Wirklich weit gereist bin ich die letzten Wochen zuerst nicht, meist nur kurze Strecken gefahren und auch zweimal im Kreis herum, doch jetzt bin ich erst einmal an der Algarve. Oder besser gesagt mittendrin. Aber dazu später mehr. Erstmal wie gewohnt einige generelle Eindrücke …

Multikulti in Portugal: Begegnungen, auch die der Dritten Art.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie ich touristische und einheimische Begegnungen einordnen soll. Bin heute (es ist übrigens Weihnachten, guten Rutsch auch gleich) erst seit einigen Tagen an der Algarve. Bisher erscheint es mir, dass hier einfach zu viele Touristen unterwegs sind, Wohnmobile ohne Ende. Gerade in den Küstenstädten ist es schon recht voll, wobei sich aber auch hier immer wieder necke Ecken auftun. Doch bisher hatte ich hier unten kaum Einheimischen-Kontakt, weiter im Norden ist man öfters mal mit welchen ins Gespräch gekommen. Ist aber noch zu früh für eine genauere Analyse, zumal ich die letzten Tage auch krank war, schauen wir in einem Monat einfach nochmal drauf.

Interessante Begegnungen hatte ich zwischen Lissabon und Sines, inklusive dem Hinterland. Da ist die junge Portugiesin am Strandparkplatz, die sich gerade selbständig macht, mit einem interessanten Projekt, wir haben stundenlang geplaudert.

Da war das junge Pärchen, ein anderer Strandparkplatz, das am späten Nachmittag eigentlich nur kurz etwas Tabak bei mir schnorren wollte. Zum Sonnenaufgang waren sie immer noch da. Zwischendurch hat er mal ein paar Fische aus dem Meer geholt, die kamen direkt auf den Grill.

Oder das nette deutsche, ältere Pärchen mit netter Hündin, sie wohnen einen Teil des Jahres in Portugal, haben mich zum Kaffee bei sich eingeladen. Ein sehr netter Nachmittag, mit lecker Kuchen für mich und dem besten Leckerli aller Zeiten für Tizon.

Sage und schreibe EINE alleinreisende Frau habe ich unterwegs getroffen, eine Britin. Auf einem Campingplatz in Küstennähe, wohin ich mich wegen Schlechtwetter zurückgezogen habe. Ob ich sie davon überzeugen konnte, dass die schönsten Plätze zum Stehen die wilden sind? Ich weiß nicht, ob sie sich getraut hat.

Der portugiesische Ziegenmann war ein Fall für sich: am Nachmittag kam er rüber zu uns, nachdem er schon die anderen am Roxo-Stausee vollgequatscht hatte. Ich ahnte nichts Böses. Doch als ihm klar wurde, dass ich alleine reise, hat er seine Chance gewittert. Gut, er sprach jetzt kein Wort Englisch, aber so viel habe ich verstanden: Er wollte Schnackeln, und hätte gerne mit Milch und Käse bezahlt. Da hab ich irgendwie nicht angebissen, und so hätte er dann doch noch einen Hunderter rausgerückt. Habe nein gesagt, ihn ein bisschen ausgelacht (btw, der war mindestens 70 oder so), ihm einen schönen guten Tag gewünscht. Und er lehnte einfach an meinem Auto. Ich würde sagen, er hat was an den Augen. Diese Zwinkerei kann nicht gesund sein. Und woanders hat es ihn wohl öfters mal gejuckt … Mir sind so schöne deutsche Sprüche eingefallen – ob er Augentropfen braucht, oder Frontline … Also mache ich das Auto zu, schnappe mir den Hund, gehe Gassi. 15 Minuten später bin ich zurück, er hat sich jetzt vors Auto auf einen Stein gesetzt. Jetzt wissen wir es: ich kann innerhalb 1 Minute einpacken und abfahren. Ein Typ der Kategorie total harmlos, aber total nervig.

