Langsam wird es emotional zwischen mir und meinem Navi, es entwickelt sich eine ausgewachsene Hass-Liebe. Einerseits berechnet er mir manchmal total bescheuerte Strecken. Andererseits würde ich vermutlich nur halb so viel von diesem schönen Land sehen, würde es mich nicht durch Portugal navigieren wie ein besoffener Matrose.

Strand und Meer, Stadt und Shopping, Berge und Stausee

Inzwischen haben sich drei verschiedene Reise-Zwischenetappen hier in Portugal herauskristallisiert: Entweder du stehst am Strand, am liebsten hinter oder auf den Dünen / Klippen, nahe einer Stadt oder auch nicht. Oder du fährst ganz bewusst in eine Stadt, am liebsten in eine mit historischer Altstadt (haben sie eigentlich fast alle) und am Markttag. Oder du begibst dich ins Outback, suchst die Einsamkeit – das geht gerade in der Nachsaison ganz wunderbar im Osten des Landes, in irgendeinem beliebigen Naturpark. Da gibt’s Berge und diverse Stauseen, drumherum und mittendrin.

Jedes dieser Ziele hat seinen besonderen Reiz, und das Schöne ist: du musst nicht ewig lange fahren um dir einen Tapetenwechsel zu gönnen. Am Morgen war ich noch im Naturpark Serra da Estrela, auf einem kleinen Campingplatz. Mittags bin ich losgefahren, nach Caimbra, eine Universitätsstadt mit viel Charme, einer netten Altstadt und modernen Shoppingmalls. Am Nachmittag stehe ich direkt am Atlantik, auf einem Strandparkplatz am Rande eines Dorfes, und jage den Hund über den Strand. Und alles für sich hat seinen ganz besonderen Reiz. Im Naturpark „Serra da Estrela“ war es superschön, aber sobald die Sonne verschwunden ist auch ziemlich kalt. Caimbra ist eine wuselige Stadt, super zum Einkaufen und Bummeln, doch zum Übernachten bin ich ein Stück weiter gefahren ans Meer. Aber genau das ist ja das tolle an Portugal: du wachst morgens in den Bergen auf, und in nur 2 Fahrtstunden bist du am Atlantik.

Schauen wir doch mal, was für Beobachtungen ich die letzten Wochen machen durfte …

Portugiesische Köter und Katzen

Hundephobiker und Katzenhasser dürften es schwer haben in Portugal. Hunde gibt es viele, und normalerweise laufen sie ohne Leine. Ich muss leider etwas aufpassen, denn meiner kann ganz schön doof werden wenn er einen anderen Rüden nicht riechen kann. Oder dieser zu schnell angerast kommt. So manch ein Pinscher mit Rottweiler-Ego macht das schonmal. Dass meiner dann total aufgeregt und stinkig ist, da sind sie dann immer ganz erstaunt. Kennen sie wohl nicht. Generell sind portugiesische Hunde bestens sozialisiert, zumindest die frei rumlaufenden. Die wollen auch keinen Ärger. Manchmal sieht man auch kleine Rudel, die auch überraschend gut in Schuss sind, also nicht verwahrlost erscheinen. Ich denke, die laufen einfach tagsüber durch die Gegend, haben dann aber doch eine Basis / ein Zuhause.

Das genaue Gegenteil ist das, was ich bei den Dörfern im Osten des Landes gesehen habe. Große Hunde an kurzer Kette. Es ist echt widerlich. Gut, dass man hier gerade große Hunde nicht frei rumlaufen lässt kann ich verstehen, angesichts der unzähligen Katzen. Aber was bringt so ein Hund an der 2m kurzen Kette? Also Gassi geht garantiert keiner mit denen, und ich bezweifle es auch dass sie überhaupt mal von der Kette loskommen…

