Shortstories

Kurze Geschichten aus dem Camperleben.

Ich frage, Camper antworten – Erlebnisse, Erfahrungen, Wünsche und Ängste rund um das Reisen mit Wohnmobil und Wohnwagen. Jeder kennt sie, die kleinen Geschichten, die unterwegs so passieren – und die dem Reisen erst die gewisse Würze geben.

andre
Andre lebt und reist seit Jahren im Wohnmobil amumot.de
facebook.com/AMUMOT.de

Andres Geschichte zu meiner Frage:

Unterwegs in fremden Ländern trifft man auf andere Gepflogenheiten und Lebensweisen. Von welchem Volk hast du was für dich mitnehmen können?

Man kommt ja schon ziemlich rum, wenn man mit dem Wohnmobil so durch die Gegend tingelt. Andere Länder andere Sitten, heißt es ja und da ist auch was dran – wie ich finde. Dieses „typisch Deutsch“ fällt vor allem dann auf, wenn man längere Zeit nicht in Deutschland ist und dann die eigenen Lands-Männer in einem fremden Land sieht.

Letztes Jahr in Polen zum Beispiel war ich von der Gastfreundschaft der Einheimischen begeistert. Fast überall wo wir standen, sind die Einheimischen offen und freundlich auf uns zugegangen und versuchten, sich mit uns zu unterhalten. Ok, in einem Land, wo man eher russisch statt englisch spricht und wir nun weder polnisch noch russisch können, keine einfache Angelegenheit. Lange und umfangreiche Gespräche waren daher nur schwer möglich – auch Google Übersetzer war nicht wirklich eine Hilfe.

Trotzdem war ich von der Offenheit und Gastfreundlichkeit sehr beeindruckt. In Deutschland wurde ich noch nie von wildfremden Menschen zum Grillen eingeladen, und nur selten sprechen mich fremde Menschen an und erzählen mir aus ihrem Leben.

Am meisten konnte mich jedoch das portugiesische Volk begeistern. Die Portugiesen scheinen anders zu ticken. Neid und Missgunst scheinen in Portugal weniger stark ausgeprägt zu sein als in Deutschland. In Deutschland fühlt sich jeder für alles zuständig, und muss auch alles kommentieren.

In Portugal dagegen sind wir eher mal auf Unverständnis gestoßen, als wir mal gefragt haben, ob dies oder jenes ok sei. Die Leute waren fast fassungslos, wie man so eine Frage stellen kann ? Hier schaut man nicht was die Anderen tun, sondern jeder lebt so wie er selbst am glücklichsten ist. „Leben und leben lassen“ ist wohl das richtige Stichwort.

Ruhe und Gelassenheit konnte ich für mich aus Portugal mitnehmen. Hektik scheint in Portugal ein deutsches Fremdwort zu sein. Das merkt man überall. Im Supermarkt an der Kasse, die Leute unterhalten sich mit der Kassiererin und die Schlage dahinter wartet geduldig. Das hat mich sehr inspiriert und seither lasse ich mich auch bei Lidl an der Kasse nicht mehr hetzen. Warum auch – es bringt ja nichts, sich selbst stress zu machen.

Immer mehr, immer höher, immer weiter – immer mehr Geld verdienen – Haste was, dann biste was – aber nicht mehr mit mir! Es scheinen viele nicht zu verstehen, warum ich versuche mein Einkommen auf einem Level zu halten, statt stetig weiter zu steigern. Der Grund ist einfach: Zeit ist für mich viel mehr wert, als alles Geld der Welt.

Man kann also von anderen Ländern durchaus etwas lernen- wenn man es zulässt. Ich konnte meine Lebensqualität damit steigern, habe weniger Stress und kann die Zeit, welche ich noch habe, genießen.


asdf
Nele reist mit Mann, Hund und Wohnwagen. camperstyle.de
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Neles Geschichte zu meiner Frage:

Jeder hat sie, die eine Story einer merkwürdigen Begegnung. Was war dein gruseligstes Campingerlebnis?

Ich wurde schon einige Male Opfer gruseliger Campingmomente – denn ich habe tagsüber zwar immer eine recht große Klappe, fürchte mich aber seit meiner Kindheit vor der Dunkelheit. Deshalb meide ich zum Beispiel nächtliche Spaziergänge mit dem Hund wie die Pest. Selbst auf dem Campingplatz bin ich zu vorgerückter Stunde ein echter Schisser und entferne mich nur im äußersten Notfall mehr als 50 Meter von unserem Wohnwagen.

Vor wenigen Tagen hatte ich dann mal wieder den Jackpot gezogen. Unsere aktuelle Station ist ein kleiner Campingplatz in Bayern. Er liegt naturnah an einem von Büschen und Schilfgras gesäumten Baggersee – wunderschön, aber zu dieser Jahreszeit ab 20 Uhr abends tiefschwarz, totenstill und wie leergefegt. Ich hatte noch eine Ladung Wäsche in der Gemeinschaftsmaschine und das olle Ding wollte einfach nicht fertig werden. Erst gegen 23 Uhr hatte das Gerät dann endlich seine Arbeit verrichtet.

Ich trete also vor die Tür – wie immer sehe ich weder die Hand vor Augen noch eine andere Menschenseele. Als emanzipierte und stolze Frau ist es mir jedoch zu peinlich, Jalil als Geleitschutz für die paar hundert Meter zum Waschhaus zu aktivieren und so mache ich mich todesmutig alleine auf den lebensgefährlichen Weg.

