Müßiggang im Franzosenland
Auf der Suche nach meinem Wohlfühlklima zieht es mich nach Süden. Nach einer Nacht im schönen Belfort war das Wetter aber erstmal nicht sehr schön. Ein Zeichen des Himmels, denk ich mir, fahren wir also ein gutes Stück weiter als geplant.
Auf dem Weg nach Südfrankreich: richtig nette Stellplätze
Ein gutes Stück und die Autobahn entlang, 30 Euro Maut ärmer, und ich mache meinen nächsten Halt kurz vor Lyon, genauer gesagt in Villefranche sûr Sâone. Ein riesen großer (und recht leerer) Stellplatz, und für die 12 Euro bekommt man wirklich einiges: Sanitäranlagen inklusiven heißer Duschen, Strom ohne Ende, Wlan. Da hänge auch ich am Landstrom, denn abends wird es kalt, der Heizlüfter läuft. Nur durch einen Zaun von der Rhône und einem Badesee getrennt ein richtig angenehmer Platz, also bleibe ich zwei Nächte.
Zwei Nächte, diese habe ich als Standard definiert. Wenn ein Platz nicht allzu laut, teuer oder das Wetter mies ist, dann sind zwei Nächte das Minimum. Denn so viel Zeit muss sein um die Gegend auch wirklich erkunden zu können. Egal ob Stadt oder Land, einen ganzen Tag sollte ich einem mir noch unbekannten Ort doch gewähren um miteinander bekannt zu werden.
Gesagt getan, und nicht bereut: der Lac de Naussac liegt auf 1.000m, was der kalte Wind auch eindrucksvoll belegt. Es fröstelt ein wenig, aber schön ist der hiesige Stellplatz dennoch. Für die 10 Euro bekommt man zwar noch nicht mal Strom, dafür aber Wlan. Und eine super Aussicht auf den See. Der verrückte Hund wird sauer, wenn nicht alle zwei Minuten ein Stöckchen in den eiskalten See fliegt, man kann auch wunderbar im hügeligen Umland laufen gehen. Ansonsten ist hier aber nicht viel los, die Saison ist vorbei, die Gegend menschenleer.
Les Cevennes: Bänderdehnung statt Wandertouren
Mein erstes richtiges Ziel, das ich ausgeguckt habe sind die Cevennen. Eine Gegend nach meinem Geschmack: schöne Gipfel zum hochlaufen, nette 3-6-Stunden-Touren, und im Tal wartet ein kühler Bach. OK, zum darin baden ist es einfach zu kalt, zumindest für mich. Das Hündchen sieht das freilich etwas anders.
Erster Tag, beim Rucksack packen: ich bin aus dem Auto gefallen. Und habe mir dabei den Fuß vertreten. Die Selbstdiagnose lautet auf Bänderdehnung im rechten Knöchel. Glück im Unglück, die Bänder hätten ja auch reißen können. Immer schön positiv sehen und im Campingplatzladen erstmal Rotwein und Kekse holen. Die kommenden fünf Tage nutze ich also das Wlan und arbeite etwas. Immer schön den Fuß schonen, Gassi gehen wir nur das Nötigste.
Langsam bekomme ich einen Lagerkoller, der Hund auch. Doch dann wage ich es, auch wenn es vielleicht ein paar Tage zu früh ist. Berg rauf, den Kamm entlang, Berg runter. Per Zufall endet der Wanderweg direkt am Campingplatz (nö, ich plane meine Routen nicht, laufe nach Gefühl). Der Hund beendet die Tour natürlich im Bach, und ich bin ohne weitere Verletzungen angekommen. Die nächsten Tage geht es also wieder auf Tour, zu Fuß. Mit Sonnencreme und Mütze im Gepäck, denn die Sonne ist hier noch richtig stark. Allerdings nur kleinere Touren mit max. 4h, denn mein Knöchel ist nicht voll belastbar. Also bleibe ich noch ein wenig, denn mit einem nicht richtig nutzbaren Knöchel brauche ich auch nicht in die Pyrenäen fahren.
Les Cevennes: Belle vue, belle Rotwein, bellende Hunde.
Der Campingplatz Chantemerle (liegt bei Florac) ist eine Erwähnung wert. Eher kleiner, und in der Nebensaison naturgemäß leer, hat er bis Anfang November geöffnet. Sauber, warme Duschen, nette deutschsprachige Chefin die Tipps für Ausflüge und Wandertouren gibt, Baguette-Bestellservice, gutes Wlan an der Rezeption, direkt an der jungen Tarn (das ist ein Fluss) gelegen, mit kleinem Restaurant. Wandertouren kannst du direkt ab dem Campingplatz oder nach kurzer Autofahrt starten. Das Publikum ist europäisch: paar Franzosen, Engländer, Holländer, Deutsche. Jeder Zweite hat einen Hund dabei, manche auch zwei. Und günstig ist er auch noch, also bleibe ich gerne noch ein paar Tage.
Nett immer wieder auch diese französische Dörfer. Es gibt Käse, Marmeladen und mehr zu kaufen, und in fast jedem Haus wohnt ein Hund, manchmal auch zwei. Gestern habe ich am Rande des Dorfes Rast gemacht, zwei Jogger mit Hund kamen vorbei. Fünf Minuten später hat man gehört, dass die drei durchs Dorf getrabt sind: Alle fünf Sekunden hat ein neuer Hund mit bellen anfangen. 10 Sekunden lang, dann wars wieder gut.
Kleine Schmankerl
Ich pflege beim Einkaufen in nicht-heimischen Gefilden ein Ritual: Beim Einkauf im Supermarkt kaufe ich jedesmal mindestens eine Sache, die neu für mich ist – und im Idealfall eine regionale Spezialität. Eigentlich würde ich das ja gerne auf dem Wochenmarkt machen, aber die verpass ich irgendwie immer 😉 Ob Casino, Carrefour oder Intermarché, die gängigen Supermärkte in Südfrankreich haben alle „Produits Regionaux“ (schreibt man da so? egal.) . Dazu gehören grundsätzlich Käse und Wurst, aber auch Joghurt, Rotwein, Marmelade … Was hier nun mal wächst und mäh macht. Also die örtliche Saucisson Sec auszuprobieren ist jetzt keine wirkliche Herausforderung, die Wurst schmeckt eigentlich in allen Regionen Südfrankreichs ähnlich. Interessanter sind hier Marmeladen, Eintöpfe, Suppen, Terrinen …
Meine Empfehlung des Tages: Marmelade „Figues + Noix“ (Feige und Walnuss)
Da weiß ich jetzt ehrlich gesagt noch nicht einmal ob das eine regionale Spezialität ist. Aber schmecken tut es höllisch gut.