Was auf den französischen Campingplätzen der Platzhund ist, ist auf den portugiesischen Plätzen das hauseigene Katzenrudel. Also fünf sind das Minimum. Und die sind frech, Profis im Betteln. Und diese Rudel gibt es in jedem Dorf, mehrfach. Es fällt ihnen nicht ein ihren Hintern vom Gehweg wegzubewegen, nur weil da mein großer, aufgeregter Hund daherkommt. Und besagter Hund, der setzt sich 2m vor der Katze einfach auf die Straße, und der Hintern klebt am Boden, es wird sich kein Millimeter bewegt. Es könnte ein Lastwagen anrauschen, er würde es nicht bemerken. Aber sind ja nur 30kg die ich von der Straße zerren muss, kein Problem …

Portugiesische Straßen

Habe ich schon erwähnt, dass mein Navi einen totalen Sockenschuss hat? Ich fahre keine Mautstraßen, und so düse ich ganz bewusst durch kleine Käffer und Städtchen. Hier ein kleiner Berg zum Rauflaufen, dort historisches Gemäuer zum Angucken, dann wieder was Neues zum Einkaufen… Ich habe es nicht eilig, der Winter hat ja gerade erst angefangen, also praktiziere ich Very-Slow-Travel.

Doch so manche Abkürzung die mir mein Navi vorschlägt ist wirklich abenteuerlich. Mal soll ich auf einer Sandpiste den Berg runter holpern, da hab ich mich geweigert und bin umgedreht. Dann wieder leitet er mich durch die engsten Kopfsteinpflaster-Gassen, die immer enger werden. Mein Auto hat jetzt übrigens einen wirklich gewaltigen Kratzer auf der linken Seite. Dann das Highlight: ich hatte vergessen die „unbefestigten Straßen“ aus der Routenführung wieder rauszunehmen. In meinem Leben habe ich noch nie solche Schlaglöcher gesehen. Fast 2km lang ging es über eine geteerte Straße, die aussah wie nach einem Asteroideneinschlag. Im ersten Gang bin ich über die Löcher geschaukelt.

Überhaupt, die portugiesischen Landstraßen sind sehr unberechenbar. Erst die totale Schlaglochstraße, dann irgendein komischer rauer Straßenbelag, der übergeht in eine frisch geteerte Straße, glatt wie ein Babypopo. Zweihundert Meter später: Kopfsteinpflaster. Mal schauen ob ich das durchhalte, oder ob ich doch noch auf die Autobahn zurückgreife. Teurer als neue Stoßdämpfer kann die Maut auch nicht sein …

Und, umso weiter es Richtung Süden und die Algarve geht, desto schlimmer werden die Straßen. Das kann ja noch lustig werden.

Portugiesisches Shopping

Märkte: Zigeuner- und Wochenmärkte, Municipal in der Markthalle, Freiberufler am Straßenrand. Regionale Sachen kaufe ich ganz gern, und der Obst-/ Gemüseanbau ist in Portugal ja recht populär. So kann man schonmal was am Straßenrand kaufen, jetzt im Herbst sind es vor allem Kürbisse und Ess-Kastanien, aber auch Zitrusfrüchte. Wer es etwas zivilisierter mag geht in die Markthalle, die gibt es in jeder mittelgroßen Stadt, hier bieten die regionalen Bauern ihre Ware feil. Sind dabei jedoch leider teilweise recht aufdringlich, zumindest mir gegenüber. Habe als Blondine wohl „Touri“ auf der Stirn stehen. Wer Märkte mag geht auf die Wochenmärkte. Auch hier gibt es regionale Anbieter, die meisten kaufen ihr Obst und Gemüse jedoch vermutlich auf dem Großmarkt, zu groß ist die Auswahl also dass es Selbstanbau wäre. Hier hat man aber die Chance regionale Handwerkskunst und auch einige kulinarische Spezialitäten zu erstehen. Und das typische Zeugs, das die Gipsys so verkaufen, vor allem aus Leder und so.

China Stores: Brauchst du Kram, gehst du in einen möglichst großen Chinastore. Die sind nämlich super gut sortiert, billig – und haben manchmal ganz nette Sachen. Dort gibt es auch Klamotten, aber die sind jetzt nicht ganz so mein Geschmack. Teppiche, Adapter, Kabel, Dekokram, Nähzeug, Taschen, Werkzeug … Tausend Dinge, auf 2 Meter hohen Regalen, ordentlichst einsortiert. Wenn du irgendwas für dein Womo brauchst, im Chinaladen hast du gute Chancen fündig zu werden.