Schon leicht angespannt und mit geschärften Sinnen nähere ich mich Schritt für Schritt dem Gebäude und lausche in die Nacht. Der Lichtkegel der Taschenlampe ist schwach, denn natürlich machen ausgerechnet jetzt die Batterien schlapp. Als ich gerade die dunkelste Passage zwischen den Bäumen direkt am See durchqueren will, ertönt hinter mir zuerst ein zischendes Geräusch und direkt danach ein markerschütternder Schrei. Ich fahre herum und fuchtele wie wild mit der Taschenlampe durch die Gegend. Hektisch versuche ich, im Gebüsch etwas zu erkennen. Nichts. Nach einigen Sekunden gehe ich mit zitternden Knien ein paar Schritte weiter. Wieder ein lauter Schrei und ein Lufthauch direkt über mir. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und sehe im schwachen Schein der einzigen Laterne (das Wort „Funzel“ würde es eher treffen…) eine riesige Eule davonjagen.

Erleichterung. Jetzt erst einmal durchatmen und die letzten 50 Meter zum Waschhaus spurten. So schnell hatte ich noch nie meine Klamotten zusammengerafft. Mit dem notdürftig verpackten Wäscheberg auf dem Arm und noch etwas verschreckt trete ich den Rückweg an.

Auf weitere Eulenattacken bin ich nun eingestellt und nehme mir vor, mich nicht mehr ins Bockshorn jagen zu lassen. Schließlich bin ich ja keine Maus. Jawoll.

Den Blick fest nach vorne geheftet marschiere ich weiter tapfer durch die Dunkelheit. Doch kaum bin ich wieder an den Büschen angelangt, knallt irgendwo ganz nah hinter mir eine Glasflasche auf den Boden und zerbricht mit lautem Klirren. Vor Schreck mache ich einen Satz nach vorne und diesmal suche ich nicht nach der Ursache, sondern nehme die Beine in die Hand und flitze zurück zum sicheren Wohnwagen. Wer auch immer die Flasche hat fallen lassen – vermutlich einfach nur jemand, der ohne Licht ein Feierabendbier trinken und Sterne gucken wollte – muss sich bei diesem Anblick kaputt gelacht haben. Und ein paar frische Socken sind im Eifer des Gefechts auch auf der Strecke geblieben. Aber ich konnte mein Leben retten, und das ist es doch, was zählt, oder? 🙂

Morgen muss ich übrigens wieder waschen. Der Wecker steht bereits auf 7.30 Uhr. Morgens.


asdf
Bianca und ihr Mann reisen (und kochen!) im Wohnmobil
4reifen1klo.de
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Biancas Geschichte zu meiner Frage:

Zwischenmenschliche Kontakte bereichern eine Reise meistens. Welche Begegnung ist dir im Gedächtnis geblieben?

Es gab viele zwischenmenschliche Kontakte auf unseren Reisen. Dabei fällt mir sofort der Franzose an der Tankstelle ein, der uns in einer sehr, sehr misslichen Lage, trotz Sprachbarrieren, sofort geholfen hat.

Auf einer Rückreise aus Frankreich, wollten wir in Paris einen Zwischenstopp einlegen. Unter anderem wollten wir in Paris noch „kurz“ tanken, weil unser Tank fast leer war.

Mit dem Navi haben wir dann entsprechende Tankstellen gesucht. Wir sind eine nach der anderen angefahren. Allerdings waren diese entweder komplett geschlossen, bereits abgerissen und mit Häusern bebaut oder wir waren außerhalb der Geschäftszeiten da.

Wir wollten gerade die 9. Tankstelle anfahren, die uns das Navi vorgeschlagen hat, als wir durch Zufall durch eine kleine Gasse Zapfsäulen gesehen haben.

Da wir nicht wussten, ob wir diese finden, wenn wir außen rumfahren, ist mein Mann mit dem Wohnmobil plus Anhänger kurzerhand durch die kleine Einbahnstraße gefahren. Unser Bordcomputer zeigte nur noch eine Reichweite von 34 km an!

Juhu, wir sind an der Zapfsäule angekommen. Dabei handelte es sich zwar um einen Tankautomaten, was in Frankreich typisch ist, aber das war uns egal. Schließlich haben wir an solchen Automaten schon öfter tanken müssen. Ist kein Problem. Dachten wir…

In Frankreich muss man an solchen Automaten erst einen Betrag von der Kreditkarte abbuchen lassen, damit man tanken kann. Allerdings nahm dieser blöde Automat unsere Kreditkarte nicht an (heute wissen wir, dass unsere Kreditkarte für Paris, warum auch immer, nicht freigeschaltet war).

Mein Mann hat daraufhin einfach den französischen Autofahrer, der an einer anderen Zapfsäule tankte, angesprochen. In einer Mischung aus deutsch, englisch und französisch haben wir versucht unsere Situation zu erklären. Wir fragten ihn, ob er uns für 50 € von seiner Kreditkarte tanken lassen würde. Wir würden ihm das Geld in bar sofort wiedergeben.
Damit er uns auch glaubte, wedelte ich mit dem 50-Euro-Schein rum.

Und wahrhaftig! Der Junge Franzose zückte seine Kreditkarte raus und schaltete 50 € frei! Ich weiß nicht, wie oft ich in diesem Moment “Merc, merci, merci“ gesagt habe. Wir wären niemals mit einer Restreichweite zur nächsten (offenen) Tankstelle gekommen.

Es war eine unendliche Erleichterung, soviel Hilfsbereitschaft, in einer für uns aussichtslosen Situation, zu erfahren.

Jetzt konnte unsere Fahrt entspannt weitergehen.

Am nächsten Tag haben wir auf der Autobahn vollgetankt.


asdf
Nima lebt und reist ganzjährig im Wohnmobil, zusammen mit ihrem Freund Steve und ihren drei Hunden.
abenteuer-unterwegs.de
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Nimas Geschichte zu meiner Frage:

Wer viel reist, bekommt viel zu sehen. Welchen Anblick hättest du dir gerne erspart?

Diese Frage hat es ganz schön in sich und ich musste lange überlegen, was ich antworte. Am liebsten erzähle ich über die schönen Dinge, die ich unterwegs erlebt habe. Die unschönen Seite gehören aber dazu. Es wäre gelogen zu behaupten, dass diese nicht existieren.

