Man mag es kaum glauben, aber wir sind wieder im Reisemodus. Denn nach fünfeinhalb Wochen fand unser Dasein am Bambusbach ein jähes Ende. Aber lest selbst …


Noch zwei Wochen am Bambusbach

Nachdem die vier Wochen an einem Fleck fast voll sind, machen wir uns langsam Gedanken darüber, wo es als nächstes hingehen soll. Wir bleiben an der Algarve, soviel ist klar, aber wohin? Soll die Tour uns linksrum oder rechtsrum führen? Durch das Hinterland oder die Küste entlang? Wir sind uns nicht uneinig, dafür aber unschlüssig.

Und dann kommt der Regen. Das Wetter, das sich keiner, der mit dem Wohnmobil unterwegs ist, so wirklich wünscht. Endlich Regen – nie hätte ich gedacht, dass es soweit kommen würde. Dass ich mich über den Regen freue. Doch der Winter war bisher einfach zu trocken, Bäche, Seen und Brunnen – sie alle sind leer, und das obwohl sich die Regenzeit Ende Februar fast schon dem Ende neigt.

Und wenn es regnet, dann richtig. Was ja super ist. In Starkregenschauern prasselt das Wasser aufs Dach, es ist so laut, man kann sich kaum unterhalten. Also gut, es ist schon Mittag, Zeit um ins Bad zu gehen. Und was ist? Unser Wasser ist alle. Draußen haben sich in kürzester Zeit großräumige Pfützen rund ums Wohnmobil gebildet, und wir sitzen auf dem Trockenen. Läuft.

Wenn wir ohnehin los müssen, wäre das nicht ein guter Zeitpunkt für einen Standortwechsel? Ne, so wirklich wollen wir hier nicht weg. Denn ich will miterleben, wie im Bambusbach wieder Wasser fließt. So eine kleine Flutwelle wäre doch was Feines. Also satteln wir das große Pferd (Vario) und lassen das Pony (Ducato) auf der Wiese stehen. Es geht nach Messines, wo wir Wasser tanken und einkaufen. Dann noch ein spontaner Abstecher nach Paderne, wo Bekannte ein undichtes Dach beklagen, was bei dem Wetter natürlich etwas unpraktisch ist. Andre flickt es in einer Regenpause, ehe es wieder zurück an den Bach geht. Wir sind wieder voll ausgestattet, und hier bleiben wir, bis das Wetter sich beruhigt hat. Denn einen Vorteil hat unser Plätzchen im Tal: es hat kaum Wind.

Zwischendurch machen wir einen weiteren Ausflug nach Loulé, zum Shoppen. Outlet Center, Shopping Mall, Pizzeria, Baumarkt, Lidl – und schwupps sind fünf Stunden rum.

Am nächsten Morgen ist alles wie gehabt. Es regnet etwas, aber nicht viel. Das grau-regnerische Wetter zollt seinen ersten Tribut: der Schlafrytmus ist voll am Arsch. Die Schlafenszeit hat sich auf zwei Stunden nach hinten verschoben, wir kommen teilweise nicht vor drei Uhr ins Bett. Dementsprechend schlecht komme ich am Morgen aus der Kiste. Es ist 10 Uhr, als ich mich auf ins Bad mache. Wie ich eine halbe Stunde später am Laptop sitze, werde ich stutzig: was höre ich da, rauscht da was? Ein Blick aus dem Küchenfenster bestätigt: tatsächlich, da ist Wasser im Bach, und das nicht wenig! Verdammt, wir haben wohl die Flutwelle verpasst.

Und der Bach hat direkt Hochwasser. Die nächsten Tage regnet es nur wenig, so dass der Wasserstand kontinuierlich abnimmt, bis nur noch ein Rinnsal zwischen den Steinen an der Bachdurchfahrt fließt. Na, das war es wohl schon wieder …

Wir verbringen die Tage mit arbeiten, Gassigehen, was man halt so macht. Zwischendurch kommen immer wieder Einheimische mit dem Auto angefahren, um sich das Spektakel anzusehen. Auch einige Quads, Jeeps und Motorräder kommen vorbei – doch sie alle drehen wieder ab, die Bachdurchfahrt ist ihnen wohl doch zu heikel.