Die eher durchwachsenen, aber immerhin kurzen Begegnungen waren mit deutschen Reisenden auf Stellplätzen – kann man nicht anderes sagen. Da ist der deutsche Stellplatznachbar, der noch nicht einmal ein Hallo rausgebracht hat. Egal, seine Hündin war weitaus kommunikativer. Er dann auch, zumindest gegenüber seinem Reisekumpel, man hat sich nämlich über den Platz hinweg etwas lauter unterhalten. Heute gab’s wohl Pizza Margherita, morgen probiert er mal die Pizza Salami aus.

Dann gibt’s da ja wohl noch dieses Kastensystem unter den Wohnmobilfahrern. Und mit einem Kastenwagen, auch noch selbst ausgebaut und dreckig ohne Ende, stehst du da wohl ganz unten in der Hierarchie. Ob das wirklich so ist, ich weiß es nicht. Aber wenn, dann ist das wohl eher ein deutsches Gehabe. Ob es die Briten mit ihrem Luxusliner sind, die mich auf einen Umtrunk eingeladen haben (6 Leute und 3 Hunde passen da locker rein), oder die Franzosen, die grundsätzlich sehr herzlich und gut drauf sind (vor allem, wenn man sie mit Bonjour begrüßt), oder die Schweizer mit ihren stets schicken Womos – auch Holländer und Deutsche trifft man hier einige, und irgendwie abweisend waren sie bisher nicht. Kann durchaus daran liegen, dass die Neugier obsiegt, allein reisende Frau und so. Und Tizon macht den Rest klar: „Oh, this is an adorable old dog!“.

Tizon: mit manchem portugiesischen Rüden auf Kriegsfuß

In Sines, wir stehen direkt am Strand, mit Blick auf das Meer und die großen Containerschiffe, die vor der Küste ankern. Der Strandhund war etwas frech und dominant, beim Strandspaziergang hatten wir die erste richtige deutsch-portugiesische Klopperei. Die ging über drei Runden, inklusive Verfolgungsjagd über den Strand – meiner kam  nach 2 Minuten wieder zurück. Da hinten gab es wohl nochmal Kloppe, das war meinem dann wohl doch zu heiß – mit mehreren Hunden legt er sich glücklicherweise nicht an. Drei Runden, und es ist kein Blut geflossen. Also mal wieder alles nur Show. Eine Standpauke gab’s trotzdem.

Meine Lieblingsplätze in den letzten 3 Wochen

Das wird jetzt schwierig, eigentlich hätte ich bestimmt 10 tolle Plätze. Meine Route führte mich von der Westküste ins Hinterland, zurück zur Küste und wieder ins Hinterland, dann zur Südküste – und stehe jetzt wieder über die Feiertage im Hinterland. An den Küsten gibt es tolle Strände und nette kleine Städtchen, im Hinterland ist etwas hügeliger und ruhig, es hat lauter nette Stauseen.

