So viel Glück ich mit dem deutschen Sommer hatte (ja, ich mag 30 Grad), so viel Pech habe ich mit dem französischen Herbst. Es gibt einfach mehr Wolken als Sonne, zwischendurch etwas Regen oder kalter Wind. Also lautet das Ziel der kommenden Woche: ich geh die Sonne suchen.

Les Cevennes: Fuß wieder heile, dafür regnet es jetzt – ich geb‘s auf.

Auf dem Hausberg von Florac: Da müssen wir wieder runter.
Auf dem Hausberg von Florac: Da müssen wir wieder runter.
Gut, man kann es auch positiv sehen. Diese Woche war dieses böse Unwetter an der Côte-d-Azur, mit Überschwemmungen und Toten, gerade auf Campingplätzen. So gesehen ist es ja doch gut, dass ich mich für die Westroute auf meinem Weg gen Süden entschieden habe.

Direkt am Campingplatz in den Cevennes
Direkt am Campingplatz in den Cevennes
Aber es hilft nichts: ist die Sonne weg, dann ist es in den Cevennen verdammt kalt. Ab und zu weht noch ein kalter Wind, und die Höhenmeter geben auch noch ihren Senf hinzu. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Kaum also ist meine Bänderdehnung wieder einigermaßen ausgeheilt kann ich mit dem Fuß nicht viel tun. Denn bei den ganzen Steinen wird es bei Nässe schnell rutschig und gefährlich. Und noch so eine Episode brauche ich wirklich nicht. Also setze ich meinen Weg fort.

Gorges-du-Tarn: Pause in einem Dorf an der Tarn
Gorges-du-Tarn: Pause in einem Dorf an der Tarn
Und dieser führt mich erstmal durch die Gorges-du-Tarn. Die Schluchten des Flüsschen Tarn also. Mein Wohnmobil-Reiseführer gibt Empfehlungen aus, wie man am Besten durchkommt, durch die ach so schmalen Straßen. Und auch andere Camper auf dem Campingplatz haben gemeint, es sei schon kritisch wenn man nicht mit einem normalen PKW unterwegs sei. Weshalb ich bis zuletzt unschlüssig war.

Gorges-du-Tarn: halb so schlimm, ist hier ne Einbahnstraße
Gorges-du-Tarn: halb so schlimm, ist hier ne Einbahnstraße
Hierzu kann ich nur sagen: wenn ich im Schwarzwald Freitags ins Nachbardorf gefahren bin um meinen Neffen vom Kindergarten abzuholen, also da waren die Straßen weitaus enger. Und ich bin echt kein guter Autofahrer. Müsst Ihr halt langsam machen… Gut, Wohnmobile über 3,50m sollten aufs Dach aufpassen.

Auf der Suche nach der Sonne: Millau, Castelaudary, Lourdes.

Es ist, also ob mich das Schlechtwetter verfolgt. Deshalb ändere ich meine Taktik: es gibt zur Abwechslung mal ein paar Städte. So ein Stadtbummel geht immer.

Der Stellplatz von Millau ist dafür perfekt gelegen. In fünf Minuten in der Altstadt, fünf Minuten weiter in der schicken, modernen Mall. Genau diese Gegensätze finde ich an den südfranzösischen Städten so schön. Millau ist auf jeden Fall auf meiner Liste, für den Rückweg, für einen ausgiebigen Shoppingtag.

Castelaudary hingegen hat enttäuscht. Der Stellplatz lag direkt an der Straße, dem Lärm konnte man aber recht schnell entkommen – denn direkt hinterm Platz liegt der Canal-du-Midi. Mit Schiffen drauf und so. Auf jeden Fall nett zum Gassigehen. Die Innenstadt selbst jedoch fand ich recht langweilig.

Lourdes habe ich im Prinzip nur gestreift. Hier war ich ein wenig einkaufen und tanken, dann bin ich ein Stück weiter gefahren, ins nächste Dorf zum Übernachten. Wieder hat sich gezeigt: alleine der Preisunterschied beim Diesel von 15 Cents pro Liter machen einen kleinen Abstecher in die Pampa lohnenswert. Da habe ich die Maut für heute und morgen schon wieder etwas reingeholt. Auf der Suche nach der Sonne bin ich nämlich Autobahn gefahren. Und nein, ich war nicht in Lourdes aufgrund religiöser Ambitionen. Sondern wegen den Pyrenäen. Wollte mal wieder etwas laufen. Habe ich auch gemacht, allerdings nur eine kurze Tour von 2-3h. Denn der Herbst in den Pyrenäen bringt ein Problem mit: Nebel. Plus Wolken, die hängen bleiben. Es hat kräftig genieselt, und da soll man bekanntermaßen nicht wandern gehen, erst recht nicht im Niemandsland und auch nicht alleine. Es war mir einfach zu grau, und so bin ich am nächsten Morgen schon weiter gefahren. Ziel: Atlantikküste.

