehr verspielt, und ich denke er kann schon was mit ihr anfangen.
Hunde aus Zentralportugal
Susanne lebt bereits seit vielen Jahren in Portugal, betreibt in der Nähe von Caldas da Rainha (Westküste, Portugal Centro) ein privates Hunde-Tierheim, und das heißt „Hunde aus Zentralportugal“. Sie bekommt die Hunde aus allen möglichen Quellen: Welpen, die böse Menschen in den Müll geworfen haben. Junge Hunde aus schlechter Haltung. Trächtige Hündinnen. An Nachschub mangelt es kaum.
Sie vermittelt viele Hunde nach Deutschland, und momentan hat sie sehr viele junge Hunde. Welpen und Halbstarke, die ein neues Zuhause suchen. Primär kleine und mittelgroße Hunde, die bei ihr im Rudel leben. Also genauer gesagt sind es mehrere Rudel, die etwas nach Alter, Verträglichkeit usw. aufgeteilt sind. Also echt jetzt: wenn du in Portugal bist und einen Hund suchst, dann frag mal bei Susanne an. Gerade an „Halbstarken“, also den ungefähr halbjährigen Hunden, hat sie gerade einige. Ein gutes Alter für eine Adoption, wie ich finde. Wurden sie bei ihr geboren, sind sie im Rudel aufgewachsen, haben keine negativen Erfahrungen mit der Außenwelt gemacht. Und wie schnell sich junge Hunde anpassen und in der großen weiten Welt zurecht finden, das sieht man ja an Ziva. Sie kommt aus einem Wurf mit insgesamt sechs Welpen, die alle nicht sehr hyperaktiv sind, eher ein bisschen faul und gechillt. Ich denke, dass die Ziva ein recht sensibles Hundemädel ist, das bei den jungen Wilden einfach untergegangen ist. Denn hier taut sie langsam auf, rennt durch die Gegend, ist neugierig, bereit, die große weite Welt zu entdecken.
Die Chefin Susanne und ihr Mann sind übrigens auch Wohnmobilfahrer. Wenn du etwas bleiben und helfen, dir ein paar Tage Zeit lassen möchtest bei der Hundeauswahl, dann frag sie doch einfach was möglich ist.
Zurück zum Hunderudel am See
Wir fahren also wieder zurück zum See. Der ist für den Anfang einfach perfekt: die Nachbarn haben nette Hunde, es ist alles sehr weitläufig, und so kann die kleine Ziva hier kaum verloren gehen. Es gibt hier ein paar neue Hundekumpels kennen zu lernen. Ziva hat ja eine frische Operationsnarbe am Bauch, und so sind wir etwas vorsichtiger, achten bei den Spielkameraden darauf, dass sie nicht so wild unterwegs sind. Aber erstaunlicherweise sind selbst die sonst so aufgeregten Hunde ganz lieb und zärtlich zu der kleinen Ziva. Passt also ?
Wir haben die Ziva jetzt gute 24 stunden. Sie entwickelt sich momentan stündlich weiter, wird nach anfänglicher Ängstlichkeit mit den Hunden hier warm, rennt umher, und ich bin ganz überrascht, welche Kondition sie an den Tag legt. Zwischendurch eine halbe Stunde pennen, und schon kann es weiter gehen. Sie kann übrigens auch schon Besucher anbellen, die ihr unheimlich sind, und was heute Vormittag noch gar nicht ging, nämlich eigenständig aus dem Wohnmobil aus- und einsteigen, und zwar trotz Fliegennetz, klappt heute Abend auch schon. Also wenn das so weiter geht, dann können wir uns für die nächsten Wochen und Monate warm anziehen!