Auch besuchen wir nochmal unser Lieblingsrestaurant, wohl wissend, dass es wohl das letzte Mal sein wird, wir uns demnächst auf die Socken machen. Nicht wissend, dass unsere Tage am Bambusbach schneller gezählt sind als gedacht.


Die Ära Bambusbach nimmt ein jähes Ende

Und dann kommt die nächste Flutwelle. Der Bambusbach schwillt in kürzester Zeit zu einem reißenden Fluss an – man kann am Ufer stehen und dabei zusehen, wie das Wasser immer weiter steigt. Der Wasserfall ist zur Stromschnelle geworden, und durch die Bachdurchfahrt fährt jetzt sicher keiner mehr.

Andre hat sich ein paar Tage zuvor mit einem älteren portugiesischen Paar unterhalten. Sie meinten, dass die Wiese, auf der wir stehen, durchaus überflutet werden kann. Okay, das halten wir jetzt nicht mehr für ganz so abwegig. Zwar hat es noch einen Meter zwischen uns und dem Bach. Aber was, wenn das Wasser über Nacht kommt? Ehe wir mit einem mulmigen Gefühl stehen bleiben, entschließen wir uns, auf unser Bauchgefühl zu hören – und fahren weiter.

15 Minuten später geht es los. Naja, zumindest ein bisschen. Denn Ducatolein findet auf der nassen Wiese keinen Halt. Auf der Ebene geht es noch, doch den kleinen Anstieg hoch ist es einfach zu schmierig. Ich versuche noch, etwas weiter links zu fahren, doch schaffe es nicht genug Anlauf zu nehmen. Andre ist der bessere und erfahrene Autofahrer, also versucht er es weiter – und schafft es im dritten Anlauf. Jetzt aber ist die Wiese natürlich schön präpariert, der Vario wird es nicht leicht haben.

Und tatsächlich kommt er wenige Meter vor der geteerten Straße zum Stehen, nichts geht mehr. Besser noch, er rutscht etwas nach rechts weg, ist manövrierunfähig. Noch ein Stück rechts, dann kommen die großen Steine, und hinter ihm steht ein Baum. Schöner Mist. Ich warte vorne an der Straße im Ducato und staune nicht schlecht, als Andre das Abschleppseil auspackt. Ducatolein soll den Vario ziehen, bergauf??? Ducatolein ist super, aber das dürfte doch etwas sehr optimistisch sein?

Wir brauchen drei Anläufe, dann hat es doch geklappt. Wir werfen ein paar Euros für die stinkende Kupplung des Ducatos und für die Bambusbachgedächtnisschramme am Vario in die imaginäre Spardose. Jetzt aber weg von hier, ab nach São Brás de Aportel! Unser Zwischenziel, zum einzukaufen und Wäsche zu waschen. Kaum sind wir aus dem Tal draußen, markiert ein Erdrutsch die Ortseinfahrt. Die ohnehin enge Straße wird noch enger. Ducatolein passt gut durch, der Vario bekommt noch ein paar Euros mehr in die Spardose.