Zu den Anblicken, die ich mir gerne erspart hätte, gehört diese Geschichte. Als wir durch Griechenland gereist sind, haben wir viele Streunerhunde gesehen. Einigen davon geht es gut und sie kommen zurecht, bei anderen sieht es schlecht aus. Zur zweiten Gruppe gehörte Leo. Ihn habe ich im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel gesehen: ein Rippengestell, das sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

Wir haben angehalten, ihn uns genauer angesehen und herumtelefoniert. Nirgends konnte ich Hilfe auftreiben, also haben wir ihn letztendlich zu uns in den Bus genommen. Das war riskant, denn er hatte hundertprozentig ansteckende Krankheiten. Da wir selber Hunde haben, war das nicht ganz ohne.
Nachts haben wir ihn draußen angeleint und sind am nächsten Tag sofort mit ihm zu einem Tierarzt gefahren. Mit sehr viel Hartnäckigkeit habe ich dann auch einen griechischen Tierschutzverein ausfindig gemacht, der ihn aufgenommen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein schon deutlich mehr Tiere als er überhaupt verkraften konnte. Daher war es keine Selbstverständlichkeit, dass sie den schwerkranken Leo auch noch aufnehmen.

Obwohl wir uns alle um den kleinen Kerl bemüht haben, ist er zwei Tage später gestorben. Seine zahlreichen Erkrankungen waren leider schon zu weit fortgeschritten.

Sein Blick hat sich mir bis heute tief eingebrannt und ich habe viele Tränen vergossen, als er gestorben ist.
Dennoch hatte diese Situation auch gute Seiten. Ich habe viele engagierte Einheimische kennengelernt, die sich dem Schutz der Tiere widmen. Auch über mich selber habe ich etwas erfahren. Wegschauen ist für mich keine Option. Wenn ein Lebewesen Hilfe braucht, Mensch oder Tier, dann setze ich mich dafür ein. Dass dies für mich mit Unannehmlichkeiten vebunden sein kann, nehme ich dabei in Kauf.

Im Laufe unserer Reise haben wir noch einige tierische Schicksale erlebt. Manchen konnten wir helfen, anderen nicht. Versucht haben wir es immer. Und seit Weihnachten hat zumindest ein griechischer Streuner ein neues Zuhause gefunden – unser Wildfang Merle!


asdf
Steffi lebt und reist im Wohnmobil, ist im Winter in Südeuropa unterwegs.
keine-eile.de
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Steffis Geschichte zu meiner Frage:

Wo bist du schonmal so hängen geblieben, dass du dir zumindest kurz mal dachtest „hierin könnte man auswandern“?

Diesen Gedanken – hierhin könnte man auswandern – hatte ich schon oft.

Auf Reisen kommen wir an vielen schönen Orten vorbei. Und gerade dort, wo wir länger als nur ein paar Tage verweilen, kommt oft eine Art Heimatgefühl auf. Denn je länger wir an einem Ort sind, je mehr wird er unser zu Hause. Manchmal so sehr, dass das Wegfahren schmerzt.

Ich kann mich noch gut an das erste Mal erinnern, als ich diesen Gedanken hatte. Das war in Thailand und ist schon ein paar Jahre her. Wir haben eine 6-monatige Radreise durch Nordthailand unternommen und sind im Verlauf dieser Reise auch eine Weile entlang des Mekong geradelt.

Flüsse finde ich immer sehr spannend und anziehend. Und vor allem der Mekong ist ein beeindruckender Fluss. Mit seiner großen Tide. Den vielen Untiefen, wo das Wasser reißend über Steine rauscht.

An seinen Ufern leben viele Menschen. Es gibt einige sehr schöne Orte. Und ich hätte mir sehr gut vorstellen können, vielleicht nicht für den Rest meines Lebens, aber doch für eine sehr lange Zeit, in einem Bambushaus am Mekong zu leben.

Aber es ist nicht nur der Fluss, oder die Landschaft… es sind auch die herzlichen Menschen im Norden Thailands und natürlich das extrem leckere Essen.

Das letzte Mal, als ich den Gedanken – hierhin könnte ich auswandern – hatte, war im Alentejo in Portugal.

Hier gibt es riesige, einsame Grundstücke. Gelegen in einer grünen Hügellandschaft. Wir waren mit dem Wohnmobil unterwegs und haben einen einsamen Platz an einem der vielen Stauseen Portugals gefunden.

Direkt gegenüber befand sich ein Bauernhof. Er lag auf einer kleinen Landzunge, die in den riesigen See hineinragte. Eine große Ziegenherde und zwei Hunde kamen jeden Abend runter zum Wasser gelaufen.

Abgeschiedenheit und große Weite reizen mich sehr. So sollte mein Zuhause aussehen!


asdf
Sebastian lebt zusammen mit Frau und Hund als digitaler Nomade im Wohnmobil.
arbeiten-unterwegs.de
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Sebastians Geschichte zu meiner Frage:

Beim Reisen im Camper ist man der Natur ja sehr nahe. Was war dein tierischstes Erlebnis?

Unser tierischstes Erlebnis hat irgendwie nur indirekt mit Natur zu tun. Es geht nämlich darum, wie wir auf den Hund gekommen sind, mit dem wir aber nun natürlich viel Natur erleben!
Als wir 2015 gestartet sind, gab es nur uns beide, Steffi und mich sowie unser Wohnmobil. Auf unserer Reise lernten wir Lothar und seinen Hund Anibal kennen, der super erzogen war und eine positive Abwechslung zu den vielen Hunden, die dauernd bellten, nicht auf Herrchen oder Frauchen hörten und mich nervten. Ich hatte außerdem Angst vor größeren Hunden. Zu Steffi sagte ich damals: „Also so einen Hund kann ich mir auch vorstellen“.