  • Ilha do PessegueiroIrgendwo südlich von Porto Covo:
    Wenn der offizielle Stellplatz von Porto Covo schon im Vorbeifahren gruselig (groß, sandig und voll) erscheint, fährt man am besten gleich vorbei. Und einfach noch ein Stückchen die Küste entlang. Ohne Navi, ohne Karte, einfach auf gut Glück. Da tut sich dann ein netter Platz auf, oben auf den Klippen, dazu ein erstklassiger Strand. Also stehe ich 2 Tage am Fort de Passedeiro, mit Blick auf gleichnamige Insel, direkt überm Strand auf den Klippen. Mit einem netten Restaurant in der Nähe zum Käffchen trinken. 4 Autos, 5 Pferde und 3 Hunde kamen zwischendurch vorbei. Und auch mal ein, zwei andere Wohnmobile, die diese sehr holprige Anfahrt wohl auch nicht scheuten. Ich gewöhne mich so langsam an diese Pisten, findet man an deren Ende doch meist ein hübsches Plätzchen.
  • Barragem do AradeBeim Barragem do Arade:
    Ein nettes, ruhiges Plätzchen in den Bergen, nahe Silves im Herzen der Algarve. Herrlich, wenn du morgens einfach die Hecktüren aufmachst und in der Sonne einfach noch ‘ne Runde weiterpennst. Oder Emails beantwortest. Bis die große Jagdgesellschaft anrückt: 30 Mann, alle Hundert Meter haben sie einen vom Pickup gelassen, der sich dann mit rotem Kappi und Schießgewehr am Wege positioniert hat. Kurz bevor sie die 20, schon recht aufgeregten, Hunde rausgelassen haben bin ich losgedüst. Dabei bin ich fast nicht aus den Federn gekommen: am Tag zuvor gab‘s die Gassirunde des Todes. Zwar nur fünf Kilometer, aber ich habe mich natürlich wieder verlaufen, und auf dem letzten Kilometer war ein heftiges Stück mit bestimmt 30% Steigung dabei. Stockfinster haben wir es noch zurück geschafft, aber die Waden waren erstmal hinüber.
  • Zwischen den Büschen versteckt am Praia Grande.Praia Grande bei Armacao de Pera:
    Am eigentlichen Strandparkplatz war ein „Wohnwagen verboten“ – Schild, also habe ich erstmal mit dem Hund die Gegend erkundet. Strand und Dünen sind super, und ein Blick hinter die Dünen ergab: hier kannst du stehen. 3 Meter hohe Büsche, dazwischen kann man schön versteckt stehen. Falls doch mal die Gendarmerie hinten an der Straße vorbeifährt sieht sie mich nicht. Es hat 25 Grad, alle 3 Stunden gehen wir an den Strand vor, dazwischen bisschen arbeiten und paar Sachen am Auto richten. Es gibt hier erstaunlich viele Tiere: Mäuse, Hasen, Vögel – und Hunde, die Hasen hinterher jagen. Meiner war nach dem dritten erblickten Hasen dann auch im Jagdmodus, durfte also an die Schleppleine. Plötzlich saust ein Schäferhund direkt an uns vorbei, einem Hasen hinterher. Hat wohl nicht gesehen, dass die Futterbox noch draußen stand. Das Buffet war angerichtet. Ach ja, ist wohl ein lokaler Sextreff hier. Radfahrer und Autos fahren teils seeeehr langsam vorbei. Ein paar Interessierte hat der Hund verbellt, der andere hat mein Kopfschütteln verstanden und akzeptiert, ansonsten ist es wunderbar ruhig. Ich war nur ein paar Kilometer an einem anderen schönen Platz, dem Praia da Marinha. Davon gibt es weiter unten paar Bilder.
  • Stellplatz in Silves:
    Ein Stellplatz am Fluss, der allerdings recht voll war, besiedelt mit Deutschen, Engländern und Holländern, und dann auch noch die Handmusik vom Platznachbarn … Aber: In 5 Minuten kannst du zu Fuß in die Stadt, die wirklich nett ist. Und nebenan ist ein super Schwimmbad, mit Whirlpool, Sauna und Dampfgrotte. Und um uns herum das städtische Freizeitareal, schön zum Spazieren. Über Nacht bin ich dann zwar doch nicht geblieben, war mir einfach zu voll. Werde aber wiederkommen und das Städtchen noch genauer inspizieren.
  • Campingplatz bei Armacao de Pera:
    Für 5,20€ bekommst du: super Duschen, Ver-Entsorgung, anständiges Wlan, kleine Poollandschaft, und die übliche Infrastruktur. Wama + Trockner haben sie auch, der Hund ist gratis, die Leute super nett, alles ist sehr weitläufig und nicht überlaufen. Die Straße ist tagsüber bisschen lauter. Der perfekte Platz für einen Regen-Wasch-Arbeitstag. Und zum Staunen, wie sich manche Urlauber hier häuslich eingerichtet haben. Stehen teilweise wohl länger hier – mit Gartenzaun, Pavillon, Auslegeware … Wem’s gefällt.

