Warum steht man im portugiesischen Sommer besser hübsch an einem Seeufer rum? Richtig, damit man jederzeit reinhüpfen und sich abkühlen kann. Blöd nur, wenn es viel zu kalt dafür ist.
Ja, wir habens voll drauf. Sind extra wieder von der Küste ins Land reingefahren, weil uns „zu kalt“ noch viel weniger gefällt als „zu heiß“. Und was ist? Der Heizlüfter läuft unterm Tisch, wir haben lange Hosen und Pulli an. Der Wind pfeift über den See, vor lauter Wolken sieht man keine Sonne und so sind wir einigermaßen unglücklich. Der Wechsel des Seeufers hat etwas Linderung verschafft, immerhin ist hier der Wind deutlich weniger stürmisch unterwegs. Dafür regnet es jetzt. Na super.

Andre hat als Frühaufsteher immerhin noch ein Sonnenaufgangsfoto geschossen, ehe sich das mit der Sonne vollends erledigt hat.

Eigentlich wollen wir noch weiter gen Norden, in die nordöstlichste Ecke von Portugal, da gibt es einen vielversprechenden Naturpark. Tja, den werden wir wohl so schnell nicht zu Gesicht bekommen, denn spontan entschließen wir uns, doch lieber nach Süden zu fahren. Was wir uns beide wünschen, ist ein schöner, entspannter Platz an einem schönen, entspannten Stausee. Davon gibt es in Portugal ja einige. Und doch habe ich bereits eine Ahnung, an welchem wir wohl wieder einmal landen werden. Schaun wir mal.

Heute geht es erst einmal mehr nach Osten als nach Süden. Wir steuern einen kleinen See an, den wir bereits kennen, denn hier waren wir vor knapp zwei Jahren schon einmal. Und es kommt, wie ich es mir bereits gedacht habe: an dem Platz sieht es aus, als hätte Andre vor zwei Jahren keine fünf Mülltüten voll Müll eingesammelt. Es ist alles beim Alten. Manchmal ist es schon verwunderlich. Wir sind hier mitten im Nirgendwo, hier hat es ziemlich sicher keinen Tourismus – also müssen es Einheimische sein, die ihren See zumüllen. Nicht sehr clever.

Der Tag wollte nicht besser enden als er angefangen hat, wie sich noch herausstellen sollte. Dabei ist das Plätzchen, wir haben etwas abseits vom Party-Müll-Platz eingeparkt, echt schön. Das Wasser im See ist super klar, und bis auf zwei Streuner und ein paar Angler kommt hier wohl kaum einer vorbei.

Aber.

Frisch eingeparkt entdeckt Andre ein paar Wassertropfen an einer Schraube, vorne links unter der Kabine. Da gehört aber kein Wasser hin! Die weitere Recherche ergibt, dass es leider tatsächlich aus dem Kabinenboden kommt. Wie ungünstig. Weitere Recherchen ergeben, dass es nicht aus unserem Wassersystem kommt. Noch ungünstiger. Es kommt also von dem gestrigen Regentag. Eine Rundumkontrolle verrät, es gibt nur eine Stelle, die dafür ursächlich sein kann. Direkt darüber auf dem Dach, an der Schräge, ist der Lack gerissen, genau an der Fuge. Da muss das Wasser reingezogen sein.

Problem erkannt, Andre macht sich direkt an die Problemlösung.

Altes Zeug raus und gut Sikaflex ran, und die Stelle ist wieder gut.

Das zeigt uns, dass bei so einem Individual-Bau immer auch was schief gehen kann. Wir sind mit der Kabine super zufrieden, sie ist echt gut gebaut, aber das ist vermutlich ein kleiner Konstruktionsfehler. Überall ist die Kabine gründlichst verklebt und verfugt, aber an der Schräge gibt es eine Schwachstelle, so dass das Wasser an der Fuge rein konnte. Die wir zum Glück frühzeitig erkannt haben, ein einziger Tag Nieselregen hat sicher keinen bleibenden Schaden hinterlassen. Und wir sind jetzt sensibilisiert, dass wir ab und an mal eine Sichtkontrolle machen …