Biarritz war unzugänglich. Parkplätze am Strand waren durchgängig für Wohnmobile gesperrt. Auch, wenn man diese Verbote in der Nebensaison nicht ganz so ernst nehmen muss, übernachten ist nicht drin. Und die Campingplätze waren zu, leider auch der, den ich mir im Campingführer ausgeguckt habe, der offen sein sollte. Auch so ist die Gegend einfach zu dicht bevölkert. Jeder Zugang zum Strand war zugeparkt. Für einen netten Spaziergang ein Stück die Küste entlang hat es doch gereicht. Ich habe ein wenig die Surfer beobachtet, wie sie auf die nächste Welle warteten. Doch die Interessanten scheinen heute auszubleiben, denn sie alle dümpelten nur so im Wasser rum. Nicht mein Sport.

Also bin ich etwas weiter gefahren, die Küste entlang in Richtung Süden, einfach auf der Landsttraße bleiben, an den großen Städten vorbei. Und schwupps, waren wir in Spanien.

Spanien, die Nordküste

Nette Gassidrunde am Campingplatz Zarautz
Nette Gassidrunde am Campingplatz Zarautz

Zarautz ist ein Städtchen nach San Sebastian, schön am Meer gelegen, und hier werde ich per Zufall fündig: ein Campingplatz oben auf den Klippen. Auch wenn ich mich für einen Platz mit Wifi anstelle von Meeresblick entscheiden musste (wegen der anstehenden Buchhaltung), hier einige Tage zu bleiben war schon nett. Ein kleiner Fußweg runter zum Sandstrand links, oder rechts den Pfad die Klippen entlang, so ist‘s schön. Im Hinterland der Naturpark Pategeo. Dieser jedoch hat mich ein wenig enttäuscht. Wanderwege gibt es hier schon, nur führen die primär durch den Wald. Aussicht auf Kiefern und Fichten, das habe ich auch im Schwarzwald.

Historische Gebäudereste bei Zarautz: irgendein Mineral haben sie da mal aus dem Meer geholt.
Historische Gebäudereste bei Zarautz: irgendein Mineral haben sie da mal aus dem Meer geholt.
Bei meiner zweiten Wandertour dort führte mich mein Weg durch ein Dorf. Und vorbei an Hinterhöfen und runtergekommenen ehemaligen Gärten, in denen zwei Hunde an der Kette lebten. Ein kleiner süßer Pinscher, noch jung, an einer dicken Kette, die höchstens zwei Meter lang war. Dann noch ein größerer, mit total verdrecktem Fell, ebenso kurzer Kette. Warum ?! Diese Hunde haben keine Funktion. Sie bewachen nichts, sie sind keine geliebten Familienhunde, nichts. Es macht einfach keinen Sinn. Es ist einfach nur grausam.

Wenn ich durch ein südfranzösisches Dorf gehe sehe (und höre) ich auch viele Hunde. Sie leben tagsüber auch teilweise im Garten. Fast alle Grundstücke sind eingezäunt und gehören einem Hund. Abends sind die Hunde drin, tagsüber „bewachen“ sie Haus und Garten. Irgendwie ticken manche Spanier hier anders. Und nicht nur die Besitzer. Nachbarn, Behörden … bei uns in Deutschland würde jemand einschreiten. Und wenn es der (durchaus manchmal etwas übereifrige) Tierschutz ist. Was sind das nur für Menschen?

Dann wieder sehe ich, gerade in der Stadt, ein ganz anderes Bild: Hunde, die mit und ohne Leine rumlaufen, im Dutzend. Auch am Strand oder im Berg gehören Hund einfach überall dazu. Und meiner ist auch bei den Spaniern der Hit. Der Witz ist: Laut Wörterbuch heißt „Schnauzer“ auf spanisch und französisch auch „Schnauzer“. Sie verstehen es aber nicht. Vermutlich kennen sie die Rasse einfach nicht. Egal, ist ja auch ein Podenco drin, da bekomm ich von den Spaniern ein garantiertes „si, si“ zurück.