Arbeiten unterwegs: Jahresendsaison macht Stress.

Zwischendurch war erst für ein paar Tage das Internet weg, dann der Surfstick kaputt. Also musste ich in großer Hektik einen kleinen, teuren, mobilen Router kaufen. Wehe, das Ding hat einen Sim-Lock drin. Momentan arbeite ich an tausend Baustellen, ist also wie immer im Dezember recht stressig. Und diese neu aufgesetzte, episch lange Todo-Liste nervt mich jetzt schon.

Also stehe ich schon mal 2-3 Tage hinter den Dünen oder auf dem Berg, um in Ruhe arbeiten zu können. Rumfahren, Plätzchen suchen, Stadt und/oder Umgebung erkunden, einkaufen, Käffchen trinken – das raubt alles etwas Zeit, und Schwupps ist ein halber Tag rum. Bis zum Jahreswechsel muss ich noch einiges wegarbeiten, denn ab Januar sollen neue Projekte starten. Also, unterwegs sind es doch irgendwie die gleichen Probleme wie zuhause. Nur mit dem Unterschied, dass ich hier Weihnachten schön ruhig auf einem Berg stehe, so richtig in der Wildnis und in der Sonne, zusammen mit zwei anderen deutschen Alleinfahrern. Und solange es windstill ist, habe ich gute Chancen, dass auch meine Mittelohrentzündung die nächsten Tage abklingt.

Coming Next: Tizon kriegt die Eier ab.

Ein alter Hund mit Prostata-Problemen, war ja klar, dass diese sich jetzt manifestieren. Deshalb waren wir in der Klinik, die Google-Diagnose bestätigen lassen und einen Termin für die Kastration ausmachen. Mag sein, dass der volle Checkup etwas zu übervorsichtig ist, kann aber auch nicht schaden. Also 90 Euro investiert, was recht günstig ist – für Untersuchung, Langzeit-EKG, Röntgen und Bluttest. Dann noch weitere 60 Euro ausgegeben, dass der Herr sich hier im Süden nichts einfängt. Leishmaniose und Herzwürmer sind hierzulande wohl das größte Problem. Brauchen wir beides nicht, also wird Vorsorge getroffen. Operiert wird er dann erst nach Weihnachten, denn sein Herz war nicht sauber (eine ältere Sache), er muss gerade noch ein paar Medikamente schlucken. Langsam hat das Hündchen mehr Pillen im Schrank als ich. Und wir müssen nochmal zurück gen Norden für diesen Termin. Dann bin ich gespannt: Im Idealfall ist nicht nur mit der blöden Prostata Ruhe, sondern auch das Rumgezanke mit den anderen unkastrierten Rüden. Meine Hoffnung hält sich zwar in Grenzen, stirbt aber zuallerletzt.

Und hier kommen sie, die letzten Bilder mit dem Tizon, solange er noch ein „ganzer Kerl“ ist. Und ein paar Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, ich lerne gerade (mal wieder) meine Spiegelreflexkamera zu bedienen. Langsam blicke ich durch. Über meine Fortschritte beim Portugiesisch lernen hingegen reden wir bitte nicht.

Praia Grande, morgens um halb acht. Früher Vogel ... Bäh.
Praia Grande, morgens um halb acht. Früher Vogel … Bäh.
Sonnenuntergang bei Sines. Näher am Meer parken geht nicht.
Sonnenuntergang bei Sines. Näher am Meer parken geht nicht.
Frühsport mit Tizon: mal schauen wie lange das Spielzeug hält.
Frühsport mit Tizon: mal schauen wie lange das Spielzeug hält.
Felsenküste am Praia da Marinha: Ich glaub die starren mich an.
Felsenküste am Praia da Marinha: Ich glaub die starren mich an.
Historische, begehbare Kupfermine von Lousal: Der See hat rotes Wasser.
Historische, begehbare Kupfermine von Lousal: Der See hat rotes Wasser.
Federvieh.
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