Steffi war sowieso ein Tiermensch und ihr fehlte ein tierisches Familienmitglied seit unsere Kater gestorben und wir unsere Wohnung aufgelöst hatten. Die kommenden Wochen beschäftigten wir uns also mit dem Thema Hund. Was müssen wir alles wissen, was brauchen wir alles, wie erziehen wir ihn und welche Rasse soll es werden? Ein Retriver oder ein Goldie sollte es sein. Im folgenden Sommer wollten wir uns in Deutschland nach einem Welpen umschauen.

Einige Wochen später waren wir in der Algarve unterwegs und mussten Richtung Lissabon, weil Steffi nach Deutschland fliegen wollte. Vorher mussten wir noch einmal Wäsche waschen. Ich habe also nach einem Platz mit Waschmaschine gesucht. Es gab nur einen Stellplatz in der Umgebung, den fuhren wir an. Bei der Ankunft viel mir als erstes eine Hyäne auf, die aus einem Zwinger guckte. Beim zweiten Blick merkte ich aber, dass es ein Hund war.

Wir suchten uns einen Platz und richteten uns ein, da kam von der anderen Seite eine Frau herangestürmt und rief „Endlich mal Deutsche hier“. Sie kam zu uns rüber und erzählte uns, dass sie sich freut, endlich mal wieder deutsch sprechen zu können. Auf dem Platz seien nur Niederländer und Briten und mal wieder deutsch zu sprechen fände sie so befreiend. Sie lud uns direkt zu einem Wein am Abend ein.

Abends saßen wir zusammen mit Silke, so hieß die junge Dame und Leo und tranken Wein und schnackten. Wie wir unser Geld verdienen, was wir so machen, wohin wir noch reisen und vieles mehr. Unter anderem sprachen wir auch über unser Projekt haustiermagazin.com. Diese Seite betreibt Steffi und bestreitet damit ihr Einkommen. Silke fragt, ob wir den Hund im Zwinger am Eingang gesehen hätten. Dieser suche dringend eine neue Familie. Er wurde als Welpe mit Verletzungen in einem Mülleimer von einem der anderen Hunde gefunden und gerettet und aufgepäppelt. Allerdings wurde er immer größer und er könne von den Betreibern nur noch mit Mühe gehalten werden. Erziehung und genug Auslauf war nicht möglich. Wir beide schauten uns an und erzählten, dass wir gerade entschieden hätten, uns grundlegend einen Hund zulegen zu wollen.

Wir wollten es aber nicht überstürzen, sondern verantwortungsvoll handeln und baten um 10 Tage Bedenkzeit. Steffi musste erst nach Deutschland. Danach wollten wir zurück kommen und uns entscheiden. So der Plan. Wir verließen also den Platz, fuhren nach Lissabon, gingen dort noch einkaufen und standen im Eingang des Supermarktes vor den Angeboten zur „Hundewoche“. Nach so einem Wink mit dem Zaunpfahl, war die Entscheidung gefallen und wir kauften eine Decke und die ersten Leckerlies. Steffi flog nach Deutschland, ich fuhr zurück in die Algarve und einige Tage später ist Chief dann bei uns eingezogen. Es war nicht immer einfach mit ihm, er hatte keinerlei Erziehung, seinen ganz eigenen Kopf, einen ausgeprägten Jagdtrieb, Hütehund Allüren und einiges mehr. Leider ist auch seine Gesundheit nicht die allerbeste, aber er begleitet uns seit dem auf unseren Reisen, bringt uns zum lachen, sorgt mit putzigen und lustigen Einlagen dafür, dass wir ihn doch nicht wieder bei Ebay verkauft haben und ist uns ein treuer Begleiter geworden.

So hat uns das Universum unseren Hund zugeteilt. Ich habe zum Beginn unserer Reise nicht mal im Traum daran gedacht, dass wir jemals einen Hund haben würden. Jetzt kann ich mir ein Leben ohne unseren Kastanientiger gar nicht mehr vorstellen.


asdf
Stefanie ist mit Kind, Mann und Camper unterwegs.
outdoorkid.de
facebook.com/outdoorkid.de

Stefanies Geschichte zu meiner Frage:

Jeder hat ein anderes persönliches Empfinden von Sicherheit. In welcher Situation hattest du mal richtig Schiss?

Haha, das ist ganz leicht zu beantworten, denn wir hatten mal ein echt gruseliges Erlebnis!

Vor ein paar Jahren, wir waren mit einem VW California unterwegs, verbrachten wir eine herbstliche Woche in Südtirol. Wenn wir in Südtirol sind, stehen wir sehr gerne auf dem Minicampingplatz in Glurns. Es ist wirklich schön dort, Stellplätze unter Tannen direkt an einem Fluss und der kleine Platz ist eigentlich eher ein Stellplatz als ein Campingplatz.

Dieses Jahr waren wir ja nun aber mit dem Bus unterwegs und hey, da muss man doch einfach freistehen, oder  ? Nun ist das in Südtirol nicht so einfach, weil einfach überall Verbotsschilder stehen und es eigentlich kaum oder vielmehr gar keine Möglichkeiten gibt.

Ich hatte aber vorab von einem wilden, idyllischen Stellplatz hoch oben im Wald an einer Liftstation gelesen. Ok, das sollte es sein, da fahren wir hin!

Wir kurbelten also über 500 Höhenmeter den Berg hinauf auf einer kleinen, einspurigen Straße. Es war dunkel, es war neblig und es war im tiefsten Wald. Überall stiegen die Nebelschwaden über dem Sträßchen und den Bäumen auf und wir hatten keine Ahnung, ob wir überhaupt noch richtig waren.
Irgendwann kamen wir aber an einen Parkplatz und ja tatsächlich, dort gab es eine alte Liftstation. Die war allerdings scheinbar schon ewig abgebaut, überall lagen alte Sessel herum und es war in dieser nebligen Atmosphäre einfach nur gruselig. Begegnet sind wir auch niemandem während der halbstündigen Fahrt den Berg hinauf.