Supermärkte: Continente, Intermarche, Lidl, Mini Preco. Irgendwie haben sie alle das Gleiche, ich kann bei den ganzen Supermarktketten keine signifikanten Unterschiede feststellen. Inzwischen mache ich es wie andere Wohnmobilreisenden: ich gehe oftmals in den Lidl für den Grundbedarf, vor allem wenn sich die Lust zum Einkaufen in Grenzen hält, da ist man schnell wieder draußen.

Für Womo-Reisende ist aber auch der Intermarché interessant. Der hiesige in „Vila Nova de Santo André“ beispielsweise hat noch eine günstige Tankstelle, eine Ver- und Entsorgung (also Wasser), einen Meo-Shop, einen Bankautomaten, und Waschmaschinen (8kg in 30min). Ein Stopp, alles erledigt.

Ansonsten empfehle ich die Minimercadeos in den Dörfern. Zumindest für Jene, die gerne regionale Produkte ausprobieren. Der Käse aus der Serra da Estrela, der Wahnsinn.

Mein neuer Favorit: Decathlon, der Sportladen. Eigentlich wollte ich heute nur etwas Campinggas kaufen, doch es wurde etwas mehr. Die haben aber auch viel: Schuhe und Klamotten, Campingzeugs, Equipment für alle erdenkliche Sportarten.

Meine Highlight-Übernachtungsplätze:

Albufeira da Barragem do Alto Rabagao: Stausee mit Glockenspiel und Ziegenherde. Am Südufer, auf ein paar Felsen, nahe der Uferstraße, bin ich gestanden. Und weil es ganz nett war, gleich für ein paar Tage. Das mobile Internet war dufte, das Wetter auch. Eine Hundeleine brauchte ich kaum, nur wenn die tägliche Ziegenherde mal wieder vorbeikam. Denn die Hütehunde waren so sehr auf Tizon fokussiert, dass sie wohl ihren Job vergessen haben. Oder der Hirte schreit seine Ziegen grundsätzlich ständig an, kann schon sein. Jede halbe Stunde gab es vom anderen Stauseeufer aus ein Glockenspiel, von der dortigen Kirche. Eigentlich ganz schön, aber ich glaub es würde mich auf Dauer nerven. Ansonsten hatten wir den Platz für uns ganz alleine, es war wunderbar ruhig. Und ein Sternenhimmel, grandios.

tizon-serradaestrelaNaturpark Serra da Estrela, wir schlafen über den Wolken. Einfach, weil es unten im Tal vermutlich regnet. Man fährt den Berg rauf und macht sich schon jetzt Sorgen um die Bremsen, die sind beim Ducato ja bekanntermaßen nicht die besten. Egal, es geht noch weiter rauf – denn auf dem Parkplatz auf 1500m, den ich mir im Womoführer ausgesucht habe, hängen die Wolken. Ist ja doof. Also weiter rauf, nochmal um 500 Meter, auf ganze 2000m. Das passt wie Deckel auf Eimer: wir sind jetzt keine 50 Meter ÜBER den Wolken. Genauer gesagt über einer sehr geschlossenen Wolkendecke. Es gibt also keinen wirklich guten Grund heute noch runter zu fahren, da unten wird es wohl regnen. Also bleiben wir hier oben in der Sonne stehen. Wohl wissend, dass es in der Nacht wohl etwas kühler werden wird. Was sich auch bestätigt hat. Am nächsten Morgen ab 10 Uhr war die Sonne wieder stark genug, bestes T-Shirt-Wetter. Und wir sind gemütlich wieder runter gefahren.

barragemBarragem do Pego do Altar: Ein Wahnsinns Sonnenaufgang. Und die totale Ruhe, vor allem nachts. Man steht ca. 100m vom Ufer entfernt, wegen dem relativ niedrigen Wasserstand. Der See selbst ist laut Googlemaps riesen groß und weit verzweigt. Ein Kajak wäre zum Erkunden genial gewesen. Hier stehen auch einige Deutsche, für mehrere Tage. Sie machen hier offenbar eine Ruhepause auf ihrer Fahrt in Richtung Algarve. Nur der Empfang ist bescheiden. Doch nicht nur deshalb bin ich weiter: irgendwie war es zwar super schön hier, doch habe ich nach zwei Tagen ohne Internet gassimäßig die Gegend mehr als ausreichend erkundet.