Jetzt wird es aber Zeit, dass wir weiter kommen. Denn ich habe da ein Problem: ich brauche eine Brille zum Autofahren, kann meine aber nicht finden – habe sie wohl verloren. Und mit der Sonnenbrille sollte man nachts einfach nicht fahren, das kommt nicht so gut. Als wir mit Wäsche waschen und Einkaufen fertig sind, ist es aber dunkel. Also das erste Mal seit zwei Jahren die Kontaktlinsen rein. Ich weine, aber nur ein bisschen.
Wir fahren das auserkorene Plätzchen an, das am Ende einer Schotterpiste liegt. Und nur an diesem Ende kann man stehen. Es regnet, und es ist der einzige Teil des gesamten Weges, der total matschig ist. Aber weiter kommen wir heute Abend einfach nicht, denn der unbefestigte Weg der von dort abgeht ist uns bei dieser feuchten Wetterlage einfach zu heikel. Manche Dinge braucht man nur einmal am Tag …


Irgendwo bei São Brás de Aportel

Der neue Tag bricht an, der Regen macht eine Pause, und wir ziehen ein paar hundert Meter um. Ein nettes Plätzchen mit Aussicht, neben einer Ruine. Hier ist es nett, man kann die Hunde laufen lassen, ein paar nette Gassirunden drehen. Das Wetter ist immer noch recht launisch, und so sitzen wir es einfach aus und bleiben ein paar Tage. Dank grandiosem Internet bekommen wir auch einiges weggearbeitet.

Umso länger man an einem Platz stehen bleibt, desto länger wird so ein Fahrtag – auch, wenn es gerademal zehn Kilometer Luftlinie bis zum nächsten Ziel sind. Aber irgendwie häufen sich dann die Dinge, die es zu erledigen gibt. Immerhin sind wir zu zweit, und so können wir uns aufteilen: Andre fährt nach dem Gastanken (nach ziemlich genau einem Jahr ist unser Gastank ratzeputze leer) noch zum Wassertanken – das letzte Mal ist ja schon wieder über zwei Wochen her. Da die erste VE kein Wasser hat, sucht er einen Stellplatz auf und bekommt dort was. Ich statte unterdessen erst dem Lidl und dann noch dem Intermarché in São Brás de Alportel einen Besuch ab. Denn nebst Nahrungsmitteln brauchen wir auch dringend Holzbriketts. Kühlschrank, Holz, Wasser und Gas – erst alles leer, jetzt alles voll. Geht doch.


Der Hügel von Moncarapacho

Wo wir dann hingefahren sind, da möchtest du eventuell nicht hin – auch, wenn die Aussicht ganz toll ist. Du fährst ein überlanges Wohnmobil, oder gar ein Gespann? Lass es bleiben. Schon alleine, weil der letzte Kilometer auf den Hügel eher was für Kleinwagen ist. Es gibt hier oben auch genau einen Platz wo man schön stehen kann – schön schräg vor allem. Eines ist schonmal sicher: heute Nacht fällt ganz sicher keiner aus dem Bett, denn wir hängen mit der Schnauze nach vorne.

Das Witzige ist ja: wir stehen zwischen lauter Satellitenanlagen, Radaranlagen und Funkmasten. Also quasi direkt unterm MEO – Funkmasten. Haben derzeit aber nur NOS und Vodafone aktiv, deshalb nur mittelmäßiges Internet. Irgendwas ist ja immer.

Die Nacht war trotz (oder gerade wegen?) all der intra- und extraterristischen Strahlen ruhig, sie endete aber recht früh. Denn zum Morgengrauen weckt mich Andre, meint, wir müssten demnächst los. Alleine der Umstand, dass dies noch nie vorgekommen ist, lässt mich stutzig werden und macht wach. Okay, draußen sieht es nach Weltuntergang aus, der Nebel ist dicht, und es windet ziemlich. Es sind Böen bis zu 100km/h angesagt, da muss man nicht unbedingt auf dem Berg stehen.

Schade eigentlich, wir wollten eigentlich noch ein paar schöne Fotos machen, denn die Aussicht ist bei klarem Wetter wirklich grandios, und die Wolken haben uns den gestrigen Sonnenuntergang vermasselt. Und in der Nacht war es mir einfach zu kalt um nochmal rauszugehen. Dabei ist der Blick zur Küste gerade nachts einfach der Hammer – abertausende Lichter, soweit das Auge sieht.