Erstmal Abendessen machen. Ich mache das Licht in der Küche an, und was sehe ich da? Die Milben sind wieder da. Ein paar Tage hohe Luftfeuchtigkeit, und da sind sie wieder, unsere lieben Freunde. Zum Glück nicht allzu viele, und nach rund acht Wochen wollte das Kompostklo ohnehin mal wieder neu angesetzt werden, also warum nicht einfach heute. Die Ursache war, dass wir letztes Mal dieses Kieselgur nicht reingemacht haben. Bewusst, um zu schauen, ob es auch so geht. Und schau an: solange es trocken ist, kein Problem. Doch sobald die Luftfeuchtigkeit kommt, werden die Viecher flügge. Hatten wir ja zuletzt im März, wo es so viel geregnet hat. Wieder was gelernt.

Ach, und da hätten wir ja noch das kleine Schmeißfliegenproblemchen. Bisher haben wir diese nervigen Teile ja nirgends in Portugal gehabt, und wer hätte es an diesem schönen Tag gedacht? Die Türe am Abend nicht zeitig genug zu gemacht, und die ersten Tausend ziehen direkt mal ein. Und deshalb, liebe Freunde, hat man einen guten Staubsauger im Wohnmobil. Für die ersten Fünfhundert. Um die nächsten Fünfhundert kümmert sich im Laufe des Abends der Mückengrill. Es knallt jetzt fast im Sekundentakt. Jetzt wäre es auch am Abend nicht mehr so kalt, und wir haben die Fenster offen. Blöd nur, dass die Schmeißfliegenviecher kleiner sind als die Löchlein in den Moskito-Rollos. Also Licht aus, und zumindest die meisten Fenster besser zumachen.

War sonst noch was? Ach ja, im Steak war eine fette Sehne. Und der geschenkte Rotwein wurde aus gutem Grund weiter verschenkt, da kannste auch gleich Essig trinken. Den kippen wir besser nicht pur hinters Womo, da stirbt sonst ja alles ab. Ich halte mich jetzt lieber für den Rest des Abends an Netflix. In der heutigen Episode wollen ein paar irre Köpfe die Welt retten, was kann da schon schiefgehen.

Nach der zweiten Nacht wollen wir weiter. Es dämmert gerade, da fallen wir aus den Betten – denn es fängt zu regnen an. Und wir wollen hier rausfahren, ohne die Wiese dabei umzugraben. Also fahren wir JETZT. Nun bin ich früh morgens nicht die leistungsfähigste Person auf Erden, aber ich funktioniere halbwegs. Und wir schaffen es auch ohne Schäden raus, stellen uns zwei Kilometer weiter auf den Parkplatz vom Friedhof am Dorfrand. Erstmal Kaffee.

Wir haben ja schon so eine Idee, wo wir hin wollen. Aber heute nicht, vielleicht morgen.

Doch ist es irgendwie schon so, dass die Luft bei dieser Sommertour etwas raus ist. Irgendwie ist immer irgendwas, und irgendwie hatten wir einfach schon geilere Sommer. Ja, ich weiß, das Jammern auf allerhöchstem Niveau, andere reisen in diesen Zeiten gar nicht, oder drängeln sich mit tausend anderen Campern an irgendeinem deutschen See. Aber das hilft mir persönlich ja auch nicht weiter, bin gerade halt etwas mäkelig. Also irgendwie ist das Wetter doof – Wind, Regen, Nebel, und das im portugiesischen Sommer! Oder aber das Gegenteil, es ist so trocken, dass allerhöchste Waldbrandstufe ausgerufen wird, und man sich an einigen Orten nicht mehr in der Natur aufhalten darf. Oder es ist zu viel los, weil die Portugiesen gerade Urlaub im eigenen Land machen. Oder es hat kein Internet, obwohl wir direkt neben dem Funkmasten stehen.