Das eigentliche Etappenziel erreicht: Naturpark Picos de Europa

Herbst in den Picos: faszinierend, mit der Handykamera kaum einzufangen.
Herbst in den Picos: faszinierend, mit der Handykamera kaum einzufangen.
Noch 1-2 Abstecher ans Meer, den Hund ein wenig über den Strand gejagt, und schon bin ich bei meinem nächsten Etappenziel angekommen: die Picos de Europa. Weil ich hier einige Tage bleiben und wandern möchte niste ich mich auf dem gleichnamigen Campingplatz ein. Der Wetterbericht verheist gutes, also Sonnenschein. Und Sonne, die braucht es hier auch, denn es ist schon sehr kühl, vor allem nachts. 5 Grad schätze ich.

Picos de Europa: da hinten hat es Sonne.
Picos de Europa: da hinten hat es Sonne.
Sobald die Sonne scheint ist es auszuhalten, doch die hat irgendwie gerade Urlaub oder so. Erst mittags vertreibt sie die Wolken, und auch zwischendurch ist es eher wolkig als sonnig. Das nervt langsam etwas. Und so bleibe ich auf eher touristischen Wegen. Denn sobald ein Regen-Risiko besteht lass ich das mit den super einsamen Gebirgspfaden. Wenn es da rutschig wird und ich stürze, da findet mich doch kein Mensch. Es war aber auch so ganz nett. Aber auch die Picos setze ich nochmal auf meine Liste, zum Wiederkommen.

Picos de Europa: die Tour zum Warmlaufen.
Picos de Europa: die Tour zum Warmlaufen.

Denn die Natur ist hier schon eindrucksvoll. Du hast dieses Alpenfeeling, und das gerade einmal eine halbe Stunde von der Atlantikküste entfernt. Du läufst irgendwo im Niemandsland, und immer wieder triffst du auf frei laufende Pferde, Kühe oder Ziegen. Und es ist alles grüner als in den Alpen. Denn hier startet eine Wandertour auf 200-400 Höhenmeter. Gipfel gibt es bis ca. 2200m. So weit oben war ich leider nicht, einfach weil mir das Wetter zu unsicher war, ich erst Mittags richtig loskonnte, das war einfach zu spät für längere Touren. Ist aber nur aufgeschoben, ich komme wieder! Wenn es etwas wärmer ist.

Wo geht es jetzt hin?

Alle wollen heim: Kuhstau auf dem Weg nach unten.
Alle wollen heim: Kuhstau auf dem Weg nach unten.
Ich bin zwar schon in Spanien, habe mir jedoch kaum Gedanken um die weitere Reiseroute gemacht. Auf jeden Fall muss ich weiter nach Süden, denn hier an der Nordküste Spaniens ist es die Tage spürbar kälter geworden, auch wenn mal die Sonne scheint. Was häufiger vorkommen könnte.

Jetzt muss ich doch etwas planen, vor allem auch aus sprachlichen Gründen. Es ist nämlich so, dass ich mich in Frankreich noch halbwegs verständigen konnte. Mit Händen und Füßen zwar, aber man ist immer wieder mit Einheimischen in Kontakt gekommen. Das fehlt bis dato hier in Spanien komplett. Die Jüngeren können zwar einigermaßen Englisch, aber noch nichtmal die wichtigsten Vokabeln bekomme ich derzeit hin. Die Frage ist nun: fange ich an Spanisch zu lernen oder wäre Portugiesisch sinnvoller?

Tizon im Glück: geiler Strand, neues Spielzeug.
Tizon im Glück: geiler Strand, neues Spielzeug.
Inzwischen scheinen Deutsche, Engländer und Holländer eher nur noch sporadisch hier zu urlauben. Immer wieder gibt es nette Kontakte. Doch hier an der Nordküste Spaniens werden es immer weniger. Jüngere Urlauber fahren wohl eher selten so weit, die Älteren sehe ich hier noch seltener. Ist eher eine Aktivurlaub-Gegend hier, und auch das Klima ist einfach nicht so mild wie in Portugal oder Südspanien dieser Tage. So muss ich mir überlegen: Sprache lernen? Richtung Süden ziehen?

Ich muss sagen, Asturien und das Baskenland sind bisher die Favoriten meiner Reise – unerwarteterweise. Vorne die Atlantikküste mit schroffer Steilküste und feinen Sandstränden. Gleich dahinter reiht sich Naturpark an Naturpark. Ein Wanderparadies nach dem anderen. Dazwischen richtig nette Städte, vor allem die an der Küste gelegen.

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