Kurze Beratschlagung: bleiben wir hier? Klar, wir bleiben, schließlich sind wir hundemüde und jetzt ewig hier heraufgekurbelt. Also ab ins Dachzelt und schlafen!

War es eben noch stockdunkel und niemand, aber auch wirklich niemand hier oben, fährt nun auf einmal ein Auto ganz dicht an uns vorbei. Dreht um und kommt wieder. Das Ganze noch einmal. Und dann noch einmal.

Ihr kennt „Blairwitch Project“, oder? Genauso haben wir uns gefühlt!

Tja, was war das Ende vom Lied?
Wir wieder raus aus dem Dachzelt, den Berg heruntergefahren und ab auf den Stellplatz in Glurns :-).
Man muss ja nicht den Helden spielen :-).


asdf
Björn ist mit Familie und Wohnwagen in ganz Europa unterwegs.
transitfrei.de
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Björns Geschichte zu meiner Frage:

Welchen kulinarischen Fehlgriff wirst du niemals vergessen?

Kulinarische Fehlgriffe hatten wir schon einige! Aber ich glaube nicht, dass das Bestellen eines BigMac bei Burger King dazu zählt. Das war zwar auch ein „Fehlgriff“ und wurde auch eine lustige Geschichte, passt aber nicht so ganz zum vorgegeben Thema. 😉

Trotzdem musste ich nicht lange überlegen, bis wir hierauf ein nettes Camper- Anekdötchen zum Besten geben konnten. Also:

Eines unserer liebsten Reiseziele sind die Niederlande. Von Zeeland über Nordholland bis Friesland kennen wir so ziemlich jeden Fleck dort am Meer. Und die kulinarischen Highlights, die sich entweder in Form von Pommes mit Frikandel (das ist eine frittierte Fleischrolle), oder in Form von Pommes mit Lekkerbeck (das sind frittierte Fishnuggets) darstellen. Das klingt gar schrecklich ungesund und ist es ehrlich gesagt auch. Schmeckt aber trotzdem und stellt dort sogar mehr oder minder das Nationalgericht dar! Ähnlich wie bei uns Currywurst/Pommes.

Dennoch wird man dem Standard- Menü bei häufigen Besuchen irgendwann überdrüssig. So auch ich. Es geschah also, dass wir nach einer langen staugeplagten Anreise im wunderschönen Nordholland südlich von Den Helder unser Wohnmobil auf einem Campingplatz abstellten und mit dem Radl noch kurz ins benachbarte Örtchen fuhren, um dort eben ein leckeres holländisches Menüchen zu verspeisen. Schon die ganze Fahrt über hatte ich aber irgendwie Lust auf Hähnchen!

In der kleinen Frittierbude angekommen stand dann sogar tatsächlich „Kip“, also Hühnchen, auf der übergroßen Speisekarte über dem dampfenden Doppelfritierer. Super! Genau mein Ding!

Gut, ein ganzes halbes Hähnchen war es nun nicht. Wohl aber ein Hähnchenbollen. Also den Schenkel. Dachte ich zumindest!

Was mir dann aber zu meinen Pommes gereicht wurde, erinnerte eher spontan an den Film „Brust oder Keule“ mit Louis de Funés! Kennt ihr bestimmt, ein kulinarisches Film- Highlight der späten 70er Jahre? https://de.wikipedia.org/wiki/Brust_oder_Keule

Im Film war es an den Autobahnraststätten der Tricatel- Gruppe, de Funés Gegenspielerin diesem Film, üblich, seinen Gästen bereits chemische durch Maschinenkraft in Form gepresste Erzeugnisse als beste französische Küche zu verkaufen, lange bevor die Hipster von heute den Begriff „Convenience Food“ prägten. Der Film war also in jeder Hinsicht seiner Zeit voraus…

Nun, zurück zu meinem „Hähnchen“- Flügel. Oder zumindest zu dem, was da um einen kleinen Holzstiel (!), geschnitten in Form eines Hühnerknochens, gepresst und anschließend frittiert wurde!

Es roch schon etwas zärtlich- lieblich, was für Fleisch eigentlich nie ein gutes Zeichen ist. Aber war das wirklich Fleisch, was sich unter der goldbraunen Panade verbarg? Grau und etwas laff hingen einzelne Fasern nach dem ersten Bissen herab. Was ist das? War es Papier oder doch Holz? Sicher war ich nicht. Aber frei nach dem Motto „der Hunger treibt es rein“, gab ich mir den Bollen frohen Mutes unter Kopfschütteln meiner Frau Anja.

Nun, schon auf der Rückfahrt mit dem Fahrrad zum Campingplatz rumorte es bereits arg in mir. Offensichtlich war mein körpereigener Stoffwechsel nicht bereit, die aufgenommene Nahrung auf Verwertbarkeit zu überprüfen, ja geschweige denn überhaupt für eine Verwertung zum Wohle des Organismus in Erwägung zu ziehen! Im Gegenteil! Wie Tommy Lee Jones und Will Smith im Film „MiB II“ aus der MIB- Zentrale nach dessen Übernahme durch Serleena herausgespült wurden, spülte auch mein Körper während der folgenden Nacht durch den Einsatz von unglaublich viel Flüssigkeit dieses offenbar unverdauliche Stück Tricatel- Hühnchen aus meinem Körper!

Um es kurz zu machen: Es war eine der schlimmsten Nächte meines Lebens! Ich weiß noch bis heute, dass die stylische 80er Jahre Tapete im Waschraum unseres Dethleffs Globetrotter- Wohnmobils genau 50 grün-braun bemalte Kacheln an der kleinen Seitenwand hatte! Ich habe sie mehr wie einmal gezählt! Und das in Anti- Schuppen- Shampoo Sodium Laureth Sulfat enthalten ist! (So etwas lernt man übrigens, wenn man sich auf dem Thron die Zeit vertreiben muss, keine Zeitschrift greifbar ist und man stattdessen das kleingedruckte auf den Shampoo- Flaschen liest 😉

Ich habe nach diesem Erlebnis nie wieder auch nur ein einziges Mal in einer holländischen Frittenbude einen solchen in Form gepressten Kipbollen bestellt!