Aber immerhin ein paar Bilder konnten wir am Nachmittag noch machen:


Tavira

Tavira steht schon lange auf meiner Liste, und da wir uns dort unten weniger Wind versprechen und heute auch noch Samstag ist, machen wir uns auf – von 411 Meter runter auf geschätzte 10 Meter über dem Meeresspiegel. Das Schöne am frühen Samstagmorgen ist, dass es quasi keinen Verkehr gibt – und man auch schön illegal durch die eigentlich gesperrten Baustellen fahren kann.

Unser Ziel ist die Markthalle von Tavira. Die man eigentlich super entspannt anfahren kann. Außer, man lässt sich von Here navigieren. Dann fährt man drei Extrarunden, bekommt die Altstadt mit seinen engen Gassen zu sehen, gefolgt von ein paar noch engeren Gassen. Die Gassen werden übrigens kaum breiter, folgt man der Beschilderung. Spaß ohne Ende. Mit einem großen Wohnmobil würde ich wirklich nicht durchs Dorf gurken wollen.

Dort angekommen entdeckt Andre gleich ein graues Wohnmobil, das ihm irgendwie bekannt vorkommt. Und tatsächlich, ein Freund von uns steht auch hier. Und dann ist es auch noch dem Max sein Lieblingsmensch! Fast wäre es soweit gekommen, und wir hätten Max in die Tüte atmen lassen müssen, er hat sich kaum mehr eingekriegt. Es wird aber noch besser: es gibt Maultaschen, frisch eingeflogen aus Deutschland! Schwäbische Maultaschen und portugiesischer Nachtisch – das beste aus zwei Ländern 😀 Und das gibt es jetzt auch gleich, sobald ich diesen Artikel veröffentlicht habe werden Maultaschen, Zwiebeln und Käse in der Pfanne vereint.

Ansonsten stehen wir hier nun und hoffen, dass sich das Wetter langsam wieder abregt. Wind und Regen sind etwas sehr aufdringlich, und langsam haben wir auch keine Lust mehr auf dieses Herbstwetter. Was freuen wir uns auf den Sommer. Frühling, das wäre für’s Erste mal ein guter Anfang. Mal sehen, ob das die nächsten Tage was wird – dann gibt es im nächsten Reiseblogpost Bilder aus Tavira.


Was ich die letzten drei Wochen lernen durfte:

  1. Laugenbrötchen backen
    Die liebe Doreen hat ein Rezept für Laugenbrötchen auf ihrem Blog kochen-und-backen-im-wohnmobil.de Also habe ich statt eines Brotes einfach mal wieder etwas Laugengebäck gebacken. Optisch sind sie nur so mittel geworden, geschmacklich aber top!
  2. Wenn der PC-Lüfter ständig am Lüften ist
    Wenn der Laptop am Rödeln ist, und sich sogar abschaltet, weil es ihm zu heiß wird, dann sollte man vielleicht mal schauen, ob der Lüfter überhaupt noch Luft bekommt. Und schau an, plötzlich läuft die Kiste wieder.
  3. Portugiesisch
    Nach einer etwas sehr faulen Phase habe ich mich wieder dran gemacht, und lerne immerhin jeden zweiten Tag einige Minuten portugiesisch. Ist nicht viel, aber besser als nichts. Ich merke direkt, wie sehr es sich lohnt dranzubleiben. Insbesondere beim geschriebenen Wort verstehe ich schon so einiges. Bei einfacheren Themen auch genug, um mir den Rest zusammen zu reimen können. Mehr zum Thema portugiesisch lernen auf portugalismo.de

Übriggebliebene Bilder, die auch ganz hübsch sind:

Himbeer-Serradura-Bola-Bolacha à la Tanja:

Versteinerung:

Gruppenkuscheln: Max und Tizon in seltener Harmonie.

Karamellbach: Langzeitbelichtung des Bambusbachs bei Hochwasser

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