fontainhasDer Strand bei Fontainhas: Am Ende einer Rumpelpiste gibt es einen großen Parkplatz im Nirgendwo, mit tollem Blick auf das Meer. Es kommen einige Einheimische zum Angeln oder Gassigehen her, die Strandbar hat leider zu. Der Strand selbst ist riesig, ein Ende mit bloßem Auge nicht zu erblicken, aber leider zu weich um länger daran entlang laufen. Richtig nette Kontakte zu mehreren einheimischen Leuten gehabt. Die anderen Womos hier sind auch deutsch – zu diesen hat sich kein Kontakt entwickelt. Nur das Internet geht leider nicht, weshalb ich auch nur für eine Nacht geblieben bin.

Menschenkontakte unterwegs

Was mir in letzter Zeit auffällt: die Portugiesen sind echt nett, offen und freundlich. Und an manchen Orten habe ich mehr Kontakt zu Einheimischen als zu anderen (deutschen) Reisenden. Zugegeben, ich bin jetzt niemand, der auf andere aktiv zugeht, ihnen ein Gespräch reinhängt. Manchmal passt es eben, manchmal nicht – ist ja auch nicht schlimm. Doch ist es manchmal schon sehr auffällig, gerade in der letzten Woche: Anstatt mit den um mich herumstehenden Touristen, die teilweise auch Deutsch oder Englisch fließend sprechen, unterhalte ich mich mit Portugiesen. In sehr holprigem Englisch (meist auf beiden Seiten), mit Hand und Fuß. Und mehrmals jetzt war ich auch die Einzige am Platze, die diese Kontakte mit den Locals hat. Tja Leute, ich hab jetzt Insidertipps 🙂

Aber woran liegt das? Weil ich alleine reise, eine Frau bin, einen Hund hab, oder ein selbstgebautes Lowbudgetauto? Oder vielleicht alles zusammen? Mal sehen, vielleicht komme ich noch drauf.

Damit bloß keiner allzu neidisch wird: Pechsträhne ongoing.

Nach dem Sturm folgte Regen. Und, als ob das noch nicht blöd genug gewesen wäre: mein Laptop bootet nicht mehr. Es ist Wochenende, und ich habe die Wahl: es selbst versuchen oder morgen einen Reparaturdienst aufsuchen. Dazu muss man wissen, dass mein DVD-Laufwerk schon länger defekt ist. Machte bisher nichts, kein Mensch braucht heute noch DVDs. Außer natürlich, man muss die Recovery-DVD einwerfen. Also einen kompletten Samstag damit verbracht den PC wieder ans laufen zu bekommen. Dann einen kompletten Sonntag mit der Neuinstallation von 20 Programmen. Und, es war ja klar: zwar sichere ich alle wichtigen Dateien einigermaßen regelmäßig, doch war das letzte Backup wohl fehlerhaft: meine Buchhaltung der letzten anderthalb Jahre hat sich soeben in Luft aufgelöst. Und nächsten Monat ist eine Steuererklärung fällig. Also, was werde ich an Weihnachten wohl auch dieses Jahr wieder machen? Jawoll.

Meine „Reiseplanung“

Momentan bin ich südlich von Lissabon, habe es also noch nicht in die Algarve geschafft. Überlege gerade, ob ich weiter nach Süden fahre oder erst noch in den Osten, da hat es noch einige nette Stauseen, Städtchen und Hügel die nett sein sollen. Ich denke, das Wetter muss entscheiden. Was es werden wird, das siehst du dann auf Instagram.


Bisherige Reiseroute:

Paar extra Bilder
Ja, es ist mal wieder der Hund drauf. Ist nunmal so: Zum Gassigehen nehme ich die Kamera manchmal mit, sonst eher weniger…

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