Wenn ich einen solchen auch nur in der Auslage sehe (gelegentlich passiert dies), wird mir speiübel und es ist schon passiert, dass ich dann in dieser Bude auch nichts essen konnte. Mein Magen hat zweifelsohne ein Gedächtnis…


tanja
Tanja lebt und reist ganzjährig im Wohnmobil, zusammen mit ihrem Freund Andre und zwei Hunden.
crosli.de
facebook.com/croslide

Meine Geschichte zu meiner Frage:

Meist ist so ein Camperleben ja eine entspannte Sache. Wann hattest du mal so richtig die Panik?

Wir haben Oktober 2015, ich auf einem Campingplatz im Norden Portugals eingecheckt. Denn ich musste die Ver- und Entsorgungsstation des Platzes nutzen. Also weniger weil ich Wasser gebraucht hätte, sondern ich musste meinen Hund gründlich einzushampoonieren – er hatte sich am Abend zuvor bei einem Strandspaziergang sehr gründlich in Aas gewälzt.

Nach getaner Arbeit binde ich Tizon mit der Schleppleine am Auto an, denn auf dem Platz streunert eine Katzenbande herum. Entspannt unterhalte ich mich mit meinem Nachbarn über Dieses und Jenes. Dass wir hier gut windgeschützt hinter einer Düne stehen, dafür aber vom Golfball erschlagen werden könnten. Denn der benachbarte Golfplatz war recht nahe. Über meinen Womoausbau, dass ich alles selber gemacht habe, auch das mit dem Strom, und über diesen Amumot, der ja auch so Stromsachen macht 😉

Ich höre ein Quietschen, das ich schon kenne: Mein nicht ganz so intelligentes Hündchen hat sich mal wieder in seiner Leine verheddert. Also mache ich mich auf dem Weg zum Ducato um nach dem Rechten zu schauen. Und finde den großen schwarzen Hund UNTER dem Auto. Immer noch quietschend.

Was ist passiert? Er wollte wohl einer Katze nach, und das clevere Ding ist in den Motorraum geflüchtet – wohl wissend, dass der große Schwarze da nicht hinterher kommt. Recht hatte sie, denn Tizons Hals steckt nun zwischen Vorderachse und Irgendwas fest. Also krabbele ich zu ihm unters Auto um mir die Misere anzuschauen, ihn da wieder rauszubekommen. Keine Chance, der Hund steckt fest. Er quietscht jetzt auch nicht mehr, bewegt sich kaum. Atmet er noch? Jetzt kommt die Panik auf. Okay, er atmet noch, allerdings recht flach. Schnelles Handeln ist jetzt wohl kein Fehler.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Rufe den Nachbarn zu Hilfe. Wir stellen fest, dass Tizon zwischen Vorderachse und Starterbatterie feststeckt. Die Lösung: wir bauen die Batterie aus! Schnell den Teppich aus dem Fahrerhaus raus, Abdeckung vom Batteriefach auf – ganz toll, da müssen mehrere Muttern gelöst werden um die Batterie rauszubekommen. Und natürlich habe ich keine Ahnung wo in meinem Chaos die Schraubenschlüssel-Sammlung abgeblieben ist. Der Nachbar ist besser organisiert, bringt seine daher. Und während der und seine Frau eifrig damit beschäftigt sind die Batterie loszubekommen liege ich unterm Auto und rede beruhigend auf Tizon ein. Nach einigen Minuten konnten sie die Batterie etwas anheben und Tizon ist frei, robbt unterm Auto hervor, ich hinterher.

Er schüttelt sich einmal kurz, schaut sich um. Wo ist die Katze?


asdf
Isa ist viel mit ihrer älteren Hündin im Womo unterwegs.
isaswomo.de
facebook.com/lsasWomo

Isas Geschichte zu meiner Frage:

Reisen erweitert den eigenen Horizont. Was hast Du unterwegs für’s Leben gelernt?

Puhhh, was für eine Frage! Ich sitze mittlerweile seit 20 Minuten vor einem weißen Blatt “E-Paper” und überlege mir was ich schreiben könnte. Nehme ich den “Camping & Reiseblogger korrekten Weg” und schreibe etwas sympathisches zu einem glücklichen Leben mit wenig “Style”, oder schreibe ich tatsächlich das, was mir als erstes durch den Kopf geht? Sorry, aber ich habe mich für Variante zwei entschieden. Ich reise allein und wenn ich darüber nachdenke was mir diese Reisen für mein Leben gezeigt haben, dann ist es vor allem eines, sich hin und wieder abzugrenzen ist gar nicht schlimm!

Früher war es so, dass viele Leute dachten, Isa kümmert sich schon! Isa ist da, Isa hat Zeit und egal um was es ging, bei Isa konnten echte Freunde oder entfernte Bekannte ihre Sorgen, Probleme und Termine stundenlang besprechen und “abladen”. An manchen Abenden klingelte mein Telefon endlos und das erste was ich zu hören bekam war: “Bei Dir ist aber auch ständig besetzt!” Ich setzte mich selbst ständig unter Druck! Wenn ich schon mein Leben ungewollt grundlegend verändern musste, wollte ich doch zumindest für alle anderen Leute eine Hilfe sein.

Ganz gleich ob es darum ging den Schornsteinfeger ab 9 Uhr bei “Freunden” ins 40 km entfernte Haus zu lassen, irgendwen morgens um 6 Uhr am Flughafen abzuholen, oder eine entfernte Bekannte seelisch bei der Trennung ihres Freundes zu unterstützen… Isa macht das schon!