Aber all das ist es eigentlich nicht. Es fehlt ein bisschen das Entspannte und der Spaß am Reisen. Die Sommerfeste, die man in Portugal automatisch findet, Beim Durchs-Land-Tingeln. Das Chatten mit den Einheimischen beim Bummeln durch Städtchen und Dörfchen. Machen wir gerade irgendwie nicht, denn mit Maske ist mein Portugiesisch halt noch schlechter, und ich verstehe mein Gegenüber kaum. Alles läuft, aber vieles auf Halbmast. Im Restaurant gibt es keine Karte oder keinen Nachtisch, weil sie zu wenig Gäste haben, das würde nicht lohnen. Also obwohl es hier in Portugal sehr entspannt ist zu reisen, so richtiges Sommerfeeling mag bei mir nicht wirklich aufkommen.

So, genug gejammert, wo waren wir? Ach ja, heute fahren wir nach Süden. Das Wetterproblem sollte doch zu lösen sein, ehe der Sommer rum ist?

Auf dem Weg finden wir sowas wie einen alten Schiefersteinbruch. Also ich kann nur vermuten, dass sie hier Schiefer abgebaut haben, denn davon liegt hier einiges rum. Es gibt verlassene Gebäude, einen überfluteten Tunnel / Stollen in dem Tauben leben, und sie haben den Fluss wohl sogar mal umgeleitet gehabt, um an das Zeugs zu kommen.

Wir haben einen kleinen See ausgemacht, den wollen wir ansteuern. Ist auch wirklich nett, ein schön angelegtes Seeufer und so. Aber es ist Naturpark, und es ist schräg, und es hat wieder diesen ekligen Wind. Also parken wir relativ lieblos an der Staumauer und nahe der Straße, ist ja nur für eine Nacht. Und ab sofort sehen wir alles wieder etwas positiver, bitteschön: Dank dem Mistwetter ist kaum einer unterwegs – bei Badewetter ist hier sicherlich mehr los.

Am nächsten Morgen ist der Wind weg. Er hat leider vergessen die Wolken mitzunehmen, und so machen wir uns weiter auf den Weg nach Süden. Heute wird ein längerer Fahrtag, zumindest für unsere Verhältnisse. 150 Kilometer, wohooo!

Es geht aber, denn heute fahren wir hauptsächlich Autobahn. Bei den ganzen Kurven in den letzten Tagen war mir doch etwas flau im Magen …

Wir sind wieder im Centro, und zwar im Osten, nahe der spanischen Grenze. Na, was ist noch im Centro? Richtig, die Quinta Prazera. Und nein, sie ist nicht unser Ziel – aber wir kommen quasi dran vorbei. Zeit, um meine Neugierde zu befriedigen: Wie sieht es da aus? Hat irgendwas von dem Grünzeugs, das ich da vor unserer Losfahrt angepflanzt habe, überlebt? Hat die Quelle noch Wasser? Ach, was soll’s. Wir schauen kurz nach. Parken den Laster außerhalb am Straßenrand und fahren mit dem Quad rein. Quasi ein Express-Heimatbesuch.

Das Grundstück ist wohl erhalten und pfurztrocken. Sehr erfreulich, dass der Palmengarten an unserem Stellplatz überlebt hat.

Und sogar die Blumen am pfurztrockenen Blumenhang leben noch. Wirklich erstaunlich.

Seit wir unterwegs sind hat es genau einmal etwas geregnet, und das war gestern. Wir schauen aber noch zur Quelle, und nein, ganz leer gelaufen ist sie nicht, aber sehr viel Wasser kommt da auch nicht mehr raus. Die Badewanne ist leer, das Wasser sickert an den undichten Stellen heraus, aber die Tonne ist voll.

Das ist schonmal gut, denn das bedeutet, dass die Solar-Bewässerungs-Pumpe nicht gestorben ist. Sie haben wir ja am Tag unserer Abreise installiert, auf dass sie zweimal am Tag die Pflanzen im Hochbeet tröpfchenweise mit Wasser versorgt. Hat wohl geklappt: Baum, Erdbeeren, Süßkartoffel – fast alles hat überlebt!

Richtig spannend wird es aber an dem Wassergraben, den ich ebenfalls kurz vor der Abreise fertig gemacht und bepflanzt habe. Alles, was überleben sollte, dort einfach in den Boden gesteckt.