Auf einmal war ich aber on Tour, stand nicht mehr ständig parat und lernte auch mal das Handy klingeln zu lassen. Natürlich führte mein Verhalten zu Kritik und mehr als einmal musste ich mir anhören, Du bist ja nicht da wenn man Dich braucht! Zu Beginn führte eine solche Kritik bei mir noch zu viel Grübelei, aber mit jeder Reise mehr wurde ich selbstsicherer und fragte mich, wer war denn für mich da als es mir schlecht ging, wer hat mich denn unterstützt, wer hat sich meine Sorgen angehört?

Bis heute ist es so, dass mir jede Tour beweist, dass ich auch alleine gut zurecht komme und vor allem, ich bin glücklich! Natürlich ist es auch jetzt noch so, dass ich immer ein offenes Ohr für meine echten Freunde habe und es ist selbstverständlich, dass ich für Freunde und Familie jede Tour sofort unterbrechen würde! Meine Reisen haben mich aber gelehrt, ich muss nicht immer für alle Leute parat stehen und schon gar nicht, wenn diese Menschen für mich nicht mehr übrig hatten als Kritik. Wenn ich on Tour bin, bin ich weg!

Ich kümmere mich um mich, konzentriere mich auf mein Business, lerne täglich dazu, treffe auch mal neue Leute und lerne Probleme die mich gar nicht Betreffen weit von mir weg zu schieben. Ich bin mir sicher, ohne die Road Trips hätte ich den “Absprung” von Terminen, Sorgen und Pflichten die mich eigentlich gar nicht betreffen nicht geschafft, denn nein sagen viel mir schon immer extrem schwer. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht die Antwort ist, die viele erwartet haben und auch wenn das Risiko besteht, dass diese Antwort extrem unsympathisch klingt, ist eine gewisse Abgrenzung doch einer der wichtigsten Punkte, die ich durch meine Reisen gelernt habe.


asdf
Ernst lebt mit seiner Frau Sonja im Wohnmobil.
facebook.com/ernst.tollknaepper

Ernsts Geschichte zu meiner Frage:

Wow, hier ist es einfach nur perfekt! Wo hattest du dieses Gefühl?

Als wir vor über vier Jahren in unser neues Leben gestartet sind, konnten wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie das wird. Natürlich hatten wir grobe Pläne. Aber bestimmte Dinge haben sich seit den Anfängen stark verändert.

Dazu gehört mit Sicherheit unser Stehverhalten. Im ersten Jahr waren es öfters Campingplätze oder gut ausgestattete Stellpätze. Im zweiten Jahr waren es dann schon keine Campingplätze mehr. Ausserdem haben wir auch immer öfters einfache kostenlose Stellplätze gesucht.

Nach drei Jahren kam dann in Portugal das erste Mal der Wunsch auf, doch vielleicht völlig einsam und alleine zu stehen. Stellplatzgespräche hatten wir satt und den Komfort brauchten wir auch nicht. Schließlich hatten wir alles im Womo. Am Anfang haben wir uns an fremde Tipps gehalten. Wir hatten ja schon reichlich Kontakte und so kamen wir auch an Plätze, die nicht irgendwo verzeichnet sind.

Dann packte mich der Ehrgeiz. Ich wollte mal selber etwas Interessantes finden. Also habe ich mir abends Satellitenbilder auf Google Maps intensiv angeschaut. Es sollte an einem See sein, möglichst weit von Strassen und Zivilisation entfernt. Irgendwann bin ich dann fündig geworden. Natürlich war das ziemlich aufregend. Schließlich kann man auf den Luftaufnahmen selten die Qualität der Offroad-Strecken erkennen.

Wir also vollen Mutes zu dem See gefahren. Nun haben wir kein Allrad und auch nicht wirklich viel Bodenfreiheit. Sonni hatte schon ziemliche Bedenken, ob unser Womo das aushält. Nach etwa 500 Metern Waldweg, natürlich mit ein paar Kratzern, waren wir an dem von mir ausgesuchten Platz angekommen. Und er war perfekt. Wir waren überglücklich und auch stolz, dass wir unseren ersten eigenen Freistehplatz gefunden hatten.

Seitdem stehen wir eigentlich zu 95% frei. Und häufig mehrere Wochen. Es gibt einfach nichts Schöneres als abends in absoluter Ruhe die Sterne zu genießen und sich des Lebens zu erfreuen.


asdf
Doreen reist mit Mann, Hund und Wohnmobil durch Europa.
sheisontheroadagain.com
facebook.com/SheIsOnTheRoadAgain

Doreens Geschichte zu meiner Frage:

Nicht jeder Übernachtungsplatz ist perfekt. Was war Deine unschönste Nacht?

Ehrlich, ich musste gar nicht lange überlegen. Denn ja, es gibt sie, diese eine Nacht, in der ich nicht schlafen konnte und meine Gedanken Achterbahn fuhren.

Tanja dachte bestimmt an so etwas wie einen unmöglichen Stellplatz oder einen Übernachtungsplatz an der Autobahn, an dem man nicht zur Ruhe kommt. Aber so war es bei mir gar nicht. Das hängt sicher damit zusammen, dass Carsten und ich uns schon immer morgens sehr gut überlegen, wo wir unser nächstes Nachtlager aufschlagen und im Ernstfall fährt Carsten einfach durch. “Bütterchen” und Kaffee auf dem Armaturenbrett, ein Hörbuch, Tempomat rein und weiter geht es bis in den Süden.

Meine schlimmste Nacht im Wohnmobil war im Herbst vor 2 Jahren. Es war der Start unserer Tour nach Sagres. Üblicherweise ist unser erster großer Stopp hinter Bordeaux. Wir mögen Mimizan Plage um diese Jahreszeit (damals gab es den Stellplatz an der Düne noch) und wir mögen es tatsächlich, dass wir um diese Jahreszeit immer die gleichen Camper dort treffen. Einmal im Jahr ein großes Hallo, gemeinsames Grillen, viel über schwachsinnige Dinge lachen, gute und traurige Geschichten der vergangenen 12 Monate aufwärmen.