Holla die Faldfee, hier ist es aber grün! Tatsächlich sind auch hier so ziemlich alle Pflanzen gewachsen – und teilweise wirklich wie sonstwas. Alles wuchert, natürlich auch das Gras und etwas Unkraut, man kann kaum erkennen, was wo wächst und zu wem gehört.

Wenn eine Zucchini zwei Kilos wiegt, ist sie dann groß oder nicht? Die Setzlinge habe ich vor gut zwei Monaten gekauft. Ist ja verrückt. Vor allem sind alle Pflanzen was geworden! Ich hatte mit 50% Ausfall kalkuliert und deshalb ein paar Zucchinis und Melonen mehr angepflanzt. Verdammt, das sollte doch nur ein Test werden! Jetzt haben wir kurz mal über 10 Kilos Monsterzucchinis geerntet. Naja, eigentlich mehr, denn auch nachdem wir die zwei größten Exemplare verschenkt haben, sind es irgendwie immer noch 10 Kilos.

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Ja. Es ist wirklich ALLES gewachsen. Basilikum und Salat blühen auch schon aus, Melonen und Zucchini sind gigantisch geworden. Die Zucchini freilich schon wieder zu groß. Aber bei der ersten Ernte zählt ja nicht das Geschmackserlebnis, sondern wie groß die Beute ist, oder? Auf Qualität statt Quantität schauen wir dann einfach beim nächsten Mal. Sogar Andre ist jetzt angetan von meinen gärtnerischen Aktivitäten. Wenn das so einfach geht, einfach nur Sonne und Wasser, da lässt sich doch was draus machen? Ja, da geht noch was. Ich hab ja noch nichtmal Kompost oder sowas benutzt …

Der Abstecher zur Quinta Prazera war nur der Neugierde geschuldet. Denn natürlich ist es jetzt wieder „zu heiß“. Also nicht für uns persönlich, sondern um irgendwo zu stehen, wo es keinen See gibt. Und für körperliche Arbeit ist es ohnehin zu heiß. Und ich denke, dass man Gartengeräte derzeit auch noch nicht benutzen darf. Hinzu kommt, dass die Quelle nur noch mager Wasser bringt. Also verschieben wir den nächsten Aufenthalt auf der Quinta Prazera wie geplant auf den Herbst. Jetzt fahren wir erstmal an einen See.

An den See, an dem wir bereits öfters für mehrere Wochen waren, allerdings immer erst im September. Jetzt haben wir August, und es sind noch Sommerferien in Portugal. Wir erwarten Menschenmassen, die die heißen Tage wie wir gerne am Wasser verbringen. Naja, Menschenmassen ist jetzt vielleicht übertrieben. Aber es hat schon einige Besucher. Ist aber auch schön hier.

Undenkbar, so einen schönen Ort in Deutschland zu finden, oder? Oder wie voll wäre so ein See wohl in Deutschland? Hier fahren die Leute gemütlich mit dem Auto ans Seeufer. Manche packen ihre Schwimminseln, Jetskies oder Sonnensegel aus. Hunde und Kinder rennen frei rum, es wird geangelt und gebadet. Zwischendurch kommen ein paar Löschflugzeuge vorbei. Nicht, weil es brennt, sondern weil sie Übungsflüge absolvieren, inklusive Wasserlandung und Wasserstart. Damit nichts passiert, kommt auch die GNR angefahren und die Jetskis müssen kurzfristig am Ufer bleiben.

Ja, hier können wir es wohl aushalten. Es ist „zu warm“, also genau so, wie wir es mögen 😀

Wir gehen mit den deutschen Nachbarn Essen, verköstigen diverse Sorten an portugiesischem Alkohol, der See sorgt tagsüber für Abkühlung, und auch nachts kann man noch gut reinspringen. Max schafft es, die Nachbarshündin, die sonst wirklich nie mit anderen Hunden spielt, zum Spielen zu animieren. Der Anfang ist gemacht, nun kann Ziva ihr zeigen, wie man richtig dolle rumtobt. Andre geht quaddeln, ich fange wieder das Portugiesisch lernen an …

Und schau an, da ist es wieder, das Sommerfeeling.

Das war’s für heute, danke für die Aufmerksamkeit. Ich geh jetzt mal ein paar Zucchini-Rezepte googeln …

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