So war es auch an diesem Abend. Erst saßen wir alle ein wenig beisammen und später und wollte ich endlich mal wieder einen gescheiten Sonnenuntergang fotografieren. Mein Freund, von Haus aus eher lauffaul (zumindest zu Beginn des Urlaubs – das relativiert sich dann mit zunehmender Erholung) meinte: “Ich fahr dich da hoch…!” DA HOCH – das ist die Düne.

Ich also rauf aufs Motorrad und hörte dabei noch irgendwie das What App Geräusch – schaute aber nicht nach. Wir hatten einen schönen Sonnenuntergang, ich fotografierte und dann ging es wieder abwärts zum Womo. Dort angekommen, schaute ich doch einmal aufs Handy und da war sie, die Nachricht, die kein Mensch braucht…

Ein Freund von uns, auch Camper und keine 50 Jahre alt, hatte den Kampf gegen den Krebs verloren.

Nun muss man dazu sagen, dass meine bewältigte Krebserkrankung und seine wieder aufkeimende Krankheit dazu führten, dass wir uns beide gegenseitig beobachteten. Wir beobachteten und kontrollierten uns, damit wir selbst für uns nicht aus den Augen verloren, uns um unsere Gesundheit und unsere seelische Ausgeglichenheit zu kümmern und weniger dem beruflichen Erfolg nachzujagen.

Franks Tod war ein absoluter Schock für mich. Das Wiederaufflammen seiner Krankheit und nun der Tod, das lag zeitlich so nah beieinander. Ich war fix und fertig denn diese Nachricht führte mir erneut vor Augen: “Du bist schon wieder drin in deinem Trott und änderst GAR NICHTS…”

Ich lag die ganze Nacht wach, mein Hirn ratterte – ich hatte noch immer keinen Ausweg. Seit 20 Jahren bin ich im Vertrieb, habe Kundenkontakte und muss sogar meine Urlaubsplanung danach richten, ob nun gerade “Saison” ist oder nicht – wie kann ich mir Freiräume schaffen, wie kann ich weniger arbeiten und mehr Freizeit haben, mehr reisen? Wie kann ich mit weniger Einsatz Geld verdienen und mir meine Womo Reparaturen und meine private Altersvorsorge leisten? (werde ich überhaupt alt?)

Alles, was ich mit Frank besprochen hatte, war so eine andere Lebensphilosophie. Einst saßen wir in Düsseldorf zusammen und philosophierten wie wir unser Hobby und “Lebensunterhalt verdienen” unter einen Hut bringen können und nun war er einfach weg und ich noch immer keinen Schritt weiter.

Ich hatte an diesem Abend noch mit seiner Frau telefoniert und sie sagte den magischen Satz: “Doreen, Du weißt es. Wenn wir viel Glück haben, dann haben wir noch 20 Sommer in denen es uns gut geht und wir beschwerdefrei unterwegs sein können. 20 Sommer Doreen – das ist echt nicht viel…”. Nun ja, inzwischen sind es noch 18 Sommer (wenn ich ganz viel Glück habe) und ich sitze noch immer in Düsseldorf und bin in meinem alten Job unterwegs.

Aber hey, ich habe mich aufgerafft. Ich habe nebenbei noch ein Online Marketing Studium beendet und verbinde nun altes und neues Wissen um meine Händler im Online Marketing zu beraten und coachen. Leben kann ich davon noch nicht, aber ich bin zuversichtlich und sparsam. Denn alles, was man nicht ausgibt, muss man gar nicht erst erwirtschaften 🙂

Meine schlimmste Nacht im Wohnmobil hatte ich in Mimizan Plage an der Düne. Meine schlimmste Nacht im Wohnmobil hat “mir in den Arsch getreten” und mir Mut und Kraft für Neues gegeben.

Im Februar 2019 werde ich, so Gott will, 50. Und bis dahin möchte ich finanziell so aufgestellt sein, MEIN neues, unabhängiges und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wenn ihr wollt könnt ihr mich gerne auf meinem Weg dahin begleiten – folgt mir einfach auf sheisontheroadagain.com

Peace & Love, Doreen


asdf
Mandy lebt mit ihrem Hund Marco im Kastenwagen.
movingroovin.de/
facebook.com/movgroovin

Mandys Geschichte zu meiner Frage:

Wir alle haben schonmal daneben gegriffen. Was war dein bisher größtes Missgeschick?

Eines Tages fahre ich voller Vorfreude an den Praia da Fonte Da Telha, ein wunderschöner langer Strand südlich von Lissabon. Die Anfahrt auf der Buckelpiste war schon abenteuerlich, aber machbar. Ohne groß darüber nachzudenken, will ich den Van direkt neben die anderen Pkws parken, schön mit Blick auf’s Meer. Und schwups, war ich drin in der Parklücke und auch ziemlich tief im Sand. Was ich nicht bedacht hatte: der Van ist natürlich ein ganzes Stückchen schwerer als so ein Pkw.

Bei mehreren verzweifelten Versuchen, wieder rückwärts raus zu fahren (dabei habe ich die Misere nur noch schlimmer gemacht), werde ich von einem Pärchen im Auto nebenan skeptisch beobachtet, bis der Mann sich erbarmt und sein Abschleppseil aus dem Auto holt. Inzwischen haben sich noch zwei weitere Herren von der Bar direkt gegenüber eingefunden, die fleißig fachsimpeln und mir Ratschläge geben, in welche Richtung ich denn lenken solle oder wieviel Gas ich geben muss. Blöderweise sagte jeder was anderes. Aber der Herr mit dem Abschleppseil war die Ruhe selbst, hakte meine dicke Kiste an sein Auto, gab mal ordentlich Gas im Rückwärtsgang und schwups, war ich wieder frei!

Erleichtert und auch amüsiert bedanke ich mich bei allen Beteiligten, indem ich eine Runde Bier ausgebe. Ein Foto habe ich vor lauter Aufregung leider vergessen, aber eins vom wunderschönen Sonnenuntergang später